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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
218
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
95. Frankreichs Übergewicht unter Ludwig Xiv. und dessen
Einfluß auf Deutschland.
Ludwig Xiv. erklärte nach dem Tode seines Ministers Mazarin,
von nun an in eigener Person regieren zu wollen: des Königs Wille
sollte das höchste Gesetz sein, oder wie der junge 23jährige Fürst es aus-
drückte: „der Staat, das bin ich!" Im Ministerral halte stets der König
das entscheidende Wort und alle Bittstellungen mußten unmittelbar an ihn
gerichtet werden. Die Provinzialgerichte beschränkte er durch Einsetzung
außerordentlicher königlicher Gerichte; die Statthalter der Provinzen hielt
er durch Aufseher in Schranken; alle Offiziersstellen im Heere wurden
vom König besetzt. Die Einheit des Staates sollte durch einheitliche Ein-
richtung aller Verwaltungszweige sich geltend machen; daher wurden ein-
heitliche Verordnungen über das Manufakturwesen erlassen, die Verschieden-
heit der Zölle im Lande aufgehoben und ein allgemeiner Ausgangs- und
Eingangszoll eingeführt.
Der Beginn von Ludwigs Regierung siel in eine Zeit, wo auf allen
Gebieten des geistigen und materiellen Lebens in Frankreich eine eifrige
Thätigkeit angeregt war; überall zeigte sich ein frisches Schaffen und
Streben; es bedurfte daher nur einer verständigen Leitung, um das Land
ungeahnter Blüte und allseitigem Aufschwung entgegenzuführen. Da war
es ein Glück für Ludwig, daß eine Reihe der tüchtigsten Männer in seine
Dienste traten, die das Wohl des Landes zu wecken und zu wahren wußten.
Colbert vor allen hat das Verdienst, mit geschickter Hand die Hebung von
Handel, Industrie und Seewesen befördert zu haben. Für den Verkehr
mit Amerika, West- und Ostindien, Afrika und für den Ostseehandel
wurden nach dem Vorbilde der Engländer und Holländer französische
Handelsgesellschaften gegründet, wobei Ludwig sich selbst mit großen Summen
beteiligte. Mit den größten Anstrengungen und Opfern führte Colbert die
Spiegel- und Spitzenfabrikation, wie sie in Venedig üblich gewesen, die
englische Strumpfwirkerei, die holländische Tuchbereitung, die deutsche Blech-
und Messingfabrikation in Frankreich ein und setzte dadurch die französische
Industrie in den Stand, mit der englischen und holländischen zu wetteifern.
Auch die Wehrkraft steigerte sich rasch. Die Landarmee stieg in kurzem
von 24 000 auf etwa 150 000 Mann, das Geschütz wurde verbessert
und nach den Plänen des berühmten Kriegsingenieurs Vauban neue Zeug-
häuser und Festungen angelegt. Eine Reihe neuer Hafenplätze wurde
angelegt und zur Verbindung des mittelländischen mit dem atlantischen
Meere der Kanal von Languedoc gebaut. Die Flotte konnte sich an Stärke
und Tüchtigkeit bald mit allen andern messen.
Litteratur und Kunst waren bereits um die Mitte des Jahrhunderts
in voller Blüte und schienen durch die Freigebigkeit Ludwigs erhöhten
Glanz zu erhalten. In der Architektur kam jetzt ein besonderer Stil auf,
der sich nach Ludwig Xiv. nannte. Man strebte dabei nach großartiger
Anlage des Ganzen und üppiger, überladener Verzierung des Einzelnen,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Deutschland Frankreich Amerika Ostindien Afrika Venedig Frankreich Languedoc
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Geschlecht (WdK): koedukativ
226
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
alten Feuervergoldung, die Emaillierung der eisernen und blechernen Kochgeschirre;
aber drei Erfindungen sind es vor allen, welche die Welt in das freudigste Erstaunen
gesetzt haben: Die Gasbeleuchtung, die Photographie und die elektromagnetischen
Telegraphen, Erfindungen, welche die Fähigkeit des menschlichen Geistes und die
Macht der Wissenschaft aufs glänzendste au den Tag legen. Endlich gelangte das
Schrift- und Druckwesen zu einem ungeheuren Umfang und zu einer wunderbaren
Vollkommenheit durch Erfindung der Schnellpresse, der Letterngießmaschine und des
Maschinenpapiers, dem sich zugleich die Erfindungen der Lithographie (Aloys Seen-
felder 1798) der Stereotypie, der Ehromolithographie, des Öldrucks rc. re. anschließen.
Eine solche Menge der glänzendsten Entdeckungen und Erfindungen, eine solche
Entfaltung des Reichtums der Natur, eine solche Entwickelung der Gewerbe, und in
so kurzer Zeit, war noch nie erlebt worden, und es hatte sich auch alles im unge-
heuren Zusammenwirken zahlloser Kräfte so zusammengedrängt, daß Tausende sich
nicht der Umwandlung bewußt wurden, in die man plötzlich eingetreten war. Und
doch, wie sichtbar war die Wirkung auf alles Leben rings umher. Noch pries man
die Vergangenheit, die gute, alte Zeit; noch klagte man über die Gegenwart, noch
hoffte man ans die Zukunft, während sich doch alles in nächster Nähe zum Erfreu-
lichsten umgeschaffen hatte. Wo sonst weithin unbebaute Felder sich erstreckten, trug
jetzt alles Früchte; wo sonst öde Strecken lagen, heben sich ungemessene Schätze zu
Tage; an der Stelle der uralten, ungebahnten Wege durchzog eiu Netz der schönsten
Straßen das Land, selbst die höchsten Gebirge durchbrechend; eine zahllose Menge
der schönsten, wundervollsten Brücken überspannen die L-tröme und Flüsse; die alten
dunklen, engen Gassen der Städte hatten sich geöffnet; eine Menge der herrlichsten
Paläste und Tausende von geschmackvollen Häusern erhoben sich; die L-tädte bevölker-
ten sich um die Hälfte mehr als sonst; auch das Land ringsum blühte auf und man sah
schöne wohlgebaute Dörfer, wo sonst nur eine Reihe armseliger Lehm- und Strohhütten
gestanden hatte; wie sonst Fürsten und Adel, so wohnten jetzt Bürger und Bauern.
An dieser in der Geschichte beispiellosen Entwickelung der Gewerbe und somit der
Kultur haben nun besonders drei Nationen mitgewirkt, die deutsche, die englische und
die französische, jetzt die drei ersten Kulturvölker der Erde. Noch immer unversiegbar
ist der Ideenreichtum, die Erfindsamkeit und der Fleiß des deutschen Volkes, darin
alle anderen Völker übertreffend; das englische Volk überragt alle andern durch die
Kolossalität ferner Kräfte und Leistungen, die es in seiner Produktion zu entwickeln
vermag, während das französische Volk aber an feinem Geschmack alle überstrahlt.
So hat eine wunderbare Schickung und Weltregierung drei große Naüonen zu gleicher
Zeit neben einander gestellt, deren verschiedenen Eigenschaften dazu gehörten, um die
Gewerbe und somit die Menschheit auf die Höhe der Vollkommenheit zu bringen, auf
der sie jetzt stehen. Der Orient, die Urheimat aller Künste und Gewerbe, ist mit
wenigen Ausnahmen, schon längst weit hinter Europa zurückgeblieben, wenn er auch
noch immer jenen üppigen, den Naturzuständen der Völker entsprechenden Reichtum
der Erzeugnisse zu entfallen vermag. Wie aber der Orient das Land der Vergangen-
heit, und Europa das der Gegenwart ist, so Nordamerika das Land der Zukunft,
dessen Gewerbslhätigkeit, gestützt auf die reichsten Naturkräste, auf die freieste Ent-
wickelung und unbeschränkteste Konkurrenz und endlich erfüllt vom kühnsten Geist der
Kombination und Spekulation, sich wie ein Riese neben der von Europa erhebt und
uns prophetisch eine Zukunft verkündet, deren Großartigkeit wir noch kaum zu ahnen
vermögen. Aber noch größer wird unsere Aussicht durch die universelle Verbindung,
in der die ganze Erde zu sich selber getreten ist, und alle Völker derselben. Wohin
wir den Blick über die unermeßlichen Gebiete derselben werfen, überall erblicken wir
Leben und Bewegung. Sonst verschlossene Länder öffnen sich, das Innere der Welt-
teile schließt sich auf und unzählbare Schiffe eilen zum gegenseitigen Austausch von
Küste zu Küste; Wasserstraßen und Schienenwege werden geschaffen, wo die Natur
der Verbindung hinderlich ist. Keine bedmtende Entdeckung geschieht auf irgend
einem Punkte der Welt, ohne sogleich mit Blitzesschnelle zum andem Ende derselben
zu gelangen, kein Wetteifer thut sich auf, ohne in weiter Ferne zu wirken. Das
Band eines allgemeinen Verkehrs umschlingt die ganze Runde des Erdkreises.
Rehlen.
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Extrahierte Personennamen: Aloys
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Nordamerika Europa
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Geschlecht (WdK): koedukativ
280
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
und Handlungshäuser, um Geschäfte zu vermitteln, sind angelegt worden
und haben ihre Thätigkeit sogleich beginnen können.
Der Suez-Kanal, ein wirklicher Meeresarm von 145 km Länge, der
nun wieder die alte zerstörte Verbindung zwischen dem Mittelmeer und
dem indischen Ozean hergestellt hat, beginnt bei Port Said und ist 8 m
lief und 100 m breit, also tief genug, um Schisse von größtem Tiefgang
aufzunehmen, und breit genug, daß die Schisse bequem einander ausweichen
können. Er besitzt außerdem weite Binnenhäfen, in denen ganze Flotten
vor Anker gehen können, und zwei prachtvolle Außenhäfen, von welchen
der bei Port Said nächst dem von Marseille der bequemste und sicherste
des ganzen Mittelmeers ist. Infolge der Anziehungskraft, welchen die
gewaltige, zu manchen Zeilen 12 000 Menschen beschäftigende Arbeit auf
die Bevölkerungen Ägyptens und Europas ausüben mußte, hat sich die
Wüste belebt und mit Gärten und Oasen geschmückt. Zwei ansehnliche
Städte, Port Said und Jsmailia sind aus dem Sande erstanden und über
40 000 Menschen haben sich in diesen Ebenen niedergelassen, in die sich
sonst der Wanderer nur zagend wagte. Was ist aber dieses erste Zu-
strömen gegen das, was nachfolgen wird, wenn erst der gesamte Schiffs-
verkehr diese neue Straße einschlagen wird, der bisher jährlich um das
Kap der guten Hoffnung seinen Weg nahm und so bis Triest einer
um 37, bis London und Hamburg um 24 Tage längeren Fahrzeit
bedurfte.
Die Frage ist nun eine wichtige, in wie weit die Schiffahrt im-
stande sein wird, den Vorteil, den der Kanal durch Abkürzung des Weges
bietet, durch Zeitersparnis und schnellen Handelsumsatz sich zu eigen zu
machen und dafür die nicht geringen Kanalgebühren zu zahlen? Die
Antwort ist lange streitig gewesen, sie stellt sich aber jetzt folgendermaßen
heraus.
Der Transport zwischen den ostasiatischen Küsten und europäischen
Häfen wird zum größten Teile noch immer durch Segelschiffe bewerkstelligt.
Für diese, welche auf günstige Winde angewiesen sind, wird der Kanal
nur von geringem Vorteil sein. Das Segelschiff verlangt ein breites Fahr-
wasser, um bei konträren Winden lavieren und kreuzen zu können. Wind-
stille und widrige Winde würden in dem schmalen Fahrwasser des Kanales
und des engen roten Meeres sogar eine längere Reisezeit fürchten lassen,
als auf dem offenen Ozean um das Kap der guten Hoffnung herum,
wo es günstige Meeresströmungen und veränderte Windrichtungen auf-
suchen kann.
Mit dem Dampfschiff verhält es sich anders. Dieses, von der Wind-
richtung unabhängig, vermag den schmälsten Wasserweg zu benutzen und
kann sich darum auch all der Vorteile bedienen, welche der Kanal bietet.
Und in der That, die Segelschiffahrt vermindert sich von Jahr zu Jahr
und die Dampfschiffahrt steigt in außerordentlichem Grade empor. Die
billigere Bearbeitung des Eisens, der leichtere Gewinn der Kohle, die
Zeitersparnis für den Umsatz, die Ersparnisse in der Versicherungssumme
und die Konkurrenz, schnell auf dem Markt zu erscheinen, sind stets
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Ortsnamen: Marseille Europas London Hamburg
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
348
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
147. Der Rhein, der Deutschen Lieblingsstrom.
Es klingt ein Heller Klang,
Ein schönes deutsches Wort
In jedem Hochqesang
Der deutschen Männer fort:
Ein alter König, hochgeboren,
Dem jedes deutsche Herz geschworen,
So oft sein Name wiederkehrt,
Man hat ihn nie genug gehört.
Der ist der heil'ge Rhein,
Ein Herrscher viel begabt,
Des Name schon wie Wein
Die weue Seele labt.
Es regen sich in allen Herzen
Viel vaterländ'sche Lust und Schmerzen,
Wenn man das deutsche Lied beginnt,
Vom Rhein, dem hohen Felsenkind.
Mit diesen ernstwürdigen Worten beginnt der edle Schenkendorf sein
Lied vom Rhein, mit welchem er zum erstenmale im Jahre 1814 der
tiefinnerlichen Liebe des deutschen Volkes für den herrlichen Strom vollen
Ausdruck giebt. Gar manchmal hat, der diese Zeilen schreibt, am Ufer
des Rheines gestanden, und die klare, grüne Flut in die hohle Hand ge-
schöpft. Da kam ihm wohl hin und wieder der Gedanke: Wenn jeder
dieser Tropfen sprechen könnte, was würden sie nicht alle über ihre
Schicksale zu berichten haben? Woher ist diese Welle und diese? Was
haben sie erlebt, was gesehen? Und dann würde dieser Tropfen erzählen
von Gletschern und blumigen Alpenmatten, von Abgründen und schwin-
delnden Wasserfällen; ein anderer würde berichten von den dunkeln Tannen
des Schwarzwaldes, ein dritter von den ragenden Domen zu Bamberg
und Würzburg; wieder andere von den Rebenhügeln der Saar und Mosel,
von den Burgen des Wasgenwaldes und der Bergstraße. Wenn wir
diese Handvoll Wassers betrachten, wie viel Gedanken erweckt sie, wie
viel ernste und heitere Bilder zaubert sie nicht in unserer Seele hervor!
Und woher mag es kommen, daß gerade die Rheinwelle diese Zauberkraft
besitzt? Wie kommt es, daß der Rhein der Lieblingsstrom der Deutschen ist?
Allerdings besitzt der Rhein von den deutschen Gewässern das aus-
gedehnteste Stromgebiet und verdient in diesem Betracht vor allen übrigen
den Namen eines Stromes. Zwar auch die Donau zeigt schon in ihrem
deutschen Laufe, was sie später werden wird, aber sie ist doch durchaus
nicht die mächtige völkerverbindende Straße, als welche uns der Rhein
erscheint. Vor der Donau hat er auch noch den Vorzug, der einzige
deutsche Alpenstrom zu sein, der einzige, welcher den Verkehr bis in das
Herz von Europa vermittelt. Er durchschneidet den Kern des europäischen
Festlandes der Quere nach von Süd nach Nord; er trägt die Wasser des
St. Gotthard und Berner Oberlandes hinab zur Nordsee; er zeigt seit
uralter Zeit den Weg von dem festen Knochengerüst Europas zum Welt-
meer, während die Donau schließlich in einem Binnenmeer ihr Leben
beschließt und ihre Aufgabe als Kulturstraße bei weitem weniger erfüllt
als der Rhein.
Von ganz besonderer Bedeutung in dieser Wertschätzung des Rheines
erscheint es, daß der Rhein von seiner Quelle bis zur Mündung mit
seinen Nebenflüssen von deutschem oder doch von deutschredendem Volke
umwohnt wird. Lassen wir die Maas außer acht, so wird 4m ganzen
Gebiet des Rheines, von Chur bis Leyden, von Baireuth bis Trier deutsch
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Extrahierte Personennamen: Gotthard Baireuth
Extrahierte Ortsnamen: Rhein heil'ge_Rhein Rhein Rhein Bamberg Rheinwelle Rhein Rhein Donau Rhein Donau Europa Nord Nordsee Europas Donau Rhein Rhein Rheines Chur
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
358
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
Man glaubt überall in den niederländischen Häusern im 19., 18., 17. und
16. Jahrhundert zugleich zu leben.
Es herrscht in diesen Häusern, sowohl in ihrer äußeren Architektur,
als in ihrer inneren Einrichtung ein sehr verschiedener Geschmack, eine
große Freiheit und nichts weniger als Einförmigkeit. Und dadurch eben
kommt das Malerische, das Gemütliche dieser Städte, Häuser und Zimmer
heraus.
Die Häuser der meisten englischen Städte sind alle nach einem und
demselben, zwar sehr zweckmäßigen, aber sehr unpittoresken und nüchternen
Modelle zusammen gezimmerte Fabrikate. Privatwohnungen aus alter Zeit
findet man nur auf dem Lande bei den Grundherren. Die englischen
Städte sind mit jedem Jahrhunderte wenigstens einmal von Grund aus
aufgebaut worden.
Hier in Belgien dagegen, wo man sehr solid auf eignen Grund und
Boden baute, hat man immer sehr solide Wohnhäuser in allen möglichen
Arten des Stils. Hier haust ein Krämer in einem Gebäude, in dem schon
vor 300 Jahren ein spanischer Gouverneur, oder ein Offizier Alba's, ja
vielleicht gar der Kaiser Maximilian selber wohnte. Dort steht eine ganze
Straße von aufgetempelten und mit breitem Schnitzwerk verzierten Giebeln,
die schon zur Zeit der Margaretha von Parma ganz ebenso dastand. Da
werden einem dann die Straßen, die Marktplätze und der Anblick, den sie
gewähren, wahrhaft interessant, ja heilig. Da begreift man es, warum es
der Mühe wert ist, sie anzublicken, sie zu beschreiben und ihr Bild mit
Griffel und Pinsel zu verewigen. I. G. Kohl.
154. Amsterdam.
Der stürmische und gefährliche Zuidersee spaltet die Niederlande in
zwei Teile, in die östlichen und westlichen Provinzen. Diese liegen nebst
Geldern und Utrecht um den Zuidersee herum, der also als Centralbecken
der Hauptvermittler des Austausches aller dieser Länder unter einander
werden mußte.
Amsterdam an dem einzigen ganz sichern und großartigen Naturhafen
dieses Centralbeckens mußte auch der Hauptträger des durch dieses Becken
vermittelten Binnenhandels werden. Das fast beispiellose Aufblühen des
Wohlstandes jener merkwürdigen niederländischen Halbinsel, die wir Nord-
holland nennen, und der damit gleichzeitige Aufschwung ihrer Schwester-
provinz, Südholland, hat ohne Zweifel ebenfalls bedeutend auf diese Stadt
eingewirkt.
Natur und Ansehen der Stadt sind höchst eigentümlich. Man hat
sie zwar das nordische Venedig genannt und sie hat mit der Lagunenstadt
allerdings einiges gemein. Der Boden ist auch hier nur Schlamm und
Sand und mußte erst durch Pfähle, man kann sagen, durch versenkte
Wälder und Berge gewonnen und gesichert werden, weshalb Erasmus
von Rotterdam sagte, er kenne eine Stadt, deren Bewohner wie Krähen
auf den Gipfeln der Bäume wohnten. Auch geht das Meer durch vier
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Margaretha_von_Parma
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
360
O. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
Dämme oder Deiche halten den fürchterlichen Gegner ab, verheerend
über die menschlichen Wohnplätze sich zu ergießen. Diese Dünen, Dämme
und Deiche mit ihren zahlreichen Kanälen und Schleusen erhalten allein
dem Lande die Möglichkeit seiner Existenz.
Aber trotz all dieser Vorrichtungen, Zeugen einer ungebrochenen Aus-
dauer und Thatkraft, bekam das Meer in einzelnen Gegenden doch die
Oberhand und so geschah es, daß allmählich weite Ländereien wieder von
den Fluten in Besitz genommen wurden, auf denen vor Zeiten sich ein
gedeihliches Leben geregt hatte. So ist in historischen Zeiten die Zuider-
see zu seiner jetzigen Größe herangewachsen durch Eindringen des Meeres
im 13. und 14. Jahrhundert und das Haarlem er Meer ist im Laufe
eines Jahrhunderts um ca. 1500 tía gewachsen. Vor ca. dreihundert
Jahren (1530) umfaßte dasselbe einen Flächeninhalt von noch nicht ganz
5600 ha, im Jahre 1591 schon das doppelte und 1648 war es
auf 14 194 ha angewachsen. Damals schon wurden von dem Mühlen-
bauer Jan Leeghwater Vorschläge gemacht, mittels einer Anzahl von
100 Windmühlen durch Wasserschnecken das vorher eingedeichte Wasser
in das „9)" zu schaffen. Man unterließ aber seine Ausführung und das
Meer setzte seine Raubzüge fort. 1740 bedeckte es bereits 16 575 ha.
Cruquius und später Synden van Hemmen machte erneute Entwässerungs-
vorschläge ; aber sie kamen nicht zur Ausführung. Da kamen im November
und Dezember 1836 zwei entsetzliche Stürme, der eine, von Westen, trieb
am 29. November das Meer über seine Küste bis unter die Mauern von
Amsterdam; der andere, am Weihnachtstage von Osten kommend, jagte
es bis nach Leyden über einen Flächenraum von 7400 ha. Der
Schade war unermeßlich. Da endlich trat 1837 eine Kommission zur
Prüfung der vorliegenden Entwässerungsentwürfe zusammen und im Jahre
1840 begannen schon die Arbeiten zur Errichtung eines Ringdeiches und
Herstellung eines Kanales. Dieselben waren nach 8 Jahren beendet und
nun konnten die mittlerweile beschafften drei Riesendampsmaschinen, welche
zu Ehren der drei großen Trocknungsapostel Leeghwater, Cruquius und
Synden getauft worden waren, ihre Arbeit beginnen. Sie wurden der
Reihe nach eingestellt und arbeiteten so tüchtig, daß nach 39 Monaten
über 830 Millionen ehm gleich 17 Milliarden Ctr. Wasser fortgeschafft
waren und der frühere Meeresboden, trocken gelegt, nun wieder von neuem
mit Hacke und Spaten bearbeitet werden konnte.
Die Kosten der Trockenlegung bezifferten sich nahezu auf 14 Milt.
Gulden, die zu 2/3 durch den Verkauf von Ländereien wieder eingebracht
wurden. Nachdem der Erfolg die gehegten Erwartungen bei weitem über-
troffen hat, ist man in Holland noch kühner geworden. Hat man doch
bereits den Plan gefaßt, auch die Zuidersee auf dieselbe Weise wie das
Haarlemer Meer trocken zu legen. Die Kosten werden freilich so enorm
sein, — 180 Mill. holl. Gulden — daß nur der Staat die Unternehmung
machen kann. Aber der Boden Hollands würde um den achtzehnten Teil
seiner gegenwärtigen Ausdehnung vermehrt werden, und die neu entstehende
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Jan Leeghwater Cruquius
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
365
Schoße des Steinkohlengebirges ruhen, den Steinkohlenflötzen so nah, daß
häufig dieselbe Grube Kohlen und Eisen zugleich gewinnt. Alle Eisen-
werke sind in den Kohlenrevieren. Die Kohle dient, das Metall zu be-
reiten, welches sich wiederum in Maschinen für den Grubenbau und
Bahnen zur Fortschaffung der Kohlen verwandelt. Von nicht minderer
Bedeutung als dies gemeinschaftliche Vorkommen der beiden wichtigsten
Urstoffe ist die Lage der sie umschließenden Steinkohlenbezirke, entweder
ganz in der Nähe des Meeres, wie der von Northumberland und Wales,
oder doch innerhalb der Ebene, wo die größten Flüsse Englands die größte
Leichtigkeit gewähren, um durch natürliche und künstliche Wasserwege die
Gruben mit den Hütten und Fabriken zu verbinden, sowie diese mit der
See oder mit den konsumierenden Städten.
Das System schiffbarer Kanäle gehört in England ebenfalls erst der
zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts an, hat sich aber mit über-
raschender Geschwindigkeit über den größten Teil des Landes verbreitet.
Die milden Winter begünstigen die Kanalschiffahrt in hohem Grade. Sind
heute auch mehr und mehr die noch bequemeren Eisenbahnen an die Stelle
der Kanäle getreten, so werden diese nicht minder durch den ebenen Boden,
wie durch den Kohlen- und Eisenreichtum Englands begünstigt.
So erhob sich vor fast einem Jahrhundert, als alle Vorbereitungen
vollendet, alle Grundlagen gelegt waren, gefördert durch den fortwirkenden
Geist der Thätigkeit, das Gebäude einer industriellen Macht und Größe,
von der sich die Klügsten nichts hatten träumen lassen. Denn die Zinsen
der Staatsschuld betrugen im Jahr 1763: 4400000 Pfd. Sterl. und
schienen fast unerschwinglich; sie gab zu den trübsten, hoffnungslosesten
Aussichten in die Zukunft Anlaß. Die englische Staatsschuld ist seitdem
über das zehnfache gewachsen, aber noch mehr die industrielle Macht und
Größe und der Nationalreichtum. Die Kolonialbesitzungen haben sich
vergrößert; doch hat ein sachkundiger Engländer schon in den dreißiger
Jahren behauptet, daß England aus der Erfindung der Dampfmaschine
und Spinnmaschine mehr als zehnfach größeren Gewinn gezogen habe,
als aus der Herrschaft über 100 Mill. Hindus. Und wie ist die Bevöl-
kerung Englands seit 100 Jahren angewachsen! Die Volksmenge der
ganzen Insel betrug 1700: 5 Millionen; 1800: 9 Millionen; 1850:
27v2 Millionen und jetzt reichlich 33 Millionen.
Nicht nur die vorzügliche Lage des Landes, die günstigen Bodenverhält-
nisse, die Menge der schiffbaren Kanäle und Flüsse, die vorzüglichen Häfen,
sondern auch die örtliche Verteilung der fabrizierenden Industrie wirkte zu
diesem Aufschwünge mit. Die großen Centralpunkte der Industrie in der Gegen-
wart sehen wir fast alle erst seit anderthalb Jahrhunderten entstehen oder auf-
blühen, während in den Bezirken, welche sich in älterer Zeit durch Gewerbs-
thätigkeit auszeichneten, ein Stillstand, eine Abnahme, ja ein gänzliches
Verschwinden bei dem sonstigen ungeheuren Wachstum der Produktion einge-
treten ist. Außerhalb der Steinkohlenreviere ist die Fabrikation im großen
entweder ganz untergegangen oder entschieden gesunken. In Norwich, dem
alten Hauptsitz der Wollengewerbe, welches in der früheren industriellen
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Extrahierte Ortsnamen: Northumberland Wales Englands England Englands England Englands Norwich
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
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Niederlande, Österreich u. s. w. bis Türkei und Griechenland am Ende der Skala
stehen. Die zweite Vergleichung mit räumlicher Ausdehnung des Landes ergiebt für
England 9,3 km Eisenbahnen auf 100 qkm, in Belgien 13,5, in den Nieder-
landen 5,8, in Frankreich 4,6, in der Schweiz 6,6 in Deutschland 5,8, in Rußland
0,38, in der Türkei 0,46, und in Griechenland nur 0,02 auf 100 qkm.
Bettachten wir eine Erdkarte, auf welcher die Eisenbahnen eingezeichnet erscheinen,
so finden wir sie namentlich über die nördliche Erdhälfte ausgebreitet, während auf
der südlichen Hemisphäre Australien und Südamerika erst allmählich sich mit einem
Netze von Schienen zu bedecken beginnen. Wir haben jetzt Eisenbahnen über schmale Meeres-
arme und durch sandige Wüsten, wie jene zwischen Alexandrien und Suez; sie durch-
schueiden die Lagunen von Venedig, überklimmen eisige Alpengipfel und rollen durch
die weite Prärie oder durch den ttopischen Urwald. In Europa können wir un-
unterbrochen bereits von Madrid bis an die Wolga in Rußland oder in die Türkei
gelangen und von Brindisi in Süditalien nach Jütland. Rußland arbeitet daran,
sein Schienennetz von der Wolga weiter nach Östeu über den Ural bis nach Tjumen
in Sibirien fortzusetzen. Die Pyrenäen, der Brenner und Semmering sind bereits
überschient; der Mont-Cenis-Tunnel durchbricht die Westalpen in einer Länge von
12236 m und die Durchbohrung' des St. Gotthard ist in diesem Jahre vollendet
worden. Der Gotthard-Tunnel hat eine Länge von 14 800 m.
Schon diese europäischen Bahnen erweisen sich als die wichsigsten Beförderer und
Abkürzer des Weltverkehrs. Das englische Postfelleisen nach Alexandrien nimmt seit
der Eröffnung der Mont-Cenisbahn seinen Weg durch Frankreich und Italien via
Brindisi. Dadurch wird der Verkehr mit Ostindien um ein Bedeutendes verkürzt.
Noch mehr hat der Welthandel durch die großen Eisenbahnen Nord-Amerikas ge-
wonnen. Seitdem die letzte Schiene der Pacificbahn mit goldenem Nagel auf einer
Schwelle von Cedernholz befestigt wurde, ist die Union erst recht zu eiuem Lande ge-
worden; seitdem sind Ost und West sich bis auf wenige Tage einander nahe gerückt
und ein Kulturband, das über 48 Längengrade reicht, verknüpft den atlantischen
mit dem füllen Ozean. Es ist ein Werk, dem an Kühnheit der Ausführung wenige
andere nahe stehen und das in Bezug auf Bedeutung für den Weltverkehr höchstens
am Suezkanal einen Rivaleu findet.
Aber mit einer Bahn ist dem riesig anwachsenden nordamerikanischen Konttnente
nicht gedient. Die Verbindungen zwischen Ost und West werden von Tag zu Tag
inniger und aus diesem Grunde sind seit 1873 noch zwei neue Linien :m Bau be-
griffen. Die südliche Linie die „Atlantic- und Pacificbahn" geht im Osten von
St. Louis aus und reicht in das Territorium der Indianer; sie soll fortgesetzt werden
durch das nördliche Texas nach Neu-Mexico bis nach San-Diego am stillen Ozean
im südlichen Kalifornien. Sie wird von Schnee kaum zu leiden haben, da sie unter
dem 35 o n. B. verläuft. Die nördliche Route, die Northern-Pacific Rail Road nimmt
ihren Ausgangspunkt am westlichen Ende des oberen Seees bei Duluth. Von hier
wird sie in gerader westlicher Linie durch Minnesota, Dacotah, Montana über das
telsengebirge nach dem Pugetsunde im Washington-Territorium zum stillen Ozean führen.
ie hat eine Länge von 2475 km. Ihr Endpunkt ist darum von hoher Bedeutung, weil
von hier aus die Fahrt nach Asien eine kürzere ist, als von San-Francisco.
Die Bedeutung der Pacificbahn für den Welthandel tritt schon mehr und mehr
hervor. China, Japan, Indien und Australien mit ihren reichen Hülssquellen sind
in einem großarügen Aufschwung begriffen und der Handel mit Europa nimmt schon
jetzt teilweise seinen Weg über die Pacificbahn. Der Handel mit Thee und Seide
via San-Francisco nahm schon seit 1871 solche Dimensionen an, daß die Dampfer-
linie nach Japan-China schnell die Zahl ihrer Fahrten verdoppeln mußte. Daß Japan
nach San-Francisco neige, war voraus zu sehen; dasselbe ist bei Neuseeland der
Fall. Für die südchinesischen Häfen schien die Sache fraglich. Da hat sich nun
gezeigt, daß die Postdampfer von Hongkong über Shanghai nach San-Francisco
im Durchschnitt 34 Tage gebrauchen; während die Route von England durch den
Suezkanal bis Hongkong 51 Tage Zeit erfordert. Ein Brief aus England nach
Hongkong durch die Vereinigten Staaten wttd also seinen Bestimmungsort allemal
schneller erreichen, wenn der Abgang des Postdampfers von San-Francisco — wohin
Ahrens, Lehr- und Lesebuch für Fortbildungsschulen. 17
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Extrahierte Personennamen: Gotthard Louis San-Francisco Ahrens
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland England Belgien Nieder- Frankreich Deutschland Griechenland Suez Venedig Europa Madrid Rußland Brindisi Jütland Tjumen Sibirien Frankreich Italien Brindisi Ostindien Ost Texas Neu-Mexico San-Diego Kalifornien Duluth Minnesota Montana Washington-Territorium Asien China Japan Indien Europa Japan-China Japan San-Francisco Neuseeland Hongkong Shanghai San-Francisco England Hongkong England Hongkong San-Francisco
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
H. Kulturbilder aus Welt und Werfftatt.
269
Heil dem kleinen Friesenstamme, der so treu die Insel liebt,
Und die grüne Meereswoge, die am Klippensaum zerstiebt;
Manch' Jahrhundert noch umbrause Wogenschwall die Felsenwand,
Segnend deine kühnen Söhne, sturmerprobtes Helgoland. —
Heinrich Zeise,
115. Eüfflutz des Meeres und der Ströme auf die Entwickelung
der Menschheit.
Das wogende Meer übl fast auf jedermann eine außerordentliche
Anziehungskraft aus, und diese hat gewiß einen großen Anteil an der
Besiedelung der Meeresküsten gehabt. Die Wilden, die stets dem ersten
unbewußten Triebe gehorchen, unterliegen insbesondere diesem Zauber.
Auf den noch von wilden Stämmen bevölkerten Inseln der Südsee ist
das Ufer ausschließlich bewohnt. In der That finden die Küstenbewohner
gerade im Meere und an seinen Ufern vorzugsweise ihre Nahrung und
zugleich ist ihnen der Verkehr am ehesten ermöglicht. Die zahllosen Fische
und Muscheln, welche das Meer in der Nähe der meisten Küsten beleben,
find eine reiche Quelle des Unterhalts. Der Strand und die Küsten--
gewässer bieten den Bewohnern die bequemsten Wege und gestatten ihnen
am leichtesten, Fische und andere Waren umzutauschen. Hier finden sich
darum die ersten Anfänge des Handels, der den ersten Anstoß zu jener
Bewegung gab, die sich in der Gegenwart nach allen Richtungen über
Länder und Meere erstreckt, um die zerstreuten Schätze zu sammeln und
ein Netz von Lebensadern zu schassen, das die Welt verjüngt.
Diese Leichtigkeit des Verkehrs, welche die rohen Völkerschichten an
den Jnselküsten zurückhält, muß natürlich einen noch weit stärkeren Einfluß
auf die beständig nach Austausch von Waren und Erfahrungen begierigen
civilisierten Nationen ausüben. So sind die kleinen Antillen und andere
Inseln des atlantischen Ozeans fast nur an den Außenrändern bewohnt,
obgleich die Ansiedler ein Interesse daran gehabt hatten, die hochgelegenen
Thäler des Innern aufzusuchen, um dort ein ihrer Heimat ähnliches Klima
zu finden. Ebenso häuft sich auf dem Festlande die Bevölkerung gerne
in der Nähe der Küsten an. Auch im Innern der Länder siedeln sich
die Menschen vorzugsweise an den Ufern von Seeen, die gleichsam Ozeane
im kleinen sind, oder längs den Ufern der Bäche und Flüsse an, welche
die Chinesen so treffend als „Kinder des Meeres" bezeichnen. Häuser,
Gärten, Äcker umsäumen ununterbrochen die beiden Ufer jedes Stromes
des gemäßigten Europa und Dörfer und Städte entstehen am liebsten an
der Vereinigung von Zuflüssen mit dem Hauptstrom. Man hat mit Recht
den Rhein, die Rhone, die Themse, die Seine als lange, fiießende Straßen
bezeichnet, welche die Städte unter einander verbinden. Der Bodensee,
der Züricher- und Genfersee sind ebenfalls von Häusern und Gärten um-
gürtet. Am Ostende des Genferseees, von Vevey bis Villeneuve, ver-
knüpfen Villen, Hotels, Lusthäuser die Dörfer und Städte zu einer einzigen
Prachtstadt, und wahrlich ist es hier die Schönheit der Natur noch mehr,
als der Vorteil der Schiffahrt gewesen, was diese herrlichen Ufer zu einem
der volkreichsten Plätze Europas gemacht hat. Ebenso ist es der wunder-
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Extrahierte Personennamen: H._Kulturbilder Heinrich_Zeise Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Helgoland Europa Rhein Vevey Europas
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
n. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
277
wegen der nie zu unterbrechenden Schiffahrt durch eine Brücke nicht zu
vermitteln war. Aber die Ausführung wurde wegen unübersteiglicher
Schwierigkeiten aufgegeben. Aus gleichen Ursachen kam ein im Jahre 1805
entworfener Plan in der Nähe des fetzigen Werkes nicht zur Ausführung.
Dennoch sank den beharrlichen Engländern der Mut nicht. Der von
Jsambert Brunel (einem geborenen Franzosen) entworfene Plan wurde
1824 vom Parlament genehmigt und der Bau sofort begonnen, der trotz
gewaltiger Schwierigkeiten und zweimaligen Eindringens der Themse, die
eine Unterbrechung von sieben Jahren (1828—1835) zur Folge hatten,
siegreich durchgeführt wurde. Der 1813 eröffnete Tunnel besteht aus
zwei gewölbten Gängen von Backstein, deren einer für die von Norden
nach Süden, der andere für die von Süden nach Norden Gehenden be-
stimmt ist. Die Länge des ganzen, durch Gaslampen erleuchteten tonnen-
förmigen Schlundes beträgt 400 m, die lichte Breite jedes Ganges mir
Einschluß des seitwärts laufenden Fußweges etwa 4 m, die Dicke der
Erde zwischen der Krone und dem Flußbette etwa 5 m. Die Einnahmen
(6000 Pfund Sterling jährlich) decken kaum die Kosten der Unterhaltung
und Beleuchtung; denn bei dem mühseligen Auf- und Absteigen über
Wendeltreppen entspricht die Frequenz nicht den ursprünglich gehegten Er-
wartungen. Dieser alte Themsetunnel ist nun dem Eisenbahnverkehr
übergeben worden. In der Zwischenzeit ist ein neuer Tunnel unter
der Themse zur Vollendung gediehen, der mit einem Kostenaufwande von
nur 16 Ooo Pfund Sterlingen fertig gestellt wurde, während das Unter-
nehmen Sir I. Brunels 454 Ooo Pfund Sterlinge verschlang. Der
neue Tunnel ist nicht auf den Fußgängerverkehr berechnet, sondern der
Weg von einem Ufer zum andern wird durch eine Art Omnibus zurück-
gelegt. Die Fahrt unter der Themse nimmt nur eine Minute in Anspruch
und der Weg von einer Station zur andern etwa drei Minuten. Diese
Stationen an beiden Ufern sind kleine Rotunden, in welchen die Passagiere
mittelst Hebemaschinen durch einen 18 m tiefen Schacht hinabgelassen
werden, um darauf ihren Platz in dem bereitstehenden Omnibus einzu-
nehmen. Gefahr für die Passagiere ist nicht vorhanden, da einerseits die
Hebemaschinen derartig konstruiert sind, daß .sie im Falle eines Unfalls
sofort zum Stillstehen gebracht werden und der Tunnel selber andererseits
nur einen Schienenweg enthält, auf welchem ein einziger Wagen die Hin-
und Rückfahrt macht. Die Triebkraft ist die Gravitation, unterstützt durch
eine kleine stationäre Dampfmaschine. Der Tunnel hat nämlich an jeder
Seite eine Senkung, auf welcher der Omnibus sich bis zum niedrigsten
Punkte in der Mitte und noch ein gutes Stück Weges wieder bergauf
bewegt; hier wird das Fuhrwerk dann durch ein Seil der Dampfmaschine
aufgefangen und zum andern Ende gebracht. Der ganze Tunnel ist aus
Eisen gefertigt, welches von einer 2,4 cm dicken Cementlage umgeben ist.
W. Pütz.
119. Der Suez-Kanal.
Wie eine unüberschreitbare Naturgrenze liegt seit Jahrtausenden die
Landenge von Suez, zwei Meere von einander scheidend da, die Wasser-
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