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1. Der geographische Unterricht - S. 276

1879 - Grimma : Gensel
— 276 — von Jahren. Ein zweiter geht aus dem Innthals über den Brenner hin- unter in die Etschfurche, und ein dritter hat in einem riesigen Tunnel die gewaltige Masse des Mout Cenis durchbohrt. Drei andere Eisenbahnen sind bereits bis tief in das Herz des Hochgebirges vorgedrungen, und schon schickt sich der Bohrer an, durch das Massiv des St. Gotthard hindurch dem Dampfroß den Weg zu bahnen. Unter Felsen und Gletschern hinweg ver- kehren die Völker mit einander. Der Mensch kann sich rühmen, sür seinen Verkehr selbst die Alpen geebnet zu haben; er hat ihnen die Bedeutung einer Völkerscheide genommen.1) Wie aber der Mensch im Hochgebirgslande auf Beseitigung oder wenig- stens Durchbrechung der Gebirge bedacht ist, so sucht er im Tieflande an den Meeresküsten folche in's Leben zu rufen und die bereits vorhandenen zu er- halten. So führeu die Küstenbewohner der nordwestlichen deutschen Tief- ebene große Deiche auf, um durch solche ihr Laud vor den feindlichen An- griffen des beutesüchtigen Meeres sicher zu stellen, und die Dünen schmücken sie mit einer sandbindenden Strandvegetation, damit der Wind diese natür- lichen Sandberge nicht abtrage und landeinwärts wandern lasse. 5) Auch die Flüsse reißt der Mensch zuweilen aus ihren natürlichen Strombahnen und weist ihnen andere Wege an, um ihr Wasser für den Handelsverkehr, sowie für die Befruchtung seiner Felder besser ausnutzen zu können. Er baut küustliche Strombetten, Kanäle genannt, und leitet auf diese Weise die Flüsse auf alle die Punkte, wohin er sie haben will. (Aegypter und Holländer.) Wie er aber einerseits auf eine reichere Be- Wässerung feines Landes bedacht ist, so wirkt er anderseits dahin, sich des überflüssigen und Schaden bringenden Wassers zu eutledigeu, indem er Teiche und Seeen entwässert (Harlemer Meer), ganze Sümpfe trocken legt und die Uferleisten der Ströme erhöht, wenn dieselben uns durch ihre Höhen- schwellen stören. Wird irgendwo der Regen allzülästig, oder sträubt sich das Erdreich, in Bezug auf die Abfuhr der himmlischen Wasser die Anforderungen zu erfüllen, die wir stellen müssen, so versehen wir große Ländergebiete mit Röhrenleitungen zur Hebuug dieses Mangels; ja wir versehen gleichsam die Erdrinde mit Gefäßen, die ähnliche Leistungen verrichten, wie etwa das or- ganische Gewebe der thierischen Haut.^) Eine große Anzahl von Flüssen hat der Mensch, so zu sageu, durch Zähmung sich unschädlich und nützlich gemacht und dadurch die Natur der- selben theilweife geändert. Ehrwürdige Spuren dieser uralten Bändigung und Milderung der wilden Flußnatur zeigen die für die Entwickelung mensch- licher Cnltur so wichtigen Flüsse Nil und Euphrat; überlieferte frühere Fluß- namen, wie z. B. das Wort „Araxes" beim Bendemir (Ritter, Erdkunde Viii. 866), weifen auf den ehemaligen wilden Zustand hin, und Traditionen erzählen von den Wohlthätern, welche dadurch die furchtbaren Feinde der Menschen in Nutzen bringende Diener umgewandelt, ebensowohl im fernen Hinterasien (1. c. Iii, 1109. Ii, 159), wie im Osten von Europa, wo nach der Meinung alter Schriftsteller das segenvolle Horn der Amalthea, welches Herkules dem Flusse Achelous abbrach und dem anwohnenden Könige Oeneus schenkte, sich auf das Eiudeicheu und Durchstechen des vorher höchst Verderb- lichen Flusses bezieht. Diese Bändigung und Zähmung der Flüsse, welche 1) El. Reclus, die Erde I, 130 ff. — 2) Peschel, Rückwirkung der Länder- gestaltung auf die menschliche Gesittung. Ausland 1867, 914.

2. Der geographische Unterricht - S. 112

1879 - Grimma : Gensel
— 112 — Sitz des deutschen Bundestages; medieinisch-chirurgische Lehranstalt, Lyeeum, Gymnasium, jüdische Karlsschule, architektonische Schule, städel'sche Kunst- anstatt mit einer Sammlung von Kunstsachen und Büchern und einer Lehr- anstatt im Zeichnen, Malen, Kupferstechen, Baukunst, Mathematik 2c., Gesell- schaft zur Beförderung der nützlichen Künste und der sie Veredeluden Wissen- schaften, mit einer Sonntagsschule für Handwerkslehrlinge und Gesellen, Gesellschaft zur Verbreitung des Christenthums unter den Juden, musikalische Akademie mit einer Gesangsbildungsanstalt, Hospital für Epileptische, Spar- kasse, Buchdruckereien; Seiden-, Sammt-, Woll-, Banmwoll-, Gold- und Silber-, Wachstuch-, Taback-, Kupferdruckerschwärze-, Fußteppich-, Gold- und Silberdraht- u. a. Fabriken; sehr bedeutender Handel in und außer den beiden Messen; vorzüglichste Niederlage der Rhein- und Frankenweine; siebzehn Buchhandlungen; Geburtsort Göthe's und Klinger's. Mit der Stadt hängt durch eine 400 Schritt lange steinerne Brücke über den Main zusammen die Vorstadt Sachsenhausen." Egli (Neue Handelsgeographie. Ein Abriß für höhere Lehranstalten. 1862.): „Frankfurt am Main, dessen Messen weltberühmt sind, der Sitz einer zahlreichen Banqnierwelt, der für den großen Geldmarkt so wichtig ge- worden, daß alle Anleihen und Actiengeschäfte hier negoeirt werden. Auf diese Rolle Frankfurts weist schon der Name Rothschild, des Königs der Börsenmänner. — Schon die Lage hat Frankfurt zum Handelsplatze be- stimmt. Nur wenige Stunden von hier vereinigen sich zwei schöne und große Wasserstraßen, diejenigen vom Rhein und Main. Die Dampfschifffahrt reicht bis hierher und macht Frankfurt zu einem der Stapelplätze für die Gütermassen, welche der Rhein vom Meere her, von Holland und Belgien und von den preußischen Rheinlanden zusührt. Frankfurt bildet einen Sam- melplatz für die reich gesegneten Grenzländer; aus der schönen, fruchtbaren Wetterau, vom Vogelsberg, von der Rhön kommen die Wetter, die Kinzig und andere Flüsse herab, die in ihrem Oberlauf den Weferzuflüssen genähert sind. Alles, was aus den Verstecken der Gebirge an und über den Rhein, und was von diesem in's Innere Deutschlands wollte, wandernde Völker, Armeen, Handelsleute, erstrebten von jeher Frankfurt als nächsten Zielpunkt: kurz, dieser Ort, mitteu im ganzen Rheingebiet, scheint mehr als jeder andere zu einem commereiellen Central- und Herzpunkt Deutschlands bestimmt. Nach diesem Punkt hin führen von allen Seiten Kunststraßen und Eisen- bahnen; denn Frankfurt, selbst auch Judustrieplatz von vielseitiger Thätigkeit, treibt nicht nur großen Eigenhandel in Wein, Wolle, Seide, Leder, Tabak und Holz, sondern es ist auch eine sehr wichtiger Speditionsplatz und nament- lich Deutschlaud's erster Wechsel- und Geldmarkt — überhaupt eines der vier Emporien (Wien für den Südost, Augsburg für den Südwest, Frank- furt für den Nordwest und Leipzig für den Nordost), welche den Binnen- Handel Deutschlaud's iu Händen haben. Wahrlich, diese Pulse, welche von hier aus durch die deutschen Gauen schlagen, sind fühlbarer und durch- greifender, als die politischen." Schacht (Lehrbuch der Geographie 1863): „Frankfurt am Main, wo wichtige Handelsstraßen von Nord nach Süd und vom Innern Deutsch- land's an den Rhein sich kreuzen, liegt sieben Stunden von Mainz, 43 Post- meilen von Basel und 42 von Leipzig. Mit dem linken Ufer ist es durch die alte stattliche Sachsenhäuser Brücke, sowie der Eisenbahn halber noch durch eine zierliche neue verbunden. Die ehemaligen Wälle haben sich in

3. Der geographische Unterricht - S. 172

1879 - Grimma : Gensel
— 172 — und von Elba aus segelten sie weiter nach Corsika, welche Insel auch den Ge- nnesen bei klarem Wetter sichtbar wird und darum gewiß das erste Ziel einer längeren Seefahrt für ligurische Fischerbarken gewesen ist. Die britischen Inseln haben nach und nach verschiedene seetüchtige Bevölkerungen aus der Nachbar- schaft an sich gelockt. Schon die irischen Celten wagten sich bis nach Island; spä- ter kamen die seekundigen Sachsen, Dänen und Normannen nach Britannien. *) Das, was eine Küstenbevölkerung in den Fluthen des Oceans vor sich sieht, zieht sie hinaus auf's Meer; aber auch das, was hinter ihr liegt, kann unter Umständen den Seehandel mehr oder weniger befördern. Reiche und gesegnete Hinterländer, in denen viel landwirthschaftlicheprodukte gewonnen werden, aber auch Jndnstriegegenden, woselbst sich ein schwunghaft betriebenes Fabrikleben entfaltet, liefern den Küstenbewohnern hinlängliches Material zur Ausfuhr und steigern dadurch den Seeverkehr. Bekanntlich zeigen die deutschen Nordseehäfen eine weit großartigere commercielle Entwickelung als die Handelsplätze Deutschlands am baltischen Meere. Es ist dies zu einem guten Theile darin begründet, daß die Häfen der Nordsee in den Pro- vinzen Westdeutschlands, in Sachsen und Böhmen ein an Jndnstrieprodukten, aber auch an Bedürfnissen weit reicheres Hinterland hinter sich haben, als die Ostfeehäfen.2) Gleichwohl stützt sich auch die Bedeutung der letzteren ans die Beschaffenheit ihrer Hinterlandschaften. Die alte Hansestadt Lübeck verdankt ihre Handelsblüthe im Mittelalter deni Umstände, daß sie derjenige Ostseehafen war, welcher den industriereichen Städten Westsalen's und Nieder« sachsen's am nächsten lag, deren Produkte er nach Skandinavien und den übrigen Küstenländern der Ostsee ausfuhr.3) Stettin gilt als der Ausfuhr- Hafen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse eines großen Theiles von Pom- mern, Posen und Polen, und die ostpreußischeu Hafenplätze, Danzig, Pillau, Königsberg und Memel, führen besonders Holz und Getreide aus dem preu- ßischen und polnischen Hinterlande aus. In ähnlicher Weise ist Riga vor- waltend Ausfuhrplatz für die Rohprodukte des centralen Rußland's, nämlich für Getreide, Holz, Flachs, Hanf und Talg; Wiborg ist der Ausfuhrhafen der Erzeugnisse Finnland's für Petersburg, und selbst Archangel hat noch einige Bedeutuug dadurch, daß es die Rohprodukte des iuueru Rußland's (Bauholz und Flachs) und die des Eismeeres (Fische, Thran, Pelzwerk) nach auswärts versendet. Diese Beispiele könnten noch durch unzählige andere vermehrt werden; wir wollen nur uoch an das „süddeutsche Hamburg" er- innern, an Trieft, jenen Stapelplatz der österreichischen Binnenländer bis zur Donau, ferner an England's Seehandelsstädte ersten Ranges mit ihren in- dustriereichen Hinterländern, an New-Orleans am Mississippi, den Aus- fuhrhafen der Erzeugnisse des größten nordamerikanischen Stromgebietes, dessen größere Hälfte an Fruchtbarkeit von wenigen Ländern der Erde über- troffen wird, und dessen Schätze an Holz, Steinkohlen und Metallen uner- schöpflich sind, 4) sowie endlich an das argentinische Buenos-Ayres mit den heerdenreichen Pampas im Hintergrunde, dessen animalische Produkte von hier aus hinüber nach Europa wandern. Die commercielle Bedeutung einer Oertlichkeit gewinnt dadurch, daß sie dem Centrum des Weltverkehrs und den großen Seestraßen nahe liegt. Das Centrum des Weltverkehrs ist aber nicht zu allen Zeiten 1) Peschel, Völkerkunde 203-216. — 2) Guthe, Lehrb. d. Geogr. 454. — 3) I. c. 452. — 4) Pütz, Lehrb. 366.

4. Der geographische Unterricht - S. 174

1879 - Grimma : Gensel
— 174 — Kann man doch von diesem Centrum der Continentalhalbkugel aus die größte Zahl von Küstenpunkten ans dem kürzesten Wege erreichen! Deutschland liegt nur zum Theil an zwei Binnenmeeren des atlantischen Oceaus, nicht am offenen Ocean selber. Zudem erscheint das eine dieser beiden Meere, die Ostsee, vom Weltmeere so gut wie abgeschlossen. Auch können beide durch fremde Seemächte leicht versperrt werden. Aus diesem Grunde begünstigt die Weltstellung Deutschlands keineswegs die Ausbildung einer Seemacht und eines überseeischen Verkehrs. Im Herzen Europa's gelegen, ist Deutschland von der Natur vorzugsweise mehr auf den innern Verkehr und auf die Landverbindung als europäisches Centralglied, als auf den Welthandel angewiesen. Wenn dennoch sein Seeverkehr sich zu einer großen Zahl von Handelsschiffen emporgeschwungen hat, so ist das mehr der regen nationalen Betriebsamkeit als einer Weltlage zuzuschreiben.^) Der meiste transatlantische Verkehr Dentschland's wird natürlich durch die Nord- seehäfeu, namentlich durch Hamburg und Bremen, vermittelt; denn diese liegen, im Vergleich zu den übrigen deutschen Seeplätzen, dem atlantischen Ocean, als dem gegenwärtigen Mittelpunkte des Weltverkehrs, am nächsten. Auch hierin, nicht blos in ihren reicheren Hinterländern, müssen wir einen Vorzug der deutschen Nordseehäfen vor denen der Ostsee erblicken. Eben wurde bemerkt, daß Deutschland, als europäisches Centralglied, vorzugsweise auf den Binnenverkehr angewiesen sei. Für gewisse Waaren dient es als Passageland von Norden nach Süden und vou Osten nach Westen. Eine ähnliche Bedeutung kommt auch noch anderen vom Centrum des großen Weltverkehrs abgelegenen Lokalitäten zu; immerhin dienen auch sie dem Welthandel, indem sie als nothwendige Durchgangsstationen fuugiren. In Sachsen, dein Herzen Deutschlands, laufen von jeher aus allen Theilen des Reichs die Verkehrsadern zusammen, und die Leipziger Messen sind seit Jahrhunderten weltberühmt. Die Bedeutung aller Knotenpunkte von Eisenbahnen liegt darin, daß daselbst Waaren von allen Himmelsgegenden her zusammen kommen und von ihnen aus nach allen Winden hin wieder ver- sendet werden können. Nicht willkürlich kann man solche Straßencentren auswählen; die geographische Position allein verleiht einer Lokalität die Be- dentnng eiues Vereinigungspnnktes verschiedener Verkehrswege. Leipzig ist für einen solchen Kreuzungspunkt wie geschaffen. In diesem Centrum der zwischen dem sächsischen Berglande, dem Thüringer Hügellande und dem Harze sich ausbreitenden Tieflandsbucht lanfen eine Menge wichtiger Handelsstraßen zusammen. Es sind folgende: 1) Bon der Ostsee her theils über Frankfurt, theils über Berlin. 2) Von der Nordsee (Hamburg) über Magdeburg. 3) Vom Niederrhein, am Nordsanme des ostniederrheinischen und Weserberg- landes und am Nordostabhange des Harzes hinführend. 4) Vom Mittelrhein (Mainz) über Frankfurt und Fulda durch Thüringen. 5) Aus Franken über Hof und Altenburg. 6) Aus Böhmen theils durch die Pässe des Erzgebirges über Zwickau oder Chemnitz, theils durch das Elbthor über Dresden. 7) Ans Schlesien über Bautzen und Dresden. So konnte Leipzig, da ihm von allen Himmelsgegenden her Waaren zuströmten, trotzdem daß es weder am Meere noch an einem großen schiffbaren Strome liegt, zu einer centralen Handelsmetropole heranwachsen, als welche es noch in unsern Tageu von großer Bedeutung ist, wenngleich nicht verkannt werden darf, daß Leipzigs 1) v. Cotta, Dentschland's Boden I. 11.

5. Der geographische Unterricht - S. 175

1879 - Grimma : Gensel
— 175 — mercantile Größe außer von seiner geographischen Stellung auch noch von anderen Faktoren bedingt wird, als welche beispielsweise die wohlwollende Fürsorge der sächsischen Landesherren, der rege kaufmännische Geist seiner Bewohner u. a. m. in Erwägung zu ziehen sind. In ähnlicher Weise hat die geographische Lage von Breslau diese Stadt zu einem natürlichen Knotenpunkte sowohl der von Ost nach West, als auch der von Nord nach Süd führenden Verkehrsstraßen gemacht. Aus dem Weichselgebiete iu den polnischen Ebenen führt die große Verkehrsstraße über Breslau uach Sachsen, sowie durch die natürlichen Eingangsthore in den Sudeten (namentlich durch das mittlere Sudetenthor) nach dem Böhmer- lande hin, sodaß Breslau der große Marktplatz ward, der deu Austausch der Produkte des slavischen Ostens mit denen des mittleren Deutschlands ver- mittelte. Ebenso führt die große Handelsstraße von der Küste der Ostsee an der Oder stromaufwärts über Breslau durch die mährische Pforte, dann die March entlang bis zum Douauthale hin, sodaß Breslau abermals der Central- Punkt für die Handelsverbindung Wien's mit der Ostsee werden mußte. So erklärt sich der Umstand, daß Breslau gegenwärtig der bedeutendste Ort der ganzen Provinz Schlesien namentlich in commercieller Hinsicht ist, und daß sich insbesondere jetzt hier die von Nord nach Süd und von Ost nach West führenden Eisenbahnen kreuzen. Auch die geographische Lage von Berlin ist ganz dazu augethau, den mercantilen Aufschwung der Stadt mächtig zu fördern. Denn zunächst kreuzen sich in Berlin, ebenso wie in Breslau und Leipzig, verschiedene wichtige Han- delswege, nämlich: 1) Die von der Ostsee direct nach Süden führende und auf die Gebirgspässe im Erz- und Elbsandsteingebirge, als die natürlichen Eingangsthore nach Süddeutschland, lossteuernde Straße; 2) die von Nordwest nach Südost gehende, Hamburg und Lübeck mit Breslau und Krakau verbin- dende Straße; 3) die von Nordost nach Südwest führende Straße, welche von Stettin aus in den Leipziger Tieflandsbusen einmündet. Sodann ist aber auch noch zu bedenken, daß Berlin mittels natürlicher und künstlicher Flußbetten direct nach Westen und Osten hin sowohl mit der Elbe, als auch mit der Oder und Weichsel in Verbindung steht. Denn die Spree, an der Berlin liegt, müudet bekanntlich in die Havel und diese in die Elbe, abgesehen davon, daß außerdem noch die Havel, noch ehe sie in die Elbe einläuft, mit derselben durch den Plaue'schen Eanal in Verbindung gesetzt ist. Nach Osten hin ver- bindet der Finow-Eanal die Havel und der Friedrich - Wilhelmscanal die Spree mit der Oder, welche wieder durch die Warthe, Netze und den Brom- berger Eanal mit der Weichsel verbunden ist. Noch gedenken wir der alten berühmten Handelsstadt im Westen Deutsch- lauds. Frankfurt am Main hat deshalb eine überaus günstige Position, weil es am Kreuzungspunkte großer Naturstraßen (gegenwärtig Eisenbahnen) liegt, welche sowohl Nord- und Süddeutschlaud, als auch den rheinischen Westen mit dem deutschen Osten verbinden. Denn von Frankfurt läuft nach Süden die große Straße an den Abhängen des Oden- und Schwarzwaldes über Darmstadt, Heidelberg und Karlsruhe, Freiburg bis nach Bafel, nach Norden aber der wichtige Verkehrsweg durch die breite Pforte zwischen dem Taunus und Vogelsberge, mit Benutzung der Flußthäler der Nidda, Wetter, Lahn, Ohm, Schwalm, Eder und Fulda, bis nach Kassel und dann weiter theils nach Westfalen, theils nach den unteren Wesergegenden. Nach Westen hin führt von Frankfurt aus die Wasserstraße des Maines, welche mit Fracht-

6. Der geographische Unterricht - S. 225

1879 - Grimma : Gensel
— 225 — c. Es wurde schon angedeutet, daß den Gebirgsketten um so weniger trennende Kraft inne wohnt, als sie mit zahlreichen, nicht gar zu hohen Ein- sattelungen gesegnet sind, welche nebst den an dieselben sich anschließenden Qnerthälern einen bequemen Uebergang über das Gebirge gestatten und die Verbindung der Anwohner zu Betben Seiten der Gebirgsmauer ermög- lichen. Diese Depressionen und Thäler werden zunächst wichtig für den friedlichen Verkehr im Handel. Chausseen und Eisenbahnen durchziehen die Thalfurchen der Gebirge; sie überschreiten die Kämme an den niedrigsten Stellen derselben, und Menschen und Waaren werden auf ihnen befördert von einem Abhänge des Gebirges hinüber zum andern. (Vgl. die zahlreichen Handelswege in den Alpen.) Die geographische Position der Städte am Aus- gange solcher Völker verbindenden Gebirgsthäler beförderte nicht wenig deren Emporkommen. Als Ruhestationen für die Handelszüge, die vor und nach der Bergfahrt in ihnen Rast suchten, und als Marktplätze gelangten sie zu beson- derer commercieller Bedeutung. So z. B. Chnr an der Splügenstraße, Inns- brück und Brixen an der Brennerstraße, Graz am Semmeringpasse n. a. m. Diese Kammsenken und Qnerthäler haben auch weiter das Fortschrei- teu der Gesittung von den Anwohnern des einen Gebirgsabhanges zu denen des andern befördert. Christentum und italienische Bildung und Ge- sittung bahnten sich im Mittelalter ihren Weg über die Alpen, und selbst durch die Thäler des Himalaya fand die Buddha-Lehre Eingang in die Länder am Nordsaume dieses Gebirges. Doch nicht blos für den friedlichen, sondern auch für den feindlichen Verkehr der Völker zu beiden Seiten eines Gebirges, im Kriege, sind die Paßübergänge und Transversalfurchen der Gebirge von großer Bedeutung. Den Kriegsheeren bieten sie die bequemsten Wege über das Gebirge dar, und am Ausgange der Thalengen in die Ebene stoßen die Armeen gewöhnlich auf den Feind, der sie hier entweder zum Entscheidnngskampse erwartet, oder durch Castelle und Bollwerke die feindlichen Anprälle abzuwehren sucht. Darum begegnen wir am Fuße so vieler Gebirge zu beiden Seiten derselben einer Menge Schlachtfelder und Festungen. An der Ausmündung der Sudetenthore, sowohl auf der sächsischen und schleichen als auf der böhmischen Seite ist viel Blut geflossen. Hier stoßen wir auf die Schlachtfelder des siebenjährigen Krieges, sowie auf die des Krieges von 1866. Nördlich von der mährischen Pforte befinden sich aber auch die preußischen Festungen Kofel*) und Neiße und südlich davon die österreichischen Olmütz und Krakau. Nördlich vom Elbthore und den Lausitzer Senken fanden wir früher die festen Orte Hohn- stein, Weesenstein, Sonnenstein und den Oybin und finden wir jetzt noch die Festung Königstein. Alle diese Punkte waren allerdings ehemals geeignet, einen lebendigen Verkehr zwischen dem Norden und Süden zu verhindern oder doch zu stören, haben aber durch die Fortschritte der modernen Kriegs- knnst gegenwärtig ihre Bedeutung verloren. Wohl aber hat Oesterreich süd- lich vom Elbthore an der Egermündung die Festung Theresienstadt angelegt. Das mittlere Sudetenthor (die Schweidnitzer Senke) ist gedeckt auf preußischer Seite durch die Festung Glatz (früher auch durch Silberberg und Schweidnitz) und auf österreichischer Seite durch Josephstadt und Königgrätz. — In den Ebenen am italienischen Fuße der Alpen reiht sich Schlachtfeld an Schlachtfeld aus verschiedenen Jahrhunderten. Aber auch große Festungen decken hier die 1) Kosel ist gegenwärtig als Festung aufgegeben. Oberländer, geographischer Unterricht. 3. Aufl.

7. Der geographische Unterricht - S. 248

1879 - Grimma : Gensel
— 248 — Freilich setzen nicht blos weite Meere, sondern schon schmale Sunde der Verbreitung von Landthieren und Landpflanzen oft unüberwindliche Schranken.^) Insbesondere sind die wasserscheuen Reptilien und die Land- schnecken durch sie in ihrer Verbreitung aufgehalten. Irland hat weniger solche Thiere als Großbritannien, dieses weniger als der benachbarte Eon- tinent. In historischer Zeit hat sich auch nicht Eine Pflanze über den Canal oder über die Straße von Messina durch die Naturkräfte vom Continent auf die fo nahe gelegenen Inseln verbreitet. Das Meer kann der Verbreitung gewisser Pflanzen auch insofern hin- derlich werden, als viele Pflanzensamen, wenn sie die See durchschwimmen, im Salzwasser ihre Keimkraft verlieren. Zu deu wenigen begünstigten Samen, deren Keimkraft unverwüstlich bleibt trotz aller Einwirkung der sal- zigeu Meeresfluthen, gehört der der Cocospalme. Ungefährdet legen die Nüsse dieses Baumes weite Seereisen zurück; es erklärt sich daraus, daß jene Palme schon von Alters her auf den Koralleninseln eine so allgemeine Ver- breitung gefunden hat.^) 3. Das Weer in seiner Wichtigkeit für das Leben der Menschen. a. Der Oeean als Vermittler des Verkehrs und der Cultur.^) In früherer Zeit war der Oeean für die Nationen eine trennende Schranke. Er ist es noch heute für solche Völkerstämme, welche eine niedrige Gesittungs- stufe einnehmen. Die Erfindung des Kompasses, die Fortschritte in der Astronomie und die Dampfschifffahrt haben dem Meere feinen trennenden Charakter genommen, sodaß es gegenwärtig für die gebildeten Völker eine große Brücke abgiebt, welche die Erdtheile verbindet und dem Weltver- kehr einen großartigen Aufschwung verliehen hat. Die entferntesten Völker, die Bewohner entgegengesetzter, von einander getrennter Halbkugelu traten durch das Meer in gegenseitige Berührung, indem sie die großen Fahrstraßen desselben benutzten. So wird der Oeean dereinst alle Völker der Erde zu einer großen Familie verbinden. Auf dem Meere schwimmen die Produkte des einen Erdtheils hinüber zum andern; insbesondere werden die feineren Erzeugnisse der Tropenzone gegen die gröberen Bedürfnisse hö- herer Breiten mittelst der Meerschifffahrt ausgetauscht, und so dient der Oeean dazu, die Güter und Genüsse aller Menschen auf der Erde auszugleichen. Wie bedeutungsvoll der Waarentransport zur See für handeltreibende Völker werden mußte, erhellt daraus, daß der kenntnißreiche Schiffer auf dem See- Wege, indem er Winde und Strömungen benutzt, weit schneller zum Ziele gelangt, als auf dem Landwege, daß die Mühseligkeiten und Gefahren des Wasserwegs oft geringer sind, als die des Landwegs, wenn dieser durch das Gebiet räuberischer Völker und durch unwegsame Gegenden führt, und daß endlich der Transport von Handelsgütern zu Lande in vielen Fällen weit mehr Kosten verursacht, als der Transport zur See. Doch nicht allein dem Verkehr leistet der Oeean wichtige Dienste, sondern er hat auch dazu beigetragen, die geistige Bildung der Eulturvölker zu erhöhen, ihren Gesichtskreis zu erweitern und die weniger civili- sirten Völker in überseeischen Erdräumen einer höheren Gesittungs- stufe entgegenzuführen. Die oeeanifche Schifffahrt ermöglichte die Entdeckung fremder Länder. Dadurch wurden die Wissenschaften, besonders 1) Pokorny 1. c. 318. — 2) Peschel, Prädestination der Inseln. Ausl. 1867, 171. — 3) Dommerich (Flathe), Lehrbuch der vergl. Erdkunde Ii, 55.
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