Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
554 Zweites Kapitel.
März 1813 bis zum Mai 1814 hatte Hamburg furchtbar zu leiden, namentlich
durch die Schreckensherrschast Tavousts, dann folgte wieder gute Zeit und
Hamburgs Handel nahm einen großartigen Aufschwung. An der Neugestaltung
Deutschlands hat der Freistaat aus Seite Preußens Anteil genommen.
Schon 864 wurde das Bistum Hamburg mit dem Bremens vereinigt. Bis
zu der Herrschaft der Schauenburger hatte die Stadt viel von den Räubereien der
Normannen, Dänen und Slawen zu leiden. Kaiser Friedrich Barbarossa verlieh
Hamburg eigne Gerichtsbarkeit, Zollfreiheit für seine Schiffe und Waren bis zum
Meere und das Recht, im zweimaligen Umkreise der Stadt die Anlegung von
Besestiguugen zu verbieten. Damals siedelten auch die Kaufleute des zerstörten
Bardowiek nach Hamburg über. Im 13. Jahrhundert hatte die Stadt nach einander
Belagerungen der Dänen, der Grafen von Holstein und der Kaiserlichen zu erleiden,
trotzdem aber behielt sie ihre Rechte und Freiheiten. Im Jahre 1284 brannte ein großer
Teil der Stadt ab. Seit 1292 übte Hamburg das Recht selbständiger Gesetzgebung,
seit 1359 das Blutrecht aus. Im 14. Jahrhundert wurden auch die Alster und viele
benachbarte Gebiete (Eppendorf, Eimsbüttel, Großborstel, die Elbwerder, Moorburg,
Amt Ritzebüttel :e.) erworben. Das Münzrecht erhielt die Stadt 1325; dasselbe
wurde 1435 erweitert. Tic Streitigkeiten zwischen Rat und Bürgerschaft führten zu
den Rezessen von 1410, 1458 und 1483, doch setzten sich dieselben auch in den sol-
genden Jahrhunderten fort', neue Rezesse entstanden 1529 und 1562. Trotzdem war
der Streit im 17. Jahrhundert wieder so groß, daß es Dänemark fast gelungen
wäre, sich der Stadt zu bemächtigen (1686). Endlich mußte das Rei.ti mit Truppen
einschreiten, und nun wurde endlich 1713 ein endgültiger Rezeß zwischen Rat und
Bürgerschaft zustande gebracht. Inzwischen erwarb Hamburg mit Lübeck zusammen
im Kampfe mit den benachbarten Raubrittern den Besitz Bergedorfs, der Bierlande
nebst Geesthacht, vorübergehend auch des halben Sachsenwaldes (1420), dann die
Hälfte des Finkenwärders (1445). Bei der Einführung der Reformation war Bugen-
Hägen in hervorragender Weise thätig. Ter Handel mit England wurde besonders
dadurch gehoben, daß in Hamburg die Gesellschaft der Bierchants-adventurers ein-
trat (seit 1567); in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts siedelten sich zum Bor-
teile des Handels auch viele Portugiesen und Holländer an. Im Dreißigjährigen Kriege
ist Hamburg weder belagert noch besetzt worden; ja 1628 erlangte es sogar vom
Kaiser eine Bestätigung und Erweiterung seiner alten Handelsvorrechte, was freilich
allerhand Streitigkeiten mit Dänemark herbeiführte. In den Jahren 1712—1714
starb von den 100000 Einwohnern Hamburgs 15 an der Pest. Im Jahre 1763
fallierten infolge unvorsichtiger Spekulationen 93 große Handelshäuser. Den Streit
mit Dänemark beendete der Gottorpsche Vertrag 1768; außer dem Verzicht Däne-
marks auf das städtische Gebiet war noch von Bedeutung die Abtretung mehrerer
Gebiete in Holstein, sowie mehrerer Elbinseln. Unter den Dichtern, welche in der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Hamburg lebten, sind Klopstock und
Lessing die bedeutendsten; an sie schließen sich Voß, Matthias Claudius, Reimarus
und Gerstenberg. Während des nordamerikanischen Freiheitskrieges entstanden an
allen wichtigeren Plätzen der Union Zweigniederlassungen, nach Hollands Uber-
flutung durch die Franzosen zog sich der holländische Handel fast ganz nach Ham-
bürg, ebenso der damalige Verkehr mit Riga, Archangel und St. Petersburg.
Am Ende des 18. Jahrhunderts fallierten wiederum 53 große Handelshäuser.
Im März 1813 mußten die Franzosen vor den Russen weichen, dann rückte im
Mai Davoust wieder ein und strafte nun die Stadt furchtbar. Bei der folgenden
Belagerung durch den General Bennigsen brannte Davoust die Vorstädte Hamm
und St. Pauli nieder und vertrieb die obdachlosen Einwohner; die Gelder der
Bank beschlagnahmte er. Unter französischer Herrschaft sank die Einwohnerschaft
von 120000 auf 90000 und der Gesamtverlust der Stadt bezifferte sich auf
70 Millionen Thaler. Vom 5.-8. Mai 1842 wütete ein furchtbarer Brand (1749
Häuser brannten ab, 20000 Menschen wurden obdachlos^. Die schweren Handels-
krisen von 1825 und 1826, 1837 und 1858 wurden verhältnismäßig bald über-
wunden. Am 1. Januar 1861 trat eine neue Verfassung in Kraft. 1867 kaufte
Hamburg den Mitbesitz von Bergedorf, den Vierlanden und Geesthacht der Stadl
Lübeck ab.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Ritzebüttel Dänemark Matthias_Claudius Reimarus
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Niederlassungen der Engländer und Holländer. 13
Verhältnisse an, als die Engländer festen Fuß in Nordamerika faßten und
mit dem Scharfblick von geborenen Handelsleuten den ungeheuren Vorteil
erkannten, welcher aus der Arbeitskraft der Neger zu ziehen war.
Mehr als jedes andre unter den im Zeitalter der Entdeckungen be-
tretenen weiteren Gebieten ist der Norden von Amerika der Tummelplatz
aller wanderlustigen Europäer geworden, welche der Heimat den Rücken
kehrten, um ihr Heil und Glück in einer „andern Welt" zu suchen. Aber
in völlig verändertem Lichte erscheint hierbei die Mitbewerbung der ger-
manischen Rasfe, welche erst ein Jahrhundert fpäter als die Spanier und
Franzosen den Boden Nordamerikas betritt!
Die wirkliche, andauernde Kolonisation der weit ausgedehnten Gebiete
der Staatenunion Nordamerikas ist anerkanntermaßen das Werk und Ver-
dienst der germanischen Völker. Der Hauptkern der Einwanderung bestand
aus Engländern, denen sich in zweiter Linie Holländer, dann auch Schwe-
den und Norweger, seit den letzten Jahrzehnten im vorigen Jahrhundert
voruehmlich aber Massen von Deutschen anschlössen. Durch ihre energische,
auf Sicherung des langsam Errungenen gerichtete Thätigkeit, durch ihre
alle Schwierigkeiten überwindende Ausdauer unterwarf sich die germanische
Rasse in verhältnismäßig kurzer Zeit ein Gebiet, das vom 50. bis 25. Grad
nördlicher Breite reicht und das von über 60 Millionen Menschen be-
wohnt ist. Dies haben die zur Kolonisation vor allen Völkern befähigten
Germanen zustandegebracht, indem sie die aus der Heimat mitgebrachten
Naturanlagen der Eigenart des neugewonnenen Landes anzupassen ver-
standen.
Die 38 Staaten und 10 Territorien, aus denen die nordamerikanische
Republik besteht, wurden im Laufe von Jahrhunderten gegründet und zu
verschiedenen Zeiten besiedelt. Der eigentliche Ursprung der Kolonisierung
läßt sich zurückführen auf jene zwei Privilegien, welche ein Jahrhundert
nach Entdeckung der Neuen Welt, in den Jahren 1606 und 1609, unter
der Regierung des Königs Jakob I. von England, an zwei Gesellschaften
von venturers oder „Wagende Kaufleute" für das Land vom 36. bis
45. Grad nördlicher Breite verliehen wurden.
Das meiste Interesse in bezug auf Zeit und Weise der Kolonisierung
nehmen die heutigen Staaten Virginia, die Carolinen, Maryland, Mafsa-
chusetts, New Hampshire, Rhode-Island, Connecticut und Pennsylvanien in
Anspruch, der Stamm jener dreizehn von der Ostküste von Akadien bis
hinab nach Florida emporgeblühten Provinzen, von denen fpäter, vor hun-
dert Jahren, die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten aus-
gegangen ist.
Dem ausgezeichneten Seefahrer Frobisher gebührt das Verdienst,
gegen Ende des achten Jahrzehnts im 16. Jahrhundert wieder die Auf-
merksamkeit feiner Landsleute auf deu Norden Amerikas gerichtet zu haben.
Er entdeckte im Jahre 1578 Westfriesland, welches er Westengland
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Extrahierte Personennamen: Jakob_I._von_England
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Amerika Nordamerikas Nordamerikas Maryland Rhode-Island Connecticut Pennsylvanien Florida Amerikas
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
20 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
Die Güter dieser arbeitsungewohnten Landedellente bevölkerten sich
ebenfalls, jedoch in der Hauptsache mit Sklaven. Erst dann, als auch hier
die großen Landstriche, an denen jene adligen Lehensträger das Eigentum
erworben hatten, allmählich an kleinere Bodenbesitzer übergingen, gelangte
die Freiheit, deren sich die nördlichen Kolonien erfreuten, ebenfalls zur
Geltung.
Das Aufblühen der Kolonie Maryland erlitt eine Unterbrechung, als
die republikanisch gesinnten Puritaner mit den köuiglich gesinnten Grund-
besitzern in heftige Zerwürfnisse gerieten, so daß sich bald alle Bande der
Ordnung lösten, die mühsam erst durch ein vom Lord-Protektor Oliver
Cromwell abgesandtes Geschwader wiederhergestellt werden mußte. Der
Hader zwischen den Parteien dauerte indessen fort, und nur die Wiederein-
setznng des vertriebenen Königshauses der Stuarts brachte den hin und
her wogenden Streit zum Stillstand auf kurze Zeit. Denn Cromwells be-
rühmte Schiffahrtsakte, die Veranlassung so vielen Verdrusses für die
Kolonien, ward von König und Parlament znr Vermehruug des Wohl-
stauds des Reiches nicht allein aufrecht erhalten, fondern sogar noch er-
weitert. Hiernach durften die Kolonisten ihre Bedürfnisse nur aus den
Häfen des Mutterlandes beziehen, und alle für fremden Bedarf bestimmten
Kolonialprodukte mußten den Weg über die Häfen von England einschlagen.
Hierunter litt Virginien wie Maryland;- der wichtige Tabaksbau Virginiens
lag danieder und das Rechtlichkeitsgefühl des Volkes wurde infolge eines
schwungvoll betriebenen Schleichhandels längs der ganzen Küste von Amerika
stark erschüttert. Schließlich griffen die Kolonisten zu den Waffen, und
der Aufstand nahm bald bedrohlichere Gestalt an.
Zum Heile für die englischen Pflanzstaaten hatten die Monarchen aus
dem Hause Stuart und ihre Minister im Lande selbst alle Hände voll zu
thuu, und ihre Blicke wandten sich daher nur dann den ihrem Gesichts-
kreis entlegenen Kolonien zu, wenn es galt, die Wünsche von Günstlingen
durch Verleihung von Land und Gerechtsamen zu befriedigen oder ver-
mittelst Auflagen der so viel in Anspruch genommenen königlichen Schatz-
kammer neue Zuflüsse zu erschließen.
Der erste Anfang zu einer Konföderation der Kolonien im Norden
fällt ins Jahr 1643. Während der Kämpfe des Königtums mit dem
Volke und Parlamente im Mutterlaude schlössen am 19. März genannten
Jahres die Staaten Massachusetts, Nenplymonth, Newhaven und Con-
necticut unter dem Namen der „Vereinigten Kolonien von Neuengland"
ein Schutz- und Trutzbündnis mit einem Generalkongreß und einem Prä-
sidenten an der Spitze. Sie wollten getreulich zusammenhalten gegen aus-
wärtige Feinde und sich namentlich gegen die Holländer am Hudson, gegen
die Indianer in Nenengland und die Franzosen in Kanada gegenseitig
Schutz gewähren. Der Bund verfügte über eine stattliche Miliz und
prägte 1652 sogar eigne Münze. Oliver Cromwell begnügte sich, einen
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Extrahierte Personennamen: Oliver
Cromwell Oliver_Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: Maryland Cromwells England Amerika Nenplymonth Nenengland Kanada
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die ersten Niederlassungen der Engländer und Holländer, 23
Georg Fox, angeschlossen. Er begleitete diesen nach Holland, reiste selbst
mehrmals nach Deutschland und warb dort wie hier, sowie nach seiner
Rückkehr in England der Lehre seines Lehrers zahlreiche Anhänger. Aber
auch die friedlichen Quäker hatten Anfechtungen zu bestehen. Um den
Gläubigen ein sicheres Asyl zu eröffnen, brachte Penn im Jahre 1676
einen Teil von New Jersey in seinen Besitz, auf welchem bald darauf die
Stadt Burlington und andre Ansiedelungen am östlichen Ufer des Delaware
sich erhoben.
Von seinen Erfolgen ermutigt, entwarf Penn einen Plan zur Koloui-
sierung der von den Europäern noch nicht befetzten Länder. Sein Vater
New Amsterdam. Erste Niederlassung der Holländer in Amerika (das spätere Aew Jork).
hatte als Admiral England außerordentliche Dienste geleistet, 1655 Jamaika
erobert und zehn Jahre darauf die holländische Flotte unter Van Opdam
geschlagen. Deshalb verlieh Karl Ii. von England, der diese Verdienste
anerkennen und ehren wollte, durch einen Gnadenbrief vom 4. März 1681
William Penn das vollkommene Besitzrecht an allen Ländern zwischen den
Kolonien Maryland, New Aork und New Jersey, eben jenes Gebiet, das
Pennsylvanien heißt. Fortwährend strömten demselben Gleichgesinnte
zu; drei Schiffe brachten viele Ansiedler herbei, welche die Stadt Ehester
erbauten. Penn wollte jedoch sein Besitzrecht auch durch die Indianer-
bevölkerung anerkannt wissen. Er hatte Abgeordnete abgeschickt, den Häupt-
lingen einen Brief zu überbringen und zu verdolmetschen.
In demselben hieß es unter auderm: „Ich bin tief ergriffen von der
Härte und Ungerechtigkeit, die sich oft Menschen gegen euch zu schulden
kommen ließen, welche zu euch kamen, um euch ihrem Vorteil aufzuopfern,
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Extrahierte Personennamen: Georg_Fox Karl_Ii Karl New_Jersey
Extrahierte Ortsnamen: Holland Deutschland England New_Jersey Amsterdam Amerika Jamaika England Maryland New_Aork Pennsylvanien
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
28 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
seine Unterstützung zuzuwenden. Durch verschiedene glückliche Maui-
pulationen begünstigt, ward Law der einflußreichste Mann in Frankreichs
er leitete bald alle Finanzgeschäfte des Staates. Nun richteten sich die
Blicke aller derjenigen, welche rasch, ohne zu arbeiten, reich werden wollten,
den Unternehmungen des ebenso kühnen, wie vom Glück begünstigten
Schotten zu.
Alle Welt wollte Lawsche Aktien haben. Das rasche Steigen der-
selben, die großen Gewinne glücklicher Spekulanten erzeugten eine förmliche
Spielwut. Arm und reich, vornehm und gering drängte sich zu der Kasse
des gefeierten Finanzmannes. Der hohe Adel beugte sich vor dem schot-
tischen Emporkömmling, und selbst ausländische Fürsten sandten Agenten
nach Paris, um für sie zu spielen. In kaum drei Wochen waren 300 000
Aktien zum Nominalbetrag von 150 Millionen Livres untergebracht,
welche der Gesellschaft 1500 Millionen Livres zuführten. Rasch stiegen
die Aktien auf 6-, 7-, 8-, 9-, 10 000 Livres. Die Gewinne, welche hier-
bei gemacht wurden, waren unglaublich. Die Spielwut erhielt sich von
Mitte 1718 bis gegen Ende des Jahres 1720, denn da hatte das Fieber,
welches die französische Gesellschaft ergriffen, bereits gründlich ausgerast.
Der schwindelhafte neue Finanzbau Laws war zusammengestürzt; Tausende
von Spekulanten lagen unter seinen Trümmern begraben. Wie viel Elend
und Unglück diese merkwürdige Aktienspielwut indessen auch für Frankreich
brachte, so hatte sie doch immerhin einiges Gute für die neueu An-
siedelungen in Amerika. Es waren eine Menge Menschen nach den Be-
sitzungen der Mississippi-Gesellschast gelockt worden, und dieselben ver-
ließen doch nur zu eiuem ffeinen Teil das Land, als der Zusammenbruch
von Laws papieruem Kunstbau erfolgte. Schou im Jahre 1717 hatten einige
französische Kolonisten am Ausflusse des Mississippis eine Niederlassung ge-
gründet, welche sie zu Ehren des Regenten von Frankreich, des Herzogs
von Orleans, New Orleans nannten. Die günstig gewählte Lage in
der Nähe des Meeres machte die Stadt sehr bald zu einem wichtigen Aus-
fuhrplatze für den unerschöpflichen Reichtum der Laudesprodukte Louisianas.
Ebenso waren auf der Südseite der großen Seen im Michigan- und
Missonristaate Franzosen beschäftigt, das Land zu kultivieren, wobei sie
mehrere neue Städte, wie Detroit, Viueennes, St. Louis, anlegten.
Während die Glückssonne des Schotten am höchsten stand, befürchteten
die benachbarten britischen Ansiedler, daß es den Franzosen gelingen
könnte, eine Verbindung der Kolonien am großen Strome, „dem Vater
der Gewässer", mit den kanadischen Niederlassungen znstandezubriugen.
Daher wurde 1732 von feiten der britischen Regierung die Gründung
einer ueueu Kolonie zwischen den Karolinen und dem spanischen Florida
durch den menschenfreundlichen Oglethorpe begünstigt. Doch erst als ver-
trieben? Protestanten aus Salzburg, als Schweizer und Schotten in
größeren Zügen einwanderten, gewann die neue Niederlassung höheren
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Extrahierte Personennamen: Louis
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Paris Frankreich Amerika Frankreich Louisianas Michigan- Florida Salzburg
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
30 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
necticut, Massachusetts und New Hampshire rüsteten sogar eine stattliche
Expedition aus, welche unter Mitwirkung einer königlichen Flottenabteilung
die französische Hauptstadt Louisbourg, das Bollwerk der französischen
Macht in Amerika, zum Fall brachte. Freilich sahen sich die Kolonisten
nach dem Friedensschluß bitter getäuscht, als England jenen durch so große
Anstrengungen gewonnenen wichtigen Platz an Frankreich wieder zurückgab.
Seitdem drängte sich den Bewohnern der Neuenglandstaaten immer mehr
die Überzeugung aus, daß ihr Interesse himmelweit verschieden von dem-
jenigen des Mutterlandes sei, und daß sie Gut und Blut nur zur Unter-
stützung einer engherzigen Sache hingegeben hatten.
Noch war der Frieden mit Frankreich nicht allseitig bekannt geworden,
als auch der Kampf an den Grenzen von Kanada von neuem ausloderte.
Durch den Frieden waren nämlich die alten Streitigkeiten wegen gewisser
Grenzdistrikte keineswegs beigelegt worden. Daher entbrannte der alte
Hader von neuem, und als die Franzosen fortfuhren, im Stromgebiet
fowie an den oberen Seen Forts zu erbauen, standen sich die britischen
und französischen Kolonisten schon feindlich gegenüber, bevor noch der Krieg
erklärt war. Im Jahre 1755 begann der Kampf zur See ohne Kriegs-
erkläruug: die Engländer nahmen 300 französische Kauffahrteischiffe weg;
dagegen bereiteten sich die Franzosen zu einer Laudung in England vor,
was hier einen solchen Schrecken verursachte, daß Georg Ii. seine han-
növerschen Truppen und ein hessisches Korps nach England zog. Es war
jedoch nur auf eine Täuschung abgesehen; eine französische Flotte lief von
Toulon aus und setzte Truppen in Minoren ans Land, welche diese Insel
eroberten. Jetzt erst erklärte England feierlich den Krieg. Derselbe
wurde teils zur See, und hier mit großem Übergewicht der Briten, teils
in Nordamerika, teils in Europa, wo die Engländer als Verbündete
Friedrichs Ii. kämpften und auch mehrmals vergeblich eine Landung in
Frankreich versuchten, teils in Ostindien und Afrika geführt.
Im Jahre 1758 ward Louisbourg den Franzosen wieder entrissen;
doch ist aus der Reihe der Kriegsjahre 1759 das wichtigste. Anfangs
schien es, als wollte sich der Sieg den Franzosen zuweuden. Dieselben
gingen ungestüm zum Angriff vor, wurden aber von den Engländern,
welche sie kaltblütig erwarteten, mit einem so mörderischen Feuer em-
pfangen, daß sie schwankten. Dabei ward der britische Feldherr, General
Wolfe, schwer verwundet, was im Heere der Engländer große Bestürzung
erregte; die Franzosen unternahmen nun einen neuen Angriff auf die
Front und die feindlichen Flanken. Aber die britischen Streiter hatten
sich unterdessen wieder ermannt, sie schlugen die Franzosen zurück und
gingen nun, nachdem General Townsend den Oberbefehl übernommen,
ihrerseits zum Angriff über. In diesem Jahre wurden die französischen
Forts Ticonderoga, Crownpoint und Niagara genommen, die französische
Flottille auf dem See Champlaiu auf den Sand gejagt, endlich General
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Extrahierte Ortsnamen: Louisbourg Amerika England Frankreich Frankreich Kanada England England Toulon England Nordamerika Europa Friedrichs Frankreich Ostindien Afrika
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
32 Tie Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
Macht, Ansehen und Bedeutung nie wieder zu erheben vermochte. Im
Frieden zu Paris (10.'Februar 1763) wurden Neuschottland (Akadien)
mit Kap Breton samt Kanada von den Franzosen aus ewige Zeiten an
England abgetreten und der Mississippi als Grenze zwischen den englischen
und französischen Besitzungen erklärt. Zugleich waren die Spanier aus
Florida und den übrigen Gebieten östlich des Mississippis verdrängt worden.
Die aus solche Weise vergrößerten englischen Kolonien zählten etliche Jahre
später nach Hinzutritt vou Tennessee (im Jahre 1768) und Kentucky (im
Jahre 1773), also vor mehr als hundert Jahren, zwischen zwei bis drei
Millionen Seelen, darunter 500 000 Neuengländer, und besaßen eine An-
zahl von Sklaven, welche in den südlichen Provinzen -der Zahl der weißen
Einwohner ziemlich gleich kam.
Mit Befriedigung durften die Kolonien aus das Ergebnis eines langen
Kampfes hinschauen. Von nun an waren die Grenzen ihrer Niederlassung
gegen alle nebenbuhlerischen und feindlichen Absichten sicher gestellt. Un-
zweifelhaft gingen, wenn ihnen das Mutterland Zeit ließ, sich zu erholen,
Handel und Wandel einer außerordentlichen Blüte entgegen.
Unaufhörlich begannen seitdem die Kolonisten der östlichen Staaten
nach Westen vorzudringen. Damals hausten noch zahlreiche und Waffen- *
tüchtige Jndianerstämme inmitten der Fluren und Wälder, namentlich in
den weiten Berggeländen zwischen dem Mississippi und dem Atlantischen
Ozean. Weithin leuchteten damals noch die Signalfeuer des roten Mannes
aus dem Urwald herüber oder auf den Flächen der Prärien.
Bald war jedoch alles angrenzende Land von Indianern gesäubert,
und der Pflug der Weißen zog dort seine Furchen immer weiter dem
Westen zu.
Das ist in großen Zügen die Geschichte der Kolonisation der Haupt-
sächlichsten Staaten der großen amerikanischen Republik unter dem Sternen-
banner.
Die Geschichte des Abfalles der Neuenglandstaaten und ihren Unab-
hängigkeitskampf zu schildern, liegt der Aufgabe dieses Buches fern. Es
genüge hier, zur Vervollständigung des entworfenen Bildes hinzuzufügen,
daß die Übergriffe und Unbilligkeiten des Mutterlandes den Kolonisten
zuerst Anlaß zu wiederholten heftigen Beschwerden gaben, daß es jedoch
dabei nicht blieb, vielmehr vom Hader zum Bürgerkrieg kam, welcher mit
großer Heftigkeit entbrannte. Am 7. Juni 1776 hatte Richard Henry
Lee im Kontinentalkongreß beantragt, die Unabhängigkeitserklärung,
d. h. ein Instrument zu erlassen, laut welches der politische Verband der
13 nordamerikanischen Kolonien: New Hampshire, Massachusetts (Maine),
Rhode-Jsland, Connecticut, New Aork, New Jersey, Pennsylvania,Delaware,
Maryland, Virginia, North-Carolina, Sonth-Carolina und Georgia, mit
dem Mutterlande für immer aufgelöst wurde.
%
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Extrahierte Personennamen: Richard_Henry
Lee New_Jersey
Extrahierte Ortsnamen: Paris Kanada England Florida Kentucky Mississippi Atlantischen
Ozean Massachusetts Maine Rhode-Jsland Connecticut New_Aork Pennsylvania Maryland Virginia Georgia
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Mich der Entdeckungen.
Zweiter Band.
Inhalt.
I. Die fioloiiifntion der Staaten der tlordamerikamsche» Union
Die roten Urbewohner Amerikas. S. 2. — Entdeckungsfahrten
der Cabots. S. 7. — Auffindung von Labrador, Akadien, Neufund-
land u. f. w. S. 8. — Die Spanier und Franzosen in Florida,
Karolina und Kanada. S. 10. — Cartier auf dem Lorenzstrom.
Gründung von Quebec. S. 10. — Die Niederlassungen der Eng-
lünder, Holländer, Schweden u. s. w. S. 13. — Sir Walter Raleigh
gründet Virginia. Drake bringt die Kartoffel nach Europa. Henry
Hudson. S. 14. — Die Plymouth-Kompanie. Die Pilgerväter. S. 16.
— Gründung von Massachusetts, Rhode-Jsland, Connecticut, Bat-
timore, New-Hampshire, Maryland. S. 18. — Der erste Buud der
Vereinigten Kolonien. S. 20. — Neuniederland, New Jork, New
Jersey. William Penn gründet Pennsylvanien. S. 22. — Die
Mississippi-Gesellschaft. Gründung von Louisiana und Georgia.
S. 28. — Vereinigung sämtlicher Kolonien unter der Krone von
England nach dem Kriege zwischen England und Frankreich (1760).
S. 30. — Abfall der Neueugland-Staaten (1776—1783). S. 32.
Ii. Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken . . . .
Die Slawen an der Ostsee und in Rußland. S. 35. — Einwan-
derung der Russen. Beginn der Handelsbeziehungen zwischen Ruß-
land und dem Westen von Europa. S. 38. — Die Moskowitische
Handelskompanie in England und die von ihr veranstalteten Reisen
nach den Küsten des Eismeeres. S. 41. — Spiridion und die
Strogonow. S. 44. —Jermaks Sieg über die Mongolen. S. 49.—
Erforschung des sibirischen Landes. S. 52. — Entdeckungsreisen
unter Bering. S. 58. — Das Amurgebiet. Weiteres Vordringen
der Russen in Asien. S. 59.
Iii. Die Niederländer in Äava und auf den übrigen ost-
indischen Inseln..............
Diehandelsthätigkeit der Niederländer im 16. Jahrhundert und ihre
Seefahrten. S. 61. — Anfänge ihrer Niederlassungen in Ostindien.
S. 63. — Begründung der Niederländisch-ostindischen Handelskom-
panie. Ausbreitung der Macht derselben. Ihr Verfall. S. 66. —
Übernahme der Verwaltung der ostindischen Kolonien von seiten
der niederländischen Regierung. Van den Bosch als Generalgouver-
neur. Sein Kultursystem. S. 73. — Java und die Javaneseu. S. 82.
Iv. Die Engländer in Ostindien...........
Die Gründung der Ostindischen Handelsgesellschaft. S. 88. —
Erste Fahrten der Engländer nach Indien. S. 89. — Streitigkeiten
mit den Portugiesen und Holländern. S. 91. — Die Gründung
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Extrahierte Personennamen: Karolina Cartier Walter_Raleigh Drake Henry
Hudson New_Jork William_Penn
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Florida Kanada Quebec Schweden Europa Massachusetts Rhode-Jsland Connecticut Maryland New
Jersey Pennsylvanien Louisiana Georgia England England Frankreich Sibirien Ostsee Rußland Europa England Asien Ostindien Ostindien Indien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Vereinigung sämtlicher Kolonien unter die Krone von England. Zz
Neun Kolonien stimmten für den Antrag, und Franklin, Jesfersou,
John Adams, Roger Sherman und Robert R. Livingston wurden zum
Ausschuß ernannt, der den Entwurf der Erklärung abfassen sollte. Jeffersou
schrieb den Entwurf, der mit einigen unwesentlichen Änderungen von dem
Ausschuß angenommen und dem Kongreß vorgelegt wurde. Nach längerer
Debatte, die eine Änderung mehrerer Stellen veranlaßte und namentlich
zur Unterdrückung eines Passus über die Sklaverei führte, wurde die
Erklärung von den Vertretern der 13 Kolonien am 4. Juli 1776 an-
genommen.
Die Schlußnoten des Instruments, in denen die Unabhängigkeit aus-
gesprochen wurde, .sind von weittragender Bedeutung in dem eigentüm-
lichen Entwicklungsgänge des amerikanischen Staatsrechts gewesen. Die-
selben lauten:
„Wir, die Repräsentanten der Vereinigten Staaten Amerikas . . .
erklären deshalb im Namen und durch die Befugnis des guten Volkes
dieser Kolonien ..., daß diese vereinigten Kolonien freie und unabhängige
Staaten sind."
Mit wechselndem Glücke stritten die Nordamerikaner unter dem großen
Washington fast bis zur Erschöpfung, zuletzt jedoch von den Franzosen
wirksam unterstützt, erfolgreich gegen die bei weitem kriegstüchtigere englische
Armee, welche die abtrünnigen Tochterstaaten wieder dem Mutterlande
unterwerfen sollte. Endlich des langen Kriegführens müde, ward im
Frieden von Versailles (3. September 1783) von Großbritannien die Un-
abhängigkeit der Vereinigten Staaten von Nordamerika anerkannt und der
transatlantischen Republik eine erweiterte Grenze nach Kanada und Neu-
schottland hin zugesprochen. Auch die benachbarten Indianer begaben sich
nach und nach, freiwillig oder gezwungen, unter den Schutz des siegreichen
Staatenbundes, an dessen Spitze als erster Präsident der edle Washington,
einer der größten und verehrungswürdigsten Männer aller Zeiten, trat.
Am 4. Juli 1876 ward in den Vereinigten Staaten der hundertjährige
Bestand ihres Bundes und ihrer republikanischen Verfassung gefeiert. Die
erhebenden Kundgebungen, welche diese Gelegenheit überall veranlaßte,
wo das Sternenbanner weht, in der Zentennialstadt Philadelphia und selbst
in der kleinsten Ansiedelung, ja in jedem Blockhause, haben auch, abgesehen
von jedem vaterländischen Hochgefühl, die weitgehendste Berechtigung. Die
Entwickelung der Vereinigten Staaten vom Jahre 1776 bis zum Jahre
1876 und weiter noch bis heute umfaßt ja auch ein großes Stück mensch-
lichen Fortschritts und bildet das glänzendste Ergebnis der auch in andern
Weltteilen erprobten germanischen Kolonisationstüchtigkeit. Die errungene
Selbständigkeit Nordamerikas begründet nicht bloß seine Größe und seine
Vorherrschaft in der Neuen Welt, sie eröffnete auch dem germanischen
Stamme eine unbegrenzte Zukunft.
Wir Deutschen vor allen dürfen uns dessen freuen. Es ist wahr,
Buch d. Entd. Ii. 3
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Extrahierte Personennamen: Franklin John_Adams Roger_Sherman Robert_R Livingston Jeffersou
Extrahierte Ortsnamen: England Washington Versailles Nordamerika Kanada Washington Philadelphia Nordamerikas
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
62 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
Westeuropa aus der andern Seite vereinte genanntes Land in den letzten
Jahrhunderten des Mittelalters auf seinen Märkten die Hanseaten und
die Venezianer, die Engländer und die Oberdeutschen, die Spanier mit
den Portugiesen und die Kaufherren des Deutschen Ritterordens von den
äußersten Küsten des Baltischen Meeres. Wie verschieden sie auch in Sprache
und Sitten waren, so kamen sie doch alle gern und traten in den schnell
ausblühenden Städten der Niederländer miteinander in leichten und uugehin-
derten Verkehr. Wohlweislich hatten die wackeren Bürger die dem Handel
nachteiligen Zölle und Abgaben aufgegeben, überhaupt alle hemmenden
Schranken beseitigt, so daß ihr ganzes Land einem großen Freihandels-
gebiete glich, in dem sich die geschicktesten, reichsten und tüchtigsten Kauf-
leute begegueteu und sich darin ein Verkehr ausbildete, der soust seines-
gleichen nicht wieder auf Erden fand. Die klugen Venezianer sahen mit
Unlust einen'beträchtlichen Teil ihres gewinnbringenden Handels auf die
Niederländer übergehen, wie es auch die rührigen Hanseaten geschehen lassen
mußten, daß sich allmählich der rege Verkehr aus ihren Kaufhäusern in
die von jenen hinzog. Bald flatterten die Wimpel der holländischen Schiffe
in Meeren, welche sonst ausschließlich von den Deutscheu befahren wurden,
und brachten die Erzeugnisse ihres Gewerbfleißes nach fremden Ländern.
Kaum waren dem Handel durch die Entdeckung von Amerika und durch
die Auffindung des ostindischen Seeweges neue Bahnen angewiesen worden,
als auch die Niederländer ihre ganze Kraft daran setzten, daraus Vorteil
für sich zu ziehen. Ihre Schiffer scheuten den weiten und damals noch
ziemlich unsicheren Weg über den Ozean nicht, und als Spanien in finsterem
Despotismus den freien Geist der Bürger niederzudrücken versuchte, da
waren diese schon mächtig genug zur See geworden, um selbst mit der
größten Macht Europas den Kampf -erfolgreich zu beginnen. Nach langem
und heißem Ringen mußte Philipp die Erfolglosigkeit seines Unternehmens
zugestehen; es trat Ruhe ein im Kampfe, wenn auch der wirkliche Friede
erst viele Jahre später abgeschlossen wurde. Mittlerweile hatten aber die
frei gewordenen Niederländer den Handel so sehr an sich gezogen, daß selbst
die feindlichen Spanier den größten Teil ihrer Kriegsbedürfnisse, ihre
Waffen und Munition von jenen zu kaufen genötigt waren.
Philipp Ii. fah zwar nur mit dem größten Widerwillen die holländischen
Schiffe in seinen Häsen, doch würde sich, falls er ihnen den Zugaug zu den
spanischen Gewässern verwehrt hätte, wahrscheinlich allerhandel nach Portugal
gezogen haben. Als aber seit 1580 durch Herzog Alba Portugal unter das
spanische Zepter gebracht war, da unterdrückte Philipp nicht länger seinen
Wunsch, den Handel Hollands zu vernichten. Die Mannschaft der aus
Holland in den spanischen und portugiesischen Häfen angekommenen Schiffe
wurde in Haft genommen, die Schiffe selbst mit Beschlag belegt und den
Unterthanen jeder weitere Verkehr mit den Einwohnern der „aufrührerischen
Provinzen" verboten. Dieser Schlag sollte tödlich auf Hollands Handel
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp_Ii Philipp Alba_Portugal Philipp Philipp
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