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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 14

1885 - Dortmund : Köppen
— 14 — müssen (Pakete), gebracht werden. Die Post besorgt Briefe Pakete und auch Geldsummen sür eine bestimmte Vergütung (Porto) an ihre Adresse. Früher geschah dies nur durch Postreiter und Postwagen. Letztere fuhren von einem Orte zum andern und nahmen, wie noch heute, auch reisende Personen mit. Die meisten Waren der Kaufleute dagegen, besonders große, schwere Gegenstände, wurden auf großen Wagen, Frachtwagen genannt, von Ort zu Ort, von Land zu Land gefahren. Die Beförderung durch die Post- und Frachtwagen ging aber langsam und kostete viel Geld. Da wurde am An- fange unseres Jahrhunderts eine neue Einrichtung erfunden. Man baute fast endlose Wege durch das Land, die, da sie eben sein mußten, sogar durch Gebirge hindurch geführt wurden (Tunnel). Auf dieselben legte man in geringer Ent- sernung von einander kurze Balken (Schwellen), und hier- auf wurden in der Richtung des Weges eiserne Schienen befestigt; daher der Name Eisenbahn Auf die Schienen stellte man große, stark gebaute Wagen (Waggon, Coupe), deren Räder so eingerichtet waren, daß sie auch beim schnell- sten Fahren nicht von den Schienen geraten oder entgleisen konnten. Es wurden viele Wagen an einander gehängt, eine Dampfmaschine (Lokomotive) kam davor und mit ihr flog der lange Wagenzug wie der Wind dahin. (Gewöhnlicher Zug, schnell-, Kurier-, Personen-, Güterzug.) In den meisten Personenzügen befindet sich ein Wagen, der zu einer Poststube eingerichtet ist. Die Beamten in derselben g«den bei der Ankunft in jedem Orte (Station, Bahnhof) die für denselben bestimmten Gegenstände an das Posthaus ab und nehmen andere zur Weiterbeförderung an. So werden Briefe, Gegenstände aller Art, Tiere und Menschen vermittelst der Eisenbahn, und wo dieselbe noch nicht ist, durch die Post und die Frachtwagen durch das ganze Land befördert, nur nicht in diejenigen Länder und Erdteile, von denen uns das Meer scheidet. Um dorthin zukommen, bedient man sich der Schiffe. Entweder werden dieselben wie die Eisenbahnen durch Dampfmaschinen fort- getrieben (D ampfsch iffe), oder durch deu Wind, vor welchem man auf dem Schiffe große, verstellbare Segeltücher zwischen hohen Bäumen (Masten) ausspannt (Segelschiffe). Schiffe, welche die in fremden Ländern gekauften Waren zu uns, oder unsere Waren in fremde Länder bringen, heißen Kauf-

2. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 228

1910 - Dortmund : Crüwell
228 gesetzt — die einzigen Signale, die noch nicht versagen. Die große Menge tappt sich mit den Händen an den Hausmauern hin oder rettet sich auf einen Omnibus. hier auf dem verdeck kommt es einem vor, als schwämme man in einer merkwürdigen Wolkenregion. Unter uns ist alles verschwunden, über uns sehen wir ganz deutlich die Dächer und die oberen Stockwerke der Häuser. Die dichte, in der Straße lagernde Nebelschicht ist nämlich nur 6—9 m hoch. Die beiden Wagenströme stehen niemals still, sondern mäßigen nur ihre Fahrgeschwindigkeit vom Trab zum Schritt. Auf den Straßenkreuzungen und den freien Plätzen wimmelt es von Fuhrwerken, die aus dem Nebel auftauchen und wieder darin verschwinden in entsetzlichem, scheinbar regellosem Wirrwarr. Tin schwerer Fog hemmt den Geschäftsverkehr stets aufs schlimmste, und es ließe sich kaum voraussagen, welche traurigen Folgen es ha- den müßte, wenn ein undurchdringlicher Nauchnebel die Stadt un- unterbrochen mehrere Wochen lang in seiner dämonischen Gewalt behielte. Ts ist schon eine bedenkliche Tatsache, daß diese Uebel mit jedem Jahr häufiger, länger anhaltend und schwärzer zu werden scheinen — was die natürliche Folge einzig davon ist, daß man im Themsebabel jedes Jahr mehr und mehr Steinkohlen verbrennt. Londons rußiger Uebel hat jedoch auch gewisse Verdienste. Tr verschwindet oft aus ebenso schnelle und unerklärliche Weise, wie er gekommen war, und gewöhnlich erstreckt sich seine Heimsuchung nicht gleichzeitig auf alle Stadtteile. Man kann rabenschwarze Uacht oben im nordwestlichen Villenviertel haben und hellen Tag eine halbe Wegstunde weiter südlich in den altertümlich engen und krummen Ge- schäftsstraßen der westlichen Titp. 128. Frankreichs Erwerbsquellen. Von Julius Tischendvrf. Frankreich ist von der Natur sehr begünstigt, denn es ist offen O für den Weltverkehr, hat einen fruchtbaren Boden und eilt mildes Klima. Diese Vorteile verstehen die Franzosen wohl aus- zunutzen. Sie machen sich das Meer dienstbar, das ihre Küsten bespült und treiben Fischfang, Schiffahrt und Handel. Der Fischfang liefert Heringe, Schellfische und Sardinen in großen Mengen. Letztere werden in der Mündung der Loire ge- fangen, in Ci eingelegt und dann in wohlverschlossenen Blechdosen in alle Welt verschickt. Das Meer gewährt außerdem auch Austern, Miesmuscheln, Krabben und Hummern. Eine großartige Anstern- zucht befindet sich auf der Insel Re.

3. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 234

1910 - Dortmund : Crüwell
234 auch nur etwas von ihr hat, nur etwas vom stillen Weiterleben des Gewesenen, der wird es verstehen, daß wir sagen: Wir haben eine alte Verwandte besucht, alt, aber nicht tot! 131» X)cr Sue3&anal. Don Stephan und Ueumann. 12. März 1885 fuhren wir in den Busen Von Suez ein, und ^ die Fahrt durch diesen Busen gehört zum Schönsten der ganzen Reise. Der Sind war zwar nicht sichtbar, jedoch benachbarte Berge, und dann war die See so ruhig und klar wie ein Spiegel. Rechts und links konnte man die Rüste verfolgen, sich auch vorstellen, wo etwa die Israeliten vorbeigezogen waren. Rm 15. März mittags 2 Uhr fuhren wir in den Ranal ein. Die Fahrt durch den Ranal war äußerst angenehm und unterhaltend. Er ist so schmal, daß zwei Schiffe sich nicht ausweichen können. Darum gibt es alle zwei Stunden Haltstationen wie auf der Eisenbahn. Rn diesen Haltestellen sind große Bassins, wo zwei und mehr Schiffe bequem Rufnahme findn können. Wenn schon ein Schiff auf der nächsten Strecke den entgegen- gesetzten Weg kommt, hat man hier zu warten. Rn einer solchen Haltestelle fuhren einmal zwölf Schiffe an uns vorüber, darunter ein prächtiges französisches Rriegsschiff, das Truppen nach Ehina zu be- fördern hatte. Es darf nur ganz langsam gefahren werden, und so rannten auf dem naheliegenden Ufer Rinder mit uns und bettelten um irgend etwas. Wir warfen Grangen und dergleichen hinüber, und die Rinder balgten sich um die Gegenstände. Die Fahrt durch den Ranal kostet das Schiff ein schön Stück Geld, etwa 30 000 Mark, aber die Rosten für die Instandhaltung dieses Wunderwerks müssen auch ganz riesig sein, denn es handelt sich um einen steten Rampf gegen die Versandung. Durch die Verschiedenheiten der Gezeiten im Mittelländischen und Roten Meer entsteht eine Verschiedenheit in der höhe des Wasser- standes und dadurch natürlich eine Strömung an den beiden Enden des Ranals, die der Schiffahrt zugute kommt. Dann und wann begegnet man gewaltigen Baggermaschinen (dredging machines), die das Bett des Ranals säubern müssen. Man gibt sich sehr viele Mühe, die Rbhänge rechts und links vom Ranal anzupflanzen, um dem herabrutschen von Sand Einhalt zu tun. Die Stadt Ismailia bildet eine wahre Gase. Ein reizender Palast des Rhedive wurde da erbaut, hauptsächlich für die fürstlichen Persönlich- keiten, die im November 1870 an der Eröffnung des Ranals teil- nahmen. Ferdinand v. Lesseps, der Erbauer des Ranals, hat auch ein Haus dort. Die beiden Bitterseen, die man durchfährt, waren nahezu

4. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 235

1910 - Dortmund : Crüwell
235 eingetrocknet zu 2—3 m Salz, ehe der Nanal erbaut worden war. Durch Hereinleitung von Wasser aus dem Noten Meer löste sich das 5alz auf, und über 2 m Tiefe waren gewonnen. Die Länge des ganzen Kanals beträgt etwa 100 englische Meilen, die gewöhnlich in 15 Stunden zurückgelegt werden. Der Gedanke, eine Wasserstraße zwischen dem Mittelländischen und Noten Meer herzustellen, ist uralt. Die ersten versuche zur Her- stellung einer Wasserstraße zwischen dem Nil und dem Noten Meer oder wenigstens dem Timsahsee werden Nmenemhat Iii. zugeschrieben, der um 2zoo v. Thr. lebte. Jedenfalls ist es sehr wahrscheinlich, daß lange vor Namses Ii. ein Nanal in dieser Gegend bestand. Namses Ii. ließ sodann weiter an dieser Verbindung arbeiten. Nach langen Jahr- hunderten hat erst Napoleon I. wieder bei seinem ägyptischen Feldzug den Gedanken an eine Verbindung beider Meere ins Auge gefaßt und Vorstudien machen lassen. Lin seltsamer Irrtum, der damals den Gelehrten zustieß, nämlich die Meinung, daß der Spiegel des Noten Meeres Io in höher liege als das Mittelländische Meer, konnte aus die Dauer nicht von der Nusführung abschrecken. Der Mann, der das unsterbliche verdienst sich erworben hat, den großen Gedanken fest ins Nuge gefaßt und trotz unerhörter entgegenstehender Hindernisse zur Nussührung gebracht zu haben, war der Franzose Ferdinand v. Lesseps. Seit er im Jahre 1831 bei seiner ersten Ankunft in Ägypten aus Langeweile den Bericht über den Isthmus von Suez aus der napoleonischen Zeit las, ließ ihn der Gedanks nicht mehr los. Wer Wüsten unter einem heißen Himmelsstriche gesehen, kann allein das Maß der Schwierigkeiten in vollem Umfange würdigen, die sich der Vornahme größerer Arbeiten entgegenstellen. Alles Material, alle Werkzeuge, ferner Maschinen, Nohlen und Eisen mußte man von Europa kommen lassen. Buch der in Ägypten ohne- hin fühlbare Mangel an holz war ein bedeutendes Hindernis. Da die Leinwandzelte nicht ausreichten, ließ man Holzbaracken aus Frankreich kommen. Besondere Schwierigkeit machte die Wasserzufuhr. Durch Wasserdestilliermaschinen suchte man das brackige Wasser des Mensaleh-Sees trinkbar zu machen, wiewohl die an das herrliche Nil- wasser gewöhnten Fellahs diesem Wasser keinen rechten Geschmack abgewannen. Buch reichte dieses Wasser nicht aus, man mußte Nil- wasser an Grt und Stelle bringen. Im Jahre 1862 waren von den 1800 Lastkamelen der Gesellschaft allein 1600 zum täglichen Trans- port des Trinkwassers für 20 000—25 000 Nrbeiter in Anspruch ge- nommen. viertausend Wassersässer waren in einer zum Transport auf Namelen geeigneten Form für diesen Zweck hergestellt worden. Der Wasserverbrauch des einzelnen Mannes kostete täglich fast 40 Tent.,

5. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 279

1910 - Dortmund : Crüwell
279 Nordfrankreich entsprechen einander in der Zonenlage, daher auch im Klima. Norddeutschland hat nichts Ähnliches in Frankreich, Südfrankreich nichts in Deutschland; Frankreichs Eigentümlichstes liegt also im Süden, Deutschlands im Nor- den. Nordfrankreich wäre dafür Norddeutschland näher gerückt durch das Meer und das gemeinsame Tiefland, wenn nicht Belgien dazwischen läge, dessen ausgezeichnete, tief in der Richtung auf Deutschland einschneidende Scheldebucht den nordwestlich gerichteten Verkehr Deutschlands mächtig an- zieht. Die Linie Berlin—paris schneidet Brüssel. Belgien, überwiegend germanisch, aber leider auch überwiegend fran- zösiert, wird dem deutschen Verkehrsorganismus als Weg zum Meer für dessen gewerbtätigste Provinzen immer enger ange- gliedert, Luxemburg ist durch die Eisenbahnen und indu- striell ein Teil dieses Organismus, was die Zugehörigkeit zum Zollverein verbrieft. Von Aachen bis zum Dollart legen sich die Niederlande vor Deutschland, das sie von den Maas- und von den Rhein- mündungen trennen. Dadurch entsteht Deutschlands unorga- nischste, in jedem Sinne schlechteste Grenzstrecke. Belgien, Luxemburg, die Niederlande sind Stücke des alten Lothringen und des jüngern Burgundischen Reichs, und deshalb sind sie Länder der deutsch-französischen Übergänge, Übergriffe, Kämpfe und Verdrängungen. In dieser Hinsicht haben sie viel Ähn- liches mit Elsaß-Lothringen und der Schweiz. Daß die Schweiz, Belgien und Luxemburg neutrale Staaten sind, macht, daß sie wie große Seen an unserer Grenze liegen. Solange diese Neu- tralität aufrecht erhalten wird, liegt darin eine Verbesserung unserer Lage zu diesen Ländern, die unser Reich wie herab- gefallene Trümmer einen alten Turm umlagern. Als letzten Nachbarn müssen wir Dänemark nennen, das sich unmittelbar nur in einem schmalen Streifen der Cim- brischen Halbinsel mit Deutschland berührt. Der Schwerpunkt Dänemarks liegt aber auf den Inseln, von denen Fünen in Sicht der schleswigisch-jütischen Grenze, Seeland vor dem Ein- gang in die Ostsee, Bornholm der Odermündung gegenüberliegt. Da eine Nachbarschaft immer auch eine lebendige Be- ziehung ist, müssen alle Staaten, die Deutschland umgeben, auf Deutschland wirken, und Deutschland muß mit Gegen- wirkungen antworten. Das ist das Leben, die Größe und die Gefahr eines zentralen Landes. Für Deutschland liegt in seiner mittlern nachbarreichen Lage ebensowohl Schwäche

6. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 344

1910 - Dortmund : Crüwell
344 vor allem die Quellen, die uns den wunderbaren Leuchtstoff tiefern, und von dort bezieht auch Deutschland durch das Verkehrsmittel der überseeischen Schiffahrt den größten Teil seines Bedarfs an Petroleum, im Jahre 1909 rund 763 000 Tonnen für 54 Millionen Mark bei einer Gesamteinfuhr von 1 117 000 Tonnen im Werte von 83 Millionen Mark. Während wir uns aber anschicken, uns in unser Buch zu vew tiefen, regt sich gleichzeitig noch ein Bedürfnis bei uns, dem die meisten erwachsenen Männer heutzutage mehr oder minder unter- worfen zu sein pflegen: es verlangt uns zu rauchen. Flugs also zum Pfeifchen gegriffen. Unser Pfeiflein ist billig, und sein Inhalt wird wahrscheinlich märkischer oder pfälzischer Erde oder sonst einer vater- ländischen Gegend entstammen; es wäre aber um die Wohlfeilheit vermutlich schlecht bestellt, wenn alle Raucher auf das heimische Kraut angewiesen wären, für dessen Anbau innerhalb Deutschlands nur in begrenztem Umfange passende Naturbedingungen vorhanden sind. Der Verbrauch an Tabak betrug in Deutschland im Jahre 1908 annähernd 110 000 Tonnen, die einheimische Erzeugung etwa 28 000; es ergab sich also eine durch Einfuhr zu beschaffende Menge von mehr als 80 000 Tonnen, d. h. von fast drei Vierteln des ge samten Verbrauchs. Die Einfuhr aber vollzieht sich auch hier so gut wie ausschließlich auf dem Seewege, und zwar beteiligen sich an ihr die verschiedensten Erdgebiete. 170. Thalatta! Thalatta! Thalatta, Thalatta — das Meer, das Meer! Seit mehr als 2000 Jahren geht dieser gewaltige Schrei der zehntausend Grie- chen durch die Weltgeschichte. Öffne das Buch der Geschichte, wo du willst: aus jedem Kapitel, nun wilder, nun leiser, tönt es: Thalatta! — Thalatta! Jene Griechen hatten Unsägliches in den Ebenen und Ge- birgen von Kleinasien gelitten. Sie verzweifelten daran, noch einmal die Weite zu gewinnen. Sie glaubten ersticken und verderben zu müssen in der Enge dieses feindlichen Landes, seiner kleinen Straßen und seiner noch kleineren Menschen. Sie waren müde und nahe am Versanden wie ein Strom, den Moräste und Sandmisten hemmen, den Kanäle entkräften, und den die Küste aufschluckt, noch ehe er das erlösende Meer erreicht hat. Da plötzlich von einem Hügel herab sehen die vordersten der Armee, staubbedeckt und bleich, eine ferne weiße blitzende Linie unten am Himmel. Sie schimmert wie

7. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 314

1910 - Dortmund : Crüwell
314 Ursprünglich war auch sie als Hochbahn geplant; aber die Bewohner des .vornehmen Westens und die Stadtverwaltungen von Schöneberg und Charlottenburg wollten ihre schönen Stra- ßenzüge überführungsfrei halten. So entschlossen sich Siemens & Halske zum Bau der Strecke als Unterpflasterbahn. Die Ausführung stieß auf die allergrößten Schwierigkeiten. Man hatte einen wahren Riesenkampf mit dem Grundwasser zu führen, das hier sehr hoch steht und sehr mächtig ist. Das Grundwasser bot nicht das einzige Hindernis. Der Boden jeder Großstadt ist geradezu durchsetzt mit Wasserleitungsröhren, Abzugskanälen für die Kanalisation, Telephonkabeln und Kabeln der Elektrizitätswerke. — man spricht nicht mit Unrecht von einem „unterirdischen Berlin“. Alle diese Röhren, Kabel, Ka- näle, welche die Bahn kreuzten, mußten bei der Ausschachtung der Baugrube berücksichtigt und verlegt werden Es mußten ferner die Straßenbahngleise, die sie berührte, bald rechts, bald links verschoben, es mußten für alle Querstraßen provi- sorische Brücken hergestellt werden. Dann wurden die Eisen- konstruktionen eingebaut, mit einer Pfeilerreihe in der Mitte, die die beiden Geleise scheidet, und endlich wurde die Decke durch eiserne Querträger und Betonschichten geschlossen — der Tunnel war fertig. Es fährt sich in den hellerleuchteten Wagen sehr gut; die Luft im Tunnel ist vorzüglich, und er ist vollkommen wasser- dicht. Vom Nollendorfplaß erreicht man in kaum zwei Minuten die schmucke unterirdische Haltestelle auf dem Wittenbergplatz, in nicht viel längerer Zeit den vorläufigen Endbahnhof am Zoo- logischen Garten. Steigt man von ihm aus die Treppen hinan, so sieht man erst, wie vorsichtig die Tunnelbahn die Kaiser- Wilhelm-Gedächtnis-Kirche umgangen hat. Versuche haben er- geben, daß eine Störung des Gottesdienstes in dieser durch den Betrieb ganz ausgeschlossen ist; man hört in der Kirche von dem Geräusch der Züge gar nichts. Mit der Eröffnung der Hoch- und Untergrundbahn ist Berlin um ein ausgezeichnetes Verkehrsmittel bereichert worden, um einen Verkehrsweg, der sehr stark benutzt wird. Aber so willkommen er ist, es kann bei ihm nicht sein Bewenden haben. Der sich stetig steigernde Verkehr zwingt schon seit Jahren dazu, auf die Anlage von Hoch- und Untergrundbahnen im Innern der Stadt zu sinnen, um die Straßen selbst von der oft beängstigenden Flut der Fuhrwerke einigermaßen zu ent- lasten.

8. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 236

1910 - Dortmund : Crüwell
236 die tägliche Gesamtausgabe hierfür 8000 Franken. Deswegen bestrebte man sich, vor allem den Süßwasserkanal vom Nil her nach 5uez zu vollenden. Line Zeitlang arbeiteten 15 000 Mann an diesem Kanal, selbst in allen mondhellen Nächten. Im Dezember 1863 war er fertig, und das Nilwasser durchströmte die bis jetzt trostlose wüste, ein Ereignis, das von den Fellahs und Beduinen mit großer Be- geisterung begrüßt wurde. Der 16. November 1869 sah die feierliche Eröffnung des Suez- kanals in Gegenwart des vizekönigs, der Kaiserin Lugenie, des Kaisers von Österreich, des Kronprinzen von Preußen und des Prinzen Heinrich der Niederlande. Der Kanal hat die auf ihn gesetzten Erwartungen weit übertrosfen. Er hat eine Länge von 160 km und bei der Eröffnung eine Breite von 58—100 m am Wasserspiegel und von 22 m auf der Grundfläche und eine Tiefe von 8 m. Im Jahre 1884 wurde eine Erweiterung um 15 m und eine Vertiefung auf 8,5 m beschlossen. Das Werk war ungeheuer kostspielig gewesen. Die ursprünglich angenommenen 200 Millionen Franken reichten nicht zur Hälfte. Bis zum Jahr 1892 wurden auf den Kanal 566 Millio- nen Franken verwendet. Manche Kritiker bezweifelten noch bei der Eröffnung die Rentabilität des Kanals. In den ersten zwei Jahren wurden nicht die verwaltungskosten gedeckt, aber im Jahre 1908 betrugen die Einnahmen rund 87 Millionen Mark und die Ausgaben nur 30 Millionen. Der Schiffsverkehr hat sich auch gewaltig gehoben. Im Jahre 1870 gingen durch den Weltkanal 486 Schiffe, im Jahre 1908 aber waren es 3795. Die Zahl der Passagiere stieg von 1870 bis 1908 von 26 758 auf 218 967. Da die Benutzung des Kanals früher nur zur Tageszeit möglich war, beschloß man, eine elektrische Beleuchtung des Wasserwegs ein- zurichten, um auch die Nachtfahrt möglich zu machen; seitdem hat der Nachtverkehr rasch zugenommen, und die Fahrtdauer beträgt nur noch 15—22 Munden. Der Kanal hat dem Schiffsverkehr einen großartigen Nufschwung verliehen, namentlich der Verkehr nach dem fernen Osten und Australien hat sich bedeutend gehoben, auch die Kolonialpolitik der letzten Jahrzehnte namentlich im Osten Asiens ist erst durch den Kanal möglich geworden. 132. Erlebnisse eines Fremdenlegionärs. Don Theodor ijabtcfyer. 3m Werbebureau. Nach Marseille. Es mochte gegen Mittag sein, als ich die Grenzwache der Stadt Belfort passierte. Ich meldete mich in der Gendarmeriekaserne.

9. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 328

1910 - Dortmund : Crüwell
328 kennen. Es kommt hier zunächst die Abkürzung der Fahrt zwischen den wichtigen Hafenplätzen an der Nord- und Ostsee in Betracht. Die Wegkürzung für alle Schiffe, welche aus der Nordsee nach Häfen östlich Rügen fahren, beträgt für den Verkehr von Hamburg aus 425 Seemeilen oder 45 Stunden Zeitersparnis, von Bremer haven aus 323 Seemeilen oder 32,5 Stunden Zeitersparnis, von Amsterdam aus 283 Seemeilen oder 23 Stunden Zeitersparnis, voll London aus 239 Seemeilen oder 22 Stunden Zeitersparnis. Diese Zeitersparnis kommt indessen nicht allein in Betracht. Nicht minder schwer füllt die Tatsache ins Gewicht, daß die Fahrt um das Kap Skagen, die Nordspitze Dänemarks, anerkanntermaßen äußerst gefahrvoll ist, fo gefahrvoll, daß die Versicherungen für sie besonders hohe Prämien fordern. Aus den Jahren 1858 bis 1885 werden für diesen „Kirchhof der Schiffe" 6316 Strandungen ver- zeichnet. Es ist daher erklärlich, daß ein großer Teil der Fahr- zeuge, die früher den Weg um Kap Skagen nahmen, jetzt den Kanal benutzen. Für die Mündungen boten sich von selbst auf der Ostseite die herrliche Kieler Bucht mit dem trefflich geschirmten Kriegshafen, auf der Westseite die breite und tiefe Elbmündung. Zwischen diesen beiden Endpunkten führt denn auch der Kanal in einer Längenaus- dehnung von 98,6 km, die von den Schiffen in zehn bis höchstens dreizehn Stunden zurückgelegt werden. Auf der ganzen Strecke ist die Fahrt durch seine Schleuse unterbrochen; nur an beiden Mün- dungen mußten großartige Schleusenwerke eingeschaltet werden, um der Ebbe und Flut in der Elbmündung, dem zuzeiten wechselnden Wasserstand in der Ostsee Rechnung zu tragen. Wie doch die Hand des Menschen eine Gegend zu verändern vermag! Eine weite grüne Talflüche war es einst, in der bei Holtenau der schmale alte Eiderkanal der Kieler Förde zufloß. Heute steigt an der gleichen Stelle der mächtige Bau der Ostschleuse des neuen Kanals empor, weit überragt von dem prächtigen Ein- fahrtsleuchtturm, umgeben von zahlreichen Dienstgebäuden, Don einer jungen schmucken Ortschaft. Die Schleusen sind Meisterwerke der Wasserbaukunst. Zwei gewaltige, 150 m lange, 25 m breite Kammern liegen nebeneinan- der, die eine für gewöhnlich zum Einlaß, die andere zum Auslaß bestimmt. Auf einer ungeheuern Betonschicht von sieben Meter Mächtigkeit aufgebaut, umgebeil und trennen gewaltige Mauermaffen diese Kammern; wie in den Stollen und Schächten eines Bergwerks kann inan in den Mauern umherwandern; sie sind von ganzen Sy- stemen großer und fseiner Einflußkanäle, von Gängen für die Rohr-

10. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 330

1910 - Dortmund : Crüwell
330 Kanalbau die allergrößten Schwierigkeiten bereitet hat. Das nächste große Bauwerk auf der Strecke Rendsburg-Brunsbüttel ist die Brücke von Grünental, zugleich das schönste Bauwerk längs des ganzen Kanals. In einein einzigen ungeheuern Bogen von 156,5 in lichter Weite überspannt die Brücke, auf der die westholsteinische Bahn über den Kanal geführt wird, den Wasserlauf; 42 m hoch liegt die Unterkante der Fahrbahn über dem Spiegel des Kanals, so daß auch die höchstbemasteten Schiffe sie ohne Schwierigkeit passieren können. 10 Irin etwa westlich Grünental tritt der Kanal in neue weite Moorslächen. Er strebt dann in fast schnurgerader Richtung durch das reiche Marschgebiet der Elbniederung seiner Westmündung bei Brunsbüttel zu. Herrlich ist der Ausblick von der Höhe der Brunsbütteler Schleuse herab, über den Vorhafen hinweg weit hinüber auf den breiten Elbstrom. Kraftvoll strecken unten die beiden Molen der Kanalmündung ihre granitnen Glieder mit schön geschwungenen Bogen in den Fluß vor, die einlaufenden Fahrzeuge zu leiten und zu schirmen. 131 kl lang ist die westliche, mehr als doppelt so lang die östliche, von deren umbrandetem Ende ein Leuchtturm sein grünes Feuer weit über die Wasserfläche wirft. Was aber damals Kaiser Wilhelm I. in jene Urkunde aufneh- men ließ, die bei der Feier des Baubeginns in den Grundstein ge- bettet wurde, wird immer mehr in Erfüllung gehen: „Möge der Bau dem deutschen Vaterlande, möge er den Elbherzogtümern zu Heil und Segen gereichen! Möge durch ihn das Gedeihen der deutschen Schiffahrt und des deutschen Handels, die friedliche Entfaltung des Weltverkehrs, die Stärkung der vaterländischen Seemacht und der Schutz unserer Küsten kräftig gefördert werden!" 166. Im Hafen von Hamburg. Von Wilhelm Dittmer. Hd>as die Natur aus der weiten Erde erschaffen hat, was Völker erdacht, kultiviert und geerntet haben, das füllt die endlosen Schuppenreihen bis auf den letzten Platz. Der süßliche Geruch von Rosinen, Feigen und Wachs mischt sich mit dem herben Geruch der Gerbstoff-Eicheln in dem dunkeln- den Schuppeninnern, Gerüche aus der Türkei, Palästina, Smyrna. Der palästinische Wein liegt reihenweise in großen Fässern. Hoch- aufgestapelte Gütermengen, in allerlei orientalischen Verpackungen, denen orientalischer Geruch von Rosinen, Wolle und Fellen ent- strömt, umgeben breitgelagerte Mengen von Eisenschienen und Eisen-
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