10
[§3]
Klima wesentlich in Betracht. Zu heiße und zu kalte Zonen eignen
sich nicht für dauernd angestrengte Arbeit. Ein kühleres Klima
zwingt geradezu zum Schaffen, „was soll man den größten Teil
des Jahres in einem Lande wie Deutschland ansangen, wenn man
nicht arbeitet", ist nicht so unrecht gesagt worden, „in einem solchen
Lande hat man nichts Besseres zu tun als seine verdammte Pflicht
und Schuldigkeit" (Sombart). Das gemäßigte Klima benötigt einer
Industrie, warme Zonen lassen die Tätigkeit weit entbehrlicher er-
scheinen, da hier die Natur Nahrung und Wärme reichlich spendet
und die Kleidung stark beschränkt. Die gemäßigte Zone ist die
Wiege der Kultur, und die ihr entstammende weiße Nasse besitzt
eine außerordentliche Fähigkeit, klimatische Verhältnisse zu über-
winden. Darum hat man sie auch, soweit das Physische inbetracht
kommt, für befähigt erklärt, als Massenaristokratie die Welt zu be-
herrschen. Verstärkt wird die Befähigung durch die für die Schiff-
fahrt hochbedeutsame Tatsache, daß Europa auf eine Meile Küsten-
land nur 40 Quadratmeilen Binnenland, Asien dagegen 115, Afrika
sogar 156 aufweist. Welchen Einfluß ferner das Meer hat, dafür
bietet England das klassische Beispiel: eine umfassende Küstengliede-
rung, breite, sich weit in das Land erstreckende Flußmündungen, die
durch Ebbe und Flut der Schiffahrt eine höchst günstige Fahrgelegen-
heit bieten. Deutschland erscheint in dieser Beziehung wenig be-
günstigt, die Küste ist geteilt und hat nur wenige noch dazu nicht
gerade hervorragende Häfen. Doch übte die völkerverbindende
Macht des Meeres auf das deutsche Volk den größten Einfluß aus,
so daß es zur Zeit der Hansa die erste Seemacht war; die reine
Binnenmachtspolitik des Hauses Habsburg hat den Rückgang ver-
schuldet. Soviel ist sicher, „jeder Staat großen Stils, der danach
trachtet, auf eigenen Füßen zu stehen, muß eine Küste haben"
(Treitschke). Von großem Einfluß sind sodann die Gebirge. Gebirge,
aber nicht die Flüsse, wie es so oft heißt, trennen, und zwar bilden
sie nicht nur Stammes- und Völker-, sondern auch Kulturgrenzen.
Das norddeutsche Flachland weist in Kultur, Leben und Sprache
weit weniger Verschiedenheit auf, als Süddeutschland. Das Hügel-
und Flachland pflegt die Stätte des Gewerbefleißes zu bilden,
während Mittel- und Hochgebirge hauptsächlich die Stätten des
Waldes sind. Die Gebirge fördern häufig den Partikularismus,
doch nur bedingter Weise, wie das Beispiel der Schweiz zeigt.
Flüsse dagegen verbinden; bis weit ins 19. Jahrhundert waren sie
die besten Verkehrsstraßen. Die Flüsse sind auch meist Hauptkultur-
stätten, cs sei nur an die großen deutschen Ströme, vor allem an
Rhein und Donau gedacht, dann aber auch au Themse und Wolga,
an den Nil und Kongo, an den Missisippi-Missuri und die großen
indischen und chinesischen Wasserläufe. Zahlreiche Berufe sind auf
das Wasser angewiesen, namentlich die älteren Gewerbe wie Flachs-
bereitung, Gerberei, Walkerei, Färberei, Schlächterei, Brauerei, ferner
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Sombart
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Asien Afrika England Deutschland Schweiz Rhein Missisippi-Missuri
323
[§ 52]
Länder gegenseitig keine schädliche Konkurrenz, so ist der Freihandel
das Gebotene. Aber meist wird es nötig sein, durch Schutzzölle den
heimischen Handel zu schützen. Doch bricht sich die Ansicht immer
mehr Bahn, durch Handelsverträge diese Schranken zu mildern und
ein mehr oder minder gemeinsames Wirtschaftsgebiet zu schäften;
teilweise besteht sogar die Meistbegünstigung (vgl. § 30 a). Die
äußere Handelspolitik erstreckt sich auch aus Förderung der Kriegs-
und Handelsslotte, sowie Subventionierung von Schiffahrtslinien.
Der Zentralpunkt sür die Leitung der Handelspolitik, besonders
der äußeren, sind die handelspolitische Abteilung des Auswärtigen
Amtes sowie die 4. Abteilung des Reichsamtes des Innern; der
1. Abteilung des preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe
fällt hauptsächlich nur die Ausführung der inneren Handelspolitik
zu. Eine wichtige Stütze des Handels bedeuten die Konsuln (vgl.
8 7 b), welche den Handel und das Gewerbe des Auslandes be-
obachten, aus die dem deutschen Handel drohenden Gefahren sowie
die Mittel zu seiner Hebung aufmerksam machen. Zur Entscheidung
von Handelsangelegenheilen sind bei den Landgerichten besondere
Kammern für Handelssachen eingerichtet, während die Streitigkeiten
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vor den Kausmanns-
gerichten ihre Schlichtung finden (vgl. § 36 a). Endlich dienen die
als Selbstverwaltungskörper aus den Handels- und Gewerbetreiben-
den eines Bezirks gebildeten Handelskammern zur Förderung des
Handels und zur Abwehr der ihn schädigenden Einflüsse. Auf deren
Gutachten und sachverständigen Äußerungen stützt sich vor allem die
staatliche Handelspolitik.
52. Geschichte und Voraussetzungen des Verkehrs.
a) A llgemeines. Der Verkehr besaßt sich mit der räum-
lichen Fortbewegung von Personen, Gütern und Nachrichten. Zu
den Berkehrsgelegenheiten gehört als wichtigste die Eisenbahn. Es
folgen Schiffahrt und Landstraßenverkehr, der sich zu Wagen und
zu Fuß vollziehen kann. Dann kommt das Postwesen, dem sich das
Telegraphen- und Fernsprechwesen angliedert. Ausgenutzt werden
die Berkehrsgelegenheiten durch das Transportgewerbe, welches die
Beförderung der Güter unternimmt und großenteils mit Eisenbahn,
Schiffahrt, Landstraßenverkehr und Post identisch ist, weiter durch
die Spedition, welche die zur Versendung notwendigen Angelegen-
heiten besorgt, und endlich das Lagergeschäft, das die zum Unter-
bringen der Waren benötigten Räume zur Verfügung stellt. Im
Mittelalter und bis in die Neuzeit waren Handel und Verkehr volks-
wirtschaftlich eine Einheit. Erst das 19. Jahrhundert vollzog hier
eine vollständige Trennung und Arbeitsteilung. Durch Loslösung
des Transportgewerbes, des Speditions- und des Lagergeschäftes
erspart der Handel viel Arbeit und Risiko und wird sür seine eigent-
21*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
327
[§52]
das Kalifenreich und im 13. Jahrhundert Arragonien, aber auch sie
diente hauptsächlich den Interessen der Staatsverwaltung, ganz wie
der Botendienst der Klöster, der geistlichen Orden, der Kaufmanns-
gilden und Handwerkerzünfte im allgemeinen nur für die Zwecke
dieser Korporationen bestimmt war. Infolge des wachsenden dip-
lomatischen Verkehrs gründete man Reiterbotendienste und vermehrte
ihre Schnelligkeit wesentlich durch Relaisstationen. Aber erst in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts übernahmen jene die Beför-
derung von Privatnachrichten, jedoch zunächst nur um die Kosten
des offiziellen Nachrichtenverkehrs zu verringern, bis dann im
17. Jahrhundert das wirtschaftliche Interesse in den Vordergrund
trat. Das Postwesen Mittel-, West- und Süddeutschlands war in
den Händen der Nachkommen des Franz von Taxis, dem Kaiser
Maximilian I. die Einrichtung von Reiterposten übertrug. Später
wurde es unter Erklärung zum Reichsregal dieser Familie dauernd
übertragen. Doch protestierten einige Fürsten dagegen erfolgreich;
so setzte z. B. der Große Kurfürst 1666 die Bestätigung des landes-
herrlichen Postregals durch.
Um die Wende zum 19. Jahrhundert nahm der Verkehr große
Ausdehnungen an, — nicht zuletzt angeregt durch die Eingriffe der
französischen Revolution und der Kriege Napoleons in das schwer-
fällige und zerrissene Staatenshstem Europas: das von ihm ge-
schaffene einheitliche Wirtschaftsgebiet Mittel- und Westeuropas, so-
wie die Leistungsfähigkeit seiner Armeen verlangten energisch eines
gut organisierten Straßennetzes! Wohl begann man, besonders nach
den Befreiungskriegen, eifrig an den Bau von Chausseen zu gehen
— in Norddeutschland war die Berlin-Kasseler Kunststraße, die über
Potsdam, Wittenberg, Bitterseld, Nordhausen ging, eine Berühmt-
heit — wohl begann, seit Konstruktion eines leistungsfähigen Dampf-
schiffes durch Fulton, die Binnenschiffahrt sich namentlich auf den für
den Personen- und Frachtenverkehr als billigste Fahrstraße erkannten
großen Strömen, wie auf dem Rhein, der Donau, Elbe, Weser zu
heben, wohl nahm der Postverkehr an Schnelligkeit bedeutend zu —
die Schnellpost von Berlin nach Breslau brauchte nur 24 Stunden,
— da brachte die Erfindung der Eisenbahnen den aufblühenden
Binnenschiffahrtsverkehr und den Straßenbau zu einem gewissen
Stillstand.
Das eine der beiden Elemente der Eisenbahn, nämlich die
Gleisanlage ist sehr alt. Schon vor dem 16. Jahrhundert, wo sie
nach England kam, kannte der deutsche Bergbau Holzspurbahnen.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verwendete man dafür
Eisen, und 1829 wurde die bisher als Zugkraft gebrauchte Menschen-
und Pferdekraft durch die von Stephenfon konstruierte Lokomotive
ersetzt, — die Eisenbahn in ihrem jetzigen Begriff war fertig. In
Deutschland wurde 1835 als erste Strecke die noch heute außerhalb
des bayrischen Eisenbahnnetzes bestehende Sonderstrecke Nürnberg-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Franz_von_Taxis Franz Maximilian_I. Maximilian_I. Napoleons Fulton
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Europas Westeuropas Norddeutschland Potsdam Wittenberg Nordhausen Rhein Donau Berlin Breslau England Deutschland
328
[§52]
Fürth (6 km) eröffnet. Dienten die Eisenbahnen zunächst nur zur
Beschleunigung des Nachbarverkehrs, so hatte man doch teilweise
schon erkannt, daß ihnen ganz andere Aufgaben gesteckt seien. Noch
im Jahre 1835 kam aus Betreiben des Nationalökonomen Friedrich
List (vgl. § 8b) das nötige Aktienkapital zum Bau der Strecke
Leipzig-Dresden zusammen, die er als erstes Glied eines „allgemeinen
deutschen Eisenbahnsystems" betrachtet wissen wollte. Eine andere
Reihe von Linien entstanden, — und staunend vernimmt man, auf
welchen Umwegen wichtige Orte zu erreichen waren *). Hand in
Hand damit ging die Entwicklung des Postverkehrs und Telegraphen-
wesens, nachdem Gauß und Wilhelm Weber 18332) für dieses eine
praktisch brauchbare Technik erfunden hatten, die bald verbessert
wurde. Zunächst diente der Telegraph allerdings zur Betriebs-
sicherung der Eisenbahnen, später für Staatstelegramme, und in
Preußen seit 1849 für den privaten Nachrichtenverkehr. Indes
konnte 1844 in Preußen ein Brief bis 19 Silbergroschen kosten,
und wenn auch um 1860 noch 17 verschiedene Postgebiete in Deutsch-
land bestanden, so war doch durch Gründung des deutsch-öster-
reichischen Postvereins im Jahre 1850 ein einheitliches Gebiet ge-
schaffen, in dem nur drei Zonen für Portosätze (10, 20, 30 Psg.)
galten. Seit Ende der sechziger Jahre begann man an den Bau
von Nebenlinien zu gehen, um das Land in immer größerem Um-
fange dem Verkehr zu erschließen. Von diesen sind im Lause der
Jahre viele in Hauptlinien umgewandelt worden, sei es, daß sich
neue Verkehrsbedürsnisse gebildet hatten 9, sei es, daß sie zur Ent-
lastung des Durchgangsverkehrs aus den bisher einzigen Hauptlinien
dienen 9- Aber auch der Bau von Landstraßen, der seit Aufkommen
der Eisenbahnen nicht sonderlich gefördert war, begann nach 1870
von neuem, namentlich zur Vermittlung des örtlichen Verkehrs, so-
Ojbon Berlin aus führte bis zum Jahre 1846, wo Anschluß an die be-
stehende Strecke Berlin—potsdam erfolgte, der Weg nach Magdeburg über Jüter-
bog und Cöthen. Letzteres war übrigens für einige Jahrzehnte der Eiscnbahn-
mittelpunkt zwischen Nord- lind Mitteldeutschland. Nach Dresden ging vor Er-
öffnung der Linie Jüterbog-Riesa der Weg über Jüterbog, Cöthen, Halle, Leipzig,
Riesa, nach Posen über Stettin, nach Danzig bez. Königsberg über Stettin, Kreuz,
Bromberg.
2) Ein Jahr vorher war — seinerzeit eine große Errungenschaft — nach
englischen! Vorbilde ein optischer Telegraph zwischen Berlin und Koblenz hergestellt
worden.
b) So dient z. B. die Nordbahn jetzt dem Durchgangsverkehr nach Kopen
Hagen und Stockholm, und die Görlitzer Bahn dem Verkehr nach dem westlichen
Schlesien, besonders dem Reiseverkehr nach den schlesischen Bergen.
9 Es sei nur an die verschiedenen Linien erinnert, die jetzt von Berlin
nach Frankfurt am Main und nach Cöln gehen, sowie an die Entlastung des
früher vom Osten nach dem Westen und umgekehrt über Berlin gehenden Fracht-
verkehrs durch zweigleisigen Ausbau der Strecke Thorn, Posen, Guben, Cottbus,
Halle.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wilhelm_Weber Wilhelm Königsberg Hagen
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch- Berlin Magdeburg Mitteldeutschland Dresden Leipzig Riesa Stettin Danzig Stettin Bromberg Berlin Hagen Stockholm Berlin Frankfurt_am_Main Berlin Thorn Posen Guben Cottbus
335
[§ 53]
Petroleum, Kohle) stellen sich zu hoch. Namentlich für letztere ist
der Schiffsverkehr seit Durchführung des Grundsatzes der „losen
Schüttung" unentbehrlich, d. h. die zu transportierenden Gegenstände
werden ohne Verpackung in den Schiffskörper versenkt *). Welche
Vorteile dies vor den Eisenbahnen bedeutet, erhellt daraus, daß ein
Eisenbahnwagen etwa 10 Tonnen Ladefähigkeit, dagegen die großen
Kähne der Oder 450, der Elbe 800, des Rheins bis 2000 besitzen.
Letztere sind also in der Lage, die Fracht von vier Güterzügen zu
50 Wagen aufzunehmen. Wieviel rollendes Material wird dadurch
festgelegt, wie wenig Platz nimmt indes ein Schiff auf der Verkehrs-
straße ein, und wie gering sind trotz der Durchschleusungen die
Verkehrsschwierigkeiten, gegenüber denen, die durch vier weitere Güter-
züge bezüglich des Betriebes und des Fahrplans entstehen! So
erweist sich denn die Förderung des Kanalbaus und der Binnen-
schiffahrt als unerläßlich. Auch sei noch der Kanäle gedacht, welche
Meeresteile verbinden, so des auch in strategischer Beziehung unent-
behrlichen Kaiser Wilhelms-Kanals, des Suezkanals, der abgesehen
von der Verkürzung des Seeweges trotz der hohen Kanalgebühren
eine Verbilligung für den Dampferverkehr bedeutet, und des noch im
Bau begriffenen Panamakanals.
Zur Förderung und zum Schutze der Schiffahrt dienen
Karten und Pläne, sodann Kompaß, Log und Lot zur Feststellung
der Kursrichtung, der Schiffsschnelligkeit und der Tiefe des Fahr-
wassers, weiter das Signalwesen, z. B. die Leuchttürme, deren erster
um 300 v. Chr. aus Pharos bei Alexandrien errichtet wurde, endlich
das Sturmwarnungs-, das Lotsen- und das Rettungswesen. Um
ersteres hat sich die Deutsche Seewarte in Hamburg unvergleichliche
Verdienste erworben, um letzteres die 1865 gegründete „Deutsche
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger".
In Deutschland ging in der zweiten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts die Reederei der Ostseegebiete immer mehr zurück, ganz im
Gegensatz zu der des Nordseegebietes, von der die Hamburgische fast
die Hälfte des gesamten Bestandes Deutschlands an Kauffahrteischiffen
umfaßt. So nehmen die Schisse Hamburgs und Bremens ihren
Weg nach fast allen Gegenden der Erde: die Hamburg-Amerika-
Linie nach Nord-, Mittel- und Südamerika und nach Singapur-
Japan, der Norddeutsche Lloyd in Bremen nach Nord- und Süd-
amerika, Ostasien, Australien, die Hamburg-südamerikanische Dampf-
schiffahrtsgesellschaft und die Hansa in Bremen nach Südamerika,
die Afrikanische Dampfschiffahrtsgesellschaft, sog. Wörmannlinie, nach
West- und Südwestafrika, die deutsche Ostasrikalinie und die deutsch-
australische Dampfschiffahrtsgesellschaft nach den betreffenden Ländern,
die deutsche Levantelinie nach dem Mittel- und dem Schwarzen
0 Für flüssige Dinge geschieht dies im sog. Tank, für feste im Bulk.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Rheins Hamburg Deutschland Nordseegebietes Deutschlands Hamburgs Bremens Singapur-
Japan Norddeutsche_Lloyd Bremen amerika Ostasien Australien Bremen Südamerika
338
[§53]
Im Verkehr haben die Landstraßen für die Kulturländer ihre
Fernwirkung verloren, sie besitzen nur örtliche Bedeutung. Eine
große Verzweigungsmöglichkeit, leichte Überwindung von Höhen und
natürlichen Hindernissen, keine zu großen Anlage- und Unterhaltungs-
kosten sind ihnen zu eigen. Dagegen lassen sie nur eine beschränkte
Belastung und Ausnutzung zu. Gewisse Gewichtsgrenzen dürfen
nicht überschritten werden, infolge der geringen Breite der Straße
und der fehlenden Schienen ist die Schnelligkeit auf ihnen nur eine
mäßige. Daher schritt man schon frühzeitig zu einer Ausnutzung
der Wasserwege. Die Nachteile der Landstraße fehlen hier größten-
teils infolge des glatten und meist breiten Fahrwassers. Die
Schnelligkeit findet bei der sog. Talfahrt eine willkommene Unter-
stützung, bei der Bergfahrt aber eine Grenze *). Auch die tote Last
der Transportgefäße und treibenden Kräfte ist im Verhältnis zur
geleisteten Arbeit weit geringer als auf der Landstraße, auch als
auf der Eisenbahn. Dadurch verringern sich die Kosten bedeutend,
darum sind die großen Flüsse stark ausgenutzte und ausnutzbare
Verkehrsadern. Allerdings zwingen Kälte und Dürre zur Unter-
brechung der Schiffahrt, und mancher Wasserlauf liegt infolge von
Klippen, Sandbänken und zu großer Windungen brach. Der schwer-
wiegendste Nachteil bleibt, daß die natürlichen Wasserstraßen beschränkte
sind und nicht allen Bedürfnissen der Verkehrsrichtungen entsprechen.
So gehen die großen deutschen Ströme fast alle parallel, — Alain
und Mosel sind nicht lang genug und haben in der Hauptsache nur
provinziell-örtliche Bedeutung, und der Lauf der Donau ist inner-
halb der Reichsgrenze zu kurz und zu südlich, um Einfluß aus das
.Ganze auszuüben. Auch vom volkswirtschaftlichen Standpunkt er-
weist sich daher die Anlage eines Kanalsystems als unerläßlich.
Allerdings drohen den Kanälen Kälte und Dürre besonders stark,
ihre Breite ist immerhin beschränkt, ebenso um die Uferböschungen
nicht zu zerstören, die Schnelligkeit. So bleiben aber doch die Wasser-
straßen ein wohlfeiles und bequemes Verkehrsmittel, dem jedoch in
der Gegenwart nur eine nationale Bedeutung zukommt. Dagegen
ist das Meer mit Recht als „die natürliche Straße für den inter-
nationalen Verkehr selbst zwischen entlegensten Gebieten" bezeichnet
worden. Hier fallen die Beschränkungen und Hindernisse der Land-
straßen, Flüsse und Kanäle, von einzelnen Ausnahmen an den Küsten
abgesehen, fort, hier kann sich die Schnelligkeit gemäß des Standes
der Technik entfalten, wenn auch Stürme und Zyklone mit schweren
Gefahren drohen. Als vollkommenstes Verkehrsmittel gilt die Eisen-
bahn, und zwar in erster Linie wegen der Schnelligkeit und Sicher-
i) Doch findet ein Ausgleich durch die verfrachteten Werte statt. Gewöhn-
lich werden bei der leichten Talfahrt schwere, oder nicht so wertvolle Gegenstände
verfrachtet, wie Holz, Erze, Kohlen, Bausteine, Landesprodukte, während die Berg-
fahrt Qualitätsgüter (Kolonialwaren, Jndustrieerzeugnisse) zuführt.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
340
[§53]
fache Staatseigentum, weil sich die Privatunternehmungen nicht fähig
erwiesen, eine dem Gesamtinteresse nutzbringende Eisenbahnpolitik zu
treiben, sondern fast ausschließlich nur gewinnbringende Strecken
bauten. Dem kann allerdings durch Bausubventionen, Steuerbefrei-
ungen, Landschenkungen und Zinsgarantien abgeholfen werden.
Diesem System huldigt Frankreich in der Hauptsache auch heute
noch; Deutschland hat es aufgegeben und wendet es nur in Ost-
afrika an. England und Amerika besitzen Privatbahnen. Die meisten
Staaten gehen aber zum Staatsbahnsystem über, da hier allein eine
Planmäßigkeit gesichert ist, da ein staatliches Beamtenpersonal in
hohem Grade Ordnung und Pünktlichkeit gewährleistet, — und weil
man sich die Einnahmen nicht entgehen lassen will. So bilden in
Preußen die Eisenbahnen die Grundlage für die Finanzen, die sonst
durch Steuern auszubringen wären (vgl. 8 29 a). Daß beim Staats-
bahnsystem auch Büreaukratismus, Schwerfälligkeit, Engherzigkeit
und Fiskalität herrschen kann, soll nicht geleugnet werden, — doch
haben sich die Staaten meist ihrer Verantwortung bewußt gezeigt,
die ihnen mit Übernahme der Eisenbahnen in wirtschaftlicher Hin-
sicht zufiel. Viel Anklang fand das gemischte System, bei dem ein
Teil dem Staate, ein Teil privaten Unternehmungen gehört (z. B.
Österreich-Ungarn, Rußland). In gewisser Beziehung besteht es
auch in Deutschland, da die Kleinbahnen hier überwiegend im Besitze
von öffentlichen Verbänden und Privatgesellschaften sind. Beim
Postwesen herrscht der Grundsatz, daß es allein dem Verkehr dienen
soll, somit begnügt sich der Staat, wenn durch die Einnahmen
wenigstens die Kosten gedeckt werden, — besondere Überschüsse will
er in der Regel nicht erzielen.
Der Einfluß des Staates bei der Binnenschiffart zeigt sich in
der Regulierung der Flüsse, in der Anlage von Kanälen st, Schleusen,
Häsen usw., für deren Benutzung er, um wenigstens einen Teil der
Kosten zu decken, Gebühren nimmt. Bezüglich der Seeschiffahrt
fördert er das Vermessungswesen, das Signal- und Rettungswesen,
legt Häsen, Werften und dgl. an, errichtet Navigationsschulen, er-
läßt Seemannsordnungen, hält Prüfungen ab st. Er sorgt durch seine
Kriegsflotte, daß der von Hugo Grotius (8 8 b) 1609 aufgestellte,
aber erst im 18. Jahrhundert allgemein anerkannte Grundsatz Geltung
9 In Deutschland sind höchstens 200 bin Privateigentum.
st Schon wurde (unter d) auf die unvergleichlichen Verdienste der Deutschen
Seewarte hingewiesen, welche durch ihre Witterungsberichte nicht nur der Land-
wirtschaft, sondern auch der Schiffahrt eine große Stütze ist. Durch ihre Sturm-
warnungen hat sie zahllose Menschenleben vor dem Tode bewahrt. Um aber die
Sturmwarnungen noch rechtzeitiger ergehen lassen zu können, unterstützt das
Deutsche Reich den Bau des dänischen Kabels nach Island, da durch die dortige
Wetterlage das Nahen eines Sturmes früher zu erkennen ist, als bisher.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Hugo_Grotius
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland England Amerika Deutschland Deutschland Island
341
[§53]
hat, daß nämlich das Meer frei *) von jeder staatlichen Souveränität
sei und jeder Nation offen stünde („mare liberum“). Eine be-
sondere Unterstützung bedeuten die Dampfersubventionen für einzelne
Dampferlinien, für die wohl ein Bedürfnis besteht, aber keine Ren-
tabilität erwartet werden kann.
Bei den Landstraßen hat der Staat in Preußen die besondere
Fürsorge für sie auf die Provinzial- und Kreisverbände, sowie auf
die Gemeinden übertragen, indem er von der richtigen Erwägung
ausgeht, daß der Staatsverwaltung wohl die Wege zufallen, welche
eine Fernwirkung ausüben, aber nicht die von lokaler Bedeutung.
Für die deutsche Post ist das Reichspostamt die oberste Be-
hörde, der 41 Oberpostdirektionen unterstehen, sowie zahlreiche Post-
ämter (1. bis 3. Klasse) und von Privatpersonen geleite Postagen-
turen und Posthilfsstellen. Bayern und Württemberg besitzen eine
gesonderte Postverwaltung, letzteres hat mit der Reichspost gemein-
same Postwertzeichen. Das Eisenbahnwesen wird beaufsichtigt vom
Reichseisenbahnamt, welches auch die Verwaltung der Eisenbahnen
Elsaß-Lothringens führt. Sonst fällt die Eisenbahnverwaltung den
Einzelstaaten zu. Preußen und Hessen schlossen eine sich gut be-
währende Eisenbahngemeinschast. Eine Betriebsmittelgemeinschaft
der deutschen Eisenbahnen soll Ostern 1907 eintreten. Mit Aus-
nahme von Mecklenburg und Oldenburg besitzt Preußen die Eisen-
bahnen der von ihm eingeschlossenen Staaten. Oberste Behörde
hierfür ist das Ministerium der öffentlichen Arbeiten, dem auch der
Wasserbau und die Aufsicht über das Wegebauwesen zufällt. Unter
dem Ministerium stehen 21 Eisenbahndirektionen, unter diesen wieder
Betriebs-, Maschinen-, Werkstätten-, Verkehrs- und Telegraphenin-
spektionen. Außerdem werden aus staatlichen Beamten und Ver-
tretern von Landwirtschaft, Gewerbe und Handel Bezirkseisenbahnräte,
sowie der Landeseisenbahnrat zur gutachtlichen Äußerung gebildet.
Die Aufsicht über die Wasserwege füllt den Wasserinspektionen zu.
Die Seeschiffahrt ist Reichssache und untersteht dem Reichsamt des
Innern. Ihm sind die als Gerichte über Seeunsälle urteilenden
Seeämter und das Oberseeamt untergeordnet, ferner die Seemanns-
ämter für die Angelegenheiten der Seeleute, und die Strandämter
unter Strandhauptleuten für Verwaltung des Strandgutes und
dgl. Den Strandvögten fällt das Rettungs- und Hilfswesen zu.
0 Die Entfernung von 3 Seemeilen von der Küste gilt als national
(vgl. 43 a), ebenso 10 Seemeilen bei Flußmündungen, Haffen, Buchten, bei engen
Mecrstraßen, die von derselben Nation beseht sind (Dardanellen), oder bei Meeren,
die von demselben Staate umgeben sind (z. B. die Irische See, aber nicht die
Ostsee).
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
163
[8 30]
bestimmten Häfen und dgl.) verschieden, so ist von Differential- oder
Unterscheidungszöllen zu reden, die in Minderungen von den normalen
Zöllen (Zollabschlägen) oder in Zuschlägen zu diesen bestehen. Be-
gründet sind die Differentialzölle teilweise in Zoll- und Handels-
verträgen der verschiedenen Staaten.. Wird zwischen zwei Staaten
abgemacht, daß die von einem von ihnen einem dritten Staate
gewährte Zollvergünstigung ohne weiteres auch dem andern zu gute
kommt, so ist Meistbegünstigung vorhanden, z. B. zwischen Frankreich
und Deutschland seit 1871. Erhebt ein Staat derartig hohe Zölle
von den eingeführten Waren eines andern Landes, daß dessen Land-
wirtschaft und Industrie wesentlichen Schaden leidet, so kann der
benachteiligte Staat durch Zuschlagszölle, die als Retorsions- oder
Kampfzölle wirken sollen, den andern Staat zum schließlichen Nach-
geben zwingen (sog. Zollkrieg). 1) Am verbreitetsten waren indes im
Mittelalter und bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts die Binnen-
bez. Wasserzölle, die an Land- und Wasserstraßen, Brücken, Häfen,
Toren zur Erhebung kamen, und reine Finanzzölle waren. In
Deutschland bestehen sie nur noch als Torsteuern (Oktroi) und in
Form der sog. Übergangsabgabe beim Bier (vgl. unter b) und in
Sachsen und Baden beim Fleisch, sowie bei den Gebühren für Wege,
Brücken usw Sonst wird der Zoll nur als (Landes-) Grenzzoll erhoben.
Schwierig ist die Frage nach dem Maßstab der Zollbemcssl^ig,
ob Wert- oder Maßzoll. Die gerechteste Besteuerung, die auch
wenigstens theoretisch die größten Beträge sichert, wäre die nach der
Qualität, nach dem Wert der Waren. Doch begegnet dies teilweise
unüberwindlichen Schwierigkeiten. Die absolut sichere Beurteilung
der Qualitäten fordert eine außerordentliche fachmännische Sonder-
ausbildung, wie sie bei den vielseitigen Anforderungen an das Zoll-
personal unmöglich ist. Ein Hinlenken der Waren nach Zentral-
stellen zur Untersuchung von Sachverständigen erzeugt derartige
Kosten, auch durch Kontrollmaßregeln, und Umständlichkeiten, daß
der Steuermehrbetrag leicht illusorisch und der Handelsverkehr arg
verlangsamt und recht belästigt werden würde. Auch das Borkaufs-
recht, d. h. daß der Staat oder seine Beamten die Waren zu dem
vom Steuerpflichtigen angegebenen (deklarierten) Werte ankaufen
dürfen, hat sich ohne rechten Erfolg erwiesen, eine zu niedrige
Deklaration und damit zu niedrige Versteuerung zu verhindern.
Kurzum, die Erfahrung hat gelehrt, daß eine Wertbesteurung nur
mit ganz außerordentlichen, in keinem Verhältnisse zu den Erfolgen
stehenden Schwierigkeiten, durchführbar ist. Darum hat man sich
zumeist für Maßzölle, auch spezifische Zölle genannt, entschieden: sie
werden als Stück- oder Gcwichtszoll berechnet. Der Vorzug besteht
in der leichten und wenig kostspieligen Berechnung, der geringen
i) In Deutschland kann in diesem Falle durch kaiserliche Verordnung nach
Zustimmung des Bundesrates der Zoll uni 50 % des Zolltarifs erhöht werden.
11*
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Deutschland Sachsen Baden Deutschland
[§ 52]
324
lichen Aufgaben frei, — ganz wie das Gewerbe durch den Handel.
Zuerst vollzog sich die Loslöfung beim Nachrichtenverkehr und bei
der Personenbeförderung, also durch das Postwesen. Mit Auskommen
der Eisenbahnen wurde das Transportgewerbe völlig selbständig,
ebenso Spedition und Lagergeschäft.
Der Verkehr bedeutet in erster Linie eine Förderung der wirt-
schaftlichen Angelegenheiten. In ihrem Interesse haben sich zuerst
fahrbare Wege gebildet, hat sich im l9. Jahrhundert jenes gewaltige
System aus Eisenbahn, Schiffahrt, Post und Telegraphen gebildet.
Durch pünktlichen Versand werden den Fabriken die Rohmaterialien,
dem Händler die Produkte und Fabrikate, dem großen Publikum die
Lebens- und Genußmittel und die Gebrauchsgegenstände für den
Augenblick, wo man ihrer bedarf, herbeigeschafft. Der Nachrichten-
verkehr sorgt, daß die landwirtschaftlichen und gewerblichen Erzeug-
nisse bezüglich der Qualität und der Vorräte denen bekannt werden,
die ihrer bedürfen, sei es zum Handel, sei es zum Verbrauch. Da-
neben ist der Nachrichtendienst, insbesondere der telegraphische, die
unerläßliche Vorbedingung der Betriebsmöglichkeit und -Sicherheit
auf Eisenbahn und Dampfschiff. Durch die Entwicklung des Ver-
kehrswesen wurde es erst ermöglicht, die besten Erzeugnisse in ent-
sprechender Wohlfeilheit herbeizuschaffen, — es sei nur an die Ver-
sorgung der Großstädte mit Lebensmitteln gedacht, wo man die
Landesprodukte besser und billiger zu kaufen pflegt, als vielfach auf
dem sog. Lande und in der Kleinstadt, — es sei weiter daran er-
innert, wie durch den Kohlentransport erst eine Industrie ermöglicht
wird, wie ein Kabeltelegramm von zwei oder drei Worten den Waren
im Import die Wohlfeilheit, im Export den Absatz sichert, wie durch
den Verkehr jenes zuerst als Spott gebrauchte made in Germany
(in Deutschland angefertigt) den deutschen Waren den Weltmarkt
erobert hat.
Aber der Verkehr besitzt nicht bloß wirtschaftliche Bedeutung.
Das umfassende Straßennetz hat seine besondere Veranlassung in
staatlichen und militärischen Gründen, — hierdurch war die Garantie
gegeben, die Verwaltung und militärische Sicherung durchzuführen.
Auch heute ist dies für den Verkehr und seine Einrichtungen vielfach
maßgebend; Eisenbahnen werden häufig im strategischen, Telegraphen-
linien, namentlich überseeische Kabel, im Verwaltungsinteresse an-
gelegt. Aber auch die sozialen Wirkungen dürfen nicht unterschätzt
werden. Abgesehen von der Arbeitsgelegenheit durch Bau und Be-
trieb der Verkehrseinrichtungen — es sei nur an die Anlage der
schlesischen Gebirgschausseen zur Zeit der Hungersnöte Anfang der
fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts erinnert —, wirkt der Verkehr
sozial ausgleichend: der Arbeiter benutzt in der untersten Klasse den-
selben fahrplanmäßigen Zug wie eine fürstliche Persönlichkeit, die ein
Abteil der 1. Klaffe für sich bezahlt. Die Post befördert die Briese des
ersteren mit derselben Gewissenhaftigkeit, wie die eines gekrönten
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]