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Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
130 Iv. Deutsche Verfassungs- und Kulturgeschichte.
errichtete Münster zu Freiburg i. B. und der 1248 begonnene und erst in neuerer Zeit vollendete Kölner Dom.
Die mittelalterliche Bildn er ei stand fast ausschließlich im Dienst der Baukunst und damit der Kirche und betätigte sich an Chorschranken, Kanzeln, Pfeilern, Portalen:c. Vielfach wird in der romanischen Zeit auch die Elfenbeinschnitzerei geübt: Bücherdeckel, Trink- und Jagdhörner aus Elfenbein werden mit biblischen Darstellungen reich ausgestattet. Unter den sächsischen Kaisern kommt der Erzguß aus (Tür des Domes und Bernwardsäule zu Hildesheim).
Zu den frühesten Bildwerken in Stein gehören die Reliefs der Erternsteine bei Horn im Fürstentum Lippe (Kreuzesabnahme) aus der Zeit der salischen Kaiser. Ende des 12. Jahrh, machen sich infolge der Kreuzzüge und des Aufblühens der Städte wesentliche Fortschritte auf dem Gebiet der bildenden Kunst bemerkbar. Von großer Schönheit sind die Steinbildwerke an der Goldenen Pforte des Doms zu Freiberg i. S. In die Zeit des Uebergangs von der romanischen Bauweise zur Gotik fallen die Statuen am Dome zu Bamberg und die im Dome zu Naumburg. Von den zahlreichen gotischen Bildwerken seien noch die an der Fassade des Straßburger Münsters und die Statuen Christi, seiner Mutter und der Apostel im Chor des Kölner Domes erwähnt. Es sei auch der zahlreichen Grabplatten aus Stein und Erz (meist ohne besonderen künstlerischen Wert) und der Steinsärge mit Darstellung des Verstorbenen und anderem Schmuck gedacht, sowie der zahlreichen Holzbildwerke, die seit dem 14. Jahrhundert immer allgemeiner werden und vornehmlich zur Ausschmückung der Altäre dienten.
Die Malerei der romanischen Zeit betätigt sich zunächst als Wandmalerei; selbst die unbedeutendsten Gotteshäuser erhalten diesen Schmuck. Auch die Miniaturmalerei hat durch den Fleiß kunstfertiger Klosterbrüder eine glänzende Entwicklung erfahren. Miniaturen finden sich sowohl in Handschriften religiösen Inhalts als auch (seit dem 12. Jahrh.) in weltlichen Dichtungen und zwar hier meist in schlichter Federzeichnung nur mit schwarzen oder roten Strichen ausgeführt und leicht mit Farbe angetuscht.
Während der gotische Stil durch Wegnahme der großen Flächen die Wandmalerei zurückdrängte, ward ihr ein neues Feld auf dem Gebiet der Glasmalerei eröffnet, die um das Jahr 1000 erfunden worden war und in Deutschland zu besonderer Entwicklung gelangte. Ihre besten Erzeugnisse stammen aus dem 14. Jahrh., so z. B. die Fenster des Kölner Doms, des Straßburger Münsters und der Katherinenkirche zu Oppenheim.
Die Miniaturmalerei dieser Zeit dient vornehmlich der Illustra-
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Extrahierte Personennamen: Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Freiburg Hildesheim Freiberg Bamberg Naumburg Christi Deutschland Oppenheim
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Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Iv. Deutsche Verfassungs- und Kulturgeschichte. 145
prunken bei festlichen Gelegenheiten mit goldnen und silbernen Geräten und stiften wertvolle Geräte dem Rathaus, wo sich Ratssilberschätze ansammeln.
Die west- und süddeutschen Städte fallen vorteilhaft den norddeutschen gegenüber auf. Die Unsauberkeit der Straßen war hier so groß, daß z. B. die brandenburgischen Kurfürsten wiederholt durch Verbote wenigstens die Umgebung des Schlosses von Schweineherden frei zu halten suchten. Seuchen und ansteckende Krankheiten waren daher nicht selten.
Die Einführung neuer Lebens- und Eenutzmittel aus überseeischen Ländern änderte die Lebenshaltung und steigerte die Genußsucht namentlich der städtischen Bevölkerung und an den Höfen. Der dreißigjährige Krieg brachte rohes Benehmen, wüstes Zechen, Spiel und Rauferei ins Land und verbreitete diese Untugenden überall hin.
Die Lebenshaltung der bäuerlichen Bevölkerung weist wenig Beneidenswertes auf.
Die Baukunst erfuhr neue Anregung von Italien aus, wo Anfang des 15. Jahrh, die antike Baukunst eine Wiedergeburt, eine Renaissance, erlebte.
Die Verbindung süddeutscher Städte, wie Augsburg und Nürnberg, mit Italien, und die Wanderung deutscher Künstler dorthin, brachte Anfang des 16. Jahrh, die Renaissanceformen nach Deutschland. Insbesondere sind es die Fürsten, die in prächtigen Schloßbauten, zum Teil unter Heranziehung italienischer Künstler, den neuen Stil zur Geltung bringen. Beispiele sind die Schlösser zu Dresden und Torgau. In Süddeutschland entstehen in den fürstlichen Residenzen Landshut, München und Stuttgart stattliche Paläste. Ihre edelste Vollendung erreicht die deutsche Renaissance im prächtigen Otto Heinrichsbau des Heidelberger Schlosses, der nachmals der Barbarei französischer Soldaten anheimfiel und ein Denkmal tiefster Erniedrigung des deutschen Reiches wurde. Die städtischen und privaten Bauten tragen mehr als die Schlösser landschaftlichen Charakter. Stattliche Privathäuser finden sich namentlich in Nürnberg. toie sind in der Regel schmal, aber hoch und tief und mit Erkern und Giebeln geschmückt. Reich an solchen Bauten ist namentlich auch Rotenburg a. d. Tauber.
^ Die Bildn er ei macht sich allmählich von der Baukunst frei. ^hr Ziel ist Lebenswahrheit. Italien ist wieder Ausgangspunkt der neuen Richtung, in erster Linie Florenz. Hier wirkten die großen Meister Lorenzo Ghiberti (1381—1455), Luca della Robbia (1400—82) und sein Neffe Andrea, sowie Donatello (1386—1466). Die drei größten Künstler des 16. Jahrh, sind Lionardo da Vinci
Engelhardt, Well- u. Staatskunde. 2. Aufl. 10
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Extrahierte Personennamen: Otto Lorenzo_Ghiberti Luca_della_Robbia Andrea Donatello Lionardo_da_Vinci
Engelhardt
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_^chadow Reith Friedrich Friedrich Christian Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrichs Wilhelms_I. Friedrich_Drake Friedrich Friedrichs Wilhelms Friedrichs Wilhelms_I. Albert_Wolff Augusts Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Ernst_Rietschel Ernst Friedrich_August-Denkmal Friedrich Johannes_Schilling Reinhold_Begas
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Gotik Berlin Berliner_Dom Dessau Schwerin Museum_(Bronzenachgüsse Berlin Rostock Wittenberg Charlottenburg Eneisenau Berlin Friedrichs Berlin Friedrichs_Wilhelms_Iii Jena Kölner_Rheinbrücke Hannover Berlin Dresden Weimar Worms Niederwald Schloßplatz Berlin Berlin Leipzig
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Iv. Deutsche Verfassungs- und Kulturgeschichte. 129
Dächer bildeten eine Seltenheit. Die schmutzigen, ungepflasterten, eng und krumm angelegten Straßen waren bei Nacht nicht erleuchtet. Die Häuser hatten wenig Licht; Feuersbrünste und Seuchen gehörten daher nicht zu den Seltenheiten. Rauchige Kamine dienten der Erwärmung, schwielende Kienfackeln der Beleuchtung. Bis zum allgemeinen Gebrauch des Fensterglases wurden die Fensteröffnungen durch Tücher und Teppiche gegen Wind und Wetter geschlossen. Im späteren Mittelalter finden sich zunächst in den Wohnungen der Reichen die Butzenscheiben. Bei der vermehrten Bautätigkeit der folgenden Zeit wurden auch die Fenster immer mehr vervollkommnet. Überhaupt gewinnt das Bild der Städte im 15. Jahrh, durch den Aufschwung von Architektur, Bildhauerei und Malerei ungemein.
Die Gastfreundschaft wurde eifrig gepflegt; im Essen und Trinken leistete man Erstaunliches. Feste und Lustbarkeiten verschiedenster Art wechselten miteinander ab.
Der Beruf der Gaukler, Fechtkünstler, Musikanten, Schauspieler, Schäfer und namentlich der des Henkers gehörten zu den unehrlichen Gewerben. Gegen deren Angehörige und auch gegen die Juden verfuhr man oft mit härtester Grausamkeit.
Die jeweilige Trachtenmode ward, abgesehen von den Nationaltrachten der bäuerlichen Bevölkerung, vom 13. Jahrh, ab meist von Frankreich diktiert.
Die deutsche Kunst im Mittelalter knüpft zunächst an die des Altertums an, entwickelt sich dann aber selbständig weiter.
Die Baukunst steht zum überwiegenden Teil im Dienst der Kirche; erst später betätigt sie sich auch an anderen Gebäuden: Rathäusern, Zunftgebäuden, selbst an Befestigungsanlagen.
Indem die ältesten Kaiser bemüht waren, an die Stelle hölzerner Gotteshäuser steinerne Münster zu setzen, entwickelte sich durch Benutzung altchristlicher Vorbilder der romanische Stil mit dem einfachen oder doppelten Kreuz als Grundriß, den Rundbögen und Kreuzgewölben. Älteste romanische Denkmäler dieser Art sind die von Heinrich I. gegründete (restaurierte) Schloßkirche zu Quedlinburg und die vom Markgrafen Gero 961 erbaute Stiftskirche zu Gernrode am Harz; spätere sind die Abteikirche zu Maria Laach (Rgbz. Koblenz), 1110 begonnen, und der Dom zu Limburg a. d. Lahn, 1235 geweiht. Durch Übernahme des orientalischen Spitzbogens entsteht über einen sogen. Übergangsstil zuerst in Frankreich, dann in England, später in Deutschland, wo er zur größten Blüte gelangte, der gotische totil mit seinen hochaufstrebenden Pfeilern, hohen Fenstern, reich geschmückten Portalen, weiten Hallen und hohen Türmen. Älteste gotische Kirchenbauten sind das in der 2. Hälfte des 13. Jahrh.
Engelhardt, Welt- u. Staatskunde. 2. Aufl. 9
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Gero Maria_Laach Maria Engelhardt
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Quedlinburg Gernrode Koblenz Limburg Frankreich England Deutschland
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146 Iv. Deutsche Verfassungs- und Kulturgeschichte.
(1452—1519), Raffael (1483—1520) und namentlich der gewaltige Michelangelo (1475—1564), gleichgroß als Baumeister, wie als Bildhauer und Maler.
Im 16. Jahrh, beginnt die neue italienische Plastik sich allgemein in Deutschland fühlbar zu machen. Die schon früher geübte Holzschnitzerei bringt eine Fülle von Altarwerken hervor. Zu den besten Meistern der Holzbildnerei gehört Veit Stoß aus Nürnberg (f 1533); in Ulm war Jörg Syrlin (f 1491) tätig. Hervorragendes auf dem Gebiet der Steinbildhauerei leistete der Nürnberger Adam Kraft (t 1507). Auch für Erzarbeiten ist Nürnberg der Hauptort. Hier lebte und wirkte Peter Bischer (f 1529), einer der größten Meister deutscher Kunst. Sein frühestes Werk ist das Grabmal des Erzbischofs Ernst im Dom zu Magdeburg, sein Hauptwerk das Grabmal des hl. Sebaldus in der gleichnamigen Kirche in Nürnberg. Aus seiner Hand ging auch das Grabdenkmal des Kurfürsten Friedrichs des Weisen zu Wittenberg hervor. Die stürmischen Zeiten des dreißigjährigen Krieges hemmten die Weiterentwicklung der deutschen Kunst.
Fortschritte machen auch die Malerei und die ihr verwandten Zweige: Kupferstich, Holzschnitt und Glasmalerei. Die großen Meister wie Albrecht Dürer (geb. 1471), Hans Holbein (geb. 1498) und Lukas Cranach (geb. 1472) fanden reichlich Beschäftigung bei der Herstellung von Altargemälden und Bildnissen der verschiedensten Personen. Auch der Weiterentwicklung der Malerei war die rauhe Zeit des 17. Jahrh, nicht günstig. In den Niederlanden dagegen, in Italien und Spanien, weniger in Frankreich, gelangt sie im 16. und 17. Jahrh, zu hoher Blüte.
Die Musik, und namentlich der Kirchengesang, erlebte infolge der Reformation einen neuen Aufschwung. Aus Italien bezog man neue Blas- und Saiten-Instrumente. Kaiser und Fürsten sahen es als ihre Herrscherpflicht an, große Gesellschaften von Musikkünstlern zu unterhalten. Auch die Städte folgten diesem Beispiel; ihre „Pfeifer und Pauker" bildeten eine ehrliche Zunft und hatten mit den Harfenmädchen, Lautenschlägern und Dudelsackpfeifern der Fahrenden nichts gemein.
Neu kommt auf das Musikdrama, die Oper; mit ihr entsteht das Oratorium und die Sonate. —
Nie hat Deutschland in kultureller Beziehung Schlimmeres erlebt als in der Periode des dreißigjährigen Krieges. Kunst und Wissenschaft lagen darnieder, der Bürger mochte nicht mehr Handwerken, der Bauer nicht mehr ackern. Gegen 13 Millionen Einwohner im Jahre 1620 besaß das Reich im Jahre 1650 deren noch 4 Millionen. Mehr als 12 000 Ortschaften waren zerstört. Wo der
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Extrahierte Personennamen: Raffael Michelangelo Peter_Bischer Ernst Friedrichs Albrecht_Dürer Albrecht Hans_Holbein Lukas_Cranach
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nürnberg Ulm Magdeburg Nürnberg Wittenberg Niederlanden Italien Spanien Frankreich Italien Deutschland
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2. Barern, mir der Haupr- und Residenzstadt
München, wohlgebaute Gcadr. Am Ende des
vorigen Jahrhunderts erfand hier ein Mann, Namens
Sennefelder, den Steindruck, d. h. die Kunst, Figuren
auf Steinplatten zu aßen und davon einen Abdruck auf
Papier hervorzubringen. Augsburg bedeutende Fabrik-
stadt. Zu bemerken ist die große Domkirche nebst dem
Bischofshofe, wo die Protestanten dem versammelten
Reichstage ihr Glanbensbekennmiß überreichten, welches
daher die Augsburgifche Confeffion (Bekenntniß) ge-
nannt wird.
3. Voürremberg gehört zu den schönsten
und fruchtbarsten, an ^Vein ergiebigsten Land-
strichen Deutschlands. Haupt- und Residenz-
stadt des Königreichs ist Stuttgart am Neckar,
in einem angenehmen Thaie von Weinbergen
umgeben. Ulm, an der Donau, die in der Nahe
schiffbar wird. Auf dem hiesigen Nachhause steht eine
künstliche Uhr, die den Sonnen- und Mondlauf anzeigt.
— Berühmt sind die Ulmer Pfeifenköpfe.
4. Sachsen, ein sehr wohlangebauces Land.
Dresden. Haupt- und Residenzstadt an der Elbe,
über welche eine herrliche, auf 18 Bogen ru-
hende Brücke, ganz von Steinen erbaut ist.
Es leben hier viele Maler, Bildhauer, Kupferstecher und
andere Künstler. In Dresden und der Umgegend wer-
den jährlich über 169,660 Srrohbüthe verfertigt. —
Leipzig, zwischen der Elbe und Saale, eine der be-
rühmtesten Handelsstädte in Deutschland, wegen der Mes-
sen, die hier alljährlich gehalten und von Kaufleuten fast
aus allen Weltgegeudeu besucht werden. Auch ist hier
eine Hochschule.
5. Hannover, unser liebes Vaterland. (Siehe
Abchl.2. Cap. I.)
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Extrahierte Personennamen: Voürremberg
Extrahierte Ortsnamen: Residenzstadt
München Deutschlands Stuttgart Donau Sachsen Dresden Dresden Leipzig Deutschland
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25. Slraßburg.
6. Docli ein Kleinod hält’s verborgen, —
Dass in Wäldern noch so gross,
Ich mein Haupt kann kühnliqh legen
Jedem Unterthan in Schoss.
7. Und es rief der Herr von Sachsen,,
Der von Bayern, der vom Rhein:
Graf im Bart! Ihr seid der reichste;
Euer Land trägt Edelstein.
Justinus Kerner.
25. Straßöurg.
1. Die Stadt Straßburg liegt 4 Kilometer westlich
vom Rheine am Flüßchen Jll. Ihre Lage ist äußerst günstig;
denn die Hauptstraßen zwischen der Schweiz, Deutschland
und Frankreich treffen dort zusammen, so daß sie einen
Knotenpunkt des Völkerverkehrs bildet. Daher war Straß-
burg schon zur Römerzeit ein wichtiger Handelsplatz, und
seine Messen waren das ganze Mittelalter hindurch berühmt.
Eben so galt es als eine Stätte der Bildung. Dichter und
Gelehrte hatten dort ihren Sitz aufgeschlagen, und die Hoch-
schule verbreitete im 17. Jahrhundert echt deutsche Wissen-
schaft. Besonders wichtig aber ist Straßburg als Kriegs-
platz. Wer Straßburg besitzt, beherrscht auch das ganze Elsaß.
2. Die Hauptzierde der Stadt ist das Münster, welches
Erwin von Steinbach (in Baden) größtenteils erbaute. Das
herrliche Meisterwerk altdeutscher Baukunst ist ganz aus
Quadern aufgeführt, und sein Turm erreicht eine Höhe
von 143 m. Straßburg war vom 11. Jahrhundert an
eine freie deutsche Reichsstadt. Nachdem aber Frankreich
^ur Zeit des dreißigjährigen Krieges einen großen Teil des
Elsasses an sich gerissen, nahm es dreißig Jahre später auch
noch Straßburg.
3. Durch Bestechung wußte der französische König
Ludwig Xiv. einen Teil der Bürger Straßburgs für sich
zu gewinnen. Hierauf schickte er im tiefsten Frieden ein Heer
von 20000 Mann in das Elsaß. Diese umstellten die Stadt
während der Nacht mit zahlreichen Kanonen (im September
1681) und forderten sie beim Grauen des Morgens zur
Übergabe auf. Eine Besatzung lag nicht da; der Stadtrat
selbst war teilweise bestochen; viele Bürger waren auf der
Frankfurter und Leipziger Messe abwesend. Daher öffnete
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Extrahierte Personennamen: Erwin_von_Steinbach Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Bayern Rhein Rheine Schweiz Deutschland Frankreich Baden Frankreich Elsasses Elsaß Leipziger_Messe
24 Der reichste Fürst.
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pfalz her den Gebirgswall durchbrechen, liegt Kaisers-
lautern, die fabrikreichste Stadt der Pfalz. Im West-
rich ist Zweibrücken altberühmt. Pirmasens, ebenfalls
eine hochgelegene Stadt im Gebirge, versieht alle
Welt mit billigem Schuh werk (Straminschuhe).
6. Die Hauptstadt der Pfalz ist Speier mit dem
herrlichen Dom. Seine Länge von 1341/2 m ist der
vom Kölner Dom gleich, seine Grundfläche beträgt
4470 qm-, er gehört zu den grössten Bauten der christ-
lichen Welt und ist eine würdige Grabstätte der
deutschen Kaiser. Nach der vandalischen Verwüstung-
der Pfalz durch die Franzosen im Jahre 1689 (Raub-
krieg'wurde die Kirche wieder hergestellt, aber mit
unpassenden Schnörkeln im sogenannten Zopfstil ver-
unziert. König Ludwig I. und Max Ii. liessen das
Gotteshaus nach dem ursprünglichen Plane wieder
herstellen, so dass es heute als der schönste und be-
deutendste Kunstbau der Pfalz und als einer der herr-
lichsten Tempel im Deutschen Reich gelten muis.
24. Der reichste Fürst.
1. Preisend mit viel schönen Reden
Ihrer Länder Wert und Zahl,
Sassen viele deutsche Fürsten
Einst zu Worms im Kaisersaal.
2. Herrlich, sprach der Fürst von Sachsen
Ist mein Land und seine Macht;
Silber hegen seine Berge
Wohl in manchem tiefen Schacht. —
3. Seht mein Land in üpp’ger Fülle,
Sprach der Pfalzgraf von dem Rhein,
Goldne Saaten in den Thälern,
Auf den Bergen edler Wein! —-
4. Grosse Städte, reiche Klöster,
Ludwig, Herr zu Bayern, sprach,
Schaffen, dass mein Land den euren
Wohl nicht steht an Schätzen nach.
5. Eberhard, der mit dem Barte,
Württembergs geliebter Herr,
Sprach: Mein Land hat kleine Städte,
Trägt nicht Berge, silberschwer;
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_I. Ludwig_I. Max_Ii Max Ludwig Ludwig Eberhard
81. Max Emanuel, Kurfürst von Bayern. 113
überfielen sie das türkische Lager, und in 3 Stunden war
der dreimal überlegene Feind in die Flucht geschlagen
(12. Septbr. 1683).
6. Max Emanuel vermählte sich mit der Tochter Leo-
polds, Maria Antonia, und war nun auch in den folgenden
Jahren ein treuer Bundesgenosse und eine feste Stütze des
Kaisers im Kampf gegen die Türken. Im Jahre 1687 erfocht
Max Emanuel einen glänzenden Sieg bei Mohäcs in den
Niederungen der Donau und Drau. Das ganze türkische
Lager insbesondere das prachtvolle Gezelt des Grosswesirs
mit allen Kostbarkeiten fiel in die Hände der Bayern, von
welchen es zuerst erstürmt worden war. Von diesem Tage
an hatten die Türken gewaltige Furcht vor dem Bavem-
fürsten „dem Blauen König“, wie sie ihn nannten, und vor
seinen tapferen Scharen.
7. Im folgenden Jahre eroberte Max Emanuel die
Festung Belgrad, und damit waren nun die Türken für alle
Zeit unschädlich gemacht. Wohl zog sich der Krieg noch
an 11 Jahre hin; allein die deutschen Grenzen wurden von
den Türken nicht mehr überschritten 1
8. Viel Blut war in den Türkenkriegen geflossen. Bayern
allein hatte 30000 Mann verloren. Aber wer kann berechnen,
welche Opfer an Gut und Blut es gekostet haben würde,
wenn die Türken vor Wien gesiegt hätten I
9. Kaum war der Feind von der Ostgrenze des Reichs
abgeschlagen, so zog ein neuer im Westen heran. Die Fran-
zosen überfielen die Pfalz und machten dieselbe zu einer
Wüste. „Die Pfalz muss niedergebrannt werden,“ batte der
verruchte Minister Ludwigs Xiv., Louvois, gesprochen und —
es geschah. Im Januar 1689 schickte der General Melac von
Heidelberg aus seine Reiter in die Ortschaften, liess sie
plündern, in Brand stecken und die Einwohner in kaltblütiger
Unmenschlichkeit misshandeln und niedermachen. Halb
nackt im strengsten Winter wurden sie von Haus und Hof
verjagt und nicht einmal die Flucht war den Unglücklichen
gestattet, ausser nach Frankreich. Das härteste Schicksal
aber traf die Städte Worms und Speier; erstere Stadt wurde
am 15. Juni angezündet; es blieb an ihr nur der Dom ver-
schont. Speier ward am 31. Mai 1689 in Brand gesteckt,
und am 2. Juni beleuchtete die Sonne nur noch rauchende
Trümmer, wo noch vor zwei Tagen eine blühende Stadt
gestanden. Acht Kirchen und mehr als 800 Häuser lagen
im Schutte I Selbst die alten Gräber der deutschen Kaiser
wurden aufgewühlt und geschändet I — Wahrlich, Frankreich
hat i. J. 1870/71 nur einen kleinen Teil der Leiden erduldet,
welche es unserm Vaterlande Jahrhunderte hindurch zu
gefügt hat.
Fischer, Lesebuch für bayer. ^Volksschulen.
B. 8
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Max_Emanuel Max Max_Emanuel Max Maria_Antonia Maria Max_Emanuel Max Max_Emanuel Max Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Melac_von
Heidelberg Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Donau Bayern Frankreich Frankreich
Schulformen (OPAC): Vier- bis sechsklassige Volksschule
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
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schien. Es waren riesige Werke, berechnet auf die frommen Beiträge vieler
nach einander folgenden Geschlechter. Der Baumeister, welcher den Plan
entworfen hatte, sah wohl nie die Vollendung, ja, mit solcher Uneigen-
nützigkeit übergab er die Fortsetzung des Werkes seinen Nachfolgern, daß
wir nur in wenigen Fällen den Namen des ersten Urhebers kennen. Das
größte dieser Wunderwerke der Kunst ist der Dom von Köln, dessen Bau
am 14. August 1248 begonnen und erst den 14. August 1880 vollendet
worden ist. Ihm zunächst kommt der Straßburger Münster, an
welchem vier Jahrhunderte lang gearbeitet worden ist.
Dabei ärgerte es den deutschen Bürger nicht, wenn zwischen Dom
und Rathaus sich vielleicht eine Wasserpfütze mit schwimmenden Enten
befand und daneben die alte Linde, die noch an eine Zeit erinnerte, wo
die Stadt noch nicht war, und wo die Waldvöglein noch in ihren Zweigen
sangen.
33. Die häusliche Einrichtung entsprach der Einfalt des Zeitalters. Der
Hausrat, ohne Putz, war dem einfachsten Bedürfnis gemäß und roh
gearbeitet. Beim Mahle aßen Mann und Frau aus einem Teller; ein
oder zwei Becher dienten der ganzen Familie; die Glasur irdener Gefäße
kam um diese Zeit erst auf. Selbst in wohlhabenderen Häusern wohnte
der Sohn des Hauses mit seiner jungen Frau im Hinterstübchen bei den
Eltern; ohne eigene Wirtschaft ging er bei ihnen zur Kost.
Dennoch aber fand schon das 13. Jahrhundert gesetzliche Beschränkung
der Prnnkliebe und Schwelgerei nötig, die besonders bei Festen geübt wurde.
Das erste Gesetz der Art finden wir bei den fröhlichen und prassenden
Wormsern im Jahre 1220. Die Ritter, Richter und Ratleute, mit Zu-
stimmung der ganzen Gemeinde, untersagten die Gastmähler und Gelage,
welche mau im Hause eines Gestorbenen zu halten pflegte, wenn dieser zu
Grabe getragen war. Wer dagegen fehlte, sollte 30 Schillinge der Stadt-
baukasse zur Strafe zahlen. Die strengen Niedersachsen duldeten bei
Hochzeiten nicht mehr als zwölf Schüsseln und drei Spielmänner der Stadt,
die Breslauer (1290) dreißig Schüsseln und vier Spielleute. Gegen das
Ende des 13. Jahrhunderts setzte der alte und der neue Rat zu Soest fest,
beim Verlöbnis keinen Wein zu trinken, doch dürfe der Bräutigam der Braut
ein paar Lederschuhe und ein paar Holzschuhe senden. Bei der Hochzeit
waren den Reichsten 50 Schüsseln, aber nur 5 Gerichte gestattet.
Unter den Künsten blühte besonders die Goldschmiedekunst. Sie
schuf köstliche Schreine für die Leiber der Heiligen, Kelche mit Heiligenbildern,
Kreuze mit der Gestalt des Erlösers. Auch die Kunst des Sieg elfchueidens
stand in hohem Ansehen. Die Städte hatten seit dem Ende des 12.
Jahrhunderts überall ein besonderes Wappen, welches meistens das reich-
verzierte Bild des Patrons der Hanptkirche enthielt. Lübecks Siegel zeigt
bedeutsam das Schiss auf hoher Flut; der alte Steuermann mit spitzer
Kappe leitet das Fahrzeug durch die Wogen; ein Jüngling am Tauwerk
weist auf den Beistand von oben. Köln hat als ältestes Wappen den
heiligen Petrus, mit den Schlüsseln auf dem Stuhle sitzend; Magdeburg
hatte seit uralter Zeit eine Jungfrau über den Zinnen sich erwählt; Worms
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