Handel und Gewerbfleiß.
16l
sperre und später durch die hohe Besteuerung der auswärtigen Kunst-
erzeugnisse gelangte der inländische Gewerbfleiß zu einem neuen Auf-
blühen. Daneben erhielt der Staatspapier- und Aktienhandel eine
nie gekannte Bedeutung und artete zum Theil in Schwindelei aus.
Wesentliche Beförderungsmittel des Handels waren: a) die Erleich-
terung der Communieationen durch Anlage und Verbesserung von
Land- und Wasserstraßen (der Ludwigscanal zwischen Main und
Donau), durch Fluß- und Seedampfschiffe (seit 1825), durch Eisen-
bahnen (seit 1837), Schnellposten, u. s. w., b) Handelsverträge,
c) freie Schifffahrt auf den deutschen Strömen und 6) Vereinigung
der meisten deutschen Staaten zu einem allgemeinen Zollvereine
s. S. 176, so wie einem Post- und Telegraphenvereine.
Pütz deutsche G.'seb, 5. Aufl.
11
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Ortsnamen: Staatspapier- Schwindelei Main Donau
66
fürstenthum Hessen, dem Großherzogthum Hessen und der Land-
grafschaft Hessen. Die Regentensamilien bekennen sich zur evan-
gelischen Kirche.
Das Kurfürstenthum Hessen reicht am weitesten nach Norden
und enthält den größesten Theil der alten Chattenländer. Seine Haupt-
stadt heißt Kassel, und daher wird das Land wohl auch Hessen-
Kassel genannt. Obgleich es die größte Ausdehnung hat (200 Qua-
dratmeilen), so ist es doch keineswegs das bevölkertste. Denn nur ein
kleiner Theil Kurhessens ist so eben und so fruchtbar, wie das Main-
thal bei Hanau oder das Fuldathal bei Kassel. Große Strecken
sind waldig und zum einträglichen Ackerbau nicht geeignet. Die Be-
wohner, deren Zahl nur etwa 700,000 beträgt, sind arbeitsame und
kräftige Leute. Viele wandern sogar während der Erndte in fruchtbarere
Gegenden, um dort als Tagelöhner zu helfen, so besonders die Be-
wohner der Provinz Fulda. Man kann von dem kurhessischen Land-
volke rühmen, daß es noch viel von seinen ererbten Sitten und Trach-
ten beibehalten. — Die Lage der Hauptstadt Kassel an der schiff-
baren Fulda, nicht weit von ihrem Zusammenfluß mit der Werra, so
wie die vielfachen Eisenbahnverbindungen haben sie zu einem
bedeutenden Verkehrsplatze gemacht. Kassel wird von vielen Fremden
besucht., besonders auch, um die eine Stunde von der Stadt, beim
Lustschlosse Wilhelmshöhe gelegenen, schönen Anlagen, die Wasser-
künste und die riesige Bildsäule des Herkules zu beschauen. Zu
Marburg ist die Landesuniversität.
Das'großherzogthum Hessen liegt nördlich von Baden, zu
beiden Seiten des Rheines und zum Theil weiter nordöstlich; es
macht kein zusammenhängendes Ganze aus. Es ist bevölkerter als
Kurbessen; auf 185 Quadratmeilen wohnen hier über 850,000 Men-
schen. Das Land ist fruchtbar; besonders am Rhein zieht man viel
Getreide, Kastanien, Mandeln, Wallnüsse und Wein. Der
nördliche Theil ist meistens gebirgig, ausgenommen die fruchtbare Wet-
terau, welche aus einer schönen Ebene besteht. Aber auch die minder
ergiebigen Gegenden dieses Landes, im Odenwalde, Vogelsberge
oder in dem nahe an Westphalen reichenden Hinterlande zeichnen sich
durch vortreffliche Kunststraßen aus, durch welche der Verkehr befördert
und die Einwohner betriebsamer werden. Die Hauptstadt des Groß-
herzogthums, Darmstadt, ist eine der am raschesten emporgekommenen
Städte Deutschlands. Vor 50 Jahren noch ein kleines Landstädtchen,
das sich bloß durch ein weitläusiges Residenz schloß und ein merk-
würdig gebautes Exercierhaus auszeichnete, ist es jetzt eine Stadt von
fast 30,000 Einwohnern mit allen großstädtischen Einrichtungen geworden.
Überdies hat ihre Lage am Rande des Odenwaldes und der Berg-
straße, in der Nachbarschaft herrlicher Waldungen, die Anlage vortreff-
licher Spaziergänge mit Aussichten in die Nheinebene möglich gemacht.
Durch die große Eisenbahn durch Baden längs des Rheines bis
nach Frankfurt und von da nach Kassel, sowie durch die Nähe des
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Zweiter Abschnitt.
Die Erde.
I. Die Er-theile.
^.Europa.
1. Die Niederlande*).
Seht hier westlich von Deutschland die Niederlande, ein sehr tief
gelegenes Land, nördlich und westlich von der Nordsee umgeben.
Nur der südliche Theil ist gebirgig. Seit dem Jahre 1813 bildeten
die Niederlande nur ein Königreich; aber im Jahre 1830 riß sich der
südliche (meist katholische) Theil los, bildete ein besonderes Königreich
unter dem Namen Belgien und wählte sich einen deutschen Fürsten,
einen Prinzen von Sachsen-Kob'urg, zum Könige. Seit dieser Zeir
bestehen die Niederlande aus zwei Königreichen: Belgien und Holland.
Belgien (535 Quadratmeilen mit 41/4 Millionen größtenteils
katholischer Bewohner) ist ein ungemein fruchtbares Land, reich an
Getreidefeldern und Wiesen, wie an sehr reichen Steinkohlengruben.
Zweige der Ardennen durchziehen den südlichen Theil Belgiens. Die
Residenzstadt Brüssel mit mehr denn 120,000 Einwohnern und
Antwerpen an der Schelde mit über 80,000 Einwohnern sind be-
deutende Handelsstädte. Lüttich an der Maas hat viele Tuch-
fabriken. Südlich von Brüssel liegt das weltberühmte Dorf Water-
loo, und in dessen Nähe das Wirthshaus Belle-Alliance (d. h.
Schönbund).
Holland (620 Quadratmeilen mit 3% Millionen vorherrschend
evangelischer Bewohner) ist sehr wasserreich und sumpfig, von vielen
Kanälen durchschnitten und durch ungeheure Dämme gegen die Wasser-
fluthen geschützt. Es fehlt festes Gestein und Quellwasser, weite Torf-
strecken ersetzen den gänzlichen Mangel an Waldungen. Die Holländer,
wie der größte Theil der Belgier, sind Niederdeutsche. Ihre Haupt-
beschäftigungen bestehen in Handel, Schifffahrt, Viehzucht und Gartenbau.
Die Residenz des Königs von Holland ist Haag, unweit der Nord-
see. Die bedeutendste Stadt Hollands ist aber Amsterdam, am
Meerbusen Y (spr. Eich), sie hat über 220,000 Einwohner und ist eine
der wichtigsten Handelsstädte Europa's; auch Rotterdam an der
Maas mit 80,000 Einwohnern ist eine sehr bedeutende Handelsstadt.
Merkt noch die Universitätsstädte Leiden und Utrecht, so wie ferner
die Städte: Hartem, Nimwegen, Mastricht, Arnheim, Gro-
ningen, Saardam, wo Peter der Große Schiffe bauen lernte.
Wer so nach Holland kommt, die Menschen und ihr Leben sieht.
Bevor die Beschreibung der Niederlande, so wie die eines jeden der übrige»
Länder Europa's gelesen wird, muß mit Hülfe der Karte Europa's eine Orientirun g
der Schüler in den Hauptsachen des -c. Landes bereits erzielt sein.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Peter_der_Große
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Niederlande Nordsee Niederlande Belgien Sachsen-Kob'urg Belgien Holland Belgien Belgiens Water- Wirthshaus Holland Holland Hollands Amsterdam Rotterdam Utrecht Nimwegen Arnheim Saardam Holland Niederlande
16
Süsse desselben? — Die Gebirge? — Die Hauptstadt? — Wie heissen die
vorzüglichsten Erwerbsquellen der Provinz? — Wie viele Provinzen kennt
ihr jetzt? — Wie viele Regierungsbezirke? — Wie heissen sie? —
Zeichnet jetzt die Provinz Sachsen auf die Tafel! —
Beschreibet die Provinz!
14. Die Provinz Brandenburg.
Die Provinz Brandenburg ist in die zwei Regierungsbezirke Pots-
dam und Frankfurt an der Oder eingetheilt. Schönheiten der
Natur sind in dieser fast ganz stachen, sandigen Provinz nicht zu finden.
Wenn der Fleiß der Menschen den Boden nicht verbessert hätte, so
würde man nichts sehen, als Haidestächen mit buschigen Wäldern durch-
zogen. An Wasser ist freilich kein Mangel, aber dasselbe steht ent-
weder in Seen und Teichen still, oder schleicht in langsamen Bächen
und Flüssen dahin, denn es ist fast kein Gefälle vorhanden. Die
Oder, der Hauptfluß, trägt seine Wogen von Süden nach Norden lang-
sam durch die Provinz und nimmt rechts die Warthe, links den
Bober und die Neiße auf. Außerdem wird die Provinz noch von
der oft sumpfigen Havel durchzogen, welche in derselben die träge
Spree aufnimmt. Für den Handelsverkehr durch Schifffahrt sind
außer diesen Flüssen noch mehrere Kanäle, der Mühlroser, der
Fünow-Kanal und noch andere gegraben, und Eisenbahnen durch-
schneiden die weite Ebene nach mehreren Richtungen. Die ganze Ge-
gend ist aber arm an Steinen zum Baue von Chausseen und es fehlen
ihr die meisten werthvollen Mineralien. Berge hat man zwar nicht
zu ersteigen, aber auch keine Aussichten in die Ferne, keine Wasserfälle,
aber auch keine Mühlen treibende Bäche; man begnügt sich meistens
mit Windmühlen. Durch den Fleiß der Menschen sind einige Striche
der Provinz wohl angebaut und bringen die gewöhnlichen Produkte
des Ackerbaues hervor. Die Provinz hat einen Flächenraum von 735
Quadratmeilen und 2,100,000 Einwohner.
Von den Städten der Provinz sind bemerkenswerth Potsdam,
über 40,000 Einwohner, mit schönen Lustschlössern und einem großen
Waisenhause für Militair-Kinder, Brandenburg, eine sehr alte Stadt,
Neustadt mit einer Spiegelfabrik, Frankfurt an der Oder mit be-
deutenden Jahrmärkten oder Messen, und Spandau, eine Festung
mit einem Zuchthause. Vor allen aber verdient die große und schöne
Stadt Berlin hier näher beschrieben zu werden.
Berlin ist von der für kleine Fahrzeuge schiffbaren Spree durch-
stossen und steht dadurch mit der Elbe und Oder in fahrbarer Ver-
bindung. Dazu kommen noch Eisenbahnen nach verschiedenen Richtungen,
welche der Stadt täglich Tausende von Fremden zuführen. Rechnet
man hierzu, daß Berlin über 400,000 Einwohner zählt, so ist begreif-
lich, daß hier ein großartiges, regsames Leben und ein bedeutender
Handel entstehen muß. Denn wo viel verzehrt wird, da muß auch
viel Handel sein, und wo viele Fremde einkehren, da kann Kauf und
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Pots- Frankfurt Potsdam Brandenburg Frankfurt Spandau Berlin Berlin Berlin
30
liefert das Thier- und Pflanzenreich im Ganzen mehr, als der
Bedarf der Bewohner erfordert. Und wenn auch die Ausbeute an edeln
Metallen nicht sehr beträchtlich ist, so liefert doch das Mineralreich
neben Silber im Mansfeldfchen und in Schlesien, vorzüglich Eisen und
Steinkohlen in hinreichender Menge, besonders in Oberschlesien und
und in den Flußgebieten der Ruhr, Sieg und Saar in Westphalen
der Rheinprovinz. An Salz, woran besonders die Provinzen Sachsen
und Westphalen reich sind, ist ein unerschöpflicher Ueberfluß vorhanden.
3. Einen großen Reichthum besitzt ferner der Staat an Gewäs-
sern; denn außer der Ostsee und den unzähligen Landseen bewässern
und befruchten das Land der Rhein, die Weser, die Elbe, die
Oder, die Weichsel und die Memel. Sie nehmen auf ihrem
Lause sehr viele Bäche und Nebenflüsse auf, und so ergießt sich von
den Gebirgen aus nach dem Meere hin gleichsam ein Adergeflecht von
Gewässern, die das Land befruchten, der Schifffahrt, dem Handel und
dem Gewerbe dienen; und gering ist gegen diesen großen Nutzen der
Schaden anzuschlagen, den sie, besonders die größern Flüsse, zur Zeit
des Eisganges oft an Gärten, Aeckern und Wohnungen anrichten, wenn
sie aus ihren Ufern treten und dann die Uferbewohner_ freilich nicht
selten in große Noth bringen. Aber es wird immer mehr dafür ge-
sorgt, durch Anlegung von Dämmen und Wehren solchen Ueber-
schwemmungen vorzubeugen.
4. Die Bewohner des Staates sind fleißige Menschen; denn
außer dem Ackerbau und der Viehzucht ist die Betriebsamkeit (Industrie)
derselben sehr bedeutend. In den größeren Städten des Staates ist
man fort und fort beschäftigt, aus den Rohstoffen der Natur Waa-
ren der verschiedensten Art zu verfertigen. Nach dieser großen Verschie-
denheit in der Beschäftigung kann man die Bewohner des Staates
in verschiedene Berufsarten oder Stände eincheilen. Da giebt es
Bauern und Bürger, Handwerker und Kaufleute, Künstler u. s. w.
Einfacher ist aber die Eintheilung aller Bewohner in drei Haupt-
stände: den Nähr-, Lehr- und Wehrftand.
Der Nährstand ist der zahlreichste, denn zu ihm gehören alle
diejenigen Bewohner des Staates, welche sich entweder mit der Ge-
winnung oder mit der Verarbeitung der Naturprodukte oder mit
dem Verkaufe der Natur- oder Kunstprodukte beschäftigen. Die Ge-
winnung der Naturprodukte besorgen: die Bauern und Viehzüchter,
die Obst-, Wein- und Blumengärtner, — die Jäger, Fischer und Vo-
gelfänger, — die Berg- und Hüttenlente, die Steinbrecher, die Braun-
kohlen-, Torf- und Lehmgräber. — Mit der Verarbeitung derselben
beschäftigen sich: die verschiedenen Handwerker, als Zimmerleute,
Schreiner, Schmiede, Schlosser, Schuster, Schneider u. s. w.; ferner
die Fabrikanten, die Fabrik- und Manufakturarbeiter,
wie Branntweinbrenner, Bierbrauer, Zuckcrsieder, Eisengießer, Glas-
bläser, Papiermacher und Gerber — die Weber und anderen Arbeiter
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
60
Getreide, Kastanien, Mandeln, Wallnüsse und Wein.
Der nördliche Theil ist meistens gebirgig, ausgenommen die fruchtbare
Wett er au, welche aus einer schönen Ebene besteht. Aber auch die
minder ergiebigen Gegenden dieses Landes, im Odenwalde, Vo-
gelsberge oder in dem nahe an Westphalen reichenden Hinter--
lande zeichnen sich dlnch vortreffliche Kunststraßen aus, wodurch der
Verkehr befördert und die Einwohner betriebsamer werden. Die Haupt-
stadt des Großherzogthums, Darmstadt, ist eine der am raschesten
emporgekominenen Städte Deutschlands. Vor 50 Jahren noch ein
kleines Landstädtchen, das sich bloß durch ein weitläufiges Residenz-
schloß und em merkwürdig gebautes Exerzierhaus auszeichnete, ist
jetzt eine Stadt von fast 30,000 Einwohnern mit allen großstädtischen
Einrichtungen daraus geworden. Überdies hat ihre Lage am Rande des
Odenwaldes und der Bergstraße in der Nachbarschaft herrrlicher
Waldungen, die Anlage vortrefflicher Spaziergänge mit Aussichten in
die Rheinebene möglich gemacht. Durch die große Eisenbahn durch
Baden längs des Rheines bis nach Frankfurt und von da nach
Kassel, so wie durch die Nähe des Rheins, Mains und Neckars,
ist Darmstadt mit den bedeutendsten Orten Deutschlands in Verbin-
dung gebracht. Größer als Darmstadt und für den Handel weit wich-
tiger ist die alte, am Einfluß des Mains in den Rhein gelegene Stadt
Mainz, die Hauptstadt der Provinz Rheinhessen. Sie liegt selbst
in schöner Gegend, ist aber zugleich der Mittelpunkt für die Dampf-
schifffahrt auf dem Ober- und Niederrhein, so wie auf dem
Main, welche von den Reisenden vielfältig benutzt wird, um die schö-
nen Aussichten an beiden Flüssen zu genießen. Auch liegt Mainz mit-
ten in dem Bezirke, wo die Rheinweine wachsen, auf der einen
Seite das Rh eing au, auf der andern die Pfalz. Natürlich also,
daß von hier aus viele Versendungen von Wein gemacht werden. —
Auf einem freien Platze der Stadt steht das Standbild des Johann
Gutenberg, eines gebornen Mainzers, welcher vor 400 Jahren die
Buchdruckerkunst erfand. Mit Recht hat man sein Andenken geehrt,
denn ohne seine Erfindung würden wir noch in derselben Unwissenheit
leben, wie andere Völker, welche keine oder wenige Bücher haben. —
Am wichtigsten ist Mainz jedoch als gemeinschaftliche Festung
aller Staaten Deutschlands. Um nämlich in einem Kriege mit Frankreich
die Franzosen am Rhein aufzuhalten und das Innere von Deutschland zu
schützen, haben die deutschen Regierungen mehrere Festungen für ge-
meinschaftliche oder Bundesfeftungen erklärt, von denen Mainz
die bedeutendste ist. Sie ist von zahlreichen österreichischen und preu-
ßischen Soldaten besetzt. Die übrigen gemeinschaftlichen Festungen sind:
Luxemburg im Großherzogthum Luxemburg, Landau in Rhein-
baiern, Rastadt in Baden und Ulm in Württemberg.
Die kleine Landgrafschast Hessen-Homburg (71/2 Quadratmeile
mit 26,000 Einwohnern) liegt an der südwestlichen Grenze des nörd-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Johann
Gutenberg Johann Mainzers
171
Nicht weit hiervon östlich befindet sich auch die Mündung der Elbe,
obgleich die Quellen der Weser und der Elbe sehr well aus einander
liegen; denn diese entspringt in Böhmen auf dem Riesengebirge.
Mit den böhmischen Gewässern durchbricht sie das Erzgebirge, er-
reicht das Königreich Sachsen und fließt an dessen Hauptstadt Dres-
den vorbei, wo eine steinerne Brücke über dieselbe fiihrt. Weiter nörd-
lich nimmt sie, außer anderen Nebenflüssen, links die vom Fichtelgebirge
kommende Saale, und rechts die H a v e l mit der S p r e e auf, durch
welche die Verbindung der Schifffahrt der Elbe und der Oder mög-
lich gemacht ist, denn die Spree ist durch einen Kanal mit der Oder
verbunden. Vor ihrer Mündung bildet die Elbe einen Meerbusen,
der bei Hamburg fast eine Stunde breit ist und zu einem Hafen
für kleine Seeschiffe dient. — Auch die Oder hat ihre Quelle in
Österreich an der preußischen Grenze. Sie durchfließt die Provinz
Schlesien und nimmt in derselben einen schiffbaren Nebenfluß, die
Warthe, auf, welche durch einen Kanal mit der Weichsel verbunden
ist und so eine Schifffahrtsverbindung der Elbe, Oder und Weichsel
herstellt. In der Provinz Pommern mündet die Oder in einen See,
der mit der Ostsee in Verbindung steht und das stettiner Haff
genannt wird. —Die Weichsel hat ihre Quelle auf den Karpathen
zwischen Mähren und Ungarn, durchfließt den zu Rußland gehörigen
Theil des ehemaligen Königreichs Polen und tritt dann in die Pro-
vinz Preußen, wo sie sich in drei Arme theils von denen einer in die
Ostsee sich ergießt und zwei in das frische Haff münden. — Ganz
anders, als mit diesen fünf Hauptflüsfen, verhält es sich mit dem
größten aller deutschen Flüsse: der Donau. Diese entspringt auf dem
Schwarzwalde und richtet ihren Lauf östlich durch Baiern, Öster-
reich, Ungarn, tritt dann in die Türkei und mündet in das
schwarze Meer. Trotz ihres längern Laufes ist die Schifffahrt auf
derselben nicht so lebhaft, als auf dem Rheine. — Außer diesen fünf
bedeutenden Strömen bewässern und befruchten Deutschland noch über
500 größere und kleinere Flüsse, die gleich Leben und Kraft spenden-
den Adern nach allen Richtungen das Land durchströmen und von denen
über 60 schiffbar sind. Tausende und aber tausende von Flößen,
Kähnen und Schiffen durchfurchen ohne Rast die hellen Fluthen der-
selben, um die verschiedenartigsten Erzeugnisse Deutschlands nach an-
deren Ländern zu tragen, oder fremde Waaren uns zuzuführen.
3. Die höchsten Gebirgszüge, deren Gipfel sich in Wolken ba-
den, erheben sich im südlichen Deutschland. Da ragen die rhätischen,
die norischen, die karnischen und die julischen Alpen hervor.
Der Ortles, zu den rhätischen Alpen gehörend, hat eine Höhe von
12,000 Fuß und ist der höchste Berg in Deutschland. Zu den in-
teressantesten Gebirgen gehört ferner der Schwarzwald (4300 Fuß
hoch) dort in der Ecke, welche der aus der Schweiz kommende Rhein
macht. Er verbreitet sich längs des Rheins durch Baden und längs
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Dres- Hamburg Pommern Ungarn Königreichs_Polen Ostsee Donau Baiern Ungarn Rheine Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland Schwarzwald Rhein Baden
Zweiter Abschnitt.
Die Erde.
I. Die Crdthcilk.
A. Europa.
1. Die Niederlande.*)
Seht hier westlich von Deutschland die Niederlande, ein sehr
tief gelegenes Land, nördlich und westlich von der Nordsee umgeben.
Nur der südliche Theil ist gebirgig. Seit dem Jahre 1813 bildeten
die Niederlande nur ein Königreich; aber im Jahre 1830 riß sich
der südliche Theil los, bildete ein besonderes Königreich unter dem
Namen Belgien und wählte sich einen deutschen Fürsten, einen Prin-
zen von Sachsen-Koburg zum Könige. Seit dieser Zeit bestehen
die Niederlande aus zwei Königreichen: Belgien und Holland.
Belgien (580 Quadratmeilen mit 4 Millionen größtenteils ka-
tholischer Bewohner) ist ein ungemein fruchtbares Land, reich an
Getreidefeldern und Wiesen, und besitzt sehr reiche Steinkohlengruben.
Die Residenzstadt Brüssel mit mehr denn 100,000 Einwohnern
und Antwerpen mit über 80,000 Einwohnern sind bedeutende Han-
d elsstädte.
Holland (605 Quadratmeilen mit 3 Millionen vorherrschend evan-
gelischer Bewohner) ist sehr wasserreich und sumpfig, von vielen Ka-
nälen durchschnitten und durch ungeheure Dämme gegen die Waffer-
fluthen geschützt. Es fehlt festes Gestein und Ouellwasser, weite Torf-
strecken ersetzen den gänzlichen Mangel an Waldungen. Die Holländer,
wie der größte Theil der Belgier sind Niederdeutsche. Ihre Haupt-
beschäftigungen bestehen in Handel, in Schifffahrt, Viehzucht und Gar-
tenbau. Die Residenz des Königs von Holland ist Haag, unweit
der Nordsee. Die bedeutendste Stadt Hollands ist aber Amster-
dam; denn sie hat über 200,000 Einwohner und ist eine der wich-
tigsten Handelsstädte Europas.
Wer so nach Holland kommt, die Menschen und ihr Leben sieht,
ihre Tüchtigkeit, Kühnheit, Zweckmäßigkeit, Nettigkeit, Klarheit in allem:
der steht still und wundert sich. Alles dies, dieses reiche Land, diese
prächtigen Städte, diese städtegleichen Dörfer hat der denkende Mensch
aus dem Schlamme herausgehoben und zum Theil den Wogen des
Meeres abgewonnen. Aber wie soll man diesen Menschen beschreiben?
Wenn man in die holländischen Städte und Dörfer tritt und die Leute
*D Bevor die Beschreibung der Niederlande, so wie die eines jeden der übrigen
Länder Europas gelesen wird, mup mit Hülfe der Karte Europas eine Ortentirung
der Schüler in den Hauptsachen de» re. Landes bereits erzielt sein.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Niederlande Deutschland Niederlande Nordsee Niederlande Belgien Sachsen-Koburg Belgien Holland Belgien Antwerpen Holland Holland Nordsee Hollands Europas Holland Niederlande Europas Europas
71
am schwächsten bevölkert; denn auf seinen fast 280 Quadratmellen leben
nur 606,000 meist evangelische Bewohner, also nur wenig mehr als
2000 auf einer Quadratmeile. Die Beschäftigung der Mecklenburger
erfordert indessen auch mehr Raum, als anderswo; denn sie treiben
neben dem Ackerbau schr bedeutende Vieh- und insbesondere Pferde-
zucht, und zwar nicht bloß für ihren eigenen Bedarf, sondern sie ver-
kaufen jährlich eine Menge Pferde ins Ausland, welche sich durch Größe,
Stärke und edlen Bau vor andern auszeichnen.
Mecklenburg besteht aus zwei besondern Staaten, von denen der
westliche, bei weitem größere, das Großherzogthum Mecklenburg.
Schwerin, der östliche das Großherzoglhum Mecklenburg-Strelitz
heißt. Die Hauptstadt des ersteren, Schwerin, ist an einem an-
sehnlichen und klaren See herrlich gelegen, zumal das großherzogliche
Schloß, welches auf einer Insel im See selbst erbaut ist. Gewöhnlich
jedoch residirt der Großherzog in der kleinen, aber schönen und regel-
mäßig gebauten Stadt Ludwigölust. Aber größer und wichtiger als
beide Residenzen ist die Stadt Rostock, nicht weit von der Ostsee, durch
deren Eindringen der sonst unbedeutende Fluß Marnow schiffbar wird.
Die Stadt Rostock (Sitz einer Universität) ist mit einem Denkmale
Blüchers geziert, des berühmten preußischen Marschalls Vorwärts,
welcher hier gebürtig war. Ihre 23,000 Einwohner nähren sich größten-
teils von Seehandel. Auch hat man an der Mündung der Warnow
ein Seebad angelegt, welches von vielen Fremden besucht wird und
der Stadt guten Verdienst gewährt.
Das Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz ist weit kleiner
und hat außer der schön gebauten Residenzstadt Neu-Strelitz keine
bemerkenswerte Städte. — Die großherzoglichen Familien bekennen
sich mit fast sämmtlichen Bewohnern zur evangelischen Kirche.
Wiederholungsfragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
44. Das Herzogthum Holstein.
(14)
Holstein — in Osten von Mecklenburg und der Ostsee, in
Süden von der Elbe, in Westen von der Nordsee und in Norden
von der Eider begrenzt — ist dem mecklenburgischen Lande an Eben-
heit und Fruchtbarkeit des Bodens, an reicher Bewässerung durch Seen
und kleine Flüsse, so wie -an Feuchtigkeit der Luft und anderm sehr
ähnlich. Es umfaßt zwar nur 156 Quadratmeilen (470,000 fast nur
cvangel. Einw.), aber sein Besitz ist für das nördlich gelegene Dänemark
doch sehr wichtig, da es die Nordsee von der Ostsee trennt. Denn
obgleich der Eiderstuß und ein Kanal beide Meere verbindet, so
kann doch Dänemark diesen Weg ebenso schließen, wie die Meerengen,
welche zur Durchfahrt der größeren Schiffe dienen. Es müssen alle
fremden Schiffe, welche aus einem dieser Meere in das andere fahren
wollen, eine Abgabe an Dänemark bezahlen, den sogenannten Sund-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Zweiter Abschnitt.
Die Erde.
I. §ic Crltheilk.
^.Europa.
1. Die Niederlande*).
Seht hier westlich von Deutschland die Niederlande, ein sehr tief
gelegenes Land, nördlich und westlich von der Nordsee umgeben.
Nur der südliche Theil ist gebirgig. Seit dem Jahre 1813 bildeten
die Niederlande nur ein Königreich; aber im Jahre 1830 riß sich der
südliche (meist katholische) Theil los, bildete ein besonderes Königreich
unter dem Namen Belgien und wählte sich einen deutschen Fürsten,,
einen Prinzen von Sachsen-Koburg, zum Könige. Seit dieser Zeir
bestehen die Niederlande aus zw ei Königreichen: Belgien und Holland.
Belgien (535 Quad^atmeilen mit 4% Millionen größtenteils
katholischer Bewohner)'ist ein ungemein fruchtbares Land, reich an
Getreidefeldern und Wiesen, wie an sehr reichen Steinkohlengruben.
Zweige der Ardennen durchziehen den südlichen Theil Belgiens. Die
Residenzstadt Brüssel mit mehr denn 120,000 Einwohnern und
Antwerpen an der Schelde mit über 80,000 Einwohnern sind be-
deutende Handelsstädte. Lüttich an der Maas hat viele Tuch-
fabriken. Südlich von Brüssel liegt das weltberühmte Dorf Waterloo^
und in dessen Nähe das Wirthshaus Belle-Alliance (d. h. Schönbund).
Holland (620 Quadratmeilen mit 31/4 Millionen vorherrschend
evangelischer Bewohner) ist sehr wasserreich und sumpfig, von vielen
Kanälen durchschnitten und durch ungeheure Dämme gegen die Wasser-
sluthen geschützt. Es fehlt festes Gestein und Quellwasser, weite Torf-
strecken ersetzen den gänzlichen Mangel an Waldungen. Die Holländer,
wie der größte Theil der Belgier, sind Niederdeutsche. Ihre Haupt-
beschäftigungen bestehen in Handel, Schifffahrt, Viehzucht und Gartenbau.
Die Residenz des Königs von Holland ist Haag, unweit der Nordsee.
Die bedeutendste Stadt Hollands ist aber Amsterdam, am Meerbusen Y
(spr. Eih), sie hat über 220,000 Einwohner und ist eine der wichtigsten
Handelsstädte Europa's; auch Rotterdam an der Maas mit
80,000 Einwohnern ist. eine sehr bedeutende Handelsstadt. Merkt noch
die Universitätsstädte Leiden, Utrecht und Groningen, so wie ferner die
Städte: Hartem, Nimwegen, Mastricht, Arnheim, Saardam,
wo Peter der Große Schiffe bauen lernte.' In Holland mündet der
Rhein in 5 Armen, sowie auch die Maas in die Nordsee.
Wer so nach Holland kommt, die Menschen und ihr Leben sieht,
*) Bevor die Beschreibung der Niederlande, so wie die eines jeden der übrigen
Länder Eur»p«'s gelesen wird, muß mit Hülfe der Karte Europa's eine Orientirung
der Schüler in den Hauptsachen des k. Landes bereits erzielt sein.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Peter_der_Große
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Niederlande Nordsee Niederlande Belgien Sachsen-Koburg Niederlande Belgien Holland Belgien Belgiens Wirthshaus Holland Holland Nordsee Hollands Amsterdam Rotterdam Utrecht Groningen Nimwegen Arnheim Saardam Holland Rhein Nordsee Holland Niederlande