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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Nationale Erdkunde - S. 145

1911 - Straßburg i.E. : Bull
10. Die Mittelmeerländer. 145 Deutsche und österreichische Äandelsinteressen gehen aber auf der Balkanhalbinsel wie überhaupt im östlichen Mittelmeer Äand in Äand, obwohl bei vielen Warengattungen ein Wettbewerb zwischen deutscher und öster- reichischer Industrie besteht. (Zucker, Gewebe.) Für beide liegt der größte Wert in einem Ausbau der Balkanbahnen. .Joeute ist die Verbindung von Wien oder Berlin nach Saloniki noch schlecht, weil zeitraubend. Und doch beträgt der Weg Berlin- Saloniki über Land nur 3362 km, das heißt 383 km weniger als die Strecke Berlin-Brindisi. Von Saloniki nach Port Said, dem Eingange des Suezkanals, beträgt der Seeweg 735 See- meilen, von Brindisi aus aber 940 Seemeilen. Die gesamte Strecke Berlin-Saloniki-Port Said wäre 763 km kürzer als der Weg von Berlin über Brindisi nach dem Eingange des Suezkanals. (Vergl. auch Griechenland.) Die Türkei. Das Deutsche Reich, der zuverlässigste Freund der Türkei, so sahen wir bereits. So verschieden auch die beiden Länder voneinander sein mögen, deutscher und türkischer Vorteil gehen Äand in Äand. Die Türken wissen auch, daß sie ringsum von kleinen und großen Gegnern umgeben sind, die an eine „Austeilung" des türkischen Gebietes denken. Sie müssen deshalb einen Rücken suchen an einer Macht, der an der Erhaltung einer starken Türkei liegen muß. Warum müssen wir eine starke Türkei wünschen? In erster Linie unseres Handels wegen. Wenn die Aufteilung zustande käme: England: Mesopotamien; Rußland: Armenien und Kleinasien; Frankreich: Syrien; Italien: Albanien und Tripolis; Bulgarien, unter russischem Schutze: Mazedonien, so müßten sich deutschem Handel und deutscher Arbeit eine Reihe von Gebieten verschließen. Das könnte nicht ohne schädliche Rück- wirkung auf unsere gesamte Volkswirtschaft geschehen. Wir brauchen aber eine Ausdehnung und Erweiterung unserer Märkte, neue Felder friedlicher Betätigung. Jede Einengung und Ein- schränkung macht unsere Lage mehr und mehr unerträglich. Wenn nun auch deutscher und türkischer Vorteil Hand in Hand gehen, so ist doch unser Handelsverkehr mit der Türkei vorerst nicht so, wie er unserer Stellung auf dem Welt- Hauptmann, Nationale Erdkunde. 10

2. Nationale Erdkunde - S. 273

1911 - Straßburg i.E. : Bull
V. Afrika. 1. Allgemeines. /-?^er Erdteil Afrika darf als europäisches Kolonial- land angesehen werden. Äier fehlen die großen selbständigen Staaten, wie Asien und Amerika sie aufweisen. Daher die bunte Zerstückelung, die wir an der Karte von Asrika kennen. Fast alle größeren europäischen Staaten haben auf afrikanischer Erde Besitzungen erworben. Äier hat auch das Reich in einer Weise Fuß gefaßt, die seiner Größe, seiner Seegeltung wenig st ens einiger- maßen entspricht; hier steht es nicht zaghaft an dertüre wie im weiten Asien. Es sehlen aus afrikanischem Boden überhaupt nur die Flaggen zweier großer europäischer Mächte, die russische und der Doppel- adler des Äabsburgischen Reichs. Rußlands Kolonialland stößt, wie wir sahen, unmittelbar an seine Grenzen, und Österreich- Ungarn muß seiner inneren Kämpfe wegen auf Kolonisierungs- tätigkeit verzichten. Den bedeutungsvollsten Kolonialbesitz in Afrika haben wieder die Engländer, im ganzen 5,3 Millionen qkm, d. h., das Zehnfache der Bodenfläche des Deutschen Reichs. Kapstadt war ihre erste wichtigste Besitzung; vor der Eröffnung des Suezkanals war Kapstadt die Äauptstation auf dem Wege nach Indien. Von Kap- stadt aus haben sie ihre Herrschaft nach Norden zu erweitert. Später ergriffen sie von Ägypten Besitz. Ihr Plan geht dahin, ein britisches Asrika zu schaffen, das vom Kap der guten Äossnung bis zur Mündung des Nil reicht. Frankreich besitzt zwar einen viel größeren Teil von Afrika, 10,2 Millionen qkm, er ist aber bedeutend weniger wertvoll als der Hauptmann, Nationale Erdkunde. 18

3. Nationale Erdkunde - S. 275

1911 - Straßburg i.E. : Bull
Allgemeines. 275 müssen die Völker, die Kolonien in Afrika besitzen, notgedrungen Eisenbahnen anlegen, die ihnen eine rasche Durch- querung des wertlosen Küstengebietes ermöglichen. Flußsysteme. Freilich, auch die Natur hat Wege geschaffen, auf denen der Europäer ins Innere gelangen kann. Leider sind die afrikanischen Wasserwege sehr zu unsern Ungunsten verteilt. Der Nil durchfließt englisches Gebiet, der Senegal und teilweise auch die Gambia gehören den Franzosen, der Niger ist ebenfalls von den Engländern in Besitz genommen, dazu auch der größte Teil seines schiffbaren Nebenflusses, des Benue. Oranje und Kunene gehören gleichfalls englischem Gebiet an. Der Kongo ist nur dem belgischen Warenverkehr dienstbar. Der Sambesi durchfließt portugiesischen Besitz. Somit fehlt uns also der Anteil an den großen Strömen Afrikas, und was unsere Kolonien an Flüssen aufweisen, ist teilweise noch dadurch wertlos geworden, daß sie beim Absturz von der afrikanischen Äochebene Fälle und Schnellen bilden, die der Schiffahrt unüber- windbare Hindernisse entgegenstellen. Küstengliederung und Landungsverhältnisse. Wesentlich erschwert wird ferner das Eindringen in Afrika, namentlich von der Westseite her, wo drei unserer Kolonien liegen. An der Westküste arbeitet nämlich eine starke Brandung. Nur sehr wenige der Küstenplätze können sich eines einigermaßen hinreichenden Schutzes gegen die peitschenden Wellen rühmen; u.a. Dula in Kamerun. Aber auch da ist die „Dünung" zu stark, als daß die Seeschiffe längsseits kommen könnten. Sobald ein Schiff Anker geworfen hat, wird dies durch einen Kanonenschuß vom Bug desselben angezeigt. Alsbald stoßen die Boote ab, wenn der betreffende Dampfer nicht auf die selbst mit- gebrachten Brandungsboote angewiesen ist. Die Reisenden des Dampfers, mit Fernrohren und Ferngläsern bewaffnet, beobachten, besonders wenn sie zum ersten Male die Westküste besuchen, unter großer Erregung die Abfahrtstelle der Boote. Der Anblick der gegen die Brandung kämpfenden Boote genügt vollkommen, um selbst gestählte Nerven in Spannung zu halten. Bootsunfälle komm n häusig vor. Die Ladung wird durchnäßt und verdirbt. Das Boot kentert, die Insassen springen meistens heraus, werden aber oft von dem umschlagenden Boote getroffen. Ertrunkene und 18*

4. Nationale Erdkunde - S. 294

1911 - Straßburg i.E. : Bull
294 V. Afrika. Größe und Bewässerung. Wenn unser Schiff sich einem der zahlreichen Ääfen unserer Küste, Tanga oder Daressalam, nähert, so stehen wir wohl überwältigt vor der märchenhasten Schön- heit, die sich vor uns entfaltet. Doch von dem, was wichtiger ist, von der Größe und Fruchtbarkeit unserer Kolonie, erfahren wir zunächst nichts. Davon bekommen wir erst einen Begriff, wenn wir die 700 km lange Küste abfahren, wenn wir uns auch durch eine der leider noch so wenig ausgebauten Bahnen hinein ins Innere tragen lassen und dann in monatelangen Reisen das Land kreuz und quer durchstreifen. Erreicht doch D.-O.-A. mit seinen 995000 qkm beinahe die doppelte Größe des Deutschen Reiches, und weisen doch auch alle anderen Maße einen deutlichen Zug ins Große auf. Flüsse, die uns die Karte kaum aufzeigt, wie der Rufiji, der Pangani, sind länger oder ebenso lang als der Rhein. Sind wir bis zur Westgrenze vorgedrungen, so scheinen wir an einer neuen Seeküste zu stehen. Wird doch diese Westgrenze durch eine Reihe großartiger Seen gebildet, von denen der Victoria- See nicht weniger als den Flächeninhalt Bayerns einnehmen würde, der langgestreckte Tanganjika in seiner Längenausdehnung dem halben Rhein gleichkommt, der Nyassa-See fünfzigmal die Fläche unseres Bodensees ausmacht. Aufbau des Landes. Das große afrikanische Hochland, das in unseren übrigen Kolonien ziemlich nahe an die Küste herantritt, weicht hier mehr rücksichtsvoll zurück. Im Norden zwar greift es verhältnismäßig weit nach der Küste vor, dann aber wird der Raum zwischen Küste und Äochland immer breiter, bis ganz im Süden das letztere schon beim Nyassa-See abbricht. In dieses Vorland, das so zwischen Küste und afrikanischer Hochebene in wechselnder Gestalt sich ausdehnt, dringen wir nun mit gespannter Erwartung ein. Ostafrika als Baumwollkolonie. In noch nicht sehr be- deutender Entfernung von der Küste stoßen wir auf arbeitende Un- getüme, die uns nicht weniger fremd sind als dem Neger, der sie mit einem Gemisch von Staunen und Grauen betrachten mag, auf die Dampfpflüge. — Wie mit Riesengewalt greifen die keuchenden, eisernen Angeheuer in den bisher unberührten Boden und legen in breiten, reichen Wellen die Massen des untersten Grundes, die noch ganz unausgenützt bisher geschlummert haben, ans Tageslicht.

5. Nationale Erdkunde - S. 311

1911 - Straßburg i.E. : Bull
2. Deutsch-Afrika. 311 Entenschnabel, der nur zaghaft in den Tsadsee hineinbeißt, als getraue er sich das nicht so recht. Durch einen schmalen Äals sind beide Teile verbunden. Dieserscheint dadurch entstanden zu sein, daß unsere Nachbarn die wertvolleren Land- striche nahmen, ehe wir ausg estan den waren, sodaßuns nur die wertlosen blieben. Doch werden wir bald sehen, daß auch diese so sonderbar gestaltete Kolonie durchaus nicht zu verachten ist. Bodengeftalt. Es hält einigermaßen schwer, sich in dieser Kolonie zurechtzufinden. Deshalb sei folgende allgemeine Übersicht gegeben. Im Keil: 1. Der niedrig gelegene Küstenstrich mit einem 100 bis 200 km breiten Arwaldgürtel. 2. Südkamerun, ebenfalls niedrig gelegen, von Arwald bedeckt. 3. Das Hochland von Bamum, ein Teil der großen afrikanischen Hochebene, 1200 bis 1600 in hoch, eine große Graswildnis mit 4 bis 5 m hohem Gras, nur da und dort vom Dornbusch oder kleineren Gehölzen unterbrochen. Im Äals und im Entenschnabel: das Tiefland desbenueund des Schari, bis zum Tsadsee reichend, noch ziemlich unerforscht, baumarm, eine weidereiche Steppe, von hochentwickelten mohammedanischen Stämmen bewohnt, oft auch mit dem Namen Adamaua bezeichnet. Das Äochland von Bamum erscheint also wie eine hochragende Festung, die nach Westen, Südwesten sowohl als auch nach Nord- osten hin das tieferliegende Gelände überschaut. Das Hochland. Einstweilen darf dieses festungsarlige Äoch- land als das wichtigste und aussichtsreichste Gebiet von ganz Kamerun angesehen werden. Es ist vulkanischen Ursprungs und darum von großer Frucht- barkeit. Ölpalmen, Erdnüsse, Mais und andere einheimische Kulturgewächse wachsen hier leicht und üppig und können in noch viel stärkerem Maße angebaut werden. Vor allem aber dürfte sich hier ein ausgedehnter Baumwollbau entwickeln, denn die Baumwollpslanze ist von alters her auf dem Kameruner Äoch- lande heimisch. Während in den tiefer liegenden Landstrichen tro- pisches Klima herrscht, hat man auf der einstigen Regierungsstation Bali bürg im Äochlande über Kälte geklagt und sehnsüchtig den Wärme spendenden Ofen der Äeimat hergewünscht. Da scheint es also mit der „afrikanischen Äitze" nicht weit her zu sein. Bei einem

6. Nationale Erdkunde - S. 264

1911 - Straßburg i.E. : Bull
264 Iv. Asien. Arabien. Arabien gehört zu den Bestandteilen des türkischen Reiches, die der Regierung in Konstantinopel viel Sorge machen. Am liebsten möchten die Araber ein selbständiges Reich bilden. Dieses Bestreben läust offenbar aus das Anglück des Landes hinaus. Es ist nicht groß und nicht volkreich genug, um seine Selbständigkeit behaupten zu können, müßte also den Eroberungsgelüsten einer fremden Macht, in diesem Falle Englands, bald erliegen. Die Engländer haben die günstigsten Aussichten aus der West- seite der arabischen Äalbinsel. Äier liegen ihre besten Landschaften, fernen und andere; das „glückliche Arabien" hat man sie genannt. Wohl sind sie, vorläufig wenigstens, von geringer Bedeutung sür den Welthandel, da sie kein „Hinterland" haben; das Innere Arabiens ist bekanntlich eine große Wüste, in der Mitte wohl oasen- reich, aber ohne namhafte Mengen an Ausfuhrgütern (Südfrüchte, an der Küste Kaffee). Aber die Engländer interessiert auch die Bedeutung Arabiens als Äandelsland vorerst gar nicht. Sie hoffen nur, daß aus den fortwährenden Aufständen der dortigen Bevölkerung endlich einmal ein Kalifat fernen entsteht, dessen Schutz- und Oberherrschaft nur ihnen zufallen kann. Damit kämen sie einen gewaltigen Schritt vorwärts in der Beherrschung des Roten Meeres. Dem Sultan der Türkei aber muß sehr viel daran gelegen sein, vor allem die heiligen Stätten des Islam, Mekka und Medina, in seinem Besitz zu behalten. Solange er sie hat, solange ist er auch im Besitze des Kalifats, der Nachfolgerschaft des Propheten Muhamed, und damit ist er der gesetzmäßige Herrscher aller mohamedanischen Völker. Äier kreuzen sich also englische und türkische Interessen. Heute schon haben die Engländer Aden und Umgegend besetzt, und sie betrachten diese Felsenecke als den einen Brückenkops des Roten Meeres. Mit Stolz nennt der Engländer jene Stadt, hat doch die Festungsbaukunst seines Volkes dieses Aden zu einem zweiten Gibraltar umgeschaffen. Lind wir? Was wir eben kennen lernten, zeigt uns nur wieder Englands Überlegenheit, die gewaltigen Hilfsquellen jener Macht, mit der wir im Wettbewerb um den Äandel stehen. Die englische

7. Nationale Erdkunde - S. 324

1911 - Straßburg i.E. : Bull
324 V. Afrika. Jedes Kind weiß aus der biblischen Geschichte, daß das Land seine Fruchtbarkeit alljährlichen Überschwemmungen des Nils ver- dankt. Doch kommen auch „teure Jahre." Ihnen zu steuern, bauten die Engländer im Oberlauf des Nils, bei Assuan, einen Granit- dämm quer durch den Strom und verwandelten so das dahinter- liegende Land in einen gewaltigen Stausee, der sein Wasser in der trockenen Zeit durch ein Netz von Kanälen zu den Anpflanzungen, besonders zu den Baumwollplantagen, sendet. — Ein neuer Riesen- plan (21/2 Milliarden Kosten) will die aus dem Victoriasee und dem Weißen Nil abfließenden Wassermassen verwenden, um neue, bisher trocken liegende Landstrecken dem Anbau zu erschließen. — Wie geringfügig nehmen sich dagegen die Summen aus, die wir vorläufig für unsere Kolonien bereitstellen konnten. Die Bewässerungsanlagen sind jedoch noch aus einem anderen Grunde interessant für uns; sie geben uns nämlich einen neuen Be- weis für die steigende Unternehmungslust deutschen Kapitals auf ägyptischem Boden. Es hat sich eine deutsche Bewässerungsgesellschaft für Ober- ägypten gebildet. Sie will durch Anlegung von fließenden Brunnen und Pumpwerken die hochgelegenen Ländereien mit Wasser versorgen und auch da drei jährliche Ernten erzielen. Während nun die eng- lischen Anlagen mehr dem Großgrundbesitz dienen, handelt es sich bei der deutschen Gesellschaft mehr um Versorgung der Kleinbauern; ein erprobtes Mittel, die Deutschen bei der ägyptischen Bevölkerung beliebt zu machen. Weiter planen die Engländer eine Niesenbahn, die Kap—kairo- Bahn, die eine Verbindung zwischen Ägypten und Englisch-Süd- afrika schaffen soll. — Beweise genug vom Weitblick der Engländer. Der Suezkanal. Von noch größerem Interesse für uns ist ein anderes Wasserwerk in Ägypten, der Suezkanal. Obwohl er nicht direkt von England gebaut wurde, hat doch die englische Regie- rung den allergrößten Teil der Kanalanteile in ihre Äand zu bringen gewußt. Für alle seefahrenden Nationen, nicht zuletzt auch für uns, ist der Kanal von höchster Wichtigkeit. Im Kriegsfalle kann England auf Grund seiner Stel- lung inägypten und dankseinerübermächtigenkriegs- flotte jedem Gegner diesen Weg nach Asien sperren. Im Frieden zahlt das durchreisende Schiff, eines der großen Lloyd- schiffe z. B., etwa 71 000 Mark Kanalgebühren. (Siehe Bagdadbahn.)

8. Nationale Erdkunde - S. 326

1911 - Straßburg i.E. : Bull
326 V. Afrika. Namib in unserm Schutzgebiete. Dahinter erhebt sich das Land mauerartig steil zu einem großen Tafellande, das von zahlreichen Höhenzügen durchschnitten ist. Dieses Tafelland ist in der trockenen Jahreszeit öde, fast pflanzenlos, hart wie gebrannter Lehm, daher auch sein Name, die Karroo, d. h. „hart". Auch die Karroo bedeckt sich, wie die Äochebene unseres Südwest, in der Regenzeit, wenn die Gewitterregen wie Wolkenbrüche niederrauschen, in kurzer Zeit mit Blumen und Gräsern. — So haben wir hier wie in unserer -Kolonie sast ausschließlich Weideland, während sür den Ackerbau nur kleinere Landstriche geeignet erscheinen. Südafrikas Viehzucht im Vergleich zu der von Südwest. Welche Werte erzeugt das südafrikanische Weideland? 1906 wurden gezählt über 12 Millionen Schafe, (ganz Deutschland zählte 1906 nur 7ll2 Millionen Schafe), etwa 3 Millionen Angoraziegen, rund 31/2 Millionen andere Ziegen, dazu über 1/2 Million Rinder, V4 Mil- lion Schweine und beinahe 2/s Millionen Strauße. Sieht man sich den Ausfuhrwert dieser sehr beträchtlichen Viehzucht an, so erhält man (1906) 431/2 Millionen Mark Wolle, 28 Millionen Mark Straußenfedern, 16 Millionen Mark Angorahaar, 14 Millionen Mark Ääute und Felle. Noch erscheint unser Südwest arm im Vergleich zu diesenschätzen, noch könnte jeden Vaterlandsfreund die Neigung zu ungeduldigem Drängen überkommen, wenn er sieht, daß es so gar nicht vorwärts gehen will bei uns. Aber überlegen wir: Die Kap- kolonie hat sich ruhig entwickeln können und war schon ein bedeutendes Viehzuchtland, als die Engländer sie den Holländern abnahmen. Als das Deutsche Reich im Jahre 1884 sein Banner in Südwest aufpflanzte, war dieses ein unbekanntes Land, wohl mit einigem Vieh- stand versehen, aber diese Viehzucht diente nur der Ernährung der Neger, hatte noch nie sich auf dem Weltmarkte bemerkbar gemacht. Dazu sind die 25 Jahre unserer Herrschaft in Südwest fast fortwährend von großen Kriegen ausgefüllt gewesen, die eine ruhige Entwickelung des Landes nicht zuließen und den Viehstand der Schwarzen, so be- sonders im letzten Kriege, bedenklich lichteten. Drittens ist die Kap- kolonie seit langer Zeit von Weißen besiedelt, und auf diesen ruht doch vorzugsweise die Äosfnung auf eine aussichts- reiche Entwickelung der Viehzucht. Nach 200 jähriger Kolonisation zählt die weiße Bevölkerung der Kapkolonie etwa 600000 Seelen; Südwest hatte am 1. Januar 1908 rund 8300 weiße

9. Nationale Erdkunde - S. 327

1911 - Straßburg i.E. : Bull
3. Britisch-Afrika. 327 Bewohner. Wie wird es in unserm Südwest sein, wenn einmal eine weiße Bevölkerung von 100000 Seelen auf großen Viehfarmen sitzen wird! Wenn man bedenkt, daß die Kapkolonie bei ihren rund 500 000 qkm bedeutend kleiner ist als unser Südwest (835000), so darf wohl jene Schätzung des in Südwest zu erwartenden Viehstandes (3 Millionen Rinder und 20 Millionen Stück Kleinvieh) nicht als zu kühn bezeichnet werden. (Vgl. Deutsch-Südwestafrika.) Als ganz besonders aussichtsreich gilt neben der eigentlichen Viehzucht die Straußenzucht in der Kapkolonie. Wir haben ja oben gesehen, daß annähernd 2/5 Millionen Strauße dort gezählt werden. Die Federn dieser Tiere liesern 9/io des gesamten Weltbedarfs, die Ausfuhr hat einen Wert von 20 Millionen Mark jährlich. Auch unser Südwest führt schon Straußenfedern aus, doch ganz geringe Mengen, und Englisch-Südafrika dürfte uns noch auf lange Zeit hin in der Straußenzucht überlegen sein; denn dort sind die nötigen Bewässerungsanlagen — (Luzerne muß als Krastsutter gepflanzt werden) — vorhanden, dort fehlt auch das zur Errichtung einer Straußenfarm nötige Kapital nicht so wie bei uns. Nicht an letzter Stelle verdankt Englisch-Südafrika seine günstige Entwicklung dem seit langen Iahren mit großer Ilmsicht angelegten Eisenbahnnetze. (Davon weiter unten.) Bergbau in beiden Kolonien. Wie steht es nun, wenn wir unsere Kolonie mit der englischen inbezug auf Bergbau vergleichen? Auch hierin blickt Englisch-Südafrika bereits auf eine lange Ent- wicklung zurück, während wir noch in den allerersten Anfängen stehen. Eins hat jenes uns zudem noch voraus, das sind seine gewaltigen Goldschätze. Transvaal, die ehemalige Burenrepublik, ist jeden- falls das bedeutendste Goldland der Erde und wird nach Angaben Sachverständiger in 20 Iahren allein so viel Gold fördern als heute die ganze Erde. 1907 hatte die Goldausfuhr einen Wert von nicht weniger als 414 Millionen Mark. Zu derartigen Zukunftsträumen bietet unser Südwest bisher keinen Anlaß. Günstiger steht es schon in dem andern Zweige südafrikanischen Berg- baues, der Diamantensörderung. Nördlich vom O ran je liegen die großen Diamantgruben von Kimberley, am Unterlauf des Vaal, die die Engländer klug und geschickt dem ehemaligen Oranje- freistaat zu entwinden gewußt haben. Wohl verschwindet noch unsere Diamantenförderung beinahe gegenüber der englischen in Südafrika,

10. Nationale Erdkunde - S. 330

1911 - Straßburg i.E. : Bull
330 V. Afrika. „Buren". Bald folgten ihren Spuren auch Reichsdeutsche. Eine ganze Reihe von deutschen Dorf- und Städtenamen verrät, daß hier Deutsche in größeren Mengen sitzen. Deutsche Siedler haben in der Nähe von Kapstadt mit zähem Fleiß ein blühendes Kultur- land erstehen lassen an einer Stelle, wo noch vor einem Vierteljahr- hundert öde Sandwüste und Sumpf sich fanden. Im Laufe der Zeit sind noch manche reichsdeutsche Auswanderer nach Südafrika gegangen, sodaß ums Jahr 1900 in Englisch - Südafrika lebten: 532 000 Buren, 182000 Engländer, 33 000 Deutsche. Da aber die Buren niederdeutschen Stammes sind wie die Holländer, so kann man von einer sehr starken deutschen Bevölkerung Südafrikas reden, deutsch auch im Sinne der Sprache. Das ist für uns, die wir die Nachbar- kolonie von Englisch - Südafrika in Besitz haben, nicht gleichgültig. Ein neues Volk ist im Süden im Entstehen begriffen, die „Afrikander". In ihm überwiegen die Deutschen, wie wir gesehen haben. Freund- schastliche Beziehungen herüber und hinüber lassen sich jedenfalls mit einem stammverwandten Volke eher knüpfen als mit einem fremden. Ilm dieser Burenbevölkerung willen haben wir uns zeitweise die Engländer verfeindet. Als in den Iahren 1899 bis 1902 die Buren ihren heldenmütigen Kampf gegen die nach Gold und Diamanten lüsternen Engländer führten, flammte im deutschen Volke die Be- geisterung für die tapferen Kämpfer, für die Stammesbrüder, hoch auf und machte sich allenthalben in einer starken Abneigung gegen England Luft. Diese „Burenbegeisterung" haben uns die Engländer sehr übel genommen und bis heute nicht vergessen. Sie half den englisch- deutschen Gegensatz mitschaffen, (Äauptursache ist allerdings der Wettbewerb auf dem Gebiete des Kandels), sie ist mit Anlaß geworden zum Versuche Englands, das Deutsche Reich durch eine Reihe von Bündnissen „einzukreisen", kampf- unfähig zu machen. Seither stehen wirunterdemdruck dieser „Einkreisungspolitik". Trotz des deutsch-englischen Gegensatzes scheint der deutsche Unternehmungsgeist in jüngster Zeit auf südafrikanischem Boden sich neues Feld zu gewinnen. Zum englischen Südafrika gehört auch Natal, das große Hinter- land des Äafens von Durban. Deutscher Kohlenbergbau in Südafrika. Eine Reihe ange- sehener deutscher Geldleute steht soeben im Begriff, im Gewinnungs-
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