Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
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— 276 —
von Jahren. Ein zweiter geht aus dem Innthals über den Brenner hin-
unter in die Etschfurche, und ein dritter hat in einem riesigen Tunnel die
gewaltige Masse des Mout Cenis durchbohrt. Drei andere Eisenbahnen
sind bereits bis tief in das Herz des Hochgebirges vorgedrungen, und schon
schickt sich der Bohrer an, durch das Massiv des St. Gotthard hindurch dem
Dampfroß den Weg zu bahnen. Unter Felsen und Gletschern hinweg ver-
kehren die Völker mit einander. Der Mensch kann sich rühmen, sür seinen
Verkehr selbst die Alpen geebnet zu haben; er hat ihnen die Bedeutung einer
Völkerscheide genommen.1)
Wie aber der Mensch im Hochgebirgslande auf Beseitigung oder wenig-
stens Durchbrechung der Gebirge bedacht ist, so sucht er im Tieflande an den
Meeresküsten folche in's Leben zu rufen und die bereits vorhandenen zu er-
halten. So führeu die Küstenbewohner der nordwestlichen deutschen Tief-
ebene große Deiche auf, um durch solche ihr Laud vor den feindlichen An-
griffen des beutesüchtigen Meeres sicher zu stellen, und die Dünen schmücken
sie mit einer sandbindenden Strandvegetation, damit der Wind diese natür-
lichen Sandberge nicht abtrage und landeinwärts wandern lasse.
5) Auch die Flüsse reißt der Mensch zuweilen aus ihren natürlichen
Strombahnen und weist ihnen andere Wege an, um ihr Wasser für den
Handelsverkehr, sowie für die Befruchtung seiner Felder besser ausnutzen zu
können. Er baut küustliche Strombetten, Kanäle genannt, und leitet
auf diese Weise die Flüsse auf alle die Punkte, wohin er sie haben will.
(Aegypter und Holländer.) Wie er aber einerseits auf eine reichere Be-
Wässerung feines Landes bedacht ist, so wirkt er anderseits dahin, sich des
überflüssigen und Schaden bringenden Wassers zu eutledigeu, indem er
Teiche und Seeen entwässert (Harlemer Meer), ganze Sümpfe trocken legt
und die Uferleisten der Ströme erhöht, wenn dieselben uns durch ihre Höhen-
schwellen stören. Wird irgendwo der Regen allzülästig, oder sträubt sich das
Erdreich, in Bezug auf die Abfuhr der himmlischen Wasser die Anforderungen
zu erfüllen, die wir stellen müssen, so versehen wir große Ländergebiete mit
Röhrenleitungen zur Hebuug dieses Mangels; ja wir versehen gleichsam die
Erdrinde mit Gefäßen, die ähnliche Leistungen verrichten, wie etwa das or-
ganische Gewebe der thierischen Haut.^)
Eine große Anzahl von Flüssen hat der Mensch, so zu sageu, durch
Zähmung sich unschädlich und nützlich gemacht und dadurch die Natur der-
selben theilweife geändert. Ehrwürdige Spuren dieser uralten Bändigung
und Milderung der wilden Flußnatur zeigen die für die Entwickelung mensch-
licher Cnltur so wichtigen Flüsse Nil und Euphrat; überlieferte frühere Fluß-
namen, wie z. B. das Wort „Araxes" beim Bendemir (Ritter, Erdkunde
Viii. 866), weifen auf den ehemaligen wilden Zustand hin, und Traditionen
erzählen von den Wohlthätern, welche dadurch die furchtbaren Feinde der
Menschen in Nutzen bringende Diener umgewandelt, ebensowohl im fernen
Hinterasien (1. c. Iii, 1109. Ii, 159), wie im Osten von Europa, wo nach der
Meinung alter Schriftsteller das segenvolle Horn der Amalthea, welches
Herkules dem Flusse Achelous abbrach und dem anwohnenden Könige Oeneus
schenkte, sich auf das Eiudeicheu und Durchstechen des vorher höchst Verderb-
lichen Flusses bezieht. Diese Bändigung und Zähmung der Flüsse, welche
1) El. Reclus, die Erde I, 130 ff. — 2) Peschel, Rückwirkung der Länder-
gestaltung auf die menschliche Gesittung. Ausland 1867, 914.
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— 112 —
Sitz des deutschen Bundestages; medieinisch-chirurgische Lehranstalt, Lyeeum,
Gymnasium, jüdische Karlsschule, architektonische Schule, städel'sche Kunst-
anstatt mit einer Sammlung von Kunstsachen und Büchern und einer Lehr-
anstatt im Zeichnen, Malen, Kupferstechen, Baukunst, Mathematik 2c., Gesell-
schaft zur Beförderung der nützlichen Künste und der sie Veredeluden Wissen-
schaften, mit einer Sonntagsschule für Handwerkslehrlinge und Gesellen,
Gesellschaft zur Verbreitung des Christenthums unter den Juden, musikalische
Akademie mit einer Gesangsbildungsanstalt, Hospital für Epileptische, Spar-
kasse, Buchdruckereien; Seiden-, Sammt-, Woll-, Banmwoll-, Gold- und
Silber-, Wachstuch-, Taback-, Kupferdruckerschwärze-, Fußteppich-, Gold-
und Silberdraht- u. a. Fabriken; sehr bedeutender Handel in und außer
den beiden Messen; vorzüglichste Niederlage der Rhein- und Frankenweine;
siebzehn Buchhandlungen; Geburtsort Göthe's und Klinger's. Mit der
Stadt hängt durch eine 400 Schritt lange steinerne Brücke über den Main
zusammen die Vorstadt Sachsenhausen."
Egli (Neue Handelsgeographie. Ein Abriß für höhere Lehranstalten.
1862.): „Frankfurt am Main, dessen Messen weltberühmt sind, der Sitz
einer zahlreichen Banqnierwelt, der für den großen Geldmarkt so wichtig ge-
worden, daß alle Anleihen und Actiengeschäfte hier negoeirt werden. Auf
diese Rolle Frankfurts weist schon der Name Rothschild, des Königs der
Börsenmänner. — Schon die Lage hat Frankfurt zum Handelsplatze be-
stimmt. Nur wenige Stunden von hier vereinigen sich zwei schöne und
große Wasserstraßen, diejenigen vom Rhein und Main. Die Dampfschifffahrt
reicht bis hierher und macht Frankfurt zu einem der Stapelplätze für die
Gütermassen, welche der Rhein vom Meere her, von Holland und Belgien
und von den preußischen Rheinlanden zusührt. Frankfurt bildet einen Sam-
melplatz für die reich gesegneten Grenzländer; aus der schönen, fruchtbaren
Wetterau, vom Vogelsberg, von der Rhön kommen die Wetter, die Kinzig
und andere Flüsse herab, die in ihrem Oberlauf den Weferzuflüssen genähert
sind. Alles, was aus den Verstecken der Gebirge an und über den Rhein,
und was von diesem in's Innere Deutschlands wollte, wandernde Völker,
Armeen, Handelsleute, erstrebten von jeher Frankfurt als nächsten Zielpunkt:
kurz, dieser Ort, mitteu im ganzen Rheingebiet, scheint mehr als jeder andere
zu einem commereiellen Central- und Herzpunkt Deutschlands bestimmt.
Nach diesem Punkt hin führen von allen Seiten Kunststraßen und Eisen-
bahnen; denn Frankfurt, selbst auch Judustrieplatz von vielseitiger Thätigkeit,
treibt nicht nur großen Eigenhandel in Wein, Wolle, Seide, Leder, Tabak
und Holz, sondern es ist auch eine sehr wichtiger Speditionsplatz und nament-
lich Deutschlaud's erster Wechsel- und Geldmarkt — überhaupt eines der
vier Emporien (Wien für den Südost, Augsburg für den Südwest, Frank-
furt für den Nordwest und Leipzig für den Nordost), welche den Binnen-
Handel Deutschlaud's iu Händen haben. Wahrlich, diese Pulse, welche von
hier aus durch die deutschen Gauen schlagen, sind fühlbarer und durch-
greifender, als die politischen."
Schacht (Lehrbuch der Geographie 1863): „Frankfurt am Main,
wo wichtige Handelsstraßen von Nord nach Süd und vom Innern Deutsch-
land's an den Rhein sich kreuzen, liegt sieben Stunden von Mainz, 43 Post-
meilen von Basel und 42 von Leipzig. Mit dem linken Ufer ist es durch
die alte stattliche Sachsenhäuser Brücke, sowie der Eisenbahn halber noch
durch eine zierliche neue verbunden. Die ehemaligen Wälle haben sich in
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Extrahierte Personennamen: Rothschild
Extrahierte Ortsnamen: Rhein- Main Sachsenhausen Main Frankfurts Frankfurt Rhein Main Frankfurt Rhein Holland Belgien Rheinlanden Frankfurt Wetterau Vogelsberg Rhein Deutschlands Frankfurt Deutschlands Frankfurt Wien Nordwest Leipzig Nordost Main Nord Rhein Mainz Basel Leipzig
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— 172 —
und von Elba aus segelten sie weiter nach Corsika, welche Insel auch den Ge-
nnesen bei klarem Wetter sichtbar wird und darum gewiß das erste Ziel einer
längeren Seefahrt für ligurische Fischerbarken gewesen ist. Die britischen Inseln
haben nach und nach verschiedene seetüchtige Bevölkerungen aus der Nachbar-
schaft an sich gelockt. Schon die irischen Celten wagten sich bis nach Island; spä-
ter kamen die seekundigen Sachsen, Dänen und Normannen nach Britannien. *)
Das, was eine Küstenbevölkerung in den Fluthen des Oceans vor sich
sieht, zieht sie hinaus auf's Meer; aber auch das, was hinter ihr liegt,
kann unter Umständen den Seehandel mehr oder weniger befördern. Reiche
und gesegnete Hinterländer, in denen viel landwirthschaftlicheprodukte
gewonnen werden, aber auch Jndnstriegegenden, woselbst sich ein schwunghaft
betriebenes Fabrikleben entfaltet, liefern den Küstenbewohnern hinlängliches
Material zur Ausfuhr und steigern dadurch den Seeverkehr. Bekanntlich zeigen
die deutschen Nordseehäfen eine weit großartigere commercielle Entwickelung
als die Handelsplätze Deutschlands am baltischen Meere. Es ist dies zu
einem guten Theile darin begründet, daß die Häfen der Nordsee in den Pro-
vinzen Westdeutschlands, in Sachsen und Böhmen ein an Jndnstrieprodukten,
aber auch an Bedürfnissen weit reicheres Hinterland hinter sich haben, als
die Ostfeehäfen.2) Gleichwohl stützt sich auch die Bedeutung der letzteren
ans die Beschaffenheit ihrer Hinterlandschaften. Die alte Hansestadt Lübeck
verdankt ihre Handelsblüthe im Mittelalter deni Umstände, daß sie derjenige
Ostseehafen war, welcher den industriereichen Städten Westsalen's und Nieder«
sachsen's am nächsten lag, deren Produkte er nach Skandinavien und den
übrigen Küstenländern der Ostsee ausfuhr.3) Stettin gilt als der Ausfuhr-
Hafen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse eines großen Theiles von Pom-
mern, Posen und Polen, und die ostpreußischeu Hafenplätze, Danzig, Pillau,
Königsberg und Memel, führen besonders Holz und Getreide aus dem preu-
ßischen und polnischen Hinterlande aus. In ähnlicher Weise ist Riga vor-
waltend Ausfuhrplatz für die Rohprodukte des centralen Rußland's, nämlich
für Getreide, Holz, Flachs, Hanf und Talg; Wiborg ist der Ausfuhrhafen
der Erzeugnisse Finnland's für Petersburg, und selbst Archangel hat noch
einige Bedeutuug dadurch, daß es die Rohprodukte des iuueru Rußland's
(Bauholz und Flachs) und die des Eismeeres (Fische, Thran, Pelzwerk) nach
auswärts versendet. Diese Beispiele könnten noch durch unzählige andere
vermehrt werden; wir wollen nur uoch an das „süddeutsche Hamburg" er-
innern, an Trieft, jenen Stapelplatz der österreichischen Binnenländer bis zur
Donau, ferner an England's Seehandelsstädte ersten Ranges mit ihren in-
dustriereichen Hinterländern, an New-Orleans am Mississippi, den Aus-
fuhrhafen der Erzeugnisse des größten nordamerikanischen Stromgebietes,
dessen größere Hälfte an Fruchtbarkeit von wenigen Ländern der Erde über-
troffen wird, und dessen Schätze an Holz, Steinkohlen und Metallen uner-
schöpflich sind, 4) sowie endlich an das argentinische Buenos-Ayres mit den
heerdenreichen Pampas im Hintergrunde, dessen animalische Produkte von
hier aus hinüber nach Europa wandern.
Die commercielle Bedeutung einer Oertlichkeit gewinnt dadurch, daß sie
dem Centrum des Weltverkehrs und den großen Seestraßen
nahe liegt. Das Centrum des Weltverkehrs ist aber nicht zu allen Zeiten
1) Peschel, Völkerkunde 203-216. — 2) Guthe, Lehrb. d. Geogr. 454. —
3) I. c. 452. — 4) Pütz, Lehrb. 366.
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— 174 —
Kann man doch von diesem Centrum der Continentalhalbkugel aus die größte
Zahl von Küstenpunkten ans dem kürzesten Wege erreichen!
Deutschland liegt nur zum Theil an zwei Binnenmeeren des atlantischen
Oceaus, nicht am offenen Ocean selber. Zudem erscheint das eine dieser
beiden Meere, die Ostsee, vom Weltmeere so gut wie abgeschlossen. Auch
können beide durch fremde Seemächte leicht versperrt werden. Aus diesem
Grunde begünstigt die Weltstellung Deutschlands keineswegs die Ausbildung
einer Seemacht und eines überseeischen Verkehrs. Im Herzen Europa's
gelegen, ist Deutschland von der Natur vorzugsweise mehr auf den innern
Verkehr und auf die Landverbindung als europäisches Centralglied, als auf
den Welthandel angewiesen. Wenn dennoch sein Seeverkehr sich zu einer
großen Zahl von Handelsschiffen emporgeschwungen hat, so ist das mehr der
regen nationalen Betriebsamkeit als einer Weltlage zuzuschreiben.^) Der
meiste transatlantische Verkehr Dentschland's wird natürlich durch die Nord-
seehäfeu, namentlich durch Hamburg und Bremen, vermittelt; denn diese
liegen, im Vergleich zu den übrigen deutschen Seeplätzen, dem atlantischen
Ocean, als dem gegenwärtigen Mittelpunkte des Weltverkehrs, am nächsten.
Auch hierin, nicht blos in ihren reicheren Hinterländern, müssen wir einen
Vorzug der deutschen Nordseehäfen vor denen der Ostsee erblicken.
Eben wurde bemerkt, daß Deutschland, als europäisches Centralglied,
vorzugsweise auf den Binnenverkehr angewiesen sei. Für gewisse Waaren
dient es als Passageland von Norden nach Süden und vou Osten nach
Westen. Eine ähnliche Bedeutung kommt auch noch anderen vom Centrum
des großen Weltverkehrs abgelegenen Lokalitäten zu; immerhin dienen auch
sie dem Welthandel, indem sie als nothwendige Durchgangsstationen
fuugiren. In Sachsen, dein Herzen Deutschlands, laufen von jeher aus allen
Theilen des Reichs die Verkehrsadern zusammen, und die Leipziger Messen
sind seit Jahrhunderten weltberühmt. Die Bedeutung aller Knotenpunkte
von Eisenbahnen liegt darin, daß daselbst Waaren von allen Himmelsgegenden
her zusammen kommen und von ihnen aus nach allen Winden hin wieder ver-
sendet werden können. Nicht willkürlich kann man solche Straßencentren
auswählen; die geographische Position allein verleiht einer Lokalität die Be-
dentnng eiues Vereinigungspnnktes verschiedener Verkehrswege. Leipzig ist
für einen solchen Kreuzungspunkt wie geschaffen. In diesem Centrum der
zwischen dem sächsischen Berglande, dem Thüringer Hügellande und dem Harze
sich ausbreitenden Tieflandsbucht lanfen eine Menge wichtiger Handelsstraßen
zusammen. Es sind folgende: 1) Bon der Ostsee her theils über Frankfurt,
theils über Berlin. 2) Von der Nordsee (Hamburg) über Magdeburg. 3)
Vom Niederrhein, am Nordsanme des ostniederrheinischen und Weserberg-
landes und am Nordostabhange des Harzes hinführend. 4) Vom Mittelrhein
(Mainz) über Frankfurt und Fulda durch Thüringen. 5) Aus Franken über
Hof und Altenburg. 6) Aus Böhmen theils durch die Pässe des Erzgebirges
über Zwickau oder Chemnitz, theils durch das Elbthor über Dresden. 7)
Ans Schlesien über Bautzen und Dresden. So konnte Leipzig, da ihm von
allen Himmelsgegenden her Waaren zuströmten, trotzdem daß es weder am
Meere noch an einem großen schiffbaren Strome liegt, zu einer centralen
Handelsmetropole heranwachsen, als welche es noch in unsern Tageu von
großer Bedeutung ist, wenngleich nicht verkannt werden darf, daß Leipzigs
1) v. Cotta, Dentschland's Boden I. 11.
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Extrahierte Personennamen: Cotta
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ostsee Deutschlands Deutschland Hamburg Bremen Deutschland Westen Sachsen Deutschlands Ostsee Frankfurt Berlin Nordsee Hamburg Magdeburg Weserberg- Mainz Frankfurt Fulda Altenburg Zwickau Chemnitz Dresden Dresden Leipzig Leipzigs
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— 175 —
mercantile Größe außer von seiner geographischen Stellung auch noch von
anderen Faktoren bedingt wird, als welche beispielsweise die wohlwollende
Fürsorge der sächsischen Landesherren, der rege kaufmännische Geist seiner
Bewohner u. a. m. in Erwägung zu ziehen sind.
In ähnlicher Weise hat die geographische Lage von Breslau diese
Stadt zu einem natürlichen Knotenpunkte sowohl der von Ost nach West,
als auch der von Nord nach Süd führenden Verkehrsstraßen gemacht. Aus
dem Weichselgebiete iu den polnischen Ebenen führt die große Verkehrsstraße
über Breslau uach Sachsen, sowie durch die natürlichen Eingangsthore in
den Sudeten (namentlich durch das mittlere Sudetenthor) nach dem Böhmer-
lande hin, sodaß Breslau der große Marktplatz ward, der deu Austausch der
Produkte des slavischen Ostens mit denen des mittleren Deutschlands ver-
mittelte. Ebenso führt die große Handelsstraße von der Küste der Ostsee an
der Oder stromaufwärts über Breslau durch die mährische Pforte, dann die
March entlang bis zum Douauthale hin, sodaß Breslau abermals der Central-
Punkt für die Handelsverbindung Wien's mit der Ostsee werden mußte. So
erklärt sich der Umstand, daß Breslau gegenwärtig der bedeutendste Ort der
ganzen Provinz Schlesien namentlich in commercieller Hinsicht ist, und daß
sich insbesondere jetzt hier die von Nord nach Süd und von Ost nach West
führenden Eisenbahnen kreuzen.
Auch die geographische Lage von Berlin ist ganz dazu augethau, den
mercantilen Aufschwung der Stadt mächtig zu fördern. Denn zunächst kreuzen
sich in Berlin, ebenso wie in Breslau und Leipzig, verschiedene wichtige Han-
delswege, nämlich: 1) Die von der Ostsee direct nach Süden führende und
auf die Gebirgspässe im Erz- und Elbsandsteingebirge, als die natürlichen
Eingangsthore nach Süddeutschland, lossteuernde Straße; 2) die von Nordwest
nach Südost gehende, Hamburg und Lübeck mit Breslau und Krakau verbin-
dende Straße; 3) die von Nordost nach Südwest führende Straße, welche von
Stettin aus in den Leipziger Tieflandsbusen einmündet. Sodann ist aber auch
noch zu bedenken, daß Berlin mittels natürlicher und künstlicher Flußbetten
direct nach Westen und Osten hin sowohl mit der Elbe, als auch mit der
Oder und Weichsel in Verbindung steht. Denn die Spree, an der Berlin
liegt, müudet bekanntlich in die Havel und diese in die Elbe, abgesehen davon,
daß außerdem noch die Havel, noch ehe sie in die Elbe einläuft, mit derselben
durch den Plaue'schen Eanal in Verbindung gesetzt ist. Nach Osten hin ver-
bindet der Finow-Eanal die Havel und der Friedrich - Wilhelmscanal die
Spree mit der Oder, welche wieder durch die Warthe, Netze und den Brom-
berger Eanal mit der Weichsel verbunden ist.
Noch gedenken wir der alten berühmten Handelsstadt im Westen Deutsch-
lauds. Frankfurt am Main hat deshalb eine überaus günstige Position,
weil es am Kreuzungspunkte großer Naturstraßen (gegenwärtig Eisenbahnen)
liegt, welche sowohl Nord- und Süddeutschlaud, als auch den rheinischen
Westen mit dem deutschen Osten verbinden. Denn von Frankfurt läuft nach
Süden die große Straße an den Abhängen des Oden- und Schwarzwaldes
über Darmstadt, Heidelberg und Karlsruhe, Freiburg bis nach Bafel, nach
Norden aber der wichtige Verkehrsweg durch die breite Pforte zwischen dem
Taunus und Vogelsberge, mit Benutzung der Flußthäler der Nidda, Wetter,
Lahn, Ohm, Schwalm, Eder und Fulda, bis nach Kassel und dann weiter
theils nach Westfalen, theils nach den unteren Wesergegenden. Nach Westen
hin führt von Frankfurt aus die Wasserstraße des Maines, welche mit Fracht-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Ost Nord Breslau Sachsen Breslau Deutschlands Breslau Breslau Breslau Nord Berlin Berlin Breslau Leipzig Nordwest Hamburg Breslau Krakau Nordost Stettin Leipziger_Tieflandsbusen Berlin Berlin Westen_Deutsch- Frankfurt_am_Main Frankfurt Oden- Darmstadt Heidelberg Karlsruhe Freiburg Bafel Taunus Nidda Schwalm Fulda Kassel Westfalen Frankfurt Maines
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— 225 —
c. Es wurde schon angedeutet, daß den Gebirgsketten um so weniger
trennende Kraft inne wohnt, als sie mit zahlreichen, nicht gar zu hohen Ein-
sattelungen gesegnet sind, welche nebst den an dieselben sich anschließenden
Qnerthälern einen bequemen Uebergang über das Gebirge gestatten und
die Verbindung der Anwohner zu Betben Seiten der Gebirgsmauer ermög-
lichen. Diese Depressionen und Thäler werden zunächst wichtig für den
friedlichen Verkehr im Handel. Chausseen und Eisenbahnen durchziehen
die Thalfurchen der Gebirge; sie überschreiten die Kämme an den niedrigsten
Stellen derselben, und Menschen und Waaren werden auf ihnen befördert von
einem Abhänge des Gebirges hinüber zum andern. (Vgl. die zahlreichen
Handelswege in den Alpen.) Die geographische Position der Städte am Aus-
gange solcher Völker verbindenden Gebirgsthäler beförderte nicht wenig deren
Emporkommen. Als Ruhestationen für die Handelszüge, die vor und nach der
Bergfahrt in ihnen Rast suchten, und als Marktplätze gelangten sie zu beson-
derer commercieller Bedeutung. So z. B. Chnr an der Splügenstraße, Inns-
brück und Brixen an der Brennerstraße, Graz am Semmeringpasse n. a. m.
Diese Kammsenken und Qnerthäler haben auch weiter das Fortschrei-
teu der Gesittung von den Anwohnern des einen Gebirgsabhanges zu
denen des andern befördert. Christentum und italienische Bildung und Ge-
sittung bahnten sich im Mittelalter ihren Weg über die Alpen, und selbst
durch die Thäler des Himalaya fand die Buddha-Lehre Eingang in die
Länder am Nordsaume dieses Gebirges.
Doch nicht blos für den friedlichen, sondern auch für den feindlichen
Verkehr der Völker zu beiden Seiten eines Gebirges, im Kriege, sind die
Paßübergänge und Transversalfurchen der Gebirge von großer Bedeutung.
Den Kriegsheeren bieten sie die bequemsten Wege über das Gebirge dar, und
am Ausgange der Thalengen in die Ebene stoßen die Armeen gewöhnlich auf
den Feind, der sie hier entweder zum Entscheidnngskampse erwartet, oder
durch Castelle und Bollwerke die feindlichen Anprälle abzuwehren sucht. Darum
begegnen wir am Fuße so vieler Gebirge zu beiden Seiten derselben einer
Menge Schlachtfelder und Festungen. An der Ausmündung der Sudetenthore,
sowohl auf der sächsischen und schleichen als auf der böhmischen Seite ist
viel Blut geflossen. Hier stoßen wir auf die Schlachtfelder des siebenjährigen
Krieges, sowie auf die des Krieges von 1866. Nördlich von der mährischen
Pforte befinden sich aber auch die preußischen Festungen Kofel*) und Neiße
und südlich davon die österreichischen Olmütz und Krakau. Nördlich vom
Elbthore und den Lausitzer Senken fanden wir früher die festen Orte Hohn-
stein, Weesenstein, Sonnenstein und den Oybin und finden wir jetzt noch die
Festung Königstein. Alle diese Punkte waren allerdings ehemals geeignet,
einen lebendigen Verkehr zwischen dem Norden und Süden zu verhindern
oder doch zu stören, haben aber durch die Fortschritte der modernen Kriegs-
knnst gegenwärtig ihre Bedeutung verloren. Wohl aber hat Oesterreich süd-
lich vom Elbthore an der Egermündung die Festung Theresienstadt angelegt.
Das mittlere Sudetenthor (die Schweidnitzer Senke) ist gedeckt auf preußischer
Seite durch die Festung Glatz (früher auch durch Silberberg und Schweidnitz)
und auf österreichischer Seite durch Josephstadt und Königgrätz. — In den
Ebenen am italienischen Fuße der Alpen reiht sich Schlachtfeld an Schlachtfeld
aus verschiedenen Jahrhunderten. Aber auch große Festungen decken hier die
1) Kosel ist gegenwärtig als Festung aufgegeben.
Oberländer, geographischer Unterricht. 3. Aufl.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
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— 248 —
Freilich setzen nicht blos weite Meere, sondern schon schmale Sunde der
Verbreitung von Landthieren und Landpflanzen oft unüberwindliche
Schranken.^) Insbesondere sind die wasserscheuen Reptilien und die Land-
schnecken durch sie in ihrer Verbreitung aufgehalten. Irland hat weniger
solche Thiere als Großbritannien, dieses weniger als der benachbarte Eon-
tinent. In historischer Zeit hat sich auch nicht Eine Pflanze über den Canal
oder über die Straße von Messina durch die Naturkräfte vom Continent auf
die fo nahe gelegenen Inseln verbreitet.
Das Meer kann der Verbreitung gewisser Pflanzen auch insofern hin-
derlich werden, als viele Pflanzensamen, wenn sie die See durchschwimmen,
im Salzwasser ihre Keimkraft verlieren. Zu deu wenigen begünstigten
Samen, deren Keimkraft unverwüstlich bleibt trotz aller Einwirkung der sal-
zigeu Meeresfluthen, gehört der der Cocospalme. Ungefährdet legen die
Nüsse dieses Baumes weite Seereisen zurück; es erklärt sich daraus, daß jene
Palme schon von Alters her auf den Koralleninseln eine so allgemeine Ver-
breitung gefunden hat.^)
3. Das Weer in seiner Wichtigkeit für das Leben der Menschen.
a. Der Oeean als Vermittler des Verkehrs und der Cultur.^)
In früherer Zeit war der Oeean für die Nationen eine trennende Schranke.
Er ist es noch heute für solche Völkerstämme, welche eine niedrige Gesittungs-
stufe einnehmen. Die Erfindung des Kompasses, die Fortschritte in der
Astronomie und die Dampfschifffahrt haben dem Meere feinen trennenden
Charakter genommen, sodaß es gegenwärtig für die gebildeten Völker eine
große Brücke abgiebt, welche die Erdtheile verbindet und dem Weltver-
kehr einen großartigen Aufschwung verliehen hat. Die entferntesten
Völker, die Bewohner entgegengesetzter, von einander getrennter Halbkugelu
traten durch das Meer in gegenseitige Berührung, indem sie die großen
Fahrstraßen desselben benutzten. So wird der Oeean dereinst alle Völker
der Erde zu einer großen Familie verbinden. Auf dem Meere schwimmen
die Produkte des einen Erdtheils hinüber zum andern; insbesondere werden
die feineren Erzeugnisse der Tropenzone gegen die gröberen Bedürfnisse hö-
herer Breiten mittelst der Meerschifffahrt ausgetauscht, und so dient der Oeean
dazu, die Güter und Genüsse aller Menschen auf der Erde auszugleichen.
Wie bedeutungsvoll der Waarentransport zur See für handeltreibende Völker
werden mußte, erhellt daraus, daß der kenntnißreiche Schiffer auf dem See-
Wege, indem er Winde und Strömungen benutzt, weit schneller zum Ziele
gelangt, als auf dem Landwege, daß die Mühseligkeiten und Gefahren des
Wasserwegs oft geringer sind, als die des Landwegs, wenn dieser durch das
Gebiet räuberischer Völker und durch unwegsame Gegenden führt, und daß
endlich der Transport von Handelsgütern zu Lande in vielen Fällen weit
mehr Kosten verursacht, als der Transport zur See.
Doch nicht allein dem Verkehr leistet der Oeean wichtige Dienste, sondern
er hat auch dazu beigetragen, die geistige Bildung der Eulturvölker
zu erhöhen, ihren Gesichtskreis zu erweitern und die weniger civili-
sirten Völker in überseeischen Erdräumen einer höheren Gesittungs-
stufe entgegenzuführen. Die oeeanifche Schifffahrt ermöglichte die
Entdeckung fremder Länder. Dadurch wurden die Wissenschaften, besonders
1) Pokorny 1. c. 318. — 2) Peschel, Prädestination der Inseln. Ausl.
1867, 171. — 3) Dommerich (Flathe), Lehrbuch der vergl. Erdkunde Ii, 55.
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