Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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müssen (Pakete), gebracht werden. Die Post besorgt Briefe
Pakete und auch Geldsummen sür eine bestimmte Vergütung
(Porto) an ihre Adresse. Früher geschah dies nur durch
Postreiter und Postwagen. Letztere fuhren von einem
Orte zum andern und nahmen, wie noch heute, auch reisende
Personen mit. Die meisten Waren der Kaufleute dagegen,
besonders große, schwere Gegenstände, wurden auf großen
Wagen, Frachtwagen genannt, von Ort zu Ort, von Land
zu Land gefahren.
Die Beförderung durch die Post- und Frachtwagen ging
aber langsam und kostete viel Geld. Da wurde am An-
fange unseres Jahrhunderts eine neue Einrichtung erfunden.
Man baute fast endlose Wege durch das Land, die, da sie
eben sein mußten, sogar durch Gebirge hindurch geführt
wurden (Tunnel). Auf dieselben legte man in geringer Ent-
sernung von einander kurze Balken (Schwellen), und hier-
auf wurden in der Richtung des Weges eiserne Schienen
befestigt; daher der Name Eisenbahn Auf die Schienen
stellte man große, stark gebaute Wagen (Waggon, Coupe),
deren Räder so eingerichtet waren, daß sie auch beim schnell-
sten Fahren nicht von den Schienen geraten oder entgleisen
konnten. Es wurden viele Wagen an einander gehängt, eine
Dampfmaschine (Lokomotive) kam davor und mit ihr flog
der lange Wagenzug wie der Wind dahin. (Gewöhnlicher
Zug, schnell-, Kurier-, Personen-, Güterzug.) In
den meisten Personenzügen befindet sich ein Wagen, der zu
einer Poststube eingerichtet ist. Die Beamten in derselben
g«den bei der Ankunft in jedem Orte (Station, Bahnhof)
die für denselben bestimmten Gegenstände an das Posthaus
ab und nehmen andere zur Weiterbeförderung an.
So werden Briefe, Gegenstände aller Art, Tiere und
Menschen vermittelst der Eisenbahn, und wo dieselbe noch
nicht ist, durch die Post und die Frachtwagen durch das
ganze Land befördert, nur nicht in diejenigen Länder und
Erdteile, von denen uns das Meer scheidet. Um dorthin
zukommen, bedient man sich der Schiffe. Entweder werden
dieselben wie die Eisenbahnen durch Dampfmaschinen fort-
getrieben (D ampfsch iffe), oder durch deu Wind, vor welchem
man auf dem Schiffe große, verstellbare Segeltücher zwischen
hohen Bäumen (Masten) ausspannt (Segelschiffe). Schiffe,
welche die in fremden Ländern gekauften Waren zu uns,
oder unsere Waren in fremde Länder bringen, heißen Kauf-
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TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
228
gesetzt — die einzigen Signale, die noch nicht versagen. Die große Menge
tappt sich mit den Händen an den Hausmauern hin oder rettet sich
auf einen Omnibus. hier auf dem verdeck kommt es einem vor,
als schwämme man in einer merkwürdigen Wolkenregion. Unter uns
ist alles verschwunden, über uns sehen wir ganz deutlich die Dächer
und die oberen Stockwerke der Häuser. Die dichte, in der Straße lagernde
Nebelschicht ist nämlich nur 6—9 m hoch. Die beiden Wagenströme
stehen niemals still, sondern mäßigen nur ihre Fahrgeschwindigkeit
vom Trab zum Schritt. Auf den Straßenkreuzungen und den freien
Plätzen wimmelt es von Fuhrwerken, die aus dem Nebel auftauchen
und wieder darin verschwinden in entsetzlichem, scheinbar regellosem
Wirrwarr.
Tin schwerer Fog hemmt den Geschäftsverkehr stets aufs schlimmste,
und es ließe sich kaum voraussagen, welche traurigen Folgen es ha-
den müßte, wenn ein undurchdringlicher Nauchnebel die Stadt un-
unterbrochen mehrere Wochen lang in seiner dämonischen Gewalt
behielte. Ts ist schon eine bedenkliche Tatsache, daß diese Uebel mit
jedem Jahr häufiger, länger anhaltend und schwärzer zu werden
scheinen — was die natürliche Folge einzig davon ist, daß man im
Themsebabel jedes Jahr mehr und mehr Steinkohlen verbrennt.
Londons rußiger Uebel hat jedoch auch gewisse Verdienste. Tr
verschwindet oft aus ebenso schnelle und unerklärliche Weise, wie er
gekommen war, und gewöhnlich erstreckt sich seine Heimsuchung nicht
gleichzeitig auf alle Stadtteile. Man kann rabenschwarze Uacht oben
im nordwestlichen Villenviertel haben und hellen Tag eine halbe
Wegstunde weiter südlich in den altertümlich engen und krummen Ge-
schäftsstraßen der westlichen Titp.
128. Frankreichs Erwerbsquellen.
Von Julius Tischendvrf.
Frankreich ist von der Natur sehr begünstigt, denn es ist offen
O für den Weltverkehr, hat einen fruchtbaren Boden und eilt
mildes Klima. Diese Vorteile verstehen die Franzosen wohl aus-
zunutzen. Sie machen sich das Meer dienstbar, das ihre Küsten
bespült und treiben Fischfang, Schiffahrt und Handel.
Der Fischfang liefert Heringe, Schellfische und Sardinen in
großen Mengen. Letztere werden in der Mündung der Loire ge-
fangen, in Ci eingelegt und dann in wohlverschlossenen Blechdosen
in alle Welt verschickt. Das Meer gewährt außerdem auch Austern,
Miesmuscheln, Krabben und Hummern. Eine großartige Anstern-
zucht befindet sich auf der Insel Re.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Julius_Tischendvrf
Extrahierte Ortsnamen: Londons Frankreichs Frankreich Schellfische
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auch nur etwas von ihr hat, nur etwas vom stillen Weiterleben
des Gewesenen, der wird es verstehen, daß wir sagen: Wir
haben eine alte Verwandte besucht, alt, aber nicht tot!
131» X)cr Sue3&anal. Don Stephan und Ueumann.
12. März 1885 fuhren wir in den Busen Von Suez ein, und
^ die Fahrt durch diesen Busen gehört zum Schönsten der ganzen
Reise. Der Sind war zwar nicht sichtbar, jedoch benachbarte Berge,
und dann war die See so ruhig und klar wie ein Spiegel. Rechts
und links konnte man die Rüste verfolgen, sich auch vorstellen, wo
etwa die Israeliten vorbeigezogen waren. Rm 15. März mittags
2 Uhr fuhren wir in den Ranal ein. Die Fahrt durch den Ranal
war äußerst angenehm und unterhaltend. Er ist so schmal, daß zwei
Schiffe sich nicht ausweichen können. Darum gibt es alle zwei Stunden
Haltstationen wie auf der Eisenbahn. Rn diesen Haltestellen sind
große Bassins, wo zwei und mehr Schiffe bequem Rufnahme findn
können. Wenn schon ein Schiff auf der nächsten Strecke den entgegen-
gesetzten Weg kommt, hat man hier zu warten. Rn einer solchen
Haltestelle fuhren einmal zwölf Schiffe an uns vorüber, darunter ein
prächtiges französisches Rriegsschiff, das Truppen nach Ehina zu be-
fördern hatte. Es darf nur ganz langsam gefahren werden, und so
rannten auf dem naheliegenden Ufer Rinder mit uns und bettelten
um irgend etwas. Wir warfen Grangen und dergleichen hinüber,
und die Rinder balgten sich um die Gegenstände. Die Fahrt durch
den Ranal kostet das Schiff ein schön Stück Geld, etwa 30 000 Mark,
aber die Rosten für die Instandhaltung dieses Wunderwerks müssen
auch ganz riesig sein, denn es handelt sich um einen steten Rampf
gegen die Versandung.
Durch die Verschiedenheiten der Gezeiten im Mittelländischen und
Roten Meer entsteht eine Verschiedenheit in der höhe des Wasser-
standes und dadurch natürlich eine Strömung an den beiden Enden
des Ranals, die der Schiffahrt zugute kommt. Dann und wann
begegnet man gewaltigen Baggermaschinen (dredging machines), die
das Bett des Ranals säubern müssen. Man gibt sich sehr viele Mühe,
die Rbhänge rechts und links vom Ranal anzupflanzen, um dem
herabrutschen von Sand Einhalt zu tun.
Die Stadt Ismailia bildet eine wahre Gase. Ein reizender Palast
des Rhedive wurde da erbaut, hauptsächlich für die fürstlichen Persönlich-
keiten, die im November 1870 an der Eröffnung des Ranals teil-
nahmen. Ferdinand v. Lesseps, der Erbauer des Ranals, hat auch ein
Haus dort. Die beiden Bitterseen, die man durchfährt, waren nahezu
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235
eingetrocknet zu 2—3 m Salz, ehe der Nanal erbaut worden war.
Durch Hereinleitung von Wasser aus dem Noten Meer löste sich das
5alz auf, und über 2 m Tiefe waren gewonnen. Die Länge des
ganzen Kanals beträgt etwa 100 englische Meilen, die gewöhnlich in
15 Stunden zurückgelegt werden.
Der Gedanke, eine Wasserstraße zwischen dem Mittelländischen
und Noten Meer herzustellen, ist uralt. Die ersten versuche zur Her-
stellung einer Wasserstraße zwischen dem Nil und dem Noten Meer
oder wenigstens dem Timsahsee werden Nmenemhat Iii. zugeschrieben,
der um 2zoo v. Thr. lebte. Jedenfalls ist es sehr wahrscheinlich, daß
lange vor Namses Ii. ein Nanal in dieser Gegend bestand. Namses Ii.
ließ sodann weiter an dieser Verbindung arbeiten. Nach langen Jahr-
hunderten hat erst Napoleon I. wieder bei seinem ägyptischen Feldzug
den Gedanken an eine Verbindung beider Meere ins Auge gefaßt
und Vorstudien machen lassen. Lin seltsamer Irrtum, der damals den
Gelehrten zustieß, nämlich die Meinung, daß der Spiegel des Noten
Meeres Io in höher liege als das Mittelländische Meer, konnte aus
die Dauer nicht von der Nusführung abschrecken. Der Mann, der
das unsterbliche verdienst sich erworben hat, den großen Gedanken
fest ins Nuge gefaßt und trotz unerhörter entgegenstehender Hindernisse
zur Nussührung gebracht zu haben, war der Franzose Ferdinand v.
Lesseps. Seit er im Jahre 1831 bei seiner ersten Ankunft in Ägypten
aus Langeweile den Bericht über den Isthmus von Suez aus der
napoleonischen Zeit las, ließ ihn der Gedanks nicht mehr los.
Wer Wüsten unter einem heißen Himmelsstriche gesehen, kann
allein das Maß der Schwierigkeiten in vollem Umfange würdigen,
die sich der Vornahme größerer Arbeiten entgegenstellen. Alles
Material, alle Werkzeuge, ferner Maschinen, Nohlen und Eisen
mußte man von Europa kommen lassen. Buch der in Ägypten ohne-
hin fühlbare Mangel an holz war ein bedeutendes Hindernis. Da
die Leinwandzelte nicht ausreichten, ließ man Holzbaracken aus
Frankreich kommen. Besondere Schwierigkeit machte die Wasserzufuhr.
Durch Wasserdestilliermaschinen suchte man das brackige Wasser des
Mensaleh-Sees trinkbar zu machen, wiewohl die an das herrliche Nil-
wasser gewöhnten Fellahs diesem Wasser keinen rechten Geschmack
abgewannen. Buch reichte dieses Wasser nicht aus, man mußte Nil-
wasser an Grt und Stelle bringen. Im Jahre 1862 waren von den
1800 Lastkamelen der Gesellschaft allein 1600 zum täglichen Trans-
port des Trinkwassers für 20 000—25 000 Nrbeiter in Anspruch ge-
nommen. viertausend Wassersässer waren in einer zum Transport
auf Namelen geeigneten Form für diesen Zweck hergestellt worden.
Der Wasserverbrauch des einzelnen Mannes kostete täglich fast 40 Tent.,
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Ferdinand_v Ferdinand
279
Nordfrankreich entsprechen einander in der Zonenlage, daher
auch im Klima. Norddeutschland hat nichts Ähnliches in
Frankreich, Südfrankreich nichts in Deutschland; Frankreichs
Eigentümlichstes liegt also im Süden, Deutschlands im Nor-
den. Nordfrankreich wäre dafür Norddeutschland näher gerückt
durch das Meer und das gemeinsame Tiefland, wenn nicht
Belgien dazwischen läge, dessen ausgezeichnete, tief in der
Richtung auf Deutschland einschneidende Scheldebucht den
nordwestlich gerichteten Verkehr Deutschlands mächtig an-
zieht. Die Linie Berlin—paris schneidet Brüssel. Belgien,
überwiegend germanisch, aber leider auch überwiegend fran-
zösiert, wird dem deutschen Verkehrsorganismus als Weg zum
Meer für dessen gewerbtätigste Provinzen immer enger ange-
gliedert, Luxemburg ist durch die Eisenbahnen und indu-
striell ein Teil dieses Organismus, was die Zugehörigkeit zum
Zollverein verbrieft.
Von Aachen bis zum Dollart legen sich die Niederlande
vor Deutschland, das sie von den Maas- und von den Rhein-
mündungen trennen. Dadurch entsteht Deutschlands unorga-
nischste, in jedem Sinne schlechteste Grenzstrecke. Belgien,
Luxemburg, die Niederlande sind Stücke des alten Lothringen
und des jüngern Burgundischen Reichs, und deshalb sind sie
Länder der deutsch-französischen Übergänge, Übergriffe, Kämpfe
und Verdrängungen. In dieser Hinsicht haben sie viel Ähn-
liches mit Elsaß-Lothringen und der Schweiz. Daß die Schweiz,
Belgien und Luxemburg neutrale Staaten sind, macht, daß sie
wie große Seen an unserer Grenze liegen. Solange diese Neu-
tralität aufrecht erhalten wird, liegt darin eine Verbesserung
unserer Lage zu diesen Ländern, die unser Reich wie herab-
gefallene Trümmer einen alten Turm umlagern.
Als letzten Nachbarn müssen wir Dänemark nennen,
das sich unmittelbar nur in einem schmalen Streifen der Cim-
brischen Halbinsel mit Deutschland berührt. Der Schwerpunkt
Dänemarks liegt aber auf den Inseln, von denen Fünen in
Sicht der schleswigisch-jütischen Grenze, Seeland vor dem Ein-
gang in die Ostsee, Bornholm der Odermündung gegenüberliegt.
Da eine Nachbarschaft immer auch eine lebendige Be-
ziehung ist, müssen alle Staaten, die Deutschland umgeben,
auf Deutschland wirken, und Deutschland muß mit Gegen-
wirkungen antworten. Das ist das Leben, die Größe und die
Gefahr eines zentralen Landes. Für Deutschland liegt in
seiner mittlern nachbarreichen Lage ebensowohl Schwäche
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Ortsnamen: Nordfrankreich Norddeutschland Frankreich Deutschland Frankreichs Deutschlands Nor- Nordfrankreich Norddeutschland Deutschland Deutschlands Belgien Luxemburg Aachen Deutschland Maas- Rhein- Deutschlands Belgien Luxemburg Lothringen Belgien Luxemburg Deutschland Seeland Ostsee Bornholm Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland
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vor allem die Quellen, die uns den wunderbaren Leuchtstoff tiefern,
und von dort bezieht auch Deutschland durch das Verkehrsmittel
der überseeischen Schiffahrt den größten Teil seines Bedarfs an
Petroleum, im Jahre 1909 rund 763 000 Tonnen für 54 Millionen
Mark bei einer Gesamteinfuhr von 1 117 000 Tonnen im Werte von
83 Millionen Mark.
Während wir uns aber anschicken, uns in unser Buch zu vew
tiefen, regt sich gleichzeitig noch ein Bedürfnis bei uns, dem die
meisten erwachsenen Männer heutzutage mehr oder minder unter-
worfen zu sein pflegen: es verlangt uns zu rauchen. Flugs also zum
Pfeifchen gegriffen. Unser Pfeiflein ist billig, und sein Inhalt wird
wahrscheinlich märkischer oder pfälzischer Erde oder sonst einer vater-
ländischen Gegend entstammen; es wäre aber um die Wohlfeilheit
vermutlich schlecht bestellt, wenn alle Raucher auf das heimische
Kraut angewiesen wären, für dessen Anbau innerhalb Deutschlands
nur in begrenztem Umfange passende Naturbedingungen vorhanden
sind. Der Verbrauch an Tabak betrug in Deutschland im Jahre
1908 annähernd 110 000 Tonnen, die einheimische Erzeugung etwa
28 000; es ergab sich also eine durch Einfuhr zu beschaffende Menge
von mehr als 80 000 Tonnen, d. h. von fast drei Vierteln des ge
samten Verbrauchs. Die Einfuhr aber vollzieht sich auch hier so gut
wie ausschließlich auf dem Seewege, und zwar beteiligen sich an ihr
die verschiedensten Erdgebiete.
170. Thalatta! Thalatta!
Thalatta, Thalatta — das Meer, das Meer! Seit mehr als 2000
Jahren geht dieser gewaltige Schrei der zehntausend Grie-
chen durch die Weltgeschichte. Öffne das Buch der Geschichte,
wo du willst: aus jedem Kapitel, nun wilder, nun leiser, tönt
es: Thalatta! — Thalatta!
Jene Griechen hatten Unsägliches in den Ebenen und Ge-
birgen von Kleinasien gelitten. Sie verzweifelten daran, noch
einmal die Weite zu gewinnen. Sie glaubten ersticken und
verderben zu müssen in der Enge dieses feindlichen Landes,
seiner kleinen Straßen und seiner noch kleineren Menschen.
Sie waren müde und nahe am Versanden wie ein Strom, den
Moräste und Sandmisten hemmen, den Kanäle entkräften, und
den die Küste aufschluckt, noch ehe er das erlösende Meer
erreicht hat. Da plötzlich von einem Hügel herab sehen die
vordersten der Armee, staubbedeckt und bleich, eine ferne
weiße blitzende Linie unten am Himmel. Sie schimmert wie
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Extrahierte Personennamen: Thalatta
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Deutschland Thalatta Kleinasien
314
Ursprünglich war auch sie als Hochbahn geplant; aber die
Bewohner des .vornehmen Westens und die Stadtverwaltungen
von Schöneberg und Charlottenburg wollten ihre schönen Stra-
ßenzüge überführungsfrei halten. So entschlossen sich Siemens
& Halske zum Bau der Strecke als Unterpflasterbahn.
Die Ausführung stieß auf die allergrößten Schwierigkeiten.
Man hatte einen wahren Riesenkampf mit dem Grundwasser
zu führen, das hier sehr hoch steht und sehr mächtig ist. Das
Grundwasser bot nicht das einzige Hindernis. Der Boden jeder
Großstadt ist geradezu durchsetzt mit Wasserleitungsröhren,
Abzugskanälen für die Kanalisation, Telephonkabeln und Kabeln
der Elektrizitätswerke. — man spricht nicht mit Unrecht von
einem „unterirdischen Berlin“. Alle diese Röhren, Kabel, Ka-
näle, welche die Bahn kreuzten, mußten bei der Ausschachtung
der Baugrube berücksichtigt und verlegt werden Es mußten
ferner die Straßenbahngleise, die sie berührte, bald rechts,
bald links verschoben, es mußten für alle Querstraßen provi-
sorische Brücken hergestellt werden. Dann wurden die Eisen-
konstruktionen eingebaut, mit einer Pfeilerreihe in der Mitte,
die die beiden Geleise scheidet, und endlich wurde die Decke
durch eiserne Querträger und Betonschichten geschlossen — der
Tunnel war fertig.
Es fährt sich in den hellerleuchteten Wagen sehr gut; die
Luft im Tunnel ist vorzüglich, und er ist vollkommen wasser-
dicht. Vom Nollendorfplaß erreicht man in kaum zwei Minuten
die schmucke unterirdische Haltestelle auf dem Wittenbergplatz,
in nicht viel längerer Zeit den vorläufigen Endbahnhof am Zoo-
logischen Garten. Steigt man von ihm aus die Treppen hinan,
so sieht man erst, wie vorsichtig die Tunnelbahn die Kaiser-
Wilhelm-Gedächtnis-Kirche umgangen hat. Versuche haben er-
geben, daß eine Störung des Gottesdienstes in dieser durch
den Betrieb ganz ausgeschlossen ist; man hört in der Kirche
von dem Geräusch der Züge gar nichts.
Mit der Eröffnung der Hoch- und Untergrundbahn ist
Berlin um ein ausgezeichnetes Verkehrsmittel bereichert worden,
um einen Verkehrsweg, der sehr stark benutzt wird. Aber so
willkommen er ist, es kann bei ihm nicht sein Bewenden haben.
Der sich stetig steigernde Verkehr zwingt schon seit Jahren
dazu, auf die Anlage von Hoch- und Untergrundbahnen im
Innern der Stadt zu sinnen, um die Straßen selbst von der
oft beängstigenden Flut der Fuhrwerke einigermaßen zu ent-
lasten.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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236
die tägliche Gesamtausgabe hierfür 8000 Franken. Deswegen bestrebte
man sich, vor allem den Süßwasserkanal vom Nil her nach 5uez zu
vollenden. Line Zeitlang arbeiteten 15 000 Mann an diesem Kanal,
selbst in allen mondhellen Nächten. Im Dezember 1863 war er
fertig, und das Nilwasser durchströmte die bis jetzt trostlose wüste,
ein Ereignis, das von den Fellahs und Beduinen mit großer Be-
geisterung begrüßt wurde.
Der 16. November 1869 sah die feierliche Eröffnung des Suez-
kanals in Gegenwart des vizekönigs, der Kaiserin Lugenie, des
Kaisers von Österreich, des Kronprinzen von Preußen und des Prinzen
Heinrich der Niederlande. Der Kanal hat die auf ihn gesetzten
Erwartungen weit übertrosfen. Er hat eine Länge von 160 km
und bei der Eröffnung eine Breite von 58—100 m am Wasserspiegel
und von 22 m auf der Grundfläche und eine Tiefe von 8 m. Im
Jahre 1884 wurde eine Erweiterung um 15 m und eine Vertiefung
auf 8,5 m beschlossen. Das Werk war ungeheuer kostspielig gewesen.
Die ursprünglich angenommenen 200 Millionen Franken reichten nicht
zur Hälfte. Bis zum Jahr 1892 wurden auf den Kanal 566 Millio-
nen Franken verwendet. Manche Kritiker bezweifelten noch bei der
Eröffnung die Rentabilität des Kanals. In den ersten zwei Jahren
wurden nicht die verwaltungskosten gedeckt, aber im Jahre 1908
betrugen die Einnahmen rund 87 Millionen Mark und die Ausgaben
nur 30 Millionen. Der Schiffsverkehr hat sich auch gewaltig gehoben.
Im Jahre 1870 gingen durch den Weltkanal 486 Schiffe, im Jahre
1908 aber waren es 3795. Die Zahl der Passagiere stieg von 1870
bis 1908 von 26 758 auf 218 967.
Da die Benutzung des Kanals früher nur zur Tageszeit möglich
war, beschloß man, eine elektrische Beleuchtung des Wasserwegs ein-
zurichten, um auch die Nachtfahrt möglich zu machen; seitdem hat
der Nachtverkehr rasch zugenommen, und die Fahrtdauer beträgt nur
noch 15—22 Munden.
Der Kanal hat dem Schiffsverkehr einen großartigen Nufschwung
verliehen, namentlich der Verkehr nach dem fernen Osten und Australien
hat sich bedeutend gehoben, auch die Kolonialpolitik der letzten Jahrzehnte
namentlich im Osten Asiens ist erst durch den Kanal möglich geworden.
132. Erlebnisse eines Fremdenlegionärs.
Don Theodor ijabtcfyer.
3m Werbebureau. Nach Marseille.
Es mochte gegen Mittag sein, als ich die Grenzwache der Stadt
Belfort passierte. Ich meldete mich in der Gendarmeriekaserne.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Lugenie Heinrich Heinrich Theodor
328
kennen. Es kommt hier zunächst die Abkürzung der Fahrt zwischen
den wichtigen Hafenplätzen an der Nord- und Ostsee in Betracht.
Die Wegkürzung für alle Schiffe, welche aus der Nordsee nach
Häfen östlich Rügen fahren, beträgt für den Verkehr von Hamburg
aus 425 Seemeilen oder 45 Stunden Zeitersparnis, von Bremer
haven aus 323 Seemeilen oder 32,5 Stunden Zeitersparnis, von
Amsterdam aus 283 Seemeilen oder 23 Stunden Zeitersparnis, voll
London aus 239 Seemeilen oder 22 Stunden Zeitersparnis.
Diese Zeitersparnis kommt indessen nicht allein in Betracht.
Nicht minder schwer füllt die Tatsache ins Gewicht, daß die Fahrt
um das Kap Skagen, die Nordspitze Dänemarks, anerkanntermaßen
äußerst gefahrvoll ist, fo gefahrvoll, daß die Versicherungen für sie
besonders hohe Prämien fordern. Aus den Jahren 1858 bis 1885
werden für diesen „Kirchhof der Schiffe" 6316 Strandungen ver-
zeichnet. Es ist daher erklärlich, daß ein großer Teil der Fahr-
zeuge, die früher den Weg um Kap Skagen nahmen, jetzt den Kanal
benutzen.
Für die Mündungen boten sich von selbst auf der Ostseite die
herrliche Kieler Bucht mit dem trefflich geschirmten Kriegshafen, auf
der Westseite die breite und tiefe Elbmündung. Zwischen diesen
beiden Endpunkten führt denn auch der Kanal in einer Längenaus-
dehnung von 98,6 km, die von den Schiffen in zehn bis höchstens
dreizehn Stunden zurückgelegt werden. Auf der ganzen Strecke ist
die Fahrt durch seine Schleuse unterbrochen; nur an beiden Mün-
dungen mußten großartige Schleusenwerke eingeschaltet werden, um
der Ebbe und Flut in der Elbmündung, dem zuzeiten wechselnden
Wasserstand in der Ostsee Rechnung zu tragen.
Wie doch die Hand des Menschen eine Gegend zu verändern
vermag! Eine weite grüne Talflüche war es einst, in der bei
Holtenau der schmale alte Eiderkanal der Kieler Förde zufloß.
Heute steigt an der gleichen Stelle der mächtige Bau der Ostschleuse
des neuen Kanals empor, weit überragt von dem prächtigen Ein-
fahrtsleuchtturm, umgeben von zahlreichen Dienstgebäuden, Don einer
jungen schmucken Ortschaft.
Die Schleusen sind Meisterwerke der Wasserbaukunst. Zwei
gewaltige, 150 m lange, 25 m breite Kammern liegen nebeneinan-
der, die eine für gewöhnlich zum Einlaß, die andere zum Auslaß
bestimmt. Auf einer ungeheuern Betonschicht von sieben Meter
Mächtigkeit aufgebaut, umgebeil und trennen gewaltige Mauermaffen
diese Kammern; wie in den Stollen und Schächten eines Bergwerks
kann inan in den Mauern umherwandern; sie sind von ganzen Sy-
stemen großer und fseiner Einflußkanäle, von Gängen für die Rohr-
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Kanalbau die allergrößten Schwierigkeiten bereitet hat. Das
nächste große Bauwerk auf der Strecke Rendsburg-Brunsbüttel ist
die Brücke von Grünental, zugleich das schönste Bauwerk längs des
ganzen Kanals. In einein einzigen ungeheuern Bogen von 156,5 in
lichter Weite überspannt die Brücke, auf der die westholsteinische
Bahn über den Kanal geführt wird, den Wasserlauf; 42 m hoch
liegt die Unterkante der Fahrbahn über dem Spiegel des Kanals,
so daß auch die höchstbemasteten Schiffe sie ohne Schwierigkeit
passieren können. 10 Irin etwa westlich Grünental tritt der Kanal
in neue weite Moorslächen. Er strebt dann in fast schnurgerader
Richtung durch das reiche Marschgebiet der Elbniederung seiner
Westmündung bei Brunsbüttel zu. Herrlich ist der Ausblick von
der Höhe der Brunsbütteler Schleuse herab, über den Vorhafen
hinweg weit hinüber auf den breiten Elbstrom. Kraftvoll strecken
unten die beiden Molen der Kanalmündung ihre granitnen Glieder
mit schön geschwungenen Bogen in den Fluß vor, die einlaufenden
Fahrzeuge zu leiten und zu schirmen. 131 kl lang ist die westliche,
mehr als doppelt so lang die östliche, von deren umbrandetem Ende
ein Leuchtturm sein grünes Feuer weit über die Wasserfläche wirft.
Was aber damals Kaiser Wilhelm I. in jene Urkunde aufneh-
men ließ, die bei der Feier des Baubeginns in den Grundstein ge-
bettet wurde, wird immer mehr in Erfüllung gehen: „Möge der Bau
dem deutschen Vaterlande, möge er den Elbherzogtümern zu Heil
und Segen gereichen! Möge durch ihn das Gedeihen der deutschen
Schiffahrt und des deutschen Handels, die friedliche Entfaltung des
Weltverkehrs, die Stärkung der vaterländischen Seemacht und der
Schutz unserer Küsten kräftig gefördert werden!"
166. Im Hafen von Hamburg.
Von Wilhelm Dittmer.
Hd>as die Natur aus der weiten Erde erschaffen hat, was Völker
erdacht, kultiviert und geerntet haben, das füllt die endlosen
Schuppenreihen bis auf den letzten Platz.
Der süßliche Geruch von Rosinen, Feigen und Wachs mischt
sich mit dem herben Geruch der Gerbstoff-Eicheln in dem dunkeln-
den Schuppeninnern, Gerüche aus der Türkei, Palästina, Smyrna.
Der palästinische Wein liegt reihenweise in großen Fässern. Hoch-
aufgestapelte Gütermengen, in allerlei orientalischen Verpackungen,
denen orientalischer Geruch von Rosinen, Wolle und Fellen ent-
strömt, umgeben breitgelagerte Mengen von Eisenschienen und Eisen-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_Dittmer Wilhelm