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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 18

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
18 eindringenden Feinde einhieben. Auf das Zeichen der Trompeten ordneten sich die Reihen zum Ansturm. Die Krieger erhoben einen wilden Schlachtgesang, den sie durch die an den Mund gehaltenen hohlen Schilde noch zu verstärken suchten. Vom Lager herüber tönte das Heulen der Weiber und das Dröhnen einer Art Heerpauke. Wurden die Germanen zurückgeworfen, so hielten die vordersten die Schilde vor und die in der Mitte stehenden hoben ihn über den Kopf, so daß gleichsam ein Schutzdach gebildet wurde, das schwer zu zerstören war. — Während der aus Ruten geflochtene ober aus Brettern gebildete Schild zum Schutze diente, verwendete man lange Lanzen zum Stoße, Frameeu (kurze Spieße) und Hakenlanzen zu Stoß und Wurf, Wurfspeere zum Fernkampfe. Aus der Ferne schleuderten die Krieger metallene Eicheln und Steine. Pfeile und Wurfäxte. Außer diesen Waffen bediente man sich sowohl des langen als des kurzen Schwertes wie auch der Keule. Die Schwerter der Germanen waren aber oft schlecht gehärtet und so unterlagen sie im Nahekampse dem gutgestählten Kurzschwert der Römer häufig. Ju ihren Kämpfen wurden den Germanen die heiligen Feldzeichen vorangetragen: die Bilder der Schlange und des Wolfes (Wodan), des Bären und des Bockes (Donar), des Ebers (Fro). außerdem Wodans Lanze. Donars Hammer, das Schwert des Ziu. Ein den Germanen eigentümliches Feldzeichen war der an einer Stange befestigte, gewebte Drache. — Durch den Ungestüm, mit welchem die Deutschen, oft gegen alle Regeln der Kriegskunst gegen die Feinde vorgingen, erregten sie selbst bei den Römern großen Schrecken; römische Schriftsteller bezeichnen ihre Kampfeswut als den furor Teu-tonicus. Chaen. ttm das Jahr 100 ging mit unseren Vorfahren außerhalb des bei'deno^en Germaniens eine große Veränderung vor: Das Christentum manen^nngt zu den Germanen, die in den von den Römern gegründeten hä7esstädten am Rhein (Konstanz, Basel. Straßburg. Speier. Mainz, Aen Bingen, Koblenz. Köln) und an der Donau (Ulm, Augsburg, Regens-maniensburg, Salzburg, Wien) wohnten. Seit Marc Aurel ward es Regel bei den römischen Kaisern, die Reste besiegter Völkerschaften, namentlich germanischer, im römischen Staatsgebiete anzusiedeln. Sehr viele Germanen lebten als Sklaven im römischen Reiche; große Scharen germanischer Jünglinge dienten als Söldner im römischen Heere: somit war Tausenden Gelegenheit geboten, mit dem Christentum bekannt zu werden. Aber die römischen Imperatoren sahen in dem

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 101

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
101 einem Jmmunitätsbezirk, den man Domfreiheit nannte. Ebenso empfing die Straße, an der viele Pfaffenwohnnngen lagen, die Bezeich-nung Pfaffenstraße oder Pfaffengasse. Um die Fronhöse herum siedelten sich deren Schutzleute und Hintersassen an. Auch sie füllten hier und dort ganze Straßen. Die Benennung derselben rührte oft von dem Geschlechte her, das sich zuerst in ihr niedergelassen hatte, zuweilen ging auch wohl — in den alten Städten — der Name der Straße auf das Geschlecht, das in ihr siedelte, über. Neben dieser Bezeichnung führten die Geschlechter meistens noch einen besonderen Namen, der später oft Familienname wurde. Es gab z. B. in Mainz einen Hof zum Affen, zum alten Schild, zum Schwert, zum Juck in die Höll, zu der Höllen, zum Himmel, zum großen Jungen, zum Rosengarten, zum Lintwurm, zur Hennen, zum Gensfleisch u. a. Und wie die Höfe der Geschlechter, so hatten auch die Wohnhäuser der übrigen Bürger Namen, die von Menschen ober Tieren, von Pflanzen, Sternen, Waffen u. s. w. herrührten. Diese Bezeichnungen, heutzutage durch Buchstaben und Nummern ersetzt, waren entweber an die Häuser geschrieben ober in die Steine gemeißelt, ober sie fanden sich auf einem am Haufe befestigten Schübe. Im bunten Wechsel las man ba z. B. in Köln: zur gegrabenen Porzen, zur eisernen Thür, zum roten Bär, zur Lanbskrone, zum Turm, zum Wolf, zum Kuckuck, zum Raben, zum roten Schilbe, zum Spiegel, zur Nabel u. dgl. Mit diesen Namen verband man im Mittelalter, wo es noch feine Zunamen gab, den Taufnamen und erzielte aus diese Weise eine genaue Perfonenbezeichnung der Hausbesitzer. Ost verrät der Name der Straße auch die Abstammung der Bewohner ober ihr Gewerbe. Das bebeutenbfte war im Mittelalter die Tuchweberei und der Handel mit Tuchstoffen. Er würde hauptsächlich von Flämingern betrieben und war Ursache, daß es in vielen Stäbten Straßen der Fläminger gab. Lüneburg hatte sein wenbisches Dorf, Lemgo seine Slavenstraße, in Lübeck wohnten die Englänber in der Engelsgrube, die Welschen in Regensburg saßen in der Welschstraße, die Lombarben im Römling. Das Gebethen jedes Gemeinwesens beruht aber zunächst aus der Samcf Erhaltung des Friedens. Solange der Vorteil des Stadtherrn auch bj^e5f, der Bürgerschaft zu gute kam und der steigende Wohlstand derselben dem ersteren nützte, bestand ein gutes Einvernehmen zwischen beiden.

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 154

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
154 mächtiger Strom neuen Lebens durch die Völker, die sich mehr und mehr zu festen staatlichen Verbänden zusammengeschlossen hatten. Überall regte sich das Dankgefühl gegen den gnädigen Gott, welcher der sündigen Menschheit noch Frist zur Buße gab. Aus diesem Gefühl heraus entsprang der Trieb zu neuen Kirchenbauten. Leiter der Bewegung waren die Geistlichen, namentlich die Mönche, die Pläne und Risse entwarfen und die Arbeiten der Bauhandwerker überwachten. Aus der Vereinigung der letzteren sind die sogenannten „Bauhütten" entstanden, die ihre Mitglieder nach festen Regeln aufnahmen und ausbildeten. Wer seine Lehrzeit beendigt hatte, mußte eine Probearbeit anfertigen und mit feinem Merkzeichen versehen. Dieses Zeichen wurde hinter seinem Namen in das Gesellenbuch eingetragen-und diente ihm. trenn er wandern wollte, zur Beglaubigung seiner Fähigkeit. «km; das Christentum seinen Ausgang im Oriente nahm und dar- ^ auf zunächst die südlichen Länder Europas seinem Gebote unterwarf, da ferner Rom sehr bald der Hauptsitz der Kirche ward, erklärt es sich leicht, daß die christlichen Bauwerke von Kirchen und Klöstern nach dem Muster römischer oder griechischer (byzantinischer) Häuser errichtet wurden. Die ersten christlichen Bethäuser wurden „Basiliken" genannt. Eine „Basilika" war ein längliches Viereck mit flach aufliegender Decke. Diese Grundform der Kirchen, „romanischer", auch wohl „byzantinischer" Stil genannt, herrschte in Deutschland bis zum dreizehnten Jahrhundert vor. dann ward er durch den in Frankreich aufgekommenen „gotischen" oder „germanischen" Baustil verdrängt. Italien, das Land der Antike, blieb den romanischen Formen, die in abertausend Bauwerken das ganze Denken und Sinnen der Menschen gefangen nahmen, bis auf geringe Veränderungen getreu. manisch- Wie vorhin erwähnt, „ist die altchristliche Basilika der Ausgangs-®til Punkt für die mittelalterliche Architektur (Baukunst). Das Langhaus erstreckt sich als breites, hohes Mittelschiff zwischen zwei nur halb so hohen und breiten Seitenschiffen. Am Ende desselben scheidet gewöhnlich ein kräftig vorspringendes Querhaus von der Höhe und Breite des Langhauses dasselbe vorn Chore, die Kreuzesgestalt der Kirche klar ausprägend. Bisweilen tritt allerdings das Ouerfchiff nicht über die Seitenschiffe vor, oft bleibt es sogar ganz weg. Die wesentlichste Umgestaltung erfuhr nun vorerst der Chorraum. In der altchristlichen Basilika schloß derselbe als eine halbrunde Nische

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 161

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
161 bildnerische Schmuck mit gewinnender Anmut herrschte. In tiefliegenden Hohlkehlen, keck unterbrochen von schlanken Säulchen. empfingen den Eintretenden die Scharen der Heiligen, deren Statuen unter Baldachinen, auf Konsolen ruhend, herniedergrüßten, während das von dem Bogen eingespannte Feld Scenen aus der Bibel erzählte und der das breite Portal trennende Pfeiler die Statue eines bevorzugten Heiligen, in der Regel diejenige der Madonna präsentierte. Über der reichgeschmückten Archivolte erhob sich ein großer steiler Giebel, dessen Fläche auch oft noch mit bildnerischem Schmucke ausgefüllt wurde. Bei der großen Verbreitung des gotischen Stiles war es selbstverständlich, daß mannigfache Abänderungen sowohl in der Grundrißform als im Aufbau zur Geltung kamen. Die Gründe hierfür liegen teils in nationalen Eigentümlichkeiten, teils in dem veränderten Zeit-geiste, namentlich aber in dem Baumaterial. Bei den meisten Bauten wurde ein fügsamer Baustein verwendet, in den nördlichen Gegenden indessen, wo derselbe schwer zu bekommen war, sah man sich auf Ziegel angewiesen (Backsteinbau), wodurch die künstlerische Entwicklung stark behindert wurde. Als Abweichung vom gotischen Bau erscheinen die sogenannten Hallenkirchen. Die Seitenschiffe derselben sind erweitert, oft bis zur Breite des Mittelbaues. Da auch die Höhe der Seitenschiffe stieg, so erhielt man eine Halle mit drei gleichbedeutenden Schiffen. Das Querhaus fiel weg und statt des munteren Wechsels, der durch die verschiedene Höhe der Schiffe bedingt ward, erhob sich jetzt eine hohe kahle Mauer, die durch hohe Fenster und allerlei Zierat nur mühsam belebt werden konnte. Unter den Kirchenbauten im gotischen Stile ragen die Dome zu Köln (begonnen 1248) und Halberstabt hervor, hierher gehören ferner die Katharinenkirche zu Oppenheim, das Münster zu Freiburg und das Straßburger Münster, welches fast alle Wandlungen der mittelalterlichen Baukunst zeigt. Eine der großartigsten Hallenkirchen ist der Stephansdom in Wien. (Von den vier Kirchen Osnabrücks gehören drei. die Marien-, die Katharinen- und die Johanniskirche, ebenfalls zu den Hallenkirchen.) Eine dritte Art Kirchen zu bauen, hat Karl d. Gr. in seinem Münster Münster zu Aachen angewandt. Nach dem Vorbilde der Kirche San Sachen Vitale zu Ravenna besteht dasselbe aus einem innern achteckigen, mit gg* einer hohen Kuppel überwölbten Raume, umgeben von einem sechzehneckigen Umgange von geringerer Höhe, aber in zwei Stockwerken, mit Deutsche Kulturgeschichte. I. 2te Aufl. 11 Schuvuuv-

5. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 159

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
159 anläge. Aufbau und Einteilung der Räume blieben zwar im wesentlichen dieselben, allein es macht sich das Bestreben nach größerer Leichtigkeit und Schlankheit geltend und zu den auf den höchsten Grad des Reichtums und der Zierlichkeit entwickelten Formen alten Stils gesellt sich als fremdartig neues Element noch der Spitzbogen. So entstand der sogenannte Übergangsstil. der dem gegen die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts von Frankreich hereindringenden gotischen das Feld ränmen mußte. Zu den bemerkenswertesten Kirchenbauten romanischen Stils gehören die Kirche zu Gernerode. die Schloßkirche in Quedlinburg, die Gerhards- und die Michaeliskirche in Hildesheim, die Dome zu Trier. Augsburg. Salzburg. Mainz. Speier und Worms, mehrere Kirchen in Köln u. a. Dem Übergangsstil gehören St. Gereon in Köln, die Dome in Münster. Naumburg und Bamberg an. Aus dem romanischen Stil hervorgegangen, bediente sich der tische Stil der gegebenen Mittel, die er zur schönsten idealen Form Stil. entwickelte. Er beseitigte zunächst die Krypta und den Lettner, legte um den Cbor einen Kranz von Kapellen und gab den Absiden die Form der eckigen Polygone (Vielecke). An die Stelle des Rundbogens trat der Spitzbogen; an das höhere Mittelschiff legten sich zwei. vier, auch sechs Seitenschiffe; das Querhaus ward oft ganz weggelassen, statt der vielen Türme, mit denen die romanische Baukunst ihre Kirchen schmückte, erhoben sich am Westende nur zwei Steinriesen, oft legte sich sogar nur ein Turm vor den ganzen Bau. Die Pfeiler räumen ihren Platz mächtigen Säulen, die kleinen Fenster mit rundem Bogen wichen großen Glaswänden, die in einen Spitzbogen endigten und durch ihre Bemalung das einströmende Licht dämpften. Die Radfenster veredelten sich zu den wundervollen „Rosen" über dem Portale und an den Seitenwänden. Besondere Aufmerksamkeit widmete man den außen angebrachten Strebepfeilern. Sie waren durch ihre gewaltigen Mauermassen befähigt, dem Seitendruck der Gewölbe entgegenzuwirken. Damit nun das höhere Mittelschiff diese Unterstützung bekommen konnte, spannte man Bogen, die vom Mittelschiffe ausgehend über die niedrigeren Seitenschiffe hinweg den Druck auf die Strebepfeiler übertrugen. Auch diese mußten zur Verschönerung des Baues beitragen: man erhöhte sie beträchtlich über den Angriffspunkt der Gewölbe hinaus und bildete diese Erhöhung zu eigenen Türmchen. Fialen genannt, aus. Aus der Spitze derselben blühten kreuzweis ausladende Blu-

6. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 108

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
108 aus dem 12. Jahrhundert, trotzdem muß die Bildung der Zünfte viel früher geschehen sein, da die Verleihungsurkunden nur das Gewohnheitsrecht feststellen. Dasselbe zog den Handwerkern sehr enge Grenzen, die sich erst im Laufe der Zeit erweiterten. An der Spitze der Verbindungen standen Zunftmeister, die aus den Geschlechtern gewählt wurden. Da dieselben zugleich die militärischen Führer ihrer Pflegebefohlenen waren, so gelang es ihnen, als Vertreter derselben Mitglieder des Rates zu werden. Die ältesten und vornehmsten Zünfte sind die der Tuchweber und Kaufleute. Die Weberei blühte in Friesland (Fries), an der Donau (Regensburg), am Rhein und in Thüringen. Der Handel führte die hochberühmten deutschen Gewebe nach Frankreich. Italien, ja bis ins Morgenland. Die Folge davon war der steigende Reichtum der Weberzunft. Sie erbaute 1099 in Mainz aus ihren Mitteln die Stephanskirche und in Leipzig ein eigenes Kaufhaus. Den Webern und Tuchmachern folgen Gerber. Kürschner. Handschuhmacher, Schuster und Schneider, die für die Bekleidung sorgten, dann die Haubenschmiede, Plattner (platenaere = Schmiede, welche Plattenpanzer anfertigten), Schwertfeger, Schiller, Sporer und Sattler, ferner diejenigen, welche die notwendigsten Lebensbedürfnisse herstellten, wie Bäcker. Metzger. Fischer. Gärtner, Brauer, Weinschröter und endlich die Bauhandwerker, Steinmetzen, Maurer, Zimmerleute und Gipser. In den schweren und lange währenden Kämpfen der Städte gegen den Landesherr» hatten Geschlechter und Zünfte treu zu einander gestanden und endlich die Freiheit errungen. Das erfüllte die Bürger mit hohem Selbstvertrauenj in den trüben Zeiten des Zwischenreiches und die Städte zu einem Hort aller Bedrückten geworden, ihr Mut und ihr Unternehmungsgeist haben die mächtigen Städtebündnisse geschaffen, den Hansabund 1241, den Bund der rheinischen Städte 1247, der sich 1254 zu dem großen Landfriedensbunde erweiterte und 1255 die Zuziehung von städtischen Abgeordneten zum Reichstage von Hagenau erwirkte. An diesen Bündnissen zerschellte die Macht der Fürsten. Unentwegt hielten die Bürger zu Kaiser und Reich, für dessen Ein-heit und Macht sie stets mutvoll gefochten und gerungen haben. (dcach: Christ. Meyer, Die Entwicklung unserer städtebürgerlichen Freiheit in: Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. I. Marmor, Entstehung und Fortbildung des Rates in Konstanz in derselben Zeitschrift. Aug. Sach, Die Städte im Mittelalter. Das Aufkommen des Handwerkerstandes im Mittel-

7. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 93

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
93 lichen Thätigkeit ergreift und die Selbständigkeit der Stadt begründet. Die ersten Städte in Deutschland sind Gründungen der Römer am Rhein und an der Donau, im ostsränkischen Reiche fanden sich fast gar keine Städte. Bei der Anlage derselben bevorzugten die Römer Plätze, die für die Zwecke der Landwirtschaft, des Handels und der Kriegskunst besonders günstig lagen. Daher kam es, daß sie nach jeder Zerstörung immer wieder aufgebaut wurden und daß die meisten derselben bis zur Jetztzeit fortbestehen. Zu diesen gehören Straßburg (Argentoratum), Worms (urbs Vangionum), Spei er {urbs Nemetum), Mainz (Moguntium), Köln (Colonia Agrippina), Trier (Augusta Trevirorum), Basel (ein ehemaliges römisches Lager Basilia unweit der Stadt Augusta Rauracorum — der heutige kleine Ort Augst bei Basel —), Passau (Castra Batava), Regensburg (Reginum), Augsburg (Augusta Vindelicorum), Salzburg (Juvavia) u. s. w. Wo die germanischen Völker aber auch römische Städte aus ihren Trümmern neu erstehen ließen, wichen sie doch nie von der ihnen eigentümlichen bäuerlichen Kultur ab; an die Stelle der städtischen Bauwerke traten selbst in königlichen Wohnsitzen Bauernhöfe mit hölzernen Blockhäusern (Toulouse, Worms). Im Ostfrankenreiche hat Heinrich I. (919—936) lange Zeit als Städtegründer gegolten, aber feine Anlagen beschränkten sich auf sein Erbland Sachsen und hatten hauptsächlich den Zweck, an den Grenzen militärisch befestigte Orte zum Schutze gegen die Einfälle heidnischer Völkerschaften zu besitzen. Planmäßige Städtegründungen im Osten sollen erst in die Zeit des 13. it. 14. Jahrhunderts, wo die Mehrzahl -der Städte entstanden ist. Bei Neugründungen, wie sie von Fürsten häufig unternommen wurden, erfuhr der Handelsverkehr ganz befonbers Berücksichtigung. Der Gründer übertrug gewöhnlich einem Ministerialen, der dafür die Erbvogtei oder finanzielle Rechte empfing, die Ausführung seines Gebankens. Nachdem der Beauftragte den Raum für die Stadt abgesteckt hatte, erfolgte die Aufteilung der Hufen an die Bewerber, die dafür zwar einen Zins zu zahlen hatten, aber nicht in ein Abhängigkeitsverhältnis eintraten. Von allen Seiten strömten Ansiedler herzu, so daß oft schon nach wenigen Jahren die Stadtmauer weiter hinausgerückt werden mußte, um die Menge des Volkes fassen zu können. Denn auch der Hörige konnte in der Stadt ein Besitztum erwerben, während -er auf dem Lande stets nur die Scholle seines Herren anbaute.

8. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 163

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
163 Gepräge eines anheimelnden Beisammenseins aufdrücken. (Prinzipalmarkt in Münster.) Im Innern waren die Häuser meist eng und entbehrten des Lichtes und der Lust. Von der erwähnten Laube trat man zuerst in einen großen Flur. Hier pulsierte das geschäftliche Leben des Hauses und wurde überwacht von der im Hintergründe angebrachten Schreibstube des Kaufherrn. Eine meist enge. steile Treppe führte von der Halle zum Söller, der die Verbindung mit den Wohn- und Schlafräumen des oberen Geschosses vermittelte und von dessen Brüstung man den unten vor sich gehenden Verkehr beobachten konnte. In den weiten hohen Dächern aber bargen große Speicher die Schätze des Kaufherrn und die Vorräte der Hausfrau. Die Straßen waren meist eng, mitten durchzogen von dem sogenannten Stadtbach (Gosse) und erweiterten sich selten zu freien offenen Plätzen, welche dann gewöhnlich mit vielröhrigen Brunnen geschmückt wurden. Den Glanzpunkt aber erreichte die Profanarchitektur, namentlich in den Niederlanden, in den imposanten Ra thäusern, welche gewöhnlich durch einen gewaltigen Turm mit schlank emporstrebender Spitze die Bedeutung des Gebäudes als gleichstehendes Glied der Kirche kräftig aussprachen. Mit gleicher Lebensfröhlichkeit entstanden aber auch jene weithalligen Klo st eran lagen mit ihren romantischen Kreuzgängen, die trotzigen Burgen mit ihrem die ganze Gegend beherrschenden Verteidigungsturm. dem Bergsrid. Die höchste Ausbildung erfuhr der Prosanbau in den flandrischen Landen, allein auch in Deutschland fehlt es nicht an einer mannigfaltigen, oft edlen Gestaltung. Die Rathäuser in Braunschweig und Münster entbehren zwar des Turmes, zeichnen sich aber durch eigentümliche Anlage der übereinander liegenden Geschosse und anmutige Bogenhallen aus, ebenso ziehen einige Privathäuser in Münster. Hildesheim und Nürnberg die Aufmerksamkeit des kunstverständigen Alter-tnmssreundes auf sich. Unter den Schlössern ist die großartig angelegte Albrechtsburg zu Meißen hervorzuheben. Den Stolz des gotischen Profanbaues in Deutschland aber bildet das Hauptfchloß des deutschen Ordens, die sogenannte Marienburg in Preußen (1*274 als Burg erbaut, 1306 zu ihrer späteren reichen Architektonik umgestaltet. (Nach Götzinger.) „Im engen Anschluß an die Baukunst begannen auch andere bildende Künste, sowie mancherlei Kunst geroerbe, Malerei, Bildhauerei, Holz- und Elfenbeinschnitzerei, Glasmalerei, Teppich- Bil- benbt Künste.

9. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 139

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
139 Es ist leicht zu verstehen, daß die überall Mißhandelten und Getretenen sich an ihren Quälern zu rächen suchten. Sie ließen sich geliehene Summe» sehr hoch verzinsen, brachten, wo und wie es nur gelingen mochte, Pfandstücke in ihren dauernden Besitz, suchten sich zur Eintreibung ihrer Forderungen des Beistandes mächtiger Fürsten und Herren zu versichern, indem sie diesen z. B. die Hälfte der Schuldsumme versprachen u. s. w. — kurz, sie führten einen heimlichen Krieg gegen die christliche Gesellschaft, die bis in ihre höchsten Spitzen hinaus den Juden zinsbar war. Da geschah es denn nicht selten, daß das Volk, oft im stillschweigenden Einverständnis mit seinen weltlichen und geistlichen Herrschern, über die wucherischen Fremdlinge herfiel, sie beraubte und erbarmungslos hinschlachtete, wenn sie in ihrer Not nicht die Taufe annahmen. Jeder erdenkliche Greuel ist bei den von Zeit zu Zeit sich wiederholenden Judenverfolgungen geübt worden, und die Feder sträubt sich, die Einzelheiten des entsetzlichen Kampfes niederzuschreiben. Ein weit verbreiteter Aberglaube gab den Juden schuld, sie töteten Christenkinder, um ihr Blut beim Passahfeste zu verwenden (Knnbenmord in Tanten 1891!), sie schändeten die Hostie, vergifteten die Brunnen u. dgl. Umsonst nahmen sich die Obrigkeiten der Beschuldigten an — die Stimmen der Kaiser wie der Päpste verhallten migehört in dem Ruf nach Rache für die Verspottung und Entweihung christlicher Menschen und Gebräuche. Der Judenverfolgung von 1298 folgten 1336—1338 schwere und blutige Bedrängnisse der Juden im Elsaß, in Franken, Schwaben, Bayern und Österreich. Noch allgemeiner waren die Verfolgungen von 1348 und 1349, als der ,schwarze Tod' im Reiche wütete und man allgemein glaubte, die Juden hätten die Brunnen vergiftet. „Seit dem Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts begannen dann die Vertreibungen der Juden auf den Beschluß der Obrigkeiten; so wurden sie 1420 ans Mainz und Österreich, 1424 aus Freiburg im Breisgau und Zürich, 1426 ans Köln. 1432 ans Sachsen, 1435 ans Speyer und wieder ans Zürich, 1438 wieder ans Mainz, 1439 aus Augsburg, 1450 aus Bayern vertrieben. Seitdem hatten sie in einem großen Teile Deutschlands gar keine feste Niederlassung mehr und durfte» nur gegen ein bestimmtes Geleitgelb hindurchziehen oder ihres Handels wegen ein paar Stunben ober Tage sich aufhalten; so blieb es bis in die Zeit der Aufklärung und der französischen Revolution." (Richter u. Götzinger.)

10. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 143

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
143 und der Vorgang wiederholte sich. Das letzte Körnchen Sand, welches aus einem Raum in den andern lies, zeigte den Ablauf einer Stunde oder eines kleineren Zeitabschnittes an. Noch jetzt benutzen die Schisser dies Werkzeug zum Messen mit dem Log (ein schisssörmiges oder dreieckiges, mit Blei beschwertes Stück Holz an einer langen Leine, das zur Bestimmung der Geschwindigkeit des Schiffes dient); auch die Haus-srauen bedienen sich dieser Sanduhr beim Eierkochen. Uhren mit Rädern, wie sie heutzutage im Gebrauche sind, hat man seit der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts gebaut und zwar am frühesten in Deutschland. Ein deutscher Uhrmacher, Heinrich von Wiek, wurde von dem französischen Könige Karl V. nach Paris berufen und baute dort in den Jahren von 1364—1370 eine Gewichtsuhr mit Schlagwerk, die ihren Platz aus dem Turm des königlichen Palastes sand. Augsburg bekam die erste Räderturmuhr 1364, Breslau 1368, Straßburg auf seinem Münster 1354 und Nürnberg gar erst 1462. Die alten Meister hatten oft eine besondere Liebhaberei dafür, die Uhren mit allerlei selbstthätigem Beiwerk auszustatten. Als schönstes Beispiel dieser Art gilt zur Zeit wohl die Uhr aus dem Straßburger Münster. Die älteste (von 1354) wurde nach 200 Jahren durch eine neue ersetzt, die im Jahre 1789 stehen blieb. Nun baute der berühmte Uhrmacher Joh. Bapt. Schwilgue von 1838—1842 die dritte Uhr für das Münster. Sie hat im Vordergründe eine Himmelskugel, welche die tägliche Bewegung von mehr als 5000 Sternen sowie das Vorrücken der Tag- und Nachtgleichen angiebt. Hinter der Kugel befindet sich eine Scheibe mit allen Angaben des ewigen Kalenders und den beweglichen Festen. Im Schaltjahre verändert die Uhr nicht bloß ihren Gang, sondern eine besondere Vorrichtung in ihr bewirkt die Unregelmäßigkeit, wonach in 400 Jahren drei Tage ausgelassen werden. „Zwischen dem 31. Dezember und dem 1. Januar stehen die Worte: ,Anfang des gemeinen Jahres'; fällt aber ein Schalttag ein, so ver-jchnnnfret das Wort ,gemein', und es tritt zwischen den 28. Februar und den 1. März der Schalttag ein. Auf den Glockenschlag der Müternachtsstunde des 31. Dezembers stellen sich plötzlich die beweglichen Feste des Jahres auf die Tage ein, auf die sie in dem Jahre treffen, und bleiben daselbst das Jahr über stehen." Den mittleren Raum des Kalenders nimmt das Zifferblatt ein und es werden daraus angegeben: der Aus- und Niedergang der Sonne, die wahre Sonnenzeit, der tägliche Laus des Mondes, die Mondsviertel
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