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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 81

1881 - Danzig : Boenig
81 „Fahre mir aus dem Wege!" rief der eine. „Ei, so fahre du mir aus dem Wege!" rief der andere. „Ich will nicht!" sagte der eine. „Und ich brauche es nicht!" sagte der andere; und weit keiner nachgab, kam es zu heftigem Zank und Scheltworten. „Höre du," sagte endlich der erste, „jetzt frage ich dich zum letzten Male: willst du mir aus dem Wege fahren oder nicht? Thust du's nicht, so mache ich's mit dir, wie ich es heute schon mit einem gemacht habe." „Das schien dem anderen doch eine bedenkliche Drohung. „Nun," sagte er, „so hilf mir doch wenigstens deinen Wagen ein wenig zur Seite schieben, ich habe ja sonst nicht Platz, um mit dem meinigen auszuweichen." Das ließ sich der erste gefallen, und in wenig Minuten war die Ursache des Streites beseitigt. Ehe sie schieden, faßte sich der, welcher aus dem Wege ge- fahren war, noch einmal ein Herz und sagte zu dem andern: „Höre, du drohtest doch, du wolltest es mit mir machen, wie du es heute schon mit einem gemacht hättest; sage mir doch, wie hast du es mit dem gemacht?" „Ja, denke dir," sagte der andere, „der Grobian wollte mir nicht aus dem Wege fahren — da fuhr ich ihm aus dem Wege!" Berliner Lesebuch. 159. Sprichwörter. 1. Der Klügste giebt nach. 2. Zwei harte Steine mahlen selten kleine. 3. Nachgeben stillt den Krieg. 4. Zanken zwei, so haben beide unrecht. 5. Ein gutes Wort findet einen guten Ort. 160. Papst Sixtus V. Ein Knabe mußte wegen Dürftigkeit seiner Eltern bei einem Bauern in Hirtendienst treten. Eines Tages erblickte er auf der Weide einen Franziskanermönch, der sich vom Wege verirrt hatte. Er lief ihm eiligst nach, damit er ihn wieder zurecht führe. Der Mönch hatte Freude an dem Knaben, und die lernbegierigen Reden desselben gefielen ihm so sehr, daß er ihn nach Ascoli mitnahm und dort auf die Schule schickte. Seine Fortschritte waren erstaunlich, und seine Lebensart erwarb ihm hohe Achtung. Er trat ferner in den Franziskanerorden, wurde Professor der Gottesgelehrtheit, dann Oberer des Ordens, dann Bischof, dann Kardinal und endlich der berühmte Papst Sixtus V. Zu dem stolzen Adel, der ihn umgab, sagteer einst: „Thut nicht so groß, ihr Herren, mit eurer Geburt! Ich bin auch aus einem durch- lauchtigen Hause; denn wisset, meine Eltern wohnten in einem Hause ohne Dach und hatten von allen Seiten die durchleuch- tende Sonne." Bone's Lesebuch. Lesebuch für katholische Volksschulen. 6

2. Geschichtsbilder für Volksschulen - S. 48

1889 - Danzig : Gruihn
48 39. Das Mittelalter im allgemeinen. Tas Rittertum. Anfangs bestanden die Heere grtenteils aus Fu- ' qngern. Der Reiter waren nur wenige, aber fast alle mit Helm und Panzer schwer gerstet. Wegen der Kosten konnten nur die Reichen zu Pferde dienen. Der Reiterdienst gab deshalb eine Art von Ansehen und Adel. Von ihrem Reiter-dienste bekamen die Vornehmen den Namen Ritter. Mit der Zeit bildeten sie einen besondern Stand, dessen Blte in die Zeit der Krenzzge fllt. Religion, Ehre. Tapferkeit und Hochachtung gegen die Frauen waren die vier Hanpttugeuden der Ritter. Die Aufnahme der Mitglieder erforderte eine vieljhrige Vorbereitung. Schon im siebenten Lebensjahre ward der Knabe von adeliger Herkunft in das Schlo eines andern Ritters gebracht. Hier wartete er als Bnbe oder Page bei der Tafel auf, hielt seinem Herrn beim Aufsteigen den Bgel und bte sich im Fechten, Schieen und Reiten, um feinen kleinen Krper gewandt und stark zu machen. Im vierzehnten Jahre wurde er durch die Umgrtnng eines Schwertes wehrhaft. Nun hie er Knappe (Knabe) oder Junker. Von jetzt ab begleitete er feinen Herrn auf der ^agd, bei Waffenspielen und in den Schlachten. Trene Anhnglichkeit au seinen Herrn war die erste Pflicht. Hatte der Knappe unter diesen ritterlichen bungen das einundzwanzigste Jahr erreicht, so konnte er zum Ritter geschlagen werden. Man fhrte ihn zum Altare und lie ihn schworen, die Wahrheit zu reden, das Recht zu behaupten, die Religion und ihre Diener sowie alle Witwen und Waisen zu beschirmen, keinen Schimpf gegen Edelfranen zu dulden und alle Unglubigen zu verfolgen. Nachdem er dann ans der Hand eines Ritters oder einer Ede'lfran Sporen, Handschuh und Panzer erhalten hatte, kniete er vor einem Ritter nieder, der ihn dreimal mit flacher Klinge sanft auf Hals und Schulter schlug. Das war der Ritterschlag- Nun schmckte man den jungen Ritter auch mit Helm. Schild und Lanze und fhrte ihm ein Streitro vor, auf welches er sich sogleich schwang und dasselbe durch die frohlockende Menge der Zuschauer tummelte. Glnzende Feste beschlossen die Feier des Tages. Von nun an durfte er die geringste Beleidigung nicht mtgercht lassen. Selbst der Zweikampf galt oft als eine ehrenvolle und ritterliche Entscheidung. Warf ein Ritter dem andern seinen Handschuh vor die Fe, so war das cht Zeichen der Herausforderung, sowie das Aufnehmen desselben ein Zeichen des angenommenen Zweikampfes. Tie Turniere. Untersttzt und befestigt wurde das Rittertum durch die Turniere*) oder Waffenspiele, die man mit aller Pracht feierte. Durch sie wurde der alte Heldengeist der Deutschen neu belebt. Sie gaben den Rittern eine erwnschte Gelegenheit, Proben ihrer Tapferkeit und Gewandtheit abzulegen und so Beifall und Ruhm von einer schaulustigen Menge ffentlich einzuernten. Raubritter. Manche Ritter aber vergaen der Wrde ihres Standes so sehr, da sie fast nur von Streit und Fehde, von Raub und Plnderung lebten. Aus den auf steilen Felshhen erbauten Nanbbnrgen berfielen sie mit ihren Reisigen den Bauer und Stdter, warfen die Knechte nieder und fhrten den Raub frohlockend mit sich fort auf ihre Burgen. Von den vorberfahrenden Schiffen forderten sie willkrliche Zlle. Die Ritterorden. Die hchste Blte des Rittertums zeigte sich in den geistlichen Orden. Zur Ausnahme der Pilger, die oft krank und hilflos zu Jerusalem ankamen, lieen mehrere Kaufleute aus Unteritalien in der Nhe des heil. Grabes (1048) ein Kloster mit einem Hospital erbauen, in welchem kranke und hilflose Pilger unentgeltlich gepflegt wurden. Als Schutzpatron dieser frommen Stiftung wurde Johannes der Tufer gewhlt: darum Hiesien auch die Ordens-brder Johanniter. Spter wurde dieser Mnchsorden zu einem Ritterorden umgebildet. Die Mitglieder desselben unterzogen sich nicht blo den Gelbden des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armut, sondern verpflichteten sich auch zur Verteidigung der Kirche gegen die Unglubigen. Acht franzsische Ritter legten den Gruud zu einem neuen Orden zur Befchtzuug der Pilger auf den unsicheren Straen von Palstina. Die Mitglieder desselben muten sich bei ihren kriegerischen Beschftigungen auch zu den gewhnlichen Klostergelbden ver-pflichten. Balduin, König von Jerusalem, rumte ihnen eine Wohnung au der *) Von dem alten Worte Turnen", d. i. Ringen oder Kmpfen. 1

3. Grundzüge der Geographie und Geschichte für Volksschulen - S. 103

1886 - Danzig : Gruihn
— 103 — Freudenthränen. Nachdem der Kaiser auch seinen Bruder Karl und andere Verwandte umarmt hatte, huldigte ihm die ganze übrige Versammlung. Während der ganzen Feier aber donnerten die Kanonen gegen Paris. Goldene Hochzeit. Regierungs-Jubiläum. Am 11. Juni 1879 feierte Kaiser Wilhelm mit seiner Gemahlin Angusta die goldene Hochzeit, und zum Andenken an diese Feier sind von patriotisch gesinnten Männern und Frauen viele milde Stiftungen ins Leben gerufen, durch welche das Elend von Notleidenden und Unglücklichen verschiedener Art gemildert werden soll. —- Am 2. Januar 1886 war Kaiser Wilhelm 25 Jahre König von Preußen, und am Tage darauf fand im ganzen Lande eine Jubelfeier statt, an welcher jung und alt den herzlichsten Anteil nahm. 45. Der dänische Krieg. 1864. Ursache des Krieges. Die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein standen seit langer Zeit unter der Regierung des Königs von Dänemark. Freilich gehörte nur Holstein zum deutscheu Bunde; aber nach dem alten Rechte der Herzogtümer sollten beide auf immer ungeteilt bleiben und nach eigenen Landesgefetzen regiert werden. Seit einiger Zeit indes versuchten die dänischen Könige, die Herzogtümer und insbesondere Schleswig als dänisches Eigentum zu behandeln und den deutschen Bewohnern derselben dänische Art und Sprache auszudringen. Ja, im Jahre 1863 hob der König von Dänemark die Verbindung der Herzogtümer mit einander auf und verleibte^ Schleswig der dänischen Monarchie ein. Da nahmen sich Preußen und Österreich der Herzogtümer an. Mitten im Winter 1864 besetzten sie Holstein, trieben dann bald die Dänen aus Schleswig hinaus und eroberten die Düppeler Schauzen. Schlacht bei Düppel. Prinz Friedrich Karl hatte die Aufgabe übernommen, die Schanzen zu erobern. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, gab der Prinz den Befehl, am 18. April morgens den Sturm auf die Schanzen auszuführen. Die preußischen Krieger hatten bereits in der Nacht die ihnen angewiesenen Stellungen eingenommen, sich auf dem Boden niedergestreckt und erwarteten das Zeichen zum Angriff. Als nun ein schmetterndes Hornsignal ertönte, brachen mit lautem Hurra und unter den kriegerischen Klängen der Musik die Sturmkolonnen im Laufschritt aus. In wenigen Minuten waren sie an den Schanzen, und bald waren dieselben erobert. Als der Kampf vorüber war, wurden die verwundeten Kameraden sowie auch die auf dem Schlachtfelde liegeudeu Feiude aufgesucht und aufgehoben. Das Gewehr vertrat die Tragbahre. Die Verwundeten brachte man ins Lazarett, wo Brüder des Rauhen Hauses, Diakonissen und Johanniterritter das Werk des barmherigen Samariters au ihnen übten. Alsen Einige Monate später wurde auch die Jusel Alseu von den Preußen erobert. Unterdes waren auch die Österreicher siegreich gewesen, und bald war selbst Jütland samt den friesischen Inseln in den Händen der Verbündeten. Dänemark mußte die Herzogtümer abtreten. Schleswig kam darauf vorläufig unter preußische, Holstein unter österreichische Verwaltung. Das Mitbesitzrecht auf Lauenburg überließ Österreich dem König Wilhelm gegen eine Eutschädiguug vou 5 Ätillionen Sjfctxf. Teilweise nach Flügge. 46. Der deutsche Krieg von 1866. Ursache des Krieges. Bald nach dem dänischen Kriege entstanden um die Verwaltung der Provinzen Schleswig-Holstein zwischen Preußen und

4. Grundzüge der Geographie und Geschichte für Volksschulen - S. 74

1886 - Danzig : Gruihn
— 74 — Mächtig gemacht, und die Raben (unsere Feinde, welche uns bisher bedrohten) sind zum Schweigen gebracht. Konradin. 1268. Der letzte Hohenstanfe war Konradin. Er war noch em unmündiger Knabe, als sein Vater Konrad Iv. (der letzte hohen-Itanfijche Kaiser) starb. _ Da sein Erbland, das Königreich Neapel, sich in französischen Händen befand, so zog er als Jüngling mit einem Heere über die Alpen, um sein Erbe zu erobern. Er wurde jedoch geschlagen und gefangen genommen. Ja, man enthauptete ihn sogar in Neapel wie einen Verbrecher. So kläglich endete das edle Geschlecht der Hohenstausen. 16. Das Mlertum- f Erziehung zum Ritter. Der größte Teil der deutschen Heere bestand ursprünglich ans Fußsoldaten. Vornehme Leute dienten zu Pferde und hießen Ritter. ^n die Zeit der Kreuzzüge fällt die Blüte des Rittertums. — Sollte ein Knabe von adeliger Herkunft zum Ritter ausgebildet werden, so mußte er von seinem siebenten Jahre an im Schlosse eines andern Ritters als Bube oder Page bei der ^afel aufwarten, seinem Herrn beim Besteigen des Pferdes den Steigbügel halten und sich außerdem im Fechten, Schießen und Reiten üben. Im 14. Jahre Würderer durch Umgürtung eines Schwertes wehrhaft und hieß dann Knappe oder Junker. Von nun an durfte er. seinen Herrn aus die Jagd, zum Waffeuspiel und m die Schlacht begleiten. Im 21. Lebensjahr erhielt er den Ritterschlag, indem em Ritter ihm dreimal mit flacher Klinge fanft auf Hals und Schulter schlug. Dann heftig er in voller Ritterrüstung (mit Sporen, Handschuh, Panzer, Helm, Schüd und Lanze) sein Streitroß, und ein glänzendes Fest beschloß die Feier des Tages. Dem jungen Ritter gebot nun die Pflicht, Witwen und Waisen zu beschirmen, keinen Schimpf gegen Edelfrauen zu dulden und alle Ungläubigen zu verfolgen. Tie geistlichen Ritterorden. Zur Zeit der Kreuzzüge entstanden drei geistliche Ritterorden: 1) die Johanuiter, 2) die Tempelherren und 3) der deutsche Ritterorden. An der spitze eines jeden Ordens stand ein Hochmeister. — Die Johanniter trugen ein weißes Kreuz auf dem schwarzen Mantel und unterzogen sich den Gelübden des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armut. Außerdem hatten sie die Kirche gegen die Ungläubigen zu verteidigen. — Die Tempelherren erkannte man an dem weißen Mantel mit rotem Kreuz". Sie waren verpflichtet, die Pilger zu beschützen, und gelobten Gehorsam, Keuschheit und Armut. — Die Ritter des deutschen Ordens trugen einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuz und durften nur Deutsche sein. — Nach dem Verluste von Palästina erwarb sich dieser Orden ein besonderes Verdienst durch die Bekehrung der heidnischen Preußen an der Ostsee. 17. Die Hansa und die Femgerichte. Die Hansa. Das Haupthindernis des freien Verkehrs der Städte unter einander war im Mittelalter die Unsicherheit aller Flüsse und Wege. Darum vereinigten sich (im Jahre 1241) die beiden reichen Städte Lübeck und Hamburg und unterhielten auf gemeinschaftliche Kosten eine bewaffnete Mannschaft, welche die Wagen und Schisse begleitete und schützte. Bald traten mehrere Städte dem Vereine bei, und dieser murde nach und nach so groß, daß er es mit mächtigen Königen zu Wasser und zu Lande aufnehmen konnte. Im vierzehnten Jahrhundert nahm dieser Städtebund den Namen Hansa an, von dem altdeutschen Worte Hans, welches Geselle heißt, so daß daher Hansa Gesellschaft oder Bund bedeutet. Im fünfzehnten Jahrhundert, als schon kräftiger für öffentliche Sicherheit und Ordnung gesorgt wurde, trat eine Stadt nach der andern ans dem Bunde; endlich blieben nur noch die Städte Hamburg, Lübeck und Bremen, die bis in die neueste Zeit den Namen Hansestädte führten. Die Femgerichte. Zur Zeit der Hohenstausen wurden Rechtsstreitigkeiten nach altem Brauch und Herkommen geschlichtet. Man hatte aber auch zwei geschriebene Gesetzbücher, und zwar in Süddeutschland den Schwabenspiegel und in Sachsen den Sachsenspiegel. Außerdem aber bildeten sich heimliche oder

5. Realienbuch für Volksschulen - S. 39

1895 - Danzig : Axt
— 39 — setzgebung ausüben. Der Bundesrat wird aus den Vertretern der einzelnen Reichsstaaten gebildet, wahrend der Reichstag aus Abgeordneten besteht, die das Volk wählt. Verkehrs- und Handelswesen. Um das Verkehrswesen einheitlich zu gestalten, übernahm das Reich die Post- und Telegraphenverwaltung und auch die meisten Eisenbahnen. Im deutschen Reiche wurden gleiche Münzen, Maße und Gewichte eingeführt. Der Seehandel wurde durch eine Kriegsflotte geschützt, die auch für die Küstenverteidigung von Wichtigkeit ist. An den Küsten Afrikas und im stillen Ocean gründete das Reich Kolvnieen (z. B. Kamerun und das Gebiet auf Neu-Guinca), um den Handel zu fordern. Zorge für die Arbeiter. Besonders war Kaiser Wilhelm bemüht, das Los der Arbeiter zu verbessern. Sein Kanzler, Fürst Bismarck, rief deshalb den Abgeordneten zu: „Geben Sie dem Arbeiter, so lange er gesund ist, Arbeit, wenn er krank ist, Pflege, wenn er alt ist, Versorgung." Es kam daher das Krankenversicherungsgesetz zu stände, nach welchem den Handwerkern und andern Personen in Krankheitsfällen Unterstützungen gewährt werden müssen. Wer im Eisenbahndienst oder als Maurer, Zimmerer u. s. w. zu Schaden kommt, muß nach dem Unfallversicherungsgesetz unterstützt werden. Auch ist dafür gesorgt, daß man Kinder und Frauen nicht übermäßig zur Arbeit heranzieht. Ebenso ist die Sonntagsarbeit eingeschränkt. Wilhelms Ende. Kaiser Wilhelm erreichte ein hohes Alter und wurde allgemein geliebt und geehrt. Am 9. März 1888 aber schlug die Todesstunde des 91jährigen Landesvaters. Als ihm vor seinem Ende der Geistliche die Psalmworte vorlas: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?" sprach er: „Es war sehr schön." Später rief der Kaiser den Prinzen Wilhelm in seine Nähe und sprach sehr viel mit demselben. Seine Tochter, die Großherzvgin von Baden, richtete die Bitte an ihn, sich nicht durch vieles Reden zu ermüden. Doch der Kaiser antwortete: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." — Eine große Sehnsucht empfand er nach dem Kronprinzen, der infolge eines Halsleidens in Italien weilte. Kurz vor dem Hinscheiden sprach der Kaiser: „Könnte ich nur den Fritz noch einmal umarmen." Leider war ihm dies nicht mehr vergönnt. Als die Nachricht von seinem Ab- leben bekannt wurde, geriet das ganze deutsche Volk in tiefe Trauer, und selbst in fremden Ländern und Erdteilen wurden viele Gemüter tief erschüttert. Im Mausoleum zu Charlottenburg setzte man seine irdische Hülle unter großer Feierlichkeit bei. Kaiser Wilhelms Name und Thaten sind unsterblich. Kaiserin Augusta, die Gemahlin Wilhelms 1., hat stets ein warmes Herz für die Elenden gehabt. Besonders groß zeigte sich ihre Thätigkeit in Er- ziehungsanstalten und Krankenhäusern, Waisenhäusern u. s. w. Gar häufig hat sie das zu Berlin erbaute Au gusta-Hospital besucht und dort sogar am ge- meinschaftlichen Tische mitgespeist. Sie gründete den vaterländischen Frauen- v er ein, durch den im deutsch-französischen Kriege vielen verwundeten Soldaten Linderung und Pflege zu teil wurde. In Friedenszeiten hat es sich dieser hoch zu schützende Verein zur Aufgabe gestellt, notleidende Familien zu unterstützen. Tief erschüttert wurde die hohe Frau, als sie an dem Sterbebette ihres Ge- mahls saß, und als später ihr herrlicher Sohn ins Grab sank, durchzuckte der ' tiefste Schmerz ihre Seele. Als die Kaiserin (1890) in hohem Alter starb, wurden ihre großen Verdienste im Vaterlande gerühmt. 40. Bismarck. Kamt. Mall Ire. Bismarck Zu den großen Männern, die felsenfest an Wilhelms I. Seite standen, gehört zunächst Otto von Bismarck. Dieser wurde 1815 auf dem Ritter- gut Schönhauscn an der Elbe geboren; er studierte die Rechte, trat später unter Friedrich Wilhelm Iv. in den Staatsdienst und wurde unter Wilhelm I. preußi-

6. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 10

1891 - Danzig : Gruihn
10 Brandenburg unter den ballenstädtischen Markgrafen. sein Land zurück, wußte jedoch nicht, wo er die Geldsumme hernehmen sollte. Da führte ihn nach einer Sage der alte Johann von Buch in die Kirche zu Stendal und hier zu einem eisernen Geldkasten, der in einer unscheinbaren Kammer stand, und sprach: „Hier werdet ihr finden, was ihr bedürft; denn euer Vater hat mir diesen Schatz anvertraut, um denselben seinen Söhnen im Falle der Not zu übergeben." Da nahm Otto das (Md_ zu sich und brachte es zu Roß dem Erzbischof. Als er von dannen ritt, sprach er, wie die Sage berichtet: „Nehmt von mir noch zum Abschied die Lehre, daß ihr keinen Markgrafen zu schätzen wißt. Hättet ihr so viel Gold und Silber verlangt, daß ich damit, auf einem Streitroß mit ausgerichteter Lanze sitzend, bis zur Spitze bedeckt würde, so wäre ich richtig geschätzt worden." — Bald darauf zog Otto wieder gegen das Erz-stift Magdeburg und belagerte Staßfurt, wo ihm ein Pfeil mit Widerhaken in die Stirn fuhr, dessen Spitze ein ganzes Jahr lang darin stecken blieb. Hiervon erhielt er den Namen „Otto mit dem Pfeile". Bei einer neuen Bischosswahl bestieg Erich den erzbischöflichen Stuhl, und damit hatten die Streitigkeiten mit Magdeburg ein Ende. 7. Markgraf Waldemar (1309—1319) und das Christentum unter den Kallenstädtern. Waldemars Regierung. Der Nachfolger Ottos Iv. war Waldemar. Tapferkeit, Heldenmut und Klugheit zierten ihn in hohem Maße. Als er der Stadt Stralsuud gegen einen Fürsten von Rügen Hilfe leistete, wurde er in einen furchtbaren Kampf verwickelt. Auf Anstiften Dänemarks vereinigte sich eine große Anzahl von Fürsten zu Waldemars Untergang. Die vereinten Feinde rückten gegen ihn vor, und bei Gransee kam es (1316) zu einer Schlacht, in welcher er zwar nicht siegte, sich jedoch so tapfer hielt, daß seine Feinde den Plan aufgaben, ihn zu stürzen. Von nun an erscholl der Ruf feiner Tapferkeit weithin. Waldemar starb (1319) in einem noch rüstigen Alter. Ein Jahr darauf erlosch der Mannesstamm der Ballenstädter Markgrafen, und nun war Brandenburg verwaist (1319 bis 1323). Das Christentum unter den Ballenstädtern. Alle Ballenstädter Markgrafen förderten gern die kirchlichen Einrichtungen, besonders die Gründung von Klöstern. Letztere wurden mit reichem Grundbesitz ausgestattet und waren die Pflanzstätten des christlichen Glaubens für die umliegenden heidnischen Gegenden. Außerdem nahmen sich die Klöster auch der Pflege der Armen, Kranken und Reifenden an. Der Landbau wurde durch biefe Anstalten wesentlich verbessert; denn in den Wüsten und Wäldern von Pommern und in der Mark waren es besonders die Klöster, welche den Boden urbar machten. Auch Schulen wurden in denselben gegründet, in welchen Geistliche und andere junge Leute eine höhere Bildung erhielten. In den niedern Schulen, die es in manchen Städten gab, trieb man Lesen, Schreiben und etwas Latein. Auf den Dörfern herrschte jedoch die größte Unwissenheit; denn es wurde dem Volke nach der Sitte jener Zeit nur das Wichtigste aus der christlichen Religion gelehrt.

7. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 38

1891 - Danzig : Gruihn
38 Brandenburg und Preußen unter den Hohenzollern. Er starb mit dem Bekenntnis: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." — Seine Söhne hatte er in einem Vermächtnisse ermahnt, Gott von Herzen zu fürchten und vor Augen zu haben und zu bedenken, daß man auch für das Allergeringste Gott Rechenschaft geben müsse. 33. Die Kursürstin Luise Henriette von Oranien. Tie Vermählung. Die Gemahlin des großen Kurfürsten hieß Luise und war die Tochter des Erbftatthalters der Niederlande, Friedrich Heinrich von Oranien. Sie hatte eine einfache und fromme Erziehung genossen und gehörte, wie der Kurfürst, der reformierten Kirche an. Ihre Hochzeit wurde im Haag gefeiert. Nach der Vermählung reiste der Kurfürst nach Cleve, während Luise noch mehrere Monate bei ihrem kranken Vater blieb und denselben mit aufopfernder Liebe bis zu seinem Tode pflegte. Alsdann holte Friedrich Wilhelm feine Gemahlin ab, und beide begaben sich nach Cleve, wo sie längere Zeit verweilten, darauf aber nach Berlin reisten und dort ihren festlichen Einzug hielten. Das häusliche Leben. Luise verstand es, durch ihre Sanftmut den oft jähzornigen Gemahl zu besänftigen und denselben vor der Ausübung großer Härte zu bewahren. Da sie außerdem einen klaren Verstand besaß, so war sie ihrem Gatten unentbehrlich. Ja selbst auf den Feldzügen begleitete sie den Kurfürsten. Für Blumen und Gartenanlagen hatte Luise große Vorliebe. Als der Kurfürst ihr an der Havel ein schönes Schloß überwies, nannte sie dasselbe Oranienburg. Sie legte dort, einen Park und Gemüsegarten nach holländischer Art an und ließ auch viele Obstbäume pflanzen. Der schnell emporblühende Ort war stets der Lieblingsplatz der Kurfürstin. Hier kümmerte sie sich um alle Wirtschaftsangelegenheiten, sorgte selbst für die Küche und beaufsichtigte auch die Karpfenteiche im Park. Armen und Notleidenden spendete sie reichliche Gaben und förderte auch den Schulunterricht. Französische Moden wurden von ihr nicht begünstigt, vielmehr kleidete sie sich nach holländischer Art. Die Erziehung ihrer eigenen Kinder leitete sie mit großer Sorgfalt. Der Kurfürst schätzte seine Gemahlin so hoch, daß er bei wichtigen Angelegenheiten stets um ihren Rat fragte. Die Kurfürstin und Paul Gerhardt. Um jene Zeit lebten die Lutheraner und Reformierten nicht in Eintracht. Daher erließ der Kurfürst eine Verordnung, in welcher den Predigern beider Glaubensgenossenschaften verboten wurde, einander von den Kanzeln herab zu beleidigen und zu verketzern. Zur Beachtung dieser Vorschrift sollten sich alle Geistlichen durch Unterschrift verpflichten. Zu den Predigern, welche diese Unterschrift verweigerten, gehörte auch der berühmte Dichter Paul Gerhardt, der infolge dessen sein Amt verlor. Doch blieb die Kurfürstin seine Gönnerin, und als Gerhardt durch Todesfälle in seiner Familie so traurig wurde, daß sogar sein Sängermund verstummte, redete ihn die Kurfürstin einst an: „Ehrwürdiger Herr Gerhardt, warum singt ihr nicht mehr?" Der Dichter erwiderte: „Angst und Qual erfüllen meine Seele, und die Saiten der Harfe sind zerrissen." — Luise Henriette ist ebenfalls als Dichterin aufgetreten. Sie soll die Verfasserin des Liedes: „Jesus meine Zuversicht" sein. Luisens Ende. In der Blüte ihres Lebens wurde die Kurfürstin von einem Brustübel befallen. Still und ergeben duldete sie ihr Leiden; aber doch rief sie einst schmerzvoll aus: „Erst 29 Jahre alt! Der Tod ist

8. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 19

1891 - Danzig : Gruihn
Kurfürst Joachim Friedrich. — Kurfürst Johann Sigismund. 19 Gemahlinnen. Johann Georg ist dreimal vermählt gewesen. Seine erste Gemahlin, Sophie von Liegnitz und Brieg, ist die Mutter des nachmaligen Kurfürsten Joachim Friedrich. 17. Kurfürst Joachim Friedrich. 1598—1608. Die Verwaltung des Landes. Als Joachim Friedrich regierte, war die Verwaltung ganz anders als heute. Minister, Regierung, Landräte und Amtsvorsteher gab es noch nicht. Was für den täglichen Verkehr und die Ordnung nötig war, wurde meistens von den Stünden (den hohen adligen Grundbesitzern- und von den städtischen Behörden besorgt, ohne daß sich der Landesherr für gewöhnlich einmischte. Nur Gesetze, die fürs ganze Land nötig waren, wurden mit den Ständen beraten und dann überall bekannt gemacht. Auch eine Verwaltung des Kriegswesens gab es nicht; denn man hatte damals noch keine stehenden Heere. Bei einemausbrechenden Kriege hatten der Lehnsadel und die Städte die Mannschaften zu stellen. Die Hofhaltung der Kurfürsten wurde aus den Einkünften der fürstlichen Güter, aus den Zöllen rc. bestritten. Kirchen- und Schulsachen besorgten die geistlichen Behörden selbständig. Damit die fürstlichen Rechte wahrgenommen würden, waren in kleinern Bezirken Vögte, in größern aber Landeshauptleute angestellt. Was sonst dem Lande not war, beriet der Fürst mit einigen Räten, die Rechtsgelehrte waren. Der höchste Beamte war der Kanzler, welcher die meisten schriftlichen Sachen besorgte und im Auftrage des Landesherrn Befehle erließ. Als sich die Regierungsgeschäfte mehrten, richtete Joachim Friedrich ein Geheimrats-Kollegium ein, welches aus verschiedenen Räten bestand und stets für Handel, Gewerbe, das Kriegswesen rc. zu sorgen hatte. Das Rechtswesen aber stand unter dem Hof- und Kammergericht, das Kirchenwesen unter dem Konsistorium. Ilm die Teilung der Marken für spätere Zeit zu verhüten, bestätigte er gegen das Testament seines Vaters aufs neue das von Albrecht Achilles erlassene hohenzollernsche Hausgefetz. Sein Wahlspruch lautete: „Die Furcht Gottes ist der Weilheit Ansang." Die Kurfürstin Katharina. Die erste Gemahlin Joachim Friedrichs war Katharina von Brandenburg, die Tochter des Markgrafen Johann von Küstrirt. Sie zeigte sich als eine wahre Landesmutter und wanderte oft in die Hütten armer Leidenden, um Trost und Hilfe zu spenden. Man nannte diese edle Frau „die Mutter der Kranken". Bei Berlin legte sie einige große Kuhmelkereien an und verwendete die Erträge daraus zu wohlthätigen Zwecken. So gründete sie die noch heute bestehende Schloßapotheke, aus welcher bedürftige Kranke unentgeltlich die Arzneimittels holen durften. — Der Erziehung ihrer Kinder widmete sie große Sorgfalt. Als ihre Söhne, Johann Sigismund und Johann Georg, die Universität Straßburg bezogen, ordnete sie an: „Man hat darauf zu sehen, daß die geliebten Söhne in der Furcht Gottes, in fürstlicher Zucht und Ehrbarkeit erzogen werden." Ihr Wahlspruch lautete: „Ich fürchte Gott und traue ihm in allen Dingen." 18. Kurfürst Johann Sigismund. 1608—1619. Preußen fällt an Brandenburg. Aus Joachim Friedrich folgte dessen Sohn Johann Sigismund. Zu seiner Zeit regierte im Herzogtum Preußen (Ostpreußen) Albrecht Friedrich, der Sohn des Herzogs Al-

9. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 141

1891 - Danzig : Gruihn
Tie Kaiserin Auguste Viktoria. 141 liche nach der Einsegnung den Segen Gottes auf sie herabgefleht hatte, trat auch ihr Vater, der Herzog Friedrich Christian, hinzu, legte auf das Haupt beider Kiuder die Hände und segnete sie. Darauf sprach der Geistliche das schöne Wort: „Des Vaters Segen bauet den Kindern Häuser." — Stets war die Prinzessin Auguste Viktoria bestrebt, den Armen und Elenden zu helfen, soweit sie es mit ihren Ersparnissen vermochte. Kranke und Leidende suchte sie in den Hütten auf, um ihre Not zu lindern. Ihre Vermählung. Prinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser, erkor später dieses fromme Fürftenkind zu feiner Gemahlin. Die Hochzeit des hohen Paares fand zu Berliu statt. Als am Tage vorher die Prinzessin ihren Einzug in die Residenz hielt, zeigte sich die Hauptstadt in einem ungewöhnlichen Glanze. Studenten, Beamte, Gewerke und Vereine entfalteten eine große Pracht. Besondere Aufmerksamkeit erregte die liebliche Braut, welche in ihrem herrlichen Wagen die Huldigungen entgegennahm. Am Abend wurde die Stadt aufs glänzendste erleuchtet, und die Berliner waren in der freudigsten Stimmung. Im Schlofft fand die Trauung statt, bei welcher der Geistliche seiner Rede die Worte zu Gruude legte: „Nun aber bleiben: Glauben, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größeste unter ihnen." — Die fürstliche Braut hatte den Wunsch geäußert, daß bei der Trauung das Lied gesungen würde: „Jesu, geh' voran auf der Lebensbahn." Als man sie um die Genehmigung ersuchte, den zweiten Vers („Soll's uns hart ergeh'n, laß uns feste steh'n!") ausladen zu dürfen, weil er zu sehr an das Leid der Menschen erinnere, antwortete die Prinzessin: „Dieser Vers soll erst recht gesungen werden; denn ich glaube durchaus nicht, daß ich in meinem neuen Stande immer auf Rosen wandeln werde. Doch habe ich den Trost, Prinz Wilhelm denkt wie ich und ich wie er. Wir haben uns vorgenommen, alles gemeinschaftlich zu tragen, damit uns auch das Schwere leichter werde." — Welch eine Frömmigkeit und Demut klingt aus diesen Worten! Im Hause. Der Erziehung ihrer Kinder widmete sich die Prinzessin Wilhelm vou jeher mit sehr großer Sorgfalt. Doch gedachte sie auch gern in ihrem neuen Stande der Notleidenden. Kam das Weihnachtsfest heran, so lud sie mit ihrem Gemahl eine größere Anzahl armer Kinder in ihr Haus und führte dieselben in den Saal, wo ein großer Tannenbaum im hellsten Lichterglanze prangte. Daraus wurde eine kleine Feier veranstaltet, bei welcher die Kinder fangen und auch Sprüche und einzelne Liederverse hersagten. Alsdann „teilte die Prinzessin eigenhändig die Geschenke ans, welche in Kleibern, Äpfeln, Nüssen, Pfefferkuchen, Büchern rc. bestanden. Alle Eingeladenen erhielten so reichliche Gaben, daß sie davon auch noch unter die Geschwister zu Hause verteilen konnten. Als Trösterin. Von schwerem Leid wurde die Prinzessin betroffen, als der Kronprinz Friedrich Wilhelm, ihr Schwiegervater, an einem unheilbaren Halsübel erkrankte. In jener Zeit war Kaiser Wilhelm I. um seinen Sohn tiefbetrübt, und schwerer Kummer erfüllte sein Herz. Da begab sich die Prinzessin fast täglich mit ihren Kindern zu dem alten Kaiser, um ihn zu trösten und auszurichten, lind in Gegenwart dieser frommen Frau und der Urenkel sind dem gebeugten, hochbetagten Greise die trüben Gedanken oft geschwunden. Als aber Kaiser Wilhelm I. aus diesem Leben schied, und nach schwerem Leiden auch Kaiser Friedrich seine Augen schloß, da war es allein das Gottvertrauen, welches die Prinzessin aufrecht erhielt.

10. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 132

1878 - Danzig : Gruihn
132 Geschichte des Alterthums. — Die Römer. 79. Einrichtung der ersten Khristengemeinden. Erste Gemeinde. Nach dem Tode Jesu verbreiteten die Apostel die Lehre ihres Herrn und Meisters weiter. Schon am ersten Pfingsttage wurde die Gemeinde zu Jerusalem gegründet, welche die Gütergemeinschaft einführte und namentlich anfänglich als Mustergemeinde galt. Gemeindeämter. An der Spitze einer jeden Gemeinde standen an der Apostel Statt gewählte Aelteste (oder Presbyter). Episkopns (oder Bischof) wurde derjenige unter ihnen genannt, welcher ein Uebergewicht über die andern erlangt hatte, wie z. B. Jakobus in Jerusalem. Das Amtsgeschäst dieser Presbyter oder Episkopen war die Leitung der gesammten Gemeindeverwaltung. Die nächsten Beamten waren die Diakonen und Diakonissen (letztere für das weibliche Geschlecht), welche Arme und Kranke versorgten und beim Abendmahle Brod und Wein umherreichten. Versammlungen. Man hielt oft Versammlungen ab, jedoch anfangs nur in Privatwohnungen, wobei Vorlesungen aus dem alten Testamente, später ans apostolischen Briefen, Erklärungen, Vorträge, Gesänge und Gebete abwechselten. Die Vorträge konnte jedes dazu befähigte Mitglied der Gemeinde halten. Nur dem weiblichen Geschlechte war das Reden und Lehren in der Gemeinde untersagt. Das Bundesmahl wurde in manchen Gemeinden öfter, in manchen seltener gefeiert. Zuweilen fanden auch Liebesmähler (Agapen) statt, bei denen die Armen auf allgemeine Kosten mitgespeist wurden. Die armen Glieder der Gemeinde wurden überhaupt als christliche Brüder vor Mangel geschützt. Festtage. Je nachdem die Gemeinden aus Juden und Heidenchristen bestanden, zeichneten sie die Festtage aus, die sie früher als Juden oder Heiden gefeiert Hatten. Die Feier des Sonntags, anstatt früher des Sonnabends (Sabbaths) wurde erst später eine allgemeine mit Beziehung auf die Auferstehung Jesu und die Ausgießung des heiligen Geistes. ___ Zucht. Gute Zucht und Sitte war eine Zierde dieser Gemeinden; unsittliche Mitglieder wurden ausgeschlossen und nur nach wirklicher Besserung wieder aufgenommen. Entstanden Streitigkeiten hinsichtlich der Lehre oder gewisser Gebräuche, so wurde, so lauge die Apostel lebten, deren Entscheidung verlangt, welche diese auch entweder persönlich oder durch Briese ertheilten. Die Taufe. Als Zeichen der Aufnahme in die christliche Gemeinde galt^ die Taufe. Diejenigen, welche durch Unterricht in der christlichen Lehre für dieselbe vorbereitet wurden, hießen Katechnmenen und waren als solche nur Zuhörer. Am Sonntage nach Ostern (Quasimodogeneti) fand die Taufe derselben statt, nachdem sie ein Glaubensbekenntniß abgelegt hatten. Nach Jäkcl u. a. 80. Aus der Zeit der Khrilleuversotgurrgeu. Christenversolgungen. Die Christen hatten int römischen Reiche schwere Verfolgungen zu erdulden, weil sie sich von den Heiden absonderten und überhaupt von der Obrigkeit mit Mißtraue» betrachtet wurden. Man spricht gewöhnlich von zehn Christenverfolgungen unter den Kaisern: Nero, Domitian, Trojan, Marcus Aurelius, Septimns Severns, Dezius, Gallus, Valeriau, Aurelian und Diokletian. Arten der Verfolgungen. Mit welcher Wuth die Juden die Apostel und die ersten Christen verfolgten,'davon erzählt uns schon die Apostelgeschichte. Viel Schrecklicheres noch hatten die ersten Christen aber später von den Heiden zu erdulden, so daß ein Schriftsteller aus jener Zeit sagt: „Hätte ich hundert Zungen und einen hundertfachen Mund und die stärkste Stimme ttt der Welt, so könnte tch doch nicht alle die Verbrechen beschreiben, welche begangen wurden, noch die Martern alle nennen, die der Scharfsinn der Obrigkeit gegen die unschuldigen Christen ersonnen hat". — Man schonte keines Standes, keines Geschlechts, keines Alters. Einige wurden durchs Schwert, andere durchs Feuer, noch andere durchs Kreuz hingerichtet und wieder andere den wilden Thieren vorgeworfen. Man nähte sie auch in Säcke, welche mit Pech getränkt waren und zündete diese an, oder man bestrich sie mit Honig, setzte sie dann den glühenden Sonnenstrahlen aus und ließ, sie von den Insekten zerstechen; einige wurden mit zurückgebogenen Händen an einer hölzerne Maschine befestigt und alle ihre Glieder auseinander gezogen. Die
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