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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 218

1882 - Kiel : Homann
218 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 95. Frankreichs Übergewicht unter Ludwig Xiv. und dessen Einfluß auf Deutschland. Ludwig Xiv. erklärte nach dem Tode seines Ministers Mazarin, von nun an in eigener Person regieren zu wollen: des Königs Wille sollte das höchste Gesetz sein, oder wie der junge 23jährige Fürst es aus- drückte: „der Staat, das bin ich!" Im Ministerral halte stets der König das entscheidende Wort und alle Bittstellungen mußten unmittelbar an ihn gerichtet werden. Die Provinzialgerichte beschränkte er durch Einsetzung außerordentlicher königlicher Gerichte; die Statthalter der Provinzen hielt er durch Aufseher in Schranken; alle Offiziersstellen im Heere wurden vom König besetzt. Die Einheit des Staates sollte durch einheitliche Ein- richtung aller Verwaltungszweige sich geltend machen; daher wurden ein- heitliche Verordnungen über das Manufakturwesen erlassen, die Verschieden- heit der Zölle im Lande aufgehoben und ein allgemeiner Ausgangs- und Eingangszoll eingeführt. Der Beginn von Ludwigs Regierung siel in eine Zeit, wo auf allen Gebieten des geistigen und materiellen Lebens in Frankreich eine eifrige Thätigkeit angeregt war; überall zeigte sich ein frisches Schaffen und Streben; es bedurfte daher nur einer verständigen Leitung, um das Land ungeahnter Blüte und allseitigem Aufschwung entgegenzuführen. Da war es ein Glück für Ludwig, daß eine Reihe der tüchtigsten Männer in seine Dienste traten, die das Wohl des Landes zu wecken und zu wahren wußten. Colbert vor allen hat das Verdienst, mit geschickter Hand die Hebung von Handel, Industrie und Seewesen befördert zu haben. Für den Verkehr mit Amerika, West- und Ostindien, Afrika und für den Ostseehandel wurden nach dem Vorbilde der Engländer und Holländer französische Handelsgesellschaften gegründet, wobei Ludwig sich selbst mit großen Summen beteiligte. Mit den größten Anstrengungen und Opfern führte Colbert die Spiegel- und Spitzenfabrikation, wie sie in Venedig üblich gewesen, die englische Strumpfwirkerei, die holländische Tuchbereitung, die deutsche Blech- und Messingfabrikation in Frankreich ein und setzte dadurch die französische Industrie in den Stand, mit der englischen und holländischen zu wetteifern. Auch die Wehrkraft steigerte sich rasch. Die Landarmee stieg in kurzem von 24 000 auf etwa 150 000 Mann, das Geschütz wurde verbessert und nach den Plänen des berühmten Kriegsingenieurs Vauban neue Zeug- häuser und Festungen angelegt. Eine Reihe neuer Hafenplätze wurde angelegt und zur Verbindung des mittelländischen mit dem atlantischen Meere der Kanal von Languedoc gebaut. Die Flotte konnte sich an Stärke und Tüchtigkeit bald mit allen andern messen. Litteratur und Kunst waren bereits um die Mitte des Jahrhunderts in voller Blüte und schienen durch die Freigebigkeit Ludwigs erhöhten Glanz zu erhalten. In der Architektur kam jetzt ein besonderer Stil auf, der sich nach Ludwig Xiv. nannte. Man strebte dabei nach großartiger Anlage des Ganzen und üppiger, überladener Verzierung des Einzelnen,

2. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 226

1882 - Kiel : Homann
226 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. alten Feuervergoldung, die Emaillierung der eisernen und blechernen Kochgeschirre; aber drei Erfindungen sind es vor allen, welche die Welt in das freudigste Erstaunen gesetzt haben: Die Gasbeleuchtung, die Photographie und die elektromagnetischen Telegraphen, Erfindungen, welche die Fähigkeit des menschlichen Geistes und die Macht der Wissenschaft aufs glänzendste au den Tag legen. Endlich gelangte das Schrift- und Druckwesen zu einem ungeheuren Umfang und zu einer wunderbaren Vollkommenheit durch Erfindung der Schnellpresse, der Letterngießmaschine und des Maschinenpapiers, dem sich zugleich die Erfindungen der Lithographie (Aloys Seen- felder 1798) der Stereotypie, der Ehromolithographie, des Öldrucks rc. re. anschließen. Eine solche Menge der glänzendsten Entdeckungen und Erfindungen, eine solche Entfaltung des Reichtums der Natur, eine solche Entwickelung der Gewerbe, und in so kurzer Zeit, war noch nie erlebt worden, und es hatte sich auch alles im unge- heuren Zusammenwirken zahlloser Kräfte so zusammengedrängt, daß Tausende sich nicht der Umwandlung bewußt wurden, in die man plötzlich eingetreten war. Und doch, wie sichtbar war die Wirkung auf alles Leben rings umher. Noch pries man die Vergangenheit, die gute, alte Zeit; noch klagte man über die Gegenwart, noch hoffte man ans die Zukunft, während sich doch alles in nächster Nähe zum Erfreu- lichsten umgeschaffen hatte. Wo sonst weithin unbebaute Felder sich erstreckten, trug jetzt alles Früchte; wo sonst öde Strecken lagen, heben sich ungemessene Schätze zu Tage; an der Stelle der uralten, ungebahnten Wege durchzog eiu Netz der schönsten Straßen das Land, selbst die höchsten Gebirge durchbrechend; eine zahllose Menge der schönsten, wundervollsten Brücken überspannen die L-tröme und Flüsse; die alten dunklen, engen Gassen der Städte hatten sich geöffnet; eine Menge der herrlichsten Paläste und Tausende von geschmackvollen Häusern erhoben sich; die L-tädte bevölker- ten sich um die Hälfte mehr als sonst; auch das Land ringsum blühte auf und man sah schöne wohlgebaute Dörfer, wo sonst nur eine Reihe armseliger Lehm- und Strohhütten gestanden hatte; wie sonst Fürsten und Adel, so wohnten jetzt Bürger und Bauern. An dieser in der Geschichte beispiellosen Entwickelung der Gewerbe und somit der Kultur haben nun besonders drei Nationen mitgewirkt, die deutsche, die englische und die französische, jetzt die drei ersten Kulturvölker der Erde. Noch immer unversiegbar ist der Ideenreichtum, die Erfindsamkeit und der Fleiß des deutschen Volkes, darin alle anderen Völker übertreffend; das englische Volk überragt alle andern durch die Kolossalität ferner Kräfte und Leistungen, die es in seiner Produktion zu entwickeln vermag, während das französische Volk aber an feinem Geschmack alle überstrahlt. So hat eine wunderbare Schickung und Weltregierung drei große Naüonen zu gleicher Zeit neben einander gestellt, deren verschiedenen Eigenschaften dazu gehörten, um die Gewerbe und somit die Menschheit auf die Höhe der Vollkommenheit zu bringen, auf der sie jetzt stehen. Der Orient, die Urheimat aller Künste und Gewerbe, ist mit wenigen Ausnahmen, schon längst weit hinter Europa zurückgeblieben, wenn er auch noch immer jenen üppigen, den Naturzuständen der Völker entsprechenden Reichtum der Erzeugnisse zu entfallen vermag. Wie aber der Orient das Land der Vergangen- heit, und Europa das der Gegenwart ist, so Nordamerika das Land der Zukunft, dessen Gewerbslhätigkeit, gestützt auf die reichsten Naturkräste, auf die freieste Ent- wickelung und unbeschränkteste Konkurrenz und endlich erfüllt vom kühnsten Geist der Kombination und Spekulation, sich wie ein Riese neben der von Europa erhebt und uns prophetisch eine Zukunft verkündet, deren Großartigkeit wir noch kaum zu ahnen vermögen. Aber noch größer wird unsere Aussicht durch die universelle Verbindung, in der die ganze Erde zu sich selber getreten ist, und alle Völker derselben. Wohin wir den Blick über die unermeßlichen Gebiete derselben werfen, überall erblicken wir Leben und Bewegung. Sonst verschlossene Länder öffnen sich, das Innere der Welt- teile schließt sich auf und unzählbare Schiffe eilen zum gegenseitigen Austausch von Küste zu Küste; Wasserstraßen und Schienenwege werden geschaffen, wo die Natur der Verbindung hinderlich ist. Keine bedmtende Entdeckung geschieht auf irgend einem Punkte der Welt, ohne sogleich mit Blitzesschnelle zum andem Ende derselben zu gelangen, kein Wetteifer thut sich auf, ohne in weiter Ferne zu wirken. Das Band eines allgemeinen Verkehrs umschlingt die ganze Runde des Erdkreises. Rehlen.

3. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 280

1882 - Kiel : Homann
280 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. und Handlungshäuser, um Geschäfte zu vermitteln, sind angelegt worden und haben ihre Thätigkeit sogleich beginnen können. Der Suez-Kanal, ein wirklicher Meeresarm von 145 km Länge, der nun wieder die alte zerstörte Verbindung zwischen dem Mittelmeer und dem indischen Ozean hergestellt hat, beginnt bei Port Said und ist 8 m lief und 100 m breit, also tief genug, um Schisse von größtem Tiefgang aufzunehmen, und breit genug, daß die Schisse bequem einander ausweichen können. Er besitzt außerdem weite Binnenhäfen, in denen ganze Flotten vor Anker gehen können, und zwei prachtvolle Außenhäfen, von welchen der bei Port Said nächst dem von Marseille der bequemste und sicherste des ganzen Mittelmeers ist. Infolge der Anziehungskraft, welchen die gewaltige, zu manchen Zeilen 12 000 Menschen beschäftigende Arbeit auf die Bevölkerungen Ägyptens und Europas ausüben mußte, hat sich die Wüste belebt und mit Gärten und Oasen geschmückt. Zwei ansehnliche Städte, Port Said und Jsmailia sind aus dem Sande erstanden und über 40 000 Menschen haben sich in diesen Ebenen niedergelassen, in die sich sonst der Wanderer nur zagend wagte. Was ist aber dieses erste Zu- strömen gegen das, was nachfolgen wird, wenn erst der gesamte Schiffs- verkehr diese neue Straße einschlagen wird, der bisher jährlich um das Kap der guten Hoffnung seinen Weg nahm und so bis Triest einer um 37, bis London und Hamburg um 24 Tage längeren Fahrzeit bedurfte. Die Frage ist nun eine wichtige, in wie weit die Schiffahrt im- stande sein wird, den Vorteil, den der Kanal durch Abkürzung des Weges bietet, durch Zeitersparnis und schnellen Handelsumsatz sich zu eigen zu machen und dafür die nicht geringen Kanalgebühren zu zahlen? Die Antwort ist lange streitig gewesen, sie stellt sich aber jetzt folgendermaßen heraus. Der Transport zwischen den ostasiatischen Küsten und europäischen Häfen wird zum größten Teile noch immer durch Segelschiffe bewerkstelligt. Für diese, welche auf günstige Winde angewiesen sind, wird der Kanal nur von geringem Vorteil sein. Das Segelschiff verlangt ein breites Fahr- wasser, um bei konträren Winden lavieren und kreuzen zu können. Wind- stille und widrige Winde würden in dem schmalen Fahrwasser des Kanales und des engen roten Meeres sogar eine längere Reisezeit fürchten lassen, als auf dem offenen Ozean um das Kap der guten Hoffnung herum, wo es günstige Meeresströmungen und veränderte Windrichtungen auf- suchen kann. Mit dem Dampfschiff verhält es sich anders. Dieses, von der Wind- richtung unabhängig, vermag den schmälsten Wasserweg zu benutzen und kann sich darum auch all der Vorteile bedienen, welche der Kanal bietet. Und in der That, die Segelschiffahrt vermindert sich von Jahr zu Jahr und die Dampfschiffahrt steigt in außerordentlichem Grade empor. Die billigere Bearbeitung des Eisens, der leichtere Gewinn der Kohle, die Zeitersparnis für den Umsatz, die Ersparnisse in der Versicherungssumme und die Konkurrenz, schnell auf dem Markt zu erscheinen, sind stets

4. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 348

1882 - Kiel : Homann
348 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 147. Der Rhein, der Deutschen Lieblingsstrom. Es klingt ein Heller Klang, Ein schönes deutsches Wort In jedem Hochqesang Der deutschen Männer fort: Ein alter König, hochgeboren, Dem jedes deutsche Herz geschworen, So oft sein Name wiederkehrt, Man hat ihn nie genug gehört. Der ist der heil'ge Rhein, Ein Herrscher viel begabt, Des Name schon wie Wein Die weue Seele labt. Es regen sich in allen Herzen Viel vaterländ'sche Lust und Schmerzen, Wenn man das deutsche Lied beginnt, Vom Rhein, dem hohen Felsenkind. Mit diesen ernstwürdigen Worten beginnt der edle Schenkendorf sein Lied vom Rhein, mit welchem er zum erstenmale im Jahre 1814 der tiefinnerlichen Liebe des deutschen Volkes für den herrlichen Strom vollen Ausdruck giebt. Gar manchmal hat, der diese Zeilen schreibt, am Ufer des Rheines gestanden, und die klare, grüne Flut in die hohle Hand ge- schöpft. Da kam ihm wohl hin und wieder der Gedanke: Wenn jeder dieser Tropfen sprechen könnte, was würden sie nicht alle über ihre Schicksale zu berichten haben? Woher ist diese Welle und diese? Was haben sie erlebt, was gesehen? Und dann würde dieser Tropfen erzählen von Gletschern und blumigen Alpenmatten, von Abgründen und schwin- delnden Wasserfällen; ein anderer würde berichten von den dunkeln Tannen des Schwarzwaldes, ein dritter von den ragenden Domen zu Bamberg und Würzburg; wieder andere von den Rebenhügeln der Saar und Mosel, von den Burgen des Wasgenwaldes und der Bergstraße. Wenn wir diese Handvoll Wassers betrachten, wie viel Gedanken erweckt sie, wie viel ernste und heitere Bilder zaubert sie nicht in unserer Seele hervor! Und woher mag es kommen, daß gerade die Rheinwelle diese Zauberkraft besitzt? Wie kommt es, daß der Rhein der Lieblingsstrom der Deutschen ist? Allerdings besitzt der Rhein von den deutschen Gewässern das aus- gedehnteste Stromgebiet und verdient in diesem Betracht vor allen übrigen den Namen eines Stromes. Zwar auch die Donau zeigt schon in ihrem deutschen Laufe, was sie später werden wird, aber sie ist doch durchaus nicht die mächtige völkerverbindende Straße, als welche uns der Rhein erscheint. Vor der Donau hat er auch noch den Vorzug, der einzige deutsche Alpenstrom zu sein, der einzige, welcher den Verkehr bis in das Herz von Europa vermittelt. Er durchschneidet den Kern des europäischen Festlandes der Quere nach von Süd nach Nord; er trägt die Wasser des St. Gotthard und Berner Oberlandes hinab zur Nordsee; er zeigt seit uralter Zeit den Weg von dem festen Knochengerüst Europas zum Welt- meer, während die Donau schließlich in einem Binnenmeer ihr Leben beschließt und ihre Aufgabe als Kulturstraße bei weitem weniger erfüllt als der Rhein. Von ganz besonderer Bedeutung in dieser Wertschätzung des Rheines erscheint es, daß der Rhein von seiner Quelle bis zur Mündung mit seinen Nebenflüssen von deutschem oder doch von deutschredendem Volke umwohnt wird. Lassen wir die Maas außer acht, so wird 4m ganzen Gebiet des Rheines, von Chur bis Leyden, von Baireuth bis Trier deutsch

5. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 358

1882 - Kiel : Homann
358 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Man glaubt überall in den niederländischen Häusern im 19., 18., 17. und 16. Jahrhundert zugleich zu leben. Es herrscht in diesen Häusern, sowohl in ihrer äußeren Architektur, als in ihrer inneren Einrichtung ein sehr verschiedener Geschmack, eine große Freiheit und nichts weniger als Einförmigkeit. Und dadurch eben kommt das Malerische, das Gemütliche dieser Städte, Häuser und Zimmer heraus. Die Häuser der meisten englischen Städte sind alle nach einem und demselben, zwar sehr zweckmäßigen, aber sehr unpittoresken und nüchternen Modelle zusammen gezimmerte Fabrikate. Privatwohnungen aus alter Zeit findet man nur auf dem Lande bei den Grundherren. Die englischen Städte sind mit jedem Jahrhunderte wenigstens einmal von Grund aus aufgebaut worden. Hier in Belgien dagegen, wo man sehr solid auf eignen Grund und Boden baute, hat man immer sehr solide Wohnhäuser in allen möglichen Arten des Stils. Hier haust ein Krämer in einem Gebäude, in dem schon vor 300 Jahren ein spanischer Gouverneur, oder ein Offizier Alba's, ja vielleicht gar der Kaiser Maximilian selber wohnte. Dort steht eine ganze Straße von aufgetempelten und mit breitem Schnitzwerk verzierten Giebeln, die schon zur Zeit der Margaretha von Parma ganz ebenso dastand. Da werden einem dann die Straßen, die Marktplätze und der Anblick, den sie gewähren, wahrhaft interessant, ja heilig. Da begreift man es, warum es der Mühe wert ist, sie anzublicken, sie zu beschreiben und ihr Bild mit Griffel und Pinsel zu verewigen. I. G. Kohl. 154. Amsterdam. Der stürmische und gefährliche Zuidersee spaltet die Niederlande in zwei Teile, in die östlichen und westlichen Provinzen. Diese liegen nebst Geldern und Utrecht um den Zuidersee herum, der also als Centralbecken der Hauptvermittler des Austausches aller dieser Länder unter einander werden mußte. Amsterdam an dem einzigen ganz sichern und großartigen Naturhafen dieses Centralbeckens mußte auch der Hauptträger des durch dieses Becken vermittelten Binnenhandels werden. Das fast beispiellose Aufblühen des Wohlstandes jener merkwürdigen niederländischen Halbinsel, die wir Nord- holland nennen, und der damit gleichzeitige Aufschwung ihrer Schwester- provinz, Südholland, hat ohne Zweifel ebenfalls bedeutend auf diese Stadt eingewirkt. Natur und Ansehen der Stadt sind höchst eigentümlich. Man hat sie zwar das nordische Venedig genannt und sie hat mit der Lagunenstadt allerdings einiges gemein. Der Boden ist auch hier nur Schlamm und Sand und mußte erst durch Pfähle, man kann sagen, durch versenkte Wälder und Berge gewonnen und gesichert werden, weshalb Erasmus von Rotterdam sagte, er kenne eine Stadt, deren Bewohner wie Krähen auf den Gipfeln der Bäume wohnten. Auch geht das Meer durch vier

6. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 360

1882 - Kiel : Homann
360 O. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Dämme oder Deiche halten den fürchterlichen Gegner ab, verheerend über die menschlichen Wohnplätze sich zu ergießen. Diese Dünen, Dämme und Deiche mit ihren zahlreichen Kanälen und Schleusen erhalten allein dem Lande die Möglichkeit seiner Existenz. Aber trotz all dieser Vorrichtungen, Zeugen einer ungebrochenen Aus- dauer und Thatkraft, bekam das Meer in einzelnen Gegenden doch die Oberhand und so geschah es, daß allmählich weite Ländereien wieder von den Fluten in Besitz genommen wurden, auf denen vor Zeiten sich ein gedeihliches Leben geregt hatte. So ist in historischen Zeiten die Zuider- see zu seiner jetzigen Größe herangewachsen durch Eindringen des Meeres im 13. und 14. Jahrhundert und das Haarlem er Meer ist im Laufe eines Jahrhunderts um ca. 1500 tía gewachsen. Vor ca. dreihundert Jahren (1530) umfaßte dasselbe einen Flächeninhalt von noch nicht ganz 5600 ha, im Jahre 1591 schon das doppelte und 1648 war es auf 14 194 ha angewachsen. Damals schon wurden von dem Mühlen- bauer Jan Leeghwater Vorschläge gemacht, mittels einer Anzahl von 100 Windmühlen durch Wasserschnecken das vorher eingedeichte Wasser in das „9)" zu schaffen. Man unterließ aber seine Ausführung und das Meer setzte seine Raubzüge fort. 1740 bedeckte es bereits 16 575 ha. Cruquius und später Synden van Hemmen machte erneute Entwässerungs- vorschläge ; aber sie kamen nicht zur Ausführung. Da kamen im November und Dezember 1836 zwei entsetzliche Stürme, der eine, von Westen, trieb am 29. November das Meer über seine Küste bis unter die Mauern von Amsterdam; der andere, am Weihnachtstage von Osten kommend, jagte es bis nach Leyden über einen Flächenraum von 7400 ha. Der Schade war unermeßlich. Da endlich trat 1837 eine Kommission zur Prüfung der vorliegenden Entwässerungsentwürfe zusammen und im Jahre 1840 begannen schon die Arbeiten zur Errichtung eines Ringdeiches und Herstellung eines Kanales. Dieselben waren nach 8 Jahren beendet und nun konnten die mittlerweile beschafften drei Riesendampsmaschinen, welche zu Ehren der drei großen Trocknungsapostel Leeghwater, Cruquius und Synden getauft worden waren, ihre Arbeit beginnen. Sie wurden der Reihe nach eingestellt und arbeiteten so tüchtig, daß nach 39 Monaten über 830 Millionen ehm gleich 17 Milliarden Ctr. Wasser fortgeschafft waren und der frühere Meeresboden, trocken gelegt, nun wieder von neuem mit Hacke und Spaten bearbeitet werden konnte. Die Kosten der Trockenlegung bezifferten sich nahezu auf 14 Milt. Gulden, die zu 2/3 durch den Verkauf von Ländereien wieder eingebracht wurden. Nachdem der Erfolg die gehegten Erwartungen bei weitem über- troffen hat, ist man in Holland noch kühner geworden. Hat man doch bereits den Plan gefaßt, auch die Zuidersee auf dieselbe Weise wie das Haarlemer Meer trocken zu legen. Die Kosten werden freilich so enorm sein, — 180 Mill. holl. Gulden — daß nur der Staat die Unternehmung machen kann. Aber der Boden Hollands würde um den achtzehnten Teil seiner gegenwärtigen Ausdehnung vermehrt werden, und die neu entstehende

7. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 365

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 365 Schoße des Steinkohlengebirges ruhen, den Steinkohlenflötzen so nah, daß häufig dieselbe Grube Kohlen und Eisen zugleich gewinnt. Alle Eisen- werke sind in den Kohlenrevieren. Die Kohle dient, das Metall zu be- reiten, welches sich wiederum in Maschinen für den Grubenbau und Bahnen zur Fortschaffung der Kohlen verwandelt. Von nicht minderer Bedeutung als dies gemeinschaftliche Vorkommen der beiden wichtigsten Urstoffe ist die Lage der sie umschließenden Steinkohlenbezirke, entweder ganz in der Nähe des Meeres, wie der von Northumberland und Wales, oder doch innerhalb der Ebene, wo die größten Flüsse Englands die größte Leichtigkeit gewähren, um durch natürliche und künstliche Wasserwege die Gruben mit den Hütten und Fabriken zu verbinden, sowie diese mit der See oder mit den konsumierenden Städten. Das System schiffbarer Kanäle gehört in England ebenfalls erst der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts an, hat sich aber mit über- raschender Geschwindigkeit über den größten Teil des Landes verbreitet. Die milden Winter begünstigen die Kanalschiffahrt in hohem Grade. Sind heute auch mehr und mehr die noch bequemeren Eisenbahnen an die Stelle der Kanäle getreten, so werden diese nicht minder durch den ebenen Boden, wie durch den Kohlen- und Eisenreichtum Englands begünstigt. So erhob sich vor fast einem Jahrhundert, als alle Vorbereitungen vollendet, alle Grundlagen gelegt waren, gefördert durch den fortwirkenden Geist der Thätigkeit, das Gebäude einer industriellen Macht und Größe, von der sich die Klügsten nichts hatten träumen lassen. Denn die Zinsen der Staatsschuld betrugen im Jahr 1763: 4400000 Pfd. Sterl. und schienen fast unerschwinglich; sie gab zu den trübsten, hoffnungslosesten Aussichten in die Zukunft Anlaß. Die englische Staatsschuld ist seitdem über das zehnfache gewachsen, aber noch mehr die industrielle Macht und Größe und der Nationalreichtum. Die Kolonialbesitzungen haben sich vergrößert; doch hat ein sachkundiger Engländer schon in den dreißiger Jahren behauptet, daß England aus der Erfindung der Dampfmaschine und Spinnmaschine mehr als zehnfach größeren Gewinn gezogen habe, als aus der Herrschaft über 100 Mill. Hindus. Und wie ist die Bevöl- kerung Englands seit 100 Jahren angewachsen! Die Volksmenge der ganzen Insel betrug 1700: 5 Millionen; 1800: 9 Millionen; 1850: 27v2 Millionen und jetzt reichlich 33 Millionen. Nicht nur die vorzügliche Lage des Landes, die günstigen Bodenverhält- nisse, die Menge der schiffbaren Kanäle und Flüsse, die vorzüglichen Häfen, sondern auch die örtliche Verteilung der fabrizierenden Industrie wirkte zu diesem Aufschwünge mit. Die großen Centralpunkte der Industrie in der Gegen- wart sehen wir fast alle erst seit anderthalb Jahrhunderten entstehen oder auf- blühen, während in den Bezirken, welche sich in älterer Zeit durch Gewerbs- thätigkeit auszeichneten, ein Stillstand, eine Abnahme, ja ein gänzliches Verschwinden bei dem sonstigen ungeheuren Wachstum der Produktion einge- treten ist. Außerhalb der Steinkohlenreviere ist die Fabrikation im großen entweder ganz untergegangen oder entschieden gesunken. In Norwich, dem alten Hauptsitz der Wollengewerbe, welches in der früheren industriellen

8. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 257

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 257 Niederlande, Österreich u. s. w. bis Türkei und Griechenland am Ende der Skala stehen. Die zweite Vergleichung mit räumlicher Ausdehnung des Landes ergiebt für England 9,3 km Eisenbahnen auf 100 qkm, in Belgien 13,5, in den Nieder- landen 5,8, in Frankreich 4,6, in der Schweiz 6,6 in Deutschland 5,8, in Rußland 0,38, in der Türkei 0,46, und in Griechenland nur 0,02 auf 100 qkm. Bettachten wir eine Erdkarte, auf welcher die Eisenbahnen eingezeichnet erscheinen, so finden wir sie namentlich über die nördliche Erdhälfte ausgebreitet, während auf der südlichen Hemisphäre Australien und Südamerika erst allmählich sich mit einem Netze von Schienen zu bedecken beginnen. Wir haben jetzt Eisenbahnen über schmale Meeres- arme und durch sandige Wüsten, wie jene zwischen Alexandrien und Suez; sie durch- schueiden die Lagunen von Venedig, überklimmen eisige Alpengipfel und rollen durch die weite Prärie oder durch den ttopischen Urwald. In Europa können wir un- unterbrochen bereits von Madrid bis an die Wolga in Rußland oder in die Türkei gelangen und von Brindisi in Süditalien nach Jütland. Rußland arbeitet daran, sein Schienennetz von der Wolga weiter nach Östeu über den Ural bis nach Tjumen in Sibirien fortzusetzen. Die Pyrenäen, der Brenner und Semmering sind bereits überschient; der Mont-Cenis-Tunnel durchbricht die Westalpen in einer Länge von 12236 m und die Durchbohrung' des St. Gotthard ist in diesem Jahre vollendet worden. Der Gotthard-Tunnel hat eine Länge von 14 800 m. Schon diese europäischen Bahnen erweisen sich als die wichsigsten Beförderer und Abkürzer des Weltverkehrs. Das englische Postfelleisen nach Alexandrien nimmt seit der Eröffnung der Mont-Cenisbahn seinen Weg durch Frankreich und Italien via Brindisi. Dadurch wird der Verkehr mit Ostindien um ein Bedeutendes verkürzt. Noch mehr hat der Welthandel durch die großen Eisenbahnen Nord-Amerikas ge- wonnen. Seitdem die letzte Schiene der Pacificbahn mit goldenem Nagel auf einer Schwelle von Cedernholz befestigt wurde, ist die Union erst recht zu eiuem Lande ge- worden; seitdem sind Ost und West sich bis auf wenige Tage einander nahe gerückt und ein Kulturband, das über 48 Längengrade reicht, verknüpft den atlantischen mit dem füllen Ozean. Es ist ein Werk, dem an Kühnheit der Ausführung wenige andere nahe stehen und das in Bezug auf Bedeutung für den Weltverkehr höchstens am Suezkanal einen Rivaleu findet. Aber mit einer Bahn ist dem riesig anwachsenden nordamerikanischen Konttnente nicht gedient. Die Verbindungen zwischen Ost und West werden von Tag zu Tag inniger und aus diesem Grunde sind seit 1873 noch zwei neue Linien :m Bau be- griffen. Die südliche Linie die „Atlantic- und Pacificbahn" geht im Osten von St. Louis aus und reicht in das Territorium der Indianer; sie soll fortgesetzt werden durch das nördliche Texas nach Neu-Mexico bis nach San-Diego am stillen Ozean im südlichen Kalifornien. Sie wird von Schnee kaum zu leiden haben, da sie unter dem 35 o n. B. verläuft. Die nördliche Route, die Northern-Pacific Rail Road nimmt ihren Ausgangspunkt am westlichen Ende des oberen Seees bei Duluth. Von hier wird sie in gerader westlicher Linie durch Minnesota, Dacotah, Montana über das telsengebirge nach dem Pugetsunde im Washington-Territorium zum stillen Ozean führen. ie hat eine Länge von 2475 km. Ihr Endpunkt ist darum von hoher Bedeutung, weil von hier aus die Fahrt nach Asien eine kürzere ist, als von San-Francisco. Die Bedeutung der Pacificbahn für den Welthandel tritt schon mehr und mehr hervor. China, Japan, Indien und Australien mit ihren reichen Hülssquellen sind in einem großarügen Aufschwung begriffen und der Handel mit Europa nimmt schon jetzt teilweise seinen Weg über die Pacificbahn. Der Handel mit Thee und Seide via San-Francisco nahm schon seit 1871 solche Dimensionen an, daß die Dampfer- linie nach Japan-China schnell die Zahl ihrer Fahrten verdoppeln mußte. Daß Japan nach San-Francisco neige, war voraus zu sehen; dasselbe ist bei Neuseeland der Fall. Für die südchinesischen Häfen schien die Sache fraglich. Da hat sich nun gezeigt, daß die Postdampfer von Hongkong über Shanghai nach San-Francisco im Durchschnitt 34 Tage gebrauchen; während die Route von England durch den Suezkanal bis Hongkong 51 Tage Zeit erfordert. Ein Brief aus England nach Hongkong durch die Vereinigten Staaten wttd also seinen Bestimmungsort allemal schneller erreichen, wenn der Abgang des Postdampfers von San-Francisco — wohin Ahrens, Lehr- und Lesebuch für Fortbildungsschulen. 17

9. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 269

1882 - Kiel : Homann
H. Kulturbilder aus Welt und Werfftatt. 269 Heil dem kleinen Friesenstamme, der so treu die Insel liebt, Und die grüne Meereswoge, die am Klippensaum zerstiebt; Manch' Jahrhundert noch umbrause Wogenschwall die Felsenwand, Segnend deine kühnen Söhne, sturmerprobtes Helgoland. — Heinrich Zeise, 115. Eüfflutz des Meeres und der Ströme auf die Entwickelung der Menschheit. Das wogende Meer übl fast auf jedermann eine außerordentliche Anziehungskraft aus, und diese hat gewiß einen großen Anteil an der Besiedelung der Meeresküsten gehabt. Die Wilden, die stets dem ersten unbewußten Triebe gehorchen, unterliegen insbesondere diesem Zauber. Auf den noch von wilden Stämmen bevölkerten Inseln der Südsee ist das Ufer ausschließlich bewohnt. In der That finden die Küstenbewohner gerade im Meere und an seinen Ufern vorzugsweise ihre Nahrung und zugleich ist ihnen der Verkehr am ehesten ermöglicht. Die zahllosen Fische und Muscheln, welche das Meer in der Nähe der meisten Küsten beleben, find eine reiche Quelle des Unterhalts. Der Strand und die Küsten-- gewässer bieten den Bewohnern die bequemsten Wege und gestatten ihnen am leichtesten, Fische und andere Waren umzutauschen. Hier finden sich darum die ersten Anfänge des Handels, der den ersten Anstoß zu jener Bewegung gab, die sich in der Gegenwart nach allen Richtungen über Länder und Meere erstreckt, um die zerstreuten Schätze zu sammeln und ein Netz von Lebensadern zu schassen, das die Welt verjüngt. Diese Leichtigkeit des Verkehrs, welche die rohen Völkerschichten an den Jnselküsten zurückhält, muß natürlich einen noch weit stärkeren Einfluß auf die beständig nach Austausch von Waren und Erfahrungen begierigen civilisierten Nationen ausüben. So sind die kleinen Antillen und andere Inseln des atlantischen Ozeans fast nur an den Außenrändern bewohnt, obgleich die Ansiedler ein Interesse daran gehabt hatten, die hochgelegenen Thäler des Innern aufzusuchen, um dort ein ihrer Heimat ähnliches Klima zu finden. Ebenso häuft sich auf dem Festlande die Bevölkerung gerne in der Nähe der Küsten an. Auch im Innern der Länder siedeln sich die Menschen vorzugsweise an den Ufern von Seeen, die gleichsam Ozeane im kleinen sind, oder längs den Ufern der Bäche und Flüsse an, welche die Chinesen so treffend als „Kinder des Meeres" bezeichnen. Häuser, Gärten, Äcker umsäumen ununterbrochen die beiden Ufer jedes Stromes des gemäßigten Europa und Dörfer und Städte entstehen am liebsten an der Vereinigung von Zuflüssen mit dem Hauptstrom. Man hat mit Recht den Rhein, die Rhone, die Themse, die Seine als lange, fiießende Straßen bezeichnet, welche die Städte unter einander verbinden. Der Bodensee, der Züricher- und Genfersee sind ebenfalls von Häusern und Gärten um- gürtet. Am Ostende des Genferseees, von Vevey bis Villeneuve, ver- knüpfen Villen, Hotels, Lusthäuser die Dörfer und Städte zu einer einzigen Prachtstadt, und wahrlich ist es hier die Schönheit der Natur noch mehr, als der Vorteil der Schiffahrt gewesen, was diese herrlichen Ufer zu einem der volkreichsten Plätze Europas gemacht hat. Ebenso ist es der wunder-

10. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 277

1882 - Kiel : Homann
n. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 277 wegen der nie zu unterbrechenden Schiffahrt durch eine Brücke nicht zu vermitteln war. Aber die Ausführung wurde wegen unübersteiglicher Schwierigkeiten aufgegeben. Aus gleichen Ursachen kam ein im Jahre 1805 entworfener Plan in der Nähe des fetzigen Werkes nicht zur Ausführung. Dennoch sank den beharrlichen Engländern der Mut nicht. Der von Jsambert Brunel (einem geborenen Franzosen) entworfene Plan wurde 1824 vom Parlament genehmigt und der Bau sofort begonnen, der trotz gewaltiger Schwierigkeiten und zweimaligen Eindringens der Themse, die eine Unterbrechung von sieben Jahren (1828—1835) zur Folge hatten, siegreich durchgeführt wurde. Der 1813 eröffnete Tunnel besteht aus zwei gewölbten Gängen von Backstein, deren einer für die von Norden nach Süden, der andere für die von Süden nach Norden Gehenden be- stimmt ist. Die Länge des ganzen, durch Gaslampen erleuchteten tonnen- förmigen Schlundes beträgt 400 m, die lichte Breite jedes Ganges mir Einschluß des seitwärts laufenden Fußweges etwa 4 m, die Dicke der Erde zwischen der Krone und dem Flußbette etwa 5 m. Die Einnahmen (6000 Pfund Sterling jährlich) decken kaum die Kosten der Unterhaltung und Beleuchtung; denn bei dem mühseligen Auf- und Absteigen über Wendeltreppen entspricht die Frequenz nicht den ursprünglich gehegten Er- wartungen. Dieser alte Themsetunnel ist nun dem Eisenbahnverkehr übergeben worden. In der Zwischenzeit ist ein neuer Tunnel unter der Themse zur Vollendung gediehen, der mit einem Kostenaufwande von nur 16 Ooo Pfund Sterlingen fertig gestellt wurde, während das Unter- nehmen Sir I. Brunels 454 Ooo Pfund Sterlinge verschlang. Der neue Tunnel ist nicht auf den Fußgängerverkehr berechnet, sondern der Weg von einem Ufer zum andern wird durch eine Art Omnibus zurück- gelegt. Die Fahrt unter der Themse nimmt nur eine Minute in Anspruch und der Weg von einer Station zur andern etwa drei Minuten. Diese Stationen an beiden Ufern sind kleine Rotunden, in welchen die Passagiere mittelst Hebemaschinen durch einen 18 m tiefen Schacht hinabgelassen werden, um darauf ihren Platz in dem bereitstehenden Omnibus einzu- nehmen. Gefahr für die Passagiere ist nicht vorhanden, da einerseits die Hebemaschinen derartig konstruiert sind, daß .sie im Falle eines Unfalls sofort zum Stillstehen gebracht werden und der Tunnel selber andererseits nur einen Schienenweg enthält, auf welchem ein einziger Wagen die Hin- und Rückfahrt macht. Die Triebkraft ist die Gravitation, unterstützt durch eine kleine stationäre Dampfmaschine. Der Tunnel hat nämlich an jeder Seite eine Senkung, auf welcher der Omnibus sich bis zum niedrigsten Punkte in der Mitte und noch ein gutes Stück Weges wieder bergauf bewegt; hier wird das Fuhrwerk dann durch ein Seil der Dampfmaschine aufgefangen und zum andern Ende gebracht. Der ganze Tunnel ist aus Eisen gefertigt, welches von einer 2,4 cm dicken Cementlage umgeben ist. W. Pütz. 119. Der Suez-Kanal. Wie eine unüberschreitbare Naturgrenze liegt seit Jahrtausenden die Landenge von Suez, zwei Meere von einander scheidend da, die Wasser-
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