Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
Vorrede.
Xi!!
und Völker mit Unruhe, Sorgen und Gefahren bedrohen-
des Ereigniß und ein vielfacher Kampf der verschiedensten
Interessen darzustellen ist, Einiges von den Standpunkte
des Volkes aus, für das er dreißig Jahr hindurch gewirkt,
dem er weder geschmeichelt, noch aber auch Gerechtigkeit
im Urthei! versagt zu haben hofft, hinzuzufügen. Ist
auch sein eigentlicher Berufskreis klein, so gibt es ja wohl
in unfern Tagen, wenn man nur Augen und Ohren nicht
verschließen will, allenthalben mehr als zu viel Zu sehen,
zu hören und zu lesen, daß man selbst im stillen Dörfchen
kein Fremdling in der Zeitgeschichte bleiben kann. Ob
schon der Vers, auf seiner Lebensrcise auch auf manchen
Stein des Anstoßes getroffen, von Jugend auf in den
Schul - und Univerfitatsjahren mit Dürftigkeit zu kämpfen
gehabt, so daß ziemlich die erste Halste seines Lebens reich
an mancherlei Entbehrungen, wenn auch nicht arm an
Freuden war; ob ihm gleich durch eine wunderliche Ver-
kettung der Umstände ohne seine Schuld nur eine einmalige
nicht eben frühe Anstellung auf einer nur mittelmäßigen
Patronatstelle zu Theil geworden ist, wo er zwar nie
ängstliche Bekümmernisse, jedoch auch sein Theilchen von
Sorgen hatte, und man ihn wenigstens in dieser Bezie-
hung nicht gerade ein Schooßkind des Glücks nennen wird,
so kann er doch in seinem 66sten Lebensjahre kein unbe-
dingter Lobredner der sogenannten alten guten Zeit seyn,
und sein Zeitalter nicht so gerade zu verdammen, wie es viele
seiner Zeitgenossen thun. Er hat auf seiner oft sehr schwie-
rigen Wanderschaft so viele gute Menschen gefunden, die
ihm die Hand boten, wenn er wankte; in seinen Lehrern
zugleich so viele Wohlthäter (unter welchen der verewigte
Brendel in Eisenberg oben an steht); als Fremdling unter
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Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
D r. Martin Luther. 109
tcnberg Berufen*). Er lehrte anfangs Philosophie,' izbg
wurde er Professor der Theologie. Staupitz forderte ihn auch
auf zum Predigen, und er fand sowohl auf dem acadcmi-
schen Lehrstuhl als auf der Kanzel großen Beifall; er nahm
endlich auch von dem Rathe der Stadt, doch erst nach
langer Weigerung, eine Predigersielle an. Indem ec in den
Grundsprachen der Bibel und in den Kirchenvätern immer
sortstudirte, in Vorlesungen und Predigten davon einen
trefflichen Verbrauch machte, so sammelten sich sehr bald
Schaaren von Zuhörern um ihn; man ahnete, daß daschri-
sienthum noch etwas Anderes sey, als was man bisher dafür
ausgegeben hatte, und vr.mettcrstadt, der Leibarzt des Kur-
fürsten, sagte schon jetzt: „Dieser Augustinermönch wird
einmal alle Doktoren irre machen, eine neue Lehre aufbrin-
gen und die ganze Kirche verbessern, denn er leget sich auf
der Propheten und Apostel Schrift und stehet auf Christi
Wort, welches Niemand mit aller Weisheit und Klügelei
umstoßen kann. Im I. i5io schickte ihn Staupitz in Ange-
legenheiten des Augustinerordens nach Rom. Luther stutzte
schon, als er unterwegs Mönche antraf, die gegen die Klo-
sterregeln am Freitage Fleisch aßen; er tadelte sie; dafür
wollten sie den strengen Mann ermorden und kaum entging
er ihren Nachstellungen. Aber wie wunderte sich der treuher-
zige Klosterbruder, als er Rom mit feinen Verderbnissen sähe,
das er in der Ferne als den Sitz der christlichen Frömmigkeit
verehrt hatte. Sein Eifer und seine hohe Andacht bei dem
Messelesen wurde verlacht; andre lasen eine Mandel, ehe er
eine vollendet hatte, wobei diejenigen, die ihm beistanden,
immer riefen: Macht, macht! Hurtig, hurtig! Da, wo
er speisete, hörte er die leichtfertigsten Reden und die schreck-
*) Sachsen war zwischen den zwei Linien getheilt, der Ernestkni-
schen , welche die Kurwürde mit dem Kurkreise, worin Wittenberg die
Hauptstadt war, etwas in Meißen, einen größer» Antheilin Thürin-
gen mit Weimar, Gotha, Eisenach, Coburg mit Altenburg besaß, und
■— der Albertinischen, Herzoglichen, welche den vornehmsten Thekl
von Meißen, darunter Dresden, so wie Leipzig, auch etwas in Thü-
ringen hatte.
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
Hess«'’
158 Der s chmalkaldische Krieg.
Städte. Man hatte ein Heer von <ov,ooomann beisam-
men, wodurch man, wäre es geschickt zur rechten Zeit ge-
braucht worden, sich wohl Religionsfreiheit hätte erkämpfen
können. Aber die beiden Häupter, Johann Friedrich, ein
guter Fürst, persönlich tapfer, aber kein Feldherr, und der
lebhaftere Philipp von Hessen konnten sich nicht über den
Hauptplan vereinigen und ließen darüber den Kaiser seine
Macht verstärken. Sie gingen nun zwar dem feindlichen
Heere bis an die Donau entgegen; allein da der Kurfürst
erfuhr, daß sein Vetter Herzog Moritz von Sachsen, der
Sohn des verstorbenen Herzogs Heinrich, ein junger, leb-
hafter Fürst, der zwar der Reformation ergeben, aber auch
vom Ehrgeiz beseelt war, welchen er bei dem thätigen Kaiser
mehr als bei seinem Vetter Johann Friedrich, an dessen stil-
lem Hofe er erzogen war, befriedigen zu können hoffte, und
daher auf Karls V. Seite trat, die Reichsacht vollziehen
sollte, und in sein Land eingefallen wäre, so war er darüber
ganz bestürzt und eilte zurück. Moritz mußte zwar weichen,
aber mehre Bundesgenossen der Protestanten fielen ab, als
der Kaiser immer mehr an die Elbe vorrückte. Der Kurfürst,
wohl nicht von lauter treuen Räthen umgeben, hielt sich noch
für sicher bei Mühlberg jenseit der Elbe; er wartete einen
Gottesdienst ab, als unterdessen ein Bauer aus Rache, daß
ihm ein paar Pferde waren genommen worden, dem kaiser-
lichen Anführer, Herzog von Alba, eine sichere Stelle zum
Uebergange zeigte. Nun kam es auf der Lochauer Haide bei
Mühlberg zu einer Schlacht, ehe noch der Kurfürst gerüstet
war. Er vertheidigte sich tapfer, wurde aber au dem linken
Backen verwundet, und ergab sich einem feindlichen Offizier,
der ihn zu dem Herzog von Alba, einem eifrigen, gefühllosen
Katholiken brachte, und dieser führte ihn zu dem Kaiser.
Der kriegerische Schmuck des Kurfürsten war mit Blut und
Staube bedeckt; demütbig nahte sich der Besiegte dem Kaiser
und sprach mit gesenktem Blicke: Allergnädigster Kaiser —
Ha! fiel der Kaiser ihm ins Wort, „bin ich nun ein gnädig-
ster Kaiser und nicht mehr Karl von Gent, wie Ihr mich
sonst genannt habt?" Eine Wache von rohen Spaniern führte
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
Die Reformation in andern Ländern. 177
alte Verfolgungsgeist; man zerstörte ihre Kirchen und Schu-
len^ verbot den Uebertritt zu ihrer Kirche, erklärte sie für
unwürdig zu weltlichen Aemtern, die Weiber sogar für un-
werkh zu Hebammendiensten. Die unehelichen Kinder sollten
alle der römischen Kirche gehören; bei den sterbenden Hugo-
nottcn durften die Katholiken alle Mittel zur Bekehrung an-
wenden; die Resormirten sollten bei ihrerarbeit keinen Psalm
und kein Lied singen u. s. w. Nun ging man noch weiter,
legte den Hugenotten neue Abgaben auf, schickte katholische
Priester ins Haus, welche in der einen Hand ein Kreuz, in
der andern einen Geldbeutel hatten, um damit zu verführen.
Dann schickte man sogar Dragoner zu ihnen, ließ die Hauser
plündern, die Maaren wegnehmen, denn auf den Rcichthum
der Ketzer war cs besonders abgesehen; prügelte unbarmher-
zig auf Greise und rief: In die Messe, oder schlagt die Hunde
todr. Man hing Männer und Weiber im Rauche auf bis
zum Ersticken, riß ihnen die Haare aus, quälte sie im Wasser
und Feuer oder mit betäubenden Getränken, oder durch Ste-
chen und Martern, daß sie viele Nachte nicht schlafen konn-
ten, so sehr, bis sie endlich versprachen sich zu bekehren; die
resormirten Prediger wurden eingesperrt oder hingcrichtet.
Kurz, man glaubt in die Zeit eines Nero versetzt zu feyn,
wenn man liefet, was Christen von Mitchristen zu erdulden
hatten. Die eifrig katholische Christine von Schweden sagte
selbst von diesen gestiefelten Aposteln, sie waren geschickter
todkzuschlagen, zu rauben und Schandthaten zu verüben,
als zu bekehren. Das geschah unter einem Volke, welches
auch damals schon das gebildetste seyn wollte, und allerdings
durch Sprachkenner, Geschichtschreiber, Naturforscher und
andre Gelehrte und große Künstler vielen Ruhm erlangte;
besonders war Paris und der königliche Hof dadurch mit
einem Glanze umgeben, welcher viele Ausländer dahin zog.
Aber auch damals schon verschlang Paris mit seiner Pracht,
und der eitle, ehrgeizige Ludwig Xiv., der zwar ein Heinrich
Iv. seyn wollte, aber ohne dessen Geist und Gcmüth zu
haben, mit seiner unersättlichen Kriegslust und durch Ver-
schwendungen an seine Geliebten, so wie die Prinzen und
12
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Extrahierte Personennamen: Hauser Christine_von_Schweden Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Heinrich
Iv Heinrich
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
I
Mönche und Nonnen. 75
selbst dadurch ein Verdienst erworben zu haben vermeinten.
Diese Entfernung von der Welt führte zu tausend höchst
sonderbaren Einfallen und Uebungen, die an Verrücktheit
gränzten. So lebte Benedikt in seiner Jugend drei Jahre
in einer Höhle, war mit einem Felle bedeckt und sähe so ver-
wildert aus, daß man ihn für ein reißendes Thier ansah;
hernach galt er für einen Heiligen und stiftete ein Kloster
mit den strengsten Forderungen. Sein Schüler Columbanus
trieb cs in seinen Vorschriften für Bußübungen noch weiter.
Wer vergäße das Amen zu den Tischgebeten zu setzen, sollte
sechs Peitschenhiebe haben; wer bei dem Anfänge eines Lie-
des hustete, oder wer den Kelch mit den Zahnen berührte,
eben so viel. Simon der Stylite oder Saulenstcher brachte
den größten. Theil seiner Zeit auf einer Säule stehend zu,
hielt da Reden und bückte sich dazu unaufhörlich bis auf die
Füße, einst i?44mal hinter einander. An großen Festen
stand er bisweilen die ganze Nacht mit ausgestreckten Armen.
Er hatte dabei einen langen Bart und trug ein Kalbfell,
welches ihm bis auf die Füße ging. Er starb 461, und seine
Anhänger hießen Styliten. Dergleichen Sclbstpeiniger, die
sich die Thierfelle von Leibe faulen und sich von Ungeziefer
fast verzehren ließen, gab es viele. Seit 1260 sähe man in
Italien und Deutschland Gesellschaften von Flagellanten
herum schwärmen, welche sich geißelten und zerfleischten,
endlich gar die Geißelung als Bluttaufe für ein Sakrament
ausgaben, in verschiedenen Ländern den größten Unfug an-
richtcten, so daß endlich die weltliche Macht eingreifen muß-
te, und der Papst sich genöthigt sähe, diese Tollhäusler für
Ketzer zu- erklären und zu bestrafen. Es gab dergleichen
Thoren freilich in allen Ständen; z. B. vornehme Herren
und Frauen ließen sich von ihren Beichtvätern bis aufs Blut
geißeln; dann aber lebten sie wieder lange Zeit nach ihrem
Gelüsten.
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
Die Herrnhuter oder die Brndergemerne. 229
dem Collegium, das die Aufsicht auf die Kasse und die äußere
Ordnung hat, und mit einigen Ausschußpersonen die große
Helferkonfcrenz, und bei außerordentlichen Fallen versammelt
sich ein Gemeinderath. Sie haben Bischöffc, welche die Pre-
diger ordiniren und die kirchlichen Angelegenheiten besorgen:
Presbyteren, welche als Missionare versendet werden, und
diese haben Diakonen zu Gehülfen; Diakonissinnen sorgen
für das weibliche Gefchlccht. Das Direktorium führt die
Unitatsältcstcnkonfcrenz, welche aus den Bischöffen und Ael«
testen besteht, aber einer besondern Synode, so wie der Ge-
meine verantwortlich ist. Es befindet sich jetzt in Herrnhut,
und an dasselbe wenden sich alle Brüder und erhalten daher
ihre Anweisungen: auch belehrt cs durch ein Wochenblatt
und jährliche Berichte die ganze Gesellschaft von dem Zustande
der verschiedncn Gemeinen.
Ihre Andachtsübungen sind zahlreich, aber feierlich;
jeden Vormittag ist in einem freundlichen Saale eine Ver-
sammlung für Kinder, Abends 7 llhr eine Gemeintstunde,
unr 9 Uhr Singstunde. Sonntags ist in der Kirche Predigt,
und alle vier Wochen werden die Nachrichten von den Gemei-
nen vorgelcftn, so wie sie auch gewöhnlich nach vier Wochen
die Abendmahlsfeier rührend begehen, au welcher dann alle,
die dazu fähig sind, Theik nehmen. Ihr Gesang ist unge-
mein schön. Den ernsten Schritt von der Erde suchen sie sich
durch die Verschönerung ihrer Todtonäcker, welche lieblichen
Gärten ähnlich sind, und durch ihre ganze Vorstcllungsart
von dem Tode zu erleichtern; sie nennen ihn ein Entschlum-
mern, ein Heimgehen zum Vater, und betrachten die Heim-
gegangenen als Mitglieder der himmlischen Gemeine. Darum
klagen und trauern sie auch nicht. Ist ein Mitglied gestorben,
so wird ein Lied mit Posaunen vom Thurm geblasen und der
Verstorbene wird unter Posannenschall in einem hellangestri-
chenen Sarge in die Gruft getragen. Ihrer Erziehung, welche
frühzeitig fromme Gefühle weckt und belebt, ihren strengen
Verboten der Karten - und Würfelspiele, die nicht einmal in
Wirthshäusern gefunden werden, des Tanzes, den sie für
die guten Sitten gefährlich halten, ihrer Aufsicht über jedes
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Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
236 Die Jubelfeste der Protestanten.
thet werden konnten, sondern der Stadtrath konnte auch am
dritten Feiertage 36o Brote 720 Semmeln und 291 Gaben
an Gelde vertheilen. Auf gelehrten Schulen in deir Städten
fanden noch andre Feierlichkeiten Statt, .hier und da die
ganze Woche hindurch durch Musik und Reden von Lehrern
und Schülern. Vorzüglich zeichneten sich aber die protestan-
tischen Universitäten aus, besonders auch in Sachsen. Cs
wurden gelehrte Abhandlungen geschrieben und öffentlich ver-
theidiget, feierliche Aufzüge gehalten, und die Doktorwürde
an gelehrte Männer ertheilt. In Leipzig waren in der Pau-
linerkirche Altäre und Emporkirchen roth bekleidet; im Chor
der Kirche war ein Monument errichtet. Alle Universitäts-
lehrer, viele königliche und fürstliche Räthe, die Geistlichen,
zogen unter Begleitung einer großen Menge Volks hinein;
drei Musikchöre eröffneten die Feierlichkeit, es wurde ein
lateinisches Gedicht abgelcfen, und mit dem Gesang: Herr
Gott dich loben wir, unter Trompeten und Paukenschall ge-
schlossen. In Wittenberg waren früh 5 Uhr die Thürme an
den Stadtkirchen mit 100 Lichtern erleuchtet, und von den
Schülern wurde unter Trompeten und Paükenschall gesungen.
Um 4 Uhr wurde mit allen Glocken geläutet. Dann zogen
die Universitätslehrer aus dem ehemaligen Augustinerkloster,
und die Theologen aus Luthers Zelle in die Schloßkirche, wo
die Jubelpredigt gehalten wurde, und von da in die Stadt-
kirche, wo wieder festlicher Gottesdienst und das heilige
Abendmahl gehalten wurde, woran die Mitglieder der Pro-
zession Theil nahmen.
Ein Consistorialrath Cyprian in Gotha hat von diesen
Feierlichkeiten ein sehr großes Werk gesammelt.
Im Jahr 1817 hatte sich freilich unser Vaterland von
den Beschwerden des Kriegs, der durch greuelvolle Verwü-
stungen, ungeheure Forderungen und noch lange fortdauernde
Durchmärsche erschöpfte, wozu auch 1815 und i816 eine
drückende Thcurung kam, noch lange nicht erholt. Aber
dennoch war allenthalben ein lobenswerthcr Wetteifer zu
bemerken, wenigstens nach seinen Kräften in seinergemeinde
etwas für die Feier des Jubelfestes zu geben und zu vcran-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
02 Noch verschiedene Ursachen und Folgen
der Erde vertilget werden; mögen sich alle Elemente gegen
ihn verschwören; mögen seine Kinder in die Hände seiner
Feinde gerathen und unter den Augen des Vaters gemartert
werden"!!! Eosprach der erste Lehrer der Religion, welche
gebietet: „Segnet und fluchet nicht". Dazu belegte er das
Land mit dem Interdikt oder großen Bannflüche. Da hörte
aller Gottesdienst auf, die Kirchen wurden verschlossen, keine
Glocken wurden gelautet, keine Sacramente verwaltet, keine
Ehe eingcsegnet, die Leichen wurden in ungewcihte Erde ge-
scharrt, selbst das Bartscheercn und Grüßen war untersagt,
um alles in Trauergestalt zu versetzen. Man kann sich leicht
denken, was dieß für einen Eindruck in den Zeiten des Aber-
glaubens machen mußte. Auch Ludwigs Unterthancn zit-
terten; die Kurfürsten oder die Fürsten, die jetzt allein den
Kaiser wählten, thaten zwar einen Schritt, sich mit ihrem
Kaiser von dem Papste frei zu machen, aber sie setzten es
nicht durch und kaum konnte sich Ludwig gegen seinen Gcgen-
kaiser erhalten. Das war aus dem Vischoff von Rom ge-
worden !
§. 16.
Noch verschiedene Ursachen und Folgen der päpst-
lichen Herrschaft.
Ist cs zu verwundern, daß das Christenthum kaum noch
kenntlich war, daß, da an seinen Hauptzweck, die Menschen
zu erleuchten und zu bessern, so wenig gedacht, so wenig für
ihn gcthan wurde, Unwissenheit und Aberglaube mit ihren
verderblichen Folgen überhandnahmen, Lehren, Meinungen
und Gebrauche zum Vorschein kamen, welche das Christen-
thum nicht kennt? Wir wollen nur einige erwähnen:
Das Zeichen des Kreuzes kann eine sehr heilsame Erin-
nerung an den Gekreuzigten geben; aber es war schon Miß-
brauch, daß Constantinus solche Kreuze überall an öffentli-
chen Orten und in Pallasten aufstcllte und es dadurch gemein
machte. Aber da nun seine Mutter Helena das Kreuz, wo-
ran Jesus gestorben seyn sollte, gefunden haben wollte,
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Unterthancn Ludwigs Ludwig Ludwig Constantinus Helena
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
Inquisition.
79
dcscultur um das I. 700 daselbst gestiftet hatten, Muhame-
dancr. Der König und seine Gemahlin Jsabella stellten nun
einen Gencralgroßinquisitor an, der 200 Gchülscn und 5o
Reiter im Dienste hatte, und bald waren alle Gefängnisse
angefüllt, und die schrecklichsten Hinrichtungen angeordnet;
von i4o2 — 1520 sind über 4ooo Menschen verbrannt wor-
den. Tausende gaben sich aus Angst selbst an, konnten aber
nicht allemal dem lebenslänglichen Gefängniß entgehen, oder
waren doch ehrlos. Die Hinrichtungen, die man Auto da
fe', Glaubenshandlungen, nannte, waren aufs schauerlichste
eingerichtet, und wurden gewöhnlich an einem Sonntage ge-
halten. Früh rief die Glocke dazu. Der Verdammte ging
barfuß, mit einer spitzigen Mütze auf dem Kopfe und in dem
Sanbenito, einem safranfarbigen Bußkleide, das ein Kreuz
auf der Brust und auf dem Rücken hatte und mit Teufcls-
larven bemalt war. Die Dominikaner zogen mit der Fahne
der Inquisition voran; ihnen folgten die Reuigen, welchen
nur Buße aufgelegt war, gewöhnlich auch in einem solchen,
etwas weniger bemalten Bußgewande; dann die Verurthcil-
ten. In Sargen trug man nun die Bildnisse der Entflohe-
nen und die Gebeine von schon Verbrannten; die Särge
waren schwarz mit Flannncn und Teufeln bemalt. Prie-
ster und Mönche schlossen den Zug, der durch die Hauptstra-
ßen in eine Kirche ging, wo nach einer Predigt das Urtheil
verkündiget wurde, und wobei die Verdammten eine ausge-
löschte Wachskerze halten mußten. Der Inquisitor gab ihnen
daun einen Schlag auf die Brust und die weltliche Obrigkeit
vollzog nun die Hinrichtung, wobei gewöhnlich zahllose Zu-
schauer waren. Spanien hat dadurch sehr viele edle, nütz-
liche Menschen verloren, und empfindet noch die Folgen die-
ses schrecklichen Glaubcnsgerichts. Man kann mit Recht
diese Mönche als eine wichtige Armee des Papstes und als
eine seiner Hauptstützen betrachten; aber sie haben ihm doch
sein Grab bereiten helfen.
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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— 89 —
Iv. Stufe.
Wie fiel die Macht Napoleons? Wie ist seine Würde gefallen? Was geschieht oft Leuten, die nach Würde und Ansehen sehr hoch steigen wollen? Wer kann also sehr tief fallen? Sprichwort: „Wer hoch steigt, fällt tief." Welch schlimme Eigenschaft zeigt uns jener, der mit dem Seinen nicht genug hat? (unzufrieden). Wie sollen wir hingegen sein? Wie fühlt sich der Zufriedene? (glücklich). Welches Sprichwort kannst du ableiten? „Wer zufrieden ist, ist glücklich.
V. Stufe.
a) Im Dienste des sittlichen Unterrichtes: Erzählung Nr. 79. Oberklassenlesebuch S. 73. „Die drei Holzhacker."
Wie zeigte jeder seine Unzufriedenheit? (jeder wollte das Geld haben). Wie brachte ihnen die Unzufriedenheit nur Unglück? (jeden getötet).
b) Im Dienste des geschichtlichen Unterrichtes:
1.Wie Napoleon in seinen Knabenjahren nur einerlei Spielsachen hatte. Sein Spielzeug bestand nur aus hölzernen Soldaten und Spielwaffen.
2. Wie die große Unerschrockenheit Napoleons wich und er sehr furchtsam wurde. In St. Helena schreckte er zusammen, wenn er Tritte vor seiner Türe hörte, wenn er eine Türe knacken hörte rc.
3. Ein Fluchtversuch von St. Helena war unmöglich. Ein englisches Schiff umfuhr Tag und Nacht die Insel. Aller Verkehr war abgeschlossen.
c) Im Dienste des Lesens: Nr. 79. Die drei Holzhacker. Nr. 165. Paris.
33. Der russische Seldzug.
Lehrmittel: Rückzug des napoleonifchen Heeres aus Rußland 1812 (v. Engleder).
I. Stufe.
An welches Reich grenzt Preußen im Osten? Was kannst du von der Größe dieses Reiches sagen? Wie wollte Napoleon Rußland bestrafen, da es ihm nicht möglich war, die Russen zu besiegen? Ob wohl Napoleon doch einen Krieg mit Rußland wagte?
Ii. Stufe.
1. Erzählung: Der russische Kaiser merkte nicht auf das Verbot Napoleons, von England Waren einzuführen. Die englischen Schiffe fuhren in den russischen Häfen aus und ein. Das ärgerte Napoleon sehr. Er wollte Rußland zum Gehorsam zwingen. Im Jahre 1812 zog nun der französische Kaiser mit einem großen Heere — mehr als */2 Million Soldaten — gegen Rußland. Der Weg war weit und schlecht. Die Armee mußte ungeheure Wälder, große
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Napoleons Helena Helena Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Napoleons Paris Napoleons England