13
Städte bestehen aus einer großen Anzahl ln Reihen an
einander gebauter Häuser, welche Straßen bilden. Die
Einwohner sind mehr Handwerker, Künstler und Handels-
leute mit besondern Vorrechten. Städte haben in der
Regel Thore. Es giebt große, kleine, Mittelstädte, Städte
am Meere (Seestädte), Handelsstädte. — Die
Bewohner der Dörfer heißen Land lente, die der Städte
Bürger (von Burg d. h. ein mit Mauern umgebner
Ort). — Die Menschen vcränd crn das Land, in dem sie
leben. .Sie ziehen Gräben, um Sümpfe auszutrocknen,
roden Wälder aus und machen den Boden urbar, veredeln
wilde Obststämme, bauen Häuser, pflastern Straßen, ver-
arbeiten die Erzeugnisse des Landes, befahren Ströme,
See'n, Meere, und verbinden so entfernte Gegenden mit
einander; führen Kunststraßcn (Ehaussee'n), bauen
Brücken, dämmen Flüsse ein, leiten Bäche und Teiche auf
ihre Mühlen rc. rc. So schafft und waltet der Mensch auf
der Erde, zu deren Herrn ihn Gott bestimmt hat.
Das Land ist in kleinere und größere Theile getheilt,
welche verschiedire Besitzer haben. Wo ein Besitzthum auf-
hört und das Eigenthum eines andern anfängt, (die
Gränzen) haben die Leute dies mannigfach bezeichnet
durch Zäune, Gräben, Wälle, Gränzpsähke, Gränzhügel.
Geht etwa ein Gewässer, Bergzug re. ba acxa'oc, so heißt
die Gränze eine natürliche, ist sie von Menschenhänden
gemacht, eine künstliche. Wie einzelne Menschen ihr
Eigenthum begränzt haben, so auch Gemeinden, Dorf-
schaften, Städte, ganze Völker. — Jeder Verein von
Menschen lebt nach einer gewissen Ordnung, nach bestimm-'
ten Gesetzen; dies nennt man Verfassung. Damit nun
Ruhe und Ordnung da sei, damit Jedes Eigenthum sicher
bleibe, damit das Gemeinwohl gefördert werde, sind Män-
ner da, welche dafür Sorge tragen. Diese bilden die
Obrigkeit oder die Regierung. Jede große Gesell-
schaft zusammenlebender Familien, Gemeinden rc., die
eine gemeinschaftliche Obrigkeit haben und denselben Ge-
setzen gehorchen, bilden einen Staat. Die Art, wie ent
Staat regiert wird, kann verschieden sein: 1) Einer hat
die höchste Gewalt, der Alleinherrscher (Monarch);
diese Regierungsform, heißt Alleinherrschaft oder
Monarchie. Ist die Herrschaft in der Familie des Mon-
archen erblich, so heißt sie erbliche Monarchie; wird jedes
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
53
Königreich Hannover. Würtemberg.
Hameln, an der Weser. Kettenbrücke. *] (
Hannover, Hauptstadt, an der Leine, mit 44,000 Einwohnern,
Freundlich, reinlich, großstädtisch gebaut; Spaziergänge auf den Wällen.
Das Schloß mit dem Schloßplätze. Auf der Esplanade die Bildsäule
Leibnitz's (geb. 1646, gest. 1716) und das Waterloodenkmal. Gute
Töchterschule. Die Lustschlösser H er remh a use n, mitdem großen Spring-
brunnen (120^ hoch) und Mont brillant. — Dorf Siedershausen.
Schlacht 1553.
Celle, an der Aller und Lüneburger Heide.
Lüneburg, mit großem Durchgangshandel und Flußschifffahrt
unweit der Elbe, an der Ilmenau. Ritteracademie. Salzwerke.
Haarburg, an der.llbe, Ueberfahrt nach Hamburg. '
Buxtehude.
Osnabrü ck. Domkirche mit Carls des Großen Stock und
Schachbrett. Westphälischer Frieden s648. Domfreiheit mit einem
Denkmale Justus Möser's. Bischof und Domkapitel.
In Ostfriesland sind der Meerbusen Dollart, der int ,13ten
Jahrhundert entstand, und die Städte:
Emden, an der Ems und am Dollart. Seehandel und Schiff-
bau. Heeringsfang.
Leer, mit Leinwandweberei und Fabriken.
Nordernei, eine Insel an der Küste, mit Seebad.
Königreich ißiivtcinberg.
Vom Schwarzwald und von der rauhen oder schwäbischen Alp
durchzogen. Ein höchst anmuthiges Land, vorzüglich das Donau-
und Neckarthal. Flüsse: die Donau, rechts mit der Iller; der
Neckar, der rechts bei Mannheim in den Rhein geht; der Bo-
densee. Die Luft ist milder und angenehmer im Uuterlaude als
im Oberlande; auf dem Schwarzwalde rauh. Hier wachsen hohe
Tannen und Fichten, von denen viele den Rhein hinab nach Holland
geflößt werden. Ueberall Obst und Wein. Die Würtemberger sind
ein treuherziges Volk und theils katholisch, theils evangelisch. Der
König Wilhelm ist eingeschränkt. Eintheilung: Neckar-, Schwarz-
wald-, Donau- und Jaxtkreis.
Stuttgart, Hauptstadt und Residenz, 1 Stunde vom Neckar,
mehr als 50,000 Einw. Königsstraße. Das alte und neue Schloß
mit einem bis zum Lustschlosse Rosenftein reichenden Garten und kostbaren
Sammlungen, besonders von altdeutschen Gemälden. Opernhaus. Ka-
tharinen-Stift. Schillers Standbild. Die Lustschlösser Hohenheim und
Solitüde. In jenem eine land- und forstrvirthschaftliche Anstalt; dieses
ein Molkencurort.
Cannstadt, am schiffbar werdenden Nekar. Bäder und Gesund-
brunnen, Gewerbthätigkeit. Der Rothenberg, bis 1818 mit den
Ruinen des Schlosses Würtemberg, jetzt Grabmal der Königin Katharina.
Eßlingen, am Neckar. Weinbau. Eßlinger Champagner.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Justus_Möser's Wilhelm Schillers Rothenberg Katharina Eßlinger
Königreich der Niederlande. 67
Fürstenthum Lichtenstein.
Zwischen Tyrol und Helvetien, am Rhein. Voll Berg und
Thal. Der Fürst besitzt in Oesterreich mehr als 160 Landgüter.
Lichtenstein, sonst Vaduz. Hauplv't auf einem steilen Felsen-
Das Königreich der Niederlande.
Von 1815—30 war es mit dem Königreiche Belgien verbunden.
Boden: Das ganze Land ist eine große Ebene. Am Meere
und an den Flüssen fruchtbarer Marschboden; in der Mitte Moräste,
Sand- und Heideland. Am Meeresufer schützen Dünen oder Dämme.
Auf den unzähligen Kanälen fährt man mit Schiffen (Trekschuyt).
Die ausgetrockneten Moräste heißen Polder. Im 13. Jahrhundert
verschlang die See mehr als 50 Ocrter in Ostfriesland, und bildete
den Dollart, und 1421 entstand auf ähnliche Art derbiesbosch,
indem 72 Dörfer mit 100,000 Menschen verschlungen wurden. Im
Ganzen ist wenig Ackerbau, aber schöner Graswuchs, daher Viehzucht.
Gewässer: Der Dollart. Die Zuyder-See, im 13.
Jahrhundert vergrößert Der Pampus und Hetp. Das Har-
lemer Meer ist 1845 bis 48 trocken gelegt. Der Biesbosch.
Der Rhein, mit vielen Armen lz. B. Vssel, alter Rhein). Die
Maas. Die Schelde. Der nordholländische Kanal von Amsterdam
bis Ter Helder.
Klima: Die Lust ist nebelig; daher das allgemeine Tabak-
rauchen und das viele Putzen des Metalls. Gemäßigte Wärme und
Kälte. Im Winter allgemeines Schlittschuhlaufen. -
Produkte: Vieh, besonders Rindvieh ist Hauptprodukt;
Butter, Käse. Torf, besonders Baggertorf; Fische; besonders Hee-
ringe, Sardellen, Stockfische, Scckrebse und Austern. Leinwand,
Papier, Steingut, Gyps - Pfeifen, Tabak, Blumenzwiebeln.
Einwohner: Germanischen Ursprungs. Die holländische
Sprache ist mit der plattdeutschen verwandt. Die reformirte Kirche
ist vorherrschend. Die Einwohner sind ernst, bedächtig, schweigsam,
voll Vorliebe für das Alte und Hergebrachte, voll Menschenfreund-
lichkeit, thätig, sparsam und reinlich.
Des Königs ältester Sohn heißt Prinz von Oranien, und der
zweite: Prinz der Niederlande. Der König ist beschränkt durch die
Generalstaaten, welche den Titel: „ edel - und hochmögende Herren"
führen und aus zwei Kammern bestehen. Der Handel ist bedeutend,
aber nicht mehr das, was er im Mittelalter war. Wissenschaft und
Künste sind im Flor. Neun Provinzen: Holland, Utrecht, Geldern,
Overyssel, Drenthe, Gröningen, Friesland, Zeeland, Nordbrabant.
Außerdem das östliche Luxemberg und Limburg, die zu Deutschland
gehören.
5*
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
68
Königreich der Niederlande.
1) Holland: Amsterdam an der Amstel und am D, schön
und givß, mit mehr als 230.000 Einwohnern. Lange Amstelbrücke.
Großer Handel und Verkehr. Die Häuser stehen auf Pfählen, das
Stadthaus sogar auf einem Rost von 13.600 Eichenstämmen. Hell,
freundlich und reinlich gebaut; am schönsten die Gragten, vorzüglich die
Kaiser-, Prinzen- und Herrenqragt. Viele prächtige Häuser, mit Mar.
tnor überladen. Uebertriebene Reinlichkeit. Die Ausdünstung der vielen
Kanäle ist im Sommer, trotz der vielen Vuliiiskarrn, lästig. Herrliche
und zahllose Kaufläden, besonders Fruchtgewölbe. Die schönste Ansicht
ist am Hafen, wo die Werste, die Docken, Lagerhäuser und Fabrikge-
bäude, die Admiralität und das Arsenal. Das Stadthaus (het
Stafllhuys) ist 1648 angefangen worden Darin der große Bürgersaal,
120' lang, 100' hoch Viele Wohlthängkeitsanstalten, z. B. das
Bürge,Waisenhaus für mehr als 1000 Waisen, das Findelbaus für
4000 Kinder. Das Raspelhaus für Verbrecher. Die Börse mit
einem Hofe von 250' Länge. Das Schauspielhaus. Die Marine-
schule. Die Anstalt Felir Mcriris, von 40 Männern 1777 mit
1 Million Gulden gestiftet, und bestimnit für Philosophie (Naturkunde,
Physik und Chemie), Mathematik (Naturlehre und Astronomie), Lite-
ratur, Tonkunst, Zeichnenkunst.
In Nordholland ist das reinliche Dorf Broek im Waterlande.
Auch das große Dorf Zaandam oder Saar dam, mit 700 bis
2000 Windmühlen. Schiffbau. Aufenthalt Pcters des Großen 1697.
Edam, an der Zuydersee. Käsehandel.
Ter Helder, ein Schiffer- und Fischerdorf. Nordholländischcr
Kanal. Gegenüber die Insel
Terel, von Fischern und Lootsen bewohnt. Schiffswerfte.
Harlem. Leinwand- und Garnbleichen. Kunstgärten mit Blu-
menzwiebeln. Das Teyler'sche Institut. Die Bildsäule des Lorenz Ko-
ster. Die große Orgel mit 8000 Pfeifen und 60 Registern.
Leyden, am Harlemer Meer. Die breite Straße. Todt, seit
die großen Tuchmanufacturen herabgekommen sind. Universität. Aus-
gezeichneter botanischer Garten.
Haag, 68,000 Einwohner, breite, mit Bäumen bepflanzte, mit
schönen Häusern und Palästen bebaute Straßen, vorzüglich die Prinzen-
gragt. Residenz des Königs. Königl. Museum: Sammlung von Bild-
säulen, Kunstsainmlung und Gemäldegallerie. Haus im Bosch.
Schevelingen oder Scheveningen, anmuthiges Dorf an der
Nordsee, Seebad.
Ryswik, Friede 1697 zwischen Ludwig Xiv. und Leopold I.
Delft, nett und heiter, aber todt; sonst durch die jetzt gesunkenen
Fayancefabriken blühender. Denkmal Wilhelms von Oranien, 1584
(durch Balthasar Gerhard ermordet). Grab Hugo Grotius's (geb. in
Delft 1583, gest. in Rostok 1645). Grabmäler der beiden Seehelden
Tromp. Königl. Degräbnißort.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Leopold_I. Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Balthasar_Gerhard Hugo_Grotius's Tromp
Go
Königreich der Niederlande B lgien.
Rotterdam, 85,000 Einwohner, groß und schvn, mit Kanälen
durchzogen, nach Amsterdam der größte Handelsplatz. Schiffswerfte.
Zahllose Windmühlen. Bildsäule des Erasmus, g> st m Basel 1536.
Gouda. Gypspseifen und Backsteine.
^ört recht oder Dort, an einem Nheinarm , auf einer Insel
neben dem Biesbosch, Handelsstadt, Seeschifffahrt v".d Schiffswerfle.
Helvoetsluis, eine Seestadt auf einer Rheurinsel. Ueberfahrt
nach England, meist nach Harwich.
2) Zecland: Middelburg, Handelsstadt, und
Lliesjingen, stark befestigt, Kriegshafen, beide auf der
Insel Walch eren
3) Nordbrabant: Breda und Herzogenbusch oder Her-
togenbosch oder ten Bosch, Festungen.
4) Utrecht: Utrecht, am Rhein. Universität. Utrechtrr Union
1579. Utrechter Friede 1713. Vor dem Thore die Maillebahn.
5) Geldern: Nimwegen, an einem Rheinarme. Nimweger
Friede 1679, zwischen Ludwig Xiv. und Leopold I. Die Balkenborg.
Arnheim, am Rhein und Dssel Festung.
Zytphen, an der Assel. Festung.
6) Overysscl: Deventer, Festung. Honigkuchen.
Zw oll. an der Assel. Festung.
7) Friesland oder Westfricsland, ein niedriges Land,
voll Kanäle und Torfsümpfe. Die Einwohner unterscheiden sich
durch Sprache, Sitten und Kleidung, sind fleißig, freiheitsliebend,
muthig, offen, thcilnchmcnd und überaus ehrlich. Hauptort ist
Le uw arden, mit Kanälen durchschnitten- — Harlingen,
Seehafen.
8) Groningen, durch Dämme geschützt. Boden sehr fruchtbar,
Lust sehr dick. Hauptort: Groningen.
Außereuropäische Besitzungen der Niederlande:
In Asien: Tie Inseln Java, Am boina, Ternaie, Banda, mehre
Niederlassungen auf Sumatra, Celebes, Timor und den kleinern Sunda-
Inseln.
In Afrika: Einige Forts und Niederlassungen in Guinea.
In Amerika: Die Kolonie Surinam in Guyana und die kleinen
Antillen St. Eustaz, Curapao, St. Martin.
In Australien: Colonie auf Neu-Guinea.
Das Königreich Belgien.
Wenig kleiner als die Niederlande. Belgien gehörte nach ein-
ander mehreren Herren. Zuerst eine Besitzung der Herzöge von Bur-
gund, kam es nach Karls des Kühnen Tode an Oesterreich, durch
Phillipp I I. an Spanien, nach dem Utrechter Frieden an Oesterreich,
während der französischen Revolution an Frankreich und 1815 an
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Leopold_I. Le_uw Martin Karls Phillipp_I_I.
Extrahierte Ortsnamen: Rotterdam Amsterdam Basel England Harwich Breda Rhein Nimwegen Rhein Deventer Friesland Harlingen Groningen Groningen Niederlande Asien Banda Sumatra Timor Afrika Guinea Amerika Surinam Guyana Curapao Australien Neu-Guinea Belgien Niederlande Oesterreich Spanien Oesterreich Frankreich
Oestreich i sch r bcut|cí;C Lander.
117
Gebrauch aller Bücher des Auslandes erschwert wird, so sind
sie im Ganzen an gelehrter und wissenschaftlicher Bildung
nicht so weit als die Bewohner des nördlichen Deutschlands,
die keine Beschränkungen der Art kennen.
Das Land wird eingetheilt in das Land unter der
Ens, und ob der Ens. Daß der Fluß Cns die Gränze
mache, versteht sich von selbst, aber nur südlich von der Do-
nau. Nördlich von derselben geht die Gränze ungefähr in der-
selben Richtung bis an die Gränze von Böhmen fort.
1. Das Land unter der Ens.
Städte: Wien, in einer höchst romantischen igegend, am
breiten, hier in mehrere Arme getheilten Donaustrom, von schön
bebauten, zum Theil waldigen Bergen umgeben. Das Erhabene,
welches Berggegendcn immer darbieten, wird durch den breiten
Strom bedeutend erhöht, und die bewaldeten Donau -Inseln, die
stromabwärts fahrenden Schiffe, die reizenden Dörfer und Land-
häuser geben der Gegend eine große Lebendigkeit und einen eigen-
thümlichen Reiz. Wien ist die größte Stadt Deutschlands, mit
wenigstens 270,000 Einwohnern, die Haupistadt des ganzen Kai-
serstaats, die Residenz des Kaisers, der Zusammenfluß der reich-
sten Familien des Landes, daher der Sitz einer blendenden Pracht
und eines großen Luxus. Die eigentliche Stadt, die von dem
Flüßchen Wien durchflossen wird, ist nicht groß, und eng und
krumm gebaut. Die Wälle, die sie bisher umgaben, sind setzt
meist abgetragen, und zu Spatziergängen verwendet worden. Die
Vorstädle sind schöner gebaut und sehr weitläuftig. Große Häu-
ser, die zuin Theil ganze Viertel einnehmen, und Palläste sind in
Menge vorhanden. Das kaiserlichenesidenzschloß heißt die Burg,
ein altes Gebäude, welches mit einem neuen vertauscht werden
soll. Die S tep h an s kir ch e ist ein ehrwürdiges, altes Bau-
werk, inwendig etwas düster, mit vielen alten Bildwerken aus
dein Mittelalter. Der Thurm ist einer der höchsten (434 Fuß
hoch ) ; er drohte vor einigen Jahren mit Einsturz, ist aber wie-
der befestigt worden. Uni er den vielen Wohlthätigkeitsanstalten
zeichnet sich besonders aus: das allgemeine Krankenhaus, eine der
besten Anstalten dieser Art..' Sowohl die kaiserlichen Schlösser als
die Universität enthalten treffliche Sammlungen. Dahin gehört
besonders die große kaiserliche Bibliothek und die herrliche Gemäl-
desammlung. An Fabriken und Gewerben aller Art hat Wien
Ucberftuß; mehrere hier verfertigte Waaren sind berühmt, nament-
lich die musikalischen Instrumente. Unter den Spatzierörtern sind
die vorzüglichstent der Augarten, auf einer Donauinsel, und
der Prater. Beide sind durch zwei Baumgänge mit einander
verbunden. Der Prater besteht aus großen Grasplätzen, hohen
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Wien
Ucberftuß
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Wien Donau Wien Deutschlands Flüßchen_Wien
Das Königreich der Niederlande. 271
Ey geht endlich in das haarlemcr Meer über. Der
Biesbosch ist schon genannt. — Auch an Flüssen ist hier
kein Mangel. Zuerst der Rhein. Bald, nachdem er auf
niederländischen Boden getreten ist, theilt er sich in mehrere
Arme. Der eine geht rechts nach der Zuydcrsee ab, und
heißt die Pssel (sprich Eissel); die andern erhalten auch ver-
schiedene Namen, und gehen nach der Nordsee zu; nur einer
der kleinsten Arme behält den Namen des (alten) Rheins,
und dieser wird so klein, daß er bei niedrigem Wasser sich
fast im Sande verliert. Daher die falsche Angabe, die man
oft hört, daß der Rhein sich im Sande verlöre. — Fer-
ner die aus Frankreich kommende Maas. Sie kommt wäh-
rend ihres Laufs dem Rheine immer näher und näher, und
zuletzt vermischen sich ihre Arme und Mündungen mit denen
des Rheins so, daß man nicht mehr weiß, welche zu ihr oder
zum Rhein gehören. Daher hört man wohl zuweilen auch
sagen, die Maas wäre ein Nebenfluß des Rheins, was aber nicht
eigentlich der Fall ist. — Ein Küstenfluß ist die Schelde.
Sie nimmt sich zwar auf der Landkarte unbedeutend aus, ist
aber ein für den Handel sehr wichtiger Fluß. Denn sie ist
schiffbar, und trägt an ihrem untern Theile selbst Seeschiffe.
Klima: Die Nähe der See und die vielen Moräste
und Canäle machen, besonders in den nördlichen Provinzen,
die Luft ungemein feucht; die Nebel sind häufig, besonders im
Frühjahre und Herbste, und zuweilen so dick, daß man den
Boden, auf dem man geht, kaum sieht, und cs oft geschieht,
daß die Menschen ins Wasser laufen, weil sie es nicht se-
hen. Daher auch die allgemeine Gewohnheit des Taback-
rauchens, selbst bei den Frauen, wenigstens der niederen Stän-
de. Auch läuft von der Feuchtigkeit alles Metall an, und
die Niederländer müssen daher beständig putzen und scheuern, was
sie auch mit größter Pünktlichkeit thun. So wie durch die
Seeluft die Wärme des Sommers gemildert wird, so ist es
auch tm^ Winter mit der Kälte. Es friert zwar das Wasser
der Canäle zu; aber die Kälte ist sehr erträglich, und gerin-
ger, als in andern Ländern derselben Breite. Recht sonderbar
ist der Anblick, wenn auch Frauen auf dem Eisspiegel auf
Schlittschuhen einhcrschwebcn. Denn so wie im Sommer die
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Das Königreich der Niederlande.
273
sonders ihre schönen Spitzen und Kanten kennen? Ferner neh-
men sie für Blumenzwiebeln manche schöne Summe ein.
Einwohner: Die Niederländer sind germanischen Ur-
sprungs, und ihre Sprache, die holländische, der deutschen,
besonders der plattdeutschen, die im Hannöverschen gesprochen
wird, so nahe verwandt, das wir sie, und sie uns ziemlich
gut verstehn. Zn den südlichen Provinzen spricht man dagegen
mehr französisch, und in Flandern (die Gegend neben Frank-
reich an der Nordsee) ein verdorbenes Französisch, das man
wallonisch nennt. So ist es auch mit der Religion und mit
dem Volkscharakter. Zn den nördlichen Gegenden ist die re-
formirte, in den südlichen die katholische Kirche die vorherr-
schende. Ganz eigenthümlich sind der Charakter und die Sit-
ten in den nördlichen Provinzen, dahingegen in den südlichen
beides sich mehr dem Französischen nähert. Der Hollän-
der ist ernst, bedächtig, schweigsam, voll Vorliebe für das
Alte und Hergebrachte, aber voll Menschenfreundlichkeit; dabei
ungemein thätig, sparsam und reinlich. Der oft erwähnte
Niemeyer, der das Land selbst bereiste, bemerkt darüber Fol-
gendes: „Daß man auf Geld und Gut einen sehr hohen
Werth legt, daß besonders alle die Künste, welche dazu die-
nen, die Güter des Lebens herbeizuschaffen, geschätzt werden,
liegt in der Natur eines Handclsstaats. Ebenso begreiflich
istö, daß durch die leichte Befriedigung aller Bedürfnisse, der
Bequemlichkeit und allen mit wohlbehaglicher Ruhe verbunde-
nen Genüssen reiche Nahrung gegeben wird, wie denn der
Hang dazu schon in dem Temperament des Holländers liegt.
Doch dünkte mich, daß die hohe Gcldschätzung, die ihm oft
vorgeworfen wird, mehr in einer gewissen Selbstgenügsamkeit
und in dem Gefühl, Niemanden nöthig zu haben, als in der
Verachtung und Geringschätzung Anderer, und einer für den
minder Begüterten drückenden Ueberhebung besteht. Daß aber
die Liebe zum Gewinn bei dem größeren Theil der Nation der
Ehrlichkeit und Rechtlichkeit weit weniger gefährlich geworden
ist, als bei andern handeltreibenden Völkern, das bezeugen
wenigstens viele unpartheiische Beobachter. Die Ausartung
des Erwerbfieißcs in Geiz und Engherzigkeit ist gewiß oft nur
scheinbar. Die ganz ausnehmende Wohlthätigkeit widerlegt
Nösselts Geographie I. 18
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
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276
D<is Königreich der Niederlande.
An der Spitze der Negierung steht der König, dessen
ältester Sohn den Titel: Prinz von Oranien führt. Er ist
beschränkt durch die Generalstauten, die den Titel: Edcl-
mögende Herren haben. Sie bestehn aus 2 Kammern; die
Mitglieder der ersten ernennt der König; die der zweiten wer-
den von den Provinzen gewählt.
Im Mittelalter gehörten die Holländer zu den Völkern,
die den ausgebreitetsten Handel trieben. Jetzt ist zwar der
Handel nicht mehr das, was er war, aber er ist immer
noch sehr bedeutend. Auch Wissenschaften und Künste werden
eifrig betrieben, und die Holländer haben sich von jeher durch
Gelehrsamkeit ausgezeichnet.
Das Königreich ist in 18 Provinzen getheilt, von denen
eine, Luxemburg, zu Deutschland gehört. Mit den Namen
wollen wir unsere Leserinnen verschonen, und nur sagen, daß
man unter Holland bald eine derselben, und zwar die nord-
westliche, in welcher Amsterdam liegt, bald aber das ganze
nördliche Königreich versteht. Unter den südlichen Provinzen
kommen die Namen Brabant und Hennegau am häufig-
sten vor. Unter jenem versteht man den mittlern Theil des
Südens, also das Land um die Städte Brüssel und Me-
cheln; unter Flandern aber den davon westlich liegenden Theil
bis ans Meer, um die Städte Gent und Brügge.
Wir nehmen die Städte, so viel als möglich, nach ih-
rer Lage, fangen aber mit der Hauptstadt an:
Amsterdam, die den Namen von dem Flüßchen Amstel
führt, das sie durchfließt, und hier in Het P (das Ei) geht.
Eine schöne, große Stadt, die sonst mehr als 200,000 Einwoh-
ner, vor wenigen Jahren aber nur noch 192,000 hatte. Jetzt
mag die Bevölkerung wieder im Wachsen seyn. Wir werden die
Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten am besten kennen ler-
nen, wenn wir uns von Niemeyer darin herumführen, und ihn
selbst sprechen lassen: ,,Je näher man Amsterdam kommt, desto
unverwandter hängt das Auge an dem prachtvollen Anblick der
Stadt. Auf der Fahrt von Utrecht (sprich Uetracht) nach Am-
sterdam erblickt man zwar den Mastenwald noch nicht, welcher der
Stadt an der entgegengesetzten Seite, von P her, das wunder-
volle Ansehen giebt, als schwämme sie auf dem Meere. Aber
die hohen Paläste, die große steinerne Brücke am Thore, das Le-
den auf dem Canal und an seinen Ufern, die, wenn die Boote
landen, herzudringende Menschenmenge, um erwartete oder uner-
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Extrahierte Personennamen: Niemeyer
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Luxemburg Deutschland Holland Amsterdam Hennegau Amsterdam Amsterdam Utrecht
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Das Königreich der Niederlande.
digung der liturgischen Gebete und Weihungen reichte Jener ei-
nem Jeden das Brot; den Kelch reichte Einer dem Andern. Tiefe
Ehrfurcht und fromme Sammlung sprach aus jedem Gesicht. Ein
stilles Gebet schloß die Handlung, und schweigend loste sich die
kleine Gemeinde auf. Wäre, dachte ich, nur etwas Aehnlichcs
bei unsrer Abcndmahlsfcier möglich! Wie viel von dem, was oft
die frömmsten Thcilnehmer beängstigt und stört, wurde wegfallen,
die Stiftung selbst aber viel mehr in ihrer ganzen Bedeutsamkeit
hervortreten. Aber je größer die Gemeinden, desto mehr muß je-
de liturgische Verbesserung Ideal bleiben." Wenden wir uns von
Leyden südwestlich, so kommen wir nach
Haag, einem großen Orte von mehr als 40,000 Einwoh-
nern. Wenn nur die Oerter, die Mauern und Thore haben,
Städte heißen, so ist Haag das größte Dorf; denn der Ort ist
offen. Zugleich ist es einer der heitersten Oerter. Die Straßen
sind mit Bäumen bepflanzt, breit, und mit schönen Häusern, zum
Theil mit Pallästen besetzt; die schönste ist die fast eine Viertel-
stunde lange Prinz eng ragt. Haag ist die gewöhnliche Resi-
denz des Königs. Nahe dabei liegt das königliche Lustschloß, das
Haus im Bosch. Es hat seinen Namen in der That; denn
wirklich liegt es mitten in einem angenehmen Gehölz. Etwas
entfernter ist das Dorf
Schevelingen, von welchem Nicmeyer sagt: „Es liegt
eine kleine Stunde von Haag, und ist in der schönen Jahreszeit
der besuchteste Lustort. Ein gerader Baumweg von einer Reihe
von Ulmen und Linden führt bis zu dem durch große Wirthshäu-
ser belebten Ort. Kaum hat man es erreicht, so eröffnet sich
auf einmal die höchst überraschende Aussicht auf die unabsehbare
Fläche der Nordsee. Es war Ebbe. Die Fischcrböte, die jedoch
hier mehr kleinen Kauffahrteischiffen gleichen, standen daher sämmt-
lich auf dem Trocknen. Der Meersand war mit Millionen Mu-
scheln, die ein Handelszweig sind, vermengt. Die See ging hoch.
In der Ferne sah man ein amerikanisches Schiff mit den Fluthen
kämpfen — ein grauenvoller Anblick, da ihnen zu Hülfe zu kom-
men unmöglich war. Was wohl Jedem begegnet, dem die See
ein neues Schauspiel ist, begegnete auch uns. Man verstummt,
und verliert sich in Anschauung des Unermeßlichen. Erstaunen
ergreift die Seele über den Muth des Menschen, der sich zuerst
dem furchtbaren Elemente anzuvertrauen wagte, und allmälig auf
den Wogen einheimisch werden konnte, über Abgründen schlafen,
ruhig und besonnen bleiben lernte unter tobenden Stürmen."
Von Haag machen wir uns nach Rotterdam, südöstlich,
auf den Weg. Ehe wir es aber erreichen, ziehen zwei Oer-
ter unsre Aufmerksamkeit auf sich. Etwa eine Stunde, nach-
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