Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 33 —
den Kasernen der Stadt ist die große Insanteriekaferne an der
Rotebühlstraße die größte. Auf einer Halbinsel des Feuersees erhebt sich die
schönstgelegene Kirche Stuttgarts, die herrliche Johanneskirche. Unter
den katholischen Kirchen ist die gotische Marienkirche die schönste.
Stuttgart ist aber auch eine Stadt der Schulen. Neben
vielen Volks- und Mittelschulen hat es höhere Mädchenschulen, Realschulen,
Gymnasien, eine Baugewerkschule, eine technische Hochschule, eiu höheres
Lehrerinnenseminar, eine tierärztl. Hochschule, ein Konservatorium für Musik,
eine Kunstschule, eine Kunstgewerbeschule, Handelsschulen, eine Fraueu-
arbeitsschule usw. Außerdem dienen der Geistesbildung die Theater, allen
voran das Königl. Hoftheater, die verschiedenen wissenschaftlichen Gamm-
lungen, die vielen, namentlich winters stattfindenden Konzerte, Vorträge usw.
Stuttgart hat ferner eine bedeutende Industrie. Es ist
zwar keine rußige, rauchumnebelte Fabrikstadt, doch hat es bedeutende
Maschinenfabriken, Trikotwebereien, viel Möbelindustrie und Klavier-
fabrikation. Außerdem ist Stuttgart der größte Buchdruck- und Buchhandels-
platz Süddentfchlands.
Für deu Verkehr war Stuttgarts Lage in einem abgeschlossenen Tal-
kessel wenig günstig. Die Stadt verdankt ihr Emporkommen rein der
Fürsorge der württ. Landesfürsten und der Rührigkeit ihrer Bewohner.
Durch Tunnels führen die wichtigsten Eisenbahnen des Landes herein: die
württ. Hauptbahn von Bretten nach Ulm und Friedrichshafen, die Gäu-
bahn, die Schwarzwaldbahn, die Remsbahn, die Murrbahu, die obere und
die untere Neckarbahn. Den Verkehr mit der Filderebene vermittelt die
Zahnradbahn nach Degerloch. Elektrische Bahnen durchkreuzen die Stadt
nach allen Richtungen und führen auch iu die Vororte hinaus. Läugst schon
reicht der Hauptbahuhof, auf dem täglich mehr als 200 Personenzüge ein-
und ausfahren, für den gewaltigen Verkehr nicht mehr, weshalb ein neuer,
größerer Bahnhof im Ban ist. Die 280000 Einwohner brauchen täglich eine
Menge von Lebensmitteln, die vom Gän, vom Langen Feld und Schmidener
Feld, von der Filderebene, dem Neckartal und noch Weiterher nach Stuttgart
kommen. Stuttgart ist eine gnte Absatzstelle für das ganze
Land. Erzeugnisse der Industrie kommen nach Stuttgart herein, und um-
gekehrt werden Stuttgarts Industriewaren hinaus verschickt. Die Eisen-
bahneil bringen aus allen Himmelsgegenden die Rohstoffe (Eisen, Holz,
Baumwolle usw.) sür die Fabriken, und Tausende von fleißigen Arbeitern
und Arbeiterinnen kommen in der Morgenfrühe ans der ganzen Umgegend
Stuttgarts zur Arbeit iu die Fabriken und kehren spät abends ermüdet heim.
Stuttgart ist der Mittelpunkt für das Erwerbs- und Verkehrs-
leben Württembergs.
3. Der Strom- und Heuchelberg.
a) Die Landschaft: Nördlich von der untern Enz erheben sich zwei
fast gleichlaufende Hügelzüge, die durch das fruchtbare Zabergäu getrennt
find, südlich von diesem der Stromberg, nördlich der Heuchelberg. An der
Westgrenze Württembergs, bei Sterueusels, kommen sie ganz nahe zusammen;
der Stromberg zieht von hier nach Osten, der Heuchelberg nach Nordosten.
Der durch Neckar, Zaber und Enz begrenzte Stromberg endigt im
Osten mit dem von einer Wallfahrtskirche gekrönten Michelsberg bei Bönnig-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
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Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
48
Z u s a m 111 enfa s s u n g.
Der Neckar ist die bedeutendste Wasserader unseres Landes. Er sammelt
die Gewässer des Neckarlandes, des Nordwestabsturzes der Alb und eines
großen Teils des württembergischen Schwarzwaldes. Dadurch hat er einem
großen Teil unseres Landes seine heutige Oberflächengestaltung gegeben.
In ununterbrochener, jahrtausendelanger Arbeit nämlich haben seine und
seiner Zuflüsse Wasser ihre Talrinnen in das Land eingenagt und so das
Landschaftsbild herausgestaltet, das uns alle entzückt.
Im Verein mit seinen Zuflüssen bewässert der Neckar das anliegende
Land. Er liefert seinen Anwohnern Nahrung (Fischfang) und bietet
Gelegenheit zum Baden und Schwimmen. Er hilft ihnen bei der Arbeit
«Mühlen, Fabriken, Flößerei usw.). Er ermöglicht und erleichtert den
Verkehr (Schiffahrt, Straßeu und Eisenbahnen im Tal). Seit alter
Zeit ist das Neckartal die Hauptstraße für den Binnenverkehr unseres Landes.
Von Schwenningen bis zu seiner Mündung verläuft die Eisenbahn fast nn-
unterbrochen in seinem Tale. Nur zwischen Tübingen und Nürtingen ist das
Tal eisenbahnlos; die obere Neckarbahn tritt hier wegen der Industriestädte
Reutlingen und Metzingen ins Albvorland über. Außerdem meidet die
Bahn das enge Muschelkalktal zwischen Cannstatt und Besigheim. Bon
Heilbronn an dient der Fluß der Schiffahrt.
Bon jeher haben sich die Menschen mit Vorliebe in den Flußtälern an-
gesiedelt. Hier fanden sie Schutz vor rauhen Winden, einen reichbewässerten,
fruchtbaren Boden, Förderung ihrer Arbeit durch die Wasserkraft des Flusses
und günstige Bedingungen für den Verkehr. Deshalb finden wir
auch heute e i u e große Zahl der ältesten und a n f e h n l i ch st e n
Städte Württembergs w i c die Perlen einer S ch nur au die
Neckarlinie gereiht.
Die Schwäbische Alb.
Während der Schwarzwald sich an der Grenze unseres Landes erhebt,
zieht das andere Gebirge Württembergs, die Alb, quer durch das gauze
Land. Sie beginnt mit dem Lupfen und Hohenkarpfen im Südwesten des
Landes, zwischen Neckar und Donau, und zieht, ein starkes Verkehrshindernis
bildend, 170 Km lang und 20—40 km breit, in nordöstlicher Richtung, bis
sie bei Bopfiugeu und Nördliugeu ins Bayerische übergeht. Ihr letzter Eck-
pseiler ist hier der kahle Jpf bei Bopfingen. Im Südwesten ist sie am
höchsten, nach Nordosten nimmt sie langsam an Höhe ab. Die Alb nimmt
eine Fläche von 5000 qkm ein. Sie wird begrenzt im Nordwesten vom
Neckarland, im Südosten durch die Hochebene von Oberschwaben.
I. Das Landschaftsbild im ganzen.
Die Alb besteht aus dem Jurakalk, und zwar unterscheidet man
den unteren oder schwarzen, den mittleren oder braunen und den oberen
oder weißen Jura. Der schwarze Jura oder Lias kommt für das
Gebirge selbst nicht iu Betracht. Er bildet das mehr oder weniger ebeue
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
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Fahrt auf dem See recht ungemütlich werden. Sogar große Dampfschiffe
snchen dann den schützenden Hafen auf. Der Schiffahrt hinderlich sind auch
die dichten Nebel, die im Spätherbst und Winter oft über dem See lagern.
Dann hallt das stoßweise erfolgende Geläute der Hafenglocken ängstlich über
das Wasser, die Laternen werden ausgehängt, und von nah und fern ertönen
die Sirenen der Dampfschisse. Nur im strengsten Winter gefriert der Boden-
fee ganz zu; im letzten Jahrhundert geschah dies zweimal (1830 und 1880).
Der seichte Untersee dagegen bedeckt sich fast jedes Jahr mit Eis.
Das Wasser des Bodensees ist von glänzend grüner Farbe und sehr
fischreich. Die kostbarsten Eßfifche sind die Blanselchen, Lachse, Hechte,
Seeforellen usw. Der größte Fisch des Bodensees ist der Wels, der bis zu
1,25 m lang und einen Zentner schwer wird.
In die Ufer des Bodensees teilen sich süns Staaten: Württemberg,
Baden, Bayern, Österreich und die Schweiz. Am württembergischen Ufer
liegt die schöne Stadt Friedrichshafen mit einem prächtigen Schloß,
dem Sommerausenthalt unseres Königs. In der Nähe der Stadt sind die
großartigen Bauanlagen für die Luftschiffe des Grafen Zeppelin. Auf würt-
tembergischem Gebiet liegt auch das große Dorf Lau gen argen, wo die
Argen in den Bodensee mündet. Zum bayerischen Gebiet gehört die freund-
liche Jnfelstadt Lindau mit dem schönsten Hafen am Bodensee. Die süd-
östliche, gebirgige Ecke am See gehört zu Österreich. Hier liegt die schöne
Stadt Bregenz, über der sich der Gebhardsberg und der aussichtsreiche
Pfänder erheben. Das ganze steile Südufer mit den Städten Rorfchach,
Arbon und Romanshorn ist schweizerisches Gebiet. Am badischen Ufer liegen
Konstanz, die größte Stadt am See, Überlingen und das hochragende
Meersburg.
Am Bodenfee münden 10 Bahnlinien aus, außerdem umgibt die fo-
genannte Bodenseegürtelbahn den ganzen See. Die leichte Zugänglichkeit
des Sees von allen Seiten, die dichte Besiedeluug der Ufer, der starke
Fremdeuzuzug im Sommer und der Reichtum und die Mannigfaltigkeit
der Bodenerzeugnisse in seiner Umgebung bewirken einen starken Verkehr.
Etwa 40 Dampfschiffe dienen in erster Linie dem Personenverkehr. Trajekt-
kähne, die 8—12 Eisenbahnwagen aufnehmen können, und fchwere Last-
schiffe, von Schleppdampfern gezogen, führen Obst, Getreide, Gemüse, Holz,
Vieh usw. von einem Ort des Ufers zum andern und tragen Fabrikwaren
und Handelsgegenstände aller Art über den See.
3. Klima und Erzeugnisse: Die hohe Lage des südlichen
Oberschwabens, die vielen Seen und Moore, die Häufigkeit
des Waldes und die Nähe der Alpen geben dem südlichen
Oberschwaben ein rauhes, feuchtes, regnerisches Klima. Das
Oberland liegt hoch (höher als der Welzheimer Wald) und ist nach Norden
und Westen ziemlich offen, so daß die kalten Nord- und die feuchten West-
und Nordwestwinde ungehindert wehen. Die feuchte Luft staut sich an der
Alpenwand, und die warmen Südwinde werden durch die Alpen aufgehalten.
Es regnet daher viel, und feuchte, kalte Nebel bedecken häufig das Land.
Der Winter bringt viel Schnee. Der Bodensee dagegen, die tiefste Stelle
Oberschwabens (395 m), und das anliegende Gelände bis hinauf ins Schüssen-
becken haben ein weit milderes Klima; nur sind auch sie sehr Niederschlags-
reich.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
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Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
17. Die Erms bahn von Metzingen nach Urach.
18. Die Echazbahn von Reutlingen über Pfullingen, Hönau, Mün-
i nach Schöttlingen.
19. Die Hohen zollern bahn von Tübingen über Hechingen, Ba-
en, Ebingen nach Sigmaringen.
20. Die Donau bahn von Jmmendingen über Tuttlingen, Sigmarin-
ei, Ehingen, Blaubeuren nach Ulm.
21. Die Brenz bahn von Ulm übel Langenau, Giengen a. Br.,
Heilenheim nach Aalen.
22. Die Algänbahn von Mengen und Herbertingen über Sanlgau,
Auleudorf, Waldsee, Leutkirch uach Jsny, bzw. Memmingen (Kißlegg-
Wangen).
23. Die Bodenseegürtelbahn um den Bodenfee herum.
Dazu kommen noch zahlreiche kleinere Nebenbahnen und Privatbahnen.
Wo die Eisenbahn nicht hinkommt, treten Post- und Kraftwagen, vor-
zugsweise für Personenbeförderung, an ihre Stelle.
Die Eisenbahnen haben den Verkehr auf dem Wasser nicht unnötig ge-
macht, da es nicht allein auf die Schnelligkeit des Verkehrs ankommt. Der
vorteil des Zvafferverkehrs besteht in seiner Billigkeit. Die Be-
förderuug auf den Wasserstraßen umfaßt hauptfächlich Massengüter, Eisen
und Kohlen. Der Schiffsverkehr kann aber in Württemberg leider
nur auf dem Neckar von Heilbronn an (und auch hier uur in beschränktem
Umfang) und auf dem Bodensee ausgeübt werden. Eine Kanalisiernng des
Neckars bis ins Herz des Landes und späterhin der Großschiffahrtsweg
Rhein—neckar—donau unter Benützung der Rems, des Kochers und der
Brenz ist daher für unser Land ein dringendes Bedürfnis.
Wir brauchen die Möglichkeit, Kohlen und Eifen billig ins Land zu
schaffen. Ohne billigere Kohlen kann unsere rvürttembergische
Industrie in vielen Artikeln den Konkurrenzkampf mit andern,
günstiger gelegenen Staaten auf die Dauer kaum durchführen.
In der gewerblichen Entwicklung ist Württemberg bereits hinter dem Durch-
schnitt des Deutschen Reichs zurückgeblieben. Im Zusammenhang damit ist
nnser Volkszuwachs ein geringerer als der des Deutschen Reichs, was
hauptsächlich der starken Binnenwanderung nach anderen deutschen Staaten
(infolge mangelnder Arbeitsgelegenheit) zuzuschreiben ist.
Für den Postverkehr sind etwa 1600 Postanstalten mit 7000 Be-
amten vorhanden. Telephon- und Telegraphendrähte ziehen ihr Netz nicht
bloß über den Eisenbahnlinien, sondern auch über wohlgepflegten Straßen
und tragen auf den Schwingen des elektrischen Funkens eine dringende
Botschaft weit rascher in das entlegene Dorf als früher der Postbote. Der
Telegraphenverkehr allein nmfaßt 5000 km Telegraphenlinien; viel
dichter ist das Telephon netz. Die Länge der württembergischen Straßen
beträgt etwa 15 000 km.
Den Geldverkehr vermitteln die Banken, die in den beoeuteuderen
Städten ihren Sitz haben. Zur Vertretung der Interessen der Industrie und
des Kaufmannsstandes sind 8 Handelskammern verhanden, die in Stuttgart,
Ulm, Heilbronn, Heidenheim, Reutlingen, Rottweil, Ravensburg und Calw
ihren Sitz haben.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 63 —
Sommer über gemäßigt warm; die mittlere Jahrestemperatur des Wasser-
spiegels beträgt 10° C. Im Winter gefriert der Bodensee nur bei ganz
außerordentlicher Kälte. Im 19. Jahrhundert war er zweimal zugefroren,
in den Jahren 1830 und 1880, im 18. Jahrhundert gar nie. (Vergl. das
Gedicht von G. Schwab: „Der Reiter und der Bodensee.")
Das oberschwäbische Seegestade hat ein mildes Klima, in dem Wein,
Obst und Gartengewächse wohl gedeihen. Aus dem See holen die Boden-
seefischer jährlich einen reichen Ertrag von Fischen, namentlich die beliebten
Blanfelchen.
Im Sommer lockt der Bodensee Tausende von Besuchern an. Sie
erfreuen sich seiner eigenen herrlichen Reize und seiner abwechslungsreichen
Umgebung. Viele nehmen längeren Aufenthalt am See, um die angenehme
Seeluft zu genießen, Bodenseebäder zu nehmen, Ruder- und Angelsport zu
treiben. Durch gut betriebene Dampfschiffahrt stehen die wichtigsten Orte
am See miteinander in lebhaftem Verkehr. Für Personen- und Fracht-
verkehr werden nämlich von allen fünf Staaten schöne, große Dampfschiffe
bereitgestellt, und so ist der Bodensee der verkehrsreichste See Europas ge-
worden. Außerdem sind die Uferstaaten durch die Bodenseegürtelbahn mit-
einander verbunden.
Die württembergischen Hasenstationen am Bodensee sind: Friedrichs-
Hafen, Langenargen und Kreßbronn.
Friedrichshafen, 5500 E., Stadt, aus der alten Reichsstadt Buch-
Horn entstanden, nach König Friedrich 1. genannt, seit 1810 württembergisch.
Das ehemalige Kloster Hofen, 1805 württembergisch, wurde als K. Schloß ein-
gerichtet und ist jetzt Sommerresidenz unseres Königs. Friedrichshafen ist
beliebter Aufenthaltsort für Kur- und Badegäste. In den Kuranlagen be-
findet sich das Denkmal des Dichters Gustav Schwab. Die Stadt besitzt
eine Altertumssammlung, angelegt vom Verein für Geschichte des Boden-
sees. Friedrichshasen ist Sitz der K. Bodenseedampsschiffahrtsinspektion. Es
hat eine K. Eisenbahnwerkstätte und eine Schiffswerft. Vor dem Hafen
steht der weithin sichtbare Signalturm. Die Dampfschiffahrt ist von hier
aus fehr lebhaft. Die 10 württembergischen Dampfer verkehren mit Kon-
stanz, Romanshorn, Rorschach, Bregenz, dann dem Nordufer entlang mit
den württembergischen Hafenplätzen Langenargen und Kreßbronn und
mit Bayerns Hafenplätzen Wasserburg, dem reizend gelegenen Bad Schachen
und der schönen Jnselstadt Lindau. — In der Nähe des K. Schlosses be-
finden sich die großen Anlagen der Luftschiffwerft des Grafen von
Zeppelin.
Im ganzen oberschwäbischen Gebiet vom Donautal bis zum Bodensee
wohnen etwa 300000 Menschen. In: Verhältnis ist es also wenig dicht
bevölkert. Dies rührt daher, daß so viel Moor- und Sumpfgebiet vor-
Händen und etwa V4 des ganzen Landes mit Wald bedeckt ist. Es wohnen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_1. Friedrich Gustav_Schwab Gustav
185
Singvögel fangen die armen Bergbewohner ein, stecken sie in selbst verfertigte Käfiche,
lehren sie Liedchen pfeifen und tragen dieselben dann zum Verkaufe herum. Weiter
hinab am Main folgt die Rhön, der Vogelsberg, der Spessart, holzreiche
Gebirge, worin man vorzüglich Viehzucht treibt. Sie trennen das fruchtbare Franken,
welches den Main umgibt, von dem alten Hessen, das um die Fulda und Lahn her
lag, während jetzt auch Gegenden am Rhein und Main dazu gekommen find.
Weiter nördlich zwischen Rhein und Weser liegen weit ausgedehnte, aber nicht
hohe Gebirge, die man unter dem Namen der westp hä lisch en zusammenfassen
kann, und deren nördlichster Ausläufer als Teutoburger Wald eine geschichtliche
Berühmtheit erlangt hat. Denn dort fiel die große Schlacht vor, worin der deutsche
Feldherr Hermann die eingedrungenen Römer besiegte und dadurch sein Vaterland aus
immer von ihrer Herrschaft befreite. Weit wichtiger ist das nördlichste Gebirge zwischen
der Weser und Elbe, der Harz. Man erwartet in dieser Lage, wo Deutschland sich
schon zum Meere hinsenkt und allenthalben die Ebenen beginnen, kein so hohes Gebirge
mehr, dessen höchster Punkt, der Brocken, sich nur 1000 Fuß weniger über das Meer er-
hebt, als der höchste Punkt des Schwarzwalds, weil aber die Umgebung niedriger ist, weit
ansehnlicher emporsteigt. Dort hat man natürlich eine ungeheure Aussicht über Ge-
birg und Ebene und bis zur Elbe hin. Auch fehlt es nicht an guten Einrichtungen
für die Reisenden, denn es ist ein Wirthshaus aus dem Gipfel, das sogenannte
Brockenhaus. Der Berg heißt auch der Blocksberg. Außer diesem hohen Berg hat
der Harz noch weitere Merkwürdigkeiten, ungeheuer tiefe Schluchten, unterirdische
Höhlen und sehr ergiebige Bergwerke. ' Nächst dem Erzgebirg liefert der Harz unter
allen deutschen Gebirgen die meisten Metalle, namentlich viel Silber, und manches
Geldstück, welches durch unsere Hände geht, stammt ursprünglich vom Harze oder
vom Erzgebirge ab. Auch sieht man bisweilen Harzer Bergleute mit Modellen von
Bergwerken und allerlei Mineralien herumziehen.
90. Die deutschen Flusse.
Es ist ein Glück für ein Land, wenn es von vielen kleinen und großen Ge-
wässern durchflossen ist. Sie tragen nicht bloß zur Schönheit der Landschaften bei,
sondern vermehren auch die Fruchtbarkeit. Denn in den Flußthälern sehen wir
immer das größte Gedeihen. Allein noch mehr Werth haben die schiffbaren Flüsse
für den Verkehr. Man denkt vielleicht, die Flüsse hinderten die Menschen am Zu-
sammenkommen. Das ist aber nur an einzelnen Tagen bei Ueberschwemmung oder
Eisgang der Fall, sonst gelangt man von einem zum andern Ufer nicht bloß aus
steinernen und hölzernen Brücken, sondern auch auf Schiffbrücken, fliegenden Brücken
und Kähnen. Selbst jetzt, wo alle deutschen Länder von vielen und schönen Kunst-
straßen durchzogen sind, ist die Fracht auf dem Wasser bei weitem wohlfeiler, als
die auf dem Lande. Ein großes Flußschiff kann ohne Schwierigkeit mit 3000 Cent-
nern beladen werden, und dazu bedarf es stromabwärts nur der Arbeit weniger
Schiffslente, stromaufwärts der Kraft einiger Pferde, während zu Lande wenigstens
fünfzig Lastwägen und zwei hundert Pferde erforderlich wären. Dazu kommt die
Schnelligkeit und Annehmlichkeit der Dampfschifffahrt, welche man vor dreißig Jahren
noch nicht kannte, die man aber jetzt selbst der Fahrt auf Eisenbahnen vorzuziehen
pflegt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Main Vogelsberg Main Hessen Fulda Rhein Main Rhein Deutschland Blocksberg
187
her, und wird bei Frankfurt sa breit, als der Rhein unter der Brücke zu Basel ist;
daun vereinigt er sein gelbliches Wasier mit dem grünlichen des Rheins. Gleich
unter dieser Stelle, unter der Mainzer Schiffbrücke, wird der letztere Strom 1800
Fuß breit, so daß man eine halbe Viertelstunde braucht, um über die Brücke zu
gehen. Bei Bingen dagegen, wo ihm links die Nahe zufließt, wird er schmäler, denn
er muß sich zwischen gewaltigen Bergen hindurchdrängen, wodurch zwar einige stru-
delnde Stellen in seinem Bett hervorgebracht werden, welche aber die Schifffahrt
seit der Sprengung der Felsen nicht mehr hemmen. Vielmehr nehmen sich die steilen,
unten mit Reben, oben mit Wald bewachsenen Ufer, woran zahlreiche freundliche
Oerter und alte Burgen liegen, desto schöner aus. Da kommt bei Coblenz die
schiffbare Mosel, welche sich aus Frankreich durch ein enges, krummes, aber wein--
reiches Thal windet. Sie ist der letzte recht schiffbare Zufluß des Rheins; denn die
fast gegenüber einmündende Lahn, die weiter unten mündenden Ruhr und Lippe kön-
nen keine großen Schiffe tragen. Schon oberhalb Köln, vom Siebeugebirg an, wer-
den die Ufer des Rheins ganz stach, und hören auf, schön zu sein; dies ist noch
mehr der Fall, wenn er weiter unten in das holländische Gebiet eintritt und sich
dort in so viele Arme theilt, daß man kaum ihre Namen behält und daß derjenige,
welchem der Name Rhein bleibt, sich früher im Sand verlor, jetzt durch einen Kanal
in das Meer geleitet wird. Freilich geht die Wassermasse darum nicht verloren, der
größte Arm vereinigt sich vielmehr mit einem auö Frankreich und Belgien kommenden
ansehnlichen Flusse, der Maas, worauf sie an Rotterdam vorbei ihr Wasser zusam-
men in die Nordsee ergießen.
Kleiner und von kürzerem Laus ist die Weser, dafür aber auch nach Ursprung
und Mündung ein deutscher Fluß, in dessen Nähe auch einst die Römer von den
Deutschen geschlagen wurden. Die Weser erhält ihren Namen erst von der Ver-
einigung der beiden bereits schiffbaren Flüsse Fulda und Werra an, wovon die erstere
ans der Rhön, die andere an dem Thüringer Wald entspringt. Sie bringen die
Gewässer des Hessenlandes und Thüringens zusammen, und der durch ihre Vereini-
gung bei Münden entstandene Strom drängt sich zwar anfangs noch durch Gebirge,
besonders durch die sogenannte westphälische Pforte, fließt aber dann in ebenem Land
an der Stadt Bremen vorbei in die Nordsee. Nur ein bedeutender Nebenfluß ver-
stärkt die Weser, die langsam fließende Aller mit den braunschweigischen und han-
növerschen Gewässern. An ihrer Mündung, wo die Weser das Oldenburgische von
dem Hannöverschen trennt, erweitert sie sich durch die eindringende See zu einer
Art Meerbusen.
Dieser Mündung nähert sich auch der vierte deutsche Strom, die Elbe, bis auf
wenige Meilen, obgleich die Quelle derselben von den Wesergucllen sehr entfernt
liegt. Denn die Elbe entspringt in Böhnkn auf den Hochebenen des Rieseugebirgs.
Nachdem sic sich nun mit den sämtlichen Gewässern des gleich einem Kessel nach
der Mitte zu vertieften Königreichs Böhmen verstärkt hat, bricht sie durch das Erz-
gebirg in einer engen Schlucht hindurch, doch ohne einen Wassersall zu bilden, und
erreicht das Königreich Sachsen. Hier wird sie zu einem breiten ansehnlichen Strom,
und in der Hauptstadt Sachsens, Dresden, geht eine berühmte steinerne Brücke dar-
über. Zwischen hier und Magdeburg erhält sic mehrere ansehnliche Nebenflüsse, be-
sonders die vom Fichtclgebirg kommende Saale. Der Harz ist zu nahe, um bedeu-
tende Gcwäjier in die Elbe zu senden, dagegen kommt aus dem ebenen Land zur
Rechten die schiffbare Havel, welche vermittelst einiger Kanäle auch die Schifffahrt
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
206
Mitbürger nicht, waren ihnen in den Stunden der Gefahr mit Trost und Hülfe
nahe und erwiesen stch als treue Diener Gottes. Außerordentlich war der
Eindruck, den die Nachricht von der Zerstörung Lissabons in allen christlichen
Ländern machte; überall sprach stch die herzlichste Theilnahme an dem Schick-
sal seiner Bewohner aus, und Menschen aller Stände wetteiferten in der Unter-
stützung ihrer hart bedrängten Mitchristen. Spanien sandte Geld; England
Holz, Fleisch, Salz, Korn, Reiß, Mehl; Hamburg Hausrath, Bauholz, Bretter,
Kleidungsstücke; auch andere Staaten blieben nicht zurück; überall legte man
reichliche Gaben zusammen und sandte sie nach Portugal, und bald stand an der
Stelle der verschütteten Stadt eine neue schönere.
102. Europa.
Europa grenzt im Osten an Asien; die natürliche Grenze ist
bezeichnet durch das Uralgebirge, den Uralfluß, das westliche Ufer
des Kaspisees und den Kaukasus. Nach den übrigen Weltgegenden
ist es von Wasser umgeben, von dem Mittelmeer gegen Afrika, dem at-
lantischen Ocean gegen Amerika, von dem Eismeer gegen Norden.
Als besondere Theile dieser Meere sind zu nennen 1) das weiße
Meer. 2) Die Ostsee mit dem finnischen und bothnischen Meerbusen.
3) Die Nordsee mit dem tiefen Jahdebusen, dem Dollart und der
Zuydersee. 4) Das Meer zwischen der Nordküste Frankreichs und der
Südküste Englands — der Canal. 5) Das Meer zwischen der West-
küste Frankreichs und der Nordküste Spaniens — der Golf von
Biscava. 6) Das mittelländische Meer, welches man mit einem groß-
ßen, in Hofräume, Gänge und Seitenflügel eingetheilten Bau ver-
gleichen kann. 7) Das schwarze Meer. — B?n den 180000 sls Meilen,
welche Europa mißt (auf eine Quadratmeile lallen fast 18000 würt-
tembergische Morgen), kommen 10000 aus ie Inseln und 40000
auf die Halbinseln. Der Umfang des Land beträgt 5000 Meilen,
wovon 4300 auf die Küstenlinie kommen. vm. Hauptströme Europas
sind durch den ganzen Welttheil nach allen Achtungen hin vertheilt;
die meisten haben weit verzweigte Wassern-- - die Räume zwischen
ihren Mündungen sind durch zahlreiche Küllraflüsse ausgefüllt und
viele sind durch Kanäle verbunden, selbst solche, welche nach entge-
gengesetzten Meeren fließen. Die längsten sind: die Patschova, Dwina,
Düna, der Niemen, die Weichsel, Oder-Warthe, Elbe-Moldau,
Weser, Rhein-Maas-Schelde, die Seine, Loire, Garonne-Dordogne,
der Drrero, Tajo, Guadiana, Guadalguivir, Ebro, die Rhone-
Saone, der Po, Donau-Inn, der Dnjester, Dnjepr, Don, die Wolga. .
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Extrahierte Personennamen: Biscava
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Lissabons England Hamburg_Hausrath Portugal Europa Europa Asien Kaukasus Afrika Amerika Frankreichs Englands Frankreichs Spaniens Europa Europas Dwina Oder-Warthe Elbe-Moldau Rhein-Maas-Schelde Garonne-Dordogne Guadiana Donau-Inn
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reich Frankreich. 6) Niederlande — das Königreich Holland und das
Königreich Belgien. 7) Die Schweiz mit zwei und zwanzig Kantonen.
Es leben in Europa um die Mitte des neunzehnten Jahrhun-
derts etwa zweihundert, sechs und fünfzig Millionen Menschen. Sie
gehören, bis auf einige Millionen, entweder zu der germanischen
Völkerfamilie, wie die Deutschen, die Holländer, die Skandinavier,
die Engländer, oder zu der romanischen, wie die Franzosen, die
Spanier, die Italiener u. a., oder zu der slavischen, wie die
Russen, die Polen, ein Theil der Bewohner Ungarns und Böhmens
u. a. Mit Ausnahme von einer Million Nomaden haben sie feste
Wohnsitze. Bis auf zehn Millionen (darunter drei Millionen Juden,
sechs und eine halbe Million Muhammedaner und eine Million Heiden),
bekennen die Einwohner von Europa die christliche Religion, und
zwar gehören sechzig Millionen (im Osten) zu der griechisch-katholi-
schen , hundert und dreißig Millionen (im Südwesten) zu der römisch-
katholischen , und sechzig Millionen im Nordwesten zu der evangeli-
schen Kirche nach ihren verschiedenen Zweigen.
Der Verkehr zu Land und zu Wasser, auf Landstraßen, Eisenbah-
nen, Kanälen und Flüssen, mit Dampf- und Segelschiffen bietet eine
außerordentliche Mannigfaltigkeit und Vollkommenheit dar und hat
eine Menge Erfindungen und riesenhafte Unternehmungen veranlaßt.
Die Eisenbahnen bilden bereits wahre Netze in Mitteleuropa, Frank-
reich und Großbritannien, in neuester Zeit werden deren auch in
Rußland und Ungarn, so -wie in Italien und Spanien gebaut,
und eine ununterbrochene Linie von Madrid bis Moskau steht be-
vor, eine Entfernung von 5 — 600 Meilen, welche von einem Schnell-
zuge in etwa fünf Tagen zurückgelegt werden könnte.
Wenden wir zum Schluß unsern Blick noch auf die Stelle, die
Europa auf der Erdkugel inne hat, so verdankt es seiner Lage in
dem gemäßigten Erdgürtel das schon erwähnte vortheilhafte Klima.
Sodann bemerken wir, daß es mit Asien, der Wiege der Menschheit
und ihrer Gesittung, zusammenhängt, dem frühe bevölkerten und
angebauten Nordafrika benachbart ist und im Westen Nordamerika
sich gegenüber hat, das von Europa aus seine Gesittung und einen
Theil seiner Bevölkerung erhielt. Ferner lockte der Europa auszeich-
nende Reichthuni an Meeresbuchten und Küsten dessen Bewohner
frühe aufs Meer hinaus, das nicht durch eine unübersehbare Aus-
dehnung, wie die des großen Oceans, zurückschreckte, sondern, zu-
mal im Süden, allenthalben das nahe Gegengestade einer Insel oder
Lesebuch. 14
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Niederlande Holland Belgien Europa Polen Europa Mitteleuropa Frank- Ungarn Italien Spanien Madrid Moskau Europa Asien Nordafrika Nordamerika Europa Europa
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seiße am Mittelmeer, von mehreren tausend Landhäusern umgeben; Handel mit dem
Morgenland; Oel; Seife; gegen 200 t. E. Straßburg, in der Nheinebene, Süd-
deutschland bedrohende (ehemals beschützende) Festung; Münster.
In den Niederlanden:
Brüssel, östlich von der Schelde; feinste Spitzen; gegen 200 t. E. Ant-
werpen an der Schelde; Seehandel; Dom; gegen 100 t. E. Rotterdam an der
Maas (Rhein); Seehandel; gegen 100 t. E. Haag. Amsterdam an der Zuyder-
see, in sumpfigem Boden auf eingerammten Baumstämmen erbaut (wie z. B. bei
steinernen Brückenpfeilern geschieht); bedeutendste holländische Handelsstadt; von vielen
Kanälen durchschnitten; über 200 t. E.
In England:
London um die untere Themse, den Rheinmündungen gegenüber, wohl die
größte Stadt (nemlich auf der ganzen Erde); erste Handelsstadt; künstliche Wasser-
becken zu beiden Seiten des Flusses (Docks); Themsetunnel; größte Bierbrauerei;
Kirchen für die verschiedensten Sprachen und Glaubensbekenntnisse; St. Paulskirche;
Sammlungen und Vereine aller Art; Bibelgesellschaft; 2'/- Millionen E. (gleich der
Bevölkerung Württembergs und des halben Badens zusammen), darunter auch viele
Deutsche; deutsches Hospital; jährliche Vergrößerung Londons etwa um die Häuser-
zahl Stuttgarts; schroffster Abstand zwischen Armut und Reichthum. Liverpool,
zweite größte Handelsstadt, und Manchester, größte Fabrikstadt; dort Einfuhr, hier
Verarbeitung der Baumwolle; jede um 400 t. E. Leeds, der größte Tuchmarkt;
eine Tuchhalle mit 1800 Ständen; gegen 200 t. E. Diese drei Städte im Norden
von England bilden mit den vielen großen Städten um sie her die gewerbsamste
Gegend auf der ganzen Erde. Birmingham. in der Mitte Englands, erste Fabrikstadt
in Metallwaaren aller Art; im Jahr mehrere 100 t. Gewehre; in einer Fabrik sechzig
Millionen Stahlfedern jährlich; 200 t. E. Bristol, im Südwesten; Seehandel;
Gießereien; über 100 t. E. Edinbourgh, über Hügel und Thäler hin schön
gebaut; 200 t. E. Glasgow; etwa 14,000 Baumwoll-Webstühle; 300 t. E. Beide
Städte in Süd-Schottland. Dublin, an der irischen See; irische Leinwand. 300 t. E.
Cork an einem schönen Hafen; Seehandel; irische Auswanderung; über 100 t. E.
In Italien:
Turin, eine der schönsten und regelmäßigsten Städte Italiens, gegen 200 t. E.
Mailand; Dom ans weißem Marmor mit 5000 Standbildern; Seidenfabriken; Käse-
und Getreidemarkt; gegen 200 t. E. Venedig, zwischen Sümpfen (Lagunen genannt),
ans vielen Inseln, erbaut auf eingerammten Baumstämmen; Gondeln statt der Wa-
gen; viele Brücken; lange Eisenbahnbrücke; Paläste; Markusplatz; Seehandel;
100 t. E. Diese drei Städte in der Po-Ebene. Florenz, am Arno; Dom;
Kunstschätze; über 160 t. E. Rom, in wenig angebauter Gegend, an der Tiber, in
der Mitte Italiens und des südlichen Europas; an Denkmälern reichste Stadt Euro-
pas; einst Beherrscherin der heidnischen, darauf der christlichen Welt (Pabstthum);
über 300 Kirchen; St. Peterskirche, die größte aller Kirchen; Kunstschätze; gegen
200 t. E. Neapels an einem der schönsten Golfe, nahe dem Vesuv; Toledostraße;
400 t. E. Lazzaroni's. Palermo auf der Insel Sicilien; der Winter milder
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Extrahierte Personennamen: Arno
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Rotterdam Maas_(Rhein England London Rheinmündungen Badens Londons Stuttgarts Leeds England Birmingham Englands Bristol Glasgow Süd-Schottland Dublin Italien Italiens Mailand Rom Italiens Europas Palermo Sicilien