Die Ostsee. - Natürliche Landschaften. g
Züllchow, Lebbin), Ziegeleien (bei Stettin und ückermünde), Zuckersiedereien,
Eisengießereien (bei Torgelow), chemische, Papier- und Papierstoffabriken u. a. m.
Auf dem Lande sind Brennereien oder Stärkefabriken im Betriebe? Zuckerfabriken
sind in geringerer Zahl vorhanden.
Die Schiffahrt aus der Oder oder auf der See nimmt einen großen Umfang
ein,- neben Stettin, dem Haupthandelsplatze, besitzen auch kleinere Orte eigene
Fahrzeuge für die See- oder Flußschiffahrt. Zu ihrer Hebung dient der Hohen-
zollernkanal, der einen Schiffahrtsweg von Stettin nach Berlin für große Kähne
darstellt. Fischerei wird in den Binnengewässern und auf der Ostsee betrieben.
An der Ucker (d. i. Grenzfluß) liegt wenig über 2 km vom Haff entfernt die Stadt
Ückermünde (6250 Einw.), deren Bewohner Seeschiffahrt und Fischerei treiben. In
großer Zahl sind in dieser Gegend Ziegeleien vorhanden; auch sonst ist die Industrie
recht rege (Torgelow 6740 Einw.). Gleichfalls an der noch schiffbaren Ucker in der
Nähe der uckermärkischen Grenze liegt Pasewalk (10400 Einw.), bekannt besonders
als Garnison des Kürassier-Regiments Königin (Potnm. Nr. 2). Die Stadt hat jetzt
als Eisenbahnknotenpunkt lebhaften Verkehr (Bild 16). In den Kämpfen zwischen
Brandenburg und Pommern war die Feste Löcknitz, von deren Burg nur noch ein
Turm vorhanden ist, viel umstritten.
An dem Punkte der Oder, bis wohin bereits in alter Zeit Seeschiffe hinauffahren
konnten, hat sich Stettin, die Hauptstadt der Provinz (236000 Einw.), entwickelt.
Auf einer der Höhen des linken Oderufers lag die alte Wendenburg Stettin, an
die sich nach dem Flusse zu eine Ansiedlung hauptsächlich slawischer Fischer anschloß.
Als das Christentum durch den Bischof Otto von Bamberg hier gepredigt worden
war, begann bald ein starker Zuzug deutscher Einwanderer, die sich auf den Höhen
neben der alten Burg niederließen. 1243 erhielt Stettin deutsches Stadtrecht, und
die deutschen Niederlassungen wurden mit der wendischen vereinigt. Als Residenz
der pommerschen Herzöge, als Glied des Hansabundes hob sich die Stadt allmählich,
obgleich sie hinter Stralsund zurückblieb. 1648 wurde Stettin schwedisch; 1677 hatte
es die schwere Belagerung durch den Großen Kurfürsten auszuhalten. Als die Stadt
endlich 1720 preußisch wurde, entwickelte sie sich schneller. Durch den Festungsbau
Friedrich Wilhelms I. wurde der Umfang der Stadt vergrößert, der bis 1845 unver-
ändert blieb. In diesem Jahre erweiterte man die Festungswerke und zog die so-
genannte Neustadt in sie hinein. Aber erst als 1873 die Festung aufgehoben wurde,
konnte Stettin sich genügend ausdehnen. Seitdem hat es einen großen Aufschwung
genommen und sich nach allen Seiten erweitert. Die Bevölkerungszahl ist außer-
ordentlich gewachsen ^), auch durch die Eingemeindung mehrerer Vororte (Grabow,
Bredow, Nemitz, Neuwestend, Braunsfelde). Die Stadt liegt am Rande der Seen-
platte, die sich in der Nachbarschaft bis zu 130 m erhebt. Von der Höhe führen
die Straßen steil zur Oder hinab; auf dem niedrigen Gebiete des rechten Oderufers
liegt die Lastadie, der Hauptort des Handelsbetriebes. Die Straßen der alten Stadt
sind krumm und winklig, während die neu angelegten breit und mit stattlichen Neu-
bauten geziert sind. Hier macht die Stadt mit den zahlreichen Garten- und Schmuck-
anlagen einen sehr freundlichen Eindruck. An stolzen Schöpfungen einer früheren
Glanzperiode, wie wir sie in Stralsund finden, fehlt es fast ganz, die Stadt ist im
wesentlichen modern2). Das stattlichste Gebäude, die Iakobikirche, imponiert besonders
durch die Größe; der bei der Belagerung von 1677 eingeschossene Turm wurde 1894
wieder aufgebaut. Auf einer Höhe (24 m) liegt das große, alte Herzogliche Schloß. Als
Erinnerung an die Festungszeit sind zwei prächtige, von Friedrich Wilhelm I. erbaute
*) 1812: 21 255 Einw. 1843 : 37 142 Einw. 1861: 58 487 Einw. 1871:
76280 Einw. 1875: 80972 Einw. 1880: 91755 Einw. 1885: 99543 Einw. 1890:
116228 Einw. 1895: 140 724 Einw. 1900: 210 702 Einw. 1905: 224119 Einw
1910: 236145 Einw.
2) Siehe Bild 10.
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Extrahierte Personennamen: Otto Friedrich Wilhelms_I. Bredow Friedrich Wilhelm_I.
Klima. - Größe, Einteilung, Bevölkerung.
19
Von 100 Ks entfielen
in auf Acker- und Wiesenland Wiesen Weiden und Hutungen Waldland Haus- und Hof- räum, öd-, Un- land, Wege, Ge- wässer usw.
Pommern . . Kgr. Preußen Deutsch. Reich 55.1 50,7 48,7 10,3 9.4 11,0 6.2 5,9 5.1 20.6 23.7 25.9 7.8 10.3 9.3
Sehr reich ist die Provinz an Mooren, die fast den achten Teil der
Gesamtfläche einnehmen (451 000 ha). Ihre wirtschaftliche Ausnutzung oder
Entwässerung macht große Fortschritte.
Der Waldbestand umfaßt in Pommern 619175 ha, wovon 158 791 ha
Laubholz und 460 384 ha Nadelholz sind. Mit diesem Waldbestande
nimmt Pommern unter den preußischen Provinzen die siebente Stelle ein;
Posen, Westfalen, Westpreußen, Sachsen und Schleswig-Holstein sind ärmer
an Wald. Im Regierungsbezirk Stettin sind 19°/», Köslin 22 °/0r Stral-
sund 14% des Bodens Waldbestand? der letztere gehört zu den waldärmsten
Bezirken Preußens.
In Pommern ist der Großgrundbesitz auffallend stark vertreten (namentlich im
Regierungsbezirk Stralsund). Domänen sind 138 mit 153 Gütern vorhanden.
Rindvieh und Schweine werden verhältnismäßig nicht viel gehalten, dagegen
nimmt in der Schafzucht Pommern die erste Stelle in Preußen ein, in der Provinz
der Regierungsbezirk Stralsund. Auch die Bienenzüchterei hebt sich mehr und mehr.
Industrie in größerem Umfange finden wir nur bei Stettin und allen-
falls bei Stralsund. Sonst sind wohl Dampfschneidemühlen und Holzpappen-
fabriken zur Ausnutzung des Holzes vorhanden, außerdem Papier- oder
Papierstoffabriken (z. B. in Hohenkrug bei Altdamm und in Varzin) und
zahlreiche Glashütten. Zuckerfabriken gibt es in geringer Zahl (11). Zement-
fabriken haben wir in Podejuch, Jüllchow, Lebbin, Ziegeleien bei Stettin
und ückermünde. Infolge des starken Kartoffelbaues sind in vielen Orten
Brennereien entstanden, ebenso sind zahlreiche Brauereien im Betrieb. Für
die Arbeiter bestanden im Jahre 1912 in Pommern 441 Krankenkassen.
Der Wasserweg ist der gesuchteste? aber die wenigsten Ortschaften
besitzen einen solchen. Bon Flüssen sind außer der Oder in größerem Maß-
stabe nur die Peene und etwa die Ucker schiffbar.
Die Provinz und die einzelnen Kreise sorgen für Herstellung guter, fahr-
barer Straßen. Über 4200 km Chausseen durchziehen das Land.
Das Eisenbahnnetz ist immer mehr ausgebaut worden, besonders in Hinter-
pommern ist eine größere Zahl von Bahnen untergeordneter Bedeutung entstanden.
In der Provinz gibt es etwa 2340 km vollspurige Eisenbahnen und etwa 1200 km
Kleinbahnen. Es kommen auf 100 000 Einw. in Pommern 136, im König-
reich Preußen 91 km, auf 1000 qkm in Pommern 78, in Preußen 107 km
Vollbahnen.
Die älteste Bahn ist die Berlin-Stettiner, welche 1843 eröffnet wurde? wichtig
sind weiter die Linien über Stargard nach Danzig und nach Posen, von Stettin nach
Breslau und nach Lübeck, von Berlin nach Stralsund und Saßnitz.
* 2*
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
14
Me es in der Nheinprovin; ausfieht.
800 Jahre lang war nach Karl dem Großen Aachen die Krönungs-
ftadt der deutschen Kaiser und ihrer 38 wurden dort gekrönt und
hielten Reichstage daselbst; heute noch ist es eine der größten preu-
ßischen Rheinstädte.
An der Roer, welche in die Maas fließt, liegt Jülich, die
Hauptstadt des ehemaligen Herzogthumes; die Umgegend ist reich
und als eine Kornkammer für die Gebirgsbewohner anzusehen; wäh-
rend die Gegenden der Eifel und der hohen Veen wenig bevölkert
sind, beginnt bei Jülich die fruchtbare Ebene, in welcher 6-7000
Menschen auf der Quadratmeile wohnen.
Wie der Regierungsbezirk Aachen im Gebiete der Roer liegt,
so zieht sich der westliche Theil des Regierungsbezirkes Düsseldorf
an der Niers entlang; diese fließt fast ganz in demselben; in ihrem
Gebiete liegen viele und wohlhabende Städte, so Crefeld, eine
der blühendsten Städte des Rheinlandes, wo namentlich viele und
gute Seidenwaaren gefertigt werden; Geldern hat einem großen
Herzogthume den Namen gegeben, welches freilich lange nicht mehr
besteht. Cleve ist eine alte Stadt; es war früher die Haupt-und
Residenzstadt der Grafen von Cleve. Die Stadt lehnt sich an die
niedrige Hügelreihe an, welche den Rhein bis zur holländischen Grenze
begleitet. Obgleich die Höhen nicht über 200 Fuß hoch sind, so hat
man von den Bergen um Cleve doch eine weite Aussicht, indem
mgn 24 Städte überschaut und über den Rheinstrom, sowie über die
fruchtbaren Niederungen meilenweit hinsieht.
Die wichtigsten Eisenbahnen auf dieser Seite des Rheines
sind die von Cöln nach Aachen, von wo Bahnlinien nach Belgien
und Frankreich weiter führen, und die von Aachen und von
Cöln nach Düsseldorf und nach Ruhrort.
4. Das Land östlich vom Rhein.
Von der Lahn bis zur Sieg zieht der Westerwald; er ist
reich an Eisen. Im Siegenschen Lande ist der Boden überall von
Stollen und Schachten durchwühlt; Hüttenwerke erheben sich mit
Rauchwolken an sehr vielen Orten. Die meisten Bewohner sind bèi
Berg- und Hüttenwerken beschäftigt.
Weiter nördlich fließt die Wupper oder Wipper; sie ist nicht
sehr groß, aber durch die Menge von Fabriken, die an ihr entstan-
den sind, einer der merkwürdigsten Flüsse Deutschlands. Die volk-
reichste und gewerbreichste Gegend des Wupperthales ist die von
Barmen und Elberfeld. Beide Städte sind die ersten Manu-
fakturstädte unseres deutschen Vaterlandes. An den Usern des Flusses
ziehen sich die Baumwollenspiunereien, die Wollenwebereien, die Zeug-
druckereien, die Bleichen, die Türkischrvth-Färbereien entlang; Bar-
men liegt dicht bei Elberfeld am oberen Laufe des Flusses; beide
Städte dehnen sich fast 3 Stunden lang aus und haben zusammen
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Extrahierte Personennamen: Karl_dem Karl Maas Crefeld Cleve Cleve
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
8
Wie cs in der Provinz Wcstphalen aussieht.
nicht bloß an Steinkohlenlagern, sondern auch an Eisenerzen und
Galmei ist die Mark reich. Aus letzterem Erze wird in besonderen
Oefen das Zink gewonnen, welches man zum Decken flacher Dächer
statt der Kupferplatten und zu allerlei Gerüchen gebraucht. An
der Ruhr werden viele Tausend Tonnen Braun- und Thon-
eisenstein, auch Blackband oder Kohleneisenstein zu Tage geför-
dert. Es ist ein besonderer, von Gott in den Schoß des
Landes gelegter Segen, daß neben den Erzen sich ein so un-
ermeßlicher Reichthum an Brennmaterial findet; denn die Eisen-
werke und Galmeiöfen, in denen das Zink gewonnen wird,
brauchen ungeheure Massen von Kohle, die aus den Schachten in
der Nähe ohne beträchtliche Transportkosten geliefert wird. In
thurmartigen Hohöfen, aus denen die Flamme emporschlägt und bei
Nacht weithin einen Hellen Schein verbreitet, wird das Eisenerz ge-
schmolzen. Das so gewonnene Roh- und Gußeisen wird in Eisen-
hämmern, Gießereien, Walzwerken und Stahlfabriken weiter ver-
arbeitet.
Hamm war ehemals die Hauptstadt der Grafschaft Mark, und
ist jetzt noch der bedeutendste von allen Orten, welche an der Lippe
liegen; bei ihr kreuzen sich die Cöln-Mindener und die Westphälische
Eisenbahn; so heißt die Bahnlinie, welche aus Thüringen und
Hessen gegen Norden zum Seehafen von Emden führt.
Hamm hat durch Kohlenbergbau und Eisenwerke an Häuser- und
Bewohnerzahl, wie an Wohlstand sehr gewonnen; auch ist sie der
Sitz des Appellationsgerichtes für den Regierungsbezirk Arnsberg,
zu dem sie gehört. Weil früher die Zubereitung der im Auslande
weit berühmten Westfälischen Schinken in Hamm einen Hauptsitz
hatte, so erhielten dieselben in den Niederlanden den Namen: „Ham-
men." — Nachdem die Eisenbahn die Lippe überschritten hat, wen-
det sie sich der alten freien Reichsstadt Dortmund zu. Es liegt
am Haarstrange und zwar an dem Theile, der Ardei heißt; es
befindet sich so recht in der Mitte des Kohlenrevieres der Grafschaft
Mark; hier werden die meisten Kohlen verladen. Eine Menge Ma-
schinenwerkstätten, Lokomotivschuppen, Güter- und Wagengebäude
stehen nebeneinander. Denn hier zweigt sich von der Cöln-Mindener
Bahn die Bahnlinie ab, welche durch die gewerbreichcn Gegenden
von Hagen, Barmen und Elberfeld führt, und ebenso die
Dortmund-Soester Bahn. Dicht neben dem Bahnhofe liegt der
berühmte Hügel mit der alten absterbenden Linde, worunter einst die
„geheime Kammer des heiligen deutschen Reiches," der oberste Frei-
stuhl stand und die Feme ihre Freigrafen, Schöffen und Frohnen
versammelte. Hier wurden die berüchtigten Femgerichte gehalten.
Im südlichen Theil der Mark wechseln in anmuthiger Weise freund-
liche Thäler mit grünen Berghöhen. An den unzähligen Flüßchen
stößt Fabrik an Fabrik, Garten an Garten. Oft sind die Flüffe mit
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TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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