Moor und Marsch.
23
erheblich ist auch der Nutzen, der von der Narbe des Hochmoors durch Hutungen und
Hieb von Heidplaggen zum Düngen und zur Streu gewonnen wird. Die „Moordamm-
Kultur" besteht in der Bedeckung des Tiefmoors, das vorher entwässert sein muß,
mit einer 11 cm starken Moorschicht, die aus Gräben entnommen ist, und dann
mit Sand. Dadurch werden die Wachstumsbedingungen für Ackerfrüchte so günstig
gestaltet, daß die derartig behandelten Böden an Höhe und Sicherheit der Erträge
dem besten Marschboden gleichkommen. Endlich aber hat der Chemiker das unan-
gegriffene Hochmoor selbst erobert, indem er den Bauer lehrte, künstlichen Dünger in
seine bare, blanke Narbe zu tun, und nunmehr wogen auf der ehemaligen Wüstenei
die schönsten Roggenfelder, während die Niedermoore zu ertragreichen Wiesen oder
Weiden aufgebessert werden.
Dennoch beruht die zweckmäßigste Nutzung auf der Fehnwirtschaft (Fenn, Fehn,
Venn — Morast). „Sie bedingt^ zunächst die völlige Abtorfung der Fläche, wobei
die oberste, als Brenntorf nicht verwendbare Schicht, die .Bunkerde' (Moostorf und
Heiderde), in Stücken von 0,30 — 1 m ,abgebunkt', d. h. auf den schon abyetorsten
Untergrund geworfen wird. Sodann wird sie mit mindestens 10 cm Sand bedeckt,
der mit der obersten Schicht der Bunkerde durch mehrmaliges Pflügen eng vermischt
wird. Die so gewonnene Ackerkrume verlangt in der ersten Zeit eine sehr starke
Düngung, gibt dann aber vorzügliche und sichere Ernten. Die Bunkerde verzehrt sich
in wenigen Jahrzehnten, und es bleibt, da der Untergrund des Moores meistens aus
schwach eisenhaltigem Sand und nur ganz selten aus Lehm und Klei besteht, ein Humus-
reicher Sand als Ackererde zurück." Damit aber dieses erfreuliche Ergebnis erzielt
werden kann, ist eine umfangreiche Wasserwirtschaft Vorbedingung. Ein Hauptkanal
vom abzutorfenden Moor nach dem nächsten Flusse oder einem andern Kanal muß
gezogen werden, und wenn das Werk recht gedeiht, begleitet ihn später ein paralleler
Wasserzug für die schnellere Hin- und Rückfahrt: beide werden durch rechtwinklig
einlaufende Kanäle vereinigt. Die Hauptwieke ist „die Mutter der Fehntjers, die ihm
Milch und Brot gibt". An sie gliedert sich das Netz der kleineren Wasserstraßen, der
Inwieken und Hinterwieken, daneben auch der Landstraßen, und wenn da günstige
Absatz- und auch Abwässerungsbedingungen vorhanden sind, entwickelt sich im Laufe
der Jahrzehnte ein rechtwinklig gegliedertes Gitterwerk von Gehöften, schließlich eine
Stadt. In mustergültiger Weise ist die Fehnfrage gelöst worden von der holländischen
Stadt Groningen, aber die niedersächsischen Fehne sind — mit Ausnahme der olden-
burgischen und der älteren im Reg.-Bez. Stade ans dem 18. Iahrh. — weit hinter
diesem Muster zurückgeblieben. Die meisten sind aus Mangel an Erfahrung oder an
Mitteln in minder gelungenen Versuchen steckengeblieben; auch das Papenburger, eins
der größten unter den deutschen, steht den holländischen stark nach. Die für alle nord-
westlichen Moore wirkende Zentral-Moorkommission in Bremen und ihre Versuchs-
station haben Wesentliches erzielt, aber große praktische Erfolge werden erst gewonnen
werden durch holländische Lehrmeister, die ihr Werk im Burtanger Moor begonnen
haben. Neuerdings hat eine starke, vom Staate geförderte Bewegung eingesetzt, die
Moore der Besiedlung zu gewinnen, sie hat vor allem die Nutzbarmachung der Hoch-
moore, nicht die Fehnwirtschaft zum Ziele, und in Hannover ist die erste amtliche
„Moorstelle" ins Leben getreten. Ihre Aufgabe ist es, alle bisherigen Erfahrungen
in der Moorkultur zu sammeln und zu verwerten.
Da, wo die Flüsse langsam und an den Küsten durch die Flut gestaut zum Meere
ziehen, lassen sie den Schlamm zu Boden fallen, den sie aus dem Berglande mit sich
führen, und dieser bildet dann das Marschland, das an den breiten Mündungsbusen
unserer großen Ströme sich am weitesten ausgedehnt. Zwischen den Mündungen der
Elbe und der Ems liegen 3386 qkm solchen Bodens, von dem etwa die Hälfte zweimal
täglich von Salzwasser überspült werden würde, wenn er nicht künstlich geschützt wäre.
' E.stumpfe, Die Besiedelung der deutschen Moore. Leipzig 1903, S. 104 ff.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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32
Ii. Landschaftskunde.
die Gunst der Lage durch Anlegung von Häfen ausgenutzt, die wenigstens mittel-
großen Seeschiffen zugänglich sind. Es ist gleichsam ein Vorort Hamburgs, von dem
es durch mehrere Elbarme und die große Insel Wilhelmsburg getrennt ist. Elb-
brücken, großartiger Blick auf die Elbe und Hamburg-Altona. Die Mündung des
Köhlbrand, des Hauptzuwegs zur Elbe, ist verlegt worden, damit für die Hamburger
Hafenanlagen links von ihm Platz gewonnen wurde. Harburg war 1910 mit einem
Verkehr von 307000 aus- und einlaufenden Registertonnen der dritte Hafen der Provinz
und besitzt eine außerordentlich rührige Fabriktätigkeit. 67025 Einw. (1850:3000). —
Der noch weit zerstreute Ort Wilhelmsburg auf der gleichnamigen Insel ist durch
die Hamburger Industrie zu 28225 Einw. angewachsen.
3. Das Mündungsgebiet von Elbe und Weser.
b) Mit dem Alten Lande, zwischen Harburg und der Schwinge bei
Stade, beginnen die Marschen des Herzogtums Bremen, die wie „ein goldener
Saum den abgeschabten Purpurmantel der Heide umrändern".
Im 12. Iahrh. wurde das Alte Land von eingewanderten Flamändern (Holländern)
besiedelt, und dieser stattliche Menschenschlag hat bis heute zum Teil seine Volkstracht,
so die Frauen ihren reichen Silberschmuck, noch nicht ganz abgelegt. Saubere, von
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
52
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Harz und im Hügellande nördlich von diesem. Von den Pferdestärken der
Dampfmaschinen Preußens kommen auf Hannover allerdings nur 6,3 °/o.
Braunschweig besitzt 27, Hannover 39 guckersiedereien, die namentlich im
Südosten liegen. In der Biererzeugung kamen dort 112, hier 61 I auf den
Kopf, gegenüber 99 I im Zollgebiete. In Braunschweig ist die Jute-Industrie
höher entwickelt als sonst irgendwo im Reiche. - Als eigentümliche Gewerbs-
zweige sind zu nennen die Zement- und Ziegelbrennerei. - Die früher
im südlichen Hannover blühende Leinenerzeugung, die auf Hausfleiß be-
ruhte, geht immer mehr zurück.
9. Verkehrsmittel und Handel. 3) An Chausseen und Landstraßen
(nicht Feldwegen) kamen 1911/12 in Braunschweig auf je 100 qkm: 79 km,
in Hannover 43 km, in ganz Preußen: 39 km.
Dem wohlgepflegten braunschweigischen Straßennetze kommt kaum ein anderes
im ganzen Reiche gleich. Der hannoversche Straßenbau hat sich einen guten Ruf er-
roorben durch die Anlage der schwierigen Moor- und Marschstraßen.
b) Im Jahre 1910 kamen in Braunschweig 174,1 km vollspurige Eisen-
bahnen auf 1000 qkm, in Hannover 83,2, in ganz Preußen 103,3, im
Reiche 109,1- hingegen kamen auf je 100000 Einw. in Braunschweig 129,3,
in Hannover 109,4, in Preußen 90,3, im Reiche 89,1 km solcher Bahnen.
Als älteste Bahn wurde 1838 in Braunschweig die Linie Braunschweig —
Wolfenbüttel vollendet, in Hannover 1844 die Linie Hannover —Braunschweig. Die
wichtigsten Bahnlinien sind die, welche von den beiden Hauptstädten ausstrahlen, so-
dann die Linien Magdeburg — Kreiensen — Holzminden-Cöln; Berlin — Bremen — Bre-
merhaven und Emden. Gib nach der Karte den Verlauf jener Linien und die An-
schlüsse nach den Nachbarländern an! — Von den 3204 km Bahnen Hannovers waren
1910: 1292 km Nebenbahnen, auf deren Ausbau sich neuerdings die einzelnen
Kreise zur Förderung des Ortsverkehrs gelegt haben? in Braunschweig waren von
694 km Bahnen insgesamt 65 km „schmalspurige".
Hauptsitze der Handelstätigkeit sind die Städte Braunschweig und Han-
nover, in zweiter Linie folgen Lüneburg, Osnabrück und die 5. 54 unter e)
genannten Seehäfen.
c) Die Nordwestecke des Deutschen Flachlandes besitzt, die entsprechenden
Gebietsteile von Oldenburg und Bremen und die Anschlüsse nach Holland hin
mitgerechnet, mehr als 2000 km über 1 m tiefer Kanäle. Es sind zumeist
schmale, aber kahnbare und zum Teil auch kleinen Seeschiffen zugängliche
Moorkanäle. Ts mißt 73 km der in etwas bedeutenderen Maßen 1887
angelegte Ems — Jade-Kanal, und zum Teil gehört hierher der 283 km
lange Dortmund — Emshäfen-Kanal.
Unter jenen schmalen Wasserstraßen im Moore haben vor allem segensreich
gewirkt die Fehnkanäle (f. S. 23). Eine andere Gruppe von Wasserstraßen sind
die Schiffahrtskanäle, die das Hochmoor erschließen, und zu diesen gehört der
Ems—jade-Kanal. Er hat rund 14 Mill. M gekostet und besitzt 8,5 m Sohl-,
17,62 m Wasserspiegelbreite bei 2,i m Tiefe. Nach der Wilhelmshavener Seite hin
ist er 3 m tief, aber er hat den gehegten Erwartungen so wenig entsprochen, daß eine
Vergrößerung, die ihn der Beförderung der westfälischen Kohle nach Wilhelmshaven
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Bevölkerung. — Verkehrsmittel und Handel.
39
wo im Reiche. — Als eigentümliche Gewerbszweige sind zu nennen die
Zement- und Ziegelbrennerei. — Die früher im s. Hannover blühende
Leinen erzeug nng, die auf Hausfleiß beruhte, geht immer mehr zurück.
9) Verkehrsmittel und Handel, a. An Ch ansseen und Landstraßen
(nicht Feldwegen) kamen 1894 in Br. auf je 100 qkm: 86 km, 1895 in Han-
nover: 36 km, iu ganz Preußen: 26 km.
Dem wohlgepflegten brannschweigischen Straßennetze kommt kaum ein anderes im
ganzen Reiche gleich. Der hannoversche Straßenbau hat sich einen guten Ruf erworben
durch die Anlage der schwierigen Moor- und Marschstraßen.
d. Im Jahre 1897 kamen in Braunschweig 13,3 km Eisenbahnen auf
100 qkm, in Hannover 6,z?, in ganz Preußen 7,91, im Reiche 8,53; hin-
gegen kamen auf je 10000 E. in Br. ll,i, in H. 10, in Preußen 8,85, im
Reiche 8,74 km Eisenbahnen.
Als älteste Bahn wurde 1838 in Br. die Linie Brannschweig-Wolfenbüttel vollendet,
in H. 1844 die Linie Hannover-Braunschweig. Die wichtigsten Bahnlinien sind die-
jenigen, welche von den beiden Hauptstädten ausstrahlen, und die Linie Magdeburg-
Kreiensen-Holzminden-Köln. — Gieb an nach der Karte den Verlauf dieser Linien und
die Anschlüsse nach den Nachbarländern! — Von den 2453 km Bahnen Hannovers
waren 1897 628 km Kleinbahnen, auf deren Ausbau sich neuerdings die einzelnen
Kreise zur Förderung des kleinen Ortsverkehrs gelegt haben; in Br. waren es 142 von
488 km.
c. Hauptsitze der Handelsthätigkeit sind die Städte Braunschweig und
Hannover, in zweiter Linie folgen Lüneburg, Osnabrück und die unter k. ge-
nannten Seehäfen.
6. Die N.w.-Ecke des deutschen Flachlandes besitzt, die entsprechenden
Gebietsteile von Oldenburg und Bremen und die Anschlüsse nach Holland hin
mitgerechnet, die ansehnliche Zahl von rund 300 km schmaler, aber kahnbarer
und zum Teil auch Flußschiffen zugänglicher Moor-Kanäle. Dazu kommt mit
73 km der in etwas bedeutenderen Maßen 1887 angelegte Ems-Jade-
Kanal.
Unter jenen schmalen Wasserstraßen im Moore haben vor allem segensreich gewirkt
die Fehn-Kanäle, die dazu dienen, die großen Moore zu entwässern, den Absatz ihrer
Erzeugnisse, namentlich des Torfes, und die Zufuhr der benötigten Stoffe zu ermöglichen,
und welche die Wüsteneien in blühende Landschaften verwandelt haben. Eine andere Gruppe
von Wasserstraßen sind die Schiffahrtskanäle, die das Hochmoor erschließen, und zu
diesen gehört der Ems-Jade-Kanal. Er hat rund 14 Mill. Mark gekostet und besitzt
8,50 m Sohl-, 17,62 rn Wasserspiegel-Breite bei 2,1 rn Tiefe. Nach der Wilhelmshavener
Seite hin ist er 3 rn tief, aber er hat den gehegten Erwartungen so wenig entsprochen,
daß eine Vergrößerung, die ihn der Beförderung der westfälischen Kohle nach Wilhelms-
Häven zugänglich macht, sich nicht umgehen lassen wird. Die merkwürdige Kesselschleuse bei
Emden s. in der Vogelschau über diese Stadt S. 58. — Unter den übrigen Kanälen
sind durch ihre Länge oder ihre Bedeutung bemerkenswert der Hadeler K., der, 33,7 km
laug, vom Bederkesaer See mit Benutzung der Medem in die Elbe führt und für die Me-
lioration jener Gegend Bedeutendes geleistet hat, während der Geeste-K. von jenem See
nach der Weser zieht; sodann der Hunte-Ems-K. mit 44,2 und der Süd-Nord-K-
mit 45,2 km. Dieser bildet einen Teil der künstlichen Wasserstraßen, die von der Vechte
abwärts zwischen der Ems und der holländischen Grenze nach N. ziehen. — Eine eigen-
artige Anlage in den kleineren, grabenartigen Kanälen sind die Klappstaue, das sind
viertelkreisförmige Klappen aus Holz, die zwischen starken Holzwänden eingeklemmt sind
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Braunschweig Hannover H. Hannover Oldenburg Bremen Holland Wilhelms-
Häven Emden
40
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
und das Oberwasser vom Unterwasser
trennen. Jene Klappen schwingen an
ihrem unteren Ende um eine Welle
und können von dem auf- wie ab-
wärts gehenden Kahne niedergedrückt
werden. Nach seinem Durchgange
richten sie sich von selbst wieder auf.
Dem Verkehr der Küstenfahrer
und der flachgehenden Dampfer,
welche die Inseln anlaufen, dient
die zwar seichte, aber wohlge-
schützte, belebte Fahrstraße in den
Watten, die mit Baken und Ton-
nen bezeichnet ist. Indessen anch
dem Großverkehr wird unser Bin-
nenland erschlossen werden dnrch
den nahezu vollendeten Dort-
mund-Ems-Kanal.
Dieser soll durch eine Fahrstraße
von fast 300 km den Berkehr des
Niederrheins, den dessen w. Biegung
nach Holland ablenkt, dem Reiche
sichern und wird hoffentlich den Ems-
Häsen neues Leben bringen. Er geht
an Münster vorbei bis an die Hase-
münduug, dann im Bette der vertief-
ten Ems bis 9 km vor Emden und
zuletzt als Seitenkanal in den Dollart.
Tiefe 2^ in, Spiegelbreite 30, Sohl-
breite 18 m.
Geplant wird sodann der Mittel-
lttnd- oder auch Rhein - Weser-
Elb-Kanal. Er soll bei Bewer-
gern vom Dortmund-Ems-Kanal
abzweigen, bei Bramsche die Hase,
bei Minden die Weser, n. von
Hannover die Leine und sodann an-
dere Nebenflüsse der Aller über-
schreiten, die Niederung des Dröm-
lings benutzen und, neben der Ohre
abwärtssteigend, bei Henrichsberg,
n. von Magdeburg, die Elbe erreichen.
Er bietet gewissen Bedenken gegen-
über den nicht häufig in der Welt
vorkommenden Vorteil, daß er auf
325 km Länge nur 6 Schleusen nötig
hat, dabei auf 173 km gar keine. Ge-
plante Stichkanäle: nach Osnabrü ck,
Stadthagen. Hannover - Linden,
Hildesheim, Peine, Braun-
schweig und Magdeburg.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 99 —
Kaiser Wilhelm Ii. und Kaiserin Auguste Viktoria.
kümmert sich um alle Angelegenheiten des Landes: um das Heer, die Flotte, große Bauten, um die deutschen Kolonien, um Kirche und Schule, und die Abgeordneten der Arbeiter finden bei ihm ebenso freundliche Aufnahme als die der Fabrikbesitzer. (Deutsche Jugend 5, Anhang, S. 338: Unser Kaiser und die Arbeiter.) Überall, wo Not ist, möchte er sie lindern, und wenn jemand Unrecht leidet, möchte er ihm zum Rechte verhelfen. Handel und Verkehr förderte er besonders durch Vollendung des unter Wilhelm I. begonnenen Nordostsee-Kanals (Kaiser Wilhelm-Kanals). (Deutsche Jugend 3, S. 132: Kaisers Geburstag, und 5, S. 338: Kaiser Wilhelm Ii.)
54. Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Brannschweig. 1885—1906.
1. Tod des Herzogs Wilhelm. Am 25. April 1881 feierte Herzog Wilhelm unter dem Jubel der Bevölkerung seine 50 jährige Regierungszeit. Drei Jahre darauf (1884) starb er in seinem Lustschlosse Sibyllenort in Schlesien. Mit ihm war das Fürstenhaus der Welfen in Braunfchweig ansgestorben.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Auguste_Viktoria Wilhelm_I. Wilhelm Albrecht_von_Preußen Albrecht Wilhelm Wilhelm
4
Allgemeine Übersicht.
Fulda vereinigt. L. Emmer, Werre, Aue und Hunte, durch den Dümmer.
R. Aller mit Oker, Fnse, Leine, Oertze und Böhme; die Lesum, die aus
der Wümme und Hamme entsteht, und die Geeste. Haupthäfen Münden,
Holzminden, Hameln, Nienburg, Blumenthal und Geestemünde.
Werra und Fulda sind bereits vor dem Eintritt in hannoversches Gebiet
kahnbar, und die mittlere Fulda ist auch durch eine größere Strecke hiu kanalisiert,
während dies für die eigentliche W es er oberhalb Bremens noch aussteht. Immerhin
geht die regelmäßige Dampfschiffahrt — von Dürrezeiten abgesehen — bis Münden,
so daß der Strom 411 km Fahrrinne besitzt (die Elbe hat 846), und bis Bremen
gelangen seit der großartigen Regelung und Tieserleguug des Unterlaufes Seeschiffe
vou 5| m Tiefgang. Im Seeverkehr ist Geestemünde der zweite Hafen Hannovers
(s. S- 48). Wie die Elbe und die Ems besitzt auch die Weser eine weite, schlanch
förmige Mündung, nach N.n.w, zum tiefsten Ebbespiegel abgebogen. Die Kanali-
sierung der Aller von Celle bis zur Leinemündnng ist begonnen.
Zum Gebiete der Weser gehört das Steinhuder Meer.
g. Die Jade. Wilhelmshaven.
Das oldenburgische Flüßchen Jade ist ganz unbedeutend, da sein Mündungs-
gebiet durch den Einbruch des Meeres in den Jadebuseu verwandelt ist.
d. Die Ems entspringt nahe dem S.o.-Ende des Teutoburger Waldes,
durchfließt den Meerbusen Dollart, mündet ins Meer als Oster- und
Wester-Ems zu beiden Seiten von Borkum. Nebenflüsse Hase und Leda oder
Lede. Haupthäfen Papenburg, Leer und Emden. Die Bildung des Dollart
hat im 13. Jahrhundert begonnen und bis ins 16. fortgedauert; feit 1545
haben die Holländer angefangen ihn durch Deichbauten einzuschränken.
Die Schiffbarkeit der Ems für kleine Flußschiffe beginnt bereits in der Provinz
Westfalen, Seeschiffe gelangen bis Papenburg. Den Fluß begleitet oder benutzt der
Dortmund—emshäfen-Kanal, s. S. 46 f.
e. Die Vechte, im Bentheimfchen, mündet als Vecht auf niederlän-
dischem Gebiet in die Südersee.
8) Unsere Heimat gehört zwei Staatsgebieten an:
Braun schweig ist ein Herzogtum, seit 1907 unter dem Herzog Jo-
Hann Albrecht als Regenten, Hannover ist eine Provinz des Königreichs
Preußen; seit dem 15. Juni 1888 König Wilhelm Ii., Deutscher Kaiser.
Braunschweig liegt ganz überwiegend im Südosten des Gesamtgebietes.
qkm Einwohner Einwohner auf 1 qkm
Braunschweig. . 3 672 485 958 132
Hannover . . . 38 506 2 759 544 72
Preußeu .... 348 702 37 293 324 107
Deutsches Reich . 540 777 60 641 278 112
9) Einteilung. Die Provinz Hannover, durch dazwischen liegende
andere Gebiete in 3 große Stücke gesondert, wird eingeteilt in die 6 Regie-
rnngsbezirke (R.b.):
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Blumenthal Jo-
Hann_Albrecht Albrecht Wilhelm
Nordwest-deutsches Tiesland.
21
(f. S. 31) werden wohl bei Sturm Stücke von ihr abgetrennt und abgetrieben und
müssen dann mit Kähnen wieder an ihre Stätte zurückgeschleppt werden. Im Grün-
landsmoore drängt zur Sommerzeit ein Blühen und Sprießen zum Lichte, das den
Pinsel der Künstler in den letzten Jahrzehnten immer wieder in Tätigkeit gesetzt hat.
Ebenso hat das öde Moor als eine Stätte harten Ringens mit der unfreundlichen
Natnr, eine Art Urgebiet inmitten der Kulturlandschaften, die Phantasie der Dichter
mächtig angezogen.
Von der Luft dnrch das Wasser abgeschlossen, verfallen die Pflanzenschichten des
Moors nacheinander einem langsamen Verkohlungsvorgauge, und dadurch entsteht der
Torf, der den Nutzungswert des Moors vor allem bedingt (f. S. 61). Er wird zum
Heizen, zur Torfstreu, isolierenden Deckschichten, als Spinnfaser und noch sonst in
mancherlei Weise verwertet. Dennoch stellt diese Nutzung eine Art Raubwirtschaft dar
und wird erst dann zweckmäßiger, wenn unten guter Kleiboden gefunden wird,- nur
zu oft aber lagert dürftiger Boden unten, auch Ort- oder Raseneisenstein (f. S. 23),
und selbst im Tiesmoore vergehen lange Jahre, ehe das Torfpolster wieder die alte
Höhe erreicht hat. Noch weniger gut steht es um das Abbrennen des Moors, das
zum Glück bald wohl ganz verschwunden sein wird. Im Hochmoore wird dabei die
oberste Pflanzendecke im trocknen Frühjahr in Brand gesetzt, endlose Wolken braunen
Moorrauchs wälzen sich bis tief ins Mittelgebirge hinein, und in den durch die
Asche gedüngten Boden sät der arme Moorkolonist seinen Buchweizen. Aber nach
etwa 6 Jahren ist die Krast des Bodens erloschen, und 30 Jahre muß er nun brach
liegen. Nicht sehr erheblich ist auch der Nutzen, der von der Narbe des Hochmoors
durch Hutungen und Hieb von Heidplaggen zum Düngen und zur Streu gewonnen
wird. Die „ M o o r d a mm-Kultur" besteht in der Bedeckung des Tiefmoors, das
vorher entwässert sein muß, mit einer Sandschicht. Dadurch werden die Wachstums-
bedingnngen für Ackerfrüchte so günstig gestaltet, daß die derartig behandelten Böden
an Höhe und Sicherheit der Erträge dem besten Marschboden gleichkommen. Endlich
aber hat der Chemiker das unangegriffene Hochmoor selbst erobert, indem er den
Bauer lehrte, künstlichen Dünger in seine bare, blanke Narbe zu tun, und nunmehr
wogen auf der ehemaligen Wüstenei die schönsten Roggenfelder.
Dennoch beruht die zweckmäßigste Nutzung auf der Fehnwirtschaft (Fenn, Fehn,
Venn = Morast). „Sie bedingti) zunächst die völlige Abtorsung der Fläche, wobei
die oberste, als Brenntorf nicht verwendbare Schicht, die „Bnnkerde" (Moostorf
und Heiderde), in Stücken von 0,30—1 m „abgebunkt", d. h. auf den schon abgetorften
Untergrund geworfen wird. Sodann wird sie mit mindestens 10 ein Sand bedeckt,
der mit der obersten Schicht der Bnnkerde durch mehrmaliges Pflügen eng vermischt
wird. Die so gewonnene Ackerkrume verlangt in der ersten Zeit eine sehr starke
Düngung, gibt dann aber vorzügliche und sichere Ernten. Die Bnnkerde verzehrt
sich in wenigen Jahrzehnten, und es bleibt, da der Untergrund des Moores meistens
aus schwach eisenhaltigem Sand und nur ganz selten aus Lehm und Klei besteht,
ein humusreicher Saud als Ackererde zurück." Damit aber dieses erfreuliche Er-
gebnis erzielt werden kann, ist eine umfangreiche Wasserwirtschaft Borbedingung.
Ein Hauptkanal vom abzntorfenden Moor nach dem nächsten Flusse oder einem andern
Kanal muß gezogen werden, und wenn das Werk recht gedeiht, begleitet ihn später
ein paralleler Wasserzug für die schnellere Hin- und Rückfahrt- beide werden durch
rechtwinklig einlaufende Kanäle vereinigt. Die Hauptwieke ist „die Mutter der
Fehutjers, die ihm Milch und Brot gibt." An sie gliedert sich das Netz der kleine-
ren Wasserstraßen, der Jnwieken und Hinterwieken, daneben auch der Landstraßen,
und wenn da günstige Absatz- und auch Abwüsserungsbedingnngen vorhanden sind,
entwickelt sich im Laufe der Jahrzehnte ein rechtwinklig gegliedertes Gitterwerk von
Gehöften, schließlich eine Stadt. In mustergültiger Weise ist die Fehnfrage gelöst
worden von der holländischen Stadt Groningen, und die niedersächstschen Fehne sind
— mit Ausnahme der oldenburgischen und der älteren im R.b. Stade aus dem 18.
1) E. Stumpfe, Die Besiedelung der deutschen Moore. Leipzig 1903, S. 104ff.
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Kanäle. — Seeschiffe.
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ualen sind durch ihre Länge oder ihre Bedeutung bemerkenswert der Hadeler K.,
der, 33,7 km lang, von Bederkesaer See mit Benutzung der Medem in die Elbe führt
und für die Melioration jener Gegend Bedeutendes geleistet hat, während der
Geeste-K., 10,i km lang, von jenem See nach der Weser zieht) sodann der Hunte—
Ems-K. mit 44,2 und der Süd-Nord-K. mit 45,2 km. Dieser bildet einen Teil
der künstlichen Wasserstraßen, die von der Bechte abwärts zwischen der Ems und der
holländischen Grenze nach N. ziehen. — Eine eigenartige Anlage in den kleineren,
grabenartigen Kanülen sind die Klappstaue, das sind viertelkreisförmige Klappen aus
Holz, die zwischen starken Holzwänden eingeklemmt sind und das Oberwasser vom
Unterwasser trennen. Jene Klappen schwingen an ihrem unteren Ende um eine
Welle und können von dem auf- wie abwärts gehenden Kahne niedergedrückt wer-
den. Nack seinem Durchgange richten sie sich von selbst wieder auf.
Der Dortmund—emshäfen-Kanal, 1899 vollendet, besitzt bis zur Hafe-Müu-
dung ein eigenes Bett, folgt darauf dem der vertieften Ems bis 9 km vor Emden
und läuft dann selbständig in den Emder Hasen. Tiefe 2'/?, Spiegelbreite 30, Soh-
lenbreite 18 m. Er hat dem Emder Hafen einen großen Verkehr zugewandt durch
die Einfuhr von Erzen und Roheisen und die Ausfuhr von Westfälischer Kohle.
Die Vorarbeiten zur größten künstlichen Süßwasserstraße des Reichs, dem Rhein—
Leine-Kanal, sind begonnen. Länge 314,2 km, Schleuseuzahl der Hauptlinie 8, Bau-
kosten 250,85 Nm. Jl. Er soll in 3 Teilstrecken sich gliedern, von denen die beiden
ersten außerhalb unseres Gebietes liegen.
a. Rhurort — Herne. Wegen eines Aufstiegs von 33,5 m vom Rhein aus sind
7 Schleusen notwendig.
b. Herne— Bevergern mit Benutzung des Dortmund — Emshäfen-Kanals,
1 Schleuse. Zweigkanäle: Datteln — Hamm, 1 Schleuse,- kanalisierte Lippe auf Strecke
Datteln —Wesel mit 10 Schleusen und Strecke Hamm — Lippstadt.
L. Bevergern—hannover über Bramsche—wittlage — Lübbecke —Min-
den— Übergang über die Weser und Verbindung mit ihr — Bückeburg — Stadthagen
— Seelze, ohne alle Schleusen. Zweigkanäle: Bramsche—osnabrück,
2 Schleusen) Abstieg zur Weser bei Minden, 2 Schleusen; Seelze—linden,
2 Schleusen? Weser-Kanalisierung Minden —Hameln.
Geplant wird endlich für oldenburgische Rechnung der Kanal Dörpen—oldenburg
von Dörpen a. d. Ems, s. von Papenburg, — Sedelsberg — Kampe — Oldenburg
in die auf 3 km für den Durchlauf von Ebbe und Flut rückwärts verlängerte untere
Hunte. Diese vermittelt die Fahrt nach der Weser. 2 Schleusen, größte Höhe nur
5,75 m, Baukosten 20 Mill. Jl. Zweigkanal Kampe—leda, die bis Leer kanali-
siert wird. Der Bau dieses Kanals ist freilich neuerdings wieder zweifelhaft geworden.
Dem Verkehr der Küstenfahrzeuge und der flachgehenden Dampfer, welche die
Inseln anlaufen, dient die zwar seichte, aber geschützte und recht belebte Fahrstraße
auf den Watten, die mit Baken, Büschen und Tonnen bezeichnet ist.
ä. Die Zahl der eigentlichen Seeschiffe über 17,65 t betrug in Hannover
am 1. Januar 1905: 863 mit 56434 Registertons Netto ^-Laderaum, sie
hat seit 1897 um 2 Schiffe zu, aber um 14000 t abgenommen. Ge-
wachsen ist in dieser Zahl die der Dampser von 74 auf 106, was zumeist
von der starken Zunahme der Geestemünder Fischerei-Dampser herrührt.
Die Flotte des ö. Teiles von Hannover ist um 11000 Tons größer als
die des w. Die Bremer Flotte besaß 1905: 693 870 Nettotonnen, aber
immerhin umfaßte die hannoversche den 5. Teil der preußischen.
i) Netto tonnen gelten für den Laderaum, Bruttotonnen für den gesamten
Raumgehalt des Schiffes. Gerechnet wird nach britischen Registertons zu 2,8 3 kbm,
welches Raummaß auch das Deutsche Reich für Seeschiffe angenommen hat.
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Extrahierte Personennamen: Kampe
Extrahierte Ortsnamen: Emden Rhein—
Leine-Kanal Herne Rhein Dortmund Hamm Hamm Lippstadt Minden Minden Papenburg Sedelsberg Oldenburg Hannover Hannover
Ostfriesland.
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Auf den Tangen, die ans dem Bonrtanger Moore bis ins Reiderland ziehen,
liegen stattliche, langgestreckte Ortschaften, die in ihrem Gepräge an die Niederlande
erinnern und sich in Weener zur Stadt verdichten, wahrend im Norder- und im
Harlinger-Lande die Gehöfte meist vereinzelt auf Werften (Sburtert) stehen. Das
Reiderlaud besitzt die furchtbarsten Polder, denn viel ist der Ems bereits von ihrem
Raube wieder abgerungen, und jüngst ist mit der niederländischen Regierung ein
großartiges Verlandungswerk verabredet worden, das durch Leitdämme, die von beiden
Seiten vorstoßeu, den Dollart f. von der Einmündung der Ems in Polderland ver-
wandeln kanu. Die Krummhörn {d. i. entweder die Grimme Hörn, oder so be-
nannt nach den auffällig krummen Wegen) ist von Kanälen durchzogen, die zum Teil
bei Emden münden. Um die Emsmünduug herum liegt der Boden unter der Durch-
schnittshöhe des Meeres.
Leer (12), aus einer Sandzunge an der schiffbaren Leda und unweit der Ems,
hat sich mit großen Kosten einen weiten Hasen geschaffen dadurch, daß eine Fluß-
schlinge der Leda durch Damm und Schleuse abgesperrt wurde. Aber es hat schwer
mit dem aufblühenden Emden (21) zu ringen. Dieses ist der bei weitem ansehnlichste
Platz des Landes mit geschichtlicher Vergangenheit, eine Stadt der Kanäle von ganz
holländischem Gepräge im alten Teile- höchst sehenswertes Rathaus mit bedeutender
Waffensammlung, E. lag ehemals unmittelbar an der Ems, aber die einst bedeutende
Blüte der Stadt wurde geknickt durch das Abweichen des Flusses nach S., und die
-Anlage eines Tiefs nach dem Flusse, wie die Fürsorge der Regierung konnte lange
Zeit diesen Anssall nicht wieder ausgleichen. Die Notlage hat sich mit einem
Schlage gewandt durch deu 1902 nüt eiuem Kostenaufwands von 7,6 Mill. Mark
vollendeten Außenhafen. Er ist mit den besten Mitteln des Güterumschlags ausge-
stattet, so einem elektrischen Kohlenkipper, der in einer Stunde 12 Waggons Kohlen
ius Schiff kippen kann, und einem elektrisch betriebenen Kran, der 40 t hebt. Durch
diese Anlagen und den über Erwarten besuchteu Dortmund—emshäseu-Kaual is. S. 47)
ist Emden in wenigen Jahren der erste Hasen Hannovers geworden,- seine Einwohner-
Zahl ist seit 1895 nm die Hälfte gewachsen. Ein umfangreicher Vorhafen, der 7 Jahre
Bauzeit erfordern wird, ist begonnen (s. S. 56.). E. besitzt 120 Seeschiffe, darunter
100 Logger für Hochseefischerei mit ruud 17 500 t Brutto, und ist, hiernach bemessen,
der 13. Hafen des Reiches. Einfuhr vor allem Getreide und Erze, Ausfuhr Köhlen.
Im n. Teile des Landes sind sämtliche größeren Orte an der Scheide von Geest
und Marsch erwachsen (warum?), so Norden, Esens und Wittmund. Norden (7),
die älteste Stadt Ostfrieslands, erfreut sich regen gewerblichen Lebens („Doornkaat")
und vermittelt dnrch den Hafen von Nord deich den starken Verkehr des Festlandes
mit Norderney. Große Telesuuken Station.
c. Die 7 arg verkleinerten ostfriesischen Inseln werden durch Stein-
brüstungen, Buhnen (d. s. rechtwinklig von der Küste ins Meer laufende
Steindämme) und durch Bepflanzen der Dünen mit großen Kosten geschützt
<s. S. 71). Die jüngste Insel, der als Dünenwall entstandene Memmert,
ist unbewohnt, Borkums ist ein bedeutendes Seebad und besitzt allein noch
Marschland, Norderneys) einen blühenden, stadtgleichen Badeort, dessen
Besucherzahl bald gegen 40000 i. I. anzuwachsen verspricht, und Langeoog
(Oog — Insel) ein vom Kloster Locknm unterhaltenes Hospiz für Badegäste;
es sind jetzt alle bewohnten Inseln auch Seebäder.
Ostfriesland war lauge Zeit durch kaum zugängliche Moore vom übrigen Reiche
säst inselgleich gesondert, und das hat bei den Ostfriesen die Pflege eigenartiger
Charakterzüge begünstigt, unter andern ein starkes Rechtsgefühl und Verschlossenheit
gegen Fremdes, und die stolze Tatsache, daß sie ein gutes Stück des Bodens, den sie
i) S. Bilderanhang S. 71. 2) D. i. wahrscheinlich Noder-niqe-ooqe — Norder
neue Insel. S. Bilder S. 72. a a
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