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1. Die neuere Zeit - S. 107

1872 - Paderborn : Schöningh
- 107 — Vertrieb gewisser Waaren ausschliesslich gestattet wurde, bedeutend gehemmt. Die Handelswege und Verkehrsstrassen wurden verbessert, und durch Anlage von Canälen, unter denen der von Languedoc oder der Canal du midi der bedeutendste ist, wurde die Verbindung zu Wasser befördert. Der Handel mit überseeischen Ländern wurde durch Anlage von Colonien und durch Handelsverträge gehoben. Der Ackerbau erfreute sich nicht in gleichem Masse der Fürsorge des Ministers; daher fühlten die Landbewohner den Druck der kostspieligen Regierung mehr als die gewerbtreibenden Städte. b) Das Kriegswesen erhielt durch den Kriegsminister Louvois einen neuen Aufschwung. Dieser verbesserte die Bewaffnung durch Einführung des Bajonnets, hob das Ansehn des bisher wenig geachteten Soldatenstandes und führte eine strenge Kriegszucht ein. Das Heer belief sich auf eine Friedensstärke von 100,000 und eine Kriegsstärke von 300,000 Mann und war damals schon der Zahl nach bei weitem das stärkste in Europa. Der Ingenieur Vauban sicherte das Land namentlich an der Nordostseite durch eine doppelte Reihe vortrefflicher Festungen. Tüchtige Feldherrn, wie Conde, Turenne, Luxembourg, Catinat, Vendome, Villars standen an der Spitze der Heere. c) Literatur und Kunst. Nach dem Beispiele Ri-chelieus, des Gründers der französischen Academie, legte der König mehre Academien an. Die Academie des inscrip-tions et des lettres beschäftigte sich mit der Alterthumskunde und Philologie, die Academie des sciences mit der Mathematik und den Naturwissenschaften, die Academie des beaux arts mit den schönen Künsten. Daneben gab es noch eine Academie der Malerei und der Baukunst. Die französische Literatur erlebte unter ihm ihr goldenes Zeitalter. Unter den Dichtem glänzte Moliere (f 1673) als Lustspieldichter, Corneille (t 1685) und Racine (f 1699) als Tragiker. Jean de Lafontaine wurde als Fabeldichter, Boileau als Satiriker und Kunstrichter berühmt. Als Kanzelredner ragten Bossuet, Massillon und Fenelon, der Verfasser der Abenteuer des Telemach, hervor. Die Baukunst erhielt, obwohl Ludwig grosse Summen auf den Ausbau seines glänzenden Lustschlosses zu Versailles und die Verschönerung der Tuilerien und des

2. Die neuere Zeit - S. 109

1872 - Paderborn : Schöningh
— 109 — Gleichgewichts besorgt, gegen die französische Vergrösserungs-sucht in die Schranken getreten wären. Schon beim Tode Ferdinand Iii. (1657) hatte sich Ludwig bemüht die Wahl seines Sohnes zum Nachfolger zu hintertreiben; ja er dachte sogar selbst daran die Kaiserkrone zu erwerben und liess es zu diesem Zwecke an Geld und Versprechungen nicht fehlen. Indess die Kurfürsten wählten, insbesondere auf den Rath Friedrich Wilhelms von Brandenburg nach einjährigem Zwischenreich Ferdinands Sohn Leopold I. (1658—1705) zum Kaiser. Jedoch gelang es Mazarin mehrere Fürsten des westlichen Deutschlands zu einem Rheinbünde zu vereinigen, 1658. Während so des Kaisers Einfluss im Westen des Reiches gelähmt wurde, drohten im Osten die Türken, welche durch Ludwig beständig zum Kriege angereizt wurden. Die Kriege und Unternehmungen, durch welche Ludwig Xiv. sein Reich zu vergrößern und seine Macht nach aussenhin zu verstärken suchte, sind: 1. Der Devolutionskrieg, 1667—1668, beendet durch den Frieden zu Aachen. 2. Der holländische Krieg, beendet durch die Friedensschlüsse zu Nym wegen, 1678 und St. Germain, 1679. 3. Die Reunionen, 1684, eigentlich kein Krieg, sondern ein Länderraub im Frieden, beendet durch den Waffenstillstand zu Regensburg, 1684. 4. Der Pfalz-Orleanssche Krieg, 1688—1697, beendet durch den Ryswicker Frieden. 5. Der spanische Erbfolgekrieg, 1701—1714, beendet durch die Friedensschlüsse zu Utrecht, Rastatt und Baden. 1. Devolutionskrieg oder der erste Raubkrieg, 1667—1668. §. 25. Nach dem Tode seines Schwiegervaters Philipps Iv. von Spanien machte Ludwig auf einen Theil der spanischen Niederlande (Brabant) Anspruch, obwohl seine Gemahlin Maria Theresia vor ihrer Heirath auf alle Theile der spanischen Monarchie Verzicht geleistet hatte. Er stützte sich dabei auf das in einem Theile der Niederlande, allerdings nur in privatrechtlicher Beziehung, geltende Devolutionsrecht, wonach den Kindern erster Ehe das während derselben Erworbene ausschliesslich zufiel. Da der spanische König Karl Ii., welcher aus der zweiten Ehe Philipps Iv. stammte, natürlich diese

3. Die neuere Zeit - S. 338

1872 - Paderborn : Schöningh
— 338 — Welt. Der von Gauss 1833 erfundene, von dem Amerikaner Morse 1844 verbesserte elektro-magnetische Telegraph trägt das Wort fast mit Gedankenschnelle selbst durch die Tiefen des Meeres von einem Ende der Erde zum andern. Grossartige Weltausstellungen zu London (1851) und zu Paris (1867) zeigten der erstaunten Menschheit die riesigen Fortschritte der Gewerbthätigkeit. Der von dem französischen Consul von Lesseps 1869 angelegte Canal von Suez und die Bahn über den Mont Cenis sind Schöpfungen, welche alle Wunderwerke der Vorzeit tief in Schatten stellen. 1

4. Das Mittelalter - S. 14

1881 - Paderborn : Schöningh
— 14 — Ganzen mit geschlossenem Gerichts- und Heerwesen bildete einen Gau, welcher in Unterabteilungen, Hunderte, zerfiel. An der Spitze des Gaues standen Vorsteher (principes). Die Verwaltung und Regierung desselben geschah grösstenteils durch die Gauversammlung (thing), welche bei Neu- oder Vollmond berufen wurde. Ausser diesen echten oder ungebotenen Versammlungen gab es noch ausserordentliche oder gebotene. Die Leitung der Gauversammlungen übernahmen die Priester; sie geboten Schweigen, wenn ein Redner auftrat, sie konnten auch die Versammlung auflösen. Als Sprecher konnte jeder auftreten, welcher durch Alter, Adel, Kriegsruhm oder Beredsamkeit in Ansehn stand. Die Annahme eines Vorschlags geschah durch Zusammenschlagen der Waffen, die Ablehnung durch Gemurr. Die Versammlung entschied über Gesetzvorlagen, über Krieg und Frieden, sowie über die Wahl der Heerführer, Gauvorsteher (Gaugrafen) und Richter. Kriege der Römer gegen die Germanen. § 9. 1. Die Kriege der Römer gegen die Teutonen und Cimbern s. Bd. I, 8. 329, die Feldzüge des Cäsar gegen die Germanen Bd. I, S. 364. 2. Die Feldzüge des Drusus 12-9 v. Chr. Nachdem die Stiefsöhne des Augustus Drusus und Tiberius im Jahre 15 die Rhätier, Vindelicier und Noriker unterworfen hatten, begann Drusus seine Feldzüge im eigentlichen Deutschland. Ehe er vom Rhein aus in das Innere des unwegsamen Landes einzudringen versuchte, liess er einen Kanal zwischen dem Rhein und dem Flevosee (jetzt ein Meerbusen, die Zuydersee) bauen, um so der gefährlichen Schiffahrt um die holländische Küste überhoben zu sein. Dann segelte er auf seinem 1. Feldzuge durch die Nordsee und griff die Völker an der oberen Ems und der unteren Weser, die Brukterer und Chauken an. Auf dem 2. und 3. Feldzuge drang er zu Lande in das Gebiet der Cherusker vor.x) 1. Zug. Der erste Feldzug war gegen die Völker an der Ems und der unteren Weser gerichtet. Er besiegte zuerst die Usipeter und Sigambrer, um sie vom Rheinüb er gange abzuhalten, fuhr dann mit der Flotte durch die l) Dederich, die Feldzüge des Drusus u. Tiberius in das nordwestl. Germanien. 1869. — Watterich, Die Germanen des Rheins 1872. — Hertzberg, Die Feldzüge der Römer in Deutschland unter den Kaisern Augustus und Tiberius. 1872. *

5. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 10

1913 - Paderborn : Schöningh
10 Geschichte der Germanen im Altertum. (Segner besiegt und entging der allgemeinen Vernichtung durch die Flucht der den Rhein. Seitdem mar der Rhein die Grenze zwischen dem rmischen Reiche, dem nun auch Gallien angehrte, und den (Sermanen. Um diese von weiteren Einfllen in das linksrheinische Gebiet abzuschrecken, berschritt Csar mit einem Heere zweimal (55 und 53) in der (Segend von Coblenz den Strom, kehrte aber, da die feindlichen Germanenstmme einem Kampf auswichen, bald Wieder auf das rmische Ufer zurck. b) Die Rmerherrschaft zwischen Rhein und Elbe. Neue Einflle rechtsrheinischer Germanen in Gallien veranlagten unter dem Kaiser Augustus (30 v. Chr. 14 n. Chr.) eine starke Befestigung der Rheinlinie. Dessen Stiefsohn Drusus baute etwa fnfzig Kastelle am linken Rheinufer, von denen Straburg (Argentoratum), Mainz (Mogontiacum) und Xanten (castra vetera. auerdem Coblenz, Cln, Neu) am wichtigsten waren. Die lange Festungskette wurde von einem stehen-den Heere von 8 Legionen (80000 Mann) geschtzt, und zur Ver-waltung dieser Militrgrenze wurde das Gebiet am linken Rheinufer in die beiden Provinzen Ober- und Untergermanien eingeteilt. Augustus versuchte aber auch die rmischen Grenzen gegen die Germanen vorzuschieben. Seine Stiefshne Tiberius und Drusus unterwarfen die Vlkerschaften sdlich der oberen und mittleren Donau, so da auch an diesem (~ kom Germanen und Rmerreich aneinander grenzten. Drusus wandte sich dann der Eroberung des rechtsrheinischen Germanien zu (12 9 v. Chr.). Er benutzte auch den Seeweg zum Angriffe auf die Germanen. Um dabei die gefhrliche Schiffahrt durch das Rheindelta um die hollndische Kste zu vermeiden, lie er einen Kanal zwischen dem Rhein und dem Flevosee (jetzt Zuidersee) bauen. Auf diesem Wege segelte er bei seinem ersten Zuge in die Nordsee, unterwarf die Bataver und Friesen und verwstete das Land der Stmme an der unteren Ems und Weser. Die nchsten Feldzge unternahm er zu Lande und legte auf ihnen auch bereits feste Heerstraen und Kastelle im feindlichen Gebiete an, so das Kastell Aliso an der Lippe. Auf seinem letzten Feld-

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 174

1907 - Paderborn : Schöningh
174 Koser: Die Handelspolitik Friedrichs des Groen. Swinehafen durch Baggerung eine Wassertiefe bis zu zwlf Fu zu geben. Das hat sich nicht erreichen lassen, die Vermittlung der Leichter war auch hier nicht zu umgehen; genug, wenn im Frhjahr 1747 nach Vollendung der Wasserbauten die Swine so weit schiffbar wurde, da sie den Seeverkehr Stettins von der Peene abzulenken vermochte. Zollermigungen halfen nach. An dem neuen Hafen entstand eine neue Stadt: Swinemnde. Die Wolgaster und Stralsunder schrien der den unerhrten Eingriff in den Besitzstand des schwedisch-pommerschen Handels. Wie an der Seekste mit der ffnung der Swine die letzten Reste der handelspolitischen Abhngigkeit von Schweden getilgt wurden, so beseitigte der Dresdener Friede den letzten fremdherrlichen Binnenzoll an den Gestaden der Oder, den Frsteuberger Zoll, den der schsische Hos bisher an der kurzen lausitzischen Uferstrecke erhoben hatte. Nun waren auch die Tage der stdtischen Stapelgerechtigkeiten gezhlt. Die Freilassung des Stroms, die dem unbequemen Nachbarn nach einer siegreichen Schlacht und der Einnahme seiner Hauptstadt abgezwungen worden war, sie durfte von den Stdten des eigenen Landes fglich nicht lnger geweigert werden. Frankfurts Umlade-anfpruch erhielt einen neuen schweren Sto, als der Finowkanal den Stettiner Oderkhnen, die bisher nur der Frankfurt und durch den Friedrich-Wilhelms-Graben nach Berlin gelangen konnten, den um neunzehn Meilen krzeren Weg der Eberswalde, Oranienburg und Spandau erffnete. Eine knigliche Verordnung von 1751 fhrte im folgenden Jahre zu einem Ausgleich zwischen Stettin, Frankfurt, Breslau, Berlin und Magdeburg, der den zweihundert-jhrigen Stapelkrieg friedlich beendete; nur fr den Leinsamen behielt sich Frankfurt sein Niederlagsrecht noch vor. Auch im Warthehandel wurden die durch eine eiferschtige Kirchtumspolitik ehedem geschaffenen Hindernisse jetzt beseitigt. Den Wettbewerb mit der Elbschiffahrt und den Verkehr auf der Oder erschwerte noch die unverhltnismige Hhe der Zlle. Gegen die Herabsetzung strubte sich die Akziseverwaltung aus Furcht vor einer Minderung ihrer Einnahmen. Der Stettinische Steuerrat Vanselow hat sich das Ver-dienst erworben, diese Bedenken aus dem Wege zu rumen. Eindringlich legte er dem Könige Ende 1752 dar, da kein anderes Mittel vorhanden sei. einen richtigen Grohandel auf der Oder emporzubringen, als die Gleich-stelluug der Oder- und der Elbzlle; den fiskalischen Engherzigkeiten der pommerfchen Steuerverwaltung hielt er die Mahnung entgegen, da man in Handelssachen nicht aus einen Ort und eine Kasse Reflexion machen drfe, sondern ins Groe rechnen msse". Noch vor Jahresschlu verfgte der König, durch den einsichtigen Beamten berzeugt, da das General-Direktorium im Verein mit dem schlesifchen Minister und den Prsidenten

7. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 192

1907 - Paderborn : Schöningh
192 Schiller: Das deutsche Kulturleben im Zeitalter Friedrichs des Groen. Und doch bildete noch jeder grere Staat ein vllig abgeschlossenes Wirtschaftsgebiet fr sich, und an der berzahl der Zollsttten war noch wenig gendert. Nicht minder schlimm war es auf den Landwegen. Der Transport an und fr sich wre ertrglich gewesen; aber der Aufenthalt, der durch das bestndige Auf- und Abladen der groen Frachtwagen entstand, verteuerte ihn um mehr als die Hlfte. Dazu trat erschwerend die Mannig-faltigkeit des Mnzwesens, da an Herstellung einer allgemeinen Reichsmnze jetzt weniger als je zu denken war. Denn während ein Reichstagsbeschlu von 1738 bestimmte, da 18 Gulden aus der feinen Mark geprgt werden sollten, setzte sterreich 1748 den Zwanziggulden-, Bayern den Vierund-zwanzigguldensu fest; diesem schlssen sich der Sden und Westen an, während Sachsen und die kleineren norddeutschen Gebiete eine Mnzkonvention mit sterreich schloffen (1753). Preußen schlug seinen besonderen Weg ein, indem es seit 1750 14 Taler oder 21 Gulden aus der feinen Mark prgte und durch groe Soliditt seiner Prgung diesem Mnzfue weithin Geltung verschaffte. Ganz unabhngig von diesen nderungen behaupteten die Hansa-stdte und Mecklenburg den alten lbischen Mnzfu, nach dem 11 Ys Taler aus der seinen Mark geprgt wurden. Die Verkehrsstraen waren nur in sterreich verhltnismig gut, während man in Preußen erst seit 1787 Kunststraen anzulegen begann; die Postwagen waren unbequem, die Verbindungen bei der Menge von Post-Verwaltungen unsicher, das Briefporto auf grere Entfernungen nicht nur sehr hoch, sondern auch schwankend, je nachdem die eine oder die andere Route gewhlt wurde. Viel langsamer entwickelte sich noch der Wasser-verkehr. Von einer Verbesserung der Flu- und Seenlufe konnte, da so viele Staaten und Sttchen daran beteiligt waren, gar keine Rede sein; die Folge davon war, da die Schiffahrt an unabnderliche Voraussetzungen gebunden war; jeder Eisgang und jeder Frost unterbrach den Verkehr monatelang, und im Hochsommer bereitete der niedere Wasserstand hnliche Hindernisse. Bei diesen Verkehrsverhltnissen mute der Schwerpunkt des Handels-Verkehrs in den groen Messen bleiben, von denen die Leipziger jhrlich 18 Millionen Taler umschlug. Der Auenhandel des Binnenlandes bedurfte berall fremder Vermittlung. Nach den berseeischen Lndern lag diese in den Hnden der Hollnder und der deutschen Seestdte. Der Wohlstand war, wie bereits bemerkt wurde, rasch gestiegen, und, was die Hauptsache war, dieser Wohlstand war solide, da die Einzelwirtschaft noch nicht wie heute von den Komplikationen des groen Weltverkehrs betroffen wurde, die Konkurrenz auch nicht so wild und in ihren Mitteln unbedenklich war wie heute. Eine strenge Wechsel- und Konkursordnung hielt die Hauptquellen der unsoliden heutigen Geschftsgebarung noch geschlossen;

8. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 24

1905 - Paderborn : Schöningh
Treitschke: Die Anfange der Eisenbahnen in Deutschland. die neuen preuischen Schnellposten wie ein Wunderwerk angestaunt; der Chausseebau war berall erst im Gange; ganze Landesteile, selbst das reiche Vorpommern, entbehrten noch vllig der Steinstraen. Dies neue Straennetz auszubauen und mit Schnellposten auszustatten, erschien allen als die nchste Aufgabe; und sie war schwierig genug, da der Zollverein die Waren-zge vielfach verndert, eine Menge neuer Verkehrsbeziehungen geschaffen hatte. Wer htte es nicht fr tollkhn halten sollen, in einer solchen Zeit der wirtschaftlichen Umwlzung auch noch eine Erfindung einzufhren, welche den Postbetrieb vllig umzugestalten, die Chausseen zum alten Eisen zu werfen drohte? Nach der Erffnung der Bahn von Liverpool nach Manchester (1826) begannen in England wie in Nordamerika groe Eisenbahnbauten. Das britische Parlament hielt sich aber noch lange mitrauisch zurck: sein Komitee erklrte es fr unzulssig, der Eisenbahnen wegen Opfer zu bringen oder das Nationalvermgen zu verschleudern". Auf dem Kontinente ging Belgien voran. Hier lagen die Verhltnisse sehr einfach. Der junge Staat bedurfte durchaus einer Bahn von Antwerpen nach dem Rhein, um seinen Scheide-Hafen gegen den Wettbewerb der feindseligen Hollnder zu decken; da die reiche Bourgeoisie die Kammern vollstndig beherrschte, die groen Städte allesamt nahe beieinander lagen, auch der Bau in der Ebene geringe Schwierigkeiten bot, so wurde schon 1834 ein Staatsbahnsystem fr das ganze Land nach Stephenfons Plnen beschlossen. Die Franzosen zauderten lange; selbst der sanguinische Thiers meinte noch im Jahre 1830, eine Eisenbahn knne hchstens zum Spielzeug fr Grostdter dienen. Nach-her bernahmen sie sich in khnen Entwrfen, jedoch die Korruption ihres Parlamentarismus verhinderte rasches Gelingen. Die groen Gesellschaften, die allesamt von Paris aus nach den Grenzen zu ihre Bahnen bauen wollten, durften während langer Jahre keine Teilstrecken erffnen, weil die Regierung aus Furcht vor den Whlern keinen Landesteil bevorzugen wollte. So geschah es, da Frankreich noch in den vierziger Jahren nur eine Eisen-bahn besa, die kleine Lustbahn, welche die Pariser in die Bersailler Grten fhrte, und erst unter der Herrschaft des dritten Napoleon seine groen Bahnlinien erffnen konnte, zu einer Zeit, da die deutschen Hauptbahnen schon seit einem Jahrzehnt im Betriebe waren. Deutschland schritt in diesem friedlichen Wettkampfe allen Vlkern des Festlandes, mit der einzigen Ausnahme Belgiens, weit voran, dem zentralisierten Frankreich so gut wie dem reichen Holland. Mit feuriger Begeisterung, wie er jeden neuen Gedanken ergriff, wendete sich König Ludwig von Bayern den Eisenbahnplnen zu. Er besa an dem Bergrat Joseph v. Baader, dem Bruder des Philosophen, einen geistreichen Sachverstndigen, der gern in khnen Plnen schwelgte und sich

9. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 16

1905 - Paderborn : Schöningh
16 Eberty: Der deutsche Zollverein. an die erste Stelle gelangen sollte. Wilhelm von Humboldt hat das in einer Denkschrift vom 30. September 1816 unumwunden ausgesprochen. Nachdem er dargetan, da beim Bundestage auf Mitwirkung zu erfolgreichen Maregeln nicht zu rechnen sei, fhrt er fort: Die Ausfhrung gemein-ntziger Einrichtungen lt sich nur im einzelnen politischen Verkehr mit den deutschen Staaten selbst erreichen. Es mu in der Staatsweisheit Preuens liegen, diese Nachbarstaaten in sein politisches und selbst admini-ftratives System bis auf einen gewissen Punkt zu verweben." Dieses Verfahren hat man denn auch mit bewunderungswrdiger Zhigkeit und Ausdauer innegehalten, bis zuletzt die bewiesene Beharrlichkeit durch gln-zenden Erfolg gekrnt wurde. Nachdem das Gesetz vom 26. Mai 1818 die erwhnten obersten Grundstze an seine Spitze gestellt hat, durch welche die volle Hlste des nicht sterreichischen Deutschland zu einem freien Marktgebiete vereinigt war, verordnet dasselbe den Wegfall aller Verkehrsschranken zwischen den verschiedenen Landesteilen. Von fremden Waren soll ein Einfuhrzoll, in der Regel nicht der y2 Taler vom Zentner, erhoben werden. Von fremden Manufakturwaren, die im Lande bleiben, wird ein Eingangszoll nicht der 10 Prozent des Wertes erhoben. Ausnahmen sind durch besondere Tarife festgestellt. Um diese Anordnungen durchzufhren, mute eine Bewachung der Landesgrenzen eingerichtet werden, welche bei der langgestreckten und noch berdies in zwei Hlften zerrissenen Gestalt des Knigreiches ebenso umstndlich als kostspielig war. Dessenungeachtet konnten bereits am 1. Januar 1819 die neuen Grenzzollmter berall in Ttigkeit treten. Wie bei allen Vernderungen, selbst bei den heilsamsten und wohlttigsten. sich die verschiedenartigsten Klagen der dabei Beteiligten zu erheben pflegen, so war es auch der Fall bei dieser preuischen Zolleinrichtung. Jede Provinz glaubte sich gegen die andere benachteiligt, der Gewerbetreibende betrachtete sich als Opfer feiner auslndischen Geschftsgenossen, das verzehrende Publikum seufzte der die Last der Abgaben. Die Regierung mute sich entschlieet, am Rhein den Wein zu besteuern, weil die stlichen Provinzen, wo man das verzollte franzsische Gewchs vorzog, sich sonst fr zurckgesetzt gehalten htten. Bald jedoch machten die greifbaren Frchte der Neuerung solche Klagen verstummen. Der König tat alles mgliche, um Handel und Verkehr im Lande zu heben. Auf Herstellung neuer Kunststraen verwendete er binnen elf Jahren fast 22 Millionen Taler, so da 1828 statt der 523 Meilen Chausseen, die Preußen im Jahre 1817 besa, nunmehr deren 1065 Meilen befahren werden konnten. Die Einknfte des Postwesens hoben sich durch

10. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 25

1905 - Paderborn : Schöningh
Treitschke: Die Anfnge der Eisenbahnen in Deutschland. 25 selbst den Veteran des deutschen Eisenbahnwesens nannte. Er lie sich auch nicht beirren, als sein Ober-Medizinal-Kollegium ihm beweglich vorstellte, der Dampfbetrieb werde bei den Reisenden wie bei den Zuschauenden unfehlbar schwere Gehirnerkrankungen erzeugen, und damit mindestens die Zuschauer Schutz fnden, msse der Bahnkrper mit einem hohen Bretter-zune umgeben werden. Ludwig sendete seinen Architekten Klenze nach England. Belgien und Frankreich, um sich der das Eisenbahnwesen zu unterrichten, und hrte es gern, wenn ihm Feldmarschall Wrede von einem bayerischen Kriegsbahnnetze sprach, das in der Festung Ingolstadt seinen Mittelpunkt finden sollte. Am strksten lockte ihn der Gedanke einer groen Bahn von Lindau nach Hof, die sich der Leipzig und Magdeburg bis Hamburg fortsetzen, den Zollverein zusammenhalten, Deutschlands Haupt-verkehr in die Richtung vom Norden nach dem Sden, von der Elbe zum Bodensee ablenken sollte; so sollte sein Bayern die Vorhand im nationalen Handel erlangen. Er lie deshalb schon in Berlin anfragen, empfing aber zur Antwort nur warmen Dank und die Versicherung, da man den bayerischen Vorschlag reiflich erwgen werde. Von einer Eisenbahn zwischen Ulm und Augsburg wollte er freilich nichts hren; sie konnte den schw-bischen Nachbarn bedenkliche Vorteile bringen. Auch einen Schienenweg zwischen Wrzburg und Frankfurt fand er bedenklich: das wrde den Ver-kehr mit den gefhrlichen Franzosen zu sehr erleichtern. Nun gar der Plan einer Bahn zwischen dem Elsa und der Pfalz, den ihm der fran-zsische Gesandte unablssig anempfahl, erweckte sein patriotisches Mitrauen; so nahe an die Mainzer Bundesfestung wollte er die Straburger Garnison nicht heranlassen. Wichtiger als alle Eisenbahnen erschien ihm doch der so lauge geplante Ludwigskanal. Der groe Gedanke, das Werk Karls des Groen zu vollenden, die Nordsee mit dem Schwarzen Meere zu ver-binden, bte auf sein romantisches Gemt einen unwiderstehlichen Zauber; und als nun Rothschild dienstbeflissen 8 Mill. Gulden Kanalaktien an der Brse unterbrachte, auch der Landtag sich dem kniglichen Lieblingsplane willfhrig zeigte, da wurden die Eisenbahnplne der der Fossa Carolina bald fast vergessen. Gleichwohl erlebte er die Genugtuung, da in seinem Bayern die erste deutsche Dampf bahn erffnet wurde, die Bahn von Nrnberg nach Frth, eine Strecke von einer Meile, die man mit Dampf in 15, mit Pferden in 25 Minuten durchlaufen konnte. Sie war das Werk des wackeren Nrnberger Brgertums. Gro war der Jubel, als am 7. Dezember 1835 der erste Bahnzug unter Kanonendonner abfuhr; ein Denk-stein und ein Geschichtstaler verherrlichten Deutschlands erste Eisenbahn mit Dampfwagen". Aber mit dieser kleinen, nur fr Personen bestimmten
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