Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 20

1912 - Breslau : Hirt
20 Erster Teil! Landschaftsbilder, auseinander. Mehr in ihrer Mitte aber ist Cöln gelegen. Nach dieser großen Stadt kann man sie benennen. Da die Tiefebene wie eine große Bucht nach 8 nt das Gebirgsland eingreift, wird sie die Kölner Bucht genannt. Cöln liegt nur 40 in, Bonn aber 50 m über dem Meere. Stiege das Meer etwa 60 m, so würde sich also die Cöluer Tieflandsbucht in eine wirkliche Meeresbucht oer- wandeln. Aber ein langer Höhenzug bliebe dann doch sichtbar. Er zweigt sich südlich von Bonn von dem Gebirgslande der Eifel ab. Daher wird er Vor- gebirge der Eifel, kurz das Vorgebirge oder auch die Pille genannt. Er- zieht sich in einiger Entfernung von Bonn und Cöln, also auch vom Rhein, nach Nw Hill und teilt die Cölner Bucht in ein östliches und ein westliches Gebiet. Der östliche Teil der Cölner Bucht wird vom Rhein durchflössen; er bildet also das Rheinbecken. Deu westlichen Teil entwässert die Erst, ein Nebenfluß des Rheines; wir können ihn also das Erftbecken oder nach dem in seiner Mitte gelegenen Städtchen Lechenich das Lechenicher Becken nennen. Der Rhein hält von Bonn ab die nordnordwestliche Richtnng bei, die er scholl von Bingen ab verfolgt hat. Er macht aber große Biegungen. Auf eiuer Rh ein fahrt von Bonn bis Cöln sieht man die Cölner Domtürme bald links, bald rechts, bald wieder links auftauchen. Es ist ein schönes Land, das den Rhein auf feinem Lanfe umgibt. Namentlich auf der liukeu Seite ist dieses sehr fruchtbar und der Ackerbau sehr lohnend. Die weißen Roggenfelder und die gelben Weizenfelder zeigen schweren Erntesegen. Große Ackerflächen find mit Zuckerrüben, in der Nähe der meisten Orte auch mit Gemüse itnb mit Obstbäumen bepflanzt. Sehr viel Gemüse und Obst liefern die Rhein- dörfer und besonders die Vorgebirgsdörfer auf den Markt der beiben großen Städte Cöln und Bonn. Der am Vorgebirge gelegene Ort Alfter ist berühmt durch seine Spargel- nnb Kirschenzucht. Auf der rechteil Rheinseite ist das Land meist nicht so fruchtbar wie auf der liukeu. Dort breitet sich sogar eine große Heide, die Wahner Heide, aus, die als Übungsplatz für die Soldaten, besonders zu den Schießübungen der Artillerie, benutzt wird. Die große Stadt Cöln (515 000 E.) (Abb. 9) ist an einer westlichen Biegung des Rheines entstanden. Ihr Aufblühen zur größten Stadt der Rheinprovinz und zur zweitgrößten Stadt Preußens verdankt sie ihrer günstigen Lage. Sie liegt inmitten der fruchtbaren Cölner Bucht, bereit wohlhabende Bevölkerung ihre Einkäufe hauptsächlich in Cöln besorgt. Sie liegt ferner dort, wo die Gebirgs- höhen zu beiden Seiten des Rheinstronles zurückgetreten sind und im W nur noch ein niedriger Höhellzug vorhanden ist, wo also die Anlage von Straßen und Eisenbahnen leicht war. Cöln wurde daher der Mittelpunkt des rhei- nischen Eisenbahnnetzes. Die Stadt liegt zugleich am schiffbaren Rhein- ströme nnb ist der Mittelpunkt der Rheinschiffahrt geworden. Bis Cöln können sogar Seeschiffe gelangen. Gewerbe, Handel und Verkehr konnten also aufblühen, des guten Verdienstes wegeil zogen immer mehr Menschen nach Cöln, und so wurde es unter preußischer Herrschaft eine viel größere Stadt, als es je gewesen war. In seiner unmittelbaren Umgebung waren viele bedeutende

2. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 46

1912 - Breslau : Hirt
46 Zweiter Teil: Das Gesamtgebiet, Arten und Einrichtungen des Handels. Der Binnenhandel. Der Handel hat zunächst die Aufgabe, den Güter- und Warenaustausch zwischen den einzelnen Gegenden eines Gebietes sowie zwischen Stadt und Land zu vermitteln. Diesen Handel nennt man, weil er sich ausschließlich im Innern eines Landes abwickelt, Binnenhandel. In der Rheinprovinz ist er sehr entwickelt und sehr bedeutungsvoll; denn die Zahl der bedeutenden Städte ist sehr groß, und die Gebiete des Bergbaues und der Industrie sind ebenfalls so dicht bevölkert, daß sie wie große Städte wirken. Gleich den Städten ver- langen letztere die Zufuhr fast von allen:, was zur Ernährung der zahlreichen Bevölkerung notwendig ist. Es gibt in den Städten und in diesen Gegenden zahllose Gewerbe und Geschäfte, die sich ausschließlich mit der Zurichtung und Verteilung von Lebensmitteln beschäftigen, daneben in den größeren Städten Märkte und Markthallen, wo der Verkauf stattfindet, und außer den Kaufleuten gibt es Agenten, die den Bezug der Waren, und Spediteure, die den Versand derselben vermitteln. Der Außenhandel. Viele Lebensmittel müssen, da sie in der Rheinprovinz wie auch in andern Gegenden Deutschlands nicht in genügender Menge ge- Wonnen werden können, aus dem Auslände bezogen werden. Auch manche Gebrauchsgegenstände, und vor allem Rohstoffe für die Industrie, sind nicht in genügender Menge vorhanden oder fehlen sogar ganz. Umgekehrt muß die rheinische wie auch die übrige deutsche Industrie für die verfertigten Waren auch Absatz im Auslande suchen, damit Deutschland mit ihnen die anslän- dischen Waren und Güter bezahlen fonn. Dieser Handel mit dein Auslande, der also in Einfuhr und Ausfuhr besteht, wird im Gegensatze zum Binnen- Handel Außeuhaudel genannt. Ein- und Ausfuhr. Die Rheinprovinz führt besonders folgende Waren ein: Weizen und Mais aus Argentinien, den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Rumänien, Reis aus Indien, Südfrüchte aus Italien, Holzaus Norwegen, Baumwolle aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Ägypten, Flachs aus Rußland, Wolle aus Australien, Süd- afrika und Argentinien, Garne aus England, Rohseide aus Italien, Fische aus Holland und Norwegen, Eisenerze aus Schweden und Spanien, Kupfer und Petroleum aus den Ver- einigten Staaten von Nordamerika. Wichtige Gegenstände der Ausfuhr sind: Steinkohlen und Koks, Eisen- und Stahlwaren, Maschinen, Woll-, Banmwoll- und Seiden- waren, Tuche, Weiu (Schaumwein) und Bier, Obst, Zucker usw. Für manche Waren muß bei der Einfuhr in deutsches Gebiet eine Abgabe, Zoll genannt, entrichtet werden. Ebenso haben auch andere Staaten manche deutsche Wareu mit Zöllen belegt. Verkehrseinrichtungen. Der Austausch der Erzeuguisse mit nah und fern gelegenen Gebieten und der Verkehr der Bewohner untereinander in einem so dicht bevölkerten Lande, wie es die Rheinprovinz heute ist, verlangen groß- artige Verkehrseinrichtungen. Die wichtigsten sind Schiff, Eisenbahn, Post, Telegraph und Telephon. Die Schiffahrt. Für die Schiffahrt ist die Rheinprovinz günstig mit schiffbaren Flüssen ausgestattet. In ihrer ganzen Länge ist sie von der bedeuten- den Schiffahrtsstraße des Rheines durchzogen. Durch Felssprengungen im Strombette und Baggerungelt, durch Kribbeubauten und Uferbefestigungen

3. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 47

1912 - Breslau : Hirt
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Handel und Verkehr. 47 ist die Schiffbarkeit des Rheines bedeutend erhöht worden, so daß die Schiff- fahrt meist auch bei niedrigem Wasserstande möglich ist. Bis Cöln können sogar Seeschiffe gelangen. Diese Stadt ist daher der Mittelpunkt der Rhein- schiffahrt geworden. Die Schiffahrt auf dem Rhein. Der Rheinstro m wird im ganzen von fast 10 000 Schiffen befahren, worunter sich 1000 Dampfer befinden, und durch die Cöluer Schiffsbrücke fahren jährlich mehr als 30 000 Schiffe. Für die Schiffahrt wurde Cöln gleich andern Rheinstädten mit bedeutenden Anlagen, mit Häfen, in denen die Schiffe ankern und überwintern, mit Werften zum Einladen und Ausladen derselben und mit Lagerhäusern zum Lagern der Waren ausgestattet. Bonden übrigen Rheinhäfen seien noch die von St. Goar, Koblenz, Oberwinter, Neuß, Düsseldorf, Uerdingen, Linn- Ersfeld, Duisburg und Wesel genannt. Die beiden Häfen St. Goar und Oberwinter dienen nur zum Überwintern der Schiffe; auch bei hohem Wasserstande suchen diese darin Schutz. Die ausgedehnten Hafen- anlagen in Duisburg, die jetzt ganz unter staatlicher Verwaltung stehen, dienen vorwiegend dem Versand der Ruhrkohlen. Der große Hafen ist der verkehrsreichste Binnenhafen auf dem ganzen Festlande Europas. Außer dem Rheine sind noch die Mosel, eine Strecke der Saar und die untere Ruhr und Lippe schiffbar. Von künstlichen Wasserstraßen oder Kanälen ist in der Rheinprovinz nur der Nord - Kanal, der von Neuß über Vierseu nach Venlo führt, aber nur für kleine Schiffe befahrbar ist, vorhanden. Die Städte Neuß, Crefeld und Duisburg sind durch kurze Kanäle mit dem Rheine verbunden. Im Bau befindet sich der Rhein-Herne - Kanal, der als westlichstes Glied des Mittelland-Kanals in Dortmund Anschluß an diesen finden soll. Das Eisenbahnnetz. Die Anlage des Eisenbahnnetzes fand die wenigstell Schwierigkeiten im nordwestliche«, tiefgelegenen und ebenen Teile der Rheinprovinz. Doch auch im südöstlichen, gebirgigen Teile war die Anlage von durchgehenden Hauptlinien nicht zu schwierig, weil die Tal- surchen benutzt werden konnten. Für starkgewundene Talstrecken waren jedoch zur Abkürzung der Linie Tunnelbauteil nötig. Der 4200 in lange Kaiser- Wilhelm - Tunnel der Moselbahn zwischen Kochem und Bullay ist der längste in Deutschland. Am dichtesten mußte das Eisenbahnnetz in den Bergban- und in den Industriegebieten ausgebaut werdeu, also an der Ruhr, im Wupper- gebiet, bei München-Gladbach, Aachen und Saarbrücken. Wie Cöln der Mittel- Punkt der Rheinschiffahrt ist, so wurde es auch der wichtigste Knotenpunkt des rheinischen Eisenbahnnetzes. Nur in Cöln konnten alle Hauptlinien der Rheinprovinz auf kürzestem Wege zusammenlaufen, von 880 die beiden Linien vom Oberrhein (von Süd- und Mitteldeutschland kommend), von Nnw die beiden Linien vom Niederrhein (von Holland und England), von W die Aachener Linie (von Belgien und Frankreich), von 8 die Eisel-Linie, die der alten Eiselsurche (f. S. 31) folgt, von 80 die Sieg- und die Westerwald- Linie und von N0 die Linie aus dem Wupper- und Ruhrgebiet (von Nord- und Nordostdeutschland). Neben Cöln entwickelten sich auch Düsseldorf, Essen, Elberfeld, Aachen, Koblenz, Trier und Saarbrücken zu wichtigen Knoten- punkten des Eisenbahnverkehrs.

4. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 63

1912 - Breslau : Hirt
9. Rheinland unter preußischer Herrschaft. 63 diese Besitzungen mußte es aber 1795 an Frankreich abtreten, während es als Ersatz dafür auf der rechten Rheinseite die Abteien Essen und Werden erhielt. 1807 verlor Preußen aber zusammen mit allen Besitzungen westlich der Elbe auch diese Gebiete wieder an Frankreich. Aus den Gebieten der jetzigen Rheinprovinz hatte Preußen zuerst zwei Provinzen gebildet, nämlich Jülich - Kleve - Berg und Niederrhein. Die Provinz Jülich-Kleve-Berg umfaßte die nördlichen, die Provinz Niederrhein seltsamerweise die südlichen Gebiete. Jede der beiden Provinzen war in drei Regierungsbezirke eingeteilt. Als sie bald nachher zu einer Provinz ver- einigt wurdeu, verlor Kleve den Sitz eitles Regierungsbezirks, und es bestanden von nun an die fünf Regierungsbezirke Koblenz, Trier, Aachen, Cöln und Düsseldorf. Als Preußeu die Verwaltuug der Rheinprovinz übernahm, begann es sofort mit großem Eifer für das Land zu sorgeu. Besonders dem Ver- kehrswesen und dem Schulwesen wurde eine große Fürsorge zugewandt. Überall im Lande wurden gnte Landstraße angelegt, und die Schiffahrts-- straße des Rheines wurde wesentlich verbessert. Wie die Rheinschiffahrt früher durch die Zölle gehemmt war, so litt sie anch unter natürlichen Hinder- nissen. An zahlreichen Stellen lauerten Felsklippen unter dem Wasser- spiegel, die bei niedrigen! Wasserstande den Schiffen gefährlich wurdem Auf der Strecke voti Bingen bis Bacharach war im Mittelalter die Schiffahrt fast un- möglich gewesen. Die gefährlichste Stelle war am Binger Loch, wo zugleich eitle starke Strömung herrscht. Seit dem 11. Jahrhundert hatte man an der Beseitigung der Felsetl im Stroit! gearbeitet. Aber alle Bemühungen waren vergebens gewesen. Was in Jahrhnnderten nicht gelungen war, das gelang Preußen in einigen Jahren. Durch Wegspreitgutlg des bedeutendsten Felsen- riffs, des Lochsteitls, wurde am Biuger Loch eine breite und sichere Fahr- straße geschaffen. Im Jahre 1828 war das schwierige Werk beendet. Em Denkstein am linken Rheinufer verkündet es noch heute der Nachwelt: „Unter der Regieruug Friedrich Wilhelms Iii., Köuigs von Preußen, ist die Durchfahrt uach dreijähriger Arbeit auf 210 Fuß, das Zehnfache der früheren, verbreitert. Aus gesprengtem Stein ist dieses Denkmal errichtet. 1832." Auch später wurde an der Verbesserung der Rheiilschisfahrt, die besonders nach Eröffnung der Dampfschiffahrt einen großen Aufschwung nahm, noch immer gearbeitet. Große Geldsummen gaben der Staat, die Provinz und die Städte für Baggerungen, Uferbauten, Kribbenbauteu, Hafen- und andere Bauten aus. Mit dem gleichen Eifer wurde der Ausbau des Eifenbahnitetzes betrieben, wobei oft große Schwierigkeiten zu überwinden wareti, besonders im Gebirgslande. Zwar hatten die Flüsse Talfurchen ge- schaffen; aber um die langen Schleifen der Flußtäler abzukürzen, wareu zahlreiche Tunnelbauten erforderlich. Zuerst wurden nur Hauptlinien ge- baut; nach Verstaatlichung der Eisenbahnen erhielten jedoch nach und

5. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 122

1915 - Bonn : Hanstein
i 122 Kurfürst von Brandenburg erhielt Cleve, Mark, Ravensberg und das bergische Amt Windeck, der Herzog von Neuburg Jülich, Berg, Ravenstein, Ysselburg und Winickendonk. Dieser Vertrag wurde 1629 zu Düsseldorf auf 25 Jahre verlängert. Nach mehreren vergeblichen Kämpfen am Niederrhein faßten die Spanier 1624 den Plan, von Rheinberg nach Venlo einen Kanal zu bauen. Sie wollten dadurch den bedeutenden Rheinhandel in die Maas und so auf spanisches Gebiet lenken, um die Holländer dauernd zu schädigen und zu schwächen. Trotz der Hindernisse, welche die Holländer ihnen beim Bau bereiteten, war der Kanal doch 1627 soweit fertiggestellt, daß er von Rheinberg bis Geldern mit flachen Schiffen befahren werden konnte. Da den Spaniern aber bald die Geldmittel zum weiteren Kriege fehlten und ihre Soldaten meuterten, gelang es den Holländern 1629, Wesel zu erobern. Sie nahmen dann Duisburg und Ruhrort ein und vertrieben die letzten Spanier aus Wetzlar, Diese Verluste führten 1630 den Vertrag zu Brüssel herbei; dieser bestimmte, daß die umstrittenen Gebiete (Jülich, Cleve usw.) von Spaniern und Holländern geräumt werden sollten. So zeigten auch die Rheinlande das Gepräge eines dauernden Kriegszustandes. Leere Dörfer und Flecken, deren Bewohner sich vor den zuchtlosen Scharen in dichte Wälder und schützende Gebirgsschluchten flüchteten, waren keine Seltenheiten. Den Freveltaten der Spanier stellten sich die der Holländer „würdig“ zur Seite. Letztere verstanden es auch, unerhörte Rheinzölle zu erpressen und den Rheinverkehr schwer zu schädigen. Die Steuern zur Deckung der Kriegskosten erreichten eine unheimliche Höhe. Trotzdem auf dem Reichstage zu Regensburg 1629 die Neutralität der pfalz-neuburgischen und brandenburgischen Rheinlande anerkannt worden war, wurden diese mit den übrigen Rheinlanden in der Folgezeit doch zum Schauplatze des großen Krieges. Während Gustav Adolf selbst im mittleren und südlichen Deutschland sich zu schaffen machte und auch 1632 Kreuznach den Spaniern entriß, sandte er seinen Feldherrn Baudissin mit einem Heere ins nördliche Deutschland, wo er große Verwüstungen anrichtete. Im Oktober 1631 brach Baudissin, mit den Hessen vereinigt, in die Rheinlande ein, um die dortigen Fürsten aus ihrer Neutrali-

6. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 181

1915 - Bonn : Hanstein
181 daher eine möglichst gerade Richtung nahmen, ohne auf den Verkehr besondere Rücksicht zu nehmen. Im Jahre 1816 betrug die Länge des Straßennetzes bereits 1650 km. Unter preußischer Regierung nahm der Straßenbau einen mehr dem Verkehr dienenden raschen Fortgang; 1831 maß das Netz ausgebauter Straßen bereits mehr als 2200 km, heute ist es auf die vierfache Länge angewachsen. Zu den besseren Landstraßen kamen im 19. Jahrhundert auch bessere Wasserstraßen. Die Hauptwasserstraße des Rheinlandes ist naturgemäß der Rhein. Der Rheinverkehr war im 18, Jahrhundert durch die hohen Rheinzölle noch sehr erschwert. Nachdem die Rheinprovinz 1815 an Preußen gefallen war, begann man allmählich damit, den Rhein abgabenfrei zu machen. Die Rheinschiffahrtsakte von 1831 ermäßigte den Rheinzoll, die revidierte Rheinschiffahrtsakte von 1868 machte die Schiffahrt auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen völlig frei. Zu der Befreiung der Rheinschiffahrt kam im 19. Jahrhundert auch die Umgestaltung der Betriebskraft der Schiffe. Im 18. Jahrhundert waren Segel und Pferde die einzigen Triebkräfte der Schiffe; diese wurden im 19. Jahrhundert durch die Dampfkraft ersetzt. Das erste Dampfschiff fuhr im Jahre 1816 in fünf Tagen von Rotterdam bis Cöln. Im Jahre 1822 wurde die Niederländische Dampfschiffahrts-Gesell-schaft gegründet; ihr folgte 1827 die Cölnische und bald darauf die Düsseldorfer. Die beiden letzteren wurden 1853 zur Cöln-Düsseldorfer Rheinschiffahrts-Gesellschaft vereinigt. Sie befördert neben den Waren jährlich mehr als 11/2 Millionen Personen. Seit dem Ende der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts treten die Eisenbahnen den Schiffen als Verkehrsmittel zur Seite. Die erste rheinische Bahnstrecke wurde im Jahre 1838 zwischen Düsseldorf und Erkrath eröffnet. In den folgenden Jahren baute man diese Strecke bis Elberfeld weiter; sie wurde 1841 demverkehr übergeben. Gleichzeitig entstand die Rheinische Bahn Cöln-Düren-Aachen und die linksrheinische Bahn. Im Jahre 1847 vollendete man den Bau der Cöln-Mindener Strecke, der 1859 die Cöln-Gießener folgte. Im Jahre 1876 wurde zuerst die Cöln-Trierer Strecke befahren. Das Bahnnetz der Rheinprovinz mißt heute gegen 4000 km. Im Jahre 1859 wurde

7. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 29

1915 - Bonn : Hanstein
29 ' Römern befestigt und diente als Zollgrenze. Ihre Straßen bauten die Römer sehr fest. Sie versahen sie mit Stein-, Kies-, Holz-, Mörtel- und Steinplattenlagen. Aber nicht nur die Landstraßen dienten dem Verkehr; zahlreiche Handelsschiffe und Flöße, freilich bedeutend kleiner als die heutigen, befuhren neben den Kriegsschiffen den Rhein. Zur Fortbewegung der Schiffe dienten Ruder und Segel, doch wurden sie auch, wie Abbildungen an der Igeler Säule zeigen, von Menschen vom Ufer aus gezogen. Waren wurden auch durch Lasttiere und Wagen befördert. Schon vor der Römerzeit am Rhein traten römische Handelsleute zu den Rheinbewohnern in Handelsbeziehungen. Einen regen Aufschwung nahm der Handel besonders, seitdem Rom sich als Herrin des Rheines betrachtete. Im Jahre 25 und 16 v. Chr., so erzählt Dio Cassius, wurden einzelne römische Händler von den Sugambrem, den Usipetern und Tenchterern gefangen genommen und ans Kreuz geschlagen. Im ersten Jahrhundert n. Chr. nahm der Handelsverkehr am Rhein einen raschen Aufschwung. Als Trajan Befehlshaber der römischen Truppen in Germanien war, zählte man am Rhein und in dessen Nähe 40 und zur Zeit der Antonine 50 Handelsplätze, die meist mit den Kastellen zusammenfielen. Die Germanen lieferten den Römern vornehmlich Lebensmittel zur Unterhaltung der Truppen; sie erhielten dafür Waffen, Geräte, Haushaltungsgegenstände und Schmucksachen. Die am Niederrhein stehenden Legionen bezogen das meiste Getreide aus Britannien. Daß das Geld neben dem eigentlichen Tauschhandel im Verkehr eine wichtige Rolle spielte, zeigen die zahlreichen Münzfunde x) im Gebiete des Rheinlandes. In Trier gab es zur Römerzeit auch schon Falschmünzer. Römische Kaufleute drangen allmählich immer tiefer in die germanischen Wälder hinein. Sie brachten dorthin die Kul- 1) Der Wert der römischen Münzen nach unserm heutigen Geldwerte kann nur annähernd bestimmt werden. Nach Halke (Einleitung in das Studium der Numismatik) hatten die am Rhein gangbaren römischen Münzen ungefähr folgende Werte : a. Kupfermünzen: 1 Unica = 4 Pf., 1 Sextans = 8 Pf., 1 Quadrans = 12 Pf., 1 Triens = 16 Pfg., 1 Semis = 23 Pf., 1 As = 47 Pf. — b. Silbermünzen : 1 Sesterz = 20 Pf., 1 Quinar = 41 Pf., 1 Denar = 82 Pf. — c. Goldmünzen: 1 Aureus — ungefähr 21,75 Mk.

8. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 163

1915 - Bonn : Hanstein
163 der wichtigsten Napoleonsstraßen seien hier die Straßen Aachen—prüm—trier, Aachen—crefeld—ürdingen, Venlo-Wesel.cöln—siegburg—altenkirchen—frankfurt und Cöln-Coblenz—bingen genannt. Ein genialer Gedanke Napoleons war die Kanalverbindung der nördlichen Provinzen seines Reiches mit den rechtsrheinischen Ländern. Die Ausführung des Planes blieb freilich in den Anfängen stecken, da Napoleon gestürzt wurde. Den Handelsverkehr zu Wasser erleichterte die Aufhebung der Wasserzölle bedeutend. An die Stelle der Rheinzölle trat seit 1803 die Oktroigebühr. Wenn sie auch nicht wesentlich niedriger war als die früheren Zölle, so brauchte sie doch nur einmal entrichtet zu werden, und der Verkehr wickelte sich so schneller ab. Das Postwesen, das durch die Revolutionskriege fast völlig vernichtet worden war, wurde von Napoleon wieder neu eingerichtet und der Generalinspektion in Aachen unterstellt. Licht und Schatten verteilen sich während der französischen Herrschaft recht ungleichmäßig. Zur Zeit der Republik zeigt sich nur Schatten, und wenn es auch zur Zeit Napoleons an Lichtblicken nicht fehlt, wenn auch manche Gaben des Korsen dauernde Errungenschaften waren, so hörten doch die ungünstigen Wirkungen keineswegs auf: die Industrie lag danieder, die Kriegskontributionen dauerten fort, und die Aushebungen drückten das Volk schwer. Die glücklichsten und hoffnungsfreudigsten Jahre waren 1810 und 1811. Diese sind es auch, die die große Zahl der Napoleonsverehrer erzeugten. Vor allen war es der Präfekt Lezay-Marnesia (1806/10), der die Rheinländer besonders durch seine Sorge für die Bodenkultur für Frankreich zu gewinnen verstand. Aber schon gegen Ende des Jahres 1811 zeigte sich in den Rheinlanden und in allen Ländern zwischen Rhein und Elbe große Unzufriedenheit, die Hieronymus Bonaparte auch nach Paris berichtete und deren Ursache er richtig in der wirtschaftlichen Not des Volkes sah. Als daher Napoleon im Jahre 1812 in Rußland vom Strafgerichte Gottes ereilt wurde, schlug auch für das Rheinland die Stunde der Befreiung. * * * Im Angesichte der Flammen von Moskau erhob sich der kühne Gedanke, das alte Europa wiederherzustellen. Wie sehr die französischen Behörden auch alle Nachrichten über

9. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 82

1915 - Bonn : Hanstein
82 das gleiche. So ganz unmenschlich, wie man sich das Abhängigkeitsverhältnis des Hörigen von seinem Herrn gern vorstellt, ist es jedoch nicht gewesen. Daß auch der leibeigene Bauer nicht rechtlos war, zeigen uns zahlreiche rheinische Weistümer aus dem Mittelalter. Für die Beurteilung einer Zeit ist die Kenntnis des Handels von besonderer Bedeutung. Zwar zeigt sich der mittelalterliche Handel mit seiner geringen Konkurrenz, der Verwirrung in den Maß- und Gewichtsbestimmungen sogar innerhalb kleinerer Gebiete und der erst beginnenden Einführung eines einheitlichen Wertmessers als die Übergangsperiode zum Welthandel der Neuzeit, doch ist sein Fortschritt gegen den Handel der Germanen und Franken ganz bedeutend. Bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts waren am Rhein die Mainzer Silberdenare, ähnlich den Denaren, die Karl der Große zu prägen begonnen hatte (1 Pfd. Silber = 240 Denare), in Umlauf. Seit dem 12. Jahrhundert bürgerte sich der dem Mainzer Denar ähnliche Cölner Denar immer mehr ein. Daneben zeigt sich der Pfennig 1), und als kleinste Rechnungsmünze war der Heller 2) vielfach in Gebrauch. Die größte Verwirrung zeigte das Münzsystem im 14. Jahrhundert. — Der Osten Europas war als Vermittler des Handels mit den Völkern des Orients dem Westen stets vor. Unter dem aufstrebenden Handel des Westens aber nimmt der der Städte am Rhein einen hervorragenden Platz ein. Den Niederrhein befuhren schon zu Anfang des 12. Jahrhunderts Schiffe aus Schwaben und Bayern, aus dem Main- und Moselgebiet, aus Holland, Brabant, Flandern und Friesland, aus Neuß, Duisburg, Cöln, Deutz, Bonn, Coblenz u. a. Städten. Als Verkehrsstraße diente aber nicht nur der Rhein mit seinen größeren Nebenflüssen; das Straßennetz der Rheinlande wurde seit dem 12. Jahrhundert bedeutend erweitert. Die wichtigsten Adern des Landverkehrs waren die Straßen Mainz—bingen—coblenz—bonn—cöln—aachen nach den Niederlanden und Frankfurt—königstein—limburg—hachenburg—altenkirchen—siegburg—deutz—cöln nach Antwerpen. Die Unterhaltung der Straßen war Sache der Fürsten; 1) Der Pfennig war eine pfannenähnliche Hohlmünze aus Silber. 240 Pfg. waren eine Mark (etwa L/t Pfd.) Silber. 2) Ein Heller (hl) war i. J. 1386 = Vmo Gulden. 1 Goldgulden = 9,65 Ji heutigen Geldes.

10. Heimatkunde des Regierungsbezirkes Trier und der Rheinprovinz - S. 32

1910 - Wittlich : G. Fischer
reichtum, ist namentlich das Eisen- und Stahlgewerbe emporgeblüht, das die verschiedenartigsten Erzengnisse von großen Maschinen und Kanonen herab bis zu den kleinsten Gebrauchsgegenständen anfertigt. Auch Tuchwirkerei, Seiden- und Sammetweberei, Woll-, Baum- woll- und Flachsspinnerei, Glas-, Papier- und Steingutfabrikation, Ledergemerbe und Zuckerbereitung bringen lohnenden Verdienst. 7. Handel, Verkehrswege. Hoch entwickelte Industrie einerseits, fruchtbare Landschaften anderseits haben einen sehr lebhaften Handel hervorgerufen, der sich nicht bloß im Rahmen des Vaterlandes bewegt, sondern sich auf alle Weltgegenden erstreckt. Eingeführt werden namentlich Lebensmittel, da die Erträgnisse des Bodens für die dichte Bevölkerung nicht ausreichen. Ausgeführt werden die Erzeugnisse des heimischen Fleißes, wie sie vorhin angegeben worden sind. Gefördert wird der Handel durch natürliche und künstliche Verkehrswege. Der wichtigste ist der Rhein, auf dessen Wogen außer zahllosen Segelfahrzeugen etwa 1000 Dampfer und 4000 Schleppschiffe befördert werden, Zahlreiche Rheinhäfen (Coblenz, Eöln, Neuß, Düsseldorf. Crefeld, Duisburg, Ruhrort. Wesel) dienen dem Handel und Verkehr. Auch die Mosel, die untere Ruhr und Lippe sowie ein Teil der Saar sind schiffbar. Neben diesen Wasserstraßen breitet sich über die ganze Rhein- Provinz ein weit verzweigtes Eisenbahnnetz aus, das namentlich im Jndnstriebezirke außerordentlich dicht ist. Der wichtigste Eisen- bahnknotenpnnkt ist Cöln, Sitz einer Elsenbahndirektion. Wichtige Eisenbahnlinien sind: die rechts- und linksrheinische Bahn, ferner Cöln-Elberfeld, Cöln-Aachen, Cöln-Trier-Saarbrücken, Cöln- Siegen, Metz- Trier -Coblenz, Saarbrücken-Bingerbrück. 8. Verwaltung. Die Rheinprovinz kam in ihrem jetzigen Umfange im Jahre 1815 an Preußen. Sie setzt sich ans fünf Regierungsbezirken zusammen: 1. Trier 7200 qkm, 950000 Einwohner. 2. Coblenz 6200 „ 750000 3. Cöln 4000 „ 1200 000 4. Aachen 4100 .. 700000 5. Düsseldorf 5500 „ 3000 000_„ Summa 27000 qkm, 6600000 Einwohner. (Städte nach der Karte!) — 32 —
   bis 10 von 18 weiter»  »»
18 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 18 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 2
5 0
6 0
7 1
8 12
9 0
10 0
11 0
12 0
13 1
14 0
15 1
16 0
17 0
18 2
19 1
20 0
21 1
22 0
23 0
24 6
25 0
26 1
27 1
28 0
29 8
30 0
31 0
32 0
33 0
34 3
35 0
36 1
37 0
38 1
39 6
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 1
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 14
5 4
6 1
7 0
8 0
9 1
10 1
11 1
12 0
13 0
14 0
15 1
16 3
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 1
28 5
29 1
30 2
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 4
37 0
38 0
39 0
40 2
41 0
42 0
43 1
44 2
45 0
46 0
47 0
48 1
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 2
60 0
61 2
62 0
63 0
64 1
65 1
66 0
67 0
68 2
69 1
70 1
71 0
72 1
73 0
74 0
75 0
76 2
77 0
78 0
79 1
80 15
81 1
82 0
83 0
84 0
85 2
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 1
92 3
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 2
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 14
1 21
2 0
3 4
4 6
5 9
6 25
7 12
8 3
9 6
10 18
11 18
12 15
13 12
14 20
15 0
16 2
17 9
18 0
19 7
20 0
21 6
22 0
23 0
24 12
25 18
26 2
27 0
28 5
29 17
30 8
31 7
32 4
33 35
34 9
35 2
36 197
37 0
38 5
39 23
40 18
41 3
42 7
43 17
44 35
45 1
46 3
47 26
48 0
49 1
50 6
51 13
52 36
53 2
54 43
55 29
56 28
57 0
58 17
59 19
60 5
61 7
62 15
63 1
64 8
65 7
66 160
67 4
68 0
69 3
70 0
71 17
72 36
73 7
74 10
75 11
76 0
77 14
78 16
79 0
80 33
81 55
82 14
83 13
84 2
85 0
86 0
87 0
88 0
89 8
90 2
91 18
92 3
93 17
94 8
95 41
96 1
97 59
98 7
99 50
100 12
101 4
102 9
103 7
104 0
105 66
106 15
107 26
108 0
109 1
110 14
111 6
112 6
113 4
114 15
115 3
116 4
117 0
118 30
119 22
120 3
121 7
122 9
123 6
124 14
125 13
126 3
127 42
128 5
129 10
130 0
131 28
132 6
133 48
134 0
135 0
136 58
137 15
138 0
139 6
140 10
141 4
142 38
143 12
144 74
145 20
146 0
147 9
148 10
149 0
150 0
151 6
152 14
153 0
154 13
155 23
156 9
157 9
158 1
159 1
160 0
161 4
162 0
163 1
164 1
165 18
166 27
167 8
168 21
169 0
170 10
171 18
172 29
173 29
174 3
175 73
176 5
177 22
178 0
179 9
180 8
181 1
182 21
183 123
184 0
185 5
186 0
187 8
188 52
189 0
190 0
191 17
192 6
193 2
194 17
195 5
196 5
197 0
198 4
199 46