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1. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 297

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
297 ansiedelnden Werken den unversieglichen Reichtum seines Wassers, das allen Großbetrieben für ihre mannigfaltigen Zwecke in großen Mengen erforderlich ist, und übernahm die kostenlose Abschwem- mung der Abwässer. Außerdem schuf die Ludwigsbahn, die erste pfäl- zische Eisenbahn, eine vorteilhafte Verbindung mit dem an Kohlen und Eisen reichen Saargebiet; neue Linien erschlossen ein auf- nähme- und absatzfähiges Hinterland. Länder und Meere standen der jungen Ansiedlung nunmehr offen, Ludwigshafen wurde zu einem Knotenpunkte der Wasser- und Schienenwege und war so in erster Linie zu einem Handelsplatz geschaffen. Da trat ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung ein, dessen Folgen den Ausschlag für die Zukunft Ludwigshafens als Industriestadt gaben. Es war die Entdeckung der Farbstoffe im Steinkohlenteer, die dem Engländer Perkin gelungen war. Seine Entdeckung bedeutete auf dem wichtigen Gebiete der Farbenherstellung eine vollständige Um- wälzung, die unaufhaltsam in alle Teile der Erde vordrang. Man gewann ehedem die Farbstoffe hauptsächlich aus Tier- und Pflanzen- stoffen: Krapp aus einer Pflanzenwurzel, Indigo aus den Blättern der Indigopflanze. Während Perkin (f 1907) schon 1857 seine Er- findung fabrikmäßig verwertet hatte, wurde sie in Deutschland erst einige Jahre später nutzbar gemacht und zwar von der 1865 in Ludwigshafen errichteten „Badischen Anilin- und Sodafabrik", die im ersten Betriebsjahre 30 Arbeiter beschäftigte. Nunmehr arbei- teten deutscher Forscher- und Erfindergeist, kaufmännischer Scharfblick und unermüdlicher Arbeiterfleiß in rastlosem Eifer an dem jungen Bau, der heute zum größten Farbwerk der Welt geworden ist. Krapp ist vollständig aus dem Handel verdrängt worden, der Indigo wird bald sein Schicksal teilen müssen; denn die meist nicht immer gleichmäßig reine Naturware kann dem chemisch völlig reinen Erzeugnisse nicht standhalten. Die Teer- farben werden heute in allen erdenklichen Schattierungen und Tönen hergestellt, die das Auge durch ihren Glanz und ihre Pracht ent- zücken und allen Einflüssen des Lichtes, des Wassers und des täglichen Gebrauchs zu widerstehen vermögen. Die Fabrik war als „Badische" gegründet und für Mannheim geplant worden; allein die dortige Gemeindeverwaltung befürchtete, daß ihre Stadt durch die üblen Gerüche belästigt werden könnte und versagte die Ansiedlung. Kurz entschlossen ließ sich die Ge- sellschaft auf dem gegenüberliegenden Ufer nieder. Heute beschäftigt das Werk 7000 Arbeiter; etwa 200 Chemiker überwachen die Her- stellung der bereits gefundenen Farben und sind auf der Suche nach neuen Farben. Gegen 100 Ingenieure und Techniker besorgen die Herstellung der Geräte und Bauten, über 700 Kaufleute leiten den Absatz, der sich über die ganze Erde erstreckt. Es ist begreiflich, daß mit einem solchen Riesenbetrieb nicht geringe Gefahren für Leib und Leben der Arbeiter und Angestellten verbunden sind. Die Fabrikleitung ist.sich der Sorge um das leib- liche und sittliche Wohl aller, die an dem mächtigen Werke durch

2. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 319

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
319 steuerten Nachen diese Wogen hinabgefahren. Rauschen ja doch die Fluten der beiden Ströme, des Rheines und der Donau, in dem Hohenlied der Deutschen, in dem Lied der Nibelungen: im Rheine liegt der Nibe- lungen Hort begraben und auf der Donau zogen die Burgunder zum Tag der Rache und der Klage ins Hunnenland. Nur eines geht der Donau ab und das ist freilich viel: das freudige, sanges- und liebesfrohe Leben, das den Rhein durchglüht; es prägt sich ein ernsterer, gereifterer Charakter auf ihrem Angesicht aus. Man bleibt, wenn man von ihr geschieden, leichter von dem Heimweh befreit, das einen so oft und so unwiderstehlich nach dem Rheine ge- fangen nimmt, nach der Lorelei, die einem ihr nie zu vergessendes Lied so süß und lockend in die Seele singt. Aber beide einen sich gleichberechtigt, gleich herrlich in dem Gemüt und in der Erinnerung des Wanderers. Und nur wer sie beide zusammen gesehen, wer neben der lieblichen Poesie des Rheines die majestätische Schönheit der Donau in sich aufgenommen hat, der allein vermag Deutsch- lands Schönheitssülle ganz zu verstehen und zu würdigen. Fr. Lamport. 161. An Deutschland. Teaterland, du starkes, wo blüh’n im Sonnenschein " Vom Elbstrom hundert Städte bis an den grünen Rhein, Wo von den Alpenhängen bis an den Nordseestrand Viel tausend Brüder wohnen — Gott segne dich, du starkes Land! 2. Vaterland, du schönes, wo stolz die Ströme gehn, Wo hoch die Dome ragen und ernst die Burgen stehn, Wo sich in zwei Meeren spiegelt der Ufer Rand, Und grün die Hügel glänzen — Gott segne dich, du schönes Land! 3. Vaterland, du kühnes, wo eichenlaub-umkränzt Noch Hermanns Schild nicht rostet, wo neu geschärft erglänzt Das Heldenschwert der Väter und wo die deutsche Hand Weiß beides noch zu führen — Gott segne dich, du kühnes Land! 4. Vaterland, du hehres, wo jedem dunklen Trug Kühn und stolz begegnet lichten Geistes Flug, Indes doch Lieb' und Treue, rein wie Opferbrand, Glühet in den Seelen — Gott segne dich, du hehres Land! 5. Vaterland, du teures, das wie ein holder Stern Erglänzet lieben Brüdern auch in weiter Fern’, An welches treu gebunden hält ein festes Band Alle deutschen Herzen — Gott segne dich, du teures Land!

3. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 335

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
335 als die Schweiz. Früher war der Ruf: „Nach Sibirien!" die schlimmste Drohung und Strafe, die man sich denken konnte. Setzt ist er zu einem Hoffnungsschimmer für alle diejenigen geworden, die mit ihrem Schicksale unzufrieden sind und sich jenseits des Urals ein neues Leben zimmern wollen. Ls ist ja amtlich schon zugegeben, daß Sibirien seiner bisherigen Bestimmung als verschickungsort für Verbrecher nach und nach entzogen werden soll, die mehr und mehr nach der Snsel Sachalin zu schaffen seien. So hat denn der Bau der Schienenstrecke schon in den Rnfängen eine mächtige Bewegung vom Westen nach dem Osten veranlaßt, die in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr anschwoll, so daß in der Zeit von 1882—1901 im ganzen andert- halb Millionen Menschen nach Sibirien ausgewandert sind. Die Rusfuhr von Getreide wie von Erzeugnissen der Viehzucht wird durch den Betrieb der sibirischen Eisenbahn wesentlich erleichtert werden. Noch bedeutsamer erscheint der Goldreichtum, der sich in allen Teilen des Landes findet und zu dessen besserer Erschließung die Bahn das Ihre beiträgt. Dasselbe gilt von der Rusnutzung der Eisenerz- und Steinkohlenlager. Gute Hoffnungen setzt man ferner in Rußland darauf, daß der Tee, von dem der größte Teil bisher auf dem Seeweg nach Europa ausgeführt wurde, von nun an auf dem kürzeren Schienenwege dorthin gelangen müsse, da die zarten Blätter durch die Länge der Reise an Geschmack und Dust wesentlich leiden. Für die Beförderung von Briefen aus Europa nach dem Osten der Rlten Welt bedeutet die sibirische Bahn eine namhafte Beschleu- nigung. Ruch die Reise um die Erde, die schon durch den Bau des Suezkanals wie der pazifischen Bahnen Nordamerikas wesentlich ab- gekürzt wurde, erfährt durch die Fertigstellung der sibirischen Bahn abermals eine namhafte Verkürzung. Freilich wird zu diesem Zwecke noch viele Jahre gebessert und die Geschwindigkeit der Fahrt erhöht werden müssen. Wäre es möglich die sibirischen Züge ebenso rasch wie unsere deutschen Schnellzüge laufen zu lassen, so würde man für die Strecke von Moskau nach Port Rrthur nicht wie jetzt beinahe 14 Tage, sondern weniger als eine Woche brauchen. Berlin und Wien würden dann nur noch neun, Paris und London zehn Tagereisen auf dem Schienenweg von der Rüste des Großen Ozeans entfernt sein. Eine möglichste Fahrtbeschleunigung anzustreben, dazu drängt schon die hohe militärische Bedeutung der sibirischen Bahn, auf die alle Welt durch die chinesischen Wirren des Jahres 1900 und noch mehr durch den Rusbruch des Russisch-japanischen Rrieges im Februar 1904 aufmerksam gemacht wurde.

4. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 336

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
336 Den Häfen am Ostende der Dahn steht zweifellos eine glänzende Zukunft bevor. Wladiwostok, Port Krthur und besonders der neu angelegte, eisfreie Hafen Dalni find im raschen Kufblühen begriffen; denn verschiedene Dampferlinien gehen schon jetzt nach Japan, Schang- hai und Tschifu; auch die Deziehungen zur Westküste Amerikas werden sich lebendiger gestalten. Die sibirische Überlandbahn übertrifft alle bisher gebauten Strecken bei weitem an Ausdehnung. Die pazifische Dahn Kanadas umfaßt 4677, die der Vereinigten Staaten, welche von New pork über Chicago nach San Francisco führt, 5337 Kilo- meter. Dagegen zieht sich die sibirische Dahn von Tscheljabinsk nach Wladiwostok 7588 Kilometer und nach Port Nrthur noch über 180 Kilometer länger hin. Nehmen wir ihre westliche Fortsetzung über Moskau bis zur preußischen Grenze bei Nlexandrowo hinzu, so er- reichen wir eine Gesamtlänge des Schienenstranges von mehr als l O 000 Kilometer. verbindet die sibirische Dahn Europa mit Asien in einer weise, die alle Erwartungen weit hinter sich läßt, so ist sie ganz Gstasien gegenüber zu einer Waffe und einem Kulturwerkzeug ersten Nanges geworden. Münchener Lesebuch. 172. Die Nordamerikaner. Dieses Volk beherrscht ein Land, fast so groß als ganz Europa, aber zehnmal reicher an fruchtbarem Ackerland, an Eisen und Kohlen, gelegen mitten zwischen den zwei großen Weltmeeren, durchschnitten endlich von gewaltigen Strömen, von herrlichen Handelsstraßen, deren Zahl täglich durch Eisenbahnen und Kanäle vermehrt wird. In diesem so ungeheuer reichen und wohl- gelegenen Gebiete gilt eine Staatsverfassung, die darauf angelegt ist, nicht allein niemand in seiner natürlichen Freiheit zu beschränken sondern auch jedermann anzuregen, daß er seine Kräfte anspornt um Reichtum und Geltung zu erwerben. Der Geist, der das gesamte Volk beseelt, ist selbstsüchtig, eroberungstüchtig, zufahrend auf jeg- liches, was dem Volke Bereicherung und Machtvermehrung verheißt. In keinem anderen Volk ist auch das Handelstalent so entwickelt. Schon die Kinder feilschen und handeln miteinander in einer Weise, die in Deutschland für unsittlich oder doch für unanständig gelten würde. Sobald unter den Farmern ein Knabe fähig ist selbst etwas /

5. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 192

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
192 st cf), und wärs ein l)ültchen nur, Eddr’s nur eine Holzbaracke — Während eine Jugendzeit — stn dem Strom Vergänglichkeit! Ludwig Scharf. 105. Wie sich das Gewerbe die ganze Wett dienstbar macht. ^inst war der Mensch Sklave der Scholle, auf der er geboren wurde. Heute ist er Herr der Erde. Vor nicht viel mehr als zweitausend Jahren mußte er sich mit dem begnügen, was ihm das bescheidene und engbegrenzte Stück Land bot, das er bewohnte; setzt sind ihm alle Zonen des Erdballs, alle Länder der Welt dienstbar geworden. Was die große, weite Erdfläche von den starren Küsten der Eismeere bis zu den« glühenden Gefilden der heißen Zone erzeugt, das alles wird durch erleichterten Verkehr der Gegen- wart den Kindern der Neuzeit dargeboten. Ein einfacher Gegenstand des täglichen Gebrauchs, ein Regenschirm, soll uns lehren, wie unendlich weit ausgebreitet der Kreis ist, aus dem wir die zu seiner Herstellung nötigen Stoffe erhalten. Der Stock des Schirmes wurde in der bekannten Stockfabrik von Mayer in Harburg aus einem Holze gefertigt, das in Venezuela wächst, und mit einem aus Japan bezogenen Lacke überstrichen. Der Elfenbeingriff entstammt dem Zahne eines Elefanten, der im Eise Sibiriens jahrhundertelang eingebettet lag. Den silbernen Ring, der den Griff an seiner Wurzel umschließt, lieferte eine Metallwarenfabrik in Pforzheim, die das Silber von einer Silberhütte am Harze bezog, in der es unter Zuschlag brasilianischer Silber- erze gewonnen wurde. Das dem Silber zugesetzte Kupfer hatte man von Mexiko eingeführt. Die Messingzwinge am unteren Ende des Stockes ist aus einem Bleche hergestellt, das aus einem Messingwalzwerk der Rheinprovinz stammt. Das Kupfer des Messings kam von Peru, das Zink aus Belgien. Das Blei, mit dem die Zwinge ausgefüllt ist, wurde aus Colorado bezogen und das diesem Blei zur Erreichung größerer Härte zugesetzte Antimon vom Ural. Die kleinen eisernen Stistchen, durch die die Zwinge am Stocke befestigt ist, entstanden in einer Stiftfabrik in Schweden. Das bewegliche Gestell des Schirmes wurde in Berlin aus Eisenteilen zusammengesetzt, die ein Walz- und Hüttenwerk im Saar- gebiet geliefert hat. Die Fischbeinspitzen des Gestells stammen von einem Walfische, den bei Grönland schottische Walfischfänger erlegt haben und dessen Barten in London auf den Markt gebracht wurden. Der Seidenstoff, mit dem das Gestell überspannt ist, wurde in Chemnitz ge- webt. Eine Rohseidenhandlung in Krefeld bezog die Seide aus China. Die Baumwolle, die dem Seidenstoff beigewebt ist, wuchs in Virginia in Nordamerika, wurde in der englischen Fabrikstadt Bradford gesponnen und durch Vermittlung eines Hamburger Hauses bezogen. Die Anilinfarbe,

6. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 335

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
335 als die Schweiz. Früher war der Ruf: „Nach Sibirien!" die schlimmste Drohung und Strafe, die man sich denken konnte. Jetzt ist er zu einem Hoffnungsschimmer für alle diejenigen geworden, die mit ihrem Schicksale unzufrieden sind und sich jenseits des Urals ein neues Leben zimmern wollen. Ls ist ja amtlich schon zugegeben, daß Sibirien seiner bisherigen Bestimmung als verschickungsort für Verbrecher nach und nach entzogen werden soll, die mehr und mehr nach der Insel Sachalin zu schaffen seien. So hat denn der Bau der Schienenstrecke schon in den Unfängen eine mächtige Bewegung vom Westen nach dem Osten veranlaßt, die in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr anschwoll, so daß in der Zeit von 1882—1901 im ganzen andert- halb Millionen Menschen nach Sibirien ausgewandert sind. Die Uusfuhr von Getreide wie von Erzeugnissen der Viehzucht wird durch den Betrieb der sibirischen Eisenbahn wesentlich erleichtert werden. Noch bedeutsamer erscheint der Goldreichtum, der sich in allen Teilen des Landes findet und zu dessen besserer Erschließung die Bahn das Ihre beiträgt. Dasselbe gilt von der Uusnutzung der Eisenerz- und Steinkohlenlager. Gute Hoffnungen setzt man ferner in Rußland darauf, daß der Tee, von dem der größte Teil bisher auf dem Seeweg nach Europa ausgeführt wurde, von nun an auf dem kürzeren Schienenwege dorthin gelangen müsse, da die zarten Blätter durch die Länge der Reise an Geschmack und Dust wesentlich leiden. Für die Beförderung von Briefen aus Europa nach dem Osten der Rlten Welt bedeutet die sibirische Bahn eine namhafte Beschleu- nigung. Ruch die Reise um die Erde, die schon durch den Bau des Suezkanals wie der pazifischen Bahnen Nordamerikas wesentlich ab- gekürzt wurde, erfährt durch die Fertigstellung der sibirischen Bahn abermals eine namhafte Verkürzung. Freilich wird zu diesem Zwecke noch viele Jahre gebessert und die Geschwindigkeit der Fahrt erhöht werden müssen. Wäre es möglich die sibirischen Züge ebenso rasch wie unsere deutschen Schnellzüge laufen zu lassen, so würde man für die Strecke von Moskau nach Port Rrthur nicht wie jetzt beinahe 14 Tage, sondern weniger als eine Woche brauchen. Berlin und Wien würden dann nur noch neun, Paris und London zehn Tagereisen auf dem Schienenweg von der Rüste des Großen Ozeans entfernt sein. Eine möglichste Fahrtbeschleunigung anzustreben, dazu drängt schon die hohe militärische Bedeutung der sibirischen Bahn, auf die alle Welt durch die chinesischen Wirren des Jahres 1900 und noch mehr durch den Rusbruch des Russisch-japanischen Rrieges im Februar 1904 aufmerksam gemacht wurde.

7. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 297

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
297 ansiedelnden Werken den unversieglichen Reichtum seines Wassers, das allen Großbetrieben für ihre mannigfaltigen Zwecke in großen Mengen erforderlich ist, und übernahm die kostenlose Abschwem- mung der Abwässer. Außerdem schuf die Ludwigsbahn, die erste pfäl- zische Eisenbahn, eine vorteilhafte Verbindung mit dem an Kohlen und Eisen reichen Saargebiet; neue Linien erschlossen ein auf- nähme- und absatzfähiges Hinterland. Länder und Meere standen der jungen Ansiedlung nunmehr offen, Ludwigshafen wurde zu einem Knotenpunkte der Wasser- und Schienenwege und war so in erster Linie zu einem Handelsplatz geschaffen. Da trat ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung ein, dessen Folgen den Ausschlag für die Zukunft Ludwigshafens als Industriestadt gaben. Es war die Entdeckung der Farbstoffe im Steinkohlenteer, die dem Engländer Perkin gelungen war. Seine Entdeckung bedeutete auf dem wichtigen Gebiete der Farbenherstellung eine vollständige Um- wälzung, die unaufhaltsam in alle Teile der Erde vordrang. Man gewann ehedem die Farbstoffe hauptsächlich aus Tier- und Pflanzen- stoffen: Krapp aus einer Pflanzenwurzel, Indigo aus den Blättern der Indigopflanze. Während Perkin (f 1907) schon 1857 seine Er- findung fabrikmäßig verwertet hatte, wurde sie in Deutschland erst einige Jahre später nutzbar gemacht und zwar von der 1865 in Ludwigshafen errichteten „Badischen Anilin- und Sodafabrik", die im ersten Betriebsjahre 30 Arbeiter beschäftigte. Nunmehr arbei- teten deutscher Forscher- und Erfindergeist, kaufmännischer Scharfblick und unermüdlicher Arbeiterfleiß in rastlosem Eifer an dem jungen Bau, der heute zum größten Farbwerk der Welt geworden ist. Krapp ist vollständig aus dem Handel verdrängt worden, der Indigo wird bald sein Schicksal teilen müssen; denn die meist nicht immer gleichmäßig reine Naturware kann dem chemisch völlig reinen Erzeugnisse nicht standhalten. Die Teer- farben werden heute in allen erdenklichen Schattierungen und Tönen hergestellt, die das Auge durch ihren Glanz und ihre Pracht ent- zücken und allen Einflüssen des Lichtes, des Wassers und des täglichen Gebrauchs zu widerstehen vermögen. Die Fabrik war als „Badische" gegründet und für Mannheim geplant worden; allein die dortige Gemeindeverwaltung befürchtete, daß ihre Stadt durch die üblen Gerüche belästigt werden könnte und versagte die Ansiedlung. Kurz entschlossen ließ sich die Ge- sellschaft auf dem gegenüberliegenden Ufer nieder. Heute beschäftigt das Werk 7000 Arbeiter; etwa 200 Chemiker überwachen die Her- stellung der bereits gefundenen Farben und sind auf der Suche nach neuen Farben. Gegen 100 Ingenieure und Techniker besorgen die Herstellung der Geräte und Bauten, über 700 Kaufleute leiten den Absatz, der sich über die ganze Erde erstreckt. Es ist begreiflich, daß mit einem solchen Riesenbetrieb nicht geringe Gefahren für Leib und Leben der Arbeiter und Angestellten verbunden sind. Die Fabrikleitung ist sich der Sorge um das leib- liche und sittliche Wohl aller, die an dem mächtigen Werke durch

8. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 319

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
319 steuerten Nachen diese Wogen hinabgefahren. Rauschen ja doch die Fluten der beiden Ströme, des Rheines und der Donau, in dem Hohenlied der Deutschen, in dem Lied der Nibelungen: im Rheine liegt der Nibe- lungen Hort begraben und aus der Donau zogen die Burgunder zum Tag der Rache und der Klage ins Hunnenland. Nur eines geht der Donau ab und das ist freilich viel: das freudige, sanges- und liebesfrohe Leben, das den Rhein durchglüht; es prägt sich ein ernsterer, gereifterer Charakter auf ihrem Angesicht aus. Man bleibt, wenn man von ihr geschieden, leichter von dem Heimweh befreit, das einen so oft und so unwiderstehlich nach dem Rheine ge- fangen nimmt, nach der Lorelei, die einem ihr nie zu vergessendes Lied so süß und lockend in die Seele singt. Aber beide einen sich gleichberechtigt, gleich herrlich in dem Gemüt und in der Erinnerung des Wanderers. Und nur wer sie beide zusammen gesehen, wer neben der lieblichen Poesie des Rheines die majestätische Schönheit der Donau in sich aufgenommen hat, der allein vermag Deutsch- lands Schönheitsfülle ganz zu verstehen und zu würdigen. Fr. Lampert. 161. An Deutschland. Vaterland, du starkes, wo blüh’n im Sonnenschein V Vom Elbstrom hundert Städte bis an den grünen Rhein, Wo von den Alpenhängen bis an den Nordseestrand Viel tausend Brüder wohnen — Gott segne dich, du starkes Land! 2. Vaterland, du schönes, wo stolz die Ströme gehn, Wo hoch die Dome ragen und ernst die Burgen stehn, Wo sich in zwei Meeren spiegelt der Ufer Rand, Und grün die Hügel glänzen — Gott segne dich, du schönes Land! 3. Vaterland, du kühnes, wo eichenlaub-umkränzt Noch Hermanns Schild nicht rostet, wo neu geschärft erglänzt Das Heldenschwert der Väter und wo die deutsche Hand Weiß beides noch zu führen — Gott segne dich, du kühnes Land! 4. Vaterland, du hehres, wo jedem dunklen Trug Kühn und stolz begegnet lichten Geistes Flug, Indes doch Lieb’ und Treue, rein wie Opferbrand, Glühet in den Seelen — Gott segne dich, du hehres Land! 5. Vaterland, du teures, das wie ein holder Stern Erglänzet lieben Brüdern auch in weiter Fern’, An welches treu gebunden hält ein festes Band Alle deutschen Herzen — Gott segne dich, du teures Land!

9. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 336

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
Den Häsen am Ostende der Dahn steht zweifellos eine glänzende Zukunft bevor. Wladiwostok, Port Krthur und besonders der neu angelegte, eisfreie Hafen valni sind im raschen Aufblühen begriffen; denn verschiedene Dampferlinien gehen schon jetzt nach Japan, Schang- hai und Tschifu; auch die Beziehungen zur Westküste Amerikas werden sich lebendiger gestalten. Die sibirische Überlandbahn übertrifft alle bisher gebauten strecken bei weitem an Ausdehnung. Die pazifische Lahn Kanadas umfaßt 4677, die der vereinigten Staaten, welche von New pork über Chicago nach San Francisco führt, 5337 Kilo- meter. Dagegen zieht sich die sibirische Bahn von Tscheljabinsk nach Wladiwostok 7588 Kilometer und nach Port Nrthur noch über 180 Kilometer länger hin. Nehmen wir ihre westliche Fortsetzung über Moskau bis zur preußischen Grenze bei Nlexandrowo hinzu, so er- reichen wir eine Gesamtlänge des Schienenstranges von mehr als lo Ooo Kilometer. verbindet die sibirische Bahn Europa mit Nsien in einer weise, die alle Erwartungen weit hinter sich läßt, so ist sie ganz Gstasien gegenüber zu einer Waffe und einem Kulturwerkzeug ersten Langes geworden. Münchener Lesebuch. 172. Die Nordamerikaner. Dieses Volk beherrscht ein Land, fast so groß als ganz Europa, aber zehnmal reicher an fruchtbarem Ackerland, an Eisen und Kohlen, gelegen mitten zwischen den zwei großen Weltmeeren, durchschnitten endlich von gewaltigen Strömen, von herrlichen Handelsstraßen, deren Zahl täglich durch Eisenbahnen und Kanäle vermehrt wird. In diesem so ungeheuer reichen und wohl- gelegenen Gebiete gilt eine Staatsverfassung, die darauf angelegt ist, nicht allein niemand in seiner natürlichen Freiheit zu beschränken sondern auch jedermann anzuregen, daß er seine Kräfte anspornt um Reichtum und Geltung zu erwerben. Der Geist, der das gesamte Volk beseelt, ist selbstsüchtig, eroberungstüchtig, zufahrend auf jeg- liches, was dem Volke Bereicherung und Machtvermehrung verheißt. In keinem anderen Volk ist auch das Handelstalent so entwickelt. Schon die Kinder feilschen und handeln miteinander in einer Weise, die in Deutschland für unsittlich oder doch für unanständig gelten würde. Sobald unter den Farmern ein Knabe fähig ist selbst etwas
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