159
Schiffahrt ist der Rhone-Rhein-Kanal, der sich bei Straßburg mit der
Jll verbindet.
Lothringen, nordwestlich vom Elsaß bis in das Mofelgebiet
sich erstreckend, ist ein von tiefen Thälern durchschnittenes, fruchtbares
Berg- und Hügelland. Es liefert reichlich Getreide, Hanf und Flachs,
Wein, Gemüse und Obst, Steinkohlen und Eisen und besitzt ausge-
zeichnete Salz- und Mineralquellen. Die Mosel und die Saar sind
die Hauptwasserstraßen Lothringens.
Die Hauptstadt von Elsaß ist Straßburg, eine starke Festung
und bedeutende Handelsstadt. Sie ist der Sitz des kaiserlichen Statt-
halters von Elsaß-Lothringen, eines katholischen Bischofs und einer
Hochschule. Straßburg liegt am Jll, etwa eine halbe Stunde vom
Rheine, mit welchem es durch einen schiffbaren Kanal verbunden ist.
Die größte Merkwürdigkeit Straßburgs ist das weltberühmte Münster,
nächst dem Dome zu Köln das herrlichste Denkmal deutscher Bau-
kunst. mit einem 153 m hohen Turme. — Die bedeutendste Fabrik-
stadt im Elsaß ist Mühlhausen an der Jll. Es liefert Seiden-,
Baumwollen- und Wollenzeuge und besitzt großartige Zeugdruckereien,
Färbereien und Bleichen. — Fast in der Mitte zwischen Straßburg
und Mühlhausen liegt in einer sehr schönen Gegend Colmar, die
Hauptstadt des Bezirks Ober-Elsaß. — Die Hauptstadt von Lothringen,
Sitz eines katholischen Bischofs, ist die altertümliche Stadt und starke
Festung Metz, an der Mosel, über welche hier 14 Brücken führen.
Unter den Kirchen der Stadt zeichnet sich der großartige Dom aus.
Metz besitzt bedeutende gewerbliche Anstalten: zahlreiche Gerbereien,
Glasmalereien, Waffen-, Leinwand-, Flanell-, Hut- und Blumen-
sabriken. Von den Bewohnern des Reichslandes bekennen sich etwa
3/5 zur katholischen, % zur evangelischen und etwa V6 zur jüdischen
Religion. Nach Hästers u. a.
236. Deutschland über alles.
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält;
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt, —
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
deutscher Wein und deutscher Sang
sollen in der Welt behalten
ihren alten schönen Klang,
uns zu edler That begeistern
unser ganzes Leben lang!
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Hästers
Extrahierte Ortsnamen: Rhone-Rhein-Kanal Lothringen Lothringens Elsaß-Lothringen Rheine Straßburgs Elsaß Straßburg Mühlhausen Colmar Lothringen Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland
162
Das Reich besteht aus vielen Kronländern und zerfällt in zwei
Reichshälften, die das Flüßchen Leitha von einander trennt. Die-
selben haben einen Kaiser und bilden ein Heer, aber in den meisten
Stücken ist die Verwaltung getrennt. Diesseits der Leitha sind die
deutsch-slawischen Länder, jenseits die Länder der ungarischen
Krone.
Die wichtigsten Kronländer sind: Ober- und Rieder-Öster-
reich mit den Hauptstädten Linz und Wien, Böhmen mit der
Hauptstadt Prag, Mähren mit den Städten Brünn und Olmütz,
Tyrol mit Innsbruck und Trient, Salzburg mit Salzburg,
Steiermark mit Graz, Kärnthen mit Klagenfurth, Krain
mit Laibach, Kroatien und Slawonien mit Agram, Istrien
mit Triest, Dalmatien mit Zara, Ungarn mit der Doppel-
hauptstadt Ofen-Pesth, Galizien mit Krakau, Siebenbürgen
mit Klausenburg, Hermannstadt und Kronstadt. — Die
Residenz des Kaisers ist Wien.
3. Das Königreich der Niederlande oder Holland mit der
Residenz Haag und der Hauptstadt Amsterdam liegt an der Nord-
See in dem Mündungslande des Rheines, der Maas und der Schelde.
Es ist ein kleines, dicht bevölkertes, reiches Land und grenzt an
Deutschland und Belgien. Die Küste ist sehr flach und durch mächtige
Dämme gegen die Meeresflut geschützt worden. Auch die Flußufer
zeigen diesen Schutz. Das Land ist durch Fleiß und Ausdauer dem
Meere abgerungen und in einen blühenden Garten verwandelt worden.
4. Das Königreich Belgien liegt südlich von Holland zwischen
Frankreich, Deutschland, Holland und der Nordsee. Es hat die dichteste
Bevölkerung in Europa. Die Belgier sind katholisch und sprechen
meist französisch. Das Land ist eine fruchtbare Tiefebene; Maas und
Schelde bewässern es. Die regste Fabrikthätigkeit herrscht. Die Haupt-
und Residenzstadt ist Brüssel. Andere große Städte sind Gent,
Brügge, Antwerpen und Lüttich.
5. Das Königreich Dänemark umfaßt das nördliche Jütland,
die dänische Inselgruppe Seeland, Fünen u. a., Island, die
Schafinseln (Far-Or), Grönland u. a. Das eigentliche Däne-
mark hat fruchtbares Tiefland mit schönen Feldern, Wiesen und
Buchenwäldern. Die Flüsse sind klein, aber viele Busen der Nord-
und Ostsee schneiden ins Land. Die Dänen sind ein fleißiges, ge-
bildetes und wohlhabendes Volk von deutschem Stamme und evange-
lisch. Die Hauptstadt ist Kopenhagen.
6. Die Königreiche Schweden und Norwegen sind zwei ge-
trennte Reiche unter einem Könige. Schweden nimmt den östlichen,
Norwegen den westlichen Teil der skandinavischen Halbinsel ein.
An Fläche übertreffen sie Deutschland, an Volkszahl haben sie etwa
'/7. Das Eismeer, die Nord- und Ostsee mit dem bottnischen Busen
bespülen die Küsten. Ein wild zerrissenes Gebirge, die.kjölen, durch-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rieder-Öster- Linz Wien Tyrol Salzburg Salzburg Krain Laibach Kroatien Slawonien Agram Istrien Dalmatien Ungarn Galizien Krakau Klausenburg Hermannstadt Kronstadt Wien Niederlande Holland Amsterdam Nord-
See Rheines Deutschland Belgien Belgien Holland Frankreich Deutschland Holland Nordsee Europa Antwerpen Seeland Island Kopenhagen Schweden Norwegen Norwegen Deutschland Ostsee
154
oft von 10,000 Käufern und Verkäufern besucht. Besonders ist Leipzig
der Mittelpunkt des deutschen Buchhandels.
4. Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin hat einen meist
fruchtbaren Boden, eine gute Bewässerung durch Seen und Flüsse
und eine sehr günstige Lage an der Ostsee; dennoch ist es unter-
allen deutschen Ländern am schwächsten bevölkert. Die Bewohner-
treiben neben dem Ackerbau sehr bedeutende Viehzucht; insbesondere
werden Pferde gezogen, welche sich durch Größe, Stärke und edlen
Bau auszeichnen. Die Hauptstadt des Landes ist Schwerin, an
einem ansehnlichen See herrlich gelegen, in welchem aus einer Insel
das großherzogliche Schloß erbaut ist. Gewöhnlich jedoch hält sich
der Großherzog in der kleinen, aber schönen Stadt Ludwigslust
auf. Größer als beide Residenzen ist die Stadt Rostock, nicht weit
von der Ostsee. Sie besitzt eine Hochschule und ist mit einem Denk-
male des berühmten preußischen Feldherrn Blücher geziert, der hier
gebürtig war.
5. Das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz ist weit kleiner
und hat außer der schön gebauten Residenzstadt Neu-Strelitz keine
bemerkenswerten Städte.
6. Das Großherzogtum Oldenburg besteht aus drei sehr zer-
streut liegenden Teilen. Das Hauptland, das eigentliche Oldenburg,
ist von Hannover und der Nordsee eingeschlossen und hat sehr ungleiche
Fruchtbarkeit; denn zwischen den Landstrichen mit ertragsfähigem Acker-
boden liegen weite Strecken dürren Heidelandes oder Morräste. Die
Hauptstadt Oldenburg liegt an der Hunte, einem schiffbaren Lieben-
flusse der Weser, und ist freundlich und wohlhabend. — Ein anderes
kleines Stück, das Fürstentum Eutin liegt an der Ostsee, nahe
bei Lübeck, umgrenzt von dem holsteinischen Gebiete. Ueber 50 Meilen
von dem Hauptlande entfernt, auf dem linken Rheinufer an der Nahe,
ganz von preußischem Gebiete eingeschlossen, liegt das Fürstentum
Birkenfeld. -• Ein Stück Landes am Jahdebuseu, im eigentlichen
Oldenburg, ist im Jahre 1854 von Preußen angekauft und zur An-
lage des deutschen Kriegshafens Wilhelmshaven benutzt worden.
7. Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach liegt am
Nordabhange des Thüringer Waldes und an der Rhön und besteht
aus drei größeren und vielen kleinen Teilen. Der westliche Haupt-
teil mit der Stadt Eisenach wird von der Werra, der mittlere und
größte von der Saale und deren Zufluß Ilm durchströint. An dem
letztgenannten Flusse liegt die Haupt- und Residenzstadt Weimar,
wo die berühmtesten deutschen Dichter Göthe, Schiller, Herder
und Wieland zu gleicher Zeit gelebt haben. An der Saale liegt
Jena mit einer Hochschule und nordwestlich daran das gewerbthätige
Apolda.
8. Das Großherzogtum Hessen-Darmstadt liegt aus beiden
Seiten des Rheines und Mains und besteht aus zwei von einander
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TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
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300
460 m, ein galoppierendes Pferd 524 m zurück; ein
Dampfwagen kann in dieser Zeit 1067 m durchlaufen.
Freilich muss der Weg für ihn ganz besonders hergerichtet
sein; er wird mit Eisenschienen belegt, weil Räder sich
desto leichter auf einer Fläche bewegen, je härter und
ebener dieselbe ist. Ein Pferd zieht auf einer Steinbahn
(Chaussee) mehr als vier Pferde in einem Sandwege. Eben
so zieht ein Pferd auf einer Eisenbahn mehr, als sechs
Pferde auf einer Chaussee. — Auch Schiffe treibt der
Dampf, indem er Schaufelräder dreht, die das Wasser fort-
stofsen. Dampfschiffe fahren in allen Meeren und auf allen
grossen Flüssen und setzen die wichtigsten Handelsplätze
mit einander in Verbindung. — Eisenbahnen sind in den
meisten Ländern erst seit 30 Jahren gebaut. Im Jahre 1838
wurde die erste preussische Eisenbahn zwischen Berlin und
Potsdam eröffnet. Jetzt ist das Eisenbahnnetz über den
grössten Teil Deutschlands ausgedehnt. Büttner.
353. Der Schall.
Ich schlage den einen Arm einer Stimmgabel gegen den
Tisch und setze sie dann mit dem Fuße auf die Tischplatte.
Deutlich bemerke ich ein Zittern oder Schwingen der Gabel.
Der beim Aufschlagen schwache Ton klingt beim Auffetzen der
Gabel stärker, und lege ich das Ohr an die Tischplatte, so kann
ich das Mitschwingen des Holzes fühlen und hören.
Der Schall entsteht durch Erschütterung der Teile eines
Körpers. Die zitternde oder schwingende Bewegung wird der
Lust mitgeteilt, von dieser in unser Ohr getragen und zum Be-
wußtsein gebracht. Bei einer tönenden Stimmgabel, L>aite,
Glocke kann man die Schwingungen sehen und fühlen. Beim
Donner der Kanonen bebt das Haus und zerspringen die Fenster-
scheiben durch die Luftwellen. Der Knall ist eine einmalige
heftige Erschütterung der Luft. Geräusch oder Lärm entsteht
durch ein Gewirr von Schallschwingungen. Töne oder Klänge
sind nach Höhe und Tiefe meßbare Schälle. Der schall wird
durch Luft, Erde, Wasser und besonders elastische und gleichartige
Körper fortgeleitet. Letztere verstärken den Schall, indem sie
mitklingen (Resonanzboden). Je ferner der Schall erzeugt wird,
desto schwächer schlagen die Schallwellen, die sich ringsum, wie
Wasserwellen ausbreiten, an unser Ohr. Durch das Echo oder
den Wiederhall wird der Schall wie ein Gummiball von einer
Wand-, Fels- oder Waldmauer deutlich zurückgeworfen, wenn
letztere wenigstens 18 m entfernt ist.
Der Ton ist um so höher, je mehr^Schwingungen er hat.
Bei Saiteninstrumenten schwingen die Saiten, bei Blasinstru-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Deutschlands
36
Ii. Teil. Erdbeschreibung. Deutsche Länder Österreichs.
lieben in hohem Maße die Reinlichkeit und haben großes Wohlgefallen an Blumen. Das
Land hat auch ausländische Besitzungen, z. B. Jawa, Sumatra, Borneo, die Molukken rc. —
Städte: Amsterdam, am Zuidersee (seuder-), ist die Hauptstadt mit 290 000 Einw., auf
Pfählen erbaut und wird von vielen Kanälen durchschnitten. Man pflegt zu sagen: „Amsterdam
ist aus Heringsköpfen gebaut", was darauf hindeutet, daß die Stadt durch den Heringsfang zu
ihrer Größe gekommen ist. Haag, Residenzstadt. Harlem treibt bedeutende Blumenzucht.
Rotterdam, große Handelsstadt. Utrecht, Universität. Nymwegen, Friede 1678.
Mastricht. Luxemburg. Leyden, die älteste holländische Stadt.
Das Königreich Belgien mit 29 455 qkm und 6 Mill. Einw., ist kleiner als
die Provinz Brandenburg. Die Maas und Schelde bewässern das Land. Im Südosten
liegen die Ardennen. Das Klima ist wie in Holland. Produkte: In den Ebenen liefert
der Ackerbau reichliche Ernten. In dem Hügel- und Berglande werden Steinkohlen und
Eisen massenhaft gewonnen. Die feinen Brüsseler Spitzen gelten als unübertroffen. Die
Bewohner sind teils Vlämen, theils Walonen und sprechen meist französisch. — Städte:
Brüssel, ist die Residenz, hat 183 000 Einw., besitzt eine Universität und zahlreiche Spitzen«
fabriken. In der Nähe liegt Waterloo, Schlacht 1815. Gent, an der Schelde, Brügge.
Ostende, Hafen und Bad. Antwerpen, an der Schelde, Schiffswerften. Namur
(namür), Lüttich an der Maas, große Kanonengießerei. Ligny (linji), Schlacht 1815.
Spaa, Gesundbrunnen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie hat über 600 000 qkm, 38 Mill. Einw.
Lage: Österreich wird von Deutschland, Polen, Rumänien, Italien und der Schweiz
begrenzt. Der Boden ist größtenteils gebirgig. In Mähren, Böhmen und Galizien be-
finden sich große Ebenen. Ungarn ist eine fast ununterbrochene ebene Fläche. Die Ge-
birge sind: Die Alpen in Tyrol, Steyermark, Jllyrien und dem Erzherzogtum Österreich.
Wir merken darin die Ortlesspitze und den Großglockner. Ferner sind zu erwähnen: Die
Karparthen, Sudeten, das sächsische Erzgebirge, der Böhmerwald und das mährische Gebirge.
— Hauptflüsse: Die Donau mit der March, Theiß (links), Drau, Sau (rechts). Seeen:
Der Zirknitzer See in Jllyrien, der Platten- und Neusiedlersee in Ungarn, Klima: Im
Süden sind trockene und heiße Sommer; die Alpenländer haben eine gemäßigte und häufig
nasse Witterung. Produkte: Esel und Maultiere, Ziegen und Schafe, besonders in den
Alpen und Galizien; der Fasan in Böhmen; die Seidenraupe in Tyrol, der Blutegel
und die Biene in Ungarn. Außerdem merken wir die Gemse, den Bären, Wolf und Luchs;
— Südfrüchte, Baumwolle, Wein (Ungarn), Getreide, Obst, Holz; — Gold, Kupfer und
Salpeter in Ungarn, Silber in Siebenbürgen, Salz in Galizien, Eisen in Steiermark,
Quecksilber in Krain, Zinn, Mineralquellen und Kohlen in Böhmen. Die Bevölkerung
besteht aus Germanen, Slaven, Romanen, Magyaren, (Ungarn), Juden, Armeniern und
Zigeunern. Der Religion nach sind die Bewohner römisch- und griechisch-katholisch, pro-
testantisch, jüdisch rc. Dermonarch führt den Titel: Kaiser von Österreich, König von Ungarn.
Deutsche Länder Österreichs.
1) Das Erzherzogtum Österreich mit dem Herzogtum Salzburg. Städte:
Wien an der Donau ist die Hauptstadt mit 1 Mill. Einwohner. Wir merken die kaiserliche
Hofburg, die St. Stephanskirche mit hohem Turm Der Prater ist ein parkähnlicher Lust-
garten, wo man das bewegte Wiener Volksleben sieht. Wagram, Schlacht 1809. Linz an
der Donau, Ischl (im Salzkammergut), Salzwerke. In Salzburg merken wir: Hal-
lein, Salzwerke. Ga st ein, Bad. Salzburg, eine im italienischen Stil erbaute Stadt in
reizender Lage, Mozarts Geburtsort.
2) Das Herzogtum Steiermark. Graz, Hauptstadt, Mariazell, berühmter
Wallfahrtsort im Gebirge.
3) Das ehemalige Königreich Jllyrien besteht aus drei Kronländern: a) Das
Herzogtum Kärnthen, mit der Hauptstadt Klagenfurt, 5) Das Herzogtum Krain,
mit der Hauptstadt Laibach, südlich dieser Stadt liegt am Dorf Zirkni tz der Zirknitzer
See, durch dessen zerklüfteten Boden das Wasser in gewissen Zeiträumen ab- und zufließt,
so daß man auf dem Grunde des Seees zu Zeiten pflügen und jagen, wieder zu anderer
Zeit fischen kann. Jd r ia hat ein berühmtes Quecksilberbergwerk. Adels derg mit der
Katharinen- und Magdalenengrotte in der Nähe, c) Das illyrische Küstenland: Triest,
erste Seehandelsstadt, Österreichs stärkste Seidenfabrikation.
4) Die gefürstete Grafschaft Tyrol und Vorarlberg. Innsbruck. Hauptstadt
Univ. Meran, klimatischer Kurort. Trient an der Etsch, Kirchenversammlung 1545—63.
3) Das Königreich Böhmen. Prag, an der Moldau, Hauptstadt mit Universität,
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Extrahierte Personennamen: B._Jawa Maas Spaa Wolf Zinn Mozarts
— 41 —
liegen Höhen des Ardennenwaldes. — Das Klima ist gemäßigt. Erwerbszweige.- Landwirtschaft und Viehzucht stehen in hoher Blüte. In der Nordsee wird der Heringssang betrieben. Das Land ist reich an Eisen und Steinkohlen. —
Flüsse: Diescheld e mündet in die Nordsee; die Maas vereinigt sich in Holland mit dem Rhein. — Die Bewohner der Tiefebene sind Vlämen (Germanen); in den Ardennen ist die Bevölkerung französisch.
Brüssel (400), Hauptstadt, berühmt sind die Brüsseler Spitzen. Südlich von der Stadt liegt das Schlachtfeld von B e l l e -Alliance undw aterloo. Ostende, Seebad. Gent, a. d.
Schelde. Antwerpen, a. d.
Schelde, ist die Hauptfestung des Landes. Lüttich, a. d. Maas,
Universität.
34. Das Königreich Holland oder der Niederlande mit dem Gro Herzogtum Luxemburg.
35000 qkm; 41/g Mill. meist reformierte Einw.
Grenzen: Die Nordsee mit dem Znidersee (säu-) im N, Hannover, Westfalen und die Rheinprovinz im O., Belgien im S., die Nordsee im W. — Boden: Holland ist eine Tiefebene. Der Boden liegt meist so tief, daß er durch Kanäle entwässert und durch Dämme gegen das Meer geschützt werden mußte. Im südlichen, getrennt liegenden Teile Luxemburgs liegt ein Teil der Ardennen. — Flüsse. Der Rhein mit seinen Mündungsarmen Waal, Leck, alter Rhein, Vecht, Assel (eissel). Die Schelde mündet in der Oster- und Westerschelde in die Nordsee. — Das Klima ist gemäßigt. Erwerbsquellen sind: Ackerbau, Viehzucht, Heringssang, Schiffsbau und Seehandel. — Die Bewohner Hollands sind Deutsche, und ihre Sprache ist ein niederdeutscher Dialekt. Die Holländer zeichnen sich durch Fleiß, Ausdauer und Reinlichkeit aus.
Amsterdam (360), am 2) fei), dem innersten Winkel des Zuidersee, ist die Hauptstadt, auf Pfählen erbaut und von vielen Kanälen durchschnitten. Haarlem, treibt in Europa den ausgedehntesten Blumenhandel. Haag, Residenz, mit lieblichen Anlagen. Leyden, am alten Rhein, mit einer Universität. Rotterdam, an der Maas.- Utrecht, am alten Rhein. — Das Grotzherzogtum Holläudisch-Lttxemburg ist ein unabhängiger, für neutral erklärter Staat. Der König der Niederlande ist der jedesmalige Großherzog desselben. Die Bevölkerung ist fast ganz deutsch. — Luxemburg, Hauptstadt.
35. Österreich-Ungarn.
624000 qkm; 38 Millionen Einwohner.
Grenzen: Das Königreich Sachsen, die Provinz Schlesien und Rnß-
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Os fl. L. v. Gr
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Maas
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Nordsee Holland Rhein Antwerpen Holland Niederlande Luxemburg Hannover Westfalen Belgien Nordsee Holland Luxemburgs Rhein Rhein Westerschelde Nordsee Hollands Amsterdam Haarlem Europa Rhein Rotterdam Rhein Holläudisch-Lttxemburg Niederlande Luxemburg Sachsen
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Extrahierte Ortsnamen: Korinth Frankreich Deutschland Nord-
deutschland Paris Versailles Amiens Dover Ostfrankreich_Reims Sedan Napoleons Lyon Nizza Toulouse Nantes Napoleons Frankreich Deutschland Italien Europa Steinböcke Basel_am_Rhein Rhein Rheinfalles Luzern Sempach Lausanne Genf Liechtenstein Rhein Vaduz Holland Rhein Holland Amsterdam Rotterdam Dasgroßherzogtumluxemburg Holland Hügel-
254
durch den Dampfer hatten dann, ebenso wie der Kaiser-Wilhelm-Kanal, in
immer wachsendem Maße den großen Nordseehäfen Hamburg und Bremen
das Übergewicht gebracht.
Seitdem die von der Natur gegebene Wasserstraße ihre Ansschlag gebende
Rolle für den Handel verloren hatte, war Danzig zu einem schweren und
nicht mehr ruhenden Kampfe gegen die günstiger gelegenen westlichen Plätze
gezwungen, um seine Stellung halbwegs zu behaupten.
Jeder kleine Kolonialwarenhändler aus einem entlegenen Orte der Provinz
konnte seinen Sack Kaffee, seinen Reis, Tee usw. direkt von Antwerpen,
London, Hamburg, Bremen
beziehen, da die Großhändler
jener Plätze den Wettbewerb
mit dem Großhandel Danzigs
durch Agenten und Reisende
aufnahmen. Danzig hatte aller-
dings insofern von diesen Ge-
schäften einen gewissen Vorteil,
als die Waren in Spedition
über diesen Hafen gingen und
als die notwendig gewordene
Einrichtung fester Dampfer-
linien von Bremen, Hamburg
und Stettin einerseits, die
moderner ausgebildete Fluß-
schiffahrt andererseits doch dem
billigsten Wege, dem Wasser-
wege, in der guten Jahreszeit
allmählich wieder zu gesteiger-
tem Einflüsse verhalsen.
Der Großhandel hatte die
Aufgabe, neue Wege zu finden.
Er nahm mit den westlichen
Plätzen den Wettbewerb auf
und folgte ihrem Beispiel, in-
Das Krantor in Danzig. dem er in größeren Posten
seine Waren direkt von den
Erzeugungsländern, insbesondere Kaffee von Brasilien, zu beziehen begann.
In den abgelaufenen 40 Jahren ist der Verbrauch der wichtigsten
Artikel des Warenhandels, Kaffee und Reis, natürlich sehr bedeutend ge-
wachsen, so daß die Einfuhrziffern, wenn auch beeinflußt durch Konjunkturen
und Handelskrisen oder, wie bei Reis, durch die heimische Kartoffelernte,
eine stetig steigende Tendenz zeigen. Kulturgeschichtlich betrachtet, bieten
aber diese Ziffern kein sehr erhebliches Interesse, denn die Technik des
Handels hat sich nicht wesentlich verändert. Handelspolitisch von geringerem,
kulturell von größerem Interesse sind aber einige Waren, die mehr dem
Genusse, als den Notwendigkeiten der täglichen Ernährung dienen, die Ge-
würze, vor allem aber die Früchte fremder Zonen. Es ist bekannt, wie zur
Zeit der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien die Erlangung der köst-
lichen (Gewürze jenes fernen Landes, der Nelken (Nägelein), des Pfeffers,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
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505
läßt den Besuch dieser hervorragenden architektonischen Sehenswürdigkeit,
die jetzt vornehmlich den Zwecken des ebenfalls unter Winters Führung er-
richteten Stadtmuseums, ferner als. Festraum und in einem Flügel dem
altberühmten Realgymnasium zu St. Johann als Schullokal dient. Die
anderen beiden Baudenkmäler sind das dem Renaissancestil sich nähernde
Landeshaus und der prächtige, sich dem Charakter der Danziger Monumental-
bauten ebenfalls harmonisch anpassende Tempelbau der jüdischen Gemeinde,
der ebenfalls von Winter wesentlich beeinflußt worden ist. Alle weiteren
bedeutenden Werke dieses Mannes, dem man mit Recht „Danzigs Wieder-
geburt" zuschreibt, hier aufzuzählen, gestattet der beschränkte Raum dieser
Skizze nicht. Erwähnt sei nur noch die Errichtung des großen, ebenfalls
als sanitäre Anlage mustergültigen Schlacht- und Viehhofes, die noch von
ihm geplante, allerdings erst unter seinem Nachfolger errichtete Markthalle
und das Zustandebringen der für den Danziger Handel zur Verbindung mit
seinem natürlichen Hinterlande Polen und Rußland eminent wichtigen
Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn, nachdem im ersten Jahrzehnt der Winter-
schen Kommunalleitung mit finanziellen Opfern der Stadt die Bahnlinien
nach dem Hafenplatz Neufahrwasser und nach Hinterpommern (Danzig-
Köslin) erbaut waren. Das Bahnprojekt Marienburg-Mlawka war vorher
mehrfach an den in Rußland wegen der Weiterführung dieser Bahn nach
Warschau bestehenden Schwierigkeiten gescheitert: als von Winter nun fiir
diese Sache persönlich eintrat, deshalb mit Empfehlungen des ihm huldreich
gesinnten Kronprinzen Missionen nach Rußland unternahm, wurden sie besiegt,
die Bahn dann unter seiner Verwaltung erbaut, und ihre Geschäftsführung
auch demnächst noch 15 Jahre lang von ihm als erstem Direktor geleitet.
Leopold von Winter war aber, wie schon eingangs erwähnt ist, nicht
nur in Danzig, er war in Westpreußen Jahrzehnte lang der führende
Mann, als solcher willig anerkannt von Freund wie Gegner. Das zeigte sich
bereits 1872, als Westpreußen sich anschickte, das Zentenarjubiläum seiner
Vereinigung mit dem Staate Friedrichs des Großen zu begehen. An der
Spitze des Notablen-Komitees stand von Winter, er war der Leiter und die
Seele der glänzenden Festfeier, die im September 1872 unter Teilnahme
des ersten Hohenzollern-Kaisers in der alten Ordenshauptstadt Marienburg
stattfand und bei welcher nach von Winters denkwürdiger Festrede der Grund-
stein zu dem Denkmal des großen Preußenkönigs vor dem Hochmeisterschlosse
gelegt wurde. Fünf Jahre später erfolgte, gleichfalls mit einer Festrede
Winters, die Enthüllung dieses Denkmals in Anwesenheit des damaligen
Kronprinzen, späteren Kaisers Friedrich. Von noch größerer Bedeutung
für unsere Provinz wurde Winters Führerschaft aber, als mit den Beratungen
über die Provinzial-Ordnung von 1874 die Kämpfe zwischen Ost- und
Westpreußen um die Trennung dieser seit den 1830er Jahren vereinigten
Provinz begannen, die sich nach dem Inkrafttreten der neuen Provinzial-
Ordnung in verschärftem Maße fortsetzten, von Winter stand dabei stets an
der Spitze und im Vordertreffen der für die Trennung wirkenden west-
preußischen Provinziallandtags-Abgeordneten und er fiihrte sie zum Siege.
Seinen persönlichen Vorstellungen in Berlin gelang es 1876, die Staats-
regierung zu dem gesetzgeberischen Vorgehen zu bewegen, durch welches West-
preußen von Ostpreußen getrennt und vom 1. April 1878 ab zur selb-
ständigen Provinz erklärt wurde. — Das Ziel jahrelangen heißen
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Marienburg-Mlawka Leopold_von_Winter Leopold Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Hafenplatz_Neufahrwasser Hinterpommern Warschau Danzig Westpreußen Marienburg Berlin
1878 -
Danzig
: Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Hrsg.: Krueger, Karl A., ,
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Ebbe und Flut in Holland.
111
Brüssel dagegen ist, wie die Nation der Belgier selbst, viel gemischter, viel
versöhnender, überhaupt viel europäischer. Und eben dieser Charakter drückt
sich sowohl in allen Beziehungen und inneren Zuständen der Stadt, als
auch schon in seiner ganzen äußeren Physiognomie sehr bestimmt aus.
Nach I. G. Kohl.
65. Ebbe und Flut in Holland.
Auch dem leiblichen Auge bieten sich der merkwürdigen und interessanten
Scenen in diesem sonderbaren Lande die Fülle dar, z. B. das täglich
sich zweimal wiederholende Schauspiel der Ebbe und Flut des Meeres.
Ganz Seeland mit allen seinen Nebenlanden und Nachbarinseln ist gleich
einem großen Schwamme, der sich täglich zweimal bis zum Ueberlaufen
vollsaugt und zweimal sich fast bis auf den Boden entleert. Wir waren
von Antwerpen mit der ausströmenden Ebbe abgefahren, und unser Schiss
schoß rasch mit den wetteifernd ablaufenden Gewässern des Flusses und
des Meeres zur Schelde hinaus. Da stürzten sich in eiliger Hast mächtige
Ströme durch die Oster- und Westerschelde und durch alle die andern
Mündungen in's Meer hinaus. Alle Gewässer sind in Bewegung; aus allen
Flieten, Kanälen, Gräben und Zweigadern des Landes strömt es heraus
wie in den Straßen einer Stadt nach einem heftigen Negen. Ueberall
wuchsen trockene Länder aus dem Grund hervor und nahmen zusehends an
Umfang zu. Jede Insel, an der wir vorüberfuhren, umgab sich mit einem
breiten Gürtel von Borland, das sich sofort, wenn auch nur für wenige
Stunden mit Menschen bevölkerte, die den Krabben und andern im Schlamme
zurückgebliebenen Seethieren nachstellten. Als wir in die Oster-Schelde
hineinsegelten, tauchten lange Strecken des einst untergegangenen Theiles von
Süd-Beveland wie Gespenster aus dem Grunde auf. Da die Ebbe hier
das Niveau des Wassers gewöhnlich um 5 Meter, zuweilen auch um 6,
erniedrigt, so kann man sich denken, wie die darauf folgende Erhöhung und
das Hervorsteigen aller Dämme, Ufer- und Sandbänke ebenfalls um 5 Meter
die Physiognomie verändern muß. Die Seedeiche scheinen riesenhaft zu
wachsen, die Bollwerke, Brücken und Pfahlreihen der Häfen steigen mit
langen Piedestalen empor; die Schiffe sinken mit dem Wasser herab und
verstecken sich in den hochuferiqen Ruinen.
Die Fahrt in unserem Fnselarchipel bis Rotterdam dauerte zwölf
Stunden. Wir wurden daher unterwegs auch wieder von der zurückkehrenden
Flut erreicht und hatten Gelegenheit, die umgekehrten Erscheinungen, die
Phänome der Flut zu beobachten. Zuerst entsteht eine Art von Stillstand
in den Strömen. Es scheint, als wären alle während der Ebbe so rasch
eilenden Flüsse plötzlich in stagnirende Seen verwandelt. Allmählich aber
kommt wieder Leben und Regsamkeit in die versiegenden Gewässer, die im
niedrigen Schlamme dahin sterben zu wollen schienen. Doch kommt diese
Bewegung nun von der entgegengesetzten Seite. Das Meer drängt erst
leise rückwärts. Die süßen Gewässer, welche aus dem Innern des Landes
her sich einen Ausgang erringen wollen, gerathen mit ihm in Streit. Aus
diesem Streit entsteht an vielen Punkten eine Menge von Wirbeln, „Walen",
— wie die Kinder des Landes sie nennen, — die erst klein sind, aber immer
mächtiger schwingen, je größer oer Andrang des Meeres wird. Alle kleinen
und großen -Kanäle des Landes füllen sich mit flüssigem Stoss. Alle
andern schwellen bis an den Rand. Die weiten, kahlen Sandbänke schmiegen
srch gemach wieder unter die feuchte Decke des Oceans, zu dessen Gebiet
sie gehören, zurück. Die Menschen, die Fischer, Austern- und Krabbensucher,
dw Strandspaziergänger, die für ein paar Stunden das Terrain in Besitz
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Holland Seeland Antwerpen Westerschelde Rotterdam