Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Heimat - S. 22

1899 - Leipzig : Degener
— 22 — auch Rennstieg oder Rennweg, jene wundersame Straße, wie sie in Rücksicht auf Lage und Länge kein anderes Gebirge aufzuweisen hat, an 44 Stunden lang, nämlich vom eisenachischen Dorfe Hörschel an der Werra bis zum reußischen Dorfe Blankenstein an der Saale, — auf dem höchsten Gebirgsrücken in der Richtung der Wasserscheide fort; er ist mit Ausnahme einer kurzen Strecke (am Juselsberg) überall fahrbar. Der Rennstieg bildete Jahrhunderte hindurch eine politische Landes-, Flur-, Völker-, Forst-, Jagd-, Sprach- und bischöfliche Kirchen- grenze zwischen Thüringen und Franken und außerdem noch eine Rechtsscheide zwischen Ländern sächsischen und fränkischen Rechts, wie er denn auch jetzt noch auf der Grenzscheide einzelner Länder hinläuft und mit vielen alten und neuen Grenzsteinen besetzt ist. Gegenwärtig steht der Weg, obwohl hin und wieder chaussiert, fast vereinsamt, und auch eine Fußwanderung wird auf ihm selten unternommen, weil er nur wenige Ortschaften berührt.*) Ebenso bieten die Übergänge quer über das Gebirge, deren es eine Menge giebt, keine erheblichen Schwierigkeiten dar. Es ist daher der Thüringer Wald eins der wegsamsten Gebirge Deutschlands. Die Hauptübergänge, welche muster- hafte Straßenbauten aufweisen und den Reisenden durch reichen Wechsel von Naturbildern in Spannung und Freude erhalten, vermitteln den großen Berkehr zwischen Nordost- und Süddeutschland, z. B. der höchste der Pässe, welcher aus dem Gothaischen über Oberhof (827 in) nach Suhl führt. — Am nördlichen Abhänge zieht die thüringische Eisenbahn von Erfurt über Neudietendorf, Gotha nach Eisenach hin; von Neudietendorf geht eine Bahnlinie über Arnstadt, Stadt- Ilm, Paulinzella, Blankenburg i. Th. uach Saalfeld, so daß der ganze Nordrand des Thüringer Waldes befahren werden kann. Von Saalfeld ans geht die Bahn in südlicher Richtung über Eichicht nach Lichtenfels, wo die dritte Linie, welche von Eisenach aus über Salzungen, Meiningen, Hildburghauseu, Coburg den Süd- fuß des Thüringer Waldes umspannt, einmündet. Dieses Eisenbahndreieck zeigt in der Mitte noch die verkehrsreiche Verbindungslinie von Neudietendorf über Arnstadt, Oberhof, Suhl nach Grimmenthal, wo sie in die Werrabahn einmündet. Außerdem sind so manche romantisch gelegene, viel besuchte Punkte, wie auch industriell wichtige Orte durch Zweigbahnen mit den Hauptverkehrsadern in Ver- bindung gesetzt. Dazu gehören folgende Bahnlinien: Wntha-Ruhla; Fröttstädt- Waltershausen-Schnepfeuthal-Friedrichroda-Georgeuthal-Tambach; Gotha-Georgen- thal- Ohrdruf -Gräfenroda; Plaue-Elgersburg-Ilmenau-Gehren-Gr. Breitenbach; Lndwigsstadt-Lehesten; Coburg-Sonneberg-Steinach-Lauscha; Eisfeld-Porzellan- Fabrik - Unterneubrunn; Themar-Schlensingen; Wernshansen-Schmalkalden-Zella St. Blasii (b. Suhl); Schmalkalden-Klein-Schmalkalden; Jmmelborn-Liebenstein. Rechnet man dazu die trefflichen Chausseen und die anmutig geschlängelten, schattigen Promenadenwege, welche fast zahllos vorhanden sind und die reizendsten Partieen der Gebirgsuatur erschließen, so kann man wohl sagen, daß nur wenige andere Gebirge sich einer solchen Zugänglichkeit erfreuen. *) cf. den Artikel „Auf der Scheide" in der Zeitschrift „Natur" Nr. 33 vom Jahre 1890; Verlag von Schlvetschke, Halle.

2. Die Heimat - S. 122

1899 - Leipzig : Degener
— 122 — Halbkreis durch folgende breite Straßen mit Anlagen: Alte Promenade (von der Geiststr. — Theater — bis 'Steinstr.); Poststr. (bis Leipzigers^.); Nene Promenade (bis Rannische Str. am Waisenhause); Moritzzwinger (bis zur Gerbersaale). Außerhalb dieses Kranzes liegen die neuereu Stadtteile. Im Osten der Stadt liegt der Centralbahnhof, der mit dem Markte durch die Leip- ziger Straße iu Verbindung steht. 2. Halle als Fabrik- und Handelsstadt: Reiche Naturprodukte und eine günstige Lage haben die Entwicklung der Stadt bedingt. Schon seit uralten Zeiten fließen hier reiche Sol- quellen, welche die erste Ansiedlung veranlaßt und ihr den Reimen*) gegeben haben. Die Arbeiten plan von halle. Erklärungen: 1—Marktvlatz mit der Marienkirche ini Westen, dem Rathaus im Osten? in der Mitte: der rote Turm, Siegesdenkmal und Erzbild Handels. 2 — Franckesche Stiftungen. 3 — Gebäude der königl. Klinik. 4 —Post. 5 — Gymnasium. 6 —Theater. 7 — Universität. 8^-Moritzburg, 9 —Loge auf dem Jägerberge. 10 — Tiakonissenhans lind gegenüber das Martinsstift, ll — Kaserne. 12 = Psännerschaftliche Saline. der Salzgewinnung in der pfännerschaftlichen Saline (s. Skizze 12) werden von den Halloren^), den Nachkommen der ersten Bewohner, verrichtet. Halle liegt aber auch in einem reichen Braun- *) Halle — wahrscheinlich vom kelt. hal — Salz, jedenfalls knüpft sich der Name eng an die Salzgewinnung an; et. Hall, Reichenhall, Friedrichshall, Hallstadt, Hallein, Wilhelmshall ?c. **) Die Halloren (— Salzarbeiter) unterscheiden sich durch Sitten und Gebräuche von den übrigen Bewohnern der Stadt. Nachdem der Betrieb der Salzsiederei in die Räume der könig- lichen Saline verlegt wurde, konnte nur ein Teil der vorhandenen Halloren dort Beschäftigung finden,

3. Die Heimat - S. 126

1899 - Leipzig : Degener
126 An dem Lober, einem linken Nebenflusse der Mulde, liegt die Kreisstadt Delitzsch (91/.,). Sic ist eine alte Sorbenstadt: ihr Name bedeutet Thalort (dola = Thalf*). ^Delitzsch ist der Geburtsort Ehrenbergs, der Professor der Medizin an der Universität zu Berlin war und sich bekannt machte durch seine naturwissenschaftlichen Forschungen, besonders aus seinen Reisen durch Ägypten, Nubien und das arabische Küstenland. — Außerdem wurde hier 1808 der Nationalökonom Schulze-Delitzsch geboren, dem hier von den deutschen Genossenschaften ein Denkmal gesetzt ist.) — An der Mulde liegt Eilenburg (Is1/.,), die größte 3tabt des Kreises. Ihren heutigen Namen erhielt die Stadt von der alten Jlburg, die schon unter Heinrich I. als wichtiger Grenzpunkt gegen Sorben und Wenden geuauut wird. Sie hat Fabriken für Tuch, Buckskin, Kattun, Chemikalien, Maschinen, Tabak, bedeutende Korbflechtereien, Wagenbauanstalten ?e. Ein besonderes Interesse hat die alte Stadt dadurch, daß aus derselben das Lob- und Danklied: „Nuu danket alle Gott" er- kluugen ist. Der Dichter desselben, Martin Rinkart, wurde hier 1586 geboren und fand später seine Anstellung als Pfarrer in dieser Stadt. b) Am Bober (unweit der Mulde) liegt die Kreisstadt Bitterfeld (10v2)- Sie ist im 12. Jahrhundert von eingewanderten Flämingern erbant, welche den Ort Bett er- feld nannten. Dieser Name soll von „besser Feld" stammen, das die Erbauer hier sau- deu, als sie vom Fläming kamen. Seit Er- öfsnuug der zahlreichen Eisenbahnen sind hier Braunkohlenbergbau, Thouwaren-und Ziegel- fabrikation bedeutend gehoben. Das große Torf Holzweißig (31/.>) ist infolge dieser Industrie emporgeblüht. — Westlich von der Mulde liegen in dem fruchtbaren Gebiete: Dorf Roitzsch (23/4) und die beiden Acker- städte Brehna (2) und Zörbig (4). — Ostlich von der Mulde in der waldreichen Gegend am Rande der Dübener Heide: Gräfenhainichen (3'/4i, Geburtsort des Kirchenlieddichters Paul Gerhardt: die Stadt wurde von Flämingern erbaut und nach Gravenhaag in Holland benannt. Düben (3'/.,) ist ein alter sorbischer Lrt. Hier gedachte Napoleon I vor der Leipziger Schlacht die schlesische Armee unter Blücher zum Kampf zu nötigen. Nach Vereitelung dieses Planes führte er seine Armee uach Leipzig. Aufgaben: Stelle die Städte dieses Gebietes nach ihrer Größe züsammen und ziehe daraus Schlüsse aus die natürlichen Erwerbsquellen und Verkehrswege! — Zeige an den Eisenbahnen, daß dieses Gebiet ein Dnrchgangsland ist zwischen schiffbaren Flüssen und Großstädten! — 10. £)ö0 Land au der Eide und Schwarten Elster. (Kreise: Torgau, Wittenberg, Schweinitz, Liebenwerda.) Die Ebene, welche wir zwischen Saale und Mulde kennen lernten, setzt sich nach Osten über die Elbe und schwarze Elster hinaus fort. Sie wird nur durch vereinzelte Anhöhen unterbrochen, von denen die aus der Geschichte bekannten Höhen von Süptitz und die im Nordosten dieses Gebietes liegenden flachen *) Östlich von Elbe und Saale, vereinzelt auch westlich von diesen Linien, treten Ortsnamen mit slavischen Endungen, auch mit slavischem Stamm auf. Dazu gehören alle Namen mit den Endungen „itz", „itzsch", „ow", „owa", „ova"' sie alle bedeuten „Ort" oder „Dorf". Das Muldegebiet der j?roo. Sachsen,

4. Die Heimat - S. 145

1899 - Leipzig : Degener
— 145 — b) Genthin (5v2) ist Kreisstadt von Jerichow Ii. Sie hatte schon stich Bedeutung erlangt als Gabelungsstelle der Magdeburg-Berliner und Magdeburg-Hamburger Straße. Die Industrie wird begünstigt durch den Wasser- und Schienenweg. — In der Nähe das Dorf Altenplathow (2) mit den Resten einer alten Wasserburg (— plotu = Zaun, also Zaunort oder befestigter Ort—). Parey (2vz) am Kanal (twn wend. ta para — Sumpf). — Jerichow (l1/,) mit einer schönen Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert. Das Dorf Schönhausen ist der Geburtsort Fürst Bismarcks (1. April 1815). Ganz im Norden des Kreises das Städtchen Sandau (2).*) Aufgaben: Gründe für die sandige Beschaffenheit des rechtselbischen Gebietes! Vergleiche das rechtselbische Gebiet mit der Altmark! Zeige den Zusammenhang zwischen der natürlichen Beschaffenheit des Landes und den sich entwickelnden In- dustriezweigeu desselben (an diesem Gebiete)! Zeichne den senkrechten Durchschnitt des Fieuer Bruches (Becken, See, Ausfüllung desselben mit Sumpfpflanzen, Ab- trocknen der Oberfläche, Weiden- und Erlengebüsch, Bruch) und zeige die Ent- stehung eines Bruches! Aufgaben über die Provinz. Zeichne ein Profil von der Alandmündung bis Suhl! Stelle die Gebiete der Provinz zusammen, welche nicht zur Elbe abwassern. Bezeichne die vorhan- denen und möglichen Kanalverbindungen zwischen Elb- und Wesergebiet! Die Flnß-Pforten der Provinz und ihre Bedeutung für den Verkehr! Charakteristische Flußläuse (Elbe, Saale, Uustrut, Bode :c.) sind zu zeichnen! Stelle zusammen: a) die Randstädte, b) Brückenstädte, c) Kniestädte in der Provinz und gieb die besondere Bedeutung derselben an! Gieb die historisch wichtigen Orte der Provinz an, ordne die Landschaften nach ihrer geschichtlichen Bedeutung und suche die Gründe für dieselbe! Stelle die fruchtbaren und unfruchtbaren Gegenden der Provinz zusammen und gieb die Gründe für Entstehung ihrer Bodenarten! In- dnstriegebiete, welche a) vom Mineralreiche, b) vom Pflanzenreiche, c) vom Tier- reiche abhängig sind! Führe an bestimmten Landschaften der Provinz den Nach- weis, daß die Industrie von größerem Einfluß ist auf die Entwicklung der Anfiedlnngen als die Fruchtbarkeit des Bodens allein! Ordne die Hanptkreuzuugs- punkte der Eisenbahnen in der Provinz nach der Zahl der Schienenwege und untersuche deu Einfluß derselben auf Entwicklung der betr. Orte! (Es ergeben sich 2 Gruppen: Durchgangs- und Endstationen.) Die Verbindungen der Haupt- kreuzungspnnkte untereinander! Geschichtlicher Überblick über die Gebietsteile der Provinz Sachsen. Die Bestandteile der heutigen Provinz Sachsen gehörten im 5. Jahrhundert größtenteils dem Thüringerreiche an. Später kam der südliche Teil an das Franken-, der nördliche an das Sachsenreich, während die Slaven den Osten bis zur Saale und Elbe besaßen. Im Frankenreiche fand das Christentum zuerst Eingang durch Bonifatius. Karl der Große brachte es auch den Sachsen und nach ihrer Unterwerfung be- kämpfte er die Slaven, gegen welche er seine Nordostgrenzen durch Anlegung von *) Zwei gleichnamige Städte liegen in Böhmen. Stecke!, Prov. Sachsen. 10

5. Die Heimat - S. 158

1899 - Leipzig : Degener
— 158 — 2. Die Lage: Während die Handelsstraßen von Hannover und Magdeburg nach dem Innern Thüringens durch die Flußthäler der Leine und Elbe mit Saale von der Natur vorgezeichnet waren, entbehrte Braunschweig eines bequemen Zuganges in die südlichen Gegenden, indem der Gebirgswall des Harzes die Verbindung nach Thüringen erschwerte; Braunschweig war also unr eine Entwicklungs-Bedingung ärmer als die beiden ersten Städte, gegen welche sie bis heute in ihrer Entwicklung zurückgeblieben ist. Doch hatte aber Braunschweig eine günstige Handelslage am Rande des Mittelgebirges und Tieflandes: der Handelsweg von Antwerpen und Köln führte über Hannover, Braunschweig, Magdeburg :c.; zudem liegt Braunschweig in der Mitte der alten Handelsstraßen, welche Bremen und Hamburg mit Leipzig, außerdem Hamburg und Lübeck mit Frankfurt a. M., also die Seehandelsstädte mit den wichtigsten Binnenhandelsstädten verbanden. So gelangte Braunschweig in den Besitz eines großen Speditionshandels und gewann eine ge- waltige Bedeutung in der Blütezeit der Hansa. Besonders lebhaft gestaltete sich der Verkehr mit Bremen, da eine Wasserstraße diese beiden Städte verband, auf der bis ins 16. Jahrhundert Schiffahrt bestand. Doch waren Oker und Aller für die größeren Fahrzeuge späterer Zeit zu un- bedeutend, und man klagte in Braunschweig: „O Brunswik, wärest du waters rike, so wäre nimmer dienes glike". Als daun der Welthandel eine andere Richtung nahm und die Hansa sank, verlor auch Braunschweig die große Bedeutung. Nur die Einrichtung der Messen gab der Stadt einen neuen Aufschwung. Braunschweig besitzt heute den wichtigen Schienenweg von Magdeburg—helmstedt—braun- schweig — Hannover, der mit den übrigen ost-westlichen Bahnen von Braunschweig aus in nord- südlicher Richtung verbunden ist. 3. Die Industrie: In der srnchtbaren Ebene von Braunschweig und Wolsenbiittel steht der Ackerbau in höchster Blüte, der eine ausgedehnte Viehzucht veranlagte. Davon war wieder abhängig die Rübenzucker-Fabrikation, die Bierbrauerei (in Braunschweig: die einst weit versandte „Mumme") und die Verarbeitung des Fleisches zu den bekannten Braunschweiger Wurstwaren. (Deshalb pflegte man in Braunschweig zu sagen: „Mumme un een Stümpel Worst kann den Hunger un den Dorst ogenblicklich stillen".) Von Bedeutung ist der ausgedehnte Gartenbau in Braunschweigs Umgebung, der erhebliche Mengen Spargel, Hülsen- flüchte und Gemüse liefert. Was davon nicht in frischem Zustande verwertet wird, kommt in die zahlreichen Konserven- Fabriken, in denen die bekannten Gemüse- Konserven hergestellt werden. Einst blühten in Braunschweig die Tuchmachern und die Metallarbeit, be- sonders die Waffeusabrikatiou, so daß die Stadt ein „Rüsthaus" genannt werden konnte (wie Lüneburg ein „Salzhaus" und Lübeck ein „Kaufhaus"). Jetzt sind eine Reihe bedeutender Maschinenfabriken und zahlreiche andere Industriezweige in Braunschweig vertreten. Über 50% der Bewohner finden in der Industrie ihren Erwerb, während der Handel jetzt nur etwa 12% der Bewohner ernährt. (Zu dem Kreise Braunschweig gehört die Exklave Thedinghausen an der Weser — südöstlich von Bremen —.) b) Südlich von Braunschweig liegt Wolfenbüttel (15%) an einer alten Übergangsstelle über die Oker. Sie war Residenz der brannschweigischen Herzöge, bis dieselbe 1754 nach Braunschweig verlegt wurde. Dem Schloß gegenüber die Wolsenbütteler Bibliothek, deren Bibliothekar Lessing war. — In der Nähe der Jlse-Mündung der Eisenbahnknotenpunkt Börßum. — Am Südwestfuße V: 1 :1000000. Okergebiet von Braunschweig.

6. Das Vaterland - S. 88

1906 - Leipzig : Degener
— 88 — aufgebaut werden. Wegen dieser Unsicherheit des Baugrundes hat sich bis weit über die Jllmündnng hinaus keine größere Stadt am Rheine entwickeln können. Am meisten ist das rechte Rhemufer durch die wilden Bergwasser des Schwarz- Waldes gefährdet, während die Gelände links vom Rhein nicht so großen Gefahren ausgesetzt sind, da die Jll die vom Wasgenwalde kommenden Wildwasser abfängt. Die ungünstigen Stromverhältnisse stellten sich auch der Schiffahrt feindlich entgegen. Man legte darum von Straßburg aus iu dem vor Wassersgefahr geschütz- teu Landstreifen zwischen Rhein und Jll deu Rhoue-Rheiu-Kaual au, der die Ver- biuduug mit dem Doubs und der Rhone herstellt. Zugleich verfolgte Napoleon I. mit dem Bau dieses und des Rhein-Marne-Kanals, der von Straßburg über den Paß von Zabern nach der Marne geht, einen politischen Zweck, indem er dadurch den engen Anschluß des Elsaß an Frankreich fördern wollte. Auch eiue Korrektion des Rheinstromes selbst ist vorgenommen, welche die Schiffahrt für kleinere Fahr- zeuge bis Basel ermöglicht. Das rechtsrheinische Tiefland in dem südlichen Teile ist für die Entwicklung der Siedelungen nicht so günstig als das breitere linksrheinische Gebiet. Dort sind große Orte nur am Gebirgsraude (s. S. 79 ff.); nur die Städtchen Alt-Brei- sach und Kehl liegen an wichtigen Rheinübergängen; hier befinden sich größere Städte, sogar die Großstadt Straßburg mitten in der Ebene. Zudem hatten die Städte westlich vom Rhein bis ins Mittelalter hinein einen bedeutenden Borsprung vor den östlichen Nachbarn, indem sie sich durch die vou Westen kommende Kultur früher entwickeln mußten. Zwischen Jll und Rhein sind nur kleinere Orte: Hüningen (3), nördlich von Basel, ist weit bekannt durch seine in den Altwassern des Rheins betriebene großartige Fischzucht; Neu-Breisach (3x/4) am Rhein-Rhone-Kanal ist Festung an der Eisenbahnlinie Kolmar-Freiburg. Wichtiger sür Siedeluugeu ist die Linie der Jll. Wo dieselbe aus den Borhöhen des Jura in die Ebene hinaustritt, hat sich an dem Rhein-Rhone-Kanal Mülhausen i. E. (88^) als Industriestadt für Baumwoll- und Wollwaren, Leinen, Garne und Maschinen entwickelt. Charakte- ristisch für die Stadt sind die großen Spinnereien, Webereien und Färbereien, nicht minder aber auch die Arbeiterkolouie mit mehr als 1000 kleinen Häuschen, von Gärten umgeben, von denen jedes etwa 3000 Jb kostet und durch kleine Raten- Zahlungen in den Besitz einer Arbeiterfamilie übergehen kann. Diese segensreiche Gründung ist 1853 von einer französischen Gesellschaft für Bolkswohlfahrt ins Leben gerufen. Ebenfalls bedeutende Baumwollwaren-Fabrikation treiben die früheren Reichsstädte Colmar (36^), die Geburtsstadt des Dichters Pfeffel (1736), und das kleinere Schlettstadt (9*/J. Oberhalb der Jllmündnng dehnt sich die Hauptstadt der Reichslande, die die Grenzen des Reiches schirmende Festung mit einem weiten Kranze von Befestiguugs- werken aus. Das altehrwürdige Straßburg fanden die Römer schon als Siedelnng der Kelten nicht am leicht verheerend anschwellenden Rheine, sondern an der ruhigen und gefahrlosen Jll, also als Doppelbrückenstadt vor. Dieses ihr Argentora- tum befestigten sie und machten es zum Ausgangspunkt römischer Kultur im süd-

7. Das Vaterland - S. 89

1906 - Leipzig : Degener
— 89 — westlichen Deutschland. Nach der Völkerwanderung erstand hier das germanische Straßburg, als Burg an wichtigen Verkehrsstraßen; später gelangte es als reichs- freie Stadt zu hoher Blüte. Ihre Bewohner waren von echt deutschem Geiste beseelt; das beweisen' uns ihre hervorragenden Söhne Gottfried von Straßburg, Joh. v. Tauler, Seb. Braut, Thomas Murner n. a. 1681 fiel die Stadt durch Verrat an Frankreich. Sie sank in einen 190jährigen Dornröschenschlaf. Sie wurde losgelöst aus ihrem natürlichen Zusammenhange; trotzdem sie zum Rhein- gebiete gehörte, wurde die Rheinschiffahrt vernachlässigt, und der Handel nach Frankreich gelenkt; die Entwicklung der Stadt war unterbunden. Das war die traurige Zeit, die Rückert von der „Straßbnrger Tanne" beklagen läßt. Aber durch die Donner des Krieges 1870 wurde das schlafende Dornröschen in neues Leben zurückgerufen. Die nun wieder deutsch gewordene Stadt wurde Hauptstadt des neuen Reichslandes, Residenzstadt seines Statthalters, Festung ersten Ranges, Sitz der Wissenschaften durch die neu gegründete Universität, Centrum des gewaltig aufblühenden Handels im südwestlichen Deutschland durch die günstige Lage an natürlichen und künstlichen Wasserstraßen, wie auch au Haupteisenbahnlinien für den Weltverkehr von West nach Ost (Paris—wien) und von Nord nach Süd. Das gewaltige Ausblühen der Stadt kennzeichnet sich'in der Zunahme der Be- völkernng, die seit 1871 bis 1900 von 84000 aus 150000 angewachsen ist. Ein Zeuge jener wechselvollen Geschichte ist das Straßbnrger Münster (s. Bild), ein herrliches gotisches Bauwerk, das der große Meister Erwin von Steinbach als Zeichen der religiösen Begeisterung des Mittelalters schuf. Die Westseite, welche unser Bild zeigt, läßt in drei Absätzen und in dem auf der Nordseite 143 m aufsteigenden Turme die zahlreichen gotischen Spitzbogen, die gewaltig aufstrebenden Pfeiler und allerlei Bildwerk erkennen. Ein Meisterwerk ist die Fensterrosette im zweiten Geschoß über dem Westportale. Die Plattform des unvollendet gebliebenen südlichen Turmes bietet eine herrliche Aussicht über die Stadt und die fruchtbare Umgebung. Eine Merkwürdigkeit besitzt das Münster in der astronomischen Uhr, an der sich jeden Mittag die angebrachten Figuren in Bewegung setzen: ein Hahn kräht, die Apostel ziehen mit Verbeugung vor ihrem Meister vorüber, und der unheimliche Tod verkündet durch Glockenschlag die zwölfte Stunde. Nördlich von Straßburg sind die Industriestädte Bischweier (8) und Hage- nau (18) benachbart. Die Industrie des Elsaß hat ihren Weg bis in die Thäler des Wasgen- Waldes gefunden, wo sie die Kraft der zahlreichen Wasseradern in ihren Dienst gestellt hat. Edles Rebgelände zieht sich am Saume des Waldes hin und ver- wandelt die schöne Landschaft in einen lustigen Weingarten. Warme Quellen in der Umgegend von Rappoltsweiler, zahllose Luftkurorte und Sommerfrischen am und im Walde erhöhen den Sommerverkehr; eine Menge von Burgen vermehrt den landschaftlichen Reiz und regt das historische Interesse an. Die Hohkönigsbnrg westlich von Schlettstadt ist die schönste Burgruine; sie hat Ähnlichkeit mit dem Heidelberger Schloß. Zahlreiche Seitenlinien der Jll-Bahn führen an den stark

8. Das Vaterland - S. 113

1906 - Leipzig : Degener
— 113 — 4. Das Rhewthal. Kein Strom der Erde ist so oft und so feurig besungen als der Rhein, und bis auf den heutigen Tag wird sein Lob unablässig verkündet. Die Begeisterung für diesen deutschen Strom vermochte das Rheinstück von Bingen bis Bonn, der sogenannte durchbrechende Rhein, zu erwecken. (Entstehung s. Seite 87!) Die Bedeutung dieses Rheiuthales liegt nicht nur darin, daß es der Abzugskanal der ganzen Bewässerung von Südwestdeutschland ist; zugleich ist es die Hauptverkehrs- ader zwischen Südwest- und Nordwestdeutschland und den angrenzenden Ländern; endlich bietet es eine Fülle von landschaftlichen Schönheiten. Der gewaltige Strom, der infolge seines großen Flußgebietes bei Rüdes- heim eiue Breite von 836 in hat, wird in dem Thale auf */* dieser Breite ein- geengt. Hierdurch erhält der Strom an solchen Engen eine Tiefe von über 20—30 m, die er an keiner anderen Stelle wieder erreicht. Die Stromge- schwindigkeit ist um das Doppelte und Dreifache größer als oberhalb Bingens. An solchen Stellen mit schnellem Lauf wird der grobe Kies mit fortgeführt und in Thalweituugeu, wo der Lauf ruhiger wird, abgesetzt und zur Juselbilduug das Material geliefert. Nur an einzelnen Stellen werden die Rheinufer von einem schmalen Thalboden begleitet, auf dem langgestreckte Siedelungen entstanden find; häufig steigt aber auch der Fels aus den dunklen Wassern jäh empor (s. Bild vom Lnrleifelsen!), wie es der 200 m hohe Lurleifelseu oberhalb St. Goars zeigt. (Lei — rheinische Bezeichnung für Schieferklippen; Lurlei — eine Schiefer- klippe, an der das Wasser „lurt" — wirbelt und brandet.) Für den Handelsverkehr ist das Rheinthal von größter Wichtigkeit. Allein schon die Wasserstraße ist in erster Linie für den Güterverkehr von Straßburg nach Köln, Düsseldorf, den Niederlanden, nach England und den Häfen an der Nord- und Ostsee von außerordentlicher Bedeutung. Der Rheinverkehr umfaßt etwa die Hälfte vom Gesamtverkehr auf allen deutschen Wasserstraßen. 1896 wurden 3137 000 Tonnen zu Berg und 54000 Tonnen zu Thal befördert. Die Köln-Düsfeldorfer Dampfschiffahrtsgesellschaft vermittelt diesen Verkehr. Daß aber die Wasserstraße das Verkehrsbedürfnis bei weitem nicht befriedigt, beweisen die an beiden Ufern des Rheins entlang ziehenden Eisenbahnen, die mit ihren zahl- reichen Zügen den Anforderungen kaum gerecht werden können. Die strategische Bedeutung des Rheiuthales kommt da zur Geltung, wo die Mosel-Lahn-Senke die Rheinlinie kreuzt. Dort geht ein wichtiger Straßenzug von der französischen Grenze auf nächstem Wege in das Herz Deutschlands und nach dessen Hauptstadt, bezeichnet durch die Eisenbahn Berlin-Metz, welche im Volksmunde wegen ihrer strategischen Bedeutung „Kanonenbahn" genannt wird. Die Felsenfestung Ehrenbreitstein, Koblenz gegenüber, ist das Bollwerk zum Schutze der sich hier kreuzenden Straßenzüge. Die unvergleichlichen Schönheiten des Rheinthales ziehen alljährlich uuge- zählte Touristenscharen an, die durch den Anblick der freundlichen Städtchen unten Steckel, Das Vaterland. o

9. Das Vaterland - S. 168

1906 - Leipzig : Degener
— 168 Fruchtbare Gegenden riefen eine ertragreiche Bodenkultur hervor und förderten den Aufschwung großer Gärtnereibetriebe. Die Gebirge besitzen den Vorzug wertvoller Metallschätze und sonstiger nutzbarer Mineralien, zu denen Schiefer, Porzellanerde, Bausteine :c. gehören. Die Gebirgsränder weisen an vielen Stellen reiche Braunkohlen-, vor allen Dingen aber außerordentlich umfangreiche Salz- lager auf. Alle diese Naturschätze haben auf allen Gebieten eine Industrie ins Leben gerufen, wie sie in gleichem Umfange nur an wenigen Stellen des deutschen Reiches wieder zu finden ist. Magdeburg: Dom mit Fürstenwall und Strom-Elbe. Wenn auch im Innern dieses Gebietes die Flußschiffahrtswege fehlen, so macht doch am Rande desselben die Elbe mit der Saale als natürliche Ver- kehrsstraße nach der größten deutschen Seestadt ihren Einfluß auf den Handel geltend. Von viel größerer Bedeutung sind aber die zahlreichen natürlichen und künstlichen Landstraßen dieses Gebietes, die besonders in ost-westlicher Richtung die Becken an den Gebirgsrändern durchziehen und für die Verbindung der deutschen Hauptstadt mit den Großstädten des Westens Bedeutung haben. Ebenso stellen nord-südlich laufende Verkehrslinien den Verkehr zwischen Nordost- und Süddeutschland her. Zahlreiche Verbindungsbahnen, selbst über die Grenzgebirge

10. Das Vaterland - S. 126

1906 - Leipzig : Degener
— 126 - wichtig sind die übrigen Naturschätze, wie Schiefer, Basalt, Metalle, Thon, mine- ralische Quellen, heiße Quelleu, Wein und große Waldbestände. Wenn auch schon die Kelten in diesen Gebieten Kultursitze gegründet hatten, so kann doch erst die Römerzeit als erste Kulturperiode gelten, in der auf Grund- läge der natürlichen Verhältnisse Kultursitze und Kulturstraßen geschaffen wurden. Der römische Grenzwall (s. S. 118) war die Scheide zwischen römischer und Aaiser Wilhelmsbrücke über das Wupxerthal bei Münzsten. germanischer Kultur. Westlich von demselben entstanden die römischen Kastelle, von denen diejenigen, welche eine bevorzugte Lage hatten, sich als Städte entwickelten; so entstanden Bingen, Koblenz, Andernach, Bonn, Düren, Aachen, Trier u. a.; schöne Landstraßen verbanden dieselben. (Weiteres über die römische Kultur s. S. 60!) Nach der Völkerwanderung schwand der römische Einsluß; aber der Segen der Römerzeit hat besonders in der Bebauung des Landes seine Nachwirkungen
   bis 10 von 35 weiter»  »»
35 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 35 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 4
4 5
5 0
6 2
7 0
8 8
9 2
10 0
11 0
12 0
13 14
14 0
15 0
16 0
17 1
18 12
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 11
25 0
26 0
27 0
28 1
29 4
30 1
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 2
39 1
40 2
41 2
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 5

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 1
2 0
3 5
4 20
5 9
6 3
7 0
8 0
9 1
10 13
11 0
12 1
13 2
14 0
15 0
16 1
17 0
18 1
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 1
28 7
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 2
37 0
38 1
39 0
40 3
41 0
42 0
43 3
44 1
45 1
46 2
47 0
48 13
49 1
50 2
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 3
58 0
59 0
60 0
61 5
62 1
63 0
64 3
65 1
66 0
67 0
68 0
69 1
70 11
71 0
72 1
73 1
74 0
75 0
76 6
77 2
78 1
79 0
80 5
81 0
82 0
83 0
84 1
85 2
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 5
93 0
94 1
95 0
96 0
97 1
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 35
1 18
2 0
3 7
4 1
5 2
6 51
7 2
8 0
9 0
10 4
11 35
12 16
13 7
14 109
15 0
16 0
17 0
18 9
19 7
20 2
21 3
22 0
23 0
24 19
25 103
26 0
27 0
28 2
29 7
30 0
31 0
32 12
33 3
34 41
35 1
36 37
37 0
38 13
39 6
40 2
41 2
42 1
43 1
44 2
45 0
46 0
47 39
48 0
49 0
50 3
51 10
52 26
53 0
54 8
55 1
56 1
57 7
58 0
59 0
60 4
61 3
62 0
63 0
64 0
65 0
66 22
67 0
68 2
69 0
70 22
71 6
72 10
73 0
74 0
75 5
76 1
77 1
78 44
79 0
80 3
81 46
82 2
83 23
84 0
85 0
86 21
87 2
88 0
89 11
90 9
91 6
92 0
93 2
94 33
95 127
96 84
97 7
98 1
99 2
100 1
101 13
102 4
103 0
104 5
105 21
106 1
107 29
108 0
109 11
110 2
111 0
112 4
113 4
114 0
115 4
116 1
117 5
118 0
119 69
120 0
121 0
122 40
123 2
124 19
125 3
126 6
127 26
128 1
129 22
130 99
131 12
132 0
133 48
134 1
135 18
136 14
137 4
138 0
139 57
140 1
141 3
142 37
143 0
144 1
145 1
146 0
147 1
148 0
149 0
150 0
151 6
152 2
153 0
154 2
155 0
156 2
157 8
158 0
159 10
160 6
161 8
162 0
163 0
164 4
165 2
166 1
167 2
168 2
169 2
170 8
171 2
172 4
173 1
174 6
175 13
176 1
177 1
178 3
179 1
180 13
181 0
182 1
183 30
184 2
185 1
186 0
187 1
188 68
189 0
190 0
191 1
192 2
193 14
194 1
195 3
196 2
197 0
198 1
199 33