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Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
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strecke erfordert also schon ein recht ansehnliches Vermögen, und ein Markmillionär
kann demnach mit seinem ganzen Reichtum kaum eine 4 km lange Eisenbahn
bauen, und dabei bleiben die Kosten für das sogenannte rollende Material noch
außer Berechnung.
Wie sind denn nun jene gewaltigen Anlagekosten aufgebracht worden? In
den ersten Jahrzehnten des Zeitalters der Eisenbahnen vereinigte sich zum Ban
einer Eisenbahnlinie meist eine Anzahl leistungsfähiger Geldmänner zu einer
Gesellschaft, und so waren die Eisenbahnen zunächst gewöhnlich Privatbahnen.
Die Staatsregierungen überwachten indessen das Eisenbahnwesen und erließen
allgemeine gesetzliche Bestimmungen, die sich ans Bau und Betrieb, ans die
Sicherheit der Reisenden und dgl. bezogen. Nur in Belgien und einigen
deutschen Staaten, z. B. Württemberg, Baden und Hannover war von Anfang
an die Ansicht herrschend, daß es Aufgabe des Staates sei, den Bau und Be-
trieb des neuen wichtigsten Verkehrsmittels in die Hand zu nehmen, und daher
waren in diesen Ländern alle wichtigen Linien von vornherein Staatsbahnen. Ander-
wärts, z. B. in Preußen, wurde der Ban der Bahnlinien meist Privatgesellschaften
übergeben; nur wenige Strecken wurden vom Staate angelegt.
Dieses verschiedenartige Vorgehen legt die Frage nahe: „Was ist denn
wohl vorteilhafter, das Eisenbahnwesen dem Privatunternehmungsgeist zu über-
lassen, oder es gänzlich unter die Obhut des Staates zu stellen?" Die Erfahrung,
die beste Lehrmeisterin, hat folgendes ergeben: Die Gesellschaften, denen der
Staat die Erlaubnis (Konzession) zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn er-
teilt, haben in erster Linie den Zweck im Auge, Geld zu verdienen; sie wählen
deshalb solche Linien aus, die eine hohe Verzinsung des Anlagekapitals versprechen,
während sich für weniger ertragreiche Linien Unternehmer nicht finden. In-
folgedessen werden gerade schwächer bevölkerte und ärmere Landstriche vernach-
lässigt, während ihre wirtschaftliche Lage doch gerade durch Anlage von Verkehrs-
wegen gehoben werden konnte. Auch bleiben oft empfindliche Lücken im Bahn-
netz, und diesem mangelt die Einheitlichkeit und Planmäßigkeit. Will nun der
Staat diesen Mängeln abhelfen, so muß er entweder den Privatgesellschaften
wesentliche Unterstützungen gewähren, oder selbst die weniger vorteilhaften Linien
ausführen. In beiden Fällen wird er geschädigt, während die Gesellschaften gute
Geschäfte machen. Ist dagegen der Staat Unternehmer der Bahnbauten, so
kann er ein einheitliches und planmäßiges Bahnnetz entwerfen und ausbauen,
und die Fehlbeträge der weniger ertragreichen Linien können durch die Überschüsse
der Linien gedeckt werden, welche reichlichen Gewinn abwerfen. Der Privat-
bahnbau blüht vornehmlich, wenn die Lage des Geldmarkts günstig ist, weil
alsdann der Gewinn anlockt, der aus dem Kauf und Verkauf der Aktien erzielt
werden kann. Aus diesem Grunde tritt bald eine übertriebene Banwnt ein,
bald stockt die Entwicklung, während der Staat den Bahnbau weit gleichmäßiger
im Gange halten und dadurch den Erwerbsverhältnissen zweckmäßiger Rech-
nung tragen kann. Das Vorhandensein mehrerer Bahnnnternehmnngen in
einem Lande bedingt auch die Einrichtung mehrerer Bahnverwaltnngen, und die
Folge davon ist, daß der Eisenbahnbetrieb ungleichmäßiger, weitläufiger und kost-
spieliger ist, als wenn er von einer Hauptstclle aus geleitet wird. Die Staats-
bahnverwaltung bietet ferner größere Gewähr für die Schnelligkeit und Pünkt-
lichkeit des Verkehrs, was nicht allein für den privaten Personen- und Güter-
verkehr sehr ivichtig, sondern in Kriegsfällen für ein ganzes Land nicht selten
von ausschlaggebender Bedeutung ist. Für den Transport eines Heeres von
1000 000 Soldaten, 250 000 Pferden und 3500 Geschützen sind einschließlich
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Tieften Lebens noch bei den großen Interessen der Völker und der Menschheit.
Wenn einmal ein Zufall eine einzige Feder dieser ungeheuren Maschine zer-
störte — Tausende von Interessen der Privatleute wie der Staatsver-
waltungen würden mit einem Schlage in Mitleidenschaft gezogen werden.
Nach Hciur. von Stephan.
*155. Der Kaiser-Wilhelm- und der Dortmund-Ems-Kanal.
1. Den Eingang zur Kaiserhalle im Leuchtturm zu Holtenau
schmückt ein Bildwerk aus Bronze. Es stellt in erhabener Arbeit
die Nordsee und Ostsee dar, die sich grüssend die Hand reichen.
Dieses Bild soll spätere Geschlechter an den Tag mahnen, an welchem
durch eine glänzende Feier ein bedeutungsvolles Werk abgeschlossen
wurde, die Verbindung der beiden Meere, die Schleswig-Holstein um-
schlingen.
Der alte, von der Natur vorgezeichnete Wasserweg führt um
die Nordspitze Jütlands, ist jedoch lang und dabei sehr gefahrvoll.
Wenn in Herbst- und Wintertagen der Sturm das Meer bis in seine
Tiefen aufwühlt, dann wird die „eiserne Küste“ an Jütlands West-
seite zum „Kirchhof der Schiffe“. Darum ist von den Tagen des
Mittelalters an der Gedanke lebendig gewesen, beide Meere durch
einen Kanal zu verbinden, und zur Verwirklichung dieses Planes
wurde der Eiderkanal angelegt. Dieser Wasserweg wurde von Däne-
mark am Ende des vorigen Jahrhunderts erbaut unct war damals
der grösste Kanal in Europa; aber dem Schiffswesen der Gegenwart
genügte er bei weitem nicht mehr, und darum hatte er längst seinen
Wert verloren.
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal macht es unserer Kriegsflotte mög-
lich, sich ungehindert von feindlichen Nachbarn je nach Bedürfnis
bald in der Nordsee, bald in der Ostsee zu vereinigen; er ist aber
auch dem friedlichen Verkehr der Völker geöffnet. An die Aus-
führung eines solchen Baues konnte man erst denken, nachdem unser
Vaterland innerlich geeinigt war und die ihm gebührende Stelle unter
den Völkern eingenommen hatte. Der Bau war beschlossen, die Bau-
summe von 156 Millionen Mark bewilligt und die Bauzeit auf acht
Jahre festgesetzt. Da legte am 3. Juni 1887 der greise Heldenkaiser
Wilhelm den Grundstein zum Kanal „zur Ehre des geeinigten Deutsch-
lands, zu seinem fortschreitenden Wohl, zum Zeichen seiner Macht
und Stärke.“
2. Nun kam eine Zeit rastloser Arbeit, ein langer Kampf mit
mancherlei Schwierigkeiten. Die tiefste Fahrrinne dererde sollte her-
gestellt werden, eine Wasserstrasse, die mit einer Tiefe von 9 Metern
den Suezkanal übertrifft. Ungeheure Erdmassen musste man aus-
heben, zumal dort, wo ein Höhenzug, die Wasserscheide zwischen
Elbe und Eider, durchschnitten wurde. Die Endpunkte des Kanals
bezeichnen die Ortschaften Holtenau am Kieler Hafen und Bruns-
büttel an der Elbmündung. Um das Werk rasch zu fördern, wurde
die Arbeit gleichzeitig an mehreren Stellen der festgesetzten Linie
begonnen. Grosse Arbeitermassen aus aller Herren Ländern wurden
geworben; in der ¡besseren Jahreszeit beschäftigte man gegen 8000,
im Winter über 6000 Mann; vor allem aber wurde die Kraft
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Extrahierte Personennamen: Stephan Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Leuchtturm Holtenau Nordsee Schleswig-Holstein Jütlands Jütlands_West- Europa Nordsee Holtenau
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Als das Kanalbett bereits mit Wasser gefüllt war, vollendete der
Schwimmbagger in ähnlicher Weise das begonnene Werk. Ans aus-
gedehnten Ablagerangsstätten zu beiden Seiten des Kanals oder am
Üfer des Kieler Hafens wurden die Erdmassen ausgebreitet; zum Teil
mussten sie auch weit ins Meer hinausgefahren werden.
Die Breite des Kanals sollte genügen, um auch grossen Schiffen
ein bequemes Begegnen zu ermöglichen. Sie wurde deshalb auf 22 m
an der Sohle festgesetzt. Da die Ufer schräg ansteigen, so erweitern
sich die Abstände nach oben; am Wasserspiegel betragen sie in den
geraden Strecken 66 und in den Krümmungen 100 m. Für die Kriegs-
schiffe sind sechs besondere Ausweichstellen hergestellt worden. Die
ganze Länge des Kanals beträgt fast 100 km.
Niedrig gelegene Gegenden in den Marschgebieten und an der
Untereider mussten durch Deiche geschützt werden. An sumpfigen
Strecken liessen sich feste Uferwände nur herstellen, indem man vor
der Ausbaggerung durch gewaltige Erdaufschüttungen das Moor zu-
sammenpresste. Grosse Findlingsblöcke liessen sich nur durch Spren-
gungen beseitigen. Schlammige Erdmassen mussten durch eigens dazu
hergerichtete Maschinen gehoben und entfernt werden. Dazu kamen
die grossartigen Schleusenbauten an den Endpunkten des Kanals.
Durch zwei Hochbrücken, mehrere Drehbrücken und zahlreiche Fähren
wurden die vom Kanal durchbrochenen Landwege wieder verbunden.
Die beiden Hochbrücken, die dem Eisenbahnverkehr dienen, aber
auch für Wagen, Reiter und Fufsgänger berechnet sind, gehören zu
den bedeutendsten Bogenbrücken der Erde. Mit einer Spannweite
von 156 und 164 m erheben sie sich bis zu 42 m über den Wasser-
spiegel und bilden auch für die höchsten Schiffe kein Hindernis.
Nur Fahrzeuge mit ganz besonders hoher Bemastung müssen die
obersten ,,Stengen" ihrer Masten „streichen".
Die beiden Doppelschleusen haben den Zweck, den Wasserstand
des Kanals in gleichmässiger Höhe zu erhalten. Im Kieler Hafen
ist zwar der Unterschied des Wasserstandes meistens gering, weil
man hier von Ebbe und Flut nichts merkt. Darum können bei
Holtenau die Thore bis auf etwa 25 Tage im Jahre offen stehen.
Bei Brunsbüttel dagegen müssen sie der „Gezeiten“ wegen in der
Regel bis auf einige Stunden während jeder Flutzeit geschlossen sein.
Rechtzeitig war der Bau beendet. Im Juni des Jahres 1895 hat
Kaiser Wilhelm Ii. unter Teilnahme von Abgesandten fast aller see-
fahrenden Völker Europas den neuen Wasserweg „dem Vaterlande
und seinem Handel, seiner Schiffahrt und seiner Wehrkraft“ über-
gehen, ihn aber auch in den Dienst des Weltverkehrs gestellt. Als
ein Friedens werk hat ihn unser Kaiser bezeichnet. Möge er nach
seinem Worte „allezeit nur dem Wettkampfe der Völker um die Güter
des Friedens dienstbar sein“!
3. Das Deutsche Reich hat jüngst einen neuen Schiffahrtskanal
erhalten, welcher ohne Zweifel eine Wandlung der Verkehrs Verhält-
nisse Westdeutschlands herbeizuführen berufen ist. Es ist der Dort-
mund-Ems-Kanal, oder, wie die amtliche Bezeichnung lautet, der
Schiffahrtskanal von Dortmund nach den Emshäfen. Er hat in erster
Linie den Zweck, den Mittelpunkt der bedeutenden Industrie, welche
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Extrahierte Ortsnamen: Holtenau Europas Westdeutschlands Dortmund
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Blut ja nicht in ein anderes überfließe. Trostlos ist dieser Zustand für Männer,
welche wirken und handeln möchten; mit neidischen Blicken sehen sie hinüber über
den Rhein, wo ein großes Volk vom Kanal bis an das Mittelmeer, vom Rhein
bis an die Pyrenäen ans freien Flüssen und offenen Landstraßen Handel treibt,
ohne einem Zolleinnehmer zu begegnen. In Deuischland dagegen behandeln sich
die einzelnen Bundesstaaten gegenseitig nach denselben Grundsätzen, nach welchen
sonst nur ganze Nationen verfahren. Indem die Deutschen sich gegenseitig so
feindlich gegenüberstehen, als wäre jedes Ländchen ein Reich, indem sie ihre
Flüsse und Straßen durch Zolllinien selbst unfahrbar machen, sind sie allen
Streichen bloßgestellt, welche fremde Staaten gegen ihren Wohlstand führen;
denn überall sind deutsche Waren mit hohen Zöllen belegt oder gänzlich verboten.
Wie müßte die deutsche Industrie sich heben, stünde jedem Fabrikunternehmer
der Wettbewerb unter. 30 Millionen Menschen offen! Wie müßte der Bergbau,
der Ackerbau, die Viehzucht aufblühen, dürfte jeder Zweig seinen Rohprodukten
den naturgemäßen Abfluß geben! Welches Leben würde der Handel gewinnen,
wenn die Landstraßen von der Ost- und Nordsee bis an das Adriatische Meer,
von der Weichsel bis an den Rhein offen ständen! Die Lage der deutschen
Länder, die volkswirtschaftlichen Verhältnisse, Sprache, Sitten und Bildung der
Deutschen, die Macht der sie umgebenden Völker machen einen Bund zur Natur-
notwendigkeit, durch den sie sich zu einem großen Ganzen vereinen, um nach
außen die Rechte einer europäischen Nation zu wahren, im Innern aber Wohl-
stand und Bildung zu fördern. Aus der wirtschaftlichen Einheit wird einst die
politische hervorgehen müssen."
Der deutsche Bundestag legte jedoch Lifts Denkschrift zu den Akten. Da
beschloß der „deutsche Handels- und Gewerbeverein", an sämtliche deutsche Höfe
eine Abordnung zu senden. In Süddeutschlaud, besonders in Karlsruhe, wo
der Minister Nebeuius im Sinne Lifts thätig gewesen war, fand man das vollste
Verständnis für die Sache, und in Berlin das freundlichste Entgegenkommen;
dagegen waren Lifts Bemühungen in Wien gänzlich erfolglos. Mehrere mittel-
und süddeutsche Regierungen suchten sich über gemeinsame Maßregeln zu ver-
ständigen; aber erst 1826 kam eine Einigung zu stände, und der bayrisch-württem-
bergische Zollverein war der erste thatsächliche Schritt zur Anbahnung eines
deutschen Zollreiches. Gleichzeitig hatte die preußische Regierung einen Vertrag
mit mehreren kleinen deutschen Staaten geschlossen. Schon 1819 hatte der
Fürst von Schwarzburg-Sondershausen den ersten Zollanschlußvertrag mit Preußen
unterzeichnet. Im Jahre 1831 einigte sich die preußische Regierung mit dem
drei Jahre vorher errichteten Verband der Mittelstaaten. Der süddeutsche Zoll-
verein war nun der wirtschaftlichen Übermacht Preußens gegenüber nicht mehr
lebensfähig; er verband sich im Jahre 1833 mit dem preußischen Verein, und
so war die Grundlage für den deutschen Zollverein geschaffen. Auf seiuem
Banner stand: Freiheit des Verkehrs im Innern und ein mäßiger Schutz gegen
die Übersüllung der Märkte durch auswärtige Erzeugnisse. Unter diesem Banner
hat sich, unterstützt durch die gesteigerte Ausbildung der Gewerbetreibenden, die
ganz besonders von König Friedrich Wilhelm Iii. lebhaft gefördert wurde, eine
nationale Industrie herangebildet.
Preußen hatte großherzig den Kleinstaaten die aus die Kopfzahl berech-
neten Einnahmen zugestanden, welchen ihr Handel indessen nur selten entsprach.
So erhielt Nassau 1836 — 1846 aus den Zolleinnahmen 21l2 Millionen Thaler
ausbezahlt, während es nur V2 Million Thaler eingenommen hatte; allein
Preußen brachte solche Opfer um seiner deutschen Politik willen und als Banner-
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Extrahierte Personennamen: Nebeuius Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein Deuischland Nordsee Rhein Süddeutschlaud Karlsruhe Berlin Wien Nassau
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Freunde erteilt/' erklärte der Khedive, „er ist Franzose. Wendet euch an seine
Negierung; ich kann ihm die Genehmigung nicht wieder entziehen." Der erste
Spatenstich an den Kanalarbeiten erfolgte am 25. April 1859 zu Port Said.
Will man sich von den Schwierigkeiten des Unternehmens einen Begriff machen,
so muß man das Klima und den Wüstenboden in Betracht ziehen und bedenken,
daß alle Werkzeuge, Maschinen, Kohlen, Eisen, Holz aus Europa herbeigeschafft
werden mußten, daß 25 000 Arbeiter zu verpflegen, mit Kleidung und Obdach
zu versehen waren u. dgl. m. Lesseps wählte eine 160 kni lange Strecke,
auf welcher drei Seen und die Bitterseen in nicht zu großen Entfernungen
hintereinander liegen, zur Anlage des Kanals und begann den Bau an mehreren
Punkten zugleich. Die größte Not bereitete der vollständige Mangel des Süß-
wasfers; da die einzige, spärlich fließende Süßwasserquelle auf der ganzen
Banlinie der von Suez über 20 km entfernte Mosesbrunnen war. Für die
20000 Fellahs oder leibeigenen Bauern, die der ägyptische Vizekönig zum Bau
gesandt hatte, mußte das Wasser tagtäglich 150 km von Kairo her durch
Karawanen und durch die Eisenbahn geschafft werden. Darum stellte es sich
als notwendig heraus, vom Nil aus einen Süßwasserkanal nach der Baustrecke
hin zu legen. Dieser berührt die in der Mitte zwischen Port Said und Suez
gelegene Stadt Jsmailia und geht dann südlich bis Suez. Nunmehr ist das
Land Gosen der Bibel auf dem besten Wege, durch diesen Süßwasserkanal
seine alte Fruchtbarkeit wieder zu erlangen. Boten schon die Vorarbeiten
große Schwierigkeiten, so steigerten sich diese noch mehr beim Kanalbau selbst.
Der Kanal mündet bei Port Said ins Mittelmeer; eine östlich verlaufende
Strömung dieses Meeres führt aber den Nilschlamm vor seinen Eingang und
macht diesen dadurch seicht. Diesem Übelstande wurde dadurch begegnet, daß
man zwei riesige Dämme oder Molen baute, die über 2 km weit ins Meer
hinausführen und sowohl den Anprall der Wogen als auch die Ablagerung
des Nilschlammes hindern. Zum Bau dieser Dämme stellte man schwere
Steinblöcke aus einem Teil Cement und sieben Teilen Meeressand künstlich
her. Der Wenzalehsee stellte dem Werke ganz besondere Schwierigkeiten ent-
gegen. Der Kanal ist nämlich 8 m tief, an der Sohle 20 m, am Wasser-
spiegel 60 — 100 m breit. Der Boden dieses Sees besteht aber nur ans
weichem Nilschlamme, welcher, nachdem er ausgebaggert und seitwärts als
Kanaldamm aufgeworfen war, unter dem eigenen Drucke wieder auseinanderlief.
Nur mit Mühe gelang es, diese Uferdämme durch Einschütten von Kalksteinen
zu härten. Später stieß man auf sandigen Boden. Auf einer Strecke von
3—4 km steigen setzt Sandwände von über 20 m Höhe zu beiden Seiten
des Kanals auf. Der Sand ist.indessen glücklicherweise so gipshaltig, daß er
eine ziemlich feste Wand bildet. Überraschend ist der Anblick, wenn das Dampf-
schiff, wenige Kilometer weiter an einem Palaste des Vizekönigs vorüberfahrend,
plötzlich in den Timsahsee einbiegt und das Auge, das zuvor nur an gelben
Sand gewöhnt war, aus einmal über den blauen Wasserspiegel eines weiten
Sees hingleitet und drüben auf dem erhöhten Ufer das freundliche Jsmailia
mit seinen grünen Plätzen und weißen Häusern, mit seinen Baumgängen und
Gürten erblickt. Weiter führt der Kanal nach Süden durch eine 16 kni lange
Felsenschwelle und tritt dann in die 40 km langen Bitterseen ein. Vor der
Erbauung des Kanals waren sie ausgetrocknet und mit einer blendend weißen
Kruste von Salz überzogen. Sie boten dem Bau fast keine Schwierigkeiten.
Die nach dem Mittelmeer hin gelegenen Schleusen wurden geöffnet, und nun
strömten binnen 12 Stunden 4 Millionen chm Wasser ein. Dennoch würde
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britischen Volkes, haben der König, die Minister, der Adel und das Volk
von England James Watt, dem Wohlthäter der Menschheit, ein Standbild
errichtet. Nach A. W. Grube und Max Maria von Weber.
*126. Das Puddelversahren.
I.
Am Anfang des 19. Jahrhunderts, namentlich während der französischen
Zwingherrschaft, war das Eisengewerbe in Westfalen in starkem Rückgänge
begriffen. Die Herstellung des Rohmaterials, des gegossenen und geschmiedeten
Eisens, litt ungemein unter dem Wettbewerb des Auslandes. Nach Aufhebung
der Kontinentalsperre brachte das übermächtige England sein Eisen zu Preisen
auf den Markt, für welche das einheimische Erzeugnis unmöglich hergestellt
werden konnte. Das weiter entfernte, kapitalarme Schweden folgte sogar diesem
Beispiel, ja ein russischer Bergrat konnte behaupten, er getraue sich, das sibirische
Eisen weit wohlfeiler nach Westfalen zu liefern als das nassauische Eisen dort
zu stehen komme. Und doch lagen die sibirischen Werke über 500, die nassauischen
nur 20 Meilen von der Ruhr entfernt! Aber in Rußland waren die Herstellungs-
kosten gering, und vortreffliche Wasserwege waren vorhanden; Westfalen und
Nassau dagegen verfügten bei höheren Selbstkosten nur über schlechte Landwege,
und von seiten des verarmten Staates geschah nichts, solche Zustände zu bessern.
Auf diese Übelstäude wies ein Bahnbrecher der Industrie im Ruhrgebiet,
Friedrich Harkort*), durch Wort und Schrift hin. In England hatte er sich
davon überzeugt, welche großen Fortschritte dort das in Deutschland noch unbekannte
neue Eiseufrisch-Verfahren, das sogenannte Puddeln, gemacht hatte. „Unsere
Eisenhütten," so schrieb er im Jahre 1824, „werden im Durchschnitt jämmerlich
betrieben; kleine Öfen, schlechtes Gebläse, ungleiches Material und geringe
Erzeugung, das sind die Folgen eines vielfach zerteilten, kleinen Besitzes. Die
Selbstkosten stehen 30°/o höher als in England. Nehmen wir noch die vergeb-
lichen Frachten von einem Werk zum andern hinzu, so ist es erklärlich, daß die
Ausländer das Eisen 40—60°/o billiger erzeugen und wir von den auswärtigen
Märkten verdrängt werden mußten. Es erscheint daher notwendig, daß für die
Einführung des Puddelverfahrens sich eine Gesellschaft aus Aktien bilde, da nur eine
solche die Sache mit Nachdruck betreiben kann."
Aber Harkort blieb ein Prediger in der Wüste. Da entschloß er sich, selbst
Hand ans Werk zu legen. Abermals reiste er (im Jahre 1826) nach England,
um erfahrene Arbeiter für das erste Puddel- und Walzwerk zu werben, welches
er in Wetter an der Ruhr anlegen wollte. Mit einem Puddelmeister, einem
Hammerschmied und einem Walzer kehrte er zurück; die einheimischen Arbeiter-
gewannen allmählich Selbstvertrauen und machten sich das neue Arbeitsverfahren
zu eigen.
Harkorts Verdienst beruhte indessen nicht nur darauf, daß er das erste
Puddel- und Walzwerk errichtete, sondern auch daß er, den eigenen Vorteil außer
*) Erst Kaufmann, dann Industrieller und Politiker (1793—1880), wurde in der
Schlacht bei Ligny verwundet. Nach den Freiheitskriegen errichtete er Walz- und Eisen-
werke mit Arbeiterkrankenkassen und andern wohlthätigen Einrichtungen (s. Nr. 172). Er
befürwortete schon 1827 beim Freiherrn von Stein die Anlage von Eisenbahnen und der
Dampfschiffahrt auf dem Rhein und der Weser und arbeitete Pläne aus zur Anlage von
Kanälen zwischen Elbe und Rhein (s. Nr. 155), wurde Mitglied des preußischen Abgeordneten-
hauses und des norddeutschen Reichstages und trat für die Hebung der Volksschulbildung
entschieden ein.
He in ecke, Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen.
11
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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mit der Vervollkommnung der Feuerwaffen begann jedoch eine Schlächterei,
welche durch die hülflose Dummheit der Tiere noch begünstigt wurde. Tausende
von Büffeln wurden lediglich der Haut und der Zunge halber getötet, während
das Fleisch unter freiem Himmel verkam. Trotz dieses ungehinderten Wütens
zählten die Büffel noch im Jahre 1869 nach Millionen. Da versetzte der
Ban der ersten Pacificbahn*) ihrem Geschlecht den letzten Stoß. Anfangs
rieben sich die zottigen Gesellen an den Telegraphenstangen gemütlich das
Fell und warfen dabei zum Ärger der Beamten manchen Pfahl um; später
aber trennten sie sich in zwei gesonderte Herden, welche die Bahnlinie nicht
mehr überschritten, vielmehr durch neue Eisenbahnlinien in immer kleinere
Trupps zerteilt und dann desto leichter vernichtet wurden. Etwa 300 Büffel
retteten sich in den Nationalpark der Vereinigten Staaten, den Iellowstoue-
park**), wo sie jetzt sorgfältig geschützt und gehegt werden. Aber auch wenn
die Amerikaner nicht so rücksichtslos verfahren wären, würde die fort-
schreitende Kultur die Büffel endlich doch eingeengt und erdrückt haben; denn
die klotzigen Burschen passen nicht zwischen Eisenbahnschienen und Mais- und
Baumwollenfelder.
2. Das Aussterben so mancher Tiergattung ist nicht nur für die Menschen
nachteilig, sondern auch für den Tierfreund bedauerlich. Der Biber, dessen
kunstreiche Wasserbauten in zoologischen Gärten ein Vergnügen für jung und
alt sind, ist aus den meisten Ländern Europas längst verschwunden. An den
sächsischen und thüringischen Flüssen hausen noch einige hundert Stück, welche
durch strenge Verbote geschützt werden. In Britisch-Nordamerika, von wo
jährlich noch etwa 130000 Biberfelle auf den Pelzmarkt kommen, wird ihn
bald das Schicksal der Büffel treffen. Auch andere Pelztiere, wie der sibirische
blaue Fuchs und der Zobel, werden von Jahr zu Jahr seltener und ziehen
sich vor den fortgesetzten Nachstellungen in die unwirtlichsten Gegenden zurück.
Ein ähnliches Geschick droht dem afrikanischen Elefanten. Die Nach-
frage nach Elfenbein (s. Nr. 71) ist so groß, daß es zur Zeit der wertvollste
Handelsartikel ist, welchen die Karawanen aus dem Innern Afrikas bringen.
Mindestens 60000 Elefanten müssen in jedem Jahre ihr Leben lassen; sie
liefern 800000 kg Elfenbein. In allen Küstenländern des schwarzen Konti-
nents ist dieser Riese unter den Tieren schon fast gänzlich ausgerottet, und
da auch das Innere von Jahr zu Jahr dem Verkehr immer mehr erschlossen
wird, so ist binnen kurzer Zeit auch hier dasselbe zu erwarten. In neuester
Zeit hat man erfolgreiche Zähmungsversuche gemacht, welche voraussichtlich
zur dauernden Erhaltung dieses Tieres führen werden, das ohne Zweifel
dazu berufen ist, im afrikanischen Verkehr eine große Rolle zu spielen.
Auch die andern Glieder der afrikanischen Dickhäuter sind in hohem
Grade gefährdet. Das Nilpferd, welches ehemals den Nil bis weit hinab
bevölkerte, hat sich längst in die Seengebiete und in die abessinischen Zuflüsse
des Nils zurückgezogen, und von dem Nashorn oder Rhinoeeros gilt ein Gleickes.
Unter den Vögeln schien vor Jahren der Strauß dem sichern Unter-
gänge geweiht zu sein. Man züchtet ihn jedoch heute auf großen Farmen
*) Von New-Aork nach San Franziska am stillen Ocean, welcher englisch Pacific
Ocean heißt. Pacific — friedlich, still.
**) Er liegt im Quellgebiet des Dellowstoneflusses (spr. Jellostohn) und bildet eine
170 Quadratmeilen große, im Jahre 1871 entdeckte Mulde, die von 300 in hohen Gebirgen
umgeben ist, einen reizenden See und zahllose warme Quellen und Geiser (natürliche
heiße Springbrunnenzaufweist,
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Extrahierte Personennamen: Geiser
Extrahierte Ortsnamen: Iellowstoue- Europas Britisch-Nordamerika Afrikas
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
198
Täglich sah man noch auf den Landstrassen lange Züge von Pferden, deren jedes
3 Scheffel Kohlen 4—5 Meilen weitaus dem Rücken trug. Die Eisenbahnen befrie-
digten nicht nur das bereits vorhandene Verkehrsbedürfnis, sondern vermehrten
und erweiterten es in ungeahntem Masse. Verkehr schafft Verkehr; gerade
durch das Eisenbahnwesen wurden weit zahlreichere und bessere Zufuhr-
strassen geschaffen als vordem vorhanden waren. Nach den Befreiungskriegen
gab es in Preussen nur 3150 km chaussierter Wege, darunter in Ostpreussen
knapp 10 km. Im Jahre 1891 dagegen zählte Preussen neben seinen Eisen-
bahnen 8 ( 000 km an Kunststrassen. Nach Karl Braun und Joh. Scherr.
147. Die gute alte Zeit.
f. Es melden Bücher und Lagen so manches Wunderding
von einem gelben Wagen, der durch die Lande ging.
Die Rutsche fuhr — man denke! — des Tags sechs Weilen weit
und hielt an jeder Lchenke. — O gute, alte Zeit!
2. Es ward von den Passagieren zuvor das Haus bestellt;
sie schieden von den Ihren, als ging 's ans Ende der Welt.
Sie trugen die Louisdore vernäht in Ltiefel und Kleid,
im Lack zwei Feuerrohre. — 0 gute, alte Zeit!
3. Oft, wenn die Beisegenofien sich sehnten nach Bett und Wirt,
da brummte der Lchwager verdrossen: „j)otz Blitz, ich hab' mich verirrt!"
Bon fern her Wolfsgeheule, kein Obdach weit und breit;
es schnaubten zitternd die Gäule. — O gute, alte Zeit!
Auch war es sehr ergötzlich, wenn mit gewalt'gem Arach,
in einem Hohlweg plötzlich der Wagen zusammenbrach.
War nur ein Bad gebrochen, so herrschte Fröhlichkeit;
mitunter brachen auch Anochen. — O gute, alte Zeit!
5. Der Abenteuer si)erle war doch das Waldwirtshaus;
es spannten verdächtige Aerle die müden Lchimmel aus.
Ein Bett mit Federdecken stand für den Gast bereit;
das zeigte blutige Flecken. — O gute, alte Zeit!
6. Und waren der Gäste hundert verschwunden im Waldwirtshaus,
dann schickte der Bat verwundert berittene Wäscher aus.
Die Leichen wurden gefunden, bestattet und geweiht;
der Wirt gerädert, geschunden. — O gute, alte Zeit! Rud. Baumbach.
*148. Der Entwicklungsgang der Lokomotive.
I. Richard Trevethik.
Der Dampfwagen ist in seiner jetzigen Vollendung nicht die Erfindung
eines einzigen genialen Geistes, ja nicht einmal ausschließlich des englischen
Volkes. Auch Deutschland hat einigen Anteil an dieser wichtigen Erfindung. Schon
im 16. Jahrhundert wurden in den Bergwerken des Harzes zur Fortschaffung der
Erzstusen Bahnen aus Holzschienen angelegt, die mit Eisen beschlagen waren; in
Klausthal legte man am Ende des vorigen Jahrhunderts eiserne Schienen und
gestaltete demgemäß die Magen. Beide Einrichtungen ahmten die Engländer bald
nach; denn durch solche Schienenwege wurde der Transport ganz bedeutend erleichtert.
Man rechnet nämlich, daß ein Pferd auf guter Landstraße und in wagerechter
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Extrahierte Personennamen: Karl_Braun Karl Richard_Trevethik
Extrahierte Ortsnamen: Preussen Ostpreussen Ltiefel Waldwirtshaus Baumbach Deutschland Klausthal
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Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
206
wickelt sind. Ferner ist es nickt zu raten, Gegenstände patentieren zu lassen,
die ihrer Natur nach nur eine sehr begrenzte Verwendung haben. Für den
geschäftlichen Erfolg einer Erfindung ist es gleichgültig, welchem Gebiete sie
angehört. Die Erfindung eines praktischen Bleistifthalters oder Tintenfasses
kann sich unter Umständen als viel gewinnbringender erweisen, als die einer
Dampfmaschine oder eines Gasmotors.
Hat eine Erfindung Eingang gefunden, so muss durch ihre Verbesserung
und Weiterentwickelung auch dafür gesorgt werden, dass sie sich auf dem
Markte hält, und es empfiehlt sich, auch die Verbesserungen durch Patente
Zu Schützen. Nach Werner v. Siemens und der „Chemikerzeitung“.
*150. Eine tüchtige technische Leistung.
Die Spurweite, mit welcher die meisten Eisenbahnen der Welt aus-
geführt sind, beträgt 1,435 m. Diese „Normalspurweite" hat ihren Ursprung
nicht etwa in technischen Erwägungen gehabt, sondern sie entstand durch den
Zufall, daß die Kohlenkarren des Sheffielder Beckens gerade diese Spurweite
hatten. Als nun Benjamin Curr im Jahre 1776 die erste Schienenbahn
zwischen seinen Kohlen- und Eisenwerken ausführte, paßte er die Spurweite
der Schienen den bereits vorhandenen Karren an, und so wurde die Ent-
fernung von 1,435 in zum verbreitetsten aller Spnrmaße.
Das gute Glück hat es gewollt, daß damit für den Eisenbahnbau
ungefähr die zweckmäßigste Geleisweite getroffen worden ist. In denjenigen
Ländern, in welchen die Spurweite der Eisenbahnen von..jener allmählich
allgemein anerkannten Normalspurweite abwich, wurde, um Übereinstimmung
zu erzielen, eine Spnrumänderung vorgenommen. Die Umgestaltung der
Spur aus einer weiteren in eine engere ist mit verhältnismäßig geringen
Schwierigkeiten verknüpft, wenn der Unterschied der beiden Weiten so bedeutend
ist, daß in das Geleise eine dritte Schiene gelegt werden kann, die dann mit
der einen Schiene des Breitspurgeleises zusammen die schmalere Spur bildet.
Wo, wie in Baden, dieser Fall nicht zutraf, da mußte diese Aufgabe durch
Benutzung von Doppelgeleisen und Einteilung der Bahn in Strecken, die nach
und nach umgestaltet wurden, gelöst werden.
Zu dieser bedächtigen Form der Neugestaltung konnte sich jedoch die Ver-
waltung der kanadischen Eisenbahn nicht entschließen, welche in einer Länge
von 120 deutschen Meilen vom Eriesee nach Montreal führt. Ihr leitender
Ingenieur, der durch feine kühnen Bauten bekannte Hannaford, beschloß, die
Spur der ganzen Linie an einem Tage zu ändern und die Wagen der benach-
barten Bahnen mit Normalspur sofort darüber laufen zu lassen. Sorgsam
wurden die zu ändernden Geleisekreuzungen und Weichen vorbereitet und zum
Einschalten fertig bereit gelegt. Sodann nahin Hannasord 1500 der besten
Geleisevorarbeiter der kanadischen Bahnen an und verteilte sie, selbst die ganze
Bahn zu Fuß abgehend, je nach den größeren oder geringeren Schwierigkeiten
der Arbeit auf die ganze Linie. Auch gab er ihnen auserwählte Arbeits-
kräfte bei, so daß er im ganzen über 8000 Mann Kerntrnppen verfügte,
welche geschickten und thatkräftigen Ingenieuren — auf je vier deutsche Meilen
kam einer — unterstellt waren.
Der 3. Oktober, ein Freitag, war für das gewaltige Werk ausersehen.
Sobald der Zug, der am Morgen dieses Tages den Eriesee verließ, an den
auf der Strecke ausgestellten Arbeitern vorüberfnhr, sollten diese über die
Geleise herfallen. Mit Spannung wurde der 3. Oktober erwartet. Der Tag
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
216
im westlichen Teile Preussens ihren Sitz hat, mit dem Meere durch
eine billige Wasserstrasse zu verbinden. Den Anstoss zum Bau dieses
Kanals gab die wachsende Kohlengewinnung im Ruhrgebiet, sowie
der Umstand, dass trotz des steigenden Absatzes der westfälischen
Kohle nach Hamburg sich dennoch dort der Absatz der englischen
Kohle auf gleicher Höhe behauptet hat. Die Gesamtlänge dieses
Wasserweges beträgt 270 km. An ihn wird sich später wahrschein-
lich der Mittellandkanal anschliefsen, der sich bis zur Elbe ziehen
soll. Alsdann wird eine Wasserverbindung von dem Rhein bis zur
Weichsel geschaffen sein, und unter Benutzung des Kaiser-Wilhelm-
Kanals, den im Jahre 1898 bereits 26000 Schiffe befuhren, wird der
Verkehr zwischen dem Westen und Osten der Monarchie in neue
Bahnen geleitet werden. Nach Heinr. Lund und „Stein der Weisen“.
'156. Die deutschen Reichstzostdampfer.
1. Die Kriege aller Zeiten lehren, daß für Länder mit Küstenentwicklung
eine schlagfertige Kriegsflotte sowohl zum Schutze der Küste als auch zur
Sicherung des überseeischen Handels unumgänglich notwendig ist. Seit der
Wiederherstellung des Deutschen Reiches spielt deshalb die Pflege der deutschen
Marine eine große Rolle. Die junge deutsche Kriegsflotte hat glücklicher-
weise bisher noch keine Gelegenheit gehabt, in einem Kriege zu zeigen, was
sie zu leisten vermag. Zu wiederholten Malen jedoch ist sie thatkräftig ein-
geschritten, wenn es galt, bedrohte deutsche Unterthanen im Auslande zu
schützen oder unbotmäßige wilde Völkerschaften zur Ruhe zu zwingen. Es liegt
auf der Hand, daß dadurch der überseeische Handel und Verkehr Deutschlands
eine wichtige Förderung erfährt; denn was nutzt aller Unternehmungsgeist,
wenn die Unternehmer sich im Auslande nicht sicher fühlen und die Früchte
ihrer Arbeit und ihres Wagens oft ganz unvorhergesehen preisgeben müssen?
Die Handelsflotte ist also auf die Kriegsflotte angewiesen. Andrerseits kann
die Handelsflotte manchen Interessen des Deutschen Reiches dienstbar gemacht
werden, ja sie ist sogar für die Kriegsflotte nicht ohne Bedeutung.
Ein Schifsahrtsunternehmen ersten Ranges ist der „Norddeutsche
Lloyd", welcher über eine der stattlichsten Flotten der Welt verfügt und schon
seit Jahren den Verkehr zwischen der alten und neuen Welt vermittelt. Im
Jahre 1886 wurde diese Schiffahrtsgesellschaft durch das Deutsche Reich in
den Dienst des Weltverkehrs und Welthandels gestellt. Der deutsche Reichstag
beschloß nämlich, auch nach Osten hin regelmäßige Handels- und Verkehrswege
zu schaffen und schloß deshalb mit dem Norddeutschen Lloyd einen Vertrag
ab, durch welchen dieser Gesellschaft unter gewissen Bedingungen eine bedeutende
staatliche Unterstützung gewährt wurde. Der Norddeutsche Lloyd verpflichtete
sich, die für die neuen Linien einzustellenden Schiffe auf deutschen Werften
bauen zu lassen, wodurch der deutschen Industrie nicht unbedeutende Vorteile
zugewandt wurden. Der Weg der ostasiatischen Linie geht von Bremerhaven
über Antwerpen durch den Suezkanal nach Aden, Colombo, Singapore,
Hongkong und Shanghai. Suez und Aden kommen nur als Kohlenplätze in Be-
tracht; wichtiger ist Colombo auf der Insel Ceylon, weil es Lagerplatz für
indische Ausfuhrartikel ist, als Kokosöl, Zucker, Reis, Zimt. Außerdem ist
Colombo der Sitz bedeutender Handelshäuser, von denen sich einige in
deutschen Händen befinden. Am wichtigsten ist Singapore als Lagerplatz für
den größten Teil des Warenverkehrs von Hinterindien und den Sundainseln
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