4si
in die Waden fährt, und andere, daß Pfeifchen im Mund, den Krug
in der Hand, ihm mit wahrer Herzenslust zusehen.
Während die genannten Genremaler ihre Gegenstände sich vornehm-
lich in den untern Lebenskreisen suchten, gelang es Gerhard Ter bürg
aus Zwoll (1608 —1681) auch in den Kreisen, in denen Wohlstand
und Bildung herrscht, einen für die Kunst geeigneten Stoff und volle
Naivität der Empfindung zu stnden.
Philipp Wouvermann aus Harlem (1620—1668) malte Jag-
den und Jagdzüge, reichgekleidete vornehme Herren und Damen mit
ihrem Gefolge zu Pferde, Reitergesechte, Scenen vor dem Wirthshaus
oder der Schmiede, auf Pferdemärkten und in Marställen.
Als Landschaftsmaler zeichnete sich Jakob Ruyßdael aus
Harlem (1635—1681) aus. Er ist der Maler der norddeutschen Land-
schaft, die uns aus seinen Bildern mit der erquickenden Frische des
Lebens entgegentritt. Wilhelm van der Velde der Jüngere aus
Amsterdam (1633 —1707) malte die Meeresstille, die laut- und re-
gungslose weite Wafferfläche und die feierliche Himmelsruhe darüber.
Mit gleich ergreifender Wahrheit malte er aucb die bewegte See biß
zum verderbenden Sturm. Ais der erste aller Marinemaler wird Lu.
dolf Backhuysen aus Emden (1631 —1709) geachtet.
4) Geschichte Englands von der Thronbesteigung der
Stuarts bis zum Ausbruch der französischen Revolution
von 1603 bis 1789.
Mit Elisabet erlosch das Geschlecht der Tudor und nach dem Erb-
recht folgte König Jakob von Schottland aus dem Hause Stuart,
der von einer Schwester Heinrichs Viii. abstammte. Die Engländer
sahen ihren neuen Herrscher mit Vertrauen und Hoffnung entgegen;
aber seine Feigheit, seine Pedanterie, seine unbehülfliche Gestalt, seine
linkischen Manieren, sein Accent aus der Provinz machten ihn bald zum
Gegenstand des Spottes. Er war gelehrt und selbst Schriftsteller, vor-
nehmlich interessirten ihn theologische Streitfragen, aber seine Kenntniffe
bestanden meist in pedantischen Kleinigkeiten, und sein Urtheil zeigte weder
Scharfsinn noch Umsicht. Der verdiente Staatssekretär Elisabets Sir
Robert Cecil blieb in seinem Amte; aber zugleich überhäufte Jakob I.
seine mitgebrachten schottischen Höflinge mit Würden und Ehren und
nahm sechs derselben in den Staatsrath auf. Durch die Thronbestei-
gung von Jakob 1. wurde England mit Irland und Schottland zu
einem Staate verbunden. Das Territorium, welches der neue König
beherrschte, war an Ausdehnung fast doppelt so groß, als dasjenige,
welches Elisabet geerbt hatte. Man sollte glauben, daß das Gewicht
Englands unter den europäischen Nationen von dieser Zeit an außer-
Jakob I.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Gerhard Philipp_Wouvermann Philipp Jakob_Ruyßdael Wilhelm Elisabet König_Jakob_von_Schottland Heinrichs Heinrichs Staatssekretär_Elisabets Robert_Cecil Jakob Elisabet
Extrahierte Ortsnamen: Marställen Amsterdam Emden Englands England Irland Schottland Englands
565
ganz verbot. Das Alterthum kannte nur einen Warenhandel, erst das
spätere Mittelalter brachte durch Erfindung der Wechsel und Einrichtung
der Banken einen Geldhandel auf. Mit der Ausbreitung und Vermeh-
rung des Warenhandels hielt der Geldhandel der Holländer gleichen
Schritt. In keinem Lande war Geld so leicht und so wohlfeil zu
haben. So kam es, daß der Wechselkurs auf Amsterdam durch die
ganze Welt voranstand, und viele bedeutende Handelsplätze konnten ihre
Rimessen nicht anders als auf Amsterdam machen. Die Kaufleute von
Amsterdam gründeten (1609) die Bank, wo jeder Kaufmann seine
Hauptkaffe niederlegen und dann durch bloßes Ab- und Zuschreiben in
den Büchern der Anstalt seine Zahlungen leisten und empfangen konnte.
Die amsterdamer Bank war eine reine Giro- und Depositenbank und
ihr ganz ähnlich die 1612 in Rotterdam gegründete. Inländische An-
leihen an die Generalstaaten, an die Einzelstaaten, an Stadtgemeinden,
Handelskammern und andre Kollegien kamen frühzeitig vor, und die
darüber ausgestellten Obligationen mochten auch in kleinen Kreisen um-
laufen. Allein erst nach dem utrechter Frieden beginnt der europäische
Effektenhandel Amsterdams. Als der holländische Handel an Umfang
verlor, die Industrie in Abnahme gerieth, da konnten die in glücklichen
Zeiten angesammelten Kapitalien im Lande selbst kein Unterkommen mehr
finden und mußten sich einen andern Ausgang suchen. Die großen
Staaten, die zur Führung ihrer Kriege außerordentlicher Geldmittel be-
durften, fanden diese in Holland und bewilligten höhere Zinsen, als die
in Holland üblichen. Die Papiere aller dieser Anleihen und die Aktien
der mannigfachsten Handels- und Jndustrieunternehmungen des Jn-
und Auslandes kamen auf die amsterdamer Börse. Bald drang dabei
mancher Schwindel ein, und das Verlangen schnell reich zu werden
erzeugte das Börsenspiel. Ein schlimmer Mißbrauch des Börsengeschäfts
unsrer Zeit, nämlich die Zeitkäufe, kam schon damals vor. Man kaufte
und verkaufte, ohne die Aktien zu besitzen, und zahlte sich am Liese-
rungstage nur die Differenzen, je nachdem sie gestiegen oder gefallen
waren. Verschiedene dagegen erlassene Verbote blieben fruchtlos.
Bereits während des Mittelalters war Amsterdam von einem
Fischerdorfe zum ersten Seehafen der nördlichen Niederlande und dem
Emporium des nordischen Handels emporgewachsen. In dem Verhält-
niß, wie sich der Welthandel erweitert hatte, übertraf Amsterdam an
Mannigfaltigkeit, Größe und Umfang der Geschäfte die gepriesensten
Handelsplätze der Vergangenheit. Und wie viele andere blühende Han-
delsplätze erhoben sich neben der Metropole auf dem kleinen Gebiete der
Republik! Rotterdam, Middelburg, Delft, Enkhuisen, Hoorn
und das alte Dortrecht.
Der westphälische Friede brachte der holländischen Republik die
größten Vortheile. Die Republik wurde als selbständige Großmacht an-
erkannt, ihr Besitzthum in Europa und den Kolonien gewährleistet und
die Sperrung der Schelde bestätigt. Bald zeigte es sich, daß die amster-
damer Börse in ihrer Weise die Welt ebenso unterthänig zu machen strebte,
als das madrider Kabinet. Wo -die Republik durchzukommen hoffte,
scheute sie selbst offene Gewalt nicht, und was sie durch Gewalt nicht
erreichte, das suchte sie durch die feine Politik der Handelsverträge
durchzusetzen. Frankreich und England hatten die Niederlande mit Geld
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Ortsnamen: Amsterdam Amsterdam Amsterdam Rotterdam Amsterdams Holland Holland Amsterdam Niederlande Amsterdam Rotterdam Middelburg Delft Europa Frankreich England Niederlande
566
Wissenschaft-
ichc Bildung.
und Truppen unterstützt, so lange diese gegen die spanisch-östreichische
Weltherrschaft ankämpften. Aber die kommerzielle und maritime Hege-
monie Hollands war unverträglich mit den großen Bestimmungen, welchen
Cromwell und Ludwig Xiv. ihre Völker zuzuführen strebten. Der
Kampf begann. Aus den Kriegen mit Frankreich ging Holland durch
den bewundernßwerthen Geist Wilhelms Iii. und einen der Vorfahren
würdigen Heldenmuth mit weniger Nachtbeil hervor, als aus dem
Kampfe, mit welchem die Konkurrenz Großbritanniens die holländische
Handels- und Seemacht zu Land und zu Wasser und in allen Welt-
theilen angriff. England setzte das mit der Navigationsakte eröffnete
System konsequent fort, und dieses traf schlimmer als verwüstende
Kriege die eigentlichen Lebensbedingungen der Republik. Der utreckter
Friede entschied den Fall Hollands und die Erhebung Englands. Hol-
land verlor seilte Seemacht, itnb als Landmacht hatte es einen zu ge-
ringen Umfang, um sich neben Großstaaten, wie Frankreich und Eng-
land , oder vielmehr über denselben 511 behaupten. Die ungeheuren
Ausgaben waren unerschwinglich für die paar Millionen Bewohner der
Provinzen. Innere Unruhen und Verfassungßstreitigkeiten untergruben
das morsche Gebäude, und es kam dem Einsturz nahe, als 1776 der
nordamerikanische Krieg ausbrach, Holland in denselben verwickelt und
dem unwiderstehlichen Andrang Englands preisgegeben wurde. Alle
Zweige des Verkehrs der Republik geriethen in Verfall. Die dänische,
schwedische und deutsche Schifffahrt erlangten durch ihre Neutralität ein
solches Uebergewicht über die holländische, daß sie ihr nicht nur allen
Handel zwischen dem Nordosten und Südwesten Eucopa's, sondern
auch einen großen Theil ihres direkten Verkehrs mit den Kolonien
entrissen.
Seit dem Ende des 16. Jahrhuitdertß blühten in den Niederlanden
Kunst und Wissenschaft. Von der Kunst haben wir schon (S. 186
bis 491) gesprochen. Von 1575 bis 1648 waren fünf Universitäten
gegründet worden! Leyden, Franecker, Groningen, Utrecht und
Harderwyk. Die philologischen Disciplinen, welche im 15.
und 16. Jahrhundert zuerst in Italien eifrige Pflege gefunden hatten,
wurden im 17. Jahrhundert mit dem größten Eifer von den Holländern
getrieben, und diese zeichneten sich in denselben vor allen anderen Völ-
kern aus. Joseph Scaliger, der Sohn des berühmten Julius Sca-
liger (S. 200), Justus Lipsius, Hugo Grotius, Gruter, Daniel
H ein sius haben sich durch ihre Ausgaben alter Schriftsteller große Verdienste
erworben. Johann Gerhard Vossius war für die Literaturgeschichte
der Alten, besonders in Beziehung auf Historiker und Dichter, thätig,
und auch dessen Söhne Isaak und Gerhard haben Verdienstliches
geleistet. Johann Georg Grävius, von Naumburg, wurde nach
Deventer und von da nach Utrecht berufen, er faßte die antiquarischen
Forschungen in Beziehung auf daß römische Alterthum in seinem The-
saurus antiquitatum romanorum zusammen. Als Gegenstück gab
Jakob Gronov, der Sohn des ebenfalls berühmten Johann Fried-
rich Gronov, seine Sammlung der griechischen Antiquitäten heraus.
Peter Burmann bewährte sich in seiner Ausgabe des Horaz als
scharfsinniger Kritiker.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelms Großbritanniens Joseph_Scaliger Julius_Sca- Justus_Lipsius Hugo_Grotius Daniel
H Johann_Gerhard_Vossius Johann Isaak Isaak Johann_Georg_Grävius Johann Jakob_Gronov Johann_Fried-
rich_Gronov Johann Peter_Burmann
Extrahierte Ortsnamen: Hollands Frankreich Holland Hollands Englands Frankreich Holland Englands Niederlanden Groningen Utrecht Italien Naumburg Deventer Utrecht
232
Märkten veranlaßten. Wie gering auch alle diese Anfänge waren,
so sind sie doch als die ersten Keime der neuen Saat nicht zu über-
sehen und würden schneller aufgeblüht sein, wenn die Nachfolger
Karls auch Erben seiner Geistesgröße und Thatkraft gewesen wären.
Frankreich und das südwestliche Deutschland, besonders
die Ufer des Rheins, waren diejenigen Theile des fränkischen
Reiches, wo sich noch einige Reste der römischen Civilisation erhal-
ten hatten, und wo es deshalb am frühesten gelang, sie wieder zu
beleben. Mehrere Städte hatten die Sturmperiode glücklich über-
standen, der Boden selbst war bereits vielfach bearbeitet, die Be-
völkerung zahlreich und durch die alten Römerstraßen in Verbin-
dung mit einander, Basel, Speier, Straßburg, Worms,
Mainz, Köln und Aachen können im Zeitalter Karls des Großen
als die Märkte und Stapelplätze des fränkischen Handels gelten.
In dem Küstenland an der Nordsee wurde seit den äl-
testen Zeiten Schifffahrt und Fischfang getrieben. Das See-
wesen blieb dort heimisch und bildete sich aus unter allen Stäm-
men, welche sich dort niederließen. Nicht selten artete es aus in
Seeräuberei. Mit der See vertraut waren die Franken, die
Sachsen und besonders die Friesen, welche zuletzt dauernd die
Küstenstaaten zwischen Weser, Assel und Maas behaupteten. Mit
der Schifffahrt war Handel verbunden, wenn sich dieser auch
anfangs auf den Ertrag des Fischfangs und auf Getraidezufuhren
beschränkte. Die letzteren kamen aus Britannien und für dieselben
hielt Julian eine Flotte von 800 Segeln. Das feuchte Klima und
der morastige Boden des Landes gestatteten damals den Kornbau
noch weniger als später. Auch fehlten die Baumaterialien, Holz,
Steine, Eisen. Dieser doppelte Mangel mußte mit dem Steigen
der Kultur und der Bevölkerung sehr fühlbar werden. So zwang
die Beschaffenheit ihres Landes die Niederländer die Befriedigung
der nothwendigsten Lebensbedürfnisse im Auslande zu suchen, und
den Flüssen und Meeren Gegenstände zum Tausche abzuzwingen.
Der beständige Kampf mit den Fluten des Meeres flößte ihnen Un-
ternehmungsgeist, Energie und Wirtschaftlichkeit ein. Die Nieder-
lande, zwischen Britannien und dem Rhein gelegen, hatten den
Vortheil des Durchzugs von Waaren und Menschen, die südwestlich
wohnenden Belgier standen frühzeitig in Handelsverkehr mit Gal-
lien. Der Handel und die Schifffahrt der Niederländer nahm zu
seit den Zeiten der Römer bis zu Karl dem Großen. Dessen Re-
gierung äußerte ihre wohlthätige Wirkung auch auf diesen Theil
des Reiches. Karl besuchte von Aachen aus zu verschiednen Malen
die Niederlande und verweilte oft längere Zeit in den südlichen
Provinzen, wo sich Gent bereits in einem blühenden Zustande be-
fand. Auf den Werften der Schelde wurde die Flotte gegen die
Dänen ausgerüstet; auch gab Karl wahrscheinlich die erste Anre-
gung zum Kanalbau, welcher sich später nach allen Richtungen ver-
zweigte und eine große Erleichterung für den Verkehr gewährte.
Nicht minder verdankte man der Umsicht des großen Monarchen die
Fortschritte in der Landwirthschaft, besonders in der Viehzucht und
der Käsebereitung, in welcher sich die Niederlande frühzeitig aus-
zeichneten. Schon vor Karl dem Großen wurden friesische weiße
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Julian Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Karls Frankreich Deutschland Rheins Basel Straßburg Worms Mainz Aachen Nordsee Seeräuberei Sachsen Maas Britannien Britannien Rhein Aachen Niederlande Niederlande
196
Karls Sorge
für den Ver-
kehr, den Ak-
kerbau, den
Handel und
die Gewerbe.
Bauten.
grafen begannen mit der Veröffentlichung des kaiserlichen Schrei-
bens über ihre Ernennung, erließen Edicte an die Grafen und das
Volk, erwählten glaubwürdige Männer, die sie über den öffentli-
chen Zustand befragten, und beriefen zur weiteren Berathung und
Untersuchung große Landtage, wo die Bischöfe und Aebte, die Gra-
fen mit ihren Vicaren, Centenaren und einigen Schöffen, die kö-
niglichen Vasallen, die Vögte und Viceeomites erscheinen mußten.
Insbesondere war ihnen die Erhaltung und Ergänzung einer gere-
gelten Rechtspflege ans Herz gelegt, zu welchem Zweck sie auch
selbst, und zwar in vier bestimmten Monaten des Jahres und an
vier verschiedenen Orten ihres Bezirkes Gerichte halten mußten.
Ueber Alles hatten sie dem König umständlich schriftlich, oder auch
mündlich zu berichten. — Diese controllirende Behörde schützte in-
dessen die Volksfreiheit nur so lange, als ein kräftiger Mann auf
dem Throne saß; die Sendgrafen halten gegenüber den Grafen und
Bischöfen, welche eine bestimmte Macht besaßen, nur dann Ansehen
und Kraft, wenn der König geachtet und gefürchtet war. Auch ver-
loren Karls Nachfolger den eigentlichen Zweck der Sendgrafen aus
den Augen; sie übertrugen oft sogar den Bischöfen und Grafen
selbst dieses Amt und hoben dadurch die von Karl beabsichtigte Con-
trolle auf.
Von den Beamten des königlichen Hofes hatten der Erzka-
pellan, der Schatzmeister und der Pfalzgraf die größte Be-
deutung (S. 163). Der Erzkapellan und der Pfalzgraf wurden
erst seit Karl dem Großen die einflußreichsten Hofbeamten. Der
Erstere hatte alle geistlichen Angelegenheiten und die Hofkanzlei un-
ter sich. Der Pfalzgraf vertrat die Stelle des Königs im höchsten
Gericht, wenn dieser abwesend oder verhindert war, oder min-
der wichtige Dinge zur Sprache kamen. An den Pfalzgrafen gin-
gen zuerst die Appellationen von den Aussprüchen der Grafen
und Sendgrafen; er hatte den Vortrag in allen weltlichen Angele-
genheiten.
Karls umfassender Blick und sein richtiger praktischer Sinn
zeigten sich auch in den Verfügungen und Einrichtungen, durch
welche er den Wohlstand seiner Unterthanen zu befördern suchte.
Da er in einem Lande, wie Deutschland damals war, weniger an
eigentliche Heerstraßen denken konnte, so suchte er den Verkehr durch
Binnenschifffahrt zu beleben. Er selbst bediente sich gern die-
ser Art zu reisen; er fuhr z. B. nicht nur oft den Main hinauf
und hinunter, sondern er reiste im awarischen Kriege auch auf der
Rednitz; in Aquitanien befuhr er die Garonne, in Neustrien auch
einmal die Loire. Zur Beförderung der Schifffahrt wollte Karl ei-
nen Kanal graben lassen, welcher die Nednitz mit der Altmühl
und dadurch den Main mit der Donau, folglich die Nordsee mit
dem schwarzen Meere verbinden sollte. Aber vergebens ward
mehrere Monate an dem kühnen Werke gearbeitet; die mit der Lei-
tung beauftragten Leute waren zu ungeschickt, sie verstanden nicht
das Sumpfwasser von den Orten, wo gegraben wurde, abzuleiten
und das Einstürzen der Seiten des Kanals zu verhüten, ja, sie
wußten nicbt einmal die Wasserwage richtig zu gebrauchen.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Karls Karl Karl Karl Karl Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Deutschland Main Neustrien Main Donau
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holländischen Schiffen eingeführt waren. Mit der Kenntniß dersel-
den wuchs auch der Begehr und die Nachfrage. Venedig und Ge-
nua richteten einen Handelszug nach den Niederlanden ein, der in
regelmäßigen jährlichen Unternehmungen vor sich ging und Ladun-
gen aller der Produkte enthielt, nach denen die nördliche Hälfte
Europa's verlangte, und dagegen Erzeugnisse des Nordens nach
dem Süden brachte. Zur vollen Ausbildung gelangte dieser nieder-
ländische Weltmarkt zu Anfang des 14. Jahrhunderts. Unter den
niederländischen Provinzen war es vornehmlich Flandern, wo sich
der Zwischenmarkt des Welthandels zuerst öffnete. Von Hauptstädten
Flanderns nennt die Geschichte in dieser Zeit Brügge, Gent, Ppern,
Oudenarde, Rüssel, Alst und Kortryk. In allen, vorzüglich aber in
Gent betrieb man das Gewerbe der Tuchbereitung; für Schifffahrt und
Seehandel lag Brügge am geeignetsten Die Tuchfabrikation der Nie-
derländer (S. 324) hatte nicht nur in derquantität, sondern auch in der
Qualität zugenommen. Die Niederländer hatten in der Fertigkeit die
Wolle zu walken, zu krämpeln und zu färben bemerkenswerthe Fort-
schritte gemacht. Man verfertigte außer Tüchern noch verschiedene
andere Gattungen von Wollenzeugen, später, als die Einfuhr der
Baumwolle und Seide zunahm, auch gemischte Stoffe. Noch an-
dere Gewerbszweige gediehen in den Niederlanden. Niederländische
Leinwand wetteiferte mit der westphälischen. In Lüttich waren große
Waffenwerkstätten, Brüssel zeichnete sich durch seine Harnische aus,
und von Mecheln und Namur wurden Geschirre und Geräthschaften,
Schmiede- und Schlosserarbeiten in Menge bezogen. Die nördlichen
Provinzen der Niederlande, Holland, Seeland, Friesland, Geldern
und Pssel betrieben besonders Schifffahrt, Fischerei und Viehzucht
und die Gewerbe, welche mit dem Schiffbau und der Fischerei in
Verbindung standen. Brügge und Antwerpen waren während drei
Jahrhunderten für den Welthandel die größten Märkte Europa's.
Der rege Verkehr vermehrte auch die geistige Bildung. Der nie-
derländische Handel bewegte ftch in einer Freiheit, wie kein ande-
rer, nirgends lasteten weniger Abgaben und Zölle, Privilegien
und Monopole auf dem Handel. Die weise Politik der Fürsten
suchte und fand in der allgemeinen Bereicherung und Wohlfahrt die
eigene.
In Deutschland haben erst die Kreuzzüge ein kaufmännisches
Geschäft der Aus- und Einfuhr hervorgerufen. Auf dem Wasser-
weg die Donau hinab nach Constantinopel unterhielten bereits frü-
her süddeutsche Städte einigen direkten Verkehr mit der Levante;
deutsche Kolonien, welche in Siebenbürgen eingewandert waren, nah-
men an demselben Antheil, und besonders wurde diese Straße wäh-
rend der Kreuzzüge für Zufuhren von Waffen und Lebensmitteln
benutzt. Die Kreuzzüge sind es auch, welchen der Nordosten von
Europa die Fortschritte seiner Kultivirung verdankt. Sie hatten
den deutschen Orden in's Leben gerufen, der im 13. Jahrhundert
Preußen eroberte (S. 426). Ansehnliche Städte wurden an der
Küste der Ostsee gegründet, die sich schnell bevölkerten und Schiff-
fahrt eifrig betrieben. England und Frankreich nahmen in die-
ser Zeit in Beziehung auf den Handel nur einen untergeordneten
Rang ein.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Flanderns Gent Nie- Niederlanden Lüttich Mecheln Niederlande Holland Seeland Friesland Antwerpen Deutschland Donau Constantinopel Siebenbürgen Europa Ostsee England Frankreich
240
waren alle Küstenprovinzen Brasiliens von Bahia bis zur Mündung des
Amazonenstroms in den Händen der Holländer.
Während die Niederlande im Mittelalter einen Zwischenmarkt bil-
deten, nahmen jetzt Eigenhandel und direkter Seeverkehr, Aus- und Ein-
fuhr die erste Stelle ein. Holland wurde für Europa die größte Nieder-
lage der indischen Produkte und verführte dieselben auf seinen Schiffen
nach den verschiedenen Ländern. Der ergiebigste Theil des nordischen
Handels war der mit Rußland, wohin die Holländer Manufaktur- und
Kolonialwaren brachten und dagegen Bauholz, Pech, Thran, Segeltuch,
Hanf und Talg holten. Mit Polen betrieben sie über Danzig ein sehr
ergiebiges Getraidegeschäft, und Holland war lange Zeit die erste Nie-
derlage von Getraide für ganz Europa. In den skandinavischen
Reichen traten die Hollänoer an die Stelle der Hansa, ohne jedoch
ein ebenso drückendes Monopol auszuüben. Dänemark stellte in dieser
Zeit sein vermeintliches Recht aus den Sundzoll fest, und die Hollän-
der trifft die Verantwortung, es zuerst durch einen Staatßvertrag (1645)
anerkannt zu haben. In England gewannen die Holländer, was unter
der Königin Elisabet die Hansen verloren. Die Engländer vernachlässig-
ten über der Bildung der Kriegsflotte die Handelsmarine. Wie mächtig
sich auch die Stellung Englands im europäischen Staatensystem ent-
wickelte, sein Beruf für den Welthandel lag noch sehr im Keime, und
der Handel und die Schifffahrt der Engländer machten erst um die Mitte
des siebzehnten Jahrhunderts sich frei von der Überlegenheit Hollands.
Auch die französischen Produkte und Fabrikate gingen, wie früher
nach Brügge und Antwerpen, so jetzt nach Amsterdam, um gegen nor-
dische und indische Waren ausgetauscht zu werden. Die Spanier, ohne
eigenen Verkehr mit dem Nordosten Europa's, kauften eine Menge von
Kriegsbedürfnissen und Schiffsbaumaterial, Holz, Eisen, Leder, Getraide,
Hans u. s. w. von den Holländern, und die strengsten Verbote der Re-
gierungen in Madrid und Brüssel vermochten das nicht zu verhindern.
Holland hatte dabei einen doppelten Nutzen, den einen als Handels-
gewinn, den andern als Siegesbeute. Mit Italien, den Ländern
am Mittelmeer und der Levante erweiterte sich der Handel der
Holländer. Wenn sonst die Flotten Venedigs und Genua's beladen mit
den indischen Produkten nach Brügge und Antwerpen kamen, so waren
es jetzt die Holländer, welche von Amsterdam dieselben Produkte auf
ihren Schiffen jenen Städten zuführten. Der Handel war geblieben, nur
die Rollen hatten gewechselt. Der Orientale in Konstantinopel, Smyrna,
Alexandrien und Aleppo bezog Pfeffer und Zimmt, Indigo und Sal-
peter, Perlen und Mousseline, Kupfer und Stahl schneller und wohlfeiler
auf dem Wege einer halben Erdumsegelung, als in direkter Einfuhr vom
Erzeugungsland. Der Hauptplatz des holländischen Levante - Handels
war S m y r n a.
Alle bisher bemerkten Wege des holländischen Handels wurden vor-
zugsweise zur See verfolgt. Um daß Bild zu vollenden, bedarf es noch
der Darstellung desjenigen holländischen Handels, welcher zu Lande oder
auf Flüssen betrieben wurde, und dieser Handel ist der mit Deutsch-
land. Auch dieser ging von Brügge und Antwerpen auf Holland über,
und zwar um so leichter, da der Hauptfluß Deutschlands, der Rhein,
zu den holländischen Seehäfen führte. Als die Hansa und die ober-
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Dänemark Elisabet Hans
Extrahierte Ortsnamen: Brasiliens Bahia Niederlande Holland Europa Danzig Holland Europa England Englands Hollands Antwerpen Amsterdam Europa's Madrid Holland Italien Venedigs Antwerpen Amsterdam Konstantinopel Smyrna Aleppo Antwerpen Holland Deutschlands Rhein
224
Die Skatk-
tiatterschafr
von Req»c-
sens, von Don
Johann von
Destreich und
des Herzoge
Alexander n.
Parma. Phi-
lipps Ii.
Krieg mik
England.
Schon wähnte Alba seine Aufgabe gelöst, deß Königs Feinde unter-
drückt zu haben, da erhoben sich neue, furchtbare Gegner. Kühne
Männer der Nordprovinzen hatten leichte Schiffe ausgerüstet und be-
mannt, vertrieben aus den kleinen Küstenstädten die spanischen Besatzun-
gen und thaten als Freibeuter den Spaniern vielen Schaden. Die Dü-
nen an den Küsten Hollands hatten für die flach gebauten Fahrzeuge
nicht die Gefahr, der die ihnen nachsetzenden spanischen Galeeren selten
entgingen. Durch die Einnahme des an der Maas gelegenen Städtchens
Briel (1572) wurde den Unternehmungen ein fester Mittelpunkt gege-
den. Wassergeusen nannten sich diese kühnen Männer. Vergeblich
versuchten die Spanier sie wieder aus Briel zu vertreiben, vielmehr ge-
lang es den von dem Prinzen von Oranien geleiteten Geusen, ihre
Macht immer weiter auszubreiten. Die meisten Städte in Holland und
Seeland und viele Plätze in Geldern, Oberyffel und Friesland gingen
zu ihnen über. Muth und Vertrauen wuchsen mit der Macht und der
von Oranien geleiteten Ordnung. Nach den von Gewässern durchschnit-
tenen Nordprovinzen, wo Alba sich weder seiner Reiter, noch seiner
schweren Schiffe bedienen konnte, kehrten die Geflüchteten racheglühend
aus der Fremde zurück. Freudig setzten sie ihr Leben gegen die Bedrücker
ihres Landes auf's Spiel, und wie das Verlangen nach Rache ihr gan-
zes Herz erfüllte, so kannten sie keine Schonung gegen die ergriffenen
Spanier und die katholischen Geistlichen, denen sie das Unglück ihres
Vaterlandes zuschrieben.
Wilhelm von Oranien wurde 1572 von dem Adel und den
Städten, die es mit ihm hielten, zu Dordrecht für den rechtmäßigen
königlichen Ststthalter in Holland, Seeland und Utrecht er-
klärt. Mit der Liebe zur Freiheit war das Bewußtsein der Kraft erwacht.
Der Aufstand gewann immer mehr an Bedeutung. Oraniens schöpferi-
scher Geist, von der Liebe und Treue der Bürger unterstützt, kämpfte
gegen den Herrn von Spanien, Italien und der neuen Welt. Freudig
opferten die Bürger was der Väter Fleiß erspart hatte, Oranien ver-
pfändete sein Erbe, borgte, ließ in Deutschland Söldner werben und
suchte Frankreich zum Bunde gegen Spanien zu bewegen. Aber auch
Alba erhielt aus Italien und Spanien immer neue Söldnerschaaren.
Der Krieg bestand hauptsächlich in Belagerungen. Harlem wurde
sieben Monate lang belagert, als es sich endlich ergab und 250,000 Gul-
den zahlte, um von der Plünderung befreit zu werden, ließ Alba 300
der heldenmüthigen Bürger paarweise ins Meer werfen. Von 4000 Ein-
wohnern des Städtchens Ne erden entkamen nur 60 einem schmählichen
Tode. Während eines Zeitraums von sechs Jahren ließ Alba 18,000
Menschen durch Henkershand hinrichten. Philipp Ii. selbst wurde end-
lich zweifelhaft, ob er durch Alba zum Ziele gelangen würde und rief
ihn ab. Alba verließ die Niederlande 1573.
Der Nachfolger Alba's in der Statthalterschaft der Niederlande war
Don Luis de Requesens y Zuniga, der als Statthalter von Mai-
land durch Weisheit und Festigkeit sich ausgezeichnet hatte und der
durch Vereinigung von Milde und Kriegserfahrung geeignet schien, den
gänzlichen Abfall der Niederlande zu verhüten. Die Spanier gewannen
1574 eine Schlacht auf der Mookerhaide, in welcher zwei Brüder
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Extrahierte Personennamen: Don
Johann_von
Destreich Johann Alexander Alexander Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Philipp_Ii Philipp Luis_de_Requesens_y_Zuniga
Extrahierte Ortsnamen: England Hollands Maas Städtchens
Briel_( Holland Seeland Friesland Holland Seeland Utrecht Spanien Italien Deutschland Frankreich Spanien Italien Spanien Niederlande Niederlande Niederlande
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zum Müssiggang, verblendete dasselbe sowie die Regierung über die wah-
ren Quellen deß persönlichen und nationalen Reichthums. Wenn die
Grundsätze rationeller Staats- und Volkßwirthschaft ziemlich allgemein
während dieser Periode verkannt wurden, so ist doch dem gesunden
Menschenverstand nirgends eine gleiche Gewalt angethan worden,-als in
Spanien, wo man den Umtausch der inländischen Fabrikate gegen die
edlen Metalle Amerika's geradezu als ein Unglück betrachtete. Die Re-
gierung kam diesem Unverstände entgegen, indem sie den Handel mit
Amerika aus das möglichst kleinste Maß beschränkte. Man fing an sich
der Gewerbe und des Handels zu schämen. Während der Hidalgo (der
Edelmann) mancherlei persönliche Auszeichnung genoß und meist steuer-
frei war, ruhte auf dem Pachero (dem Bürgerlichen) aller Druck und
Schimpf. Adlige, welche den Kaufmann oder Fabrikanten machten,
gingen ihres Wappens verlustig. Eher entschlossen sich die Edellerue Be-
diente zu werden, „denn in der Dienerschaft schlummert nur der Adel,
aber im Handel geht er unter." Allgemein wurde das Streben der
Pacheroß, den Adel zu erlangen. Wer ihn erhielt, gab den Stand des
Vaters auf, und wenn ec nicht viel besser, als von Almosen leben mußte
und in Lumpen einherging, so war er doch Edelmann, trug einen Degen
und arbeitete nicht. Die Folge war, daß Fremde in das Land kamen,
die nöthigen Gewerbe trieben und, wenn sie bei dem hohen Arbeitslohn
schnell etwas vor sich gebracht hatten, in ihre Heimat zurückkehrten.
Was von Handel, Industrie, Ackerbau und Schifffahrt bei solchen Grund-
sätzen und Anstalten sich noch zu behaupten vermochte, wurde durch das
Finanzsystem, die immer vermehrten Steuern und die Beschränkungen
des Verkehrs vollends zu Boden gedrückt. Die letzten Manufakturen
verzichteten auf ihren Betrieb, um der Raubgier deß Fiskus zu entgehen.
Handel, Wir haben bereits (Band Ii. S. 473) von dem Handel und der
u^^Kolonien Gelverbsthätigkeit der Niederländer gesprochen. Im vierzehnten Jahrhun-
derholländer. yert. blühten besonders die Städte von Flandern und vor allen war
Brügge der Hauptsitz des Handels und der Industrie. Seit der Mitte
des fünfzehnten Jahrhunderts trat Brabant an die Stelle von Flan-
dern und der niederländische Welthandel schlug in Antwerpen seinen
Sitz auf, welches lim die Mitte deß sechzehnten Jahrhunderts seinen
höchsten Glanz erreichte. Die nördlichen Provinzen der Niederlande, Hol-
land, Seeland, Friesland, Geldern und Assel trieben besonders Schiff-
fahrt, Fischerei und Viehzucht; Holland hob sich durch den Fang von
Schelsischen, von Kabeljau's und später durch den Häringsfang. Die
Holländer geriethen wegen deß Häringsfangs in Streit mit den Hansen,
behaupteten sich aber, und ihr Handel mit Häringen nahm zu wegen
ihrer Kunstfertigkeit die Fische einzusalzen. Die Gewerbsthätigkeit der
nördlichen Provinzen war nicht unbedeutend, wenn auch der der süd-
lichen nicht gleich. Die hauptsächlichste Beschäftigung von Amsterdam,
welches im vierzehnten Jahrhundert auf den Schauplatz tritt, war Fisch-
fang. Dieser führte die Holländer nach Norden und Osten und in die
Sphäre der Hansen, auf deren Trümmern sie ihre Größe und Macht
erbauten. Die wendischen Hansestädte brachten die Schiffsmaterialien
aus dem Norden und Osten nach dem Westen. Die Holländer, begün-
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Amerika Hidalgo Antwerpen Niederlande Seeland Friesland Holland Amsterdam
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(tigt von den Königen von Dänemark, Schweden und Norwegen, ent-
rissen ihnen diesen einträglichen Handel.
Auch nach der Entdeckung von Amerika und des Seewegs nach
Ostindien bewährte sich die höchst günstige Lage des niederländischen
Zwischenmarktes. Daß die Niederlande einem Herrn und zwar einem
so gewaltigen wie Karl V. gehörten, schien ihnen die Erhaltung ihres
Welthandels zu verbürgen. Die niederländischen Provinzen, von jeher
an staatsbürgerliche Selbständigkeit und eignes Regiment gewöhnt, schlos-
sen sich mit Eifer der kirchlichen Bewegung an. Die Reformation mußte
sich einem so betriebsamen und thätigen Volke schon dadurch empfehlen,
daß sie durch Aufhebung der Klöster, durch Säkularisirung der geistlichen
Stifte und durch Abschaffung der vielen Festtage den Geschäftskreis er-
weiterte, die Gegenstände des Verkehrs vermehrte und die Arbeitskräfte
nützlicher und wirksamer machte. Karl V. war in dem Kampfe gegen
die neue Lehre nicht glücklich, aber wenigstens in seinen Erbstaaten wollte
er die Ketzerei nicht dulden. Er war aber weder Fanatiker noch Despot,
er kannte das Volk und das Land, dessen Geist und Kräfte, dessen Werth
und Bestimmung. Er suchte zwar zu unterdrücken, wo er konnte, über-
schritt aber nie ein gewisses Maß und duldete wenigstens, wenn er gleich
nicht anerkannte. Philipp Ii. hingegen wollte die Schranken beseitigen,
welche die alten Freibriefe und Grundgesetze der niederländischen Kom-
munen seiner Gewalt setzten. Mit dem politischen Zwang verband er
Glaubenszwang, er führte Inquisition, Glaubensgerichte und das ganze
Rüstzeug des Fanatismus ins Feld. Da erfolgte der Aufstand und mas-
senhafte Auswanderungen und Hinrichtungen. Das Land verarmte und
wurde entvölkert. Vor dem Geräusch der Waffen flohen die Künste und
Gewerbe des Friedens, Fabriken und Comptoire verödeten, und statt aus
die Märkte zu ziehen, folgte man der Fahne. Die Drangsale häuften
sich, je länger der Kampf dauerte und auf Leben und Tod geführt wurde.
Die Spanier hausten wie in einem eroberten Lande. Die sieben verei-
nigten Provinzen schloffen 1579 die Union zu Utrecht und damit be-
gann die holländische Republik. Die südlichen Provinzen wurden unter
daß spanische Joch zurückgebracht. Der entscheidende Schlag erfolgte
durch die nach langer Belagerung erreichte Einnahme Antwerpens (1585).
So gelang es Spanien, wenigstens einen Theil der Niederlande seiner
finstern Herrschaft zu unterwerfen. Aber um welchen Preis! Mit einem
Male wanderten gegen 200,000 Menschen aus, und mit ihnen zogen
Reichthum und Bildung, Arbeitskraft und Unternehmungsgeist fort.
Flandern und Brabant, zuvor die bevölkertsten und angebautesten Gegen-
den Europa's, verödeten und verwilderten, die Aecker lagen unbestellt,
Hunger und Pest rafften die Bewohner, die nicht auswandern konnten,
massenweise hin, weite Striche wurden von Wölfen verheert, und daß
einst so reich gesegnete und in üppiger Lebenskraft erblühte Land bot
einen ruinenhaften Anblick dar. Dem Handel waren alle Hauptadern
unterbunden, denn die Mündungen von Schelde, Rhein und Maas hatte
Holland in Besitz und schloß sie hermetisch für den Todfeind. Mit
Handel und Schifffahrt verfielen die Gewerbe und Fabriken. Die nörd-
lichen Provinzen setzten den Kamps glücklich fort und beendigten ihn mit
ihrer Unabhängigkeit. Sie sind die alleinigen Erben des niederländischen
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Philipp_Ii Philipp Maas
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Norwegen Amerika Ostindien Spanien Brabant Rhein Holland