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1. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 131

1864 - Leipzig : Teubner
Aurelianus 270—275. Tacitus 275—276. 131 der Wüste bezeugen das Dasein der herlichen Stadt. Nun erhob sich in Ägyp- ten ein Usurpator Namens Firmus, aber wiederum wie im Fluge besiegte und tödete ihn der mächtige Kaiser. Wo dieser erschien, überall fand er Kampf, überall Sieg. Nach Gallien rief ihn geheime Botschaft von Tetricns (§ 32, 5) selbst. Sollte dieser Herschaft und Leben an sein meuterisches Heer und dessen Aufwiegler Faustinus verlieren, oder von dem siegreichen überall anerkannten Kaiser sich suchen? Als die Heere sich gegenüberstanden, floh er zu Aurelianus über und erhielt von diesem ein ehrenvolles Amt in Lucanien. Der Triumph, welcher 274 in Rom gefeiert ward, glich einem glänzenden Lichbtlick nach langem nächtlich grollendem Gewitter. 4. Ruhe war dem rastlosen Kaiser weder möglich, noch beschieden. Die Zurückscheuchung der Augusta Vindelicorum (Augsburg) belagernden Deut- schen geschah schon auf dem Marsch nach Gallien, aber neue Einfälle riefen nach der Donau. Den tiefen staatsmännischen Blick beweist, daß er, was schon Hadrianus wol noch zu frühzeitig gewollt, das nicht mehr zu schützende Dacicn aufgab. Die Einwohner H wurden in einem Teile Mösiens ange- siedelt und dieser unter dem Namen Dacia Aureliani eine besondere Provinz. Gegen die Perser die östlichen Grenzen sicher zu stellen ward nicht vergönnt. Auf dem Marsch ward Aurelianus in der Nähe von Byzantion durch eine Ver- schwörung Anfang des I. 275 meuchelmörderisch getödet. Tncitus 275—276. 5. Wenn auch Mistrauen der einflußreichsten Führer unter sich und der Soldaten gegen sie gewaltet haben mag, so bekundet es doch den durch Aure- lianus bewirkten Umschwung der Gesinnung, daß kein Feldherr die Hand nach dem Purpur auszustrecken wagte, aber auch kein Heer einen solchen zu ernen- nen. Der Senat kam plötzlich wieder zu seiner ihm längst entrissnen Ehre, in- dem ihm das Heer die Wahl des Kaisers überwies. Das Bewustsein seiner Ohnmacht bestimmte ihn abzulehnen und dreimal ward hin - und hergesandt, so daß acht Monate ohne Kaiser und doch ohne Ruhestörung vergiengen. End- lich wählte er, gab aber einen Beweis seiner politischen Unfähigkeit, indem er den 75jährigen Senator M. Claudius Tacitus') zur Übernahme der Last, welcher kaum jüngere Schultern gewachsen waren, ausersah. Es ist zu verwundern, daß ein Sieg über die Goten errungen wurde; daß dieser aber nicht des Kaisers Verdienst gewesen, beweist der Überdruß, aus welchem die Soldaten sich seiner im Apr. 276 entledigten^). Probus 276 — 282. 6. Taeitus' Bruder Florianus nahm den Thron als sein rechtmäßiges Erbe in Anspruch und fand allenthalben Anerkennung. Nur das im Orient stehende Heer rief seinen Feldherrn M. Anrelius Probus aus, aus der Gegend von Sirmium gebürtig und durch Kriegsthaten berühmt. Ehe es in Kilikien zur Schlacht kam, ward Florianus von seinen Soldaten getödet. Die 1 * 3 1) Daß römische Leute auch unter den fremden Ansiedlern zurückbliebeu, beweist augenscheinlich die Folgezeit. — 2) Er rühmte sich ein Nachkomme des großen Ge- schichtschreibers zu sein, befahl deshalb auch dessen Werke in allen Bibliotheken auf- zustelleu, auch sie jährlich in 10 Exemplaren auf Staatskosten abzuschreiben. — 3) Nach den einen ward er von den Soldaten erschlagen, nach den andern tödete er sich selbst, um diesem Schicksal zu entgehn. 9*

2. Die alte Geschichte - S. 13

1861 - Eisleben : Reichardt
13 aus natürlichem Fels gehauen, jetzt durch Sand halb verschüttet.^) 2300 König Möris (Amenemha) erbaut das Laby- rinth und laßt den See Möris ausgraben. Das Labyrinth bei der ,,Stadt der Krokodile" war ein Reichspalast mit 3000 Gemächern (theils über, theils unter der Erde) und 12 Höfen. -— Der See Möris diente zur Regelung und Verbreitung der segensreichen Ril-Ueberschwemmungen. 2100 —1600 D ie Herrschaft der Hyksos oder Hirten- könige. Die Hyksosx) stammten aus Kanaan und dem nördlichen Arabien. Ihre Hauptstadt war Memphis, während in Theben sich einheimische Könige unab- hängig hielten. Von dieser thebanischen Dy- nastie werden die Hyksos (durch Tuthmosis) ver- jagt. 1600—1200 Blüthezeit des ägyptischen Reiches mit der Hauptstadt Theben. Großartige Bauten in Theben: Paläste, Tempel, Säulengänge, Sphinxalleen. Kolossalstatue des Ame- nophis (Memnon).^) Ruinen bei Karnak u. Luxor. (1400) Sesostris der Grosse (R am ses). Er macht bedeutende Eroberungen in Asien und Ae- thiopien und beginnt den Verbindungskanal zwischen dem mittelländischen und rothen Meere. Unter seinen Bauwerken zeichnet sich das Rames- seum aus mit der größten Kolossalstatue Aegyptens, dem Bilde des Ramses.^) Auch bei Memphis liegt noch eine gestürzte Statue desselben. — Tempel zum Theil in den Fels gearbeitet. 7oo Rach Vertreibung einer äthiopischen Dyna- stie tritt eine Zwölfherrschaft (Dodekarchl'e) ein. V) ®et Sphinx war Symbol der königlichen Macht, ein Männer- kopf auf einem Löwenleibe. Lange des Gesichts 26 F., des Leibes 9o F. r) Unter ihnen wanderten die Israeliten ein. y) Erzähle die griechische Sage von der klingenden Memnonssäule. Noch jetzt läßt das Gestein, von der Morgensonne nach kalter Nacht erwärmt, ein seines Knistern und Klingen hören. z) Auf einem Postament von 18 F. Höhe erhob sich die 54 F. hohe Statue, deren Schulterbreite 21 F. betrug. Noch jetzt in Trümmern vorhanden.

3. Die alte Geschichte - S. 29

1861 - Eisleben : Reichardt
29 Athen ab. Der Spartanerkönig P leist oanax fällt in Attica ein, zieht sich aber bei Eleusis, von Pericleö bestochen, w) zurück. In dem darauf abgeschlossenen Frieden verzichtet Athen auf die Hegemonie zu Lande. 434—432 Krieg zwischen (Somit!) u nd Corcyra we- gen E p i d a m n us.x) Epidamnus, von den vertriebenen Aristokraten beun- ruhigt, wendet sich vergebens an Corcyra, dann aber mit Erfolg an Corinti) um Hilfe. Nun unterstützt Corcyra die Aristokraten und schlägt die Corin- t h er bei Actium. Athen schloß mit Corcyra ein Schutzbündniß (hu- fiuyja), und als die Corcyräer in der Schlacht bei Sybota (432) schon wichen, halfen ihnen die Athe- ner gegen die Corinther. 432 Potidäay) fällt von Athen ab. Dies geschah auf Anreizen Corinth's, der Mutterstadt von Pouckäa. Die Athener schicken ein Heer, schlagen einen peloponnesischcn Heerhaufen und schreiten zur Belagerung der Stadt. Die Peloponnesier, Sparta an der Spitze, beschlie- ßen den Krieg gegen Athen, welches die über- müthigen Anforderungen Sparta's zurückweist, z) 431—388 4. Die Zeit des Verfalles. 431—494 Der peloponnesische Krieg. A th e n's Bundesgenossen waren: Macedonien, Pla- tää, die Inseln des Archipelagus und die asiatischen , Cotonieri. Auf Seiten Sparta's stand, mit Aus- nahme des neutralen Argos, der ganze Peloponnes, ferner im Hellas die Landschaften Megara, Phocis, Locris und Böotien. 431 König Archidamus fällt mit 60000 Mann in At- tica ein. a) Die Athener plündern die Küsten des Peloponnes. w) Wie wurde er bestraft? — Rathgebcr Cleandridas. x) In Jllyrien am adriatischen Meere gelegen. y) Auf rer Halbinsel Chalcidice gelegen. z) So z. B sollten sie Potidäa und Aegina aufgeben. a) Kurz zuvor wurde Melesippus als Herold nach Athen geschickt. Welche Worte rief er aus, als er ungehört wieder über dir Grenze ging? /

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 6

1861 - Münster : Coppenrath
anderen etwas zurückgebliebenen Schiffen die herrliche Ent- deckung. Alle erwarteten mit ungeduldiger Sehnsucht den an- brechenden Tag. Endlich röthete sich im Osten der Himmel und siehe! da lag vor ihrem staunenden Blicke ein lieblich grünendes Eiland, vom Glanze der ausgehenden Sonne erhellt; und mit rauschender Musik, fliegenden Fahnen und anderem feierlichem Gepränge ruderten die glücklichen Abenteurer fröhlich Ln die neue Welt hinüber. Mit einer Fahne in der einen Hand und einem Degen in der anderen, sprang Columbus zuerst an's Land unter die erstaunten Insulaner, die sich am Ufer versammelt und nie solche Menschen, solche Schiffe gesehen hatten. Sie zeigten durch ihre Geberden, daß sie die Spanier für höhere vom Himmel gekommene Wesen hielten. Sie selbst erregten bei den Spaniern nicht geringeres Erstaunen. Sie waren ganz nackt, von einer röthlichen Kupferfarbe; viele tru- gen zum Zierrathe Goldbleche in Nase und Ohren. Sie riefen: „Guanahani!", welches man für den Namen der Insel hielt. Columbus jedoch nannte sie zum Danke seiner Rettung San Salvador, d. i. die Erlöser-Insel. Sie gehört zu den Bahama-Jnseln. Die Spanier gaben den Wilden Scher- den, Glaökorallen, Nadeln und andere blinkende Kleinigkeiten, und erhielten dafür Gold in Menge zurück. Zugleich zeigten die Insulaner, als sie die sonderbaren Gäste so begierig nach Gold greifen sahen, nach Süden. Dahin richtete deshalb Columbus seinen Lauf und entdeckte am 27. Oktober die Insel Cuba. Auch hier waren die Einwohner nackt und standen wie versteinert beim Anblicke der fremden Menschen und ihrer Schiffe. Die Natur war überaus reizend, überall der üppigste Pflanzenwuchs; und aus den hochbelaubten Bäumen umher schaueten ganze Scharen von Vögeln in der buntesten Farben- pracht wie verwundert hernieder, und hüpften und zwitscherten und sangen in fröhlicher Regsamkeit durcheinander, als wollten sie die fremden Gäste zu ihrer glücklichen Ankunft begrüßen. Auf dieser Insel bemerkte Columbus zuerst die Gewohnheit des Tabakrauchens, die sich nachmals über den ganzen Erdkreis

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 95

1861 - Münster : Coppenrath
95 Lärm war der kranke Greis schnell aufgestanden; man fand ihn an die Wand gelehnt. „Bist du Coligny?" schrie Besme, ein junger Offizier, ihn an. „Ich bin es," sprach der Ad- miral, „aber du, junger Mann, habe Ehrfurcht vor diesen grauen Haaren!" — Ein Stoß mit dem Degen war die Ant- wort, viele Hiebe und Stiche folgten nach; ein anderer Mörder schoß ihm eine Kugel in den Leib. Dann stürzten sie den zer- fleischten Leichnam zum Fenster hinaus auf die Straße. Alsbald begann auch das Morden in den Straßen. Die Glocke des Palastes gab den Parisern, die durch vorher aus- gestreute Gerüchte von Verschwörungen der Hugenotten waren aufgereizt worden, das Zeichen zur Ermordung der anwesenden Hugenotten. Ein weißes Tuch um den Linken Arm und ein weißes Kreuz vor dem Hut hatten sie als äußere Merkzeichen gewählt, an welchen sie sich einander kennen könnten. Aufge- schreckt durch den plötzlichen Lärm stürzten die Hugenotten aus den Häusern und fielen so ihren Feinden in die Hände. Von allen Seiten ertönte das Brüllen der Mörder, das Schreien und Flehen der Verfolgten, das Winseln der Sterbenden, dazwischen das Knallen der Gewehre und das Geklirre der Schwerter. Kein Geschlecht, kein Alter, kein Stand fand Gnade. Der Marschall Tavannes ranme von Wuth entbrannt durch die Straßen und schrie unaufhörlich: „Lasset Ader, Bürger, es ist im August so heilsam als im Mai!" Von den Straßen drang man in die Häuser und setzte hier das entsetzliche Gewürge fort. i Ueber dem blutigen Gemetzel stieg die Sonne empor und beleuchtete die Gräuel der verwichenen Nacht. Ueberall lagen die Leichen in den Straßen umher, viele auch wurden aus den Fenstern gestürzt und durch die Straßen nach der Seine geschleppt. Noch zwei schreckliche Tage hindurch währte das Gemetzel. Dann durchzog Karl mit seinen Höflingen wie im Triumphe die leichenerfüllten Straßen. Auch Colignp's Leich- nam fand er; der wüthende Pöbel hatte ihn auf alle Art be-

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 187

1861 - Münster : Coppenrath
187 begleitete ihn. Er wurde durch die lange Gallcrie seines Schlosses, auf der zu beiden Seiten Soldaten standen, nach der in die Mauer eingebrochencn Oeffnung geführt, durch die er auf das Blutgerüst trat. Dieses war schwarz behängen; an dem jenseitigen Ende sah man die beiden verlarvten Scharf- richter, den Block und das Beil, ringsum mehrere Regimen- ter zu Roß und zu Fuß unter Waffen, und so weit das Auge reichte, wogte eine dichte, unzählige Volksmenge. Auch Crom- well war unter den Zuschauern. Er befand sich am Fenster eines gegenüber gelegenen Hauses, auf ein seidenes Polster gestützt. Ruhig und unerschüttert stand der König mitten un- ter den Schrecknissen des nahen Todes. In seinen Zügen lag der heitere Muth, in seiner Haltung die würdevolle Ruhe, die seine königliche Großmutter Maria in der Halle von For- theringhai gezeigt hatte. Er wünschte zu dem Volke zu spre- chen, aber die Schwerter der Soldaten hielten dasselbe zurück. Er konnte deshalb seine Worte nur an die Wenigen richten, die mit ihm auf dem Blutgerüste standen: „Er sterbe unschul- dig an seinem Volke; das Parlament habe zuerst die Rechte der Krone verletzt, indem es den Befehl über das Heer ge- fordert. Aber er habe Allen vergeben, selbst denen, die ihn in den Tod geschickt, und er bitte Gott, er möge es nicht an ihnen heimsuchen, daß er der Märtyrer des Volkes sei." Als er nun den Kopf auf den Block legen wollte, sagte der Bi- schof: „Sire, jetzt bleibt nur noch ein Schritt übrig, er ist beschwerlich und schmerzlich, aber kurz; er entrückt Sie von der Erde in den Himmel, Sie vertauschen eine irdische gegen eine ewige Krone." — „Ja, ich weiß es," antwortete Karl, „ich gehe von einer vergänglichen zu einer unvergänglichen Krone über, dahin, wo kein Kummer mehr wohnt." Dann beugte er seinen Nacken auf den Block und streckte nach kurzer Pause zum Signale die Hände aus. In demselben Augen- blicke fiel das Beil, das Haupt rollte hin, und ein tiefes Stöhnen entwand sich der zuschauenden Menge. Ganz Europa schauderte ob der gräuelvollen That.

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 204

1861 - Münster : Coppenrath
204 Noch größer kehrte die Gefahr unseres Vaterlandes im Jahre 1683 zurück. Damals herrschten große Unruhen in Ungarn. Das Land klagte über Verletzung seiner verfassungsmäßigen Rechte, und es kam zu einer Verschwörung unter einem groß- ßen Theile des ungarischen Adels, wobei man nichts Gerin- geres zu beabsichtigen schien, als Ungarn von Oesterreich los- zureißen. Allein die Verschwörung wurde entdeckt, und vier der Haupträdelsführer hingerichtet. Der Aufruhr währte je- doch fort, besonders weil Religionshaß zwischen Katholiken und Protestanten in Ungarn hinzutrat. Sowohl der König von Frankreich, Ludwig Xiv., als auch der türkische Sultan, Mohammed Iv., schürten sorgfältig die Flamme des Auf- ruhres zu einem großen verheerenden Brande an. An die Spitze der mißvergnügten Ungarn — „Kurutzen", d. i. gediente Krieger, genannt nach dem türkischen Worte Kurudschi — stellte sich der Graf Emmerich von Tököly und rief die Türken zu Hülfe. Dieser Ruf kam ihnen äußerst willkommen; denn das uneinige, durch die langwierigen schwe- dischen und französischen Kriege erschöpfte Deutschland schien ihnen eine ebenso sichere als leichte Beute zu werden. Der Großwesir Kara Mustapha hatte schon in seinem stolzen Sinne das schöne Wien sich zu seiner Residenz erkoren. Ein einziger rascher Marsch werde ihn — meinte er — ohne Schlacht vor die Thore führen, und eine mächtige aber kurze Anstren- gung ihm dieselben öffnen. Sonst waren die Türken, zumal die Asiaten, spät im Felde erschienen, und eben so zeitig rief sie der Winter aus demselben zurück. Jetzt aber brach der Großwesir gleich mit dem Anbruche des Frühlings 1683 an der Spitze von zwei- mal hundert tausend Mann gerades Weges auf Wien los, ohne sich auf seinem Zuge mit Belagerung der Festungen auf- zuhalten. Die Bestürzung der Kaiserstadt war grenzenlos. Leopold's Heer zählte kaum drei und dreißigtausend Mann, über welches der Herzog Karl von Lothringen den Ober-

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 229

1861 - Münster : Coppenrath
229 auf Sokownill los und schwang ihm die geballte Faust in's Gesicht. Gerade jetzt, mit dem Schlage elf, trat der Haupt- mann mit seinen Soldaten ein. — „Heran!" schrie der Czar, „bindet mir diese Hunde." Das geschah. Aber auch dem Haupt- mann der Leibwache gab er zornig einen derben Schlag in's Gesicht, weil er um eine ganze Stunde zu spät gekommen sei. Da aber der unschuldige Mann seinen schriftlichen Befehl vor- zeigte, bereuete Peter seine Ucbereilung, küßte ihm freundlich die Stirn und erklärte ihn für einen braven Offizier. Dann fuhr er zu Le Fort zurück und verkündete der staunenden Ge- sellschaft, was vorgefallen, welch' großer Lebensgefahr er ent- gangen sei. Die Verschworenen wurden hingerichtet. Nachdem die Ruhe hergestellt war, entschloß sich Peter, eine Reise in's Ausland zu machen, aber nicht mit dem Pompe eines Czar, sondern bloß als Mitglied einer Gesandtschaft, welche nach altrussischcr Sitte die auswärtigen Höfe besuchen sollte, und unter dem Titel eines Großcommandeurs. Le Fort war der Anführer dieser Gesandtschaft, die aus mehr als zwei- hundert und siebcnzig Personen bestand. Im April 1697 tra- ten sie die Reise an. Der Zug ging über Königsberg. Hier wurden sie von dem prachtliebenden Kurfürsten Friedrich Iii. von Brandenburg auf das glänzendste empfangen. Peter gab sich alle Mühe, um nicht erkannt zu werden, aber eben dieses verrieth ihn. Bei einem glänzenden Gastmahle, das der Kur- fürst zur Ehre dieser Gesandtschaft gab, übernahm sich Peter so sehr im Trünke, daß er beinahe seinen Freund Le Fort ge- tödtet hätte, weil er sich durch einige Worte von ihm beleidigt hielt. Als er wieder zu Vernunft kam, empfand er tiefe Reue darüber. „Ach!" rief er schmerzlich aus, „ich will mein Volk gesitteter machen und vermag mich selbst nicht zu zähmen!" Schon in Königsberg besuchte er die Werkstätten der Handwerker und Künstler und erkundigte sich mit großer Lernbegierde nach allem, was ihm neues vorkam. Dann ging die Reise weiter über Berlin und Cleve nach Amsterdam. Amsterdam war

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 292

1861 - Münster : Coppenrath
292 ständen in Stockholm. Auch gegen den König hegten sie Ver- dacht und trafen Vorkehrungen der Sicherheit. Jetzt war die größte Eile nöthig, sollte der Plan nicht vereitelt werden. Der König bestimmte deshalb den 19. Au- gust 1772 zur Ausführung. Am Abende zuvor wohnte er noch mit der größten Ruhe und Heiterkeit — so wenigstens schien cs — der Oper bei. Am Morgen darauf begab er sich nach einem Spazierritte auf's Schloß in den Reichsrath, wo er absichtlich einen heftigen Wortwechsel mit einigen Reichs- räthen veranlaßte. Im höchsten Unwillen verließ er ihn und ritt nach dem Zeughause, wo die Garde zur Parade stand. Sogleich versammelten sich die ihm ergebenen Offiziere um ihn und begleiteten ihn nach dem Schlosse zurück, wo eben die Wache wechselte, und sowohl die abziehende, als auch aufzie- hende anwesend war. Der König versammelte in der Wacht- stube die Offiziere um sich, eröffnete ihnen seinen Plan und forderte sie zur Unterstützung auf. Alle schwuren ihm Bei- stand; nur die drei Aeltesten verweigerten ihn. Es wurde ihnen sogleich der Degen abgenommen. Alle andern aber banden sich um den linken Arm ein weißes Tuch, als Zeichen, an welchem sie sich einander als Freunde erkennen wollten. Hierauf ließ er die Zugänge zu dem Versammlungssaale des Reichsrathes besetzen und eilte nach der Parade zurück, wo er durch eine kräftige Rede auch das Artillerieregiment nebst den übrigen Truppen, die sonst gewohnt waren, nur die Befehle des Reichsrathes zu befolgen, für sich gewann. Es entstand ein allgemeines freudiges Zujauchzen, das von dem Volke mit Begeisterung wiederholt wurde. Dann ritt der König mit bloßem Degen durch die Straßen und versicherte freundlich, er habe nur die Absicht, das Vaterland zu retten. Von allen Seiten strömten ihm die Scharen des Volkes jauchzend und frohlockend nach. Gleich am anderen Tage leistete ihm der Magistrat unter dem allgemeinen Zurufe des Volkes den Eid der Treue. Dann ging er, nachdem er den Schloßhof mit

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 315

1861 - Münster : Coppenrath
315 niedergerissen. Alle geistliche Orden, alle Gelübde wurden aufgehoben, alle Güter der Kirche und der Krone für Eigen- thum der Nation erklärt und verkauft. Um den Verkauf zu erleichtern, wurde ein Papiergeld eingeführt, welches man Assignate nannte, weil es auf die eingezogenen Güter assignirt oder angewiesen war. Selbst die Assignate leisteten der Revolution Vorschuch; denn die Käufer schlossen sich schon ihres Vortheiles wegen an dieselbe, um ihr neues Besitzthum zu sichern. Da aber die Assignate in der Folge in unendli- cher Masse geschaffen wurden, so verlor endlich der Werth derselben so sehr, daß z. B. ein Paar Stiefel gegen 20,000 Franken (über 5000 Thlr.) zu stehen kam. Die alte Einthei- lung Frankreichs in Provinzen hörte auf; eine neue in 83 Departements, die ihre Abmarkung und Benennung von na- türlichen Grenzen und Gegenständen, in der Regel von Bergen und Flüssen, erhielten, trat an ihre Stelle und hob somit alle früheren Vorrechte einzelner Provinzen auf. Der König wurde auf ein Jahrgehalt gesetzt, der gesammte Erb- adel abgeschafft und mit ihm Alles, was an Auszeichnung oder Knechtschaft erinnern konnte. Selbst die unbedeutenden Titel „Monsieur“ und „Madame“ hörten auf; Jeder ohne Unterschied sollte nunmehr bloß Bürger (Citoyen) und Bür- gerin heißen. Pas Dandcsfest am 14. Juli 1790. — Unter diesen und ähnlichen Neuerungen war der 14. Juli 1790, der Jahrtag der Zerstörung der Bastille, erschienen. Das Andenken an diese erfolgreiche That gab Veranlassung zu einem großen Bundes feste, welches auf dem Marsfelde, einer geräumi- gen Ebene am westlichen Ende von Paris, feierlich begangen wurde. Schon in der Nacht zuvor hatte sich die weite Ebene mit Menschen angefüllt. Die Nationalgarde war aufgezogen, und beim ersten Strale der Morgensonne verkündete der Don- ner der Kanonen und das Geläute der Glocken den festlichen Tag. Des Morgens 10 Uhr erschienen in der Mitte von
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