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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 207

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 207 — geprüft werden kann; auch Bücher, gebundene und ungebundene, werden unter Verschnürung, die den Inhalt erkennbar lassen muß, befördert. Warenproben sind zulässig bis zum Gewichte von 350 g und müssen die Aufschrift „Proben" oder „Muster" tragen. Soll eine der genannten Sendungen durch Eilboten bestellt werden, so muß sie mit dem Vermerk „durch Eilboten" versehen sein. Alle diese Sendungen nebst Packctsendungen können auch unter „Einschreiben" befördert werden. Dann erhält man eine Bescheinigung über erfolgte Auflieferung. Geldbeträge bis zu 800 M. befördert die Reichspost durch eine Postanweisung. Postnachnahme ist in gleicher Hohe zulässig bei Briefen und Packeten; die Post erhebt dann den Betrag bei dem Empfänger und übermittelt ihn dem Absender. Gleichfalls bis zur Hohe von 800 M. zieht die Post auch durch einen Postauftrag Geldbeträge von säumigen Schuldnern ein und übermittelt sie dem Gläubiger. Jedem Packete muß eine ausgefüllte Packetadrefse beiliegen. Wertsendungen können in Briefen und Packeten erfolgen, müssen aber mit mindestens 2 Siegeln, die denselben Petschaftabdruck zeigen, verschlossen sein; auch ist der Wert in Zahlen anzugeben. Telegraph und Telephon (Fernsprecher) verbinden in unseren Tagen die meisten Städte und größereu Dörfer. „Die Gebühr für ein Telegramm beträgt für ganz Deutschland und Österreich bis zu 10 Wörtern (das Wort bis zu 15 Buchstaben) 50 Pf., für jedes folgende Wort 5 Pf. mehr. — Auch die Eisenbahnen giugeu in staatlichen Besitz über. Bisher waren dieselben Eigentum einzelner Gesellschaften gewesen, und es herrschte bei den verschiedenen Bahnen bezüglich der Tarifsätze (Preisfestsetzungen zur Beförderung von Personen und Sachen) großer Unterschied. Auch auf die Anschlüsse wurde wenig Rücksicht genommen, so daß eine weitere Reise mit allerhand Unannehmlichkeiten verknüpft war. Kam man in den Bereich einer anderen Bahn, so mußte mein die Reise wohl stundenlang unterbrechen, wodurch außer Zeitverlust auch Kosten erwuchsen. Jetzt brachte man in die Tarifsätze nicht nur Einheit, sondern sie wurden auch merklich herabgesetzt. Den Erzeugnissen der Industrie und Landwirtschaft war dadurch ein weit größeres Absatzgebiet eröffnet. Die Anlage neuer Bahnen betrieb man so großartig, daß Handel und Verkehr ungeahnten Aufschwung nahmen. Besonders segensreich wirkte der Bau von Sekundärbahnen (Kleinbahnen) für dem Weltverkehr entlegene Orte. Die Verbindung mit dem großen Eisenbahnnetz ermöglicht den Bewohnern den Absatz der Bodenerzeugnisse zu höherem Preise als früher, während sie selbst ohne merklichen Zeitverlust ihre Einkäufe in der Stadt machen können. Zur Hebung des Binnenhandels dienten umfangreiche Kanalbauten; so wurde z. B. der Ems-Jade-Kanal angelegt, der Dortmund-Ems-Kanal in Angriff genommen. Der letztere ist für die Ausfuhr von Kohlen und Industrie-Erzeugnissen nach den deutschen Hafenplätzen von großer Bedeutung. Besonders wichtig für unsere Flotte und unseren Handel ist die Anlage des Nord-Osts ee-Kanals von der Kieler Bucht bis zur Elbmündung; er erstreckt sich in einer Länge von fast 100 km zwischen Ost- und Nordsee. Die gefahrvolle Wasserstraße an der Nordspitze Jütlands kann jetzt umgangen werden. Er ermöglicht

2. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 208

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 208 — ferner der deutschen Flotte ein gemeinsames Handeln in den Gewässern der Nordsee und stellt zwischen den beiden Kriegshäsen Kiel und Wilhelmshaven die möglichst kürzeste Verbindung her. Die Verkürzung des Seeweges zwischen den großen Handelshäfen der nordischen Meere kommt dem Handel ungemein zu gute?) Io. Kaiser Wilhelms I. Fürsorge für den arbeitenden Stand. Von jeher haben Preußens Könige das Los des arbeitenden Standes zu bessern gesucht. Kaiser Wilhelm 1. hat sich der Arbeiter in ganz besonderer Weise angenommen und gezeigt, welches Wohlwollen er als edler Menschenfreund auch den geringsten seiner Unterthanen entgegenbrachte. Die Unzufriedenheit der Arbeiter. Unter der arbeitenden Bevölkerung herrschte vielfach Unzufriedenheit mit ihren Verhältnissen. Nach dem unvergleichlich glorreichen Kriege von 1870 und 71 hatte das Großgewerbe in Deutschland gewaltigen Aufschwung genommen. Fast in demselben Maße aber ging das kleine Gewerbe zurück, und das Handwerk trat immer mehr in den Dienst der Fabriken. Es entwickelte sich ein neuer Stand im Staate, der Stand der Fabrikarbeiter. Bei dem früheren Gewerbe- und Handwerksbetrieb gehörten Geselle und Lehrling zur Familie des Meisters. Dieses schöne Verhältnis konnte zwischen Fabrikherren und Fabrikarbeitern nicht bestehen: denn ein einziger Fabrikant beschäftigt oft Hunderte von Arbeitern, die er kaum dem Namen nach kennt. Der Handwerksgeselle setzt seine ganze Kraft daran, Meister zu werden und damit ein selbständiger Mann, der sich sein Glück begründen kann. Der Fabrikarbeiter dagegen ist in den weitaus meisten Fällen gezwungen, sein Leben lang Fabrikarbeiter zu bleiben; denn zur Einrichtung einer eigenen Fabrik gehören große Geldsummen. So lange nun die Löhne hoch standen, und Arbeitsgelegenheit in Hülle und Fülle war, beachteten die meisten Arbeiter das nicht und lebten lustig in den Tag hinein. Auf die Übertreibung der Gewerbthätigkeit folgte aber naturgemäß ein Stillstand und Rückgang. Schon im Jahre 1873 kam „der große Krach", wodurch tausende von Arbeitern brotlos wurden und ins Elend gerieten. Allgemein ging der Lohn zurück; Mangel und Entbehrung war die Folge. Nur zu leicht gaben die Arbeiter in dieser trüben Zeit der lockenden Stimme Unzufriedener Gehör, die goldene Berge versprachen. Nach ihrem Plan sollten alle Arbeitsmittel (Grundeigentum, Maschinen, Werkzeuge 2c.) dem Staate d. i. der Gesamtheit der Bewohner gehören; jeder Arbeiter sollte gleichen Anteil am Gewinn haben und allen eine gleiche Erziehung zu teil werden. Diese Forderungen ließen sich aber in dem bestehenden Staate nicht durchführen; darum sollte derselbe von Grund aus umgestaltet werden. !) Projektiert sind ferner: 1. Der Mittellandkanal von Magdeburg an der Elbe über Minden an der Weser bis Bevergern an der Ems. 2. Der Dortmund-Rhein-Kanal. Nach Ausführung dieser Projekte sind nicht nur die Flußläufe des Ostens mit dem Westen verbunden, sondern es ist auch Verbindung mit dem Nord-Ostsee-Kanal für sie hergestellt.

3. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 108

1894 - Gotha : Behrend
108 Der Verkehr. 3. Kraft des Menschen. Auf der wirtschaftlichen Urstufe des Menschengeschlechts und besonders bei Völkern mit Sklaverei wird die Menschenkraft als Transportmittel benutzt. (Vergl. z. B. die Berichte der Afrikareisenden.) Doch auch bei uns finden wir die Menschenkraft zu diesem Zwecke verwendet. (Vgl. Sänftenträger, Packträger, Laufburschen, Briefträger, Botenfrauen.) 4. Wagen — Straften. Mit der Erfindung der Wagen (Last- und Rollwagen, Omnibus, Postwagen, Kutschen, Pferde- eisenbahnen rc.) erhielt der Verkehr eine bedeutende Förderung; freilich waren die Landwege bis in unser Jahrhundert hinein in einem trostlosen Zustande, der Transport wurde dadurch sehr erschwert und verzögert; wer z. B. von Weimar nach Erfurt zu fahren beabsichtigte, eine Entfernung, die man zu Fuß in vier Stunden zurücklegen kann, machte erst sein Testament, weil das Reisen geradezu mit Lebensgefahr verbunden war. Bekannt sind die Römer (und früher die Chinesen) als Erbauer guter Straßen aber letztere galten nur kriegerischen Zwecken, es waren Heerstraßen. In Deutschland ließ Friedrich der Große 1757 die erste Chaussee erbauen, auch Napoleon I. hat viele Kunststraßen angelegt, die meisten wurden jedoch erst nach dem Jahre 1820 erbaut. Viele sind jetzt schon wieder überflüssig; wie so? Jetzt ist es Vor- schrift, daß selbst von einem Dorfe zum andern die Fahrstraße (Kommunikationsweg) sich in bester Ordnung befindet. (Stein- oder Kiesdecke, erböhte Lage, womöglich an beibeii Seiten Ab- zugsgräben.) — Welches ist der deutsche Name für Chausseen? — Warum werden jetzt Chausseen fast gar nicht mehr gebaut? 5. Eisenbahnen. Die besten Straßen sind die Eisenbahnen; warum? — Massenbewältigung. Ein einziger Wagen trägt mehr Last, als früher ein achtspänniger Lastwagen befördern konnte.*) Schnelligkeit. Man fährt mit der Bahn in einer Stunde weiter, als früher mit Geschirr in einem Tage. a) Geschichtliches. Steinbahnen, d. h. schmale Steinstreifen, *) So verkehren beispielsweise auf dem Bayrischen Bahnhöfe zu Leipzig täglich 84 Züge. Wieviele Pferde würden zur Beförderung dieser Güter und Personen annähernd erforderlich sein? Und das ist nur der eine Bahnhof, ist nur die eine Stadt.

4. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 111

1894 - Gotha : Behrend
Schiffahrt. Ili Austausch der Waren der benachbarten Länder sind, so hätte doch die Ausbreitung des Handels und Verkehrs über die ganze Erde nicht so schnelle Fortschritte machen können, wenn jene Er- findung nicht durch die des Dampfschiffes ergänzt würde. Über- haupt sind die Wafferwege (Flüsse, Kanäle, Seen, Meere) für den Verkehr von größter Bedeutung, da sie viel billiger sind als Landwege, warum? — Schon im Altertum finden wir die bedeutendsten Völker an Flüffen (Rhein, Donau rc.) und Meeren (Mittelmeerbecken — nach der Entdeckung Amerikas das Atlantische Becken). b) Geschichtliches. Segelschiffe — Dampfschiffe. Das erste Dampfschiff wurde 1802 von dem englischen Bergingenieur Symington auf dem Forth- und Clpdekanal in Gang gesetzt. Der Amerikaner Fulton benutzte den nicht ganz geglückten Ver- such Spmingtons und fuhr 1803 mit einem kleinen Dampf- schiffe auf der Seine umher, ohne jedoch zu seinem Ziele zu ge- langen. Napoleon I. wies ihn auf den Vorschlag seiner Berater ganz entschieden ab. Im Jahre 1807 glückte es ihm, die Brauchbarkeit der Dampfkraft zur Fortbewegung des Schiffes nachzuweisen; 1812 wurden die Dampfschiffe durch Bell in England eingeführt, und von da aus haben sie sich nach und nach über ganz Europa verbreitet. Weshalb ist der Transport auf Wasserwegen billiger als auf Landwegen? (1. Weniger Abnutzung, 2. weniger Bedienung; so wird beispielsweise ein Elbkahn, welcher mehrere tausend Centner Fracht führt, bequem von zwei Schiffsknechten bedient.) Welche Völker saßen am Mittelmeerbecken? — Woher rührt der Reichtum der Engländer, Holländer u. A. ? Wer wird als Er- finder der Dampfschiffe genannt? — Wem gebührt jedoch das Vorrecht? — Seit welcher Zeit hat man Dampfschiffe? c) Handelsmarine. (Kriegsmarine s. Lekt. 31.) Die Kauffahrteischiffe aller Bundesstaaten bilden eine einheitliche Handelsmarine. Geregelt werden diese Verhältniffe, insbesondere auch die Rechte und Pflichten der deutschen Seeleute, durch die Seemannsordnung.*) Innerhalb des Bundesgebietes sind *) Für Handels- und besonders Navigationsschulen eingehender zu behandeln.

5. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 107

1894 - Gotha : Behrend
Einleitung — Lasttiere. 107 26. Lektion. Der Verkehr. 1 Einleitung Wir haben in den vorigen Stunden über den Handel gesprochen, gehen wir heute weiter zu den Be- förderungsmitteln des Handels, zum Verkehr; denn zu seiner Entwickelung bedarf der Handel vor allem des Verkehrs, d. h. der Verkehrswege und der Verkehrsmittel. Es giebt wohl kaum ein anderes Gebiet, auf dem eine Vergleichung des Sonst und Jetzt so sehr zu Gunsten der Gegen- wart spricht, als das des Verkehrs. Selten denkt jemand heute daran, wie leicht und bequem uns das Reisen und das Ver- schicken von Waren gemacht ist gegen früher; man nimmt es hin, als sei es selbstverständlich. Gerade das jetzige Verkehrs- wesen zeigt am schönsten, wie mächtig die Menschen werden, wenn sie zusammenwirken, wie großartige Hindernisse (Überbrückungen, Durchstiche rc.) sie überwältigen können. Tausend fleißige Hände regen Helfend sich im munteren Bund — (Schiller.) 2. Lasttiere. Die ursprünglichsten Transportmittel sind wohl die Lasttiere gewesen. Die Wiege der heutigen Kultur, Ägypten und das Morgenland, zeichnet sich in dieser Beziehung noch heute aus. Wer wollte die Wüsten, von denen die ein- zelnen Länder desselben umgeben und durchsetzt sind, bereisen, wenn es nicht das Kamel, das Schiff der Wüste, gäbe! Das Kamel kann bei einer Belastung von 6—10 Zentnern täglich 6 Meilen zurücklegen, unbelastet bis zu 24 Meilen. Nenne andere Lasttiere! (Renntier, Elephant spyrrhus, Hannibal) Lama, Esel, Maultier, Maulesel, Saumroß, Büffel.) — Gieb Beispiele aus der Geschichte an, in denen wir a) das Kamel, b) den Elephant, c) das Maultier rc. als Lasttier verwendet sehen! In den Schlachten des Pyrrhus trug ein Elephant einen Turm mit 16 Mann Besatzung, welches Gewicht mag dies ungefähr gewesen sein? Was sind Saumroffe? — Woher kommt der Name?

6. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 112

1894 - Gotha : Behrend
112 Der Verkehr (Fortsetzung). die Seemannsämter und im Auslande die Konsulate, die Muste- rungsbehörden. Niemand darf als Schiffsmann in Dienst treten, bevor er sich vor einem Seeamte als über vierzehn Jahre alt ausgewiesen und von demselben ein Seefahrtsbuch erhalten hat. Ferner enthält die Seemannsordnung die nötigen Vorschriften über das Vertragsverhältnis und die Vertragsbestimmungen zwischen Schiffsmannschaft und Schiffer (Heuervertrag) und endlich Bestimmungen über die Zwangsmaßregeln und Strafen zur Aufrechterhaltung der Disziplin?*) Was bilden alle deutschen Kauffahrteischiffe zusammen? — Wie ist die Flagge derselben? — Welche Farbe ist oben? (Schwarz.) — Welchen Zweck hat die Handelsmarine? (Sie vermittelt den Güteraustausch und den Personenverkehr zwischen überseeischen Ländern.) Wie heißt der Führer eines Schiffes? — Durch wen wird die Schiffsbedienung ausgeführt? (Voll- matrosen, Leichtmatrosen, Schiffsjungen.) Wie alt muß man sein, ehe man Schiffsjunge werden kann? — Welche Aufgabe haben die Seeämter? — Was enthält die Seemannsordnung. Was ist ein Heuervertrag? — Was heißt an-, was abmustern? — Welche Gewaltmaßregeln kann der Kapitän ergreifen? d) Flüsse und Kanäle. Geographisches. Welche Länder haben die meisten Kanäle? (England, Frankreich, Holland.) In Deutschland fehlte bis 1871 die einheitliche Regelung. 27. Lektion. Fortsetzung. 7. Posten, a) Begriff. Die Posten sind öffentliche An- stalten zur regelmäßigen, sichern und schnellen Beförderung von Briefen, Packeten, Drucksachen, sowie auch von Personen. Sie haben das ausschließliche Vorrecht auf bezahlte Beförderung von #) So darf der Kapitän Widersetzliche während der Reise fesseln lassen. Ja, bei Meuterei in See kann er die schärfsten Maßregeln er- greifen (die Leute niederschießen rc.).

7. Vaterländische Geschichte - S. 119

1902 - Wiesbaden : Behrend
— 119 — Auch die Eisenbahnen gingen fast alle in staatlichen Besitz über, und der Eisenbahnverkehr wurde besser geregelt. Die Anlage neuer Bahnen betrieb man so großartig, daß Handel und Verkehr ungeahnten Aufschwung nahmen. Besonders segensreich wirkte der Bau von Sekundärbahnen (Kleinbahnen) für die dem Weltverkehr entlegenen Orte. — Zur Hebung des Binnenhandels dienten umfangreiche Kanalbauten. (Der Ems-Jade-Kanal, der Dortmund-Ems-Kanal). Wichtig für unsere Flotte und unseren Handel ist die Anlage des Nord-Ostsee-Kanals (Kaiser-Wilhelms-, Kanals) von der Kieler Bucht bis zur Elbmündung. d) Fürsorge für den arbeitenden Stand. Unter der arbeitenden Bevölkerung, besonders unter den Fabrikarbeitern, herrschte vielfach Unzufriedenheit mit ihren Verhältnissen. Der Lohn entsprach häufig nicht der Arbeit: es gab große Fabriken, welche die Kraft ihrer Arbeiter ausnutzten, um für sich höheren Gewinn zu erzielen. In gesundheitsschädlichen Räumen mußte der Arbeiter oft sein tägliches Brot verdienen. Bei schmalem Lohne konnte er für die Zukunft nicht sorgen; traf ihn Krankheit, ein Unfall, ober kamen die Tage des Alters, so standen Sorge und Not vor seiner Thur. Kaiser Wilhelm nahm sich nun der Armen und Bedrängten seines Volkes kräftig an. Dem Reichstage rief er zu: „Wir haben es stets als eine der ersten von Uns übernommenen Pflichten erkannt, der Lage der arbeitenden Klassen im ganzen Reiche Fürsorge und Pflege zuzuwenden". Und an einer andern Stelle: „Unsere kaiserlichen Pflichten gebieten Uns, kein in Unserer Macht stehendes Mittel zu versäumen, um die Besserung der Lage der Arbeiter und den Frieden der Berufsklafsen unter einander zu fördern, so lange Gott Uns Frist giebt zu wirken". Der Staat ernannte Fabrikinspektoren, welche nachsehen mußten, daß in den Fabriken Leben und Gesundheit der Arbeiter nach Möglichkeit geschützt war; die Kinder- und Frauen-, sowie die Sonntagsarbeit wurden beschränkt. Aus Freude über die glückliche Errettung Kaiser Wilhelms aus Lebensgefahr sammelte man im Reiche die Summe von 1740 000 M., welche ihm als „Wilhelmsspende" zur Verfügung gestellt wurde; hochherzig verwandte er sie zur Stiftung einer Altersversorgung für alte, erwerbsunfähige Arbeiter. Auf alle Weise suchte dann die Regierung das Erwerbswesen der Nation zu befördern. Das kam dem „kleinen Mann" zu gute; der Lohn ging in die Höhe, und die Arbeitsgelegenheit mehrte sich. Wer im deutschen Reiche arbeiten wollte, konnte sein tägliches Brot gut verdienen. Aber Kaiser Wilhelm ging in seiner Thätigkeit für das Wohl der Arbeiter noch viel weiter. In jeder Lage des Lebens sollte der Arbeiter gesichert werden. Das Krankenversicherungsgesetz vom Jahre 1883 sorgt dafür, daß der Arbeiter in Tagen der Krankheit vor Not und Elend geschützt ist; das Unfallversicherung s ge setz vom Jahre 1885 bewahrt ihn vor Nahrungssorgen, wenn ihm ein Unfall bei der Arbeit zustößt. Ein drittes Gesetz, das den Arbeiter im Alter versorgen soll, oder wenn seine Arbeitskraft sich vor der Zeit abnutzt, wurde 1887 begonnen; dessen Vollendung erlebte der Kaiser aber nicht mehr. Alljährlich werden im deutschen Reiche viele Millionen Mark an kranke, arbeitsunfähige und alte Arbeiter ausbezahlt. Wer kann ermessen, wie viele Thränen dadurch getrocknet, wie viele Familien vor dem Untergange bewahrt worden sind! 7. Sorge für Kunst und Wissenschaft. Gleich allen preußischen Königen förderte Wilhelm I. auch Kunst und Wissenschaft. 1875 wurde das Hermannsdenkmal im Teutoburger Walde enthüllt. Zur Vollendung des Kölner Domes gab er bedeutende Summen und wohnte 1880 der

8. Vaterländische Geschichte - S. 67

1902 - Wiesbaden : Behrend
— 67 — nun zerstörte Städte und Dörfer zu neuem Leben. Besonders die holländischen Bauern waren in Ackerbau und Viehzucht gut bewandert, und ihre Wirtschaften bildeten das Vorbild für die andern. Auch die landesherrlichen Güter — die Domänen — suchte der Kurfürst zu Musterwirtschaften zu gestalten. — Der Obst - und Gemüsebau erfreute sich feiner besonderen Sorgfalt. Überall, in Städten und Dörfern, follten nützliche Bäume gepflanzt werden. Kein junger Mann durfte heiraten, wenn er nicht wenigstens sechs Obstbäume veredelt und ebenso viele junge Eichen gepflanzt hatte. An den Landstraßen sorgte er für Alleeen. Den Unterthanen wurde strengstens befohlen, hinter ihren Häufern Gärten anzulegen; der Kurfürst felbst pflanzte einen großen Obst- und Gemüsegarten an. An seiner Gemahlin fand er in diesen Bestrebungen die lebhafteste Unterstützung. Bei ihrem Schlöffe Oranienburg richtete sie eine Musterwirtschaft nach holländischem Vorbilde ein. Die besten Obst- und Gemüsesorten ließ sie aus Holland kommen und führte auch die ersten Kartoffeln ins Land. 9. Sorge für Gewerbe. Das Handwerk war so vernachlässigt, daß die meisten Waren aus dem Auslande bezogen werden mußten. Die eingewanderten Fremden brachten nun manche neue Erwerbszweige ein. Die Franzosen trieben Seidenbau und Seidenmanusaktur, Hut-und Handschuhmachergewerbe; die Holländer brachten Lie Papierfabrikation, die Schweizer verbesserten die Uhrenfabrikation, die Pfälzer führten Tabakbau und Tabakfabrikation ein. — Aber auch die einheimischen Gewerbe nahmen guten Ausschwung, namentlich die Tuchmacherei in der Mark gelangte zur Blüte. Zur Erweiterung der bestehenden Metallindustrie erhob sich eine Reihe von Fabriken. 10. Hebung des Handels und Verkehrs. Um den vielseitigen Erzeugnissen der Gewerbe im In- und Auslande flotten Absatz zu verschaffen, mußte für bequeme Verkehrswege gesorgt werden. Darum ließ der Kurfürst Straßen und Brücken verbessern und neu anlegen. Höchst wichtig zur Förderung des Handels war die Einführung der brandenburgifchen Staatspost, wodurch die weit getrennten Teile feines Reiches verbunden wurden. Die Hauptlinie der Post führte von Königsberg über Berlin nach Kleve; in diese mündeten von rechts und links Seitenlinien. Die kurfürstliche Post zeichnete sich aus durch Schnelligkeit und Zuverlässigkeit und hatte bald dem Postwesen der andern deutschen Länder den Vorrang abgewonnen. Kaiser Maximilian hatte schon im Jahre 1516 eine regelmäßige Post-oerbinoung zwischen Wien und Brüssel eingerichtet und diese dem Grasen v. Thnrn und Taxis unterstellt. Bald kamen neue Verbindungen hinzu, und seitdem blieb das Postwesen in vielen deutschen Ländern bis 1866 in . den Händen dieser Familie.

9. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 8

1890 - Gotha : Behrend
8 da hier in dem einen Lande die Hauptbodenformen nnseres ganzen Planeten zusammengeordnet und in ein zusammengehöriges Naturganzes vereinigt sind und sich in reichem Wechsel ablösen und verbinden. Das Deutsche Reich ist nun vorherrschend ein Kontinentalland, doch müssen wir auch seine Meere näher kennen lernen, von denen nur die Nordsee einigermaßen Ozeansnatur trägt. Obwohl fast ein Binnen- meer, hat sie doch eine entschiedene Flut und Ebbe. Auf der andern Seite sieht aber dieses Meer grau und schmutzig aus, seine Küsten sind meist kahler, flacher Strand oder einförmige Sanddünen. Auch weiter hinein in die Nordsee ziehen sich zahllose Sandbänke und Untiefen, die ihre Zugänglichkeit sehr erschweren. Eine Reihe derselben hat sich ungefähr 2 M. von dem Strande über den Seespiegel erhöht und bildet eine lange Kette Flachinseln bis vor die Mitte der holländischen Küste, zwischen welchen und dem Strande die Zone der Watten liegt, die zur Zeit der Ebbe trocken gelegt, bei der Flut aber von flachgehenden Schiffen übergleitet werdeu. Dies ist die eine Eigentümlichkeit der Nordseeküste. Die andere sind tief einschneidende Busen, entweder an den großen Flußmündungen, wie bei Elbe und Weser, oder als Meeresglieder, durch Einbrüche der See entstanden, wie der Jadebusen (seit 1511) und der Dollart (entstanden in der Christnacht 1277). Während nämlich an einer Stelle der Boden des Festlandes durch Anschwemmung fruchtbaren Seeschlammes hinauswächst, bis ihn durch Eindeichungen die kühne Hand des Menschen zur weidereichen Marsch umgestaltet: wird an einer andern durch die Sturmflut eiuer einzigen Nacht das Werk hundert- jähriger Arbeit wieder zurückgeraubt und in das Grab einer neu ent- standenen Meeresbucht versenkt. Daher der ewige Kampf der Friesen mit den Wogen des deutschen Meeres, der sie mit allen Gefahren des trügerischen Elementes vertraut gemacht hat. Und wie der Friese kühn hinaussteuert in die entlegensten Meere, so führt er als Lotse die See- schiffe durch die Jrrgänge der Wattenwelt auf tiefen, von den Fluten- wellen ausgeschaufelten Wafferbahnen — in die Welthäfen Hamburg und Bremen. Die einzige wirkliche Insel der Nordsee aber, gerade vor den Mündungen der beiden deutschen Haupt-Nordseeströme, der Weser und der Elbe, der Fels Helgoland, ist leider von den Briten in Besitz genommen. Die Nordsee ist ein großer, weit offener und flacher Meerbusen des Atlantischen Ozeans, nach zwei Richtungen zu ihm geöffnet: nach S.w. zwischen dem Festlande (Frankreich) und England durch den „Kanal", nach N.w. um Großbritannien her. Umschlossen wird sie im S. von den Festlandsküsten Deutschlands und der Niederlande, im W. von Großbritannien, im O. von Norwegen und Dänemark. Zwischen diesen beiden letzteren dringt die Nordsee im Skagerrak und Kattegat in die Ostsee ein. Sie ist, da die Holländer, Briten, Norweger und Dänen Bruderstämme des deutschen Volkes sind, — das eigentlich Deutsche Meer. Die Nordsee ist der größte Meerbusen Enropas, beinahe so groß als das Deutsche Reich, nämlich 9700 Q -M. oder 1j2 Mill. qkm (mit

10. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 11

1890 - Gotha : Behrend
Allgemeine Übersicht. 11 Wintern zur Getreideausfuhr nach Holland und Frankreich benützt wird. Gewöhnlich ist nämlich die Oftfee, besonders die nördlichere Hälfte, ein halbes Jahr lang durch Eis geschlossen, und bis in den Sommer hinein schwimmen russische und finnische Eismassen in der Ostsee umher. Die Ostsee hat ein bedeutend größeres Wassergebiet als die Nord- see: vom deutschen Reich hauptsächlich das Gebiet der Oder, ganz Polen und ein großes Stück von Rußland mit den Gebieten von Weichsel, Njemen und Düna, dann Finnland, beinahe ganz Schweden und Däne- mark, zusammen etwa 32 000 Q.-M. oder 1740000 qkm. Durch die süßen Gewässer aller dieser Landmassen wird der Salzgehalt der Ostsee herabgedrückt, weshalb sich im Winter auch mehr Eis bilden kann. Einst hat die Ostsee eine größere Rolle im Welthandel und Welt- verkehr gespielt — als das Hauptmeer der deutschen Hansa, deren Glanzpunkte die Städte Lübeck und Nowgorod waren. Im Gegensatz zur Nordsee, die von lauter germanischen Völkern umgeben ist, teilen sich in die Ostsee germanische, slavische (lettische) und sinnische Völker. Obgleich nun das Deutsche Reich von zwei Meeren bespült wird, so ist es doch kein ozeanisches Land, da diese Meere nirgends tief in seine Landmasse eindringen, nirgends große Meerbusen noch Halb- inseln bilden. Die Küstenlinien sind vorherrschend geradlinig. Von der Umfangslinie des Deutschen Reiches mit 1032 M. oder 7674 km fallen nämlich auf die Nordseeküste 100 M. oder 740 km und auf die Oft- feeküste 232 M. oder 1730 km, somit hat das Deutsche Reich 333 M. oder 2470 km Seegrenzen, den dritten Teil seines Umsangs, Land- grenzen aber an 700 M. oder 5200 knpu Es ist also vorherrschend ein Binnenland. Um so schwerer wird es ihm, eine Seemacht zu werden, verglichen mit den kleineren, aber ganz ozeanischen Staaten Holland und Dänemark. Zudem sind die Mündungen seiner zwei Hauptströme außerhalb seiner Grenzen: die Rhein-Mündungen besitzt Holland, die Donau endet in Rumänien. Von den Strömen durchfließt nur der Rhein ganz Deutsch- land von Süden bis Norden durch alle drei Bodengebiete; die Donau mit ihren Hauptzuflüffen, unter denen der Inn der bedeutendste ist, gehört dem Alpen- und Mittelgebirgsland an und sindet erst außer Deutschland ihr Tieslaud. Die Ems durchzieht bloß das Tiefland; Weser und Elbe Mittelgebirge und Tiefland; Oder, Weichsel und Memel wieder nur Tiefland. So trefflich diese Ströme durch Deutschland verteilt sind, so gute Wasserstraßen sie meist mit nicht großen Kunstbauten hätten werden können: so hat doch die Zersplitterung Deutschlands in die vielen Staaten, die fast einzig hohe Einnahmen von den Strömen zu ziehen suchten, und beim Rhein noch dazu der Auteil außerdeutscher Staaten an seinem Lause beinahe das Gegenteil zuwege gebracht. Doch sind in jüngster Zeit viele Hindernisse der Schiffahrt teils durch Regulierung der Flußbetten, teils durch Aushebung der Zölle beseitigt worden.
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