Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Frauenschule
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Geschlecht (WdK): Mädchen
Viertes Kapitel.
Entwicklung des Handels und Verkehrs.
§ 12. Entwicklung des Handels.
Der Handel ist die gewerbsmäßige Vermittlung zwischen
Produktion und Konsumtion, planmäßige Tauschvermittlung.
Aus dieser Definition seiner Aufgaben geht schon hervor, daß in
der frühen deutschen Wirtschaftsgeschichte von Handel gar nicht
oder nur sehr wenig die Rede sein kann. In der Periode der
Eigenproduktion, als die Familien alles selbst herstellten, was sie
verbrauchten, ist der Handel wie das Geld unnötig. Nur für
einige Luxusgegenstände — Pelze, Gewürze usw. — ist man auf
den Handel angewiesen, wenn man nicht aus sie verzichten will.
Meistens fängt der Handel damit an, daß Fremde, vielleicht Ver-
treter höher kultivierter Völker mit ihren heimischen Waren
kommen und neue Bedürfnisse wecken. Fast überall hat der
Handel vom Schiff aus begonnen. Der Wasserweg ist die einzige
brauchbare Verkehrsstraße in wenig kultivierten Ländern. So
sind schon im Anfang Handel und Verkehr unlöslich verbunden,
voneinander abhängig.
Überseehandel: Der Seehandel steht das ganze Mittel-
alter hindurch an erster Stelle. Nach den Kreuzzügen werden
Produkte des Orients, Stoffe, Waffen, Schmuck, Gewürze in
großen Mengen auf dem Seeweg nach Europa gebracht. Deutsch-
land ist auch als Stapelland daran mit Gewinn beteiligt. Die
Güter mußten drei Tage lang in den Seestädten ausliegen, zum
Verkauf angeboten werden, ehe sie an ihren Bestimmungsort ge-
langen. Der Kaiser verlieh den Städten dieses „Stapelrecht" als
wertvolles Vorrecht (Privileg). So konnten auch Plätze, die nicht
an der See, an schiffbaren Flüssen oder den alten Römerstraßen
gelegen waren, durch diesen Stapelzwang wichtige Handelsplätze
werden < Braunschweig, Leipzig usw.)
Vorurteilgegendenhandel: Es ist nicht zu ver-
wundern, daß dieser Handel im Gegensatz zum ruhigen Gewerbe
einen abenteuerlichen Charakter trägt, im ständigen Kampf gegen •
Seeräuber selbst etwas Räuberisches annimmt und daher in den
üblen Ruf kommt, dem Betrug verwandt zu sein.
Der Handwerker ist seßhafter Bürger, dessen Art des
Arbeitens und des Verdienstes bekannt ist, unter den Augen des
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Extrahierte Personennamen: Überseehandel
Extrahierte Ortsnamen: Europa Braunschweig Leipzig
Kap. 11. Von den Niederlanden, z iz
7) Obepgeldem, darinnen gehörtr
Geldern, die Hauptstadt und eine gute Vestung, dem
Könige von Preußen.
Rüremonde, dem Hause Oesterreich.
Venlo, den Holländern.
8) Brabant, worinnendem Hause Oesterreich gehört:
Brüssel, die Hauptstadt und Residenz des kaiserl.
Gouverneurs, ist groß und wohlgebauet.
Löwen, eine große Stadt mit einer berühmten Uni-
versttät.
Antwerpen, war vormals eine der berühmtesten
Städte in der Welt,sonderlich wegen derhandlung.
Mecheln, eine große und schöne Stadt.
Den Holländern gehört:
Bergen op Zoom, Mastricht, Herzogenbusch,wel.
ches vortreffliche Vestungen sind.
§. 7. Ii. In den vereinigten' Niederlanden sind
7 Provinzen.
i) Nieder-Geldem.
Darinnen sind die Städte: Nimwegen, Zütphen
und Arnheim zu merken.
2) Holland. Darinn ist:
Amsterdam, die reichste Handelsstadt in Europa, ist
ungemein groß, und pranget mit den prächtigsten Pa-
lästen, besonders ist das Rathhaus ein vortreffliches
Gebäude.
Hartem, Leyden, wo eine berühmte Universität.
Roterdam, Dortrecht, Delft, sind große und gute
Handelsstädte.
X r Haag,
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Oesterreich Venlo Brabant Oesterreich Antwerpen Mecheln Nieder-Geldem Nimwegen Arnheim Holland Amsterdam Europa Delft
io4 Kap. z. Abschn. i. Von Deutschland.
Tyrol, gegen Abend an Schwaben und Franken, gegen
Mitternacht an Franken und Böhmen.
§. 2. Es sind darinnen drey bekannte Flüsse,
die sich in die durchfließende Donau ergießen; der Leck,
die Iser und der Inn.
§. 3. Bayern wird in zwey Theile eingetheilet:
Gegen Tyrol zu heißt es Oberbayern, und was an der
Donau lieget, heißt Niederbayern.
§. 4. In Oberbayern ist zu merken:
München, die Haupt- und Residenzstadt des
Churfürsten, ist groß und eine der schönsten und prach»
tigsten Städte in Deutschland und Europa. Sie hat
breite und gerade Straßen, und viele prächtige geist-und
weltliche Gebäude. Das Churfürstliche Residenzschloß
ist sonderlich ansehnlich und prächtig. Es sind über-
haupt 19 Klöster mit Kirchen, und noch 19 andre Kir-
chen darinn.
Ingolstadt, eine Stadt und gute Festung an der
Donau, hat große, breite und wohlgebaute Straßen,
desgleichen eine berühmte Universität.
Donawerth, an der Donau, war vor Zeiten
eine freye Reichsstadt, jetzo aber gehöret sie dem Chur-
fürsten von Bayern.
In Niederbayern ist:
Landshutt, eine ansehnliche und wohlgebaute
Stadt an der Iser. Der Thurm an der St. Martins-
kirche ist einer der höchsten in Deutschland.
Außerdem sind noch in Bayern zu merken:
Regenspurg, eine evangelische freye Reichsstadt
an der Donau, ist groß, volkreich und bevestigt. Seit
1662 wird der Reichstag, und zwar auf dem Rathhause,
bestän-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Donawerth
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwaben Oberbayern Donau Niederbayern Oberbayern Deutschland Europa Ingolstadt Donau Donau Bayern Niederbayern Deutschland Donau
26l
Kap. 8. Von Frankreich.
7) In der Provence ist zu merken:
Alp, die Hauptstadt, ist eins der schönsten Städte
des Reichs, und liegt in einem großen und mit Oelbäu-
rncn bepstanzken Thale, ist mittelmäßig groß, aber volkr
reich md wohlgebaut. Es ist ein Erzbischof und Par-
lament da.
Arles, eine große und wohlgebaute Stadt an der
Rhone, hak tuen Erzbischof und eine Universität.
Marseille, eine große, reiche Handelsstadt, soll schon
500 Jahr vor Christi Geburt eine Stadt gewesen seyn.
Toulon, eine ziemlich große Stadt am Meere, ist
wohidevestigt und zum Theil schön gcbauet, hat einen
vortrefflichen Hafen.
Avignon, eine Stadt an der Rhone, und die Haupt-
stadt einer Grafschaft gleiches Namens, welche dem
Pabste zugehörct.
Orange, auf deutsch Oranien, die Hauptstadt ei.
neö Füi-steathums gleiches Namens, wovon der Erb-
stadthalttr der vereinigten Niederlande noch den Titel
führet; die Stadt liegt in einer großen und schönen Ebene.
8) In Languedoc ist zu merken:
Toulouse, die Hauptstadt an der Garonne, in einer
vortrefflichen Ebene. Sie ist eine der ältesten Städte
des Reichs, und soll die größte Stadt nach Paris fcyn.
Sie hat einen Erzbischof und eine Universität.
Montpellier, die ansehnlichste Stadt nach Toulouse,
hat viele schöne Hauser, aber sehr enge Straßen, welche
mit beinwand überhangen werden, damit man ohne Be«
schwerung der Sonnenhitze auf denselben gehen kann.
R 3 Nimeö,
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Hauser
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Arles Marseille Christi Toulon Avignon Languedoc Toulouse Paris Montpellier Toulouse
Kap. 9. Von Italien. 289
Dieses Land wird ln drey Gebiethe cingetheilet:
1) Inr Floreminischm Gebiete,
welches ein vortreffliches und wohlangekautes Land
ist, findet sich:
Florenz, die Haupt- und Residenzstadt des Groß-
herzogs, liegt sehr angenehm zwischen Bergen, die mit
Olivenbäumen, Weinstöcken, Mayereym, Lusthausern
und Dörfern aufs vortrefflichste bebaust sind. Der Fluß
Arno theilt die Stadt in 2 Thcile. Sie ist groß und
unvergleichlich schön. In Ansehung der Merkwürdig,
keiten ist sie nach Rom die vornehmste Stadt, und pran-
get sonderlich mit Meisterstücken der Baukunst. Die
Gassen find rein, aber meistens krumm und enge. Man
zählet 17 Marktplätze, eine Merropolitankirche, i2(£oüe-
giatkirchen, 44pfarrkirchen, z; Mönchs. und 60 Non-
nenklöster, Z7 Hospitäler, und ungefähr 9000 Häuser.
Der größte Handel der Stadt besteht in seidenen und
wollenen Waaren. Es ist auch ein Erzbischof daselbst.
Poggio oder Villa Imperiale und Prarolmo
find 2 schöne Lustschlösser des Großherzogs.
2) Im Pi>anischm Gcbiete liege
Pisa, eine große Stadt am Arno, mit geraden, brel.
ten und wohlgebauten Straßen, in einer sehr fruchtbaren
Gegend. Sie hat einen Erzbischof und eine Universität.
Livorno, eine schöne Stadt, obwohl nicht sonderlich
groß. Die Handlung ist sehr ansehnlich, welches da-
her kommt, weil der dafige Hafen ein Freyhafen ist, so
daß gar kein Zoll gegeben wird, sondern nur von jedem
Ballen, er sey groß oder klein, und enthalte, was er
Iui. Theil. r will,
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Arno
Extrahierte Ortsnamen: Italien Mayereym Rom Livorno
Zi6 Kap/11. Von den Niederlanden.
Haag oder Gravenhaag, eine prächtige Stadt
in einer angenehmen Gegend, hat weder Mauren noch
Thore.
Z) Seeland. Darinn ist:
Middelburg, eine der größten Städte in den Nie-
derlanden.
Vlrßingen, hat einen berühmten Hafen.
4) Utrecht. Darinn liegt:
Utrecht, eine große Stadt in einer lustigen Gegend,
hat eine berühmte Universität.
5) Friesland. Darinnen ist:
Leeuwardeu, die größte, schönste und volkreich^
Stadt in dieser Provinz.
Harlingen, ist groß und volkreich.
Franecker, hat eine Universität.
6) Ober/Aßel. Worinnen:
Deventer, eine volkreiche Stadt in einer angcneh,
men Gegend.
7) Groningen. Darinnen:
Gröningen, eine ansehnliche Stadt, hat eine Uni,
versttät.
Die Holländer besitzen noch:
0 In Asien
etwas auf den Küsten Cunean, Malabar, Coro-
mandel, Malacca.
Ferner: die Inseln Ceylon, Sumatra, Java und
die Molucktschen Inseln.
2) I»
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Ortsnamen: Seeland Nie- Utrecht Friesland Harlingen Deventer Groningen Asien Malabar Malacca Ceylon Sumatra
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verschwindet und macht einer überschwenglichen Wertschätzung
des Handels Platz. Die Fürsten befördern sein Wachstum, weil
sie sehen, daß der Wohlstand sich hebt. Sie treiben Handelspolitik,
indem sie für bessere Verkehrswege, Kanäle und Straßen sorgen,
Manufakturen anlegen, usw. Es entstehen das Frachtgewerbe
und die Post — dadurch ist es möglich, Waren zu verschicken
ohne schützende Begleitung. Der Handel wird seßhafter; das
Ladengeschäft wird wichtiger. Jeder Fortschritt des Verkehrs
beeinflußt die Art des Handels. Ein guter Nachrichtendienst
(Telegraph, Telephon) ermöglicht es dem Kaufmann von seinem
Kontor aus, ohne selbst viel zu reisen, die Geschäfte zu leiten. Er
sendet Reisende aus, die Aufträge entgegennehmen. Das war in
der Zeit vor Einführung der Eisenbahnen nur in geringem Um-
fang möglich.
Von der Teilung in Großhandel und Kleinhandel wie von
der Einwirkung des Bank- und Börsenwesens auf den Handel
wird später die Rede sein.
§ 13. Entwicklung des Verkehrs.
Wir haben die Bedeutung des Verkehrs für den Handel
bereits kennen gelernt. Hier soll deshalb mehr von der technischen
Entwicklung des Verkehrs die Rede sein.
Das ganze Mittelalter hindurch ist, wie schon erwähnt, die
Wasserstraße der einzig gute Verkehrsweg; der Seeverkehr ver-
bindet Erdteile und Länder, die Binnenschiffahrt Städte des
gleichen Landes.
Seeschiffahrt: Sehr früh — bereits im Altertum —
hat das Segelschiff den Menschen dazu gedient, große Mengen
von Waren aus fernen Ländern zu beziehen. Ein ganz regel-
mäßiger Seeverkehr wird erst durch die bessere Technik des
Segelns ermöglicht; die Kunst des Lavierens auch bei ungünstigem
Wind macht die Ruderer entbehrlich, der Kompaß verhilft zur
sicheren Orientierung. Noch vor Erfindung des Dampfschiffs hat
die Segelschiffahrt den ganzen Erdball umfaßt und den Austausch
der Kultur und der wirtschaftlichen Erzeugnisse mit den fernsten
Weltgegenden gestattet.
Binnenschiffahrt: Deutschland ist reich an schiffbaren
Flüssen, und der Handel ist stets diesen natürlichen Verkehrs-
straßen gefolgt. Zwar verstand man im Mittelalter noch nicht,
die Flüsse zu regulieren, d. h. den Überschwemmungen wie dem
Austrocknen vorzubeugen durch Errichten von Dämmen, durch
Vertiefung des Bettes usw. Aber soweit die Gunst von Wetter und
Wind es zuließ, wurde die Binnenschiffahrt gepflegt. Schlimmer
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100
fast als die Abhängigkeit vom Klima waren die künstlichen Hemm-
nisse, die in Form von Abgaben und Zöllen den Schiffer be-
lasteten. Wer auf der Elbe von Hamburg nach Magdeburg
fuhr, hatte um das Jahr 1800 vierzehnmal Zoll zu zahlen; auf
dem Main von Bamberg bis Mainz waren 33 Zollerhebungs-
statten.
Trotzdem war die Flußschiffahrt noch weit weniger kostspielig
als die Landbeförderung; besonders da auch die Landstraßen
keineswegs gebührenfrei waren. Künstliche Wasserstraßen —
Kanäle — wurden erst von großer Bedeutung, als die Erfindung
der Kammerschleuse die Überwindung von Ungleichheiten des
Terrains ermöglichte. Nach französischem Vorbild (Colbert)
haben auch die preußischen Herrscher großen Wert auf den Aus-
bau von Kanälen gelegt.
Dampfschiffe: Das 19.Jahrhundert, „dasjahrhundert
des Verkehrs", hat auch der Schiffahrt eine ungeahnte Entwick-
lung gebracht. Die Anwendung des Dampfes, zuerst für Schaufel-
rad-, dann für Schraubendampfer, bedeuten für die See- und
Flußschiffahrt eine ungleich größere Geschwindigkeit, Sicherheit
und Pünktlichkeit des Verkehrs. Seit dem Jahre 1840 bestehen
regelmäßige Verbindungen zwischen England und Amerika. Bald
darauf wurden die deutschen Schiffahrtsgesellschaften, die Ham-
burg-Amerika-Linie und der Norddeutsche Lloyd gegründet, die
heute nicht nur deutsche Passagiere und Waren befördern, sondern
im internationalen Schiffahrtsverkehr die erste Stelle einnehmen.
An Stelle von Holz dient jetzt Eisen als Material für den
Schiffbau.
Die Bedeutung des Dampfschiffs für den Handel liegt vor
allem in der Massenhaftigkeit der Güter, die gleichzeitig befördert
werden können. Das größte Rheinfchiff konnte im Jahre 1879
etwa 800 Tonnen, 1896 etwa 2070 Tonnen laden. Es ersetzt
mehrere Güterzüge. In einem der Riesenschiffe der Hamburg-
Amerika-Linie können mehr Waren befördert werden als in 100
großen Segelschiffen, wie sie ehemals die Hamburger Kaufleute
aussandten.
Die Landstraßen: Fast unbegreiflich erscheinen uns
heute die Berichte aus früherer Zeit, noch etwa aus dem Jahre
1800, über die elende Verfassung, in der sich der Straßenbau be-
fand. Im Mittelalter war das Reifen auf Landstraßen mit
den schwersten Gefahren verbunden. Und doch war die technische
Ausgabe des Straßenbaues schon im Altertum glänzend gelöst
worden. Spuren davon stnden sich noch heute. Gegenüber den
wunderbar guten Straßen der Römerzeit, auf denen schon ein
staatlicher Postdienst existiert hatte, waren die mittelalterlichen
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Magdeburg Main_von_Bamberg Mainz England Amerika Rheinfchiff Hamburg- Altertum
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Wege ein barbarischer Rückschritt. Die erhaltenen Römerstraßen,
wie die von Basel nach Mainz oder von Salzburg nach München,
waren die einzigen, die den Namen Landstraßen verdienten. Die
übrigen waren so schlecht angelegt und verwahrlost, daß in der
Regel die Reisenden nur reiten, nicht fahren konnten.
Erst im 17. Jahrhundert begannen die Fürsten, im Bestreben,
ihre Macht zu vergrößern, dem Bau von Kunststraßen ihre Auf-
merksamkeit zu schenken. Sie wurden dabei von militärischen
Gesichtspunkten geleitet (Beförderung von Truppenteilen), von
staatsmännischen (gleichmäßige Verwaltung durch Nachrichten-
dienst nur bei guten Verbindungen möglich) und durch handels-
politische (größerer Reichtum des Landes erhöht auch die Ab-
gaben). Frankreich hat eine auf diesem Gebiete vorbildliche
Regierung gehabt, seit der Minister Ludwigs Xiv., Colbert, ein
einheitliches Netz von Straßen und Kanälen dem Lande erschuf.
Auch Napoleon I. hat die hohe Bedeutung des Verkehrswesens
für die Volkswirtschaft erkannt. Ihm verdanken manche Pro-
vinzen Deutschlands, die eine Zeitlang unter seiner Regierung
standen, den Bau der ersten guten Straßen.
Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das ganze
Land durch gut gebaute Straßen verbunden, — wenige Jahr-
zehnte vor dem Bau der Eisenbahnen.
Natürlich ist eine regelmäßige Beförderung von Personen
und von Waren nur möglich, nachdem der Straßenbau geregelt
ist. Im Mittelalter mußte jeder Kaufmann selber für den Trans-
port und die Bewachung seiner Waren sorgen. Im 16. Jahr-
hundert entwickelt sich die Staats post, die, zunächst für das
Bedürfnis der Fürsten eingerichtet, es bald auch übernimmt,
Briefe für Privatpersonen zu befördern. Im Deutschen Reiche
war die Familie Thurn und Taxis vom Kaiser mit dem Vorrecht
ausgestattet, diesen Postdienst gegen Entgelt zu übernehmen. Bald
werden auch Personen in regelmäßig gehenden Postwagen be-
fördert und schließlich — von größter Bedeutung für den Handel—-
auch Frachtgüter. Diese Organisation der Post hängt aufs engste
zusammen mit der Erweiterung der Stadtwirtschaft zur Volks-
wirtschaft, des Handwerks zur Industrie.
Die Eisenbahn bedeutet geradezu eine volkswirtschaft-
liche Revolution. Während im Jahre 1800 noch immer der
Landverkehr sehr erschwert und kostspielig war, so daß der an
Wasserstraßen oder an der See lebende Deutsche dem Engländer
näher war als der deutschen Nachbarstadt im Binnenland, ist
durch die Eisenbahn die räumliche Entfernung innerhalb eines
Landes fast belanglos geworden. Heut erscheint uns die enorme
Bedeutung der Eisenbahn für Personen- wie Güterverkehr und
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
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Geschlecht (WdK): Mädchen
Post ganz selbstverständlich. Der Generation, die ihre Erfindung
erlebte, erschien sie so wunderbar wie uns heute das lenkbare
Luftschiff; aber man begrüßte sie keineswegs mit Enthusiasmus,
sondern mit dem größten Mißtrauen.
Entstehung der Eisenbahnen: Die Eisenbahn, die
Verbindung von Schienenweg und mit Dampf getriebener Loko-
motive, war in England erfunden und eingeführt worden. Als
Privatunternehmen wurde im Jahre 1885 die Eisenbahn von
Nürnberg nach Fürth, 1838 die von Berlin nach Potsdam er-
öffnet. Die Beamtenschaft hat dieser Entwicklung mit großem
Vorurteil ablehnend gegenübergestanden. Man fürchtete, daß
ehrsame Gewerbe, wie das der Fuhrleute, geschädigt würden,
und daß die Einnahmen durch die Chausseegelder sich ver-
ringerten. Der Postmeister Nagler erklärte die Eisenbahn gegen-
über der Post für „ein höchst beschränktes Kommunikations-
mittel" ; auch habe er „schon für den Postwagen nicht genügend
Passagiere, und könne daher ein Bedürfnis für die Bahn nicht
anerkennen". In Bayern stellt das Obermedizinalkollegium
dem König Ludwig I. vor, „der Dampfbetrieb werde bei den
Reisenden wie bei den Zuschauenden unfehlbar schwere Gehirn-
erkrankungen erzeugen, und damit wenigstens die Zuschauer
Schutz fänden, möge der Bahnkörper mit einem hohen Bretter-
zaun umgeben werden".
Vom Jahre 1840 ab setzt sich die Erkenntnis von der
Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen durch, und nun beginnt der
Staatseisenbahnbau rasch sich zu entwickeln, wenn auch in manchen
Ländern (z. B. in Preußen) zuerst die Privatbahnen beibehalten
und ausgebaut wurden. Nach dem Kriege von 1870/71 taucht der
Gedanke auf, das gesamte Eisenbahnwesen einheitlich dem Reiche
zu unterstellen, das dadurch große Einnahmen bekommen sollte.
Doch der große Plan kam nicht zur Ausführung; die Mittel-
staaten wollten ihre Selbständigkeit in diesem Punkte nicht auf-
geben. So ist heute die große Mehrzahl der deutschen Bahnen
im Besitz der Einzelstaaten. Nur die Elsaß-Lothringischen Linien
gehören dem Reiche.
Ausdehnung: Im Jahre 1907 hat Deutschland ein
Bahnnetz in der Länge von 58 000 km, ohne die Kleinbahnen
mitzurechnen. Damit übertrifft es alle europäischen Staaten.
(Europa 321 000, Amerika 487 000, Asien 90 000 km.) Als
Anlagekapital rechnet man etwa 14 Milliarden Mark.
Bedeutung der Eisenbahn: Die Eisenbahn tritt zu-
nächst an Stelle der Straßenfuhrwerke. Die Personenbeförderung
ist etwa um die Hälfte billiger, aber unvergleichlich viel schneller
und — entgegen der herrschenden Meinung — viel sicherer ge-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_I.
Extrahierte Ortsnamen: England Nürnberg Berlin Potsdam Bayern Deutschland Europa Amerika Asien