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1. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 132

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
132 Der Nheiri. Am St. Gotthard, wo die Rhone entspringt. Auch des Hellen Rheines Quelle entrinnt. Es strömen von den Alpen silberklar, Zu ihm Jll, Thur, Lim mal, Reuß und Aar. Der Neckar bringt Kocher, Jaxt, Enz ihm mit, Bei Mannheim zum breiten Rheine er tritt. Bei'm festen Mainz eint sich der schöne Main; Bei Cob lenz fließt frisch die Mosel herein. Die Lahn und Sieg, die Wipper, Lippe, Ruhr Entströmen meist Westphaleus schöner Flur. Jedoch im Königreich vom Niederland Verliert der Mein sich zum Theil im Sand. Nur Leck und Waal durch die Maas angeschwellt, Schleichen als Arine in die Nordsee-Welt. Der mächtige und herrliche Vater Rhein ist ein ächt deutscher Fluß und dem Deutschen sein Lieblingsstrom. Ihm gegenüber sind Donau und Elbe, Oder und Weser nur ge- wöhnliche Gewässer. An den lieblichen und herrlichen Rhein- ufern wird der Greis und Mann zum Jüngling. „Freudig erquickt er die Flur, den goldenen Segen verbreitend, Freudig entführt er dem Land schädlichen Regenerguß, Freudig trägt er die Schiffe einher auf wellendem Rücken, Schwer belastet mit Gut, lustig mit Menschen gefüllt." Wo ist ein Strom, der so erhaben, so rein, klar und Helle fließt, als wie der Rhein? Er ist einer der ausgebil- detsten Ströme der Erde und übt einen eigenthümlichen Zau- der aus, so daß sich der Wanderer nur mit Mühe aus den Armen des Vaters Rhein losreißt. Keine Gegend unseres Vaterlandes hat so viele Trümmer der Natur, ausgebrannte Vulkane und so viel Ruinen der Mönchs- und Ritterwelt aufzuweisen als die Rheingegend. Der Rhein durchfließt den westlichen Theil unseres Vaterlandes und erstreckt sich von den rhätischen Alpen bis zur Nordsee hinab. Die Länge seines Laufes beträgt etwa 190 Meilen. Er wird von der Quelle bis zur Mündung von deutschen Stämmen bewohnt, denn der Hochrhein durchströmt die Schweiz, während der Niederrhein die Niederlande durchfließt. Wegen seinen rei- zenden Uferstrecken, wegen seinen Weinbergshügeln, seiner ge- schichtlichen und militärischen Bedeutung, und wegen den Sa- gen, welche ihn verherrlichen, wegen seiner klaren, grünen, oft stahlblauen Färbung, wegen seiner Größe und Pracht ist er ein Stolz des Deutschen, mit Feuer und Begeisterung singt er: Sie sollen ihn nicht haben, So lang er ruhig wallend Den freien deutschen Rhein, Sein grünes Kleid noch trägt, Ob sie wie gier'ge Raben So lang ein Ruder schallend Sich heiser darnach schrein. In seine Woge schlägt. Der eine Hauptarm des Rheines, welcher Vorder- rhein oder Rhein von Toma heißt, entspringt 7000' am

2. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 137

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
137 Der beträchtlichste Nebenfluß des Mittelrhein ist der Main, welcher von dem Fichtelgebirge aus zwei Quellen, dem weißen am Ochsenkopfe und dem rothen Maine, der bei Culmbach dazu kommt, entspringt, in beträchtlichen Krümmun- gen 80 Meilen durchströmt und Mainz gegenüber einmündet. Seine gerade Entfernung von der Quelle bis zur Mündung beträgt 34 Meilen. Zuflüsse von ihm sind vom Frankenwalde die Jtz, woran Koburg liegt, die Regnitz, welche aus der Rednitz und Pegnitz entsteht, unterhalb Bamberg mündet und den Main schiffbar macht, die fränkische Saale von den Hennebergischen Höhen, die Tauber, welche bei Werth- heim mündet, und vom Vogelsberge die Kinzig und Nidda mit der Wetter. Außer dem Maine gehen dem Rheine noch ;u bei Lahnstein die Lahn, welche vom Ederkopfe kommt and bei Ems schiffbar wird, links her vom Hundsrück die Nahe, welche bei Bingen einmündet, und die 80 Meilen lange Mosel, welche in Frankreich am Fuße der Vogesen entspringt, durch Meurthe und Saar verstärkt bei Koblenz einfließt. Von Mainz bis Bonn ist die Schifffahrt schon ziemlich lebhaft. Der Niederrhein erstreckt sich von Bonn bis ins Meer, und sein Lauf beträgt 52 Meilen. Von da scheint der Strom ermattet, wie ein lebensmüder Greis schleicht er traurig nach seinem Grabe, dem Meere. Das Rheinthal erweitert sich, links hören die Berge auf, rechts begleiten die Ufer mehrere Meilen weit entfernte Höhen. Unterhalb Düsseldorf breitet sich rechts wie links die große Fläche von Nieder-Deutsch- land aus, und der breite Strom bewegt sich nur zwischen nie- dern Rändern, welche er oft überschwemmt, wo nicht starke Dämme, Felder und Wiesen beschirmen. Unterhalb Emme- rich tritt er in die Niederlande ein, und von da an verliert sich sein berühmter deutscher Name in Waal,,Assel, Leck und Wechte. Bei der Sternschanze wendet der Ahein seinen Lauf völlig westlich und theilt seine 2000' breite Wasserfülle in zwei Arme. Der linke Arm, an welchem Nimwegen liegt, ist der stärkste und breiteste (1260'). Sein Name ist Waal, während der rechte und schmälere (648') den Namen Rhein beibehält. Der Rhein schickt außerdem oberhalb Arnheim die Assel (Eißel) zur Zuidersee. Die Assel war vor Alters ein eigner Küstenfluß (Fly), wurde aber durch einen Kanal, den Drusus 12 Jahre v. Chr. aus dem Rheine in die Assel graben ließ, um seine Schiffe sicherer und schneller in die Ems zu führen, zu einem Rheinarme und steht mit dem Küsten- flüßchen Vechte durch den Kanal bei Zwoll in Verbindung. Weiter abwärts acht Meilen entsendet der Rhein wieder links einen starken, wasserreichen Arm, den Leck, welcher an Rot-

3. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 138

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
138 t erb am vorbeiläuft. Von da geht der rechte, kleinere Arm unter dem Namen Rhein als ein unbedeutender Fluß nach Utrecht, wo er noch die Dechtc absendet. Don hier aus zieht der Rhein sich kümmerlich nach der Stadt Leyden und verliert sich dann durch sandiges Uferland in's Meer. Mit der Waal, dem Hauptarme des Rheins strömt die nicht un- bedeutende Maas zusammen, welche länger als Mosel und Main ist. Sie kommt von Süden, entspringt auf den Hö- hen von Langres, nimmt links bei Namür die Sambre und rechts bei Roermünde die Roer auf. Wo die Waal- und Maas-Wasser sich vereinigen, wird der Fluß von den Hol- ländern Merwe genannt. Die Merwc schickt ihr Maaswas- ser bald darauf in die von kleinen Inseln besäete Meeresbucht Biesbosch, während ihr Waalwasser an Dortrecht vorüber- fließt, mit dem Leck sich vereinigt und unweit der Insel Briel in die Nordsee einmündet. Der deutsche Niederrhein empfängt rechts her unterhalb Bonn die Sieg vom Edcrkopfe, unterhalb Köln die Wip- per, bei Ruhrort aus dem Rodlager die sehr beträchtliche, 28 Meilen lange und in der letzten Hälfte ihres Laufes fahrbare Ruhr und zuletzt bei Wesel vom Teutoburger Walde die schiffbare Lippe. Don Bonn an, besonders von Cöln nimmt die Schifffahrt immer mehr zu, weil da der Strom nur 112' Seehöhe und daher auf eine Stunde^ kaum 1£ Fuß Gefälle hat. Bis nach Köln gehen Seeschiffe und bis Straßburg große Flußfahrzeuge. 'Während die Thal- fahrt'rasch geht, so sind bei der Bergfahrt, wenn nicht sehr günstiger Wind weht, Menschen und Pferde nöthig, welche die Schiffe stromaufwärts ziehn. Jetzt wird die Bergfahrt zum Nachtheile aber der armen Schifferleute durch Schlepp- dampfschiffe sehr erleichtert. Die Dampfböte verschiedener Gesellschaften, welche täglich den Rhein befahren, befördern außerordentlich den Verkehr. Die Dampfschifffahrt wurde 1827 eingeführt; selbst bei Nebenflüßen, wie Mosel, Main und Neckar sind Dampfschiffe thätig. Die östliche Seite des Unter- und Mittelrheins nebst der nördlichen Seite des Maingcbietes wird durch den Teutoburger Wald (S. 100), durch das Egge- und Rod- lagergebirge, den Vogelsberg, die Röhn, die Henneber- gischen Höhen (S. 99), von dem Weser-, durch den Fran- kenwald (S. 40) und durch das Fichtelgebirge aber von dem Elb-Gebiete getrennt. Von dem Donaugebiete trennen die südliche Seite des Maingebietes und die östliche Seite des Ober- und Hochrheines 'der fränkische Landrücken, das Aalbuch, die rauhe Alp, der Schwarzwald und die Alpen.

4. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 244

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
244 24,000 Einw. Sie entstand im 8len Jahrh., wo hier der heil. Lud ge r ein Kloster anlegte. Der Dom und die Lambertus- kirche zeichnen sich durch ihre Schönheit, der große Markt durch seine schönen Häuser und Bogengänge, und das Rath- haus durch den Saal aus, in welchem am 24. Oct. 1648 der „westphälische Friede" unterzeichnet wurde, und welcher noch mit den Bildnissen aller damaligen Gesandten geschmückt ist. Ehemals war hier eine blühende katholische Universität, welche seit 1818 zum Theil aufgehoben ist. Münster war zur Zeit der Reformation Mittelpunkt der Unruhen der Wiedertäufer. Denn hier errichteten sie die „Burg Zion" und das „neue Jerusalem", hier führten sie Gütergemeinschaft und Viel- weiberei ein. An dem hohen Lambertusthurme hängen noch die drei eisernen Käsige, in welchen die Leichname der Häupt- linge von den Wiedertäufern, des Königs Johann Bockold, eines Schneiders von Leyden, und seiner beiden Minister Knipperdollings und Krechtings zu Staub wurden. Diese Schwärmer hatten in Münster im Jahre 1533 das be- stehende Regiment gestürzt und ihr blutiges Reich, von ih- nen das „himmlische Zion" genannt, errichtet. Zu Münster -j- 1788 der Philosoph Hamann. Auf seinem Grabe steht 1. Kor. 1, 23 — 25. Nahe bei Münster liegen das gewerb- same Wahrendorf mit bedeutender Leinwandweberei und Tecklenburg, wo Fr. Krummacher 1768 geboren wurde (ch zu Bremen 1845), bekannt durch seine „Parabeln." Die Niederlande. Kennst du das Land? Auf Dämmen ruht sein Grund, Die Luft ist schwer, das Wasser ungesund. Wie die Schweiz das Bollwerk Deutschlands im Süden ist, so die Niederlande im N. W., wenn es Frankreich gilt. Beide Nachbarländer stehen geradezu im Gegensatz. In der Schweiz nichts als hohe Berge und klare Seeen, in den Niederlanden nichts als Flächen, Kanäle und Sümpfe. Die Niederlande sind die Küstenländer, welche am Ausflüsse der großen Ströme Rhein, Maas und Schelde liegen und bis- weilen sich nur wenig über den Spiegel des Oceans erheben. Nach den römischen Schriftstellern, denen wir die ersten Nach- richten über dieses Land verdanken, waren die ältesten bekann- ten Bewohner davon die Belgier, Bataver und Friesen. Ihre Ueberwindung durch Cäsar 57 v. Chr. kostete den Rö- mern schwere Kämpfe. Im 5ten und 6ten Jahrh, gerieth bei der großen Völkerwanderung der größte Theil, etwa die Friesen ausgenommen, in die Hände der Franken. Nach dem Vertrage von Verdün kamen diese Länder je nach ihrer Lage, theils an Frankreich, theils an Deutschland, theils an

5. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 247

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
247 Napoleon, „Oranien hat aufgehört zu regieren", und das Land erhielt einen Bruder Napoleons, Ludwig, zum Könige. Als dieser 1810 dem Throne entsagte, wurde es dem französi- schen Reiche einverleibt. Durch den „Wiener Congreß" aber wurden 1815 die seit drei Jahrhunderten getrennten südlichen Provinzen wieder mit den nördlichen zu einem Königreiche der Niederlande unter dem Hause Nassau-Oranien vereinigt. Wilhelm I. war König. Doch diese unnatürliche Verbin- dung zu einem Reiche stand mit den Neigungen der Provin- zen im Widersprüche. Die Holländer waren Protestanten, die Belgier eifrige Katholiken; die Einen nährten sich durch Handel, die Andern mehr durch Ackerbau und Fabriken; in Belgien war das Flamländische Volkssprache und^ sonst das Französische vorherrschend; in Holland wurde holländisch ge- sprochen. Kurz nach der zweiten Pariser Revolution, am 25. August 1830, brach auch in Brüssel ein Volkstumult aus, und verbreitete sich mit reißender Schnelligkeit über ganz Bel- gien, was sich nun von Alt-Niederland in blutiger Empö- rung losriß. Am 4. Juni 1831 wurde der Prinz Leopold von Sachsen-Koburg, Wittwer der Prinzessin Charlotte von England, zum Könige von Belgien erwählt. Nach langem Streite und Hader wurde 1839 auch vom Könige der Nieder- lande ein abhängiges Königreich Belgien anerkannt. Das Königreich der Niederlande oder Holland. Es umfaßt 640 ^ Meilen mit 3 4 Million Einw., worunter die größere Hälfte reformirt, die kleinere römisch- katholisch ist. Jetziger König ist Wilhelm Iii. Ihm steht die ausübende Gewalt zu, die gesetzgebende theilt er mit zwei Kammern, die noch den Namen „Generalstaaten" und den Titel „Edel- und hochmögende Herren" führen. Das ganze Land ist, mit Ausnahme von Luxemburg und der Gegend von Mastricht, durchaus ebenes Tiefland. Ja manche Striche lie- gen sogar tiefer als der Meeresspiegel und sind dem Meere erst abgezwungen. Das Küstenland ist theils durch Dünen, natürliche Dämme, theils durch kunstreiche und kostspielige Deiche geschützt. Das Wasser ist das herrschende Element in den Niederlanden. Es beschränkt sich nicht nur auf die zahl- reichen Flüsse, Meerbusen und Landseeen, sondern das ganze Land wird nach allen Richtungen hin von geradlinigten Ka- nälen durchschnitten, welche zum Verkehre durch die „Trek- schuyts" (Ziehschiffe) nicht wenig beitragen. An der einen Seite der Kanäle laufen meist gepflasterte Treppelwege oder Leinpfade für Menschen und Pferde hin, welche an Seilen die Schiffe ziehen. Im Winter sind diese langen und zahl- reichen Kanäle der Vergnügungsort der Schlittschuhläufer.

6. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 248

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
248 5snt merkwürdigsten ist der große nordholländische Kanal. Außerdem wird der Verkehr durch Eisenbahnen und auch durch Dampfschiffe gefördert. Es fehlt nicht an Morästen und san- digen Haiden; in der Mitte des Landes, an den Flüssen und am Meere findet sich fruchtbarer Marschboden. Die Luft ist feucht und neblig , so daß alle metallnen Sachen leicht rosten und die oft bespöttelte, in der That bisweilen auch übertrie- bene Reinlichkeitssucht der Holländer seinen guten Grund hat. Die reinlichen Häuser, die mit Schiffen wimmelnden Kanäle, die Baumreihen an den Ufern, die zahllosen Holzbrücken mit dem Aufzugsgebälke darüber, die Windmühlen, die Glocken- spiele, die gezirkelten Gärtchen gewähren anfangs wohl ei- niges Vergnügen, für die Länge der Zeit aber wird Alles eintönig, einförmig, und die Sumpfluft behagt dem Frem- den nicht. Die Hauptgewässer des Landes find Rhein, Maas und Schelde, welche sich bei ihren Ausflüssen in viele Arme theilen und verschiedene Namen führen. Die Meeresfluthen haben oft trotz Dünen und Dämmen große Strecken Landes verschlungen und Meerbr^en gebildet. So bildeten zu Ende des 13ten Jahrh. (1277) in Ostfriesland die Meeresfluthen den Dollart und die Seuder-See (Zuyder-See), und im Jahre 1421 verschlangen sie nicht weit von der Mündung des Rheines an 72 Dörfer mit etwa 100,000 Menschen, und gaben dem Biesbosch sein Entstehen. Der südwestlichste Winkel der Scuder-See heißt der Pampus, welcher sich bei Am- sterdam an „het B" (das Ei) anschließt, was mit dem „Haarlemer Meere" verbindet. Der Holländer, dessen Sprache ein Dialekt des Nieder- deutschen ist, hat alle Vorzüge und Schattenseiten eines Kauf- mannsvolkes. Den Grundzug im Wesen des Holländers macht sein Phlegma und seine Reinlichkeit aus, was fast sprichwört- lich geworden ist. Er haßt das Geräusch, große körperliche Anstrengung, äußerlichen Glanz und übt eine oft peinliche Reinlichkeit. Bei seiner Liebe zur Ruhe fehlt cs ihm doch nicht an rühriger Arbeitsamkeit und an heldenmüthigen Kraft- anstrengungen. Sieht ein Fremder diese Menschen, ihre Art und Leben, ihre Flüsse, Kanäle, Gräben, Schleußen, Deiche, ihre mächtigen Häfen, Werste, Landstraßen, Städte, Festen, Schlösser und Thürme, die Tüchtigkeit, Kühnheit, Zweckmä- ßigkeit, Nettigkeit, Sauberheit in Allem, so steht er still, staunt und wundert sich. Schaut er tiefer Grund und Ursache, durchblättert er die Geschichte dieser Menschen, so steht er still, lobt und bewundert. Denn dieses reiche Land, diese prächtigen Städte, diese blanken, freundlichen, städtegleichen Dörfer hat der denkende und arbeitsame Holländer aus dem

7. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 252

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
252 abgeschlossenen Frieden. Delft mit 17,000 Einw. Hier wurde 1584 der Befreier der Niederlande, Wilhelm von Dramen, der Schweigsame, auf dem sogenannten „Prinzen- hofe" von dem Franzosen Balthasar Ge'rard erschossen. Er ch mit den Worten: „Gott erbarme dich meiner und meines armen Volkes." Sein Denkmal, wie das des Hugo Gro- tius befindet sich in der neuen Kirche. Hugo Grotius, das Wunderkind seiner Zeit, der Sterbe- und Leidensgenosse des edeln 1619 enthaupteten Oldenbarneveld, war 1583 in Delft geb., ch 1645 zu Rostock (S. 86). In der alten Kirche sieht man das Grab des 1653 in einer Seeschlacht bei Texel gegen die Engländer gefallenen Admirals Tromp. Oestlich davon liegt Gouda (Gauda) mit 14,000 Einw., Hauptsitz der Backstein- und Pfeifenbrennereien. Leyden am alten Rhein mit 40,000 Einw., ist eine der schönsten Städte in den Niederlanden. Leyden ist besonders berühmt durch seine Universität, welche 1575 durch eine eigenthümliche Veranlas- sung gestiftet wurde. Hier haben die Gelehrten Grotius, Cartesius, Ruhnkenius (ch 1798), Armenius, Pe- ter Camper u. A. gelebt. Leyden ist die Geburtsstätte der Maler Rembrandt (geb. 1606), den in Hinsicht auf das Helldunkel Kenner den „holländischen Correggio" nennen, und des Lucas von Leyden (1494), eines Nacheiferers von Albrecht Dürer, der Aerzte Boerhave (1668) und Swie- ten (1700), und des berüchtigten Schwärmers und Schnei- ders Johann Bockold (geb. 1510, S. 244). Hier ist der Hauptmarkt Hollands für Wolle. Rotterdam a. d. Maas ist, nach Handelsbetrieb und nach Einwohnerzahl (80,000) die zweite Stadt im Lande. Ihre Lage ist prächtiger als die von Amsterdam. Sie wird von vielen Kanälen durch- schnitten und hat bedeutende Schiffswerfte. Die Lorenz- kirche ist wegen ihrer großen Orgel berühmt. Auf dem großen Markte vor der schönen Börse steht die eherne Bild- säule des berühmten Erasmus (geb. 1467), ein Zeitge- nosse und Freund, später aber heftiger Gegner Luthers. Dortrecht auf einer Insel am linken Ufer der Merwe ist eine ansehnliche Handelsstadt mit 21,000 Einw. Holz ist Hauptgegenstand des Handels. Bekannt ist die Stadt durch die 1618 daselbst gehaltene reformirte Kirchenversammlung (Synode). Am Ausflüsse der Maas liegt auf einer Insel die kleine Festung Brielle, welche 1572 von den Wasser- Geusen überrumpelt wurde. Dieß gab das Signal zum Ausbruche des niederländischen Befreiungskampfes. Auf der- selben Insel liegt der Kriegshafen Helvoetsluis (Helle- wuhtsleus), der gewöhnliche Ueberfahrtsort nach Harwich in England.

8. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 253

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
Seeland besteht aus Inseln des Rhein-Deltas, sowie an den Ausflüssen der Schelde und Maas und aus einem Stücke von Flandern. Diese Provinz hat sehr mit den Fluthen zu kämpfen, ihre Schutzdämme kosten ungeheure Summen. Sie ist aber nächst Holland durch den Handel die reichste Provinz. Auf der größten Insel Walcheren liegt in der Mitte die feste Haupt- und bedeutende Handelsstadt der Provinz Mid- delburg mit 16,000 Einw., und dann die starke Festung Vließingen mit 9000 Einw. und mit dem besten Kriegs- hafen in den Niederlanden. Hier wurde der Admiral Ruy- ter 1617 geb. (S. 250). Der beliebte holländische Dichter Jak. Cats (geb. 1577 ff 1660) war auch ein Seeländer. Er war ein rechter Dolksdichter und „Vater Catsens Buch" fehlte in keiner rechtlichen Bürgerfamilie. Eins seiner gelesen- stcn Werke ist sein „Spiegel der alten und neuen Zeit." Utrecht, der bedeutendste Ort der gleichnamigen Pro- vinz, ist wohlgebaut und zählt 40,000 Einw. Daselbst theilt sich der Rhein in zwei Arme. Sie ist Sitz einer 1636 ge- stifteten Universität und des vom Papste nicht anerkannten Erzbischofs der Jansenisten, einer Secte der römisch-katho- lischen Kirche. Die Stadt ist in der Geschichte merkwürdig, weil hier 1579 die „Union" der sieben vereinigten Provinzen gegen Spanien geschlossen, und 1713 hier der Friede, welcher den spanischen Erbfolgekrieg beendigte, unterzeichnet wurde. Daselbst versammelten sich' bis 1593 die Generalstaaten, später im Haag. Amersfort mit 13,000 Einw. hat ein Seminar für Iansenistische Geistliche. Geld er land oder Geldern mit Zütphen ist eine der größten, aber unfruchtbarsten Provinzen. Die bedeutend- sten Städte sind sämmtlich befestigt, wie Nimwegen a. d. Waal mit 21,000 Einw., bekannt durch den Frieden 1678 mit Frankreich, Arnheim a. Rhein mit 17,000 und Züt- phen a. d. Assel mit 12,000 Einw. Oberyssel, zwischen Seudersee und Westphalen, ist eine der ärmsten Provinzen. Sie ist morastig und torfhaltig, oder haideartig. Ein alter Reim sagt von Oberyssel: Oberyssel viel Morast Macht das ganze Land verhaßt. Die bedeutendsten Orte sind die Festungen Zw oll mit 17,000 Einw. an einem Kanäle, Dev enter a. d. Assel mit 14,000 Einw., was durch seinen Pfefferkuchen berühmt ist, und Käm- pen bei der Mündung der Assel. Bei Zwoll lag ehemals ein Augustinerkloster, wo Thomas a Kempis von 1407—71 gelebt hat. We st-Friesland ist größtentheils von der Seuder- und Nordsee umgeben. Es fehlt daher nicht an kostbaren

9. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 255

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
255 gene Hälfte vom Großherzogthume Luxemburg (Lützelburg) mit 190,000 Einw. auf 46 Meilen. Es har seine geson- derte Verfassung. Luxemburg hatte einst sein eigenes Gra- senhaus, woraus die Kaiser Heinrich Vi. und Karl Iv., der es zu einem Herzogthume erhob, hervorgingen. Wen- z es laus verpfändete es an Burgund. Als Großherzogthum und als ein Theil des deutschen Bundes kam es an den Kö- nig der Niederlande. Stirbt die Ottonische Linie aber im Mannsstamme aus, so erhält die Walramische Luxemburg. Die Bewohner ssnd theils Deutsche, theils Wallonen. Der Hauptreichthum des Landes ist Holz. Luxemburg ist der Kunst- wall nach Frankreich zu, während die Schweiz den Naturwall bildet. Hier liegt die starke deutsche Bundesfestung Luxem- burg mit 12,000 Einw., deren Besatzung aus £ Niederlän- dern und £ Preußen besteht. Auch der Gouverneur wird von Preußen ernannt. Es ist das Gibraltar der Ardennen, der Schlüssel zu den Niederlanden. Fast alle Werke sind in Fel- sen gehauen. Die Stadt besteht aus der obern Stadt, die schön und regelmäßig auf senkrechten Felsen erbaut ist, aus der untern Stadt oder dem Grunde, aus der Clause und dem Pfaffenthale. Holland besitzt als Colonien noch in Ostindien Batavia auf Java, Niederlassungen auf Sumatra und Borneo, nebst mehrern Molukken (Gewürzinseln), an der afrikanischen Goldküste, in Guinea einige feste Plätze, in Amerika Suri- nam (Guiana) und einige kleinere westindische Inseln. Das Königreich Belgien. Die südlichen Provinzen der Niederlande, welche sich 1830 von den nördlichen abgerissen haben, bilden das unabhängige Königreich Belgien, und enthalten seit dem Vertrage von 1839 auf 536 ss) Meilen 4^ Million römisch-katholische Einw. Fast nirgends ist in Europa die Bevölkerung so dicht, als hier. Zn Westflandern kommen auf die □ Meile 11,000 und in Ostflandern sogar 14,000 Einw. Seit dem 27. Juni 1831 regiert der König Leopold aus dem Hause Sachsen-Koburg. Das Land ist im S. O., wo der Ardenner Wald sich hinein- zieht, ein wahres Hügelland. Daran schließt sich eine ausge- dehnte wellenförmige Ebene mit sehr fruchtbarem Boden, die an den Küsten flacher, von vielen Gräben und Kanälen durch- zogen ist. Die bedeutendsten Flüsse sind die Maas und Schelde. Kanäle, Straßen und ein Eisenbahnnetz fördern den Verkehr. Das Klima Belgiens ist dem von Holland sehr ähnlich. An Erzeugnissen hat aber Belgien einen größern Reichthum und größere Mannigfaltigkeit. Die Industrie steht auf einer sehr hohen Stufe, und zahlreiche Fabriken gibt es

10. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 294

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
294 Theilung Polens und die Erwerbung der Bukowina von der Pforte 1777. _ Noch schlimmere Zeiten als der schlesische Krieg brachen für das Haus Habsburg-Lothringen aber seit dem Jahre 1789 herein. Denn Oestreich stand nun in einem Zeitraume von 20 Jahren fünfmal gegen Frankreich und Na- poleon unter den Waffen, mußte es erdulden, daß der fran- zösische Kaiser zweimal in Wien einzog, und wenngleich er Tochtermann des Kaisers Franz wurde und sich mit dessen Tochter Marie Louise vermählte, dennoch mehrere 1000 lu Meilen vom östreichischen Staate losriß. Doch seit 1813 und 1815 im Bunde mit den andern gegen Napoleon aufge- standenen Völkern, erhob es sich wieder in seiner Macht und Größe, vertauschte in den folgenden Friedensschlüssen ältere Besitzungen gegen neue, besser gelegene, und vergrößerte sich durch das lombardisch- venetianische Königreich und die Küste von Dalmatien. ______ ,,Das Oestreich Au Ehren und an Siegen reich." . In diesem so ausgedehnten und meist gebirgigen Reiche ist das Klima sehr verschieden, oft aber herrlich und lieblich. Der Boden ist im Ganzen gesegnet. An den Flüssen ziehen sich nicht selten lachende, mit Reben, Obstbäumen und Ge- treidefeldern gefüllte Thäler hin. Zn manchen Landstrichen hat die Natur ihr Füllhorn reichlich, in manchen spärlich aus- geschüttet. Der Landbau könnte blühen. Doch er wird nur von den Deutschen fleißig getrieben, von den stolzen Ma- gyaren aber, von den faulen Walachen und sorglosen Slaven vernachlässigt. Im S. gedeihen Wein, Mais, Reis, Süd- früchte, im N. Korn, Obst, Flachs, Hanf. Die Natur- erzeugnisse sind reichhaltig und mannichfaltig, Vieh-, Bienen- und in Italien Seidcnzucht sind nicht unerheblich. Bedeutend ist der Bergbau, denn das Mineralreich bietet einen großen Reichthum an Metallen, und liefert alle, das Platin ausge- nommen. Besonders groß ist die Ausbeute an Kupfer, Salz und Eisen, auch fehlt es nicht an Mineralquellen. Das Gewerbs- und Fabrikswesen ist auch bedeutend, wenn gleich in den Ost-Provinzen fcte' Industrie sich noch sehr steigern könnte. Zn Linnen zeichnen sich Böhmen und Schlesien aus, in Wollen - Manufakturen steht Mähren oben an, im Lande an der Enns haben Baumwollen- und Seidenfabriken ihren Hauptsitz, an Eisen- und Stahlarbeiten glänzt Steiermark. Der Land - wie Seehandel ist nicht gering. Ihn befördern die großen Ströme Donau und Po, die Nähe des adriati- schen Meeres, Eisenbahnen und treffliche Kunststraßcn. Den leichten gegenseitigen Verkehr hemmen aber oft die Zolllinicn. Oestreich hat eine große Menge von Kräften und Hilfsmitteln.
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TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
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