Die Revolutionskriege.
359
Kunst des Krieges hatte ihre Bedeutung verloren.
Wenn die geworfenen und auseinander gesprengten
Haufen dennoch nicht fliehen, sondern sich immer
wieder sammeln und immer von Neuem anstür-
men, so lange noch Lebende übrig sind; wenn keine
Schrecken des Todes sie von dem Kampfplatze ver-
scheuchen können; so muß wohl am Ende die
Mehrzahl siegen. Die ermüdeten Oesireicher mit
ihren Verbündeten, den Engländern, Holländern
un? Hannoveranern, wurden endlich am 22. May
bei Tournay von Prche^ru und anr 26. Iuny
bei Fleurus'von Jourdan tn blutigen Schlach-
ten geschlagen. In der letzteren raffte der franzö-
sische Feldherr den Sieg, den er schon verloren,
dadurch wieder an sich, daß er einen seiner Adju-
tanten in einem Luftball in die Höhe steigen ließ,
um die Stellung des Feindes genau zu erforschen,
und dann, aus besten Bericht, den Kampf wie-
der erneuerte.
Seit diesen Siegen nahm das Glück der fran-
zöstschen Waffen seinen unaufhaltsamen Lauf gegen
Holland und gegen den Rhein. Die eroberten
Platze in Frankreich, Landrecy/ Quesney, Va-
lenciennes und Condee., gingen nach einander wie-
der verloren; dazu nahmen die Franzosen schon
am 9. Iuly Brüssel in Besitz, und nanden im
Herbst an den Ufern der Maas und Waal. Diese
schienen ihren Fortschritten endlich ein Ziel zu
setzen ; außerdem hatte man die Schleusen der
Damme geöffnet, um Holland durch eine große
Ueberschwemmung zu schützen. Da trat aber die
Natur selbst zu Gunsten des siegreichen Volkes
in's Mittel, und bahnte ihm den Weg über Fluffe
uild Seen und Moraste. Der Winter von 1794
auf 95 war sehr st-eng; schon im December waren
alle Gewässer niit dickein Eise belegt, und über
diese bietten , festen . Brücken zog das französische
Heer rn'.r dem neuen Jahre in Holland ein; am
17. Januar erschien es in Utrecht, am -9.
in Amsterdam. Dem Erbstatthalter blieb nichts
ubttg, als mit den Seuugen nach England zu
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Extrahierte Personennamen: Jourdan Iuly_Brüssel
Extrahierte Ortsnamen: Holland Rhein Frankreich Holland Holland Utrecht Amsterdam England
Siebenjähriger Krieg.
299
Franzosen entrissen. Ferdinand hatte sich zwar
jenseits des Rheines mit seiner kleinen Schaar
nicht behaupten können, aber am Ende des Feld-
zuges zwang er doch die Franzosen, ihm das ganze
rechte Ufer des Niederrheins zu lassen, und ihr
Winterlager zwischen dem Rheine und der Maas
zu nehmen.
55. Das Jahr 1759,
Minden. Kunersdorf. Maxen.
Das folgende Jahr sollte dem, eben aus großes
Gefahren erröteten, Könige das herbesse des ganzen
Krieges werden. Die Hoffnung, ihn endlich doch
zu überwältigen, trieb seine Gegner zu verdoppel-
ten Anstrengungen. Die ostreirbsg en Heere wur-
den trefflich ergänzt; ja, sie er chienen mit jedem
neuen Jahre des Krieges schöner ans dein Kampf-
plätze, weil die Ergänzungen aus der kräftigsten Ju-
gend oer Erblander genommen und gut geübt wa-
ren, uwd weil die jungen Krieger in den zahl-
reichen Schaaren der alten und erfahrenen bald
mit dem rauhen Leben des Feldlagers bekanntz
wurden. Bei der Starke der össreichfchen Heere
war, der blutigen Schlachten ungeachtet, doch eiy
solcher beträchtlicher Kern alter Krieger übrig ge-
blieben. In Friedrichs kleinerem Heere dagegen,
und welches bald mit Oestreichern, bald Ruffen,
Franzosen, Schweden und Reichsvölkern kgmpfey
niußie, war die Zahl derer, d:e das Schwerdc
und die Krankheiten übrig gelaffen hatten, sehr
gering; es bestand größientheils aus Neugeworbc-
nen. Und so schnell auch die Landeskinder, ti?
oft noch im Knabenalter in die Reihen traten,
den Geist und die Ehre des Krieges in sich auf,
nahmen, ja oft die Alten i,n. kühner Verachtung
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Maxen Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Minden Friedrichs Schweden
Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht. 4*3
- 1 t
war die Trauung mit der Erzherzogin Marke
Louise) ; wurde der Vkcekönig von Italien zum
künftigen Nachfolger des Fürsten Primas, nun
Großherzogs von Frankfurth, ernannt; wurde Hol»
land, nachdem der König Ludwig die Krone nie-
dergelegt hatte, weil er nicht das Werkzeug in
seines Bruders Hand zum Verderben feine- Volkes
seyn wostte, ganz mit Frankreich vereinigt, —
„weil Holland nichts sey, als eine Anschwemmung
des Rheins, der Maas und Schelde, der großen
Pulsadern des französischen Reiches.n Und end-
lich , zum Beweise, daß er nun Alles könne, wo-
nach ihn gelüste, und daß er gar keine Rücksicht
mehr nehme, beschloß Napoleon plötzlich, das ganze
nordwestliche Teutschland, was am Ausflüsse der
Weser, der Ems und der Elbe liegt, mit den al
ten freien Handelsstädten Bremen, Hamburg
und Lübeck, auch mit Frankreich zu vereinigen.
„Der Schleichhandel, der an diesen Küsten und
von diesen Städten mit England getrieben werde,"
mußte der Vorwand dazu seyn. So war Teutsch-
land seiner Küsten und seines Seehandels beraubt
und der Strom, der noch immer das eigentliche
französische Reich von Teutschland gesondert hatte,
war durch eine so willkührliche, bloß von der Laune
gezeichnete, Länder und Flüsse queer durchschnei»
dende Linie überschritten, daß man offenbar sah,
es sey dieses nur die Einleitung zu noch größeren
Gewalrschritten, und ein Stück Teutschlands nach
dem andern werde in den Abgrund hinabgezogen
werden.
Was jedoch der neu errichteten, langst alle
Schranken der Mäßigung überschreitenden, Macht
einzig auch über das Leben des Stifters hinaus
eine feste Dauer hätte gewähren können, die Be-
festigung derselben im Glauben und im innigsten
Gemüthe der Völker, das hatte Napoleon nie ver-
standen; jetzt that er, was diesen Wirkungen am
schroffsten entgegen war. Schon von Wien aus
im Jahr 1609 hatte er den Papst, den allge-
meinen Vater der katholischen Welt, der in dem
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Großherzogs_von_Frankfurth Ludwig_die_Krone Ludwig Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Holland Rheins Bremen Hamburg Frankreich England Wien
124 m. Ztr. Karl der Große bis Heinrich I. 768- 919.
In den folgenden Jahren ließ er nur Streifzüge
gegen sie machen; sein Heer blieb inveß in Süd-
teutschland stehen und arbeitete an einem Kanäle
zwischen dem Mayn, der Altmühl und Rednitz, der,
wäre er vollendet, die Nordsee, durch den Rhein,
mit der Donau und so mit dem schwarzen Meere in
Verbindung gebracht haben würde; ein wichtiges,
weit aussehendes Werk für den Handel! Aber un-
günstige Witterung und Hindernisse des Bodens,
vorzüglich aber die Ungeschicklichkeit feiner Werkleute,
die nicht einmahl das Sumpfwasser an den Orten,
wo gegraben wurde, abgeleitet und die Wände des
Kanales gegen das Einstürzen zu sichern verstanden,
vereitelten das Werk. Und daß er nicht die Avaren
von Neuem angriff, und sich den Weg nach Konstan-
tinopel öffnete, daran war ein neuer Aufstand der
Sachsen Schuld. Diesen, die nicht lange Kriegs-
züge, sondern nur schnelle Streifereien kannten und
liebten, war die beschwerliche Heeresfolge in so ent-
fernte Gegenden überaus lästig. Sie weigerten sich
derselben und hinderten auch die Friesen daran. Da-
her mußte der König wiederum mehrere Streifzüge
in ihr Land thun, auf denen er 797 bis an den
Ocean zwischen Elb- und Wesermündung kam.
Endlich, im Jahr 3o3, wurde der Friede mit
den Sachsen zu Selz fest und auf immer geschlossen.
Sie entsagten dem Götzendienst, vereinigten sich ganz-
nlit dem fränkischen Reiche, und erhielten dafür,
daß sie frei seyn, und nach ihren Gesetzen durch Gra-
fen und königliche Sendboten regiert werden sollten,
wie Allemannen und Baiern. Es ist dieses also eher
ein Vertrag des sächsischen Stammes mit König
Karl, ald erne Unterwerfung zu nennen; und sie hat-
ten solchen ehrenvollen Ausgang ihres langen Frei-
heitskampfes durch die Standhaftigkeit, mit der sie
ihn geführt, wohl verdient. Aber auch Karls Be-
harrlichkeit ist zu bewundern:, denn, wenn er auch
die größere Zahl und die Ueberlegenheit der Kriegs-
kunst auf seiner Seite hatte, so hatten sie dagegen
die Vortheile des Bodens und der Wälder und
Sümpfe, wie ehemahls in ihrem Kampfe gegen die
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Extrahierte Personennamen: Karl Heinrich_I. Karl Karl Karls
101
D'e i&xfofytn kss Là äks.
Lek Mttetung Hollands und Ztal/ens hörte, fuhr
zornig auf und rief: „Ha! Was denken die
Feinde? Zch bin jetzt naher an W-en, als sie an
Parrs!" — In seinem Heere tönte dieses ver-
messene Wort wieder und Paris jubelte noch eln-
mayl laut über feinen zweimaligen Erretter, dem
es nun mit ganzer Seele anzuhängen sich wiede»:-
um vornahm.
Wie bald aber waren solche Vorsätze von dem
leichtfertigen Volke vergessen, und wie schnell än-
derte sich die ganze Gestalt der Dinge! Wer sie
schon jetzt mit ruhigem Auge betrachtete, konnte
Napoleons ausschweifende Hoffnungen nicht thei»
len. Er brauchte nur die ruhige, feste Haltung
zu sehen, in welcher sich das große Heer auf Tro-
yes und von da nach der Aube zurückzog um sich
wieder mit Blücher zu vereinigen; wre es, wäh-
rend es von Napoleon verfolgt wurde, sich nicht
scheute, zwei Heerhaufen unter Bianchi und dem
Erbprinzen von Hessen Homburg dem General Bub-
na an die Rhone zu Hülfe zu senden, um den
Augereau in seinem Laufe aufzuhalten; wie Blü-
cher mit dem gesammten schlefischenheere gleichfalls
an der Aube angekommen war und mit Schwäre
zenberg zu einer großen Schlacht, wie bei Leipzig,
bereit stand, wenn Napoleon sie wagen wellte.
And während dieser Zeit zogen neue, kraftvolle
Haufen heran: Bülow, nachdem-er Holland und
Belgien erobert hatte, von Norden her; — gegen
Antwerpen und einige andere Festungen blieb der
Herzog von Weimar mit seinem nordteutschen
Heerhaufen zurück; — von dem Niederrhein aber
kamen Winzingerode und Woronzöw mit
Russen, als Vortrab des Heeres vom Kronprin-
zen von Schweden, der, nachdem er Dännemark
zum Frieden gezwungen, auch schon an der V?aat
stand. Wenn dieser auch zögerte in Frankreich ein-
zubrechen, so konnte er doch im Augenblicke der
Gefahr ein starker Rückhalt seyn. Und endlich,
wie wurde gerüstet, ansgehoden, geübt, in den
«eiten Ländern Earopa's; »re wetteiferten die
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Bianchi Napoleon Bülow
Extrahierte Ortsnamen: Hollands Paris Hessen_Homburg Leipzig Holland Belgien Weimar Schweden Frankreich
622 Vii. Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1629.
könne je wieder gebrochen werden. Sie noch mehr zu befestigen,
und in den Augen der Welt auch durch die Verbindung mit einem
ehrwürdigen Fürstenhause gleichsam zu adeln, warb er um die
Kaisertochter in Wien, die Erzherzogin Marie Louise, seine
bisherige Gemahlin Iosephine mußte in eine Trennung wil-
ligen. Der Kaiser Franz brachte das unermeßliche Opfer, und
gab ihm die Tochter. „Für die Monarchie, für das heiligste
Interesse der Menschheit, als Schutzwehr gegen unabsehliche
Uebel, als Unterpfand einer besseren Ordnung der Dinge," —
so heißt es in einer späten: Erklärung Oestreichs, — „ gaben
Se. Majestät, was Ihrem Herzen das Theuerste war, hin, und
knüpften ein Band, welches den schwächer» und leidenden Theil,
nach den Drangsalen eines ungleichen Kampfes, durch das Ge-
fühl einiger Sicherheit aufrichten, den stärkeren und siegreichen
für Mäßigung und Gerechtigkeit stimmen, und so ein Gleichge-
wicht Herstellen sollte, ohne welches die Gemeinschaft der Staa-
ten nur eine Gemeinschaft des Elendes seyn kann. Der Kaiser
Napoleon hatte zu dieser Zeit den Punkt in seiner Laufbahn er-
reicht, wo Befestigung des Erworbenen wünschenswerther wird,
als rastloses Bestreben nach neuem Besitz. Das Gebäude seiner
Größe erhielt durch die Verbindung mit dem ältesten Kaiserhause
der Christenheit, in den Augen der französischen Nation und der
Welt, einen solchen Zuwachs an Festigkeit, daß unruhige Ver-
größerungsplane es forthin nur entkräften und erschüttern konn-
ten. Nach vieljähriger, vergeblicher Anstrengung und unermeß-
lichen Aufopferungen, gab es Beweggründe genug zu dem Ver-
suche, durch Vertrauen und Hingebung Gutes zu wirken, wo
Ströme von Blut bisher nur Verderben auf Verderben gehäuft
hatten."
Wie sah sich jedoch der edelgesinnte Kaiser Franz in diesem
schönen, menschlichen Vertrauen betrogen! Noch in demselben
Jahre, da die neue Verbindung gestiftet war, — (am 2. April
1810 war die Traunng mit der Erzherzogin Marie Louise,) wurde
der Vizekönig von Italien zum künftigen Nachfolger des Fürsten
Primas, nun Großherzogs von Frankfurt, ernannt; wurde
Holland, nachdem der König Ludwig die Krone niedergclegt
batte, weil er nicht das Werkzeug in seines Bruders Hand zum
Verderben seines Volkes seyn wollte, ganz mit Frankreich ver-
einigt, — „weil Holland nichts sey, als eine Anschwemmung
des Rheines, der Maas und der Schelde, der großen Pulsadern
des französischen Reiches." Und endlich zum Beweise, daß er
nun Alles könne, wonach ibn gelüstete, und daß er gar keine
Rücksicht mehr nehme, beschloß Napoleon plötzlich, das ganze
nordwestliche Deutschland, was am Ausflusse der Weser, der
Ems und der Elbe liegt, mit den alten freien Handelsstädten,
Bremen, Hamburg und Lübeck, auch mit Frankreich zu
vereinigen. „Der Schleichhandel, der an diesen Küsten und von
diesen Städten mit England getrieben werde," mußte der Vor-
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Extrahierte Personennamen: Marie_Louise Franz Franz Napoleon Franz Franz Marie_Louise Ludwig Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Wien Italien Frankfurt Holland Frankreich Holland Deutschland Bremen Hamburg Frankreich England
E i n l e i t n u g. 63
teranen hierher schickte, um ihren Geburtsort auszuzeichnen. Kon-
stantin ließ hier auch eine Brücke über den Fluß schlagen, deren
Ueberbleibsel bei niedrigem Wasser noch sichtbar sind; auf der
rechten Seite war Diyitia, das heutige Deutz, der Brückenkopf.
Noyesium, Neuß; Gelduba, oft genannt bei den Römern, das
jetzige Dorf Gelb bei dem Städtchen Uerdingen.
3. Die Gugerner, nördlich von den Ubiern, nicht weit
von Gelduba anfangend, am Rheine hinunter bis dahin, wo die
Waal sich von ihm trennt. O etter: Asciburgium, Asburg bei
Meurs; Vetera (ea8ira), Zkauten oder Büderich, Wesel gegenüber.
4. Die Bataver und Kanninefater, beide kattischen
Stammes, waren nach Tacitus durch einen Aufruhr aus ihrem
Vaterlande vertrieben und hatten sich au den Ausflüssen des Rheins
in dem, von Gewässern umflossenen, Lande niedergelassen, welches
nach ihnen die Insel der Bataver genannt wurde. Sie waren
Buudesgenossen der Römer, bis sie sich im Jahre 70 n. Chr. unter
Civilis empörten. In ihrem Gebiete lagen: Lugdunum, Leiden;
Trajectum, Utrecht; Batavodurum oder Noyiomagus, Nimwegen.
Außer diesen Völkern waren noch mehrere in den überrheiuischen
Gegenden, welche früher dahin ausgewandert und noch immer auf
ihre deutsche Abkunft stolz waren, als wenn der Ruhm ihres Ge-
schlechtes sie von der Aehulichkeit und Feigheit der Gallier schiede.
Die hauptsächlichsten unter ihnen waren: die Tr e vir er, Trierer,
mit der Hauptstadt Augusta Trevirorum, das jetzige Trier, die
wichtigste Stadt des römischen Reiches in unsern nördlichen Ge-
genden; und die Nervier, zwischen der Maas und Schelde.
Im Süden der Donau wohnten nicht mehr reine deutsche Völ-
kerschaften, sondern solche, die aus gallischen und andern Einwan-
derern gemischt waren. Die Donau kann als die Gränze des da-
maligen Germaniens angesehen werden, und die römischen Pro-
vinzen an ihrer Mittags-Seite von der Schweiz bis über Kärnthen
und Krain hinaus hießen: Helvetien, Rhätien, Vindelicien, No-
ricum und Pannonien.
D. Wichtiger für die alte Geographie unseres Vaterlandes ist
aber die Betrachtung des südlichen Theiles von Deutschland, am
Rheine hinunter bis etwas über den Main hinaus, nach Andern
auch noch nördlicher, welcher das römische Iehutland, agri
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Extrahierte Personennamen: Gelduba
Extrahierte Ortsnamen: Deutz Rheine Asburg Wesel Rheins Utrecht Nimwegen Donau Germaniens Krain Helvetien Pannonien Deutschland Rheine Main
Drusus kn Deutschland. 79
nuivmimmvmvuv\ivnvvmi\m\n\ii\»im\mmi\v»m\uvv
umringt wurde. Nur ihre zu große Zuversicht auf einen gewissen Sieg,
die sie zu einem regellosen Angriffe verleitete, rettete ihn und sein
Heer. Er bauete darauf, am Zusammenfluß des Aliso und der
Lippe das feste Schloß Aliso, um hier einen Stützpunkt für
seine Unternehmungen gegen die Völker an der Weser zu haben.*)
Bei diesen Kriegen war den norddeutschen Völkerschaften vor
allen Dingen ihre zerstreute Wobnart günstig. Nach Dörfern müssen
große Wege führen, durch diese findet sie der Feind leicht und
erhält sich von ihrem Vorrathe; der einzelne Wohner aber baut
sich nicht an der Heerstraße an, sondern sucht einen verborgenen
Platz in Gehölzen. Der Feind darf sich nicht so sehr zerstreuen;
und findet er auch ein einzelnes Haus, so ist es leer, und die
Bewohner sind mit ihrer Habe in die Wälder gewichen.
So brachten die schnellen und weiten Zuge in Deutschland dem
Drusus zwar viel Rubin bei den Römern, beit Deutschen aber
wenig Schaden. Im Herbst und Winter und Frühjahr wohnten
sie ruhig an den Orten, welche die Feinde wiederum verlassen
hatten. Doch hätte Drusus wohl endlich das Mittel gefunden,
seine Herrschaft in Nieder--Deutschland zu befestigen, wenn er
länger gelebt hätte. Einen Anfang dazu hatte er gemacht. Er
bame feste Schlösser an den Mündungen der Flüsse, die in den
Rhein und die Nordsee fließen, damit er die Schifffahrt auf den-
selben in seiner Gewalt hätte; denn auf einer Flotte von vielen
» kleinen Schiffen brachte er einen Theil des Heeres sicherer in das
Land, und führte bequem die Lebensmittel nach. Zu diesem Ende
legte er auch einen Kanal an, welcher nach ihm der Drusus-Gra-
den hieß, (noch jetzt wird er Drusus-Vaart genannt,) und den
Rhein zwischen Doesburg und Asselort mit der Psscl verband.
Durch diesen Kanal wurde der Rhein mit dem Zuider-See, Fle-
vum ostium der Alten, in Verbindung gebracht, und die Römer
konnten nun von allen ihren Anlagen am Rhein durch diese Aus-
fahrt in die Nordsee gelangen. Drusus selbst hat diesen Weg ge-
nommen, um sich mit den Friesen zu verbinden und zur See die
Mündung der Ems zu erreichen, und ander Mündung der Ems
baute er, wahrscheinlich dem heutigen Emden gegenüber, ein Kastell.
Am Rhein legte er wohl 50 solcher Kastelle an, befestigte vor-
züglich Bonn und Mainz, letzteres auf der Gränzscheide gegen
die Sueven, und versah sie mit Brücken und Flotten zu ihrer
Vertheidigung, und auf dem Faunus, Gebirge gründete er das
Kastell Arctaunum, gegen die Katten gerichtet, auf der jetzi-
gen Höhe bei Homburg. Wäre er nun mit solchen Befestigungen
von Jahr zu Jahre immer nur um ein Weniges in Deutschland
vorgerückt, so, daß er im Herbste oas besetzte Land nicht wieder
zu verlassen brauchte, so möchte die Herrschaft der Römer, mit
ihrer Sprache und ihren Sitten, auch in unser Vaterland einge-
drungcn seyn. Aber sein Ziel ward ihm schon in dem vierten
) Uebcr die Lage von Arbalo und Aliso s. die Einleitung.
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Oestreichs. Krieg von 1809. 281
sich' gezogen hatte, setzte er in einer schwarzen Gewitter-
nacht, unter Sturm und Donner, zum zweitenmahle über
die Donau und griff den Erzherzog mit großer Uebcrmacht
an. Die Ocstrcicher fochten wiederum so tapfer, daß ihr
rechter Flügel die Franzosen mit Verlust zurückschlug und
daß die Zuschauer auf den Thürmen von Wien, von wo
man diesen Theil des Schlachtfeldes übersehen konnte, laut
den Sieg verkündigten. Allein der linke Flügel war dage-
gen unglücklich gewesen und gänzlich über den Haufen ge-
worfen, so daß der Erzherzog sich zum Rückzüge entschlie-
ßen mußte. Nun wurde ein Waffenstillstand und am 14.
Oct. zu Wien Friede geschlossen. Oestreich verlor
wiederum 2000 Quadratmeilen Landes und ühcr 3 Milli-
onen Unterthanen, ncmlich seine polnischen und italieni-
schen Besitzungen nebst Illyrien, und das Salzburger Land,
welches an Baiern kam. Oestreich war nun ganz vom
Meere abgeschnitten und hatte auch seine letzte Vormauer
von Bergen dahin geben müssen.
Doch eröffnete sich die Hoffnung auf eine ruhigere
Zeit, in welcher die Wunden einigermaßen geheilt werden
könnten, als der Kaiser Napoleon um die Hand der Erz-
herzogin Maria Luise, der Tochter des Kaisers Franz,
anhielt und dadurch seinen Wunsch zu erkennen gab, durch
die Verbindung mit dem ältesten Kaiserhause sich an die
bestehende Ordnung in Europa anzuschließen. Der Kaiser
Franz gab ihm, wenn gleich mit blutenden Herzen, die
Tochter als ein Unterpfand des Friedens.—Napoleon hatte
nun einen Punkt der Macht erreicht, daß ihm mehr an
der Befestigung und innern Aüöbildung seines ungeheuren
Reiches gelegen seyn mußte, als an noch größerer Aus-
dehnung desselben; so rechnete ein jeder, welchem die Ru-
he der Wett jetzt als das wünschenswertheste Gut erschien.
Aber auf den unersättlichen Mann war keine Rechnung zu
bauen. Sein Ehrgeiz stand niemahls still.— Zuerst wur-
de sein Bruder Ludwig so lange getrieben, bis er die Kö-
nigskrone von Holland niederlegte, und nun mußte die,
ses wichtige Land eine Provinz von Frankreich werden.—
Darauf erfuhr der nordwestliche Theil von Deutschland,
mit den drei großen Städten Hamburg, Bremen und
Lübeck, dasselbe Schicksal. — Und damit die älteste Kai-
serstadt Europa's, Rom nemlich, zu dem Glanze seines
Reiches nicht fehlte, hatte er sic dem Papste genommen,
diesen selbst als Gefangenen nach Frankreich schleppen las-
sen, und verordnete fetzt, daß sein und aller künftige»
französischen Kaiser erstgcborner Sohn König von Rom
heilen sollte.
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Extrahierte Personennamen: Oestreichs Oestreich Oestreich Napoleon Maria_Luise Maria Franz Franz Franz Franz Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Donau Wien Baiern Europa Holland Frankreich Deutschland Hamburg Bremen Rom Frankreich Rom
52 Ii. Ztr. Das Mittelalter. Von 768 bis 1517.
großen Haufen aufgeschüttet, mit Wällen und Graben um-
schlossen hatte, und nun ängstlich bewachte.
Mit ihnen einen Krieg anzufangen, um diese reichen
Schätze zu gewinnen, wäre vielleicht für einen gewöhnlichen
Eroberer eine große Lockung gewesen; für Karls Geist war
dieser Zweck zu klein. Aber -enes feindselige Volk war ihm
in anderer Hinsicht sehr im Wege. Jenseits des Avareu-
Landes fing das oströmische oder griechische Kaiserthum an,
von welchem wir schon oben erzählt haben, daß es viel län-
ger, als der westliche Theil des Reiches, bestanden und
Konstantinopel zu seiner Hauptstadt gehabt habe. Mit den
Kaisern in Konstantinopel war Karl in freundschaftlichem
Vernehmen und hätte gern eine große Handelsstraße ans
seinem Lande bis in das ihrige zu Stande gebracht, um die
schönen Waaren des Morgenlandes, Seide und Purpur,
Gewürze aller Art und kostbare Specereien, herbeizuholen
und den Kunftfleiß seines Volkes durch lebhaften Verkehr
anzufeuern. Der Donanstrom, der ans seinem Reiche bis
in das griechische Kaiserthum floß, bot ihm dazu eine herr-
liche Gelegenheit dar; aber an einem großen Theile der
Donau entlang wohnten die räuberischen Avaren, die allen
'Verkehr auf dem Flusse unmöglich machten. Deshalb faßte
König Karl endlich den Entschluß, sie auszurotten oder zu
unterwerfen, und im I. 791 zog er mit großer Macht gegen
sie aus. Von Schwaben und Barern zog er an der Donau
hinunter; auf der Mittagsseite des Flusses gingen die Fran-
ken, auf der Nordseite die Sachsen und Friesen, die beide
nun auch schon im Heerbanne mitziehen mußten; auf dem
Flusse selbst fuhren unzählige Schiffe mit einem dritten Theile
des Heeres. Vor solcher Macht wichen die Avaren ohne
Schlacht zurück und ließen ihr Land, bis an den Naabfluß
in Ungarn, in Karls Hand.
Dieser ließ nun sogleich im nächsten Jahre Vorbereitun-
gen zur Ausführung seines großen Handelsplanes machen.
Sein Heer mußte an einem Kanäle arbeiten, der die Nord-
see, — das Meer bei Holland und am Ausfluß der Weser
und Elbe, — mit dem schwarzen Meere in Verbindung brin- !
gen sollte, woran Konstantinopel liegt. Vom Maine
nemlich sollte dieser Kanal bis zur Rednitz in Franken
gezogen werden; dann konnte man aus der Nordsee in den
Rhcrn, ans diesem in den Main, dann durch den Kanal in
die Rednitz, aus dieser in die Altmühl, und so in die Do-
nau gelangen. Ein großer Plan! —
Aber es war gerade ein sehr ungünstiges Regenjahr;
dazu verstanden seine Werkmeister die Kunst nicht, in sumpfi-
gem Boden das Wasser durch Seitengrüben abzuleiten und
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TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karl Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Karls Konstantinopel Konstantinopel Donau Donau Fran- Sachsen Ungarn Karls Holland Maine Nordsee Main