Belgien. — Niederlande.
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83] 2. Die Schweizer Hochebene lehnt sich in Form eines 230 km
langen Halbmondes an den Nordwestfuß der Alpen. Im Sw. wird sie
vom Gen ferse e, im No. vom Bodensee begrenzt. Sie wird von Alpen-
slüssen bewässert, deren größter die Aar (Nebenflüsse ?) ist. Wegen der
genügenden Bewässerung ist die Ebene fruchtbar und liefert Getreide, doch
nicht genng für des Landes Bedarf. In ihr liegen die größten Städte
der Schweiz: Bern (?), der Sitz des Bundesrates, Luzern am Vierwald-
stättersee und Zürich (?), der Hauptplatz für den Handel nach Italien (150).
84] f>. Das 3uralan6 ist der nordwestliche Bergwall der Schweizer
Hochebene; es ist ein wasserarmes Bergland, dem Ackerban nicht günstig,
aber belebt von regem Gewerbfleiß. Man fertigt Seiden- und Baumwoll-
waren und Uhren, die von Genf (80) in den Handel kommen. An der
Nordostecke des Iura liegt die alte Handelsstadt Basel (90).
85] Klima. In den Alpen verursacht der Wechsel zwischen tiefen Thälern
und Hochgebirgsketten ein sehr ungleiches Klima: in dem tiefen Rhonethale
z. B, beginnt der Frühling bereits im Februar; dagegen hüllt die Hoch-
thäler des Rheins und Inns noch im Mai eine dichte Schneedecke ein.
86] Bevölkerung. Die Bevölkerung besteht zu 3/4 aus Deutschen,
einem fleißigen, sparsamen, gottessürchtigen Menschenschlage; im Rhonethale
und westlich der Saaue sitzen Franzosen, im Tessinthale Italiener.
5. Das Königreich Belgien.
87] Lage nach der Karte.
88] Bodenform und Bewässerung. Belgien besteht ans einem- süd-
östlichen Berglande und einer nordwestlichen Ebene.
89] \. Das Bergland wird gebildet von den niederen Höhen der Ar-
dennen, welche von der Maas durchflössen werden. In dem metall-
und kohleureichen Hügellande liegt Lüttich ('?), mit großartigen Fabriken
für Stahlwaren
90] 2. Die Ebene beginnt östlich der Schelde und zieht bis zur Nordsee.
Sie ist fruchtbar und daher Sitz sorgsam betriebenen Ackerbaus. In ihr
liegt die Hptst. Brüssel, einer der wichtigsten Knotenpunkte im belgischen
Eisenbahnnetz (500). An der unteren Schelde blüht die Handelsstadt A n t -
wer Pen, wo alte Prachtgebüude (Rathaus) von dem einstigen Glänze
zeugen (240v Flußaufwärts liegt die lebhafte Fabrikstadt Gent (150) und
nach dem Meere hin Brügge, im 15. Jahrh. eine der ersten Handels-
städte der Welt, jetzt aber durch Verlaudung des Hafens herabgekommen.
91] Klima. Belgien hat das Klima der deutschen Nordseeküste (§ 31).
92] Bevölkerung. Die Belgier sind ein Mischvolk: teils Wallonen
(%), die von den Franzosen abstammen, teils Flamländer (4/7), die
dem germanischen Stamme entsprossen sind. In ihrem Wesen ist die Be-
Möglichkeit der Franzosen mit deutschem Ernst gepaart. Die Sprache ist
meist die französische, die herrschende Kirche die katholische.
6. Das Königreich der Niederlande.
93] Lage nach der Karte.
94] Bodenform und Bewässerung. Man unterscheidet das Binnen«
land und das Küstenland.
Hummel, Anfangsgründe der Erdkunde. A. 3. Aufl. 2
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Dänemark. — Die skandinavische ivtlbiiifel.
95] \. Pas Binnenland bildet den westlichen Ausläufer des Norddeut-
schen Tieflandes. Die Bewässerung erfolgt im S. durch die Mündnngs-
arme des Rheins und der S ch e l d e; außerdem hat das ebene Schwemm-
land die Anlegung zahlreicher Kanäle ermöglicht, welche das Land ent-
wässern und als Verkehrsstraßen dienen. Die Wiesenflächen bewirtschaftet
der Viehzüchter, die etwas höher liegenden Gegenden der Ackerbauer.
96] 2. Das Küstenland liegt teilweis unter dem Meeresspiegel und ist durch
die Mündungsarme des Rheins und der Scheide in viele Inseln zer-
rissen. Eine Kette natürlicher Dünen und künstlicher Dämme schützt den
noch unverletzten Küstensaum. Nicht immer aber ist dieser Schutz aus-
reichend gewesen, so daß Hochfluten ganze Landstriche verschlungen haben.
Auf diese Weise ist die Südersee und der Tollart entstanden. Eine
Jnselreihe bildet die letzten Reste des ehemaligen Strandes; die größte ist
Texel [teffel]. An der Küste liegen die großen Städte des Landes: am \')
[ei], einer Seitenbucht der Südersee, liegt die wichtige Handelsstadt A mfter-
dam, wegen des fnmpsigen Grundes auf Pfahlrosten erbaut und von Ka-
nälen durchzogen, auf denen die Waren bis an die Niederlagen geführt
werden <450); eine Eisenbahn führt über die Hauptstadt Haag (190» nach
Rotterdam (?), dem wichtigsten Schiffahrtsplatze der Niederlande (280).
97] .Skima. Die Niederlande haben das Klima der Nordseeknste (§ 31).
98] Bevölkerung. Die Niederländer sind germanischen Stammes,
ein arbeitstüchtiges, sparsames Geschlecht, dem Reinlichkeit und Wohlgefallen
an bunten Blumen in dem schwarzen Moorboden des Landes ein freund-
liches Hanswesen schaffen. Sie sind meist evangelisch.
7. Tas Königreich Dänemark.
99] Lage nach der Karte. Teile des Königreichs sind: 1) der nördliche Teil
der Halbinsel Jütland, 2) die dänischen Inseln, 3) einige Nebenländer.
100] \. jütland. Auf Jütland herrscht die Ebene vor. Jin östlichen
Teile besteht diese ans gntem Fruchtboden. Daher liegen hier die wenigen
größeren Städte des Landes: A a r h uus , R a u d e r s und A a l b o r g.
Die Mitte der Halbinsel und der westliche Küstenstrich sind unfruchtbarer
Sandgrund, daher meist mooriges Heideland.
101] 2. Die dänischen Inseln werden durch den Kleine n B e l t, den
Großen B e l t und den Sund getrennt und bestehen aus den stachen Ei-
landen F ü n e n , Lange land, Laaland, Fat st er und Seeland.
Ans Seeland, der Hanptinsel, liegt inmitten fruchtbarer Getreidefelder und
herrlicher Buchenwälder die Hauptstadt Kopenhagen, ein Sitz ^bedeuten-
den Handels (375). — Zu Dänemark gehört ferner die Ostseeinsel
B ö r n h o l m.
102] Die ^ebenländer sind: a) Tic järöcv (l>. i. Schafinseln), eine
Inselgruppe iin N. der britischen Inseln. l>) Island (d. i. Ei5land>^ eine im Allan-
tischen §üzean liegende felsige Insel mit dem feuerspeienden Hella, c) Grönland
siebe bei Nordamerika.
8. Tie skandinavische Halbinsel.
103] Lage nach der Karte. Skandinavien begreift die Königreiche
Schweden (im O.) und Norwegen (im W.).
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Die britischen Inseln.
21
lande von H o ch s ch o t t l a nd. Der Tieflandsstreisen ist das einzige
Ackerbangebiet Schottlands; deshalb liegen hier die größten Städte: Edin-
bürg, die Hauptstadt Schottlands (280), und Glasgow [glasgö], eine
Fabrikstadt mit Mill. E.
112) 2. Das Tiefland besteht durchweg aus Ackerboden. Es ist reich
bewässert. Die größten Flüsse sind die Themse und der Severn; zahl-
reiche Kanäle verbinden diese Wasseradern mit den benachbarten Flüssen.
In der britischen Ebene sind Ackerbau und Viehzucht Hauptnahrungs-
zweige. In der Nähe der Gebirge gewinnt man Kohle und Eisen. Das
befördert die starke Gewerbthätigkeit. Daher hat England eine Anzahl
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Extrahierte Ortsnamen: Schottlands Schottlands Glasgow England
194
zösische Besatzung dulden, die Schelde, die Maas und den
Rhein unbedingt der französischen Schiffart freigeben,
100 Millionen Gulden Kriegskosten bezalen und sich an-
heischig machen im Kriege Frankreich mit 25,000 Man un-
ter einem französischen Generale zu unterstützen.
Durch das Anschlüßen an Frankreich in Princip und
Haltung von dem übrigen Europa getrent, und den poli-
tischen Kräften nach zu unbedeutend, um aus eigner Macht
ihre Selbständigkeit auch gegen Frankreich zu waren, mus-
ten sich die Niderlande seit dem sigreichen Eindringen der
von den Patrioten gerufenen und geförderten Franzosen
eine fortwarende Bevormundung durch die französische Re-
publik notwendig gefallen laßen, und musten, in den
Spuren dieses neuen Statswesens einherwandelnd, alle
Phasen tzurchmachcn, die dasselbe in seinen Schiksalen bis
zum Sturze des daraus hervorgcgangenen Imperatoren-
reiches erlebte. Wir faßen hier sogleich die Geschichte der
nidcrländischen Verhältnisse in den nächsten Jahren zusam-
men, um bei dem weiteren Verlaufe der französischen Ge»
schichte nur darauf verweisen zu dürfen: Zunächst verwan-
delten sich die vereinigten Niderlande dem Namen nach in
eine batavische Republik mit Nachahmung der For-
men der französischen. Alle Niderländer waren nun Bür-
ger. Die Grundsätze der Gleichheit duldeten keine Herren
mehr; natürlich hörte auch die ganze Stellung der Unter-
tanen der ehemaligen vereinigten Niderlande in Statsbra-
bant und anderwärts auf. Fürs erste bliben zwar die
Landschaften noch in ihrer Abgesondertheit mit eignen Pro-
vincialstaten unter dem Titel provisorischer Repräsentanten,
und mit den Gencralstaten, die nun natürlich ganz demo-
kratische Elemente erhielten, an der Spitze; doch gab dies
Anlaß zu leidenschaftlicher Parteiung unter der zeither pa-
triotisch genanten Partei, indem eine demokratischere Fac-
tion auf eine Centralregirung und völlige Union der Pro-
vinzen drang; eine föderalistische Faction derselben wider-
stund. Municipalitäten traten an die Spitze der Städte
und der anderen kleinen Kreise; Alles, was an den Feu-
dalismus erinnerte, ward entfernt und die angesehensten
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Frankreich Frankreich Europa Frankreich Niderlande Statsbra-
47
tei den Erbstathalter zu stürzen; alle belgischen und verei-
nigten Niverlande unter seinem Protectorate zu verbinden,
seine Truppen vollends durch die Vorteile, die er ihnen
dann bieten kö'nte, zu gewinnen; mit ihnen auf Paris zu
marschiren, den Convent aufzulö'sen, die Clubs zu schließen
und die Constitution vom Jahre 1791 mit einem constitu-
Lioncllen Könige an der Spitze herzustellen. In Folge die-
ses Planes feiten 14,009 Man sich bei Antwerpen sammeln
und über den Biesbosch nach Holland Vordringen; Gertruy-
denberg, Bredä, Bergen op Zoom und andere Vesten die-
ser Gegenden selten durch zurükbleibende Detachements mas-
kirt, Maestricht von General Miranda mit 15,000 Man
belagert werden, wärend Neuilly und Harville mit 10,000
Man zwischen Laroche und Malmedy, und Valence mit
25.000 M. längs der Noer, Lamarlwre mit 3,500 M. bei
Roermonde die Belagerung zu decken und Champmorin mit
6.000 M. Venlo zu nemen hatte. Gelänge Dumouriez's
Zug nach Holland, dann solté Miranda 25,000 Man nach
Nimwegen süren und sich bei Utrecht wider mit Dumouriez
vereinigen, und Valence inzwischen die Belagerung von
Maestricht fortsetzen.
Dumouriez Plan ward inzwischen nicht mit gehöriger
Präcision ausgefürt, als sein Corps sich am 17ten Februar
in Bewegung gesezt hatte. Etat rasch nach Holland Vor-
dringen zu können, gieng man zögernd zu Werke; doch
ward am 24ten Februar Bredä, kurze Zeit nachher Ger-
truydenberg übergeben; als endlich zum loten März der
Uebergang nach der Insel Dort und nach Holland festgesezt
war, muste er wider aufgeschoben werden, weil die Ereig-
nisse an der Maas dringend Dumouriez's Anwesenheit for-
derten. Das ö'streichische Heer hinter der Erst und Roer in
der ersten Hälfte des Februar bis auf 40,000 Man verstärkt
unter dem Commando des Prinzen von Koburg; außerdem
11.000 Preussen, die sich ihm anschloßen, unter Braun-
schweig -Oels, hatten die rasche Einname von Venlo gehin-
dert, und Miranda gezwungen in der Nacht zum 3ten März
die Belagerung von Maestricht aufzuheben. Am 5ten war
auch Lüttich von den deutschen Truppen wider besezt wor-
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Extrahierte Personennamen: Miranda Miranda Dumouriez Miranda
Extrahierte Ortsnamen: Paris Holland Neuilly Malmedy Valence Venlo Holland Nimwegen Utrecht Valence Holland Holland Koburg Preussen Venlo
176
Möllendorf zu keinem anderen energischen Schritte zu be-
wegen. Im December kamen die Franzosen wider in Besiz
des Brückenkopfes bei Manheim und konten vor Ende des
^ Jahres Mainz einschließen, da der größte Teil der preus-
sischen Truppen auf das rechte Rheinufer zurükgegangen
war. Koburg übergab inzwischen am 28ten August den
Oberbefelh des Heeres an den Feldzeugmeister Clairfait, und
zog sich zurük. Jourdan sezte sich sofort in Stand, Clair-
fait die Spitze zu bieten. Nach Mitte September gieng
die östreichische Armee hinter die Sfoer zurük. Am 2ten
October drang Jourdan weiter vor; die Oestrcicher wichen
vor ihm, und giengen am 5ten und 6ten sogar über den
Rhein zurük. Schon am 6ten erreichten die französischen
Colonnen Cöln. Am 4ten November gieng durch Capitu-
lation auch Maastricht an die Franzosen über, und Jour-
dans Armee bezog Cantonirungen. Pichegru hatte inzwi-
schen die englisch - holländsche Armee aus Nordbrabant über
die Maas gedrängt; Orten war am 23ten, Crvvecoeur am
27ten September; Hcrzogenbusch am 10ten October den
Franzosen übergeben worden. Mitte Octobcrs übernam
Moreau an des erkrankten Pichegru Stelle den Oberbefelh
dieser Nordarmee; am 21ten October siel auch Venlo; und
York hatte sich schon am 6tcn October hinter die Waal
zurükgezogen. Am 7ten November räumte die englische
Besatzung Nimwegen, und überließ die holländische Be-
satzung, die das Gewer strecken muste, ihrem Schiksal.
Pork gieng am 2ten December einstweilen nach England
zurük und überließ den Oberbefelh dem alten General Gra-
fen Walmoden. Auch Moreaus Armee bezog Cantonirun-
gen. Hcusden, Gcrtruydenberg, Grave sielen noch vor
Ende des Jahres den Franzosen in die Hände; Breda und
Zeevenbergen wurden eingeschloßen gehalten. Wärend Spen-
cer in Wien auf kategorische Erklärungen drang, näherte
sich Preussen schon der französischen Regirung und unter-
handelte Oestreich um einen Waffenstilstand. Spencer konte
nichts erreichen, als daß ein östreichisches Corps von
25,000 Man unter Albinzy gegen Uebername der Erhaltung
desselben England und Holland zur Verfügung gestelt und
mit
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Koburg August Jourdan Pichegru Maas Spencer Albinzy
Extrahierte Ortsnamen: Manheim Rhein Maastricht Hcrzogenbusch Venlo Nimwegen England Moreaus Gcrtruydenberg Breda Wien Preussen England Holland
192
Ausschuß in Paris, an welchen die Verhandlungen ka--
men, ward scheu so durch die Wünsche der holländischen
sogenanten Patrioten, namentlich durch Daendels, bestimt,
daß die niderländischen bevolmächtigten, Repelaar und
Brantsen, nichts erreichten. Beide niderlandische Parteien
steigerten sich in Paris durch Geldanerbieten. Die Be-
volmachtigten boten 80 Millionen Gulden für den Fri-
den; die Patrioten aber boten 10v Millionen, wenn
ihnen die Franzosen nur zur Regirung helfen wollen.
Warend dieser Unterhandlungen trat plözlich anhal-
tender, heftiger Frost sin. Die Franzosen, die hierdurch
die Niderlande ihrer stärksten Waffe, der Waßerverteidi-
gung, beraubt sahen, kündigten nun einen kurz vorher
gcschloßenen Waffeustilstand auf, sagten den Patrioten
Hilfe zu, und drangen in die Territorien der Republik
ein. Grave ergab sich am 30ten Dec. 1794. Anfangs
Januar 1795 besczten die Franzosen die Betuwe; die
englischen Truppen zogen unter argen Gewalttätigkeiten
in der Richtung nach Emden ab, wärend die Franzosen
vortreftiche Manszucht hielten. Pichegru gierig über den
Leck nach Utrecht; liberal erhob sich die patriotische Par-
tei. In Amsterdam zogen die Franzosen unter dem Ju-
bel der Einwoner ein, und am längsten hielt sich noch
Zeeland. Zum Uuglük und zur waren Strafe für die
patriotische Partei in den Niderlanden, schloß in dieser
Zeit auch Preuffen Friden mit Frankreich. Es war im
Herbste und zu Anfänge Winters noch wegen der polni-
schen Verhältnisse nicht ganz beruhigt; die Engländer und
Niderländer hatten aufgehört, Subsidieu zu zalen; unter
solchen Umständen gieng Preuffen eutschiden auf die von
Frankreich gebotenen Fridensunterhandlungen ein. Schon
im Herbste waren die preussischen Truppen auf das
rechte Rheinuser zurükgegangen. Für die Unterhandlun-
gen über den Friden aber bildete die französische Legation
in der Schweiz das Mittelglid. Becher, einer der At-
taches bei der französischen Gesandschaft, der mit diesen
Unterhandlungen vom Wolfartsausschuße (d. h. dem neuen,
dem unter anderen die diplomatischen Angelegenheiten
über-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Personennamen: Pichegru
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Emden Utrecht Amsterdam Zeeland Niderlanden Frankreich Frankreich Rheinuser
656
selbst Napoleons Macht als eine so gesicherte anerkant sah,
und nur geringer Trost war dabei, daß sich die junge Kai-
serin der Franzosen bei ihrem Gemale der deutschen Inte-
ressen annemen werde, denn auf bedeutende Dinge, war
vorauszusehen, werde er ihr nicht den mindesten Einfluß
gestatten. Am Ilten März 1810 ward sie dem Erzherzoge
Karl als Napoleons Stelvertreter angelraut, und dan wie
im Triumphe nach Paris gefürt, wo die Feier ihrer wirk-
lichen Vermählung noch zu einem tragisch endenden Feste
im Garten des östreichischen Gesandten, Fürsten Schwarzen-
berg, Veranlaßung gab. Schon vorher hatte Napoleon
seinen Stiefsohn, den Vicekönig von Italien, bestimter für
die Zukunft bedenken mäßen, da er durch die Trennung
von dessen Mutter seine ganze Stellung verändert hatte.
Auf die Hofnung der Krone Italiens muste der Vicekö-
nig nun verzichten. Dagegen war das Gebiet des Fürsten
Primas am lten März 1810 in ein Großherzogtum Frank-
furt verwandelt; auch Hanau und Fulda damit verbunden
worden. Der Vicekönig und seine Erben wurden zu der-
einstigen Nachfolgern m diesem Großherzogtume bestirnt.
Um dieselbe Zeit begannen die Zwistigkeiten Napoleons
mit seinen Bruder Louis, durch welche dieser almälig bis
zur Resignation auf den holländischen Thron gebracht ward.
Schon 1809 seit der Landung der Engländer auf Walchcrn
war das Verhältnis des Kaisers zu seinem Bruder ein ge-
spantes geworden, weil Louis zu dem Grade von Aufopfe-
rung aller holländischen Interessen für Frankreich nicht zu
bringen war, auf welchem Napoleon ihn zu sehen verlangte.
Als der König von Holland, wie oben erwänt ward, im
December 1809 in Paris war, sah er sich durch das Andrin-
gen des Kaisers gezwungen, seinen Kriegsminifler Krayen-
hoff, der am mutigsten dein französischen Einflüße wieder-
stund, zu entlaßen, französische Besatzung in holländische
Städte und an die niderländischen Küsten zu nemen, und
auf alles Land südlich der Maas und Waal zu verzichten,
ohne daß für diese von dem Königreiche Holland abgeschnit-
tenen Districte diesem auch wider ein entsprechender Ersaz
gegeben, oder nur der früher auf diesem Distrikten lastende
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Karl Karl Napoleons_Stelvertreter Napoleons Napoleon Napoleons Louis Louis Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Paris Italien Italiens Frank- Hanau Fulda Napoleons Frankreich Holland Paris Holland
r
648
Inzwischen war General Gratien am 23ten Mai bei
Zollenspiker über die Elbe gegangen; mit den holländischen
Truppen, die er fürte, hatten sich 1500 Dänen, die im
Grunde der ganze Handel nicht berürte, vereinigt, so daß
er 6000 Man hatte, mit denen er am 31 ten Mai des Vor-
mittags vor Stralsund anlangte. Irgend ein Verrat muß
Gratien mit den Verhältnissen in der Stadt bekant ge-
macht haben. Er sandte nur eine ganz geringe Abteilung
als Demonstration gegen das Frankentor — ein stärkeres
Detachement gegen das Triebseertor — ließ aber auf mög-
lichst verdektem Wege seine Hauptmacht nach der Küste ge-
hen, um dann den rntscheidenden Schlag an dem am we-
nigsten gesicherten, am Knieper Tore, zu unternemen. Als
diese Abteilung das Tor erstürmt hatte, und in die nächsten
Straßen der Stadt eindrang, wolte Schill seine als Reserve
aufgestelte Cavallerie herbeiholen, fand diese aber schon im
Handgemenge mit dänischer Reiterei. Er sah bald, daß
alles verloren sei, und suchte den Tod. Er hieb noch mit-
ten unter den Feinden den General Carteret von Pferde,
aber bald darauf sank er von mehreren Kugeln durchbort.
Noch schlugen sich 16 Ofsicire und 170 Reiter durch, und
erhielten nebst einigen hundert Infanteristen, die mit ihnen
waren, durch ihre imposante Haltung die Möglichkeit nach
der preussischen Grenze zu entkommen. Die Dänen zogen
einige Tage später heim; Gratien mit den Gefangenen auf
Wagen und mit Schills Kopf in Weingeist am 9ten Juni
nach Braunschweig, wo 1-1 der Gefangenen erschoßen wur-
den; andere traf dasselbe Schiksal in Wesel; die übrigen wur-
den zu Galeeren in französischen Hafenstädten begnadigt. —
Doch auch Schill und die Seinen sind nicht umsonst gefallen.
Das Volk in Deutschland staunte ihn an — überal sah
man sein Porträt neben dem Hofers, und das Besprechen
und die Gedanken über seinetat haben in tausend nideren
kleinen Kreisen eine Gesinnung genärt und erzogen, die ihn
später herlich gerächt hat.
In Deutschland glüte und kochte damals in vilen
vereinzelten Seelen der Haß gegen die fremden Eindring-
linge täglich heißer. Es war ein furchtbarer Gedanke, daß
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Knieper Schill
Extrahierte Ortsnamen: Braunschweig Wesel Deutschland Deutschland
051
im nördlichen Deutschland z. T. in Hofnung auf die zu-
gesagte englische Hilfe unternommen war, zu Grunde ge-
hen. Am 18ten Juni traf man die unmittelbaren Anord-
nungen um 39,000 Man und 144 Belagerungsgeschütze
nach Belgien hinüber zu bringen. An die Spitze der Ar-
mee ward Graf Chatham gefielt; die Flotte commandirte
Admiral Strachan. Bis zum loten Juli war mit Aus-
name der Reiterei alles eingeschift. General und Admiral
machten noch Vorstellungen: man werde troz so bedeuten-
der Hilfsmittel Antwerpen nicht nemen können; der Best'z
der Insel Walchern werde das warscheinlich alleinige Re-
sultat der Expedition im günstigsten Falle sein — aber
das Ministerium blib bei seinem Plane, dessen es der par-
lamentarischen Majorität gegenüber zu bedürfen glaubte,
und äußerte nur, die Nation werde mit Truppen und
Seeleuten sehr unzufriden sein, wenn Antwerpen nicht ge-
wonnen werde.
Die Disposition der Unternemung war nun diese:
Eine Abteilung des Landungsheeres solle sich im Besiz der
Insel Schouwen setzen; eine andere die Batterien auf der
Nordküste von Cadzand zerstören; eine dritte auf Walche-
ren landen, um Vlissingcn zu belagern und die Strand-
batterien der Insel zu nemen; dann solle die Flotte in die
Westerschelde segeln und der gemeinschaftliche Angrif auf
Antwerpen beginnen.
Napoleon hatte allerdings an einen solchen Angrif
gar nicht gedacht, und alle seine Kräfte hauptsächlich gegen
Oestreich concentrirt. Cadzand war nur von einigen hun-
dert Nationalgarden besezt; auf Walchern waren außer
einem kleinen holländischen Detachement nur 4400 Man
teils Deutsche vom Rheinbund z. B. Jsenburger, teils
Strafabteilungen. Das übrige Zeeland war so gut wie
werlos; in Holland waren überhaupt etwa 6000 Man
und in Flandern 6000 conscribirte, jganz ungeübte Trup-
pen. Lillo, Liefkenshoek und Antwerpen waren nicht
kriegsmäßig armirt — die anderen Forts: Peerle, St.
Philip, St. Marie und Calloo ganz werlos.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Personennamen: Graf_Chatham Napoleon Philip Marie Calloo
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Belgien Antwerpen Zeeland Holland Flandern Antwerpen