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Krieg zwischen Frankreich und England.
französischen Thron machte, indem er behauptete, daß zwar seine
Matter, aber nicht ihre männlichen Nachkommen von der Thronfolge
ausgeschlossen seien, veranlaßt? einen mehr als hundertjährigen
Krieg zwischen Frankreich und England (1339 — 1453).
Eduard Iii. nahm den Titel eines Königs von Frankreich an und
eröffnete den Krieg mit dem glänzenden Seesiege bei Siuwstz1340),
landete mit seinem Sohne, dem schwarzen Prinzen Eduard von
Wales, in der Normandie, siegte bei Crecy in der Picardie (1346)
und eroberte die der englischen Küste am nächsten gelegene Seefestung
Calais, welche über 200 Jahre (bis 1558) im Besitze der Engländer
blieb und eine ganz englische Bevölkerung erhielt. Der damals fast
in ganz Europa wüthende „schwarze Tod" hemmte einstweilen die
Fortsetzung des Krieges.
2. Johann der Gute (1350 — 1364) wurde vom schwarzen
Prinzen bei Maupertnis unweit Poitiers (1356) besiegt und selbst
mit seinem jüngsten Sohne (Philipp) gefangen nach London geführt.
Im Frieden zu Bretigny (bei Chartres) erhielt Eduard Iii. zu sei-
nen bisherigen Besitzungen in Gascogne und Gnyenne noch mehrere
Städte und Landschaften im westlichen Frankreich; dagegen verzichtete
er aus den Königstitel in Frankreich und die übrigen englischen Be-
sitzungen (das Herzogthum Normandie, die Grafschaften Touraine,
Anjou und Maine und die Lehnshoheit über die Bretagne und Flan-
dern); König Johann erhielt seine Freiheit nur gegen ein großes
Lösegeld.
3. Karl V., der Weise (1364 — 1380), gab Frankreich die
lang entbehrte Ruhe zurück und vereinigte in dem wieder ausgebro-
chenen Kriege mit England die meisten von seinem Vater verlorenen
Besitzungen abermals mit dem Reiche, aber sein früher Tod und
4. Karl's Vi. (1380—1422) Minderjährigkeit, dann seine
Geisteskrankheit stürzten Frankreich in eine neue langwierige Zerrüt-
tung. Um die Vormundschaft stritten sich nämlich die nächsten Ver-
wandten des Königs, und einen deßhalb entstandenen greuelvollen
Bürgerkrieg benutzten die Engländer zu einem neuen Einfalle und
siegten in der Schlacht beim Schlosse Azincourl 1415. Da sie
aber wegen eigener Erschöpfung die Fortsetzung des Krieges aufgaben,
so brachen die Parteizwistigkeiten, von Neuem aus. Die burgundische
Partei bemächtigte sich durch Verrath der Stadt Paris, welche dev
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Iii Eduard Eduard_von
Wales Eduard Crecy Calais Johann Philipp) Philipp Chartres Eduard_Iii Eduard Johann Johann Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich England Frankreich Europa London Frankreich Frankreich Maine Bretagne Frankreich England Frankreich Paris
Die Jungfrau von Orleans.
105
Schauplatz der wildesten Pöbelherrschaft wurde, und regierte daselbst,
bis der Herzog von Burgund (Johann der Unerschrockene), bei einer
Zusammenkunft mit dem Dauphin (auf der Aonnebrücke zu Monte-
reau) von dessen Begleitern ermordet wurde. Sein Sohn Philipp
der Gute beschloß, den Mord seines Vaters an dem Dauphin durch
Ausschließung desselben von der Thronfolge und Erhebung des
Königs von England auf den französischen Thron zu rächen. Hein-
rich V. von England kam auch nach Frankreich und machte zur
Bediuguug des Friedens, daß er Karl's Vi. Tochter (Katharina)
heirathe und zum Thronfolger ernannt werde; aber er starb noch
vor Karl Vi. und hinterließ einen Sohn, Heinrich Vi., in der Wiege.
Zwei Monate spater starb Karl, und der Dauphin folgte als
5. Karl Vii. (1422 — 1461), während Heinrich Vi. in dem
größten Theile des nördlichen Frankreichs, so wie in den Ländern
des Herzogs von Burgund, als König anerkannt wurde. Schon
war der schwache und unthätige Karl über die Loire zurückgedrängt und
die von den Engländern belagerte Stadt Orleans an der Loire der
Uebergabe nahe, als die Jungfrau von Orleans, Jcanne
d'arc, ein Bauernmädchen aus Dom Remy bei Vanconlenrs (in
Lothringen), die Anführung der Franzosen übernahm und die Eng-
länder zur Aufhebung der Belagerung vermochte 1429. Nachdem
sie auch die übrigen festen Plätze, welche die Engländer an der Loire
noch besetzt hielten, befreit hatte, führte sie (wie sie versprochen hatte)
Karl Vii. durch feindliches Gebiet zur Krönung nach Rheims, fiel
aber 1430, bei einem Ausfälle aus der von den Engländern und
Burgundern belagerten Stadt Compiegne, ihren Feinden in die Hände
und wurde nach einem schändlichen Prozesse als eine rückfällige
Ketzerin zu Rouen verbrannt 1431 (30. Mai). Die französischen
Waffen erhielten das Uebergewicht über die englischen, als der
Herzog von Burgund sich gegen bedeutende Vortheile mit Karl Vii.
aussöhnte; die Engländer verloren nun die Normandie und Gnyenue
und wurden nach einer letzten vergeblichen Anstrengung ans Calais
und die Inseln im Canal beschränkt. Der Krieg hörte ohne einen
förmlichen Friedensschluß auf, weil in England der Kampf der rothen
und weißen Rose begann. — Karl Vii. legte den Grund zur Ein-
führung stehender Heeres indem er eine auch in Friedenezeit besoldete
stehende Reiterei (15 sogenannte Ordonnanz-Compagnien) und bald
darauf auch ein stehendes Fußvolk einrichtete.
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Extrahierte Personennamen: Johann Philipp Katharina Karl_Vi Karl Heinrich_Vi Heinrich Karl Karl Karl_Vii Karl Heinrich_Vi Heinrich Karl Remy Karl_Vii Karl Karl_Vii Karl Karl_Vii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Burgund England England Frankreich Frankreichs Burgund Lothringen Rheims Burgund England
' Geographische Uebersicht von Europa im Zeitalter der Kreuzzüge. 59
raviden, die nach 50jähriger Herrschaft von den ebenfalls aus Afrika
gekommenen Almohaden verdrängt wurden.
2) Die christlichen Reiche in Spanien: a) Leon trennte
sich wieder von d) Castilien, welches aber durch seine maurischen
Eroberungen zu bedeutender Macht gedieh; e) eben so Navarra von
6) Aragon, welches durch die Eroberung von Saragossa und Va-
lencia erweitert und mit Barcelona vereinigt wurde. 6) Die Graf-
schaft Portugal ward auf Kosten der Araber bis an den obern
Tajo erweitert, zum Königreich erhoben und später auch über Algarb
ausgedehnt.
3) Von Frankreich gehörte der größte Theil auswärtigen
Königen, nämlich a) der ganze westliche Theil von den Küsten des
Kanals bis zu den Pyrenäen den Königen Englands; b) das König-
reich Burgund oder Arelat gehörte zum deutschen Reiche; e) der
südliche Theil war allmälig (durch Kauf, Heirathen und Verträge)
an die Könige von Aragon gekommen.
4) Zu England kam durch Eroberung das östliche Irland, das
südliche Schottland (Cumberland und Northumberland) und das
südliche Wales.
5) Schottland i mit Ausnahme der an England verlore-
6) Irland \ neu Theile.
7) Das römisch-deutsche Kaiserthum erstreckte sich von
den Ufern der Rhone bis zur Ostsee und von der Nordsee bis jen-
seits der Tiber (nebst Corsica und Sardinien).
8) Norwegen, bis an das weiße Meer reichend, nebst"dem
zinspstichtigen Grönland und dem wiedereroberten Königreich Man
(einschließlich der Orkney's Inseln)
9) Schweden, wo die beiden Reiche Götaland und Swealand
dauernd vereinigt wurden
10) Dänemark wozu das südlichste Schweden schon gehörte,
erreichte im 13. Jabrh. seinen größten Umfang durch die Eroberung
des Fürstenthums Rügen, Pommerns, Mecklenburgs, Holstems und
der Küsten von Estbland
11) Die Republik Island.
12) Polen umfaßte im Anfänge dieses Zeitraumes auch das
östliche Pommern und Schlesien, aber durch Theilungen und unglück-
liche Kriege ging Vieles wieder verloren.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Afrika Spanien Navarra Aragon Saragossa Barcelona Portugal Frankreich Englands Burgund Aragon England Irland Schottland Northumberland Wales Schottland England Irland Ostsee Nordsee Sardinien Norwegen Schweden Schweden Pommerns Mecklenburgs Estbland Island Polen
Niederlassungen der Holländer und Engländer.
7
giesische Herrschaft in Ostindien, deren Mittelpunkt Goa war; die
Flotten der Portugiesen beherrschten alle Meere von Westafrika bis
zur Südsee. Bald dehnteu sie ihre Besitzungen sogar bis an die
Küste von China aus, wo sie Macao eingeräumt erhielten, und von
hier wies ein Sturm ihnen den Weg nach Japan, dessen Häfen zur
Einführung europäischer und indischer Waaren bereitwillig geöffnet
wurden. Diese Blüte ihres Handels erhielt sich, bis (1602) die
Holländer sich in Ostindien ansiedelten. — Brasilien, welches
Cabral auf der Fahrt nach Ostindien durch eine westliche Abwei-
chung zufällig aufgefunden hatte (1500), wurde erst später (um 1550)
colonisirt.
3. Niederlassungen und Eroberungen der hollän-
dischen Compagnien. Als die Spanier durch die Eroberung
Portugals (1580) auch Herren der portugiesischen Niederlassungen
geworden waren und den von spanischer Herrschaft abgesallenen
Holländern den Zwischenhandel mit ostindischen Waaren (von Lissa-
von aus) untersagt hatten, gingen diese selbst nach Ostindien, ver-
mieden aber Anfangs die Niederlassungen der Portugiesen und lan-
deten auf Java. Eine von den Generalstaaten (1602) privilegirte
ostindische Compagnie erhielt nicht nur das Monopol des hol-'
ländischen Handels jenseits des Caps und der Magellanstraße,
sondern auch die Hoheitsrechte über die künftigen Eroberungen und
Niederlassungen in Indien. Batavia ward der Sitz des General-
gouverueurs und der Mittelpunkt des indischen Berkehrs nach Europa.
Bald aber verdrängten sie auch die Portugieseu aus den indischen
Gewässern, sie nahmen ihnen die Molukken, Malacca, Ceylon, Cele-
des, vertrieben sie aus Japan, verfolgten sie zuletzt auch auf der
Küste von Malabar und entrissen ihnen hier die wichtigsten Plätze.
Borneo kam erst viel später (1747) hinzu. — Auch für den west-
indischen Handel ward eine Compagnie privilegirt.
4. Vergebens suchte man von England aus eine nördliche
Durchfahrt nach Ostindien: Davis eine nordwestliche und Hudson
eine nordöstliche. — Die Königin Elisabeth gab 1600 einer Gesell-
schaft Londoner Kaufleute ein ausschließliches Privilegium für den
Handel nach Ostindien. Diese stiftete einige Niederlassungen auf
Malabar und Coromandel, später auch auf den indischen Inseln.
Gleichzeitig übernahmen zwei andere englische Gesellschaften den An-
bau der Küste von Nordamerika, während auch
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Extrahierte Personennamen: Davis
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Westafrika China Macao Japan Ostindien Brasilien Ostindien Portugals Ostindien Indien Europa Malacca Ceylon Japan Borneo England Ostindien Ostindien Nordamerika
Theilung der spanischen Monarchie. Der nordische Krieg. 63
die Wiedervereinigung der österreichischen Länder mit der spanischen
Monarchie auch nicht wünschten, Frieden zu Utrecht 1713: Philipp
V. ward als König von Spanien und dessen europäischen Besitzun-
gen anerkannt unter der Bedingung, daß die Kronen Frankreichs und
Spaniens nie vereinigt würden, England erhielt von Spanien Gi-
braltar (und Minorka); Preußen gewann Obergeldern und die all-
gemeine Anerkennung seiner neuen Königswürde, Savoyen bekam
Sicilien als Königreich, welches es bald darauf gegen Sardiuieu
vertauschte. Der Kaiser trat diesem Frieden zu Nastadt 1714 bei
und erhielt die spanischen Nebenländer: die Niederlande, Neapel,
Mailand und Sardinien, die Kurfürsten von Baiern und Köln wur-
den wieder in ihre Würden eingesetzt. Dieser von Eugen unterhan-
delte Friede wurde von demselben in Baden im Aargau auch für
das deutsche Reich vollzogen.
8- 20.
Der nordische Krieg 1700—1721.
August, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, verband
sich mit Rußland und Dänemark, die Jugend Karl's Xii. zu benutzen,
um ihn zur Rückgabe aller Länder, welche Schweden den Russen,
Polen und Dänen entrissen hatte, zu zwingen.
1) Der dänische Krieg (1700). Der Krieg begann mit
einem Einfalle der Dänen in Schleswig (welches dem Schwager
Karl's Xii., dem Herzoge von Holstein-Gottorp, gehörte) und der
Sachsen in Liefland. Der junge König wandte sich zuerst gegen die
Dänen und nöthigte sie durch eine kühne Landung auf Seeland dem
Bündnisse gegen Schweden zu entsagen (und dem Herzoge von Hol-
stein-Gottorp alles Eroberte zurückzugeben). Aber zu derselben Zeit
trat auch der Czar als dritter Feind gegen ihn auf.
2) Der russisch-sächsische Krieg (1700—1706). Peter
zog mit einem großen Heere dem in Liefland eingerückten Polenkönige
zu Hülfe und belagerte Narva in Jngermannland, aber Karl ent-
setzte durch einen glänzenden Sieg (1700) über das mehrfach zahl-
reichere russische Belagerungsheer diese Stadt, vertrieb auch die
Sachsen aus Liefland, drang siegreich in Polen ein, wies alle Frie-
densanträge ab und zwang die Polen, August Ii. abzusetzen und deir
ihm ergebenen Woiwoden Stanislaus Leszinsky zu wählen
(1704), dem er auch durch neue Siege über die Sachsen allgemeine
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Extrahierte Personennamen: Philipp
V. Philipp
V. Eugen Eugen August Holstein-Gottorp Karl_ent- Karl August Stanislaus_Leszinsky
Ludwig Xv.
79
sigen Kriege wirkte der gänzliche Verfall der Sittlichkeit und der
Religiosität, herbeigeführt durch die sog. Schule der Philosophen
(Voltaire, I. I. Rousseau, d'alembert, Diderot), welche alles Be-
stehende in Kirche und Staat mit den Waffen des Spottes und der
Sophistik bekämpften. Ihrer Hauptfeinde, der Jesuiten, entledigten
sie sich dadurch, daß sie bei dem Pariser Parlamente und dem Kö-
nige die Aufhebung des Jesuitenordens in Frankreich durch-
setzten (1764). — Corsica ward von Genua an Frankreich verkauft
(1768). — Die sinnlose Verschwendung des Hofes hatte die Schul-
denlast des Staates auf eine solche Höhe gebracht, daß trotz der
unerschwinglichen Auflagen ein Staatsbankerott nahe war, als der
elende König zur großen Freude der Nation starb, die seinen Enkel
und Nachfolger
Ludwig Xvi. 1774—1792 mit dem Beinamen Io désiré be-
grüßte. Allein dessen gutmüthige Redlichkeit konnte den Mangel an
Klugheit und Entschlossenheit nicht ersetzen; der häufige Wechsel der
Finauzminister, der Aufwand der Königin Marie Antoinette und die
Theilnahme am nordamerikanischen Freiheitskriege gegen England
(s. S. 81) vermehrten die Nationalschuld und veranlaßten ein un-
heilbares Deficit (140 Mill. Livres jährlich), welches in Verbindung
mit den von den Philosophen angeregten und durch den nordameri-
kanischen Krieg genährten revolutionären Grundsätzen den Ausbruch
der Revolution herbeiführte.
8- 27.
Großbritannien.
Auf Wilhelm Iii. folgte seine Schwägerin Anna (1702—1714).
Die Theilnahme am spanischen Erbfolgekriege und die Erwerbungen
im Utrechter Frieden s. §. 19. Anna's Bemühen, in Verbindung
mit den Tories (daher Marlborough gestürzt), ihrem Stiefbruder,
dem Prätendenten Jakob (Iii.), die Thronfolge zu verschaffen, war
vergebens; die mächtigem Whigs bestanden auf der protestantischen
Erbfolge und erhoben 1714
das Haus Hannover
mit Georg I. (1714—1727), Kurfürsten von Hannover und Ur-
enkel Jacobs I. von mütterlicher Seite, auf den Thron, welcher die
wiederholten Versuche des Prätendenten, nach England zurückzukeh-
ren, vereitelte. Unter seinem Sohne
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xv. Diderot Corsica Ludwig_Xvi Ludwig Marie_Antoinette Wilhelm Anna Marlborough Jakob_( Jacobs_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Genua Frankreich England Haus_Hannover Hannover England
Ferdinand der Katholische.
33
so wie der vereinigten Niederlande wurde anerkannt. Frankreich
und Schweden übernahmen die Garantie des westphälischen Friedens
und behielten dadurch Gelegenheit, sich auch ferner in die deutschen
Angelegenheiten einzumischen.
c) In Hinsicht des Staatsrechts wurde bestimmt: über Gesetzgebung,
Krieg und Frieden, Steuern, Aushebungen, Befestigungen, Bündnisse u. s. w-
soll der Kaiser nur nach Abstimmung aller Reichsstände auf einem Reichstage ver-
fügen; den Reichsständen, die somit eine entscheidende, statt einer berathenden
Stimme erhalten hatten, ward die Landeshoheit in ihren Territorien bestätigt und
ihnen gestattet, Bündnisse unter einander und mit fremden Fürsten zu schließen,
nur nicht gegen den Kaiser und das Reich, den Landfrieden und den westphälischen
Frieden.
8- 4.
Spanien.
1. Ferdinand der Katholische von Aragonien (1479 bis
1516) und Isabelle von Castilien (1474— 1504) legten durch
ihre Vermählung den Grund zur Vereinigung der bisher getrennten
Reiche Aragonien (wozu auch Sicilien und Sardinien gehörten)
und Castilien nebst den canarischen Inseln und Granada (seit
1492). Dazu kam noch Neapel, welches die Franzosen und Spanier
gemeinschaftlich erobert, letztere aber bei dem Streite über die Thei-
lung der Beute (nach einem Siege Gonzalvo's von Cordova über
die Franzosen) allein behalten hatten, ferner die Eroberungen auf
der Nordküste Afrika's §Oran 1509) durch Ximenez und die in
Amerika (Domingo, Jamaica, Portorico, Cuba, Terra firma), end-
lich die Erwerbung Navarra's. Die Entdeckung Amerika's, die treff-
liche Verwaltung des als Staatsmann, Krieger und Gelehrten gleich
ausgezeichneten Cardinals Ximenez und der Kriegsruhm der spa-
nischen Waffen unter Anführung des Gonzalvo von Cordova, des
Eroberers Granada's und Neapels, erhöhten den Glanz von Fer-
dinand's Regierung.
Nach Jsabellens Tode folgte in Castilien ihre Tochter Johanna
und deren Gemahl Philipp I., Sohn des Kaisers Maximilian, und
als dieser schon nach 2 I. (1506) starb, seine Gemahlin aber dar-
über in Wahnsinn verfiel, so wußte Ximenez die Stände von Ca-
stilien zu bewegen, Ferdinand dem Katholischen die Regentschaft zu
übertragen. Diesem folgte in beiden Reichen Philipp's I. Sohn
2. Karl I. 1516—1556, Anfangs unter der Regentschaft des
Cardinals Timenez, der jedoch bei Karl's Ankunft aus den Nieder-
Pütz Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. Abth. 111.»» 3 -
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand_der_Katholische Ferdinand Isabelle_von_Castilien Cordova Gonzalvo_von_Cordova Johanna Philipp_I. Philipp_I. Maximilian Maximilian Ferdinand_dem_Katholischen Ferdinand Karl_I.
Extrahierte Ortsnamen: Katholische Niederlande Frankreich Schweden Spanien Aragonien Aragonien Sicilien Sardinien Granada Neapel Amerika_(Domingo Jamaica Cuba Neapels Nieder-
Pütz_Geogr
34
Spanien auf dem Gipfel seiner Macht.
landen entlassen wurde (und vor Gram? starb). Schon von seinen
Vorfahren hatte er ganz Spanien, die Niederlande, die österrei-
chischen Staaten (außer Böhmen und Ungarn), Sicilien, Sardinien
und Neapel, die neu entdeckten westindischen Inseln, die Kolonien
auf der Nordküste Afrika's und die canarischen Inseln geerbt; dazu
erhielt er die deutsche Krone, erwarb das Herzogthum Mailand,
vermehrte die burgundische Erbschaft durch Utrecht, Overyssel und
Gröningen, und in der neuen Welt ließ er die größten und reichsten
Länder: Mexico, Peru nebst Quito, Chile, Neu-Granada für
sich in Besitz nehmen *). Diese ganze Ländermasse, mit Ausnahme
Deutschlands und der österreichischen Staaten, übertrug er seinem
einzigen Sohne
3. Philipp Ii. 1556—1598, dem Gemahl der Königin Ma-
ria von England, der durch sein finsteres, zurückhaltendes, stolzes
Benehmen keineswegs die Liebe seiner Unterthanen, und bei seiner
ausschließenden Vorliebe für Spanien am wenigsten das Zutrauen
der Nebenländer gewinnen konnte. Den von seinem Vater ererbten
Krieg mit Frankreich setzte er mit Hülfe Englands fort und be-
endigte ihn nach einem zweimaligen Siege des Grafen Lamoral van
Egmond bei St. Quentin und bei Gravelingen, durch den Frieden
zu Chateau Cambresis 1559, demzufolge er gegen Rückgabe
seiner Eroberungen in der Picardie eine Menge befestigter Grenz-
plätze theils in Italien, theils in den Niederlanden erhielt. Damals
hatte Spanien, dessen Hauptstadt von je^t an Madrid war, den
höchsten Gipfel seiner politischen Macht und seiner geistigen Größe
erreicht, von dem es jedoch schnell wieder herabsank.
Die Erneuerung der schon von Ferdinand dem Katholischen begonnenen, von
Karl V. wiederholten Verfolgung der Mauren, die nicht nur ihrem Glauben,
sondern auch ihren Sitten, ihrer Kleidung, Sprache u. s. w. entsagen sollten, erzeugte
einen zweijährigen Bürgerkrieg, in welchem Grausamkeiten aller Art auf beiden Sei-
ten verübt wurden.
Die Seemacht der Türken, welche die Plünderung der
italienischen und spanischen Küsten durch die afrikanischen Raubstaaten
begünstigten und den Veuetianern Cypern entrissen hatten, wurde
durch den Sieg bei Lepanto 1571, den Philipp's Bruder Don
Juan d'austria erfocht, vernichtet, aber der Sieg durch die Eifer-
S. v. Spruner's historisch-geographischer Handatlas 41. Blatt.
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Egmond Ferdinand_dem_Katholischen Ferdinand Karl_V. Karl_V. Juan_d'austria
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Niederlande Ungarn Sicilien Sardinien Neapel Mailand Utrecht Overyssel Peru Chile Neu-Granada Deutschlands England Spanien Frankreich Englands Italien Niederlanden Spanien Madrid Cypern
Verfall Spaniens. Die Niederlande.
35
sucht Philipp's über den Ruhm seines Bruders nicht benutzt. Einen
bedeutenden Verlust erlitt Spanien durch den Abfall der sieben
vereinigten Provinzen der Niederlande 1579 (s. §. 5). — Da-
gegen ließ Philipp nach dem Aussterben der burgundischen Dynastie
in Portugal 1580 (s. §. 6) dieses Reich, worauf er von mütter-,
licher Seite (als Enkel Emanuel's des Gr.) Ansprüche machte,
durch den Herzog Alba für sich in Besitz nehmen. — Als die pro-
testantische Königin Elisabeth von England die vereinigten Nieder-
lande gegen Spanien unterstützte und zugleich die spanischen Colo-
nien in Amerika angreifen ließ, rüstete Philipp die Armada oder
die sog. unüberwindliche Flotte (von 150 Schiffen) aus, welche
(bei Dünkirchen) von den Engländern geschlagen und durch den
Sturm zum großen Theil vernichtet wurde 1588.
4. und 5. Unter Philipp Iii. und Iv., „welche die Regierung
ganz ihren unfähigen Ministern überließen, mußte den Niederländern
zuerst ein 12jähriger Waffenstillstand und im westphälischen Frieden
die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit bewilligt werden, Portugal
fiel ab (s. §. 6), ein Anfstand der Catalonier und die Empörung
Neapels unter Masaniello konnten nur mit Mühe unterdrückt werden.
8- 5.
Die Niederlande.
Die Niederlande gehörten im Mittelalter zum fränkischen und
nach deffen Theilung zum lothringischen Reiche, später zum Herzog-
thum Niederlothringeu, dessen Besitzer sich nachher Herzöge von Bra-
barrt nannten. Diese verloren allmälig die Herrschaft über die
Grafschaften, Herrschaften und Bisthümer des Herzogthums Nieder-
lothringeu, welche unabhängig und erst im 15. Jahrh. wieder in einen
Staatskörper verbunden wurden durch die Herzöge von Burgund
aus der französischen Dynastie der Valois. Ihr Land war> wenn
auch nicht an Ausdehnung, doch an Bevölkerung und Wohlstand
eines der vorzüglichsten des damaligen Europa's. Karl der Kühne
besaß zuletzt 14 niederländische Provinzen, welche durch die Ver-
mähluug seiner Tochter Maria mit Maximilian I. an Oesterreich
kamen und von Karl V. noch um 3 (Utrecht, Overyssel und Grö-
ningen) vermehrt wurden. Das Haus Oesterreich erlangte für alle
Niederlande als burgundischen Kreis Sitz und Stimme auf dem
Reichstage. Schon unter den burgundischen Herzögen hatten sich
3 *
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp_Iii Philipp Karl Maria Maria Maximilian_I. Maximilian_I. Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Niederlande Spanien Niederlande Portugal England Spanien Amerika Portugal Neapels Niederlande Niederlande Herzog-
thum_Niederlothringeu Burgund Oesterreich Utrecht Overyssel Oesterreich Niederlande
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Unzufriedenheit der Niederländer. Alba.
die niederländischen Stände, Staaten genannt, bedeutende Privi-
legien, wie die Bewilligung der Steuern und Truppen, erworben,
welche Philipp Ii. bei der ihm zweimal geleisteten Huldigung zu
schützen und zu erhalten schwur. Als er nach dem Frieden von
Chltean Cambresis die Niederlande verließ, ertheilte er die Ober-
statthalterschast seiner natürlichen Schwester,
der Herzogin Margaretha von Parma, einer Niederlän-
derin, welcher er den Granvella, Bischof von Arras, zur Seite
setzte; die ersten Edelleute der Nation: Wilhelm von Nassau, Fürst
von Oranien, und Lamoral Graf van Egmond erhielten Stellen
im Staatsrathe und die Statthalterschaft in einer oder mehreren
Provinzen; der Graf van Horn ward Admiral der niederländischen
Seemacht. Aber die Vorliebe des Königs 'für die Spanier, die An-
stellung des Granvella mit fast despotischer Gewalt, die Zurücklas-
sung spanischer Soldaten, die Errichtung von (14) neuen Bisthümern
und (3) Erzbisthümern, deren erstes (Mecheln) dem Granvella (der
auch bald den Cardinalshut erhielt) verliehen wurde, insbesondere
aber die Verfolgungen der Protestanten erzeugten Klagen in Menge,
und der Haß gegen den Ausländer Granvella äußerte sich so laut,
daß die Statthalterin selbst auf seine Abberufung drang. Dieser
kam Granvella zuvor, indem er freiwillig die Niederlande verließ.
Die Einführung der Beschlüsse des Tr.identiner Conciliums ver-
anlaßte den Bund des Adels (den Compromiß), der den Grund
zur niederländischen Freiheit legte. Zunächst überreichten etwa 300
Edelleute („Geusen") der Statthalterin zu Brüssel eine zweimalige
Bittschrift, wovon die erste Aufhebung, die zweite nur Milderung
der Religionsedicte beantragte. Zwar bewilligte Margaretha nach
einer fast allgemeinen Bilderstürmerei freies Predigen, aber als die
Nachricht von dem Herannahen eines spanischen Heeres unter Alba's
Befehl'sich verbreitete, verließen viele Protestanten (auch Oranien)
die Niederlande. Da Alba ohne Zustimmung der Statthalterin Eg-
mond, Hoorn und andere Edellente verhaften ließ, so nahm diese
ihre Entlassung und verlebte den Rest ihrer Tage größtentheils in
Italien. Alba erhielt nun die ganze Verwaltung, welche er mit
Errichtung des „Rathes der Unruhen", vom Volke „der Blut-
rath" genannt, begann. Dieser machte dem Prinzen von Oranien
und denen, die den Compromiß unterzeichnet hatten, so wie den
Bilderstürmern den Prozeß; die nicht Erscheinenden wurden in die
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Chltean_Cambresis Margaretha_von_Parma Wilhelm Lamoral_Graf Egmond Granvella Margaretha