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1. Die Grundzüge der Geographie - S. 36

1904 - Braunschweig : Westermann
— 36 — des Landes; Utrecht kurz vor der Abzweigung der Vechte; Arnheim am Ehein; Nymwegen an der Waal, Maastricht an der Maas im Süden, Groningen im Nordosten des Landes. Das Großherzogtum Luxemburg (2600 qkm mit V4 Mill. Einw.) an der Mosel ist seit 1867 ein unabhängiger, für neutral erklärter Staat; Hauptort ist die frühere Festung Luxemburg. Das Königreich Belgien (29000 qkm mit 63/j Mill. Einw.) § 29. erstreckt sich von dem mittleren Laufe der Maas, welche links die Sambre aufnimmt, über die Schelde bis zur Nordsee. Im südlichen Teile des Landes breiten sich, von der Maas quer durchzogen, die waldigen Ardennen aus, die sich an die Eifel anschließen und an ihrem nördlichen Abfall reiche Kohlen-und Erzlager, namentlich Eisen, haben. Die Bewohner sind zur größeren Hälfte germanische l1la-mänder, zur kleineren romanische Wallonen und fast durchweg katholisch. Das Land ist dicht bevölkert und gut kultiviert, es hat ein sehr entwickeltes Eisenbahnnetz und eine blühende Industrie. Im Reformationszeitalter blieb der südliche Teil der ehemaligen Niederlande katholisch, kam für einige Zeit an Österreich und wurde 1830 ein selbständiges Königreich unter dem Namen des alten Keltenstammes der Beiger, welche einst hier gesessen hatten. Im flämischen Teile liegt die schöne Haupt- und Residenzstadt Brüssel (580 000 Einw.) [Brüsseler Spitzen], etwa 10 km südlich die Schlachtfelder von Ligny, Wavre, Waterloo und Belle Alliance (1815); Antwerpen, Festung an der Schelde (280000 Einw.), sehr bedeutende Handelsstadt; Gent (170 000 Einw.) an der Schelde und Brügge, wichtige Handels- u. h abrik-städte; Löwen, Universität; Ostende, einziger Seehafen und Seebad. Im wallonischen Teile liegt die erste Fabrikstadt des Landes, Lüttich an der Maas (160000 Einw.) (Feuerwaffen); Namur, Festung am Zusammenfluß der Sambre und Maas mit bedeutender Stahl Warenindustrie; Verviers, Grenzstadt mit bedeutender lucli-fabrikation. Die Schweiz. (41000 qkm mit 3 V4 Mill. Einw.) § 30. Südwestlich von Deutschland, von diesem durch den Bodensee und den Rhein geschieden, liegt die Schweiz im Gebiet der

2. Die Grundzüge der Geographie - S. 131

1904 - Braunschweig : Westermann
1 — 131 — die das Putziger Wiek abschließt, in die Danziger Bucht mündet; Nebenflüsse der Weichsel sind links die Brahe, rechts die Drewenz. Ins Frische Haff münden die Passarge und der Pregel mit der Alle; der Pregel entsteht aus der Vereinigung der Angerapp, welche von Süden her aus dem Mauersee kommt, und der Inster von No. her; ins Kurische Haff mit der Kuri-schen Nehrung endlich mündet, gleichfalls ein Delta bildend, mit ihren beiden Armen Ruß und Gilge die Memel, welche in Rußland Niemen heißt. Vielfach sind die deutschen Flüsse durch Kanäle mitein- § 97-ander verbunden, um kürzere Wasserstraßen für die Schiffahrt zu schaffen. In Süddeutschland verbindet der Ludwigskanal die Rednitz mit der Altmühl und dadurch den Rhein mit der Donau; in Norddeutschland schneidet der Plauer Kanal den spitzen Winkel des unteren Havellaufes ab, der Müllroser oder Friedrich-Wilhelm-Kanal verbindet die mittlere Oder mit der Spree, der Finow-Kanal die untere Oder mit der Havel, der Bromberger Kanal die Brahe mit der Netze und so die Weichsel mit der Oder. Seit dem Jahre 1895 ist der Kaiser-Wilhelm-Kanal fertiggestellt, der von der Kieler Bucht zur Elbmündung führt und damit eine direkte Verbindung zwischen den deutschen Gebieten der Ost- und Nordsee herstellt. Der Dortmund-Ems-Kanal endlich verbindet den rheinischen Industriebezirk mit den Emshäfen. Politische Verfassung und Einteilung Deutschlands. Deutschland, einstmals unter gewaltigen Kaisergeschlechtern § 98. der führende Staat des christlichen Abendlandes, war im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert zu einem sehr losen Bund einer Unmasse nahezu selbständiger Fürsten, Herren und Städte unter der nominellen Führung eines ohnmächtigen Kaisers herabgesunken. 1806 machte Napoleon I. diesem Zustand ein Ende und errichtete unter Frankreichs Protektorat aus den kleineren Staaten den Rheinbund. Auf dem Wiener Kongreß wurde 1815 der Deutsche Bund geschaffen, der vierunddreißig deutsche Staaten in losen Zusammenhang brachte; Zentralbehörde war die Bundesversammlung in Frankfurt a. M. unter Österreichs Führung. Eine engere Verbindung auf wirtschaftlichem Gebiet bahnte der von Preußen im Jahre 1833 gegründete Zollverein an, der die Staaten des Deutschen Bundes mit Ausschluß der 1 reihafengebiete umfaßte. Durch den siegreichen Krieg Preußens gegen Österreich im Jahre 1866 wurde der Deutsche Bund gesprengt und Österreich gezwungen, aus 9*

3. Die Grundzüge der Geographie - S. 35

1904 - Braunschweig : Westermann
— 35 — in historischer Zeit tiefe Buchten in das niedere Marschland gerissen hat, so im dreizehnten Jahrhundert die Zuidersee (seuder) und den Dollart. Jetzt sind die Küsten durch Deiche geschützt, und das ganze Land ist von einem Netz von Kanälen durchzogen. Als Rest der ehemaligen Festlandsküste zieht sich längs der jetzigen der Bogen der Westfriesischen Inseln hin. Bald nachdem der Rhein Deutschland verlassen hat, spaltet er sich in zwei Arme, der linke heißt Waal, nimmt die Maas auf und mündet in mehreren Armen ins Meer; der rechte behält den Namen Rhein und entsendet zum Zuidersee die Ijssel (eißel), dann gabelt er sich nochmals in den Lek links, der mit der Waal in Verbindung tritt, und den Krummen Rhein rechts; von diesem zweigt sich die Vechte zum Zuidersee ab, der letzte spärliche Rest mündet als Alter Rhein in die Nordsee. Die Schelde teilt sich in die Mündungsarme der Oster- und Westerschelde. Moore finden sich vielfach im Lande — das größte ist das Bourtanger Moor an der Ostgrenze —, in den letzten Jahren hat indes die Besiedelung derselben sowie die Verbesserung des Bodens günstige Fortschritte gemacht. Die Niederländer (Holländer) sind Abkömmlinge der alten Friesen und zu drei Fünfteln protestantisch, zu zwei Fünfteln katholisch; sie betreiben Ackerbau und Viehzucht, vornehmlich aber Handel und Schiffahrt. Der Handel des Landes, im siebzehnten Jahrhundert der erste Europas und durch eine starke Seemacht gesichert, ist zwar zurückgegangen, #der immer noch bedeutend, namentlich als Zwischenhandel zwischen den Kolonien und den Staaten Europas. Im zehnten und elften Jahrhundert gehörten die Niederlande nebst Belgien zum Herzogtum Lothringen, später bildeten beide für sich allein das von Oberlothringen abgetrennte Herzogtum Niederlothringen; 1556 fielen sie nach der Thronentsagung Kaiser Karls V. an Philipp Ii. von Spanien. Die Niederlande,^ welche sich der Reformation angeschlossen hatten, sagten sich unter Wilhelm von Oranien von Spanien los (Utrechter Union 1579), errangen nach schweren Kämpfen ihre Unabhängigkeit, die aber erst im Westfälischen Frieden 1648 anerkannt würde, und gewannen einen ausgedehnten Kolonialbesitz auf den südöstlichen Inseln Asiens (§ 59); von 1810 bis 1815 waren sie Frankreich einverleibt. Hauptstadt und erste Handelsstadt ist Amsterdam (530000 Einw.), auf Pfählen erbaut und durch viele Kanäle (Grachten) zerschnitten; Haarlem, am jetzt ausgetrockneten Haarlemer Meer, ist durch seine Kultur von Blumenzwiebeln bekannt; Leyden am Alten Rhein mit altberühmter Universität; Haag (220000 Einw.), Residenzstadt, mit dem Seebade Scheveningen; Rotterdam an der Maas (340000 Einw.), zweitgrößte Handelsstadt 3*

4. Bd. 6 - S. 198

1846 - Braunschweig : Westermann
198 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. rinfloß, oder auch der gelegentliche Konflikt mit roher Privatleibenschaft, Naub- sucht und Neid, hemmten im Einzelnen seinen Flor. Dahin gehören die vielen Befehdungen, das Hauptunglück jener Zeit, die Feindseligkeit des Adels wider die Bürgerschaft, die unduldsame, oft fa- natische Bedrückung der Juden; nicht minder die schlechte Beschaffenheit der Straßen, der Zunftgeist, die Unvollkommenheit der Schifffahrt und die Sel- tenheit des Geldes. Aus Mangel an edlem Metall, oft auch aus Betrug der Münzmeistcr oder aus Gewinnsucht der Fürsten, wurde sehr schlechtes Geld geprägt, wodurch der Umlauf gehemmt, der Kredit geschwächt ward. Viel Gold und Silber entzog die stolze Pracht in Kleidern und Geräthschaften der Münzstätte, und die Summe des vorhandenen Geldes blieb weit hinter dem Bedürfnisse zurück. Daher war der Zinsen fuß außerordentlich hoch. Das thörichte Verbot des Zinsennehmens hatte im vorigen Zeiträume den Lombarden und Juden möglich gemacht, sie bis auf 20, ja mitunter auf 30 Prozente zu steigern. Derselbe Fuß oder ein nur wenig geringerer blieb in dem vorlie- genden herrschend. Gegen das Ende des fünfzehnten Jahrhunderts stand in Italien das Geld zu 40 Prozent; ja, Karl Viii. mußte den Genuesen 42 Prozent (von 100,000 Dukaten 14,000 in vier Monaten) bezahlen. Dagegen wurde der Handel durch viele und stets zunehmende günstige Umstände, zumal durch viele treffliche — theils eigentliche Handels -, theils wiffenschaftliche Erfindungen — sehr wirksam befördert und gehoben. So dienten die Wechselb riefe und die Banken zu einem wichtigen Ersaze des baaren Geldes, und boten Erlcichtcrungsmittel der Saldirung. Das Lumpenpapier, die Buchdruckerkunst, die Posten machten eine Vervielfältigung der Handelsverbin- dungen und eine Schnelligkeit der Mittheilungen möglich, wie sie früher kaum mochte geahuet werden. Seidenbau, Zuckcrplantagen im südlichen Europa, das Pöckeln der Häringe im nördlichen, so wie die weitere Ausdehnung des Stock- fisch- und Wallfischfangcs wurden Quellen des reichsten Verkehrs. Endlich öffneten der Kompaß — wohl schon eine ältere Erfindung*), doch nur langsam in größere Anwendung gcsczt — und die am Ende des Zeitraums gemachten großen Entdeckungsreisen dem Unternehmungsgeiste neue, unermeßliche Sphären. *) Gewöhnlich Flavio Gioja in Amalfi um 1320 zugeschrieben, doch erweislich schon im 13ten Jahrhundert bekannt.

5. Bd. 7 - S. 11

1846 - Braunschweig : Westermann
Quellen. 11 sendstimmigcn Bücherpresse, dieses trefflichen Organs der allseitigen Mit- theilung, welches jedem Erzähler sofort die ganze Welt zum Zuhörer gibt, keinen Irrthum unbeachtet oder unbestritten, keine Seite unbeleuchtet läßt, und dem kritischen Forscher das Befragen und Abwägen von vielen Zeugen und Gegenzeugen leicht macht. §. 2. Sammlungen und Uebersichten. Wir wollen hier meist nur die Quellen der politischen Geschichte, so- wohl die allgemeinen, als die vorzüglicheren unter den besonderen, verzeichnen. Jene, welche der Reformationsgesehichtc, dann der Ge- schichte beider Indien, endlich jener der Wissenschaften angehören, wer- den, so wie überall die wichtigeren Hilfsmittel, bei den entsprechenden einzelnen Kapiteln oder Paragraphen aufgeführt. Unter den Sammlungen von Staatsschriften re. ist die vorzüglichste*) von J. Du Mont (Amsterdam et la Haye 1721 —1731. 8. voll. fol.) zusammengetragen, unter dem Titel: Corps universel diplomatique de droit des gens, contenant un recueil des traités d’alliance, de paix, de trêve, de commerce etc. depuis le règne de l’empereur Charle-Magne jusqu’à présent. Sie fängt schon vom Jahr 800 an. Die Staatsschriften der neue- ren Zeit (nämlich vom 16tcn Jahrhundert an) beginnen mit dem Iv. Baude. Ein Supplement zu diesem Werke in weiteren fünf Bänden, welche bis 1738 reichen, hat Mr. Rousset (gleichfalls in Amsterdam 1739) herausge- geben. Ueber den Zeitraum von 1096 bis 1731 hat J. J. Schmauss (corpus juris gentium acad. Lips. 1730. 2 voll.) eine sehr zweckmäßig gewählte, kleinere Sammlung geliefert. Mehrere andere, einer noch neueren Zeit angchörigc, Sammlungen wer- den wir bei den folgenden Perioden anzeigen. Die collection universelle des mémoires particuliers relatifs à l’histoire de France (08 voll. Paris von 1783—1806), welche bis juin Ende des 16tcn Jahrh, reicht, und die A l l g cm e i n e S am m lu n g h i st o r i fch e r M e m o i r'c s vom 12ten Jahrh, btè auf die neueste Zeit, durch mehrere Verfasser übersezt, mit Anmerkungen *) Die frühere ven Inî. Bernard (nach einem der Verleger gewöhnlich jene ven Mötjens genannt) wird durch die im Texte genannte Sammlung fast überflüssig.

6. Bd. 7 - S. 173

1846 - Braunschweig : Westermann
173 Fünftes Kap. Die Zeiten Philipp's Ii. u. Hi. Schaaren theils niederländischer Auswanderer, theils Kriegsknechtc die Be- freiung des Vaterlandes. Vergebens! — Alba's Kraft und Klugheit ver- eitelten wiederholt ihr heldcnmüthiges Bestreben; die leztc Hoffnung schwand. Da schrieb Alba den hundertsten Pfenning vom gesaminten Vermögen aller Einwohner, dann den 20sten und lotcn Pfenning von jeder Veräußerung unbeweglicher und beweglicher Güter aus, und — was die Henkerbeile nicht vermocht hatten — die Steuereinnehmer erregten eine Empörung. Der zehnte Pfenning — cs ist niederschlagend, es zu sagen — der zehnte Pfenning bat Holland frei gemacht. Gegen die dadurch Allen ohne Ausnahme zugehende Bedrückung erhoben sich auch Alle, die Stände protestirten, mehrere Städte, selbst Brüssel, widerstanden mit Gewalt Da faßten die Mcer-Gncusen (aljo nannte man die flüchtigen Nie- derländer, welche aus Verzweiflung Kaperschiffe gegen die Spanier ausgerü- stet) den Muth zu kühnerer That. Sic überfielen und besezten die Seestädte Briel, Vlicssingen und Terverc (1572), und, ncubclebt durch diesen Erfolg, öffneten sich jezt die meisten Städte Hollands und Seelands Wilhelm von Oranicn, der gleich daraus (13. Juli 1372) in einer Versammlung zu Dordrecht zum Statthalter des Königs über Holland, Seeland und Utrecht erklärt ward. 8-9. Wilhelm von Oranicn. Utrecht er Union. Dieser Beschluß war wie der erste Lebensfunke des sich bildenden Staa- tes der vereinigten Niederlande. Von jezt an gewann der Aufstand eine ge- regelte Gestalt und die Form eines rechtmäßigen Krieges. Oranicn fertigte Kapcrbricfe für die Mecr-Gucuscn aus, wornach sie aufhörten, als Seeräu- der zu erscheinen, und durch die von den Ständen bewilligten Gelder ward Ihm möglich, sich im Felde zu behaupten. Gleichwohl, so lange noch Alba regierte, währten die grauscnvollen Mordseenen fort. Zütphen, Naarden, Harle in u. A., als der Herzog sic wieder bezwang, empfanden alle Wuth eines blutgierigen Eroberers. Doch allmälig verließ ihn die Hoffnung des Sieges. Er begehrte seine Zurückbe- rufung, und erhielt sie (1573). An seine Stelle kam Don Zuniga y Nequesens, ein kluger und sanfter Mann? gefährlicher für die Sache der Niederlande durch seine Mäßi-

7. Bd. 7 - S. 174

1846 - Braunschweig : Westermann
174 Fünftes Kap. Die Zeiten Philipp's Ii. u Hi. gung, als Alba durch seine Wuth. Auch im Felde war er Sieger. Aber er starb bald (1376); und Don Juan d'austria, sein Nachfolger, Phi- lipp's Halbbruder, wiewohl talentvoll und als Sieger von Lcpanto geach- tet, wich dennoch dem größeren Talente des Prinzen von Oranicn und der Macht des Verhängnisses. Oranicn erkannte, daß Vereinigung das alleinige Mittel des Heiles sey. Durch ihn bewogen schlossen zuerst Holland und Seeland ein enge- res Bündnis. Hieraus, als Don Juan's Truppen, denen er den Sold nicht zahlen konnte, neben anderen Gewaltthaten zumal die Stadt Ant- werpen mit einer schrecklichen Plünderung heimsuchten, traten alle Provin- zen, außer Luxemburg, durch die sogenannte P a ei si catión von Gent (8. Nov. 1376) dem nördlichen Bündnis bei. Nicht Losreißung von Spa- nien, blos Entfernung der spanischen Truppen und Abschaffung der Neligions- edikte ist's, was die Verbundenen fordern; und Dvn Juan räumt durch das „ewige Edikt" ihnen Beides ein. Aber bald verlezt er den Vertrag durch den Uebcrfall Namurs, worauf von Neuem der Krieg entbrannte, und die bedrängten Niederlande abwechselnd um Englands und Frankreichs Beistand warben, auch den Duc b'alengón, K. Hcinrich's Iii. Bruder, als Schnzhcrrn in's Land riefen, während ein Theil der Provinzen den Erz- herzog Matthias, Kaiser Maximilian's Ii. Sohn, zum Gcneralstatthalter, den Prinzen von Oranicn jedoch, der bereits zum Nuwaard von Bra- bant ernannt war, zu dessen Generallieutenant wählte. Don Inan starb inzwischen (1578); und eine größere Gefahr, als je, kam über die Nieder- lande, als ihm Philipp den gleich schlauen, als tapferen und kriegsgewandten Alexander H. von Parma (Margarethens Sohn) zum Nachfolger gab. Derselbe, die religiöse Spaltung klug benüzend, brachte die Trennung der zehn südlichen Provinzen, als worin die katholische Lehre herrschte, von den nördlichen und dadurch die Unterwerfung der ersten zuwege; wogegen cs Wilhelm von Oranicn gelang, die lezten, sieben an Zahl, nämlich Gel- dern mit Zütphen, Holland, Seeland, Utrecht, Fries land, Obcryssel und Gröningen durch die ntrechter Union *) zum blei- benden Staatenbundc zu vereinigen. ') 23. Jänner 1379. Ja der Unionsnktc erscheinen eigentlich nur die fünf zuerst genann- ten Provinzen und die grvningischcii Ommclandc. Die Unterzeichnung des friesi

8. Bd. 9 - S. 415

1846 - Braunschweig : Westermann
413 Kaisertums bis zum Brand von Moskau. den Theil Geldcrns, der am linken User der Waal liegt, abtreten. Da- gegen garantirte der Kaiser die Integrität Hollands nach den durch diesen Vertrag bezeichneten Grenzen. Aber gegen den Uebcrgewaltigen half kein Nachgeben und kein Vertrag. Seine Näuberhand blieb ausgestreckt zur Ergreifung Hollands. Die fran- zösischen Truppen verbreiteten sich im Lande. Schon näherten sie sich der Hauptstadt. Da legte der edle Ludwig, durch solche That die Tyrannei des Bruders vor der Welt anklagend, seine Krone nieder (1. Juli), zu Gunsten sciiies ältesten Sohnes, wie die Urkunde lautete, und mit Ernen- nung seiner Gemahlin zur Reg cutin. Er selbst verließ das gleich, und wählte sich in Oestreich eine Freistätte. Gleich darauf verkündete Napoleon die Vereinigung Hollands mit Frankreich (9. Juli). Die Verfü- gung Ludwig's über den holländischen Thron könne ohne des Kaisers Geneh- migung keine Giltigkeit haben; und es sey dem Interesse Hollands selbst, das da längst seine Unabhängigkeit verloren, gemäß, dem großen Reiche ein- verleibt zu werden. Frankreich aber bedürfe der Seemacht Hollands zur Ausführung seiner großen Entwürfe. Solche Gründe scheuten sich die Red- ner der Negierung und des Senates nicht als Rechtfertigung des Raubes vor der civilisirten Welt auszusprecheu, die Unterjochung derselben also noch durch Hohn verschärfend. Holland ward hierauf in 7 (mit Einschluß des früher losgerissenen Theiles in 8) Departemente getheilt und zum Size eines Groß- würdenträgers als Generalstatthalters, auch Amsterdam zur dritten Stadt des Reiches erklärt; nebenbei aber die öffentliche Schuld auf ein Drittheil hrrabgcsezt und durch Einführung der Konscription das Kaufmannsvolk zu Kricgsknechtcn des Eroberers gemacht. Fast gleichzeitig ward das Ländchen Wallis, welches kurz vor der Ver- mittlung der Schweiz (1802) zur eigenen Republik war erklärt worden, ver- schlungen vom großen Reich (11. Nov.). Die Unkosten der Simplonstraße, überhaupt der Vortheil Frankreichs, war auch hier die uuverholen er- klärte Ursache. §. 53. Einverleibung der Hansestädte mit den Ems-, Weser- und Elbe-Mündungen. Wiederholt und feierlichst, ja noch allerjüngst bei den Verhandlungen mit Holland, war ausgesprochen worden, Frankreichs Grenzen würden niemals

9. Bd. 9 - S. 470

1846 - Braunschweig : Westermann
467 bis zur Stiftung der heiligen Allianz. Dagegen ward, wie in heiterer Laune, die N e p u b l i q u e t t e S t. M a- rino, die freilich nicht gefährlich scheinen konnte, als Freistaat erhalten. In Unter-Italien ward anfangs Murat als König von Neapel, ja noch mit verheißener Gebietserweiterung, Ferdinand Iv. aber als Herr blos von Sicilien anerkannt. Der unbesonnene Krieg des Ersteren wider Oestreich bewirkte, ohne weiteren Rechtsgrund, die Wiederherstellung der bour- bonischen Macht über beide Sicilien. Eine hochwichtige politische Schöpfung, aus ähnlichen Gründen, wie die Vergrößerung Sardiniens fließend, war die Errichtung des König- reichs der Niederlande zu Gunsten des Hauses Oranien. Das hol- ländische Volk hatte gleich nach Vertreibung der Franzosen seinen ehemaligen Erbstatthalter zurückgerufen, und zwar als „ so uv er ai n en Fürsten" (dergleichen zu ernennen der Politik der Koalition nicht minder, als jener Napolcon's entsprach); jezt ward ihm auch Belgien und einiges französische Grenzland zugcschieden, damit er eine starke Vorhut bilde gegen das gefürch- tete Frankreich. Auch das zum teutschen Bund geschlagene Großherzog- thum Luxemburg ward ihm ertheilt, dessen Hauptstadt jedoch zur Bundcs- seste erklärt. Ohne irgend einen Rechtsanspruch ward also das Haus Oranien an Macht und Glanz erhöht, blos zum Frommen der gemein-europäischen Sache., Diese allerdings großartige Idee ward aber in der Ausführung ver- derbt, indem mau nicht nur das System der Naturgrcuzcn kleinmüthig aufgab, sondern auch einerseits das teutsche westrheinische Land, die gegen das gefährliche Frankreich am wenigsten gedeckte Grenze, durch die bi- zarrste Zersplitterung unter die verschiedensten Herrschaften jeder selbstständigen Kraft beraubte, anderseits durch die Dcrsezung Preußens an die Maas und Mosel vielfach bedenkliche Berührungspunkte schuf. Man vergaß zu- gleich, oder unterließ absichtlich, bei der freigebigen Ncbcrlassung der Nh ein- und Maas-Länder an das neugeschaffene Königreich, zu Gunsten Tcutsch- lands, welchem chcdesscn der burgundische Kreis angehöret, wenigstens die freie Schifffahrt bis in's Meer zu bedingen, oder man that es unter jo schwankenden Ausdrücken, daß die illiberalste Besteuerung und Sper- rung in dem Wortlaut des Traktats eine willkommene Schuzwehr findet. 8- 24. Ucbrigc Staaten und andere Bestimmungen. Die Erwerbungen Englands wurden wenig oder gar nicht aus dem 30'

10. Bd. 9 - S. 472

1846 - Braunschweig : Westermann
r bis zur Stiftung der heiligen Allianz. 469 Eine Menge geringfügiger Bestimmungen, theils über kleinere Territorial- Abtretungen und Ausgleichungen, theils über andere Punkte, wie über die Pensionirung des Fürsten Primas, über die Domainen in Fulda, über die Abfindung des Grasen von Pappenheim, über den wegen Bouillons erhobenen Streit, über den Rang der verschiedenen diplomatischen Agenten u. s. w., und was sonst noch die 12t Artikel der Kongreßakte minder Wich- tiges enthalten, lassen wir unberührt. Bcmerkenswerth jedoch waren die Be- schlüsse über die Abschaffung des Sklavenhandels und über die freie Fluß- schifffahrt, namentlich auf dem Rhein mit dessen Nebenflüssen und auf der Schelde, deren erster, alles Eifers ungeachtet, womit England (aus Kommerzial-Gründen, keineswegs aus rein humanen) die Sache betrieb, nur sehr lau und unbestimmt lautete, der andere aber zwar einige Stapelrcchte aufhob, dagegen in der Hauptsache nur leere Erwartungen erregte. Einige Anträge zu nachdrücklichen Verfügungen gegen die afrikanischen Seeräuber hatten keinen Erfolg, wie noch mehrere andere gemcinuüzige Anregungen. Die Bestimmung der teutschen Angelegenheiten, als eines Haupt- theiles der Kongreß-Berathungen, auch größtentheils mit in die Kongreß- akte aufgenommen, erheischt eine gesonderte Darstellung. Die viclumfassende Akte kam also nach mancherlei Zögerungen, Anständen und oft trüben Entzweiungen zu Stande, wirksamst gefördert durch Na po- le on's Wiedererscheinen auf Frankreichs Boden. Augenblicklich brachte der gemeinsame Schrecken eine erwünschte Uebereinstimmung hervor, man verstän- digte sich jezt wenigstens über die Hauptpunkte; und, nach Verabredung der kräftigsten Maßregeln gegen den furchtbaren Feind, unterzeichneten (9. Juni) sieben Mächte, Oestreich, Frankreich, England, Portugal, Preußen, Rußland und Schweden, die denkwürdige Akte. Spanien verweigerte die Unterschrift, wegen der Verfügung über Parma grollend, und der hei- lige Vater prvtestirte dagegen, wie einst gegen den westphälischcn Frieden. §. 28. Der teutsche Bund. Deutschland hatte den meisten Anspruch auf die heilende Fürsorge des Kongresses. Deutschland, ohne alle seine Schuld in den unseligen Revo- lutionskricg hineingerissen, seit einer Reihe von Jahren die mißhandelte Kriegs-
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