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Landeskunde der preußischen Rheinprovinz.
des Hunsrück (f. S. 27). Unweit des Ortes Rhens Mineralquelle) zeigt sich der
Königs stuhl (tvo früher die Gebiete von vier Kurfürsten zusammenstießen — 1338
Kurverein, 1400 Wahl Ruprechts u. a. m.), und bald hinter diesem Wahrzeichen der
alten Kaiserzeit ragt aus dem Grün des Eebirgsabhanges (154 m über d. M., 94 m
über dem Strome, der Lahnmündung schräg gegenüber) Schloß Stolzenfels hervor,
einst auch von Kaisern besucht, im Jahre 1689 aber von den Franzosen zerstört und
erst in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts durch Preußens Herrscher zum
prächtigen Königs- und Kaiserschloß neu geschaffen.
Damit liegt das enge Tal hinter uns, dessen Natur die adeligen Burgherren des
Mittelalters so sehr zur Ausübung ritterlicher Untugenden verlockte. Auf die dort
einst vorwaltende, oft fragwürdige Romantik des Rittertums folgt nun der Eewerb-
fleiß des Bürgertums, der hier breiteren Platz findet, während er sich in den kleineren,
zwischen Berg und Strom eingeklemmten Orten oberhalb auf Obst- und Weinbau,
Fischfang und kleinere Industrie (Schieferbrüche, Mühlen, Lederfabriken und dgl. m.)
beschränken mußte.
Indem das Tal sich nunmehr entschieden nach W hin erweitert — der
Strom hat sogar schon für eine aus Sinkstoffen gebildete Insel Platz —,
verwächst er mit dem Ausgange des Moseltals. Hier, an der alten »Con-
fluentes«-Stelle, ist Koblenz als Kreuzungspunkt der beiden Haupttal-
furchen und ihrer Schienenwege die natürliche Hauptstadt des Rheini-
schen Schiefergebirges. Dieser herrlichen Lage zufolge bildete Koblenz
mit der auf einem Felsvorsprunge des Westerwaldes (176 m über d. M.)
von Preußen neuerbauten Feste Ehrenbreitstein und etlichen Forts auf
den umliegenden Höhen einen wichtigen befestigten Punkt, der aber durch
die Vorschiebung der deutschen Grenze nach Lothringen in zweite Linie rückte.
Die Festungswerke der Stadt selbst wurden daher seit 1890 niedergelegt und
in eine Ringstraße umgewandelt- seit 1903 werden die Befestigungen ganz
„aufgelassen". Aber Koblenz hat in anderer Weise sehr an Bedeutung ge-
wonnen, seit das Moseltal zur Herstellung des Verbindungsweges zwischen
der gewaltigen neuen Grenzfestung Metz und dem Mittelpunkte des Reiches
ausgenutzt worden ist.
Dieser Schienenweg überschreitet den Rhein oberhalb der Koblenzer „Rhein-
anlagen" ^) auf einer vortrefflich gebauten Brücke mit zwei Hauptbogen, während
unterhalb, durch eine beim Schloß in drei Bogen nach Pfaffendorf (2500 E.)
hinüberführende Brücke, die rechtsrheinische und die linksrheinische Eisenbahn ver-
bunden sind! für die letztere Linie ist auch die Mosel überbrückt. Außerdem sind
Lützel-Koblenz (auf dem linken Moselufer) durch eine alte feste Brücke von
14 Bogen und die Stadt Tal-Ehrenbreitstein (4900 E.) durch eine Schiffbrücke
mit Koblenz verbunden. — Bemerkenswert ist noch der alte Stadtteil an der Mosel,
die vor mehr als 1000 Iahren (s. S. 18) gegründete Kastorkirche, die Denkmäler
von Max von Schenkendorf (f 1817) und General August von Gäben (^ 1884), zu-
meist aber das mächtige, von der Provinz gestiftete Denkmal Kaiser Wilhems l. am
„Deutschen Eck" (s. Abbild. 13, S. 55).
Den günstigen Verbindungen zu Wasser und zu Lande entspricht die Tat-
fache, daß von den 56 500 (E. der Stadt Koblenz fast ein Viertel Handel
und Verkehr treibt (u. a. Weinhandel und Schaumweinbereitung). Anderseits
erscheint Koblenz aber als echte Beamten- und Militärstadt; denn es ist (seit
1822) nicht nur der Hauptort eines Regierungsbezirks, sondern auch der Sitz
der obersten Behörden der ganzen Provinz (vgl. oben S. 20 - 24) und hat
mehr als 4700 Mann Besatzung (dazu Ehrenbreitstein 2300).
i) Ihre Entstehung verdankt Koblenz wesentlich der Kaiserin Augusta (f 1890),
der in den Anlagen ein Denkmal gesetzt ist.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Ruprechts Metz Max_von_Schenkendorf Max August Wilhems Augusta
Iv. Die Bevölkerung.
23
zahlreichen Schienenwege durch Belgien und das südliche Holland nach
Frankreich und den niederländischen Nordseehäfen sowohl wie nach Berlin
und den Mündungen von Elbe, Weser und Ems sichern der Rheinprovinz
reichlichen Vertrieb eigener und Umsatz fremder Erzeugnisse, der nur noch
gewinnen kann, wenn der 1899 eröffnete Dortmund - Ems-Kanal nach Rhein
und Maas hin einerseits, nach Weser und Elbe hin anderseits ausgebaut
wird. Für die Lebhaftigkeit der Schiffahrt auf den Flüssen, in großartigstem
Maße auf dem Rheine, wo sie seit 1831 ganz freigegeben ist, sprechen die
Zahlen des Hafenverkehrs (vgl. Duisburg, S. 46).
Der erste deutsche Rheindampfer fuhr 1824 von Rotterdam bis Kaub und zurück.
Den Flußläufen folgen - wie die alten Heerstraßen - meist auch die größeren
Eisenbahnen, wenigstens innerhalb des gebirgigen Gebiets. Mit Hilfe der voll-
endeten Technik der Neuzeit werden aber auch die größten Terrainschwierigkeiten
überwunden. Dem alten Handelswege am Nordrande der Mitteldeutschen Gebirgs-
schwelle vorbei (siehe 5.19) entspricht die Linie Aachen — Krefeld — Duisburg — Dortmund —
Berlin mit mehreren Seitenlinien, die insgesamt das dichte Eisenbahnnetz des
rheinisch-westfälischen Industriebezirks ausmachen — so dicht, wie es auf dem ganzen
Festlande nicht wieder zu finden ist. Vier Städte der Rheinprovinz sind Sitze von
Königlichen Eisenbahn-Direktionen, nämlich Elberfeld, Essen, Köln und Saarbrücken.
Für den Bau und die Instandhaltung von Straßen und Wegen sorgen teils
der preußische Staat, teils die einzelnen städtischen und ländlichen Gemeinwesen. Am
1. Januar 1910 gab es in der Rheinprovinz 4825 Kraftfahrzeuge (gegen 26519 in
Preußen). In den Händen des Deutschen Reiches ist das für unseren Verkehr so
wichtige Post-, j Telegraphie- und Fernsprechwesen, für das in Aachen,
Düsseldorf, Koblenz, Köln und Trier Oberpostdirektionen bestehen.
Zu dem großen deutschen Reichsheere stellt das Rheinland die Mannschaften des
Viii. Armeekorps (Generalkommando in Koblenz) und aus den nördlichen Bezirken
noch einen Teil der Mannschaften des Vii. Armeekorps (Generalkommando in
Münster in Westfalen).
Eine andere Teilung ist in bezug auf die Rechtspflege getroffen: Zu dem im
Jahre 1966 gebildeten Oberlandesgericht Düsseldorf gehören die Landgerichte
Kleve, Krefeld, M.-Gladbach, Düsseldorf, Elberfeld und Duisburg' dagegen ist das
Landgericht Essen (mit zum Teil westfälischem Gebiet) beim Oberlandesgericht Hamm
geblieben. Zum Oberlandesgericht Köln gehören jetzt die Landgerichte Köln,
Aachen, Bonn, Koblenz, Trier und Saarbrücken. Dagegen untersteht das Land-
gericht Neuwied (ebenso wie Hechingen in Hohenzollern) dem Oberlandesgericht
Frankfurt a. M.x). — Auf Grund des neuen Fürsorgeerziehungsgesetzes arbeitet die
Provinz dem Verbrechertum entgegen (z. B. in der vortrefflich geleiteten und ein-
gerichteten Anstalt Fichtenhain bei Krefeld).
Neben der öffentlichen Armenpflege, durch die im Rheinlande z. B. im Jahre
1884 4 °/o der ganzen Bevölkerung unterstützt wurden, sorgt unsere Regierung auf
Grund der Beschlüsse des Reichstages durch die Kranken-, Unfall-, Invaliditäts-
und Altersversicherung für die arbeitenden Klassen, womit schon seit längeren
Iahren Orts- und Betriebskassen und Privatwohltätigkeit Hand in Hand gehen 2).
Nicht minder aber findet das geistige Leben in der Rheinprovinz
volle Berücksichtigung; neben Juristen und Ärzten») sind die Vertreter
des Kirchen- und Unterrichtswesens und der Künste in mannigfachster Weise
') Vgl. Abschnitt Vi. Auf der linken Rheinseite und im mittleren Teile auf dem
rechten Rheinufer galt früher der »Code Napoleon« (vgl. oben S. 26), im Norden
das preußische Landrecht, im Westerwalds das gemeine Recht. Am 1. Januar 1966
trat das Bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Reich in Kraft.
2) (Es gab 1964 allein an Krankenkassen 2164 mit 1 131036 Mitgliedern.
3) Im Jahre 1905 zählte man im Rheinland 3014 „approbierte Ärzte", 198 Jahn-
ärzte und 549 Apotheken.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
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Landeskunde der preußischen Rheinprovinz.
bezirk^). Seit 1767 ist Düsseldorf im Besitze einer Malerakademie, die mit
denen von Berlin und München wetteifert und der Innenstadt das künstlerisch-
schöne Gepräge gewahrt hat, obwohl in der preußischen Neuzeit im Anschluß
an den Aufschwung der durch das Düsseltal leicht erreichbaren Wupperstädte
rege Industrie (Eisen- und Stahlwerke, Werkzeugmaschinen, Garne und Baum-
Wollstoffe, Baubedarf, Tabak und — dank der Fruchtbarkeit der Nachbarschaft —
Senf) fördernd zu Handel und Schiffahrt (Hafen 1896) hinzugetreten ist2).
Das Dorf an der Düsselmündung wurde nach der Schlacht bei Worringen 1288
(s. oben S. 19) als Stadt befestigt; jetzt aber umgeben den engen alten Stadtteil am
Rhein weithin die neueren mit schönen Straßen; auch von der Flußseite aus zeigt
die Stadt in den letzten Iahren ein anderes Bild, sowohl nach dem oberhalb liegenden
Hafen zu als namentlich vor dem Hofgarten, wo die prächtige neue Rhein-
brücke die gegenüberliegenden Ufer verbindet und so der elektrischen Kleinbahn
Düsseldorf —Krefeld (1898) den Weg weist. Unterhalb dehnt sich das zuerst für die
erfolgreiche Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung von 1992 benutzte Gelände
aus. Zu dem jetzigen Stadtkreis gehören auch — meist die Fabriken enthaltend —
frühere Vororte, so z. B. Bilk mit Sternwarte, neuerdings auch das durch Glas-
Hütte und Drahtstiftfabriken bekannte Gerresheim. Die Blüte der Düsseldorfer
Malerschule zählt von der Zeit an, als der hier 1783 geb. Peter von Cornelius
die Leitung der Akademie übernahm (nach ihm Schadow u. a.). In Düsseldorf
sind auch der Philosoph F. H. Iacobi und der Dichter H. Heine geboren. — Die
prächtigen Gebäude für Kunstzwecke (Akademie, Kunstpalast, Kunsthalle, Theater
sgoethe-Festspielej usw.), mehrere Denkmäler, der Botanische und der Zoologische Garten
usw. vollenden das Bild der sich mächtig entwickelnden neuzeitlichen Großstadt. Hier als am
Sitze der Provinzialverwaltung versammelt sich auch der Provinziallandtag (f. S. 24).
Daß die „rheinische Kunst- und Gartenstadt" jetzt auch wichtige Industrie- und
Handelsstadt ist, zeigt u. a. die Benutzung der vielen Eisenbahnen. Die alte Linie
Köln —Minden führt geradlinig nach Duisburg weiter; die rechtsrheinische Bahn geht
nach Mülheim a. d. Ruhr zu, zwei Linien steigen nach Elberfeld hin an, die eine
seit 1841 (bis Erkrath schon seit 1838; Station Hochdahl, 12 km entfernt, 159 m
über Düsseldorf); über Ratingen geht's ins Ruhrgebiet. Zur Verbindung mit den
linksrheinischen Gebieten aber dient außer der genannten neuen Brücke weiter oberhalb
die alte vierbogige Eisenbahnbrücke nach Neuß.
Durch die breite Niederung, die für Kartoffel- und Gemüsefelder und Wiesen
guten Boden abgibt, windet sich der Rhein in n. Richtung weiter; am rechten Ufer,
einstmals auf einer Insel, liegt das Städtchen Kaiserswerth (2899 E.), früher nach
dem hier beigesetzten Glaubensboten Suitbertswörth genannt (s. S. 18 und S. 35,
Anm. 2), bis Kaiser Friedrich Rotbart den Ort zur Reichsstadt erhob (1184 Pfalz),
im 14. und 15. Jahrhundert die bedeutendste Iollstätte am Niederrhein; jetzt wird
Samt und Seide gewebt, aber in fernen Weltteilen ist der Ort bekannt durch die
1836 gegründete Diakonissen-Anstalt. Weiter unterhalb folgt links die alte Stadt
ürdingen^) (9899 E., elektrische Straßenbahn nach Krefeld) mit bedeutenden Fabriken
und vielbenutzter Rheinwerft (Rheinspiegel 24 m hoch). Hier gabelt sich die von
Krefeld kommende Eisenbahn; die eine Linie führt über die vierbogige Rhein-
brücke nach Hochfeld —Duisburg, die andere mit einem Trajekt von Homberg
(25999 E., s. S. 48)4) nach Ruhrort hinüber. Hier ist der Bau einer festen Brücke
(Kragträgerbrücke mit 293 m spannendem Mittelteil) 1997 vollendet worden (s. Plan S.45).
Oberhalb der Hochfelder Brücke liegt links die Kruppsche Friedrich-Alfred-
Hütte (s. Abbild. 32, S. 69), eines der bedeutendsten Hüttenwerke Deutschlands und
1) Der Reg.-Bez. Düsseldorf enthält etwa 3| Mill. E. (vgl. S. 21), mehr als
die Großherzogtümer Baden und Hessen zusammen. Der Volkszahl nach ist Düsseldorf
jetzt des Deutschen Reiches 9., Preußens 5., des Rheinlandes 2. Stadt.
2) Führer durch Düsseldorf a. Rh., herausgeg. vom Verkehrs-Verein, 1919.
2) Zur Zeit Karls des Großen „Villa am Ord" (vgl. zweitnächste Anmerkung);
seit 1255 Stadt, die sich hob, als Kaiserswerth sank.
4) Die Linie von Homberg nach Herzogenrath (s. S. 33) war (1852) die erste
linksrheinische Eisenbahn."
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Peter_von_Cornelius Schadow F._H._Iacobi H._Heine Suitbertswörth Friedrich_Rotbart Friedrich Karls Herzogenrath
98
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
kanal mit dem ungetreuen Strom in Verbindung steht. Durch seine starke Stahl-
quelle, die schon manchem von seinen Plagen geholfen, wurde Cleve zu einem
besuchten Badeort. In seiner reizenden, waldreichen Umgebung können sich die
Rurgäste nach Herzenslust ergehen. Einer der schönsten Ausflugsorte ist der
Eleverberg, die höchste Erhebung am Niederrhein (90 in), auf dem ein Kussichts-
türm steht, „von der fernen Kestung Wesel im Osten bis tief nach Holland
hinein, durch dessen grüne Wiesenflächen sich in zahllosen kleinen und größeren
Adern die Wasser dahinziehen, schweift der staunende Blick über die herrlichen
Gefilde mit ihren unendlichen Matten, Feldern und Wäldern. Nordwärts
erblickt man den Rheinstrom, auf grünen Hügeln gelegen, die alte Kirche von
hochelden, ferner Emmerich, dann Tanten, über das der hauch der
Sage und Geschichte weht. Mehr nach Südost, entfernt vom Rhein, liegt das
stille Städtchen Keuelat und südlich das alte Goch. Wenden wir den Blick
nach Holland hin, so erkennen wir in der Kerne die Türme des altehrwürdigen
Nymwegens."
Etwas weitere Spaziergänge führen in den ausgedehnten wildreichen
Reichswald oder nach dem von alten Linden und Eichen umstandenen
Schloß Moyland. Am Rheine zieht das Grtchen Brienen unsere Aufmerk-
samkeit auf sich, hier' war es, wo bei der großen Überschwemmung des
Jahres 1809 die opfermutige Johanna Sebus den allzufrühen Tod in den
tosenden Zluten des entfesselten Stromes fand, als sie eine Witwe und deren
Rinder retten wollte. Oer Sage und Geschichte geheimnisvolles Walten ruht
also auch über dem niederrheinischen Paradies und erhöht den berückenden
Zauber, mit dem der alte Vater Rhein noch einmal die Seele erfüllt, bevor er
unserer trauten Heimat den Abschiedsgruß sendet und sich in den weiten
Niederungen Hollands verliert.
Xxi. überschau.
Die Provinz Rheinland ist die westlichste Provinz des Rönigsreichs Preußen.
Sie wird begrenzt: im Norden von Holland und Westfalen, im Osten
von Westfalen und Hessen-Nassau, im Süden vom Großherzogtum Hessen und
der bayrischen Pfalz, im Westen von Lothringen, Luxemburg, Belgien und
Holland.
Zwischen dem südlichsten und dem nördlichsten Punkte liegen nahezu 400 km
(gleich 80 Stunden zu Zuß), während die Ourchschnittsbreite 92 km (gleich
18*4 Stunden) beträgt. Um die Landmasse der Provinz zu umwandern,
würde ein Mann, der täglich 10 Stunden unterwegs wäre, gut 20 Tage
gebrauchen.
Etwa zwei Drittel der Provinz sind Berg- und Hügelland, ein Dritteil ist
Ebene. Das Bergland liegt im Süden und gehört dem rheinischen Schiefer-
gebirge an. Es wird durch tief eingeschnittene Zlußtäler in verschiedene Gruppen
zerlegt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Emmerich Johanna_Sebus
Extrahierte Ortsnamen: Eleverberg Niederrhein_( Wesel Holland Rheinstrom Rhein Goch Holland Rheine Vater_Rhein Hollands Holland Westfalen Westfalen Hessen-Nassau Hessen Lothringen Luxemburg Belgien Holland
68
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
Schlamm in ihm ab, so bedeckte sich das Gebiet nach und nach mit lockeren Erd-
massen. Das bedeutendste unter den genannten Gewässern war der Rhein,
der sich ftüher bei Bonn in das Meer ergötz. Als dieses mehr und mehr
zurückwich, führte der Rhein seine Zluten weiter, va er ein viel größeres
Gefälle hatte als heute, schwemmte er einen Teil der sich abgelagerten Erd-
schichten wieder fort, so daß sich die Lucht noch bedeutsam vertiefte. Allmählich
verringerte sich das Gefälle, und die Abschwemmungen ließen nach. Jetzt ver-
fandet der Rhein von Jahr zu Jahr mehr und läßt bei Überschwemmungen
mehr Erdmassen zurück, als er mit sich fortwälzt. Krüher unterschied man
außer dem Hauptlaufe des Rheines, der ungefähr die Richtung des jetzigen
hatte, noch einen alten linksseitigen und alten rechtsseitigen Nebenlauf, deren
Spuren in der Eölner Bucht deutlich erkennbar sind. Teils versandeten die
Nebenläufe, teils wurden sie durch Menschenhand trocken gelegt. Oer Haupt-
arm hat auch noch häufiger seinen Lauf teils nach rechts, teils nach links ver-
schoben,- so floß er früher am bekannten Tölner heumarkt vorüber, der jetzt mehr
im Mittelpunkte der Stadt zu suchen ist.
I. Erwerbsquellen. Die Tölner Luch bietet ihren Bewohnern reiche
Erwerbsquellen der verschiedensten Art. Oer überaus fruchtbare, lockere Lehm-
boden erzeugt im verein mit dem günstigen Klima ein hervorragendes Ackerbau-
gebiet. Wogende Roggen- und Weizenfelder, deren übervolle Ähren sich tief
unter der schweren Körnerlast neigen, sichern reiche Ernten. Ausgedehnte
Zuckerrübenfelder, Tabakpflanzungen, Gemüse- und Obstgärten bringen hervor-
ragenden Gewinn. Weniger fruchtbar ist die rechte Rheinseite. Dort treffen
wir sogar eine große Heide an, die Wahner Heide, die von den Soldaten als
Übungsplatz benutzt wird. Allerorts herrscht in der Tölner Bucht rege Industrie.
Tin gewaltiges Eisenbahnnetz durchzieht sie und erleichtert den Bewohnern
Handel und Verkehr mit aller Welt. Außer den unzähligen Eisenbahnen, die
das Gebiet durchsausen, dient der breite Rheinstrom als wichtige Handels- und
Verkehrsstraße. Schon im Altertum, besonders aber im Mittelalter, galt der
Rhein als bedeutende Handelsstraße, doch erst in der Neuzeit ist er zur ersten
Wasserstraße Europas geworden. Den Bemühungen der Strombauverwaltung
ist es gelungen, den Schiffen bis Töln eine Kahrwassertiefe von 3 m auch bei
niedrigem Wasserstand zu schaffen. Handel und Verkehr wurden dadurch
bedeutsam erleichtert und blühten gewaltig empor. In früherer Zeit mußten
Pferde, die am Ufer auf dem sogenannten Leinpfade gingen, die Schiffe ström-
aufwärts ziehen. Gegenwärtig benutzt man zu diesem Zwecke Schleppdampfer,
die eine Reihe von Rheinkähnen, Schleppkähne genannt, hinter sich herziehen.
Die Größe dieser Rheinkähne, die hauptsächlich Köhlen, holz und Steine befördern,
ist sehr verschieden. Das größte deutsche Rheinschiff, das 102 m lang und über
12 m breit ist, faßt 2474 t, also ungefähr soviel wie 250 Eisenbahnwagen laden
können. Außer diesen großen Rheinschiffen vermögen auch kleine Seedampfer
auf der vorzüglichen Wasserstraße stromaufwärts bis Eöln zu fahren. Die
Klößerei, die früher eifrig betrieben wurde, hat heute an Bedeutung verloren,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
90
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
I») Garten- und Kunststadt. Düsseldorf war ehemals durch Mauern, Gräben
und Wälle geschützt, vor mehr als 100 Jahren ließ Napoleon I., der auch von
dieser Stadt Besitz ergriff, die Kestungsmauern schleifen. Ein Teil des dadurch ge-
wonnenen Geländes wurde in Anlagen umgewandelt. So entstand der schöne Hof-
garten, der sich vom Rheine bis zum Malkasten, dem Versammlungsorte der
Düsseldorfer Maler, erstreckt. Keine Stadt am Rhein kann sich solch herrlicher park-
anlage rühmen. Unvergleichlich schön ist der hofgarten im Wonnemonat, wenn
die alten Bäume im frischen Llätterschmucke prangen, und die blütenreichen Lüsche
ihre balsamischen Düfte aushauchen. Über wohlgepflegte, blumenüberstreute
Rasenteppiche hüpfen zahllose Starmätze dahin, geschäftig nach Nahrung suchend.
Die lustigen Zlötentöne der Amseln mischen sich mit dem heiteren Geschmetter der
zutraulichen Zinklein. Ja, aus lauschigem Zliedergebüsch dringt süßer Nachtigallen-
schlag an unser Ohr. Auf glitzernden Teichen ziehen stolze Schwäne ihre Lahn.
Inmitten kunstvoll angelegter Llumenbeete spielen die Wasser plätschernder
Springbrunnen, und aus dem zarten Laubgrün schimmert das blendende Weise
prächtiger Marmordenkmäler. Wie gern rastet der Spaziergänger ein Weilchen
auf einer der hier zahlreichen Ruhebänke, um so recht die Schönheit der ihn
umgebenden Anlagen auf sich einwirken zu lassen. Außer seiner größten Zierde,
dem hofgarten, hat Düsseldorf auch noch andere herrliche Anlagen aufzuweisen
und kann sich daher mit Recht den Namen „Gartenstadt" beilegen. Nicht
minder gebührt ihr der Name „Kunststadt",- denn gerade die hier heimische
Kunst trug mit zu dem raschen Emporblühen Düsseldorfs bei. Als es 1815 unter
preußische Herrschaft kam, besaß es nur 14 000 Einwohner, augenblicklich zählt
es 400 000. An seiner berühmten Malerschule, Kunstakademie genannt, haben
die berühmtesten Meister gewirkt, unter ihnen Peter von Eornelius und Wilhelm
von Schadow, deren Denkmäler zwei nach ihnen benannte Plätze schmücken.
Die herrliche Kunsthalle und der seit der großen Ausstellung 1902 neu ein-
gerichtete Kunstpalast bergen die schönsten Gemälde von Künstlern alter und
neuer Zeit. Durch seine günstige Lage am Rhein hat sich Düsseldorf in den
letzten Jahrzehnten auch zu einem bedeutsamen Handel emporgeschwungen.
e) Handels- und Industriestadt. Nähern wir uns von Süden her mit
dem Dampfer der Stadt, so gewahren wir die neuen großen hafenanlagen,
viele Schiffe werden hier entladen oder nehmen neue Ladung auf. Die Städte
des Wuppertales Lärmen, Elberfeld, Solingen und Remscheid senden ihre
Erzeugnisse nach Düsseldorf, damit sie mittels der Schiffe stromauf- oder
stromabwärts befördert werden. Ein äußerst reger Verkehr spielt sich eben-
falls auf dem Hauptbahnhofe ab- hier fahren fortgesetzt Züge ein und aus.
Sieben verschiedene Linien laufen von Düsseldorf aus durch die rechts-
rheinischen Gebiete. Zwei andere Verkehrsstrecken, die bei dem Dorfe Hamm,
wo zwei Eisenbahnbrücken errichtet sind, über den Strom führen, unter-
halten die Verbindung mit den linksseitigen Gebieten. Eine dritte zweibogige
Lrücke, in deren Mitte ein steinerner Löwe, Düsseldorfs Wappen, Wacht hält,
verbindet Alt-Düsseldorf mit den neuen linksrheinischen Stadtteilen. Personen-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Peter_von_Eornelius Wilhelm
von_Schadow Wilhelm Düsseldorfs
Xiv. Die Lölner Lucht.
69
nur dann und wann sieht man ein Klotz, das von Vampfern nach dem Ruhr-
orter Hafen geschleppt wird. Naturgemäß ist ein Gebiet, das Erwerbsquellen
in solcher Fülle aufweist, äußerst dicht besiedelt, prächtig und bequem ein-
gerichtete Dampfer der Eöln-Vüsseldorfer vampfschiffahrtsgesellschaft vermitteln
den regen Personenverkehr auf dem Rheine. Als Mittelpunkt alles Handels
und Verkehrs jener Gegend gilt das heilige Eöln.
4. Gölit, die Königin unter den Kieinstädten, ist wie Trier und Andernach
eine Gründung der Römer. Seine günstige Lage, am Kreuzungspunkte wichtiger
Handelswege und der großen Rheinstraße, gestattete einen ergiebigen Handel,
der die Stadt schon im Mittelalter zu einer der reichsten und mächtigsten des
Reiches erhob. Im Städtebund der Hansa behauptete sie daher eine führende
Stellung. Eölner Kaufleute, die eigene Schiffe auf dem Meere besaßen, trieben
Handel mit allen damals bekannten Ländern. Kurze Zeit nur sank die Stadt
von ihrer stolzen höhe herab, um später unter preußischer Herrschaft einer neuen
Blütezeit entgegenzugehen, heute zählt Eöln unter die sechs größten Städte
unseres Vaterlandes. Die Weltverkehrslinien Verlin—paris und London—-
Genua kreuzen sich in Eöln, die aus dem Wupper- und Ruhrgebiet und dem
Aachener Becken führenden Verkehrsstraßen treffen hier zusammen. Infolge
der vortrefflichen Verkehrsverbindung konnte sich auch die Gewerbtätigkeit
vielseitig gestalten. Weltruf genießen das „Eölnische Wasser" und „die Stoll-
werksche Schokolade". Maschinenfabriken, eine große Wagen- und Glasfabrik,
Drahtseil- und Kabelwerke, Spinnereien, Seidenwebereien, chemische Fabriken
und noch andere gewerbtätige Betriebe hat der Eölner Bezirk aufzuweisen,
ver Reichtum und die fromme Sinnesart der Eölner bekundete sich in der Er-
richtung zahlreicher Stifte, Klöster und Kirchen, namentlich aber in dem 1248
begonnenen Bau des vomes. Eöln, der Sitz eines Erzbischofs, zählt gegen
30 solcher Gotteshäuser aus den Jahrhunderten seines Glanzes. Endlich muß
Eöln als starke Festung Erwähnung finden. Längst sind die alten Festungs-
werke, bestehend aus turmgeschmückten Mauern, Wall und breitem Graben,
geschwunden. Ein Kranz von Verteidigungsanlagen, Forts genannt, umschließt
jetzt den ausgedehnten Stadtkreis und das benachbarte Mülheim und bietet
Schutz gegen feindliche Angriffe.
ver vom zu Löln.
Als der Bau des Ooms zu Cöln begann, wollte man gerade auch eine Wasser-
leitung ausführen. Oa vermaß sich der Baumeister und sprach: „Eher soll das große
Münster vollendet sein als der geringe Wasserbau!" Oas sprach er, weil er allein
wußte, wo zu diesem die Tuelle sprang, und er das Geheimnis niemanden als seiner
Frau entdeckt, ihr aber zugleich bei Leib und Leben geboten hatte, es wohl zu bewahren.
Oer Bau des Ooms fing an und hatte guten Fortgang' aber die Wasserleitung konnte
nicht angefangen werden, weil der Meister vergeblich die Tuelle suchte. Als dessen
Frau nun sah, wie er sich darüber grämte, oersprach sie ihm Hilfe, ging zu der Frau
des andern Laumeisters und lockte ihr durch List endlich das Geheimnis heraus, wonach
die Quelle gerade unter dem Turm des Münsters sprang,- ja, jene bezeichnete selbst
den Stein, der sie zudeckte. Nun war ihrem Manne geholfen,' folgenden Tags ging
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
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Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
mit weiter Spannung wölben sich zwischen diesen Türmen, herrliche Stand-
bilöer beleben das mächtige Werk. Auf der Deutzer Seite thronen die Reiter-
figuren Kaiser Wilhelms I. und König Friedrich Wilhelms Iv. Auf der linken
Klußseite steht das neue Denkmal Kaiser Wilhelms Ii. Auch sonst zeigt die
hohenzollernbrücke noch reichen, figürlichen Schmuck: Fürsten, Heldengestalten
und andere große Männer, welche in Eölns Geschichte eine bedeutsame Rolle
gespielt haben, schmücken in steinernen Standbildern die Türme, portale und
pfeilerbauten der Brücke. „Nun steigen wir hinauf und betreten die Fahrbahnen
der Brücke, die den Übergang über den Strom vermitteln. Sofort wird uns
klar, daß sie in ihrer Gesamtheit an Breite die mancher Ringstraße einer
modernen Stadt weitaus übertrifft. Nicht nur eine Reihe von Gleisen der Staats-
bahn führt hier herüber, auch die Doppelgleise der Elektrischen trägt sie und
den breiten Fahrdamm für die Fuhrwerke, den die Lürgersteige begleiten. Wir
wandeln hier auf einer Weltstraße, einer Straße, die nicht nur die linke und
rechte Rheinseite, sondern auch den Westen Europas mit dem Osten verbindet.
Über diese Brücke rollen die Züge, welche die direkten Wagen von Paris nach
Berlin führen und die weiter hinaus nach allen Fernen gehen, hier kommen
am Morgen die kleinen Milch- und Gemüsewagen von den rechtsseitigen
Dörfern zur Stadt, von dieser Brücke aus hat man das weltberühmte Stadt-
bild von Eöln so recht vor sich. Da ist nicht nur der vom selbst in seiner ernsten
Majestät, da ragen andere Türme von Kirchen und Prachtbauten zu Dutzenden
empor. Zwischen den beherrschenden Bauten und Türmen steigen zahllose
andere kleinere, dazu Zinnen und Giebel aus dem Häusermeer der Stadt hinauf.
Drunten am Ufer des Flusses aber dehnt sich die helle Häusermasse, breiten
sich auf fast stundenweite Entfernung die prächtigen Staden aus, auf denen
das Uferleben Eölns sich abspielt. Unter der Weltstraße, die die Brücke bildet,
zieht sich drunten die andere, die der Strom selbst bietet. Eben kommt ein
großer Schleppzug zu Tal. vor dem Bug des breiten Dampfers bäumt sich das
Wasser und schießt in weißer Schaumgarbe zur Seite. Lange Furchen jagen
über den gekräuselten Spiegel des Flusses. Die Schaufelräder wühlen in der
Flut. Wellenberge heben sich hinter dem stolzen Dampfer, und dann folgen
die Lastschiffe und durchfurchen schwer mit ihren ungeheuren Lasten den Fluß.
Fast alle Augenblicke kommen daneben Personendampfer, und auf der Tal-
und Bergfahrt begegnen sich hier Fahrzeuge aller Art und Herkunft in reichstem
Wechsel. Wie aus einem Luftschiff schaut man aus der beherrschenden höhe
auf sie herab und betrachtet ihre Form und Bauart mit andern Augen als sonst
drunten am Staden. Wahrlich, für jeden lohnt sich ein achtsamer Gang über
diese stolzeste Brücke von Eöln."
Nachdem wir noch kurz die zweite feste Brücke und die alte Schiffbrücke
in Augenschein genommen, lenken wir unsere Schritte vom Rhein der Stadt
zu und gelangen auf den heumarkt, vor uns erhebt sich das Denkmal Friedrich
Wilhelms Iii. und der Kriegshelden und Staatsmänner aus dem Freiheit?-
kriege. Nun wenden wir uns nach Westen zum Rathaus. Es ist ein gewaltiger
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Wilhelms_I. Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Wilhelms Wilhelms Friedrich
Wilhelms Friedrich Wilhelms
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Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
haben die dankbaren Bürger Eölns dem greisen Heldenkaiser Wilhelm dem
Großen ein prachtvolles Denkmal gesetzt, das der Stadt zu einer ihrer schönsten
Zierden gereicht, wahrlich, Eöln ist schön/ mit Recht kann der stets stoh-
gesinnte Eölner stolz auf seine Heimatstadt sein, und voll und ganz verstehen
wir sein Wort:
Klaas Rolle.
„Un trök ich en de Welt erus,
So wick der Koß mich drög,
Ich fang mich nirgens su 30 hus
Un nirgens su vergnög,
Als do, wo ich geboren bin,
Ich mein zo Löln am Rhing,-
Gp heim do trief mich Hätz un Senn
Höh dölle bei de Rhing."
5. Andere Städte. Eöln gegenüber erblicken wir Deutz, das wie viele
bedeutende Vororte eingemeindet ist. Unterhalb Deutz rauchen die Schlote des
gewerbtätigen Mülheim am Rhein, das ebenfalls eingemeindet wird.
Seine vielen Tuchwebereien und Eisenwerke hatten es nächst Löln zu dem
industriereichsten Orte der ganzen Gegend erhoben.
Xv. Das Ruhrgebiet.
1. Sluhlauf. Die Ruhr, eine echte Gebirgstochter, enteilt dem kahlen
Kstenberge des Rothaargebirges und schlängelt sich zunächst durch die
Provinz Westfalen. Unterhalb des Isenberges verläßt sie den westfälischen
Boden und tritt als starker Kluß in die Rheinprovinz ein. Von den bergischen
höhen im Süden und den Ausläufern des Haarstrangs im Norden begleitet,
windet sie sich in großen Krümmungen dem Rheine zu- doch schlägt sie stets
wieder ihre westliche Hauptrichtung ein. Die letzte Strecke ihres Laufes gehört
der Ebene an. Langsam schleicht sie durch die zu beiden Seiten sich aus-
breitenden, fruchtbaren Weiden dahin. Bei Vuisburg-Ruhrort ver-
einigt sie ihre Kluten mit denen des Rheins. Krüher war der Kluß auf seiner
untern Strecke durch Nohlennachen belebt- seitdem man aber die zahlreichen
Eisenbahnen erbaut hat, ist nur noch selten ein Schiff auf der Ruhr zu erblicken.
2. Besiedlungen. Wie das Wuppertal, so ist auch das Gebiet der Ruhr
äußerst dicht bevölkert. Vicht gedrängt liegen die Häuser beieinander. Die
erste rheinische Stadt an der Ruhr ist Steele. Kls Knotenpunkt der Eisen-
bahnen herrscht hier ein äußerst lebhafter Verkehr. Eine Stunde weiter abwärts
erreichen wir Kupferdreh. Die zahlreichen Kohlenbergwerke, Schmelz-
Hütten und andere Fabriken, deren Qualm oft die ganze Landschaft umhüllt,
zeugen von der regen Gewerbtätigkeit dieser Gegend. Unterhalb Kupferdreh
erblicken wir in schöner Umgebung die alte Stadt Werden. Ihre Gründung
verdankt sie dem frommen Ludgerus, der hier ein Kloster errichtete, um das
sich nach und nach die Stadt anbaute. Seine Gebeine ruhen in der Abteikirche.
In der Nähe von Werden erblicken wir auf einem Bergvorsprung an der Ruhr
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Sluhlauf Steele
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Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
gewaltigen Lindruck hinterlassen, ülle die großen Verkehrsstraßen von Norden,
Süden und Osten treffen hier das lebensflutende Tor, das hineinführt in das
mächtigste, leistungsstolzeste Land unseres Reiches, die Ruhrprovinz, wo meilen-
tief in der Erde die Schätze liegen, die nimmer zu entmutigender Menschen-
geist und Krbeitsfreudigkeit hervorgeholt haben aus dunklem Schacht. Und oben
über der Erde, da sind jene Riesenanlagen der nie stillstehenden Hochöfen, der
Walz-, Hütten-, Stahl- und Gußwerke, Zechen und Zabrikanlagen aller Krt,
deren Zahl sich kaum noch bestimmen läßt in diesem gesegneten Lande, Das
ist wie ein wildes, glutvolles, nimmer endendes Meer von rauchenden Schloten,
Kcchlenbergen und Zördertürmen, die stundenweit den dahinrasenden Zug
begleiten."
3. Im Ruhrorter Hafen. Dort, wo die Ruhr, der früher so stille Kluß
des Westfalenlandes, in den Rhein mündet, ragen die Schornsteine des ebenfalls
sehr gewerbtätigen Ruhrort empor, das jetzt mit Duisburg und Meiderich zu
einer Großstadt verschmolzen ist. Ruhrort besitzt den größten Klußhafen Europas.
Oer Hafen, dessen Eingang sich neben der Ruhrmündung befindet, ist ein ge-
waltiges Wasserbecken. Durch künstliche Erweiterung des Rheinstromes hat man
es hergestellt. Um möglichst viele Landungs- und Ladeplätze zu gewinnen,
hat man das Innere durch Wälle mit breiten Staden in mehrere Einzelbecken
geteilt. Über die Staden führen Gleise- auf diese Weise können die Eisenbahn-
züge fast bis dicht an die Schiffe heranfahren- reges Leben und Treiben herrscht
am Hafen. Emsiges Schaffen, wohm das Auge blickt, hier dampft ein langer,
mit schwarzen Diamanten beladener Kohlenzug heran. Dort fassen gewaltige
Maschinen, die man Kipper nennt, die kohlengefüllten Eisenbahnwagen und
kippen sie um. Kuf breiten Schüttrinnen gleiten die Kohlen in den tiefen
Schiffsraum der riesenhaften Schleppkähne hinab. Etwa 200 Eisenbahn-
doppelwagen vermag der größte von ihnen zu fassen, vier bis fünf der
gewaltigen Kohlenkähne werden von einem einzigen Dampfer stromaufwärts
bis Mannheim oder stromabwärts nach Holland gezogen. Kn jenem Landungs-
platz sind mächtige Dampfkrane tätig. Sie heben das aus andern Ländern
durch die Schiffe hergeschaffte Erz oder holz in die bereitstehenden Eisenbahn-
züge. Der Hafen dient also hauptsächlich der Ausfuhr von Kohlen und der
in der Ruhrprovinz hergestellten Eisenwaren und der Einfuhr von Erzen und
holz. Zerner finden in ihm die Schiffe auch sicheren Schutz bei Hochwasser und
Eisgang. „Lreit und mächtig strömt der Rhein dahin. Dampfer und Segel-
schiffe durchziehen seine Zlut und tragen die Erzeugnisse des rheinischen Lerg-
baue? und der Eisenindustrie in die weite Welt."
4. Grund der ausgedehnten Industrie und der mit ihr verbundenen
Bevölkerungsdichte des Ruhrgebietes. Ein mächtiges Steinkohlenlager, das
zweitreichste Europas, findet sich an der Ruhr vor. Die Ausdehnung des ganzen
Ruhrkohlenlagers ist noch nicht ermessen, doch hat man festgestellt, daß es sich
unter dem Münsterlande, der Lippegegend und der rheinischen Tiefebene weithin
fortsetzt. Unermeßliche Wälder rauschten in grauer Vorzeit über dieses Gebiet.
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TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Westfalenlandes Rhein Ruhrort Duisburg Meiderich Ruhrort Europas Rheinstromes Mannheim Holland Rhein Europas