5. Kap. Gesch. der Künste v. 1740 b. 1810. 545
von le Blond zu einem Grade der Vollkommenheit gebracht,
den ihm Dagott) vergeblich streitig machte. Außer den Englän-
dern Nylano u. Ä., welche die Uebrigen übertreffen, sind die Blät-
ter von Bartolozzi, Scorodoomoff, Ploos von Amstel, Odo-
ardo Ragötti, vortrefflich. Die Manier der iüuminirten Ku-
pfer erreichte auch einen hohen Grad von Schönheit durch die
Italiäner, und besonders Volpñto. Alberti u. A. wandten sie
auf Landschaften an.
$. 5 Baukunst.
Geschickte Baumeister haben Vorschriften zur Aufführung
der Gebäude gegeben, und Gelehrte, die Kunstkenner waren,
haben gesucht, einen richtigen Geschmack darin aufrecht zu er-
hallen und fest zu stellen. Aber die zu gekünstelte Maurer, die
schon im vorigen Zeiträume herrschte, dauert fort; man entfernt
sich, um originell zu seyn, von den Regeln, welche die ehemah-
ligen großerr Baumeister befolgten, und begeht die deutlichsten
Wwersprüche in der Zusammensetzung. Indessen sind in diesem
Zeitraugre mehrere, ,eüe Fehler abgerechnet, vortreffliche Gebäude
errichtet, die den blühenden Zustand der Baukunst beweisen.
Alle Nationen haben geschickte Baumeister gehabt, besonders
die Franzosen. Die Engländer haben sich am wenigsten von
dem natürlichen Geschmacke entfernt. In der Brückenbaukunst
zeichnet sich besonders der Deutsche Wiebeking ans. — Man
hat in diesen letzter» Zeiten viel über die Gartenbaukunst geschrie-
den. Der widernatürlich gezierte französische und der steife hol-
ländische Geschmack haben dem die Natur nachahmenden engli-
schen weichen müssen, welches jedoch oft bis zum Lächerlichen
übertrieben wird.
$. 6. Musik.
In allen europäischen Ländern wird die Musik getrieben.
Italien bleibt ihr Hauptsitz, sowohl in Hinsicht der Vortreff-
lichkeit seiner Komponisten, als der ausübenden Musiker. Zu
den erstem gehören Piccini, Paisiello, Anfoffi, Cimarosa u. A.
In Deutschland stieg die Musik gleich nach Telemann zu einer
außerordentlichen Höhe, und erhielt Arbeiter, die man den be-
sten italiänischen entgegen stellen kann. Dergleichen waren:
Graun, Hasse, Händel, Naumann, Gluck, die Dach, die
Benda, Dittersdorf, Mozart, Haydn, Schuster, Winter u.
v. A. Die Musiker der übrigen Nationen kommen den Ita-
liänern und Deutschen nicht bey. Die französische Musik nä-
hert sich mehr der italiänischeir; Gluck und Piccini stifteten in
M m
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397
z. Kap. Handel v. 1517 bis 1660.
Zeitraums im Besitze eines höchst einträglichen Manufaktur-,
Oekonomie - und Frachthandels. Antwerpen war die größte
Handlungsstadt im Westen und Norden. Aber sie und die süd-
lichen Provinzen litten so heftig in dem Freiheitskriege, daß
sich der Handel von da in die nördlichen Provinzen, und be-
sonders nach Amsterdam zog, welches Antwerpens Stelle ein-
nahm, 1585. Der holländische Handel erreichte nun eine Hö-
he , in der er alle andere Nationen hinter sich ließ. Den größ-
ten Gewinn gab ihnen der Handel nach Ostindien. * Sie
gingen zuerst 1595 dahin, machten daselbst die größten Erobe-
rungen, stifteten 1602 die äußerst bereichernde ostindische Kom-
pagnie , und bemächtigten sich ausschließend des Gewürzhandelö
und des Handels nach Japan. Im I. 1609 nahm die Giro-
bank in Amsterdam ihren Anfang, 1621 eine westindische
Gesellschaft, und 1624 die Levantehandlungs-Kammer. Die
westindische Gesellschaft eroberte Brasilien, verlor es aber
wieder. In Holland findet man die erste Erwähnung der Asse-
kuranzen und den ersten Tilgungsfond. Der Handel hatte noch
einige andere Unterstützungen, aber mehrere Umstande waren
ihm auch sehr hinderlich, wozu man besonders die Folgen der
innern Kriege und die noch mangelhafte Schifffahrt rechnen
muß.
Viertes Kapitel.
Geschichte der Religion.
f. 1. Heidnische, jüdische, muhammed. Religion.
^ie heidnischen Religionen litten keine bekannten wichtigen
Veränderungen. In dem Innern der jüdischen Religion ist
dieses derselbe Fall; die Juden seufzten noch immer unter Ver-
folgungen und Druck in allen Ländern. Die osmanischen Sul-
tane sind die Chalifen der Sunniten; die Alicen erwarten die
Wiederkehr Muhammeds Mehdy, ihres letzten, 87z verschwun-
denen, Chalifen.
§. 2. Christliche Religion. Kirchenverbesserung.
Zu der christlichen Religion wandte sich eilt Theil der Hei-
den in dem nördlichsten Europa. Die Missionare der Katholi-
ken und Protestanten machten in den andern Welttheilen Pro-
selyten. Aber diese Bekehrungsgeschafle waren mehr schim-
mernd, als von wesentlichem Nutzen.
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8. Kap. Revolut. in Holland v. 178z b. 1306. 607
$. z. Revolution in den vereinigten Niederlanden bis zum
24sten May 1806.
Die Unzufriedenheit der aristokratischen Partey Ln den Nie-
derlanden gegen den Erbstatthalter zeigte sich nach dem ver-
lustvollen Frieden mit Großbritannien im Jahre 178 z heftiger,
da man ihn und den Herzog von Braunschweig, Ludwig, hol-
ländischen Feldmarschall, beschuldigte, daß sie diesen Verlust
durch Mangel an wirksamen Vorkehrungen zur Gegenwehr her-
vor gebracht hätten. Man brachte es dahin, daß der Herzog
1784 die holländischen Dienste verließ. Die Anti-Oranier hat-
ten angefangen, sich zu bewaffnen underercir-Kompagnieen zu
bilden. Dem Erbstatthalter wurden verschiedene Rechte, die
er bisher ausgeübt hatte, entzogen. Die Provinzen und Stände
waren getheilt, Holland war fast ganz gegen ihn, und Gel-
dern fast ganz auf Seiten des Prinzen. An der Spitze der
Gegenpartey stand der Groß - Pensionär Bleiswyk, die Pensio-
näre Gyzelaar, Berkel, u. A. Bey einem in Haag entstan-
denen Tumulte nahm man dem Prinzen das Kommando da-
selbst, am 8ten Sept. 178;, worauf er die Stadt verließ.
Zwischen der Republik und Frankreich wurde am roten Nov.
ein Dündniß geschlossen. In den Städten Utrecht, Eiburg und
Hattem wurde der oranisch - gesinnte Magistrat abgesetzt. Der
Erbstatthalter ließ die beiden letzten Städte, auf Verlangen
der geldrischen Stände, mit Truppen besetzen, am 4ten Sept.
1786. Die Staaten von Holland erklärten dieses für einen
Mißbrauch seiner Rechte, suspendirlen ihn, am 2 2 sien Sept.,
von der General-Kapitains-Stelle ihrer Provinz, und zogen
an ihrer Gränze einen Truppen-Kordon. Der Bürgerkrieg
kam in Utrecht zum Ausbruche. Der Prinz und die Gegen-
partey zogen die Truppen an sich, die es mit ihnen halten woll-
ten. Die Anti-Oranier wurden von dem General Ryssel und
von dem Rheingrasen von Salm angeführt; die Staaten von
Holland ernannten eine Vertheidigungs-Kommission. Allein
die Anti-Oranier waren unter sich im höchsten Grade uneinig,
da auch hier eine demokratische Partey die Oberhand gewann;
die Aristokraten, Urheber des Aufstandes, zogen sich nicht itur
zurück, sondern schlugen sich auch öffentlich und insgeheim zu
des Statthalters Partey. Der Prinz war allein nicht stark
genug, etwas auszurichten. Großbritannien und Preußen hat-
ten für ihn ohne Erfolg Vorstellungen gethan; den Ami-Ora-
niern versprach Frankreich Beystand Die Sache erhielt eine
entschiedene Wendung, als die anti-oranischen Vorposten die
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Berkel Ryssel Salm
Extrahierte Ortsnamen: Holland Niederlanden Nie- Braunschweig Holland Frankreich Utrecht Eiburg Holland Utrecht Rheingrasen Holland Frankreich
2. Kap. Entsteh, der Rep. der vereinigten Niedert. 42 z
Zweytes Kapitel.
Entstehung der Republik der vereinigten
Niederlande. Philipps Ii., Marlens und
Elisabeths Regierung.
f. 1. Abfall der Niederlande von Spanien.
ivarl V. hatte alle siebzehn niederländische Provinzen zusam-
men gebracht, und wußte die, wegen seiner despotischen Maaß-
regeln und seiner Verfolgung der Reformirren, entstandenen Un-
ruhen immer zu stillen. Der schwermüthige, bigotte , stolze
und grausame Philipp Ii. erneuerte den geistlichen und welt-
lichen Druck weit heftiger, durch die Regentinn Margarethe,
seine Halbschwester, und den Regierungsrath, vornehmlich den
Kardinal Granvella, 1559. Das Mißvergnügen wurde bald
laut und allgemein. Der Prinz Wilhelm von Nassau-Oranien,
Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht, und der Graf
von Egmont, Statthalter von Flandern und Artois, waren auf
der Seite der Mißvergnügten. Der Adel errichtete einen Kom-
promiß, 1564, seine Deputaten aber wurden bey Ueberreichung
einer Bittschrift Bettler oder Gueux genannt, woraus der Name
Geusen entsprang. Nach einem gestillten Volkstumulte verfuhr
der neue Statthalter, Herzog von Alba, gegen die Theilneh-
mer mit blutgieriger Grausamkeit, 1568. Die entwichenen
nassauischen Herren hatten in Deutschland Truppen geworben,
aber der Herzog von Alba trieb ihren Angriff zurück. Glück-
licher ivaren die so genannten Meer-Geusen, die, durch Ueber-
fall der Städte Briel^ Vlissingen und Terveere, 1572, den
Grund zul> Freyheit der Niederlande legten. Holland stellte
den Prinzen von Oranien an die Spitze seiner Angelegenheiten.
Der Kampf um die Freyheit war entsetzlich blutig. An des
grausamen Alba's Stelle kam der mastig denkende und tapfere
Zuniga y Requcsens, 157z. Die Sache der Mißvergnügten
würde eine sehr gefährliche Gestalt erhalten haben, wenn er
länger gelebt hätte. Don Juan d'austria, des Königs natür-
licher Bruder, wurde sein Nachfolger, 1576. Holland und
Seeland hatten sich genauer verbunden. Alle Provinzen, außer
Luxemburg, traten wegen der Ausschweifungen der unbezahlten
spanischen Armee diesem Bündnisse durch die Pacistkation zu
Gent bey, und zwangen den Don Juan zu einem Vergleiche,
1577. Als er aber denselben wieder brach, so erneuerten die
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Extrahierte Personennamen: Philipps Philipps Philipp_Ii Philipp Margarethe Wilhelm_von_Nassau-Oranien Wilhelm Juan_d'austria
Extrahierte Ortsnamen: Niedert Niederlande Marlens Niederlande Spanien Holland Seeland Utrecht Flandern Deutschland Niederlande Holland Holland Seeland Luxemburg