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1. Die deutsche Kultur - S. 88

1907 - Leipzig : Brandstetter
in den Baumwollenplantagen Nordamerikas arbeitet, mit Baumwollstoffen, die in Manchester, Barmen oder Chemnitz fabriziert werden. Der vornehme Japaner bestimmt die Zeit nach einer Elashütter Uhr. Der australische Kolonist tanzt nach den klängen eines Leipziger Pianinos oder einer Markneukircher Geige. Das fttnd des amerikanischen Farmers spielt mit Sonneberger Spielzeug. Der Kaffer erlegt das Wild mit einem englischen Gewehr. So webt der Handel zwischen allen Ländern und Staaten und Völkern ein dichtes Netz der mannigfaltigsten Beziehungen, durch das die Nationen zum friedlichen Ausgleich ihrer Interessen einander genähert werden. Deutschland ist von allen Ländern Europas für den Handel am meisten bevorzugt. Wenn auch England uns Deutschen im Handel bisher voranschreiten konnte, so lag das mehr in der politischen Zerrissenheit als in den natürlichen Verhältnissen begründet. Deutschland bildet ein breites Durchgangsgebiet von Nord- und Südeuropa, vom slawischen Osten zum romanischen Westen. Die Warenbewegung zwischen den nordischen Landstrichen unseres Erdteils und Italien, den Nordseeländern und Donaustaaten, Frankreich und Rußland flutet in einem ihrer mächtigsten Arme durch Deutschland. Von günstigem Einfluß ist die Lage an zwei Meeren, von denen das eine in offener Verbindung mit dem Ozean steht. Fördernd wirkt weiter die glückliche Lage inmitten Europas und die schrankenlose Zugänglichkeit auf allen Seiten, die Fülle natürlicher Verkehrsstraßen und die breite Zufahrt zum Weltmeere, die große Wegbarkeit und mannigfache Schönheit der deutschen Landschaften, die reiche landwirtschaftliche Produktionsfähigkeit, der Reichtum an Bodenschätzen, die ausdauernde Schaffenskraft und die zähe, weitschauende 'Unternehmungslust des deutschen Kaufmanns und Handelsherrn. Sie bilden das von der Natur gegebene Fundament, auf dem sich der deutsche Handel kraftvoll aufbaut. 2. Der deutsche Handel auf dem Weltmärkte. Handel und Industrie bedingen einander. Der Handel kann nicht blühen, wenn die Industrie darniederliegt, und die Industrie kann nicht vorwärtskommen, wenn der Handel nicht für flotten Absatz der Waren sorgt. Wie in der Industrie, so hat in den letzten Jahrzehnten auch im Handel unter den verschiedenen Staaten ein heißer Wettstreit um den Vorrang stattgefunden. Ein Staat sucht in die Absatzgebiete des anderen einzudringen, um dadurch die Ausfuhr seiner Erzeugnisse zu erhöhen. Deutschland hat den Kampf mit den großen Welthandelsstaaten siegreich aufgenommen, Produktion und Handel bewegen sich in den letzten Jahrzehnten in stark aufsteigender Linie. Während auf

2. Die deutsche Kultur - S. 98

1907 - Leipzig : Brandstetter
Unser Vaterland ist für die Schiffahrt durch seine zahlreichen, wasserreichen und gleichmäßig verteilten Flußsysteme ein sehr günstiges Gebiet. Trotzdem ist es zur rechten Ausnutzung der Wasserstraßen erst in letzter Zeit gekommen. Die deutschen Flüsse bezeichnen durch ihre Richtung von Süden nach Norden die Wege des Welthandels. Sie verbinden das wohlhabende, teils ackerbautreibende, teils industrielle Hinterland mit den Küsten und durch diese mit den überseeischen Ländern. Im ganzen Mittelalter, ja bis zum 19. Jahrhundert hat man den Flüssen gar keine oder nur ungenügende Sorgfalt zugewendet. Stromschnellen, Klippen, seichte Stellen hemmten den Verkehr und machten ein mehrmaliges Aus- und Umladen der Waren in kleinere Schiffe notwendig. Die Fahrt war eine sehr langsame und langweilige, da die Kähne vom Winde getrieben wurden. Bei Windstille mußten die „Zugknechte" vom Ufer aus den Kahn an einer Leine vorwärts ziehen. So dauerte eine Fahrt soviele Wochen als heute Tage. Von den Regierungen geschah nichts, um die nötigen Verbesserungen einzuführen. Am schlechtesten kamen dabei die Flüsse weg, die durch mehrere Staaten flössen. Auch in der Schiffahrt zeigte sich der Schaden der staatlichen und politischen Zerrissenheit Deutschlands. Außerdem übten die zahlreichen Flußzölle und Stapelgerechtigkeiten einen harten Druck auf den Wasserverkehr aus. Bei der Ankunft eines Schiffes mußte ein „Ufergeld", beim Ziehen des Fahrzeuges stromaufwärts ein „Zuggeld", beim Passieren von Wassertoren ein „Torgeld" entrichtet werden. Oft sahen die Schiffsleute den Strom plötzlich durch ein übergespanntes Seil abgesperrt, und nur eine „Abgabe" ließ es verschwinden. Auf dem Rhein gab es von Straßburg bis zur holländischen Grenze 30 Zollstätten, am Main zwischen Bamberg und Frankfurt 33, die Weser hatte deren 19, die Elbe gar 35 Zoll-stationen. Im Jahre 1597 hatte ein Schiff auf der Elbe zwischen Dresden und Hamburg 30 Zollstationen zu passieren und mußte für ein Faß Wein im ganzen 30 Mark Zoll bezahlen. Wie die Schiffahrt durch die vielen Zölle sehr verteuert und durch die schlechten Flußregulierungen sehr verlangsamt wurde, so hemmte den Wasserverkehr vielfach auch die unvollkommene Bauart der Schiffe. Die Personenschiffe waren plump, roh und mangelhaft, die Frachtschiffe nach schlechten Mustern gebaut. Die ungefügen „Marktschiffe" auf dem Rheine brauchten zu einer Talfahrt von Mainz nach Köln zwei, zur Bergfahrt wenigstens drei volle Tage. Zwischen Regensburg und Wien brauchten die Frachtschiffe sechs Tage. Bergfahrten kamen in der Regel nicht vor, weil die Schiffer ihre Fahrzeuge in Wien verkauften. — Einen großen Aufschwung erfuhr die Flußschiffahrt durch die Anwendung der Dampfkraft. Das erste Dampfschiff erschien auf 98

3. Die deutsche Kultur - S. 99

1907 - Leipzig : Brandstetter
der Elbe im Jahre 1816, aus dem Rhein im Jahre 1818. Auf der Donau entwickelte sich die Dampfschiffahrt erst seit dem Jahre 1833; Elbe, Weser, Main und Mosel folgten sehr bald nach. Die Dampfschiffahrt konnte mit der Eisenbahn in einen gewissen Wettstreit treten. Die Schnelligkeit wurde bedeutend größer, die Transportkosten geringer, namentlich seit die letzten Reste der Flußzölle im Jahre 1870 beseitigt sind. Die Schiffahrt erfordert zum Teil kleinere Herstellungsund Unterhaltungskosten, vielfach weniger Arbeitskräfte und kann vor allem auf einmal größere Massen befördern. Infolge der in den letzten Jahrzehnten vorgenommenen Flußregulierungen, Vertiefung der Flußbette und Kanalisierungen der Flußläufe hat sich der Schiffahrtsbetrieb wesentlich gehoben, so daß heute selbst auf kleineren Flüssen ein lebhafter Verkehr herrscht. Wo die Natur den Verkehr zu Wasser nicht durch Darbietung eines schiffbaren Flußsystems unterstützt, sucht man durch künstliche Wasserstraßen, .Kanäle, den Verkehr zu erleichtern. Deutschland blieb, wie überhaupt in seiner Binnenschiffahrt, in bezug auf Kanalbauten bis in die neueste Zeit gegen seine Nachbarstaaten zurück. Wohl begann schon Karl der Große einen Kanalbau, der die Donau mit dem Main und dadurch die Nordsee mit dem Schwarzen Meer verbinden sollte. Aber erst nach fast einem Jahrtausend wurde dieser Gedanke von dem König Ludwig I. von Bayern ausgeführt durch Erbauung des Donau-Main-oder Ludwigskanals, der 1846 dem Verkehr übergeben wurde. Warum früher in Deutschland für die Herstellung von künstlichen Wasserstraßen so wenig geschehen ist, hat verschiedene Gründe. Teils fehlte es am Verständnis für die Bedeutung dieses Verkehrsmittels, teils wurde die Anlegung von Kanälen gehindert oder erschwert durch die politische Zerstücklung des Reiches. Wie man im 18. Jahrhundert noch über Kanäle dachte, zeigte sich z. B. bei der Anlegung eines Kanals durch Straßburger Kaufleute an der Kinzig nach dem Hasen am Rhein behufs des Holztransports. Die Angehörigen Badens zerstörten in der Nacht, was tags vorher gebaut war, weil sie befürchteten, der Kanal könnte ihre Interessen beeinträchtigen. In der zweiten Hälfte des 18• Jahrhunderts geschah von Preußens großem König, Friedrich Ii., ein wichtiger Schritt zur Hebung der Wasserstraßen und zur Anlage von Kanälen. Er erbaute 1774 den Bromberger Kanal. Damit war eine Verbindung der Oder mit der Weichsel geschaffen, nachdem schon vorher durch den Friedrich Wilhelms-Kanal (1662—68) und den Finowkanal (1744 46) eine Verbindung der Oder mit der Elbe hergestellt worden war. Vom Rhein aus führen der Rhein-Rhonekanal (1783—1834), der Rhein-Marnekanal (1838—53) und der Saarkanal (1862—66). Der in den Jahren 1895—1900 erbaute Elbe-Travekanal verbindet die Elbe mit der Ostsee, der Dortmund-Emskanal (1892—95), dem 7* 99

4. Die deutsche Kultur - S. 6

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dem letzten Kriege. 3m ganzen führen bei einer Grenze von 500 km 8 nennenswerte Bahnübergänge zu unserem westlichen Nachbarvolke. Am geschlossensten ist der Grenzsaum Deutschlands im Süden längs der Alpen. Besonders der westliche Teil der Alpen, die Algäuer Berglandschaft, ist nicht vollständig von einem Flußtale durchrissen, so daß der Verkehr mit dem südlichen Alpenland gehemmt ist. Aber in nächster Nähe des Algäus ist das Nheintal und der Bodensee, die eine Verbindung mit der Schweiz Herstellen. Das Berchtesgadener Land im Osten, das auch der natürlichen Verbindungslinie mit dem Süden entbehrt, ist durch die Giselabahn bei Wörgl am Inn an die Weltverkehrslinie Berlin-Nom angeschlossen. An der bayrischen O st grenze verbindet die uralte und doch noch so zukunftsreiche Kultur- und Handelsstraße der Donau Deutschland mit Österreich-Ungarn und den Balkanländern. Ihre volle Verkehrsbedeutung wird die deutsche Donau freilich erst dann erhalten, wenn sie bis Donauwörth als sicherer Schiffsweg zu benützen ist und durch einen Kanal, der dem Weltverkehr dienen kann, mit dem Main und durch diesen wieder mit dem Rhein verbunden sein wird. Die Grenzgebirge gegen Österreich lassen so breite Lücken zwischen sich und bieten so zahlreiche bequeme Übergänge, daß nicht weniger als 35 Eisenbahnen von Deutschland nach Österreich führen und den Verkehr zwischen den beiden durch natürliche Interessen und Freundschaft verbundenen Staaten vermitteln. Die für Deutschland ungünstigste Grenze ist die gegen Rußland. Sie ist überall offen, und nur an der Nordostgrenze zwischen Thorn und Nimmersatt bilden die mächtigen Waldungen und Sümpfe des Masurenlandes einen wirksamen Schutz vor feindlichen Einfällen. Den Schutz des Vaterlandes gegen den östlichen Nachbarn übernehmen fünf große Festungen: Königsberg, Danzig, Thorn, Posen und Küstrin, sowie drei an wichtigen Straßen gelegenen kleineren Festungen: Boyen, Eraudenz und Glogau. Zahlreiche Bahnlinien ermöglichen eine rasche Beförderung der deutschen Truppen nach den am meisten bedrohten Punkten. Im Norden bilden die Nord- und Ostsee mit Ausnahme der schmalen Iütlandgrenze den natürlichen Abschluß unseres deutschen Vaterlandes. Da aber Meere die Länder weniger trennen als verbinden, ergibt sich hier für Deutschland die Notwendigkeit einer starken Meeresgrenzwache. 2. Geschichtliche Grenz- und Gebietsentwicklung. Von der Gründung des „heiligen römischen Reiches" durch Karl den Großen im Jahre 800 bis zur Wiedererrichtung des „neuen" Deutschen Reiches im Jahre 1871 ist Deutschland vielfach von Grenz-6

5. Die deutsche Kultur - S. 86

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19. Jahrhunderts ein neues Gepräge. Er wurde zum allgemeinen Welthandel, der alle Völker der Erde in seine Kreise zog. Unter dem Einfluß von Dampfkraft und Großindustrie begannen Handel und Verkehr mächtig anzuschwellen.. Der Austausch der Rohprodukte und fertigen Fabrikate erstreckte sich über alle Weltteile. Besonders wurde Europa von Amerika beeinflußt. Die Einwanderer wurden die stärksten Verbraucher europäischer Fabrikate, während die amerikanischen Rohprodukte einen immer größeren Markt in Europa fanden. Hamburg und Bremen, deren Handel noch am Ende des 18. Jahrhunderts nicht über Europa hinausreichte, schwangen sich zu Welthandelsplätzen empor. Auch die übrigen Häfen der Nord- und Ostsee wurden allmählich in den überseeischen Verkehr einbezogen. Von großer Bedeutung für den Handel wurde der irrt Jahre 1834 gegründete deutsche Zollverein. Nach dem Aufhören der Kontinentalsperre erfolgte ein massenhaftes Einströmen englischer Waren nach Deutschland. Das veranlaßte die deutschen Fabrikanten, die Erzeugnisse der einheimischen Industrie gegen die ausländischen Waren zu schützen. Zu diesem Zwecke trat im Jahre 1834 der große „preußischdeutsche Zollverein" ins Leben, der außer Preußen, Anhalt und Hessen noch Sachsen, Bayern, Württemberg und die thüringischen Staaten in sich schloß und dem später auch Nassau, Baden, Frankfurt, Luremburg und Braunschweig beitraten. Die früher so lästigen Zollschranken zwischen diesen Ländern fielen, die Erzeugnisse des einen Landes gingen zollfrei nach allen Ländern des Zollvereins. Die von außen in dieses Gebiet eingehenden Waren mußten an der Grenze versteuert werden. Die erhobenen Zölle flössen in eine gemeinsame Zollvereinskasse und wurden von dieser aus an die einzelnen Staaten verteilt. Damit war für das Innere des Landes Handelsfreiheit, nach außen aber ein kräftiger Schutz geschaffen. Aber auch der politischen Einigung Deutschlands arbeitete diese wirtschaftliche vor, indem sie die Einzelstaaten darauf hinwies, wie eng verwandt ihre Interessen seien. Um dieselbe Zeit als man den deutschen Zollverein gründete, wurde die erste Eisenbahn Deutschlands eröffnet (1835 zwischen Nürnberg und Fürth). Damit war die erste Masche des allmählich über ganz Deutschland sich ausbreitenden Eisenbahnnetzes geknüpft. War es auch nicht möglich gewesen, ein einheitlich-deutsches Eisenbahnsystem zu schaffen, so trugen die Eisenbahnen doch dazu bei, daß die deutschen Bevölkerungen von Nord und Süd, Ost und West in nähere Berührung miteinander kamen. Erst der Zusammenschluß zu einer festen Einheit hob Deutschland plötzlich zu einer früher ungeahnten Machtstellung empor. Damit nahm auch der deutsche Handel einen mächtigen Aufschwung. Eine starke Kriegsflotte sollte die Deutschen während ihres Aufenthaltes in den überseeischen Ländern schützen. Sie setzte das 86

6. Die deutsche Kultur - S. 103

1907 - Leipzig : Brandstetter
fernungen viel zu langsam erfolgen sönnen. Die Ausnutzung der Dampfkraft hat sowohl beim Landverkehr wie beim Wasserverkehr eine völlige Umgestaltung herbeigeführt. Die Macht des Dampfes hat die entferntesten Gebiete einander genähert, die Gegensätze von billig und teuer im Preise der Waren ausgeglichen und die Frachtsätze für die Güterbeförderung wesentlich billiger gemacht. Die ersten Eisenbahnen legten in einer Stunde kaum 30 km zurück. Heute durchfahren die Vlitzzüge in einer Stunde eine Strecke von 86 km, eine (Entfernung, die man früher mit Hilfe der Eilpost kaum in 4 Tagen zurücklegen konnte. Die ersten Dampfschiffe brauchten zur Fahrt von Liverpool nach Newyork 26 Tage, heute legen die Schnelldampfer diese Strecke in 5—6 Tagen zurück. Dabei baut man die Schiffe immer größer. Vor 50 Jahren galten Schiffe mit einem Raumgehalt von 700—800 t als besonders groß; die heutigen Riesendampfer haben eine zehn- bis zwanzigfache Ladefähigkeit (16 000 t), und ihre Schnelligkeit ist so gesteigert worden, daß sie in einer Stunde 40—45 km zurückzulegen imstande sind. Je größer man die Seeschiffe baute, desto mehr verringerten sich die Frachtkosten. Rostete früher ein Doppelzentner (100 kg) Getreide von Indien nach Hamburg 25 Mark Fracht, so befördert man heute dasselbe Quantum für 1,5 Mark. Von Nordamerika oder von Argentinien nach Hamburg beträgt der Frachtsatz nur 50 Pfennig. Diese billigen Frachtsätze der Seeschiffahrt ermöglichen die Zufuhr ausländischer Produkte zu einem billigen Preise. Aber auch die Verfrachtung auf den Binnenwasserstraßen ist weit billiger als die Eisenbahnfracht und die Beförderung auf der Landstraße. Während die Fracht für 100 km weit auf der Landstraße 3—4 Mark beträgt, kostet die Beförderung auf der Eisenbahn 55 Pfennig, auf den Binnenwasserstraßen 40—50 Pfennig, auf dem Ozean aber nur 2 Pfennig. Die Flußschiffahrt eignet sich deshalb besonders zur Beförderung von billigen Massenprodukten, wie für Steine, Sand, Ziegel, Holz, Torf, Steinkohle, also besonders für Waren, bei denen es auf eine möglichst rasche Lieferzeit nicht ankommt. Eine ganz erstaunliche Vervollkommnung hat neben dem Güterverkehr auch der Nachrichtenverkehr erfahren. Während sich noch vor einem halben Jahrhundert die Beförderung einer Nachricht zwischen den entferntesten Orten innerhalb unseres Vaterlandes auf ungefähr 2 Mark belief, kann man heute dieselbe Nachricht schon für 5 Pfennig befördern. Dazu bietet unsere heutige Post die größte Sicherheit und eine erstaunliche Schnelligkeit. Nachrichten brauchten früher ebensoviel Tage als heute Stunden, um an den Ort ihrer Bestimmung zu gelangen; dabei hatte der Absender noch nicht die Gewähr, ob die Nachricht überhaupt am Ziel ankam. Riesenhafte Fortschritte hat der 103

7. Die deutsche Kultur - S. 104

1907 - Leipzig : Brandstetter
Nachrichtenverkehr durch die Erfindung des Telegraphs und des Telephons gemacht. Ihre Benutzung hat für Industrie und Handel die allergrößte Bedeutung. 2. Der Verkehr auf den deutschen Wasserstraßen. Die Gesamtlänge aller deutschen schiffbaren Wasserstraßen beträgt 14 168 km; davon entfallen 9301 km auf natürliche Flußläufe, 2530 auf -Kanäle und 23o7 auf kanalisierte Flußläufe. Davon können 2400 km durch Schiffe mit einem Tiefgang von 1,75 m, 3000 km durch Schiffe mit 1,50 m Tiefgang, 7000 km durch Schiffe mit 1 m, 500 km durch Schiffe mit 0,75 m, 1100 km durch Schiffe mit unter 0,75 m Tiefgang befahren werden. Am wichtigsten für die Binnenschiffahrt sind der Rhein und die Elbe. Der Rhein ist die beste Wasserstraße ganz Europas. Mit seinen zahlreichen Zuflüssen umfaßt er ein Verkehrsgebiet von Über 200 000 qkm. Dazu gehören die produktivsten Landstriche des Deutschen Reiches, deren Erzeugnisse er befördert. (Kohlen, Eisen, Salz, Bausteine, Holz, Getreide, Rübenzucker, Hülsenfrüchte, Obst, Wein, die Artikel der Stahl-, Tertil-, Farben- und Luruswarenindustrie.) Schon von Basel ab verkehren Schiffe bis 20 t Tragfähigkeit, von Kehl ab solche bis loo t Ladung, und bis Mannheim fahren die großen Rheindampfer mit 1,50 m Tiefgang. Hindernd für den Rheinverkehr ist der Umstand, daß die Rheinmündung nicht im deutschen Reichsgebiet liegt. Abhilfe soll der Dortmund-Emskanal schaffen durch die Verbindung des Rheins mit der Nordsee. — Die Elb e genießt als Vorzug den Umstand, daß sie die Mitte Deutschlands durchfließt, durch bedeutende Nebenflüsse weite Gebiete beherrscht, direkt auf deutschem Gebiete zum Weltmeere führt und durch den Elbe-Travekanal mit der Ostsee in Verbindung steht. Ozeandampfer können bis Hamburg, kleinere Seeschiffe bis Magdeburg, Flußkähne mit niedrigem Tiefgang bis Melneck und auf der Moldau bis Budweis gelangen. Die Havel ist für mittlere Fahrzeuge vom Finowkanal ab zugänglich, und Berlin ist heute der größte Süßwasserhafen Europas. Es verdankt sein Emporblühen als Industrie- und Handelsstadt zum guten Teile seiner Lage an der gut schiffbaren Spree, durch welche es mit Hamburg, Stettin, Breslau und Magdeburg verbunden ist. — Der Verkehr auf der Weser ist dadurch Beeinträchtigt, daß sie im Nachsommer und Herbst oft nur geringe Tiefe zeigt. Auf ihr werden besonders die Harzer und West-fäler Hüttenprodukte, Holz, Portasteine und Portazement, Leinen-, Woll- und Glaswaren befördert. — Die Oder ist bis Stettin für Seeschiffe, für Boote von 1 m Tiefgang bis Breslau, für leichte Kähne bis Ratibor zugänglich. — Auf der Weichsel wird die Schiffahrt 104

8. Die deutsche Kultur - S. 105

1907 - Leipzig : Brandstetter
durch lange Eisbedeckung und große Überschwemmungen beeinträchtigt. Wichtig auf ihr ist die Flößerei, durch die den Danziger Schiffsbauplätzen gutes Holz aus Rußlands Wäldern zugeführt wird. — Die Donau hat ihre Bedeutung als älteste und wichtigste Handelsstraße teilweise eingebüßt, weil nur der Oberlauf zum Reiche gehört und dieser an vielen Stellen durch das Geröll der Alpenflüsse nicht genügenden Tiefgang hat. Den Anteil der Hauptflüsse am Binnenverkehr zeigt folgende Zusammenstellung: Elbgebiet 3 400 km lang mit 10622 Rhein 2500 „ ,, „ 3006 Oder 2200 „ „ 3143 Weser 2200 „ „ 412 Donau 750 „ ,, 83 Weichsel 550 „ ,, 721 Ems 470 „ „ ,, 255 Von den Kanälen hat der Kaiser Wilhelm-Kanal die größte Bedeutung. Die wichtigsten Transportprodukte sind Kohlen von England nach der Ostsee, Steine und Holz von Schweden nach der Nordsee, Eisen aus den Nordseehäfen nach der Ostsee, Getreide und Vieh nach beiden Richtungen. Auf dem Kanal verkehren jährlich 12 000 Dampfschiffe und 17 000 Segelschiffe mit 4 200 000 t Gehalt; darunter sind 25 000 deutsche Schiffe. Durch den Gesamtverkehr werden jährlich über 2 Mill. Mark Gebühren vereinnahmt. Die Wasserverkehrsstraßen sind bei dem sich fast stetig steigernden Verkehr eine außerordentliche Entlastung der Eisenbahnen. Sie übernehmen fast % des gesamten Güterverkehrs Deutschland. 3. Der Eisenbahnverkehr. Die Eisenbahnlänge der Erbe betrug zu Anfang des neuen Iahr-hunberts 816 755 km. Das ist eine Länge, die das Zwanzigfache des Erdumfangs am Äquator (40 070 km) noch um 15 000 km übersteigt, und um 10 000 km größer ist als das 21/10 fache der Entfernung des Mondes von der Erde. Unter den einzelnen Staaten besitzen die Vereinigten Staaten von Nordamerika das größte Eisenbahnnetz, nämlich 317 354 km. An zweiter Stelle steht das Deutsche Reich mit 55 000 km. In bezug auf die Dichtigkeit des Eisenbahnnetzes steht Deutschland gegen Belgien und England zurück. Die Vergrößerung und Verdichtung des deutschen Eisenbahnnetzes hat mit der Zunahme der Industrie und des Hanbels gleichen Schritt gehalten. Im Jahre 1840 besaß Deutschland nur 470 km Eisenbahnen, 1860 waren es bereits 11000 km, 1875 aber 27 000 km, und jetzt betragen die Schienenwege 55 000 km. Zur Anlage der Eisenbahnen 105

9. Die deutsche Kultur - S. 107

1907 - Leipzig : Brandstetter
und Handelsstädte, wie Berlin, Leipzig, Hamburg, München u. a. kommen jährlich mehr als 300 Briessendungen. Die Portoeinnahmen der Post betragen jährlich 400 Mill. Mark, die Telegrammgebühren 100 Mill. Mark. Im Telegraphenwesen steht Deutschland mit Frankreich und England an der Spitze der Staaten Europas. Die Gesamtlänge der Drähte beträgt 520 000 km. Die Zahl der Telegramme ist im letzten Jahrzehnt von 29 auf 39 Mill. gestiegen. Wichtig für den Weltverkehr sind die unterseeischen Telegraphenkabel. Im Jahre 1897 wurde das erste deutsche Kabel von Emden nach Spanien gelegt. Heute haben die deutschen Seekabel eine Länge von 23 000 km im Werte von 58,5 Mill. Mark. (England 260 000 km.) In ganz ungewöhnlicher Weise hat sich das jüngste Glied der postalischen Einrichtungen, das Telephonwesen, ausgestaltet. Im Jahre 1895 betrug die Zahl der Fernsprechstellen im ganzen Reiche 534, heute sind es 450 000. Die Länge der Leitungen wuchs in dieser Zeit von 205 861 km auf 1,8 Mill. km. Berlin steht unter allen Städten der Erde an der Spitze der Fernsprecheinrichtungen. Die neueste Erfindung auf dem Gebiete der Verkehrsmittel, die drahtlose Telegraphie (Funkentelegraphie), wird bereits im Heer und in der Marine, sowie auch von den großen Schiffahrtsgesellschaften in ausgedehntem Matze angewendet. 5. Der Seeverkehr. Vor 40 Jahren tat Lord Palmerston den Ausspruch: „Die Deutschen mögen den Boden pflügen, mit den Wollen segeln oder Luftschlösser bauen; aber nie seit dem Anfang der Zeiten hatten sie den Genius, das Weltmeer zu durchmessen oder die hohe See oder auch nur die schmalen Gewässer zu befahren." Die Entwicklung der deutschen Seeschiffahrt in den letzten Jahrzehnten macht diese geringschätzigen Worte des Engländers zur Unwahrheit. Im Jahre 1870 war die Handelsdampferflotte Deutschlands nur halb so groß wie die französische, jetzt ist sie dreimal so grotz. Die englische Dampferflotte war 1870 sechzehnmal so grotz wie die deutsche, heute ist sie nur noch fünfmal so grotz. Die deutsche Schiffahrt steht heute in der Welt an zweiter Stelle. Nur vom Inselvolk der Briten mit seiner alten Schiffahrt und seinen in aller Welt verteilten Kolonien wird die deutsche Handelsflotte an Umfang noch übertroffen. Aber auch die Engländer müssen zugeben, daß ihnen unsere junge Handelsflotte in der Güter- und Personenbeförderung und in allen Beziehungen immer näher rückt. Zum Aufschwung des Seeverkehrs haben die großen Schiffahrtsgesellschaften wesentlich beigetragen, namentlich die im Jahre 1847 107

10. Die deutsche Kultur - S. 21

1907 - Leipzig : Brandstetter
zu. Sie ist erst mehr als tausend Jahre später wie der Rhein in die Geschichte eingetreten, aber ihre Bedeutung für das Wachstum der Deutschen nach Nordosten zu ist gewaltig. In ihrem fruchtbaren, durch steile Ufer malerischen Tale liegen die Ausgangs- und Stutzpunkte der deutschen Kolonisation der Nordostmark: Thorn, Eraudenz, Kulm, Marienwerder, und auf einem Hügel, der das Weichseldelta beherrscht, an der Nogat die herrliche Marienburg. Sechs Ströme und Flüsse von großer Verkehrsbedeutung erreichen auf deutschem Boden das Meer, und die Flußmündungen sind die wichtigsten Stellen unserer Küste überhaupt. Die Nordseeströme haben für den Verkehr eine weit größere Bedeutung als die Ostseeströme. Während die Ostsee mehr den Charakter eines Binnensees zeigt, ist Deutschland durch die Nordsee in den Organismus des Weltverkehrs eingegliedert. Die in der Nordsee stark auftretenden Gezeiten (Ebbe und Flut) ermöglichen den großen Ozeandampfern die Einfahrt. Die Flut treibt das Meer weit stromaufwärts, so daß die Schiffe weit in das Land hineinfahren können. Die Schiffahrtsverhältnisse der Ostsee sind ungünstiger als bei der Nordsee. Erst durch den Kaiser Wilhelmskanal ist sie mehr dem Weltverkehr geöffnet worden. Ihre Zuflüsse fließen größtenteils durch ackerbautreibende Gegenden, deren Bevölkerung dünn und ihre Produktionsfähigkeit nur gering ist. Die Ostseehäfen sind im Winter oft längere Zeit mit Eis bedeckt. Die Nordseeströme dagegen führen weit in das Innere Deutschlands hinein und verbinden ein dicht bevölkertes, industriereiches Hinterland mit dem offenen Weltmeer. Sie haben infolge ihres größeren Wasserreichtums eine größere Tragkraft und sind fast das ganze Jahr schiffbar, da sie im Frühjahr sehr bald eisfrei werden. Am bedeutendsten für den Verkehr sind Rhein und Elbe. Gegen 24 Ooo Schiffe gehen alljährlich auf dem Rhein zu Berg und ebensoviele fahren zu Tal. Die Menge der Güter, die diese Schiffe ein- und ausführen, beläuft sich auf mehr als 10 Mill. Tonnen jährlich. Die deutschen Ströme sind der Schiffahrt besonders günstig, weil sie alle ein gleichmäßiges Gefälle haben und keiner durch Stromschnellen von der Schiffahrt ausgeschlossen ist. Hinsichtlich des Wasserreichtums besteht freilich ein Unterschied. Diejenigen Flüsse, die im Mittelgebirge entspringen und daraus ihre Zuflüsse erhalten, weisen im Sommer oft einen sehr niedrigen Wasserstand auf. Demgegenüber sind Rhein und Donau viel günstiger gestellt, weil ihre Speisung durch die Gletscher erfolgt, die gerade in der heißen Jahreszeit durch starkes Abschmelzen den Wasserstand der Flüsse erhöhen. Von größtem Einfluß auf die Schiffbarfeit und die Verkehrsbedeutung der Ströme sind die Gradlegungen, Eindämmn n- 21
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