480 Fuß hohen Thurine, Fabriken und Handel. — Am
27. Äug. 1870 nach mehrwöchentlicher Belagerung "und
Bombardement den Deutschen unter dem preuß. General
Werder übergeben.
Weißenburg, Städtchen an der Pfälzer Grenze;
Treffen am 4. Aug. 1870. — Unweit Wörth, Schlacht
den 6. Aug. 1870, in welcher Mac Mahon vom Kronprin-
zen von Preußen geschlagen wurde.
Schlettstadt und Breisach, Festungen.
Colmar, 24,000 Einw., Baumwollenfabriken, Ger-
bereien.
Mühlhausen, 60,000 Einw., früher freie deutsche
Reichsstadt, an der Jll, bedeutende Fabrikstadt in Wolle-
und Baumwollenwaaren.
Metz,.an der Mosel, 54,000 Einw., ehemalige freie
deutsche Reichsstadt, starke Festung. Nach mehrwöchentlicher
Einschließung durch den Prinzen Friedrich Carl von Preußen
wurde dieses für unüberwindlich gehaltene Bollwerk Frank-
reichs den 27. Okt. 1870 den Deutschen übergeben; mit
ihm capitulirte das Heer Bazaiue's. — Den 14., 16. und
18. Aug. 1870 siegreiche Schlachten bei Metz unter per-
sönlicher Leitung des Königs.
Zu Seite'57, Zeile 9 v. o.
Die Spanier haben sich in dem Prinzen Amadeus
von Italien wieder einen König erwählt.
Zu Seite 62.
Der Kirchenstaat ist seit 1870 dem Königreiche
Italien einverleibt worden.
Zu Seite 64.
Frankreich ist augenblicklich Republik und hat, nach
Abtretung von Elsaß und Deutsch-Lothringen an Deutsch-
land, noch 9550 ^Meilen und 36^ Mill. Einw.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Carl_von_Preußen Friedrich Metz Amadeus
Extrahierte Ortsnamen: Mahon Breisach Colmar Wolle- Italien Italien Frankreich Deutsch-Lothringen
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4
für's Vaterland in ihrem Beruf, können aber auch Beute
machen und der armen Eltern pflegen.
Hierauf erneuerte der Geist den Knabenhandel noch-
nials, doch das Weib würdigte ihn keiner Antwort, raffte
das Laub in den Korb, band oben darauf den kleinen
Schreier mit der Leibschnur fest, und Rübezahl wandte
sich, als wollte er fürdergehen. Weil aber die Bürde zu
schwer war, daß das Weib nicht aufkommen konnte, rief
sie ihn zurück: Ich hab euch einmal gerufen, sprach sie,
helft mir nun auch auf, und wenn ihr ein Uebriges thun
wollt, so schenkt dem Knaben, der euch gefallen, ein
Gröschel zu einem paar Semmeln; morgen kommt der
Vater heim, der wird uns Weißbrod aus Böhmen mit-
bringen. Der Geist antwortete: Aufhelfen will ich dir
wohl, aber gibst du mir den Knaben nicht, so soll er auch
keine Spende haben. Auch gut, versetzte das Weib, und
ging ihres Weges.
Je weiter sie ging, je schwerer wurde der Korb, daß
sie unter der Last schier erlag und alle zehn Schritte ver-
schnauben mußte. Das schien ihr nicht mit rechten Dingen
zuzugehen; sie wähnte, Rübezahl habe ihr einen Possen
gespielt und eine Last Steine unter das Laub practicirt;
darum setzte sie den Korb ab auf dem nächsten Rande und
stürzte ihn um. Doch es sielen eitel Laubblätter heraus
und keine Steine. Also füllte sie ihn wieder zur Hälfte
und raffte noch so viel Laub ins Vortuch, als sie darein
fassen konnte; aber bald wurde ihr die Last von Neuem zu
schwer, und sie mußte nochmals ausleeren, was die rüstige
Frau groß Wunder nahm; denn sie hatte gar oft hoch-
bebauste Graslasten heimgetragen und solche Mattigkeit noch
nie gefühlt. Deßungeachtet beschickte sie bei ihrer Heim-
kunft den Haushalt, warf den Ziegen und den jungen
Hipplein das Laub vor, gab den Kindern das Abendbrod,
brachte sie in Schlaf, betete ihren Abendsegen und schlief
flugs und fröhlich ein.
Die frühe Morgenröthe und der wache Säugling,
der mit lauter Stimme sein Frühstück heischte, weckten
das geschäftige Weib zu ihrem Tagwerk aus dem gesun-
den Schlaf. Sie ging zuerst mit dem Melkfaffe ihrer
Gewohnheit nach zum Ziegenstalle. Welch schreckenvoller
Anblick! das gute nahrhafte Hausthier, die alte Ziege,
lag da, rohhart und steif, hatte alle Viere von sich ge-
streckt und war verschieden; die Hipplein aber verdrehten
die Augen gräßlich im Kopfe, streckten die Zunge weit
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21
deren Gewährung gar leicht mißbraucht oder wenigstens
zu einer großen Versuchung werden konnte. Aber bald
überzeugte er sich, mit was für einer aufrichtigen und
redlichen Seele er es zu thun habe. Er fragte unter
andern Dingen nach dem Wenigen, was nach den dama-
ligen Anforderungen der Kirche ein Christ wissen sollte.
Der Knabe sagte seinen Glauben, sein Vaterunser nebst
einigen andern kürzeren Gebeten gut her und beantwor-
tete munter etliche Fragen aus den Evangelien. Nun
sprach der Abt: „Mein Söhnlein, du darfst alle Tage,
wenn unsere Kühe zur Tränke getrieben werden, kommen
und holen, was sie unter dem Barren liegen lassen. Und
wenn der Bruder Küchenmeister etwas übrig hat, so wird
er es dir auch mitgeben für dich und deine Mutter."
Dann segnete er den Knaben und entließ ihn froh und.
getröstet.
In der Hütte der Wittfrau hatte nun die Noth ein
Ende. Bald kam auch der warme und freundliche Früh-
ling; die Wittwe entdeckte wieder eine ergiebige Sandgrube,
und ihr Benedikt trieb als gedungenes Ziegenhirtlein die
Ziegen des Dorfes auf die hohen, luftigen Berge. In die
Kost ging er bei den einzelnen Besitzern der Ziegen der
Reihe nach. Sein Osterlamm aß er im Kloster, seinen
Psingstkuchen buk ihm die Wirthin, seinen Kirchweihschmauß
hielt er in der neuen Mühle und seinen Namenstag feierte
er wieder bei den Benediktinern.
An Unterhaltung fehlte es ihm auch auf den einsamen
Höhen nicht. Da lag der damals noch unbenützte Kalk-
schiefer so am Tage, daß es ihm leicht ward, Platten davon
herauszuheben und aus ihnen mit einem ganz kleinen Ham-
mer, den ihm noch sein verstorbener Vater gemacht hatte,
regelmäßige Vierecke zu fertigen.
Was man so unrichtiger und sündlicher Weise Zufall
nennt, führte den Knaben zu einer wichtigen Erfindung.
Benedikt legte einmal eine Schieferplatte, wie er sie aus
dem Boden gebrochen hatte, auf seinen Schooß, zeichnete
mit einer Kohle von seinem Hirtenfeuer ein Viereck darauf
und sprach dann bei sich: „Wenn ich fünfzig solche
viereckige Tafeln hätte, könnte ich meine ganze Haus-
flur damit belegen, wo jetzt die Hühner scharren, wenn
es draußen regnet." Und während er dieß dachte, klopfte
er mit seinem Hämmerlein auf dem einen schnurgera-
den Kohlenstrich sanft auf und ab. Denn er freute sich
über den hellen Klang der Platte. Aber auf einmal
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22
wurden die Hellen Töne dumpf und immer dumpfer, wie
bei einer zersprungenen Glocke, und zuletzt sprang die
Tafel gerade in der Richtung des Kohlenstrichs mitten
entzwei. Ist es da so gegangen, dachte nun Benedikt, so
kann es bei den übrigen drei Seiten ebenso gehen. Und
hämmerte auch auf den zweiten Kohlenstrich eine Weile
vorwärts und rückwärts. Sein Schluß war richtig.
Nachdem er noch einige Minuten so fortgemacht hatte,
lag eine vollkommene viereckige Platte ans seinen Knieen.
Eine zweite gelang nicht minder und so fort. Früher schon
hatte er manchmal zwei Schiefertrümmer an einander ge-
rieben, um sie zu poliren, und gefunden, daß er damit
am schnellsten zu Stande kam, wenn er vonchem Sande,
womit seine Mutter handelte, dazwischen that und Wasser
dazu nahm. Diese frühere Erfindung wandte er nun auf
seine Pflastersteine an und gewann so einige sehr schöne
Platten.
Indeß trieb er dieß Alles als eine bloße Spielerei und
sagte davon Niemand etwas, selbst seiner Mutter nicht.
Seine schönsten Tafeln verbarg er da und dort unter einem
Busch, wie etwa ein Hirtenknabe an der Donau schöne
Kiesel, die er in ihrem Bette findet, in einem hohlen Weiden-
ftamme aufhebt. Eines Abends aber, als er eingetrieben
hatte und seiner Mutter gegenüber an der Suppenschüssel
saß, erzählte sie ihm, daß sie mit Sand in Eichstädt ge-
wesen und dort dem Bischof so nahe gekommen sei, daß sie
jedes seiner Worte verstanden habe.
„Was sagte er denn?" fragte Benedikt.
„Er stand," antwortete die Wittwe, „mitten unter
den Domherren in der neuen Kirche, die er hat bauen
lassen und berathschlagte mit ihnen, mit was für Stei-
nen der Fußboden belegt werden dürfte. Der Eine rieth
dieß und der andere das, bis der hochwürdige Herr der
Unterredung damit ein Ende machte, daß er sagte: „Nun,
morgen um die elfte Stunde haben wir die fremden Stein-
metzen hierher bestellt und wollen die Proben beschauen,
die sie von allerlei Sand- und Marmelsteinen bei sich haben.
Aber wir fürchten, ein solches Pflaster möchte für unsern
bischöflichen Beutel zu theuer kommen. Wir werden uns
wohl die Backsteine gefallen lassen müssen, die am wohl-
feilsten sind."
„So, so!" versetzte Benedikt, warf seinen Löffel von
Horn in die Tischlade, wünschte seiner Mutter eine gute
Nacht und ging unter das Dach hinauf in seine Schlafstätte.
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33
„Du denkst dir wohl die Erde noch als ein Haus
der Lust,
„Mein Sohn, das ist nicht also; sei dessen früh bewußt!
„Nach Eimern zählt das Unglück, nach Tropfen zählt
das Glück;
„Ich geb' in tausend Eimern zwei Tropfen kaum zurück!"
Der König spricht's und scheidet. Der Sohn begriff
ihn nicht;
Er sieht noch rosenfarben die Welt im Maienlicht.
Zu Throne sitzt er lächelnd; beweisen will er's klar,
Wie sehr getäuscht sein Vater von düstrem Geiste war.
Und auf das Dach des Hauses, grad über seinen Saal,
Worin er schläft und sinnet und sitzt am frohen Mahl,
Läßt er ein Glöcklein hängen von hellem Silberklang/
Das läutet, wie er unten nur leise rührt den Strang.
Den aber will er rühren (so thut er's kund im Land),
So oft er sich recht glücklich in seinem Sinn empfand;
Und traun! zu wissen glaubt er's, da wird kein Tag
entflieh'n,
An dem er nicht mit Rechten das Glöcklein dürfte zieh'n.
Und Tag' um Tage heben ihr rosig Haupt empor;
Doch Abends, wenn sie's senken, trägt's einen Trauerflor.
Oft langt er nach dem Seile, das Auge klar und licht: —
Da zuckt ihm was durch's Jnn're, das Seil berührt er nicht.
Einst tritt er, voll des Glückes erhörter Freundschaft,
hin:
„Ausläuten," ruft er, „will ich's, wie hoch beglückt ich bin."
Da keucht ein Bot' ins Zimmer, der's minder spricht als
weint:
„Herr, den Du Freund geheißen, verrieth Dich wie ein
Feind!"
Einst fliegt er, voll des Glückes erhörter Lieb', herein;
„Mein Glück, mein Glück," so ruft er, „muß ausgeläutet
sein!"
Da kommt sein blasser Kanzler und murmelt bang und scheu:
„Herr, blüht denn auch dem König hienieden keine Treu?"
Der König mag's verwinden, er hat ja noch sein Land
Und einen vollen Säckel und eine mächt'ge Hand;
Er hat noch grüne Felder, noch Wiesen voll von Duft,
Und drauf den Fleiß der Menschen und drüber Gottes Luft!
Th. Lesebuch. Z
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72
Wo geht's zum frohen Alter? Sprecht,
Wo ist der Weg zu Ehr' und Nuh?
Grad vor dir hin in Mäßigkeit
Mit stillem Sinn in Pflicht und Recht.
Und führt zum Kreuzweg dich die Spur,
Und weißt du nicht den rechten Pfad,
So frage beim Gewissen an,
Es kann ja deutsch — ihm folge nur.
Wo ist der Weg zum Leichenstein?
Ach frage nicht! Geh', wo du willst;
Zur stillen Gruft im kühlen Grund
Führt jeder Weg, kannst sicher sein.
In Gottesfurcht nur wandle hier!
Das rath' ich dir, so viel ich kann.
Ein heimlich Pförtchen hat das Grab,
Und Manches zeigt es jenseits dir.
34. Tobias Witt.
Herr Tobias Witt war ans einer nur massigen Stadt
gebürtig und nie weit über die nächsten Dörfer gekom-
men. Dennoch hatte er mehr von der Welt gesehen, als
Mancher, der sein Erbtheil in Paris oder Neapel verzehrt
hat. Er erzählte gern allerhand kleine Geschichtchen,
die er sich hie und da aus eigner Erfahrung gesammelt
hatte. Poetisches Verdienst hatten sie wenig, aber desto
mehr praktisches, und das Besonderste an ihnen war,
dass ihrer je zwei und zwei zusammengehörten.
Einmal lobte ihn ein junger Bekannter, Herr Till,
seiner Klugheit wegen. — Ei, fing der alte Witt an und
schmunzelte: Wär’ ich denn wirklich so klug?
Die ganze Welt sagt’s, Herr Witt. Und weil ich
es auch gern würde — —
Je nun, wenn Er das werden will; das ist leicht.
Er muss nur fleissig Acht geben, Herr Till, wie es die
Narren machen.
Was? wie es die Narren machen?
Ja, Herr Till! Und muss es dann anders machen,
wie die.
Als zum Exempel?
Als zum Eifempel, Herr Till! So lebte dahier in
meiner Jugend ein alter Rechenmeister, ein dürres, gräm-
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TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Tobias_Witt Tobias_Witt Till Witt Till
74
Ja, Herr Flau! Wie Er’s Gesicht trägt. Ich will’s
Ihm erklären. Als da mein Nachbar zur Linken sein
Haus baute, so lag einst die ganze Strasse voll Fal-
ken und Steine und Sparren: und da kam unser Bürger-
meister gegangen, Herr Trik, damals noch ein blutjunger
Rathsherr: der rannte, mit vor sich geworfenen Armen,
ins Gelag hinein und hielt den Nacken so steif, dass die
Nase mit den Wolken so ziemlich gleich war. Plump!
lag er da, brach ein Bein, und hinkt noch heutiges Tages
davon. — Was will ich damit sagen, lieber Herr Flau? —
Ei, die alte Lehre! Du sollst die Nase nicht allzu-
hoch tragen.
Ja, sieht Er? Aber auch nicht allzu niedrig. Denn
nicht lange darnach kam noch ein Anderer gegangen,
das war der Stadtpoete, Herr Schall: der musste ent-
weder Verse oder Haussorgen im Kopfe haben; denn
er schlich ganz trübsinnig einher und guckte in den
Erdboden, als ob er hineinsinken wollte. Krach! riss
ein Seil, der Balken herunter und wie der Blitz vor
ihm nieder. Vor Schrecken fiel der arme Teufel in
Ohnmacht, ward krank und musste ganze Wochen lang
im Bette aushalten. Merkt Er nun wohl, was ich meine,
Herr Flau, wie man’s Gesicht tragen muss?
Sie meinen so hübsch in der Mitte.
Ja freilich! dass man weder zu keck in die Wolken,
noch zu scheu in den Erdboden sieht. Wenn man so
die Augen fein ruhig nach oben und unten und nach
beiden Seiten umherwirft, so kommt man in der Welt schon
vorwärts, und mit dem Unglük hass so leicht nichts zu
sagen.
Noch ein andermal besuchte den Herrn Witt ein
junger Anfänger, Herr Wills; der wollte zu einer kleinen
Speculation Geld von ihm borgen. Viel, fing er an, wird
dabei nicht herauskommen, das seh' ich vorher; aber es
rennt mir so von selbst in die Hände. Da will ich’s doch
mitnehmen.
Dieser Ton stand dem Herrn Witt gar nicht an.—
Und wie viel meint Er denn wohl, lieber Herr Wills,
dass Er braucht?
Ach nicht viel! Einekleinigkeit! Ein hundertthäler-
chen etwa.
Wenns nicht mehr ist; die will ich Ihm geben.
Recht gern! Und damit Er sieht, dass ich Ihm gut bin,
so will ich Ihm obendrein noch etwas And’res geben, das
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58
Wohlthaten, still und rein gegeben,
Sind Todte, die im Grabe leben,
Sind Blumen, die im Sturm bestehn,
Sind Sternlein, die nicht untergehn.
„Wenn man den Teufel an die Wand malt,
so kommt er." Das will sagen: Wenn man viel an das
Böse denkt und sich dasselhe in Gedanken vorstellt oder
lange davon spricht, so kommt zuletzt die Begierde zu dem
Bösen ins Herz und man thut's. Soll der böse Feind
nicht kommen, so mal' ihn nicht an die Wand! Willst
du das Böse nicht thun, so denke nicht daran, wo du gehst
und stehst, und sprich nicht davon, als wenn es etwas
Angenehmes und Lustiges wäre.
„Einmal ist Keinmal." Dieß ist das erlogenste
und schlimmste unter allen Sprichwörtern, und wer es ge-
macht hat, der war ein schlechter Rechenmeister oder ein
boshafter. Einmal ist wenigstens Einmal, und daran läßt
sich nichts abmarkten. Wer einmal gestohlen hat, der kann
sein lebelang nimmer mit Wahrheit und mit frohem Herzen
sagen: „Gott Lob, ich habe mich nie an fremdem Gute ver-
griffen," und wenn der Dieb erhascht und gehenkt wird,
dann ist Einmal nicht Keinmal. Aber das ist noch nicht
Alles, sondern man kann meistens mit Wahrheit sagen:
Einmal ist Zehnmal und Hundert- und Tausendmal. Denn
wer das Böse einmal angefangen hat, der setzt es gemeinig-
lich auch fort. Wer A gesagt hat, der sagt auch gern B,
und alsdann tritt zuletzt ein anderes Sprichwort ein, daß
der Krug so lange zum Brunnen gehe, bis er
bricht.
25. Der Nachtwächter Thomas.
Nachtwächter Thomas, als er Alters halber seinen
Dienst aufgeben mußte, bat sich's vom Bürgermeister als
eine besondere Gnade aus, daß er fortan wenigstens die
Stadtuhr aufziehen dürfe. Es sei, sagte er, ein ganz
eigenes Verdienst, den Leuten zu zeigen, woran sie sind.
Das wurde ihm denn gestattet, und er zog auch fleißig
nach dem Kirchgänge die Uhr auf und richtete sie. Es
dauerte aber nicht volle vier Wochen, als Thomas den
Bürgermeister bat, er möchte ihm den Dienst, den verdrieß-
lichen, wieder abnehmen. Man könne es, sagte er, den
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65. Zur Saatzeit.
Wir pflügen und wir streuen
Den Samen auf das Land;
Doch Wachsthum und Gedeihen
Steht in des Höchsten Hand.
Er sendet Thau und Regen
Und Sonn' und Mondenschein;
Von ihm kommt aller Segen,
Von unserm Gott allein.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn;
Drum danket ihm und hofft auf ihn.
Was nah ist und was ferne,
Von Gott kommt Alles her,
Der Strohhalm und die Sterne,
Der Sperling und das Meer.
Von ihm sind Büsch' und Blätter,
Und Korn und Obst von ihm,
Von ihm mild Frühlingswetter
Und Schnee und Ungestüm.
Alle gute Gabe rc.
Er, er macht Sonnaufgehen,
Er stellt des Mondes Lauf;
Er läßt die Winde wehen
Und thut den Himmel auf.
Er schenkt uns so viel Freude,
Er macht uns frisch und roth,
Er gibt dem Viehe Weide
Und seinen Kindern Brod.
Alle gute Gabe rc.
66. Sinnsprüche und Sprichwörter.
Nimm wahr die Zeit, sie eilet sich
Und kommt nicht wieder ewiglich.
Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
Ewig still steht die Vergangenheit.
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TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]