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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 313

1854 - Leipzig : Engelmann
1 Die Reformationsversuche der Regenten und Minister. 313 allein über die Angelegenheiten, um derentwillen der Papst gekommen war, wurde nichts verhandelt, und Pius Vi. mußte sich mit der Ehre begnügen, die man ihm in Süddeutsch- land, namentlich in Bayern, zu Lheil werden ließ. 2) Reformen der bürgerlichen Verhältnisse. Zu den segensreichsten Einrichtun- gen Josephs I!. gehören die Begründung der persönlichen Freiheit durch Auf- hebung der Leibeigenschaft, die gleichmäßige Besteuerung aller Staatsbürger ohne Unterschied des Ranges nach Maßgabe des einer neuen Vermessung (Katastrirung) unterworfen Grundbesitzes und die Gleichstellung vor dem Gesetze ohne Ansehen der Person oder des Standes. Freilich gab seine Raschheit und Schonungslosigkeit bei der Ausführung manchen Anstoß und verletzte bestehende Rechte und verjährte Gewohnheiten. Auch suchte er den Wohlstand seiner Staaten durch Beförderung der Landeskultur, der Viehzucht und der Gewerbthätigkeit zu heben; er verbot die Einführung fremder Weine und Kunstwaaren, bestrafte den Schleichhandel mit unerbittlicher Strenge und öffnete dem östreichischen Verkehr einen Weg nach dem schwarzen Meer durch Verträge mit den Tür- ken. Der Versuch, die freie Ausfuhr auf der Schelde zu ertrotzen und dadurch den Handel von Antwerpen zu heben, verwickelte ihn in einen Krieg mit den Holländern, worin er zwar einige Vortheile erlangte, aber von seinem Vorhaben abstehen mußte (§, 677). §. 688. Josephs Streit mit den Niederländern und Ungarn. 3) Einführung einer gleichförmigen Staats - und Gerichts org a - n isa tion. Josephs Plan, die verschiedenen dem östreichischen Scepter unterwor- fenen Völker, die ihre eigenthümlichen Rechte und Verfassungen hatten, nach Einer Form zu regieren und zu Einer großen Nation und in Ein Reich umzu- wandeln, scheiterte zunächst in Belgien und Ungarn. Jenes bestand aus einer Anzahl von Landschaften mit herkömmlichen Rechten, Freiheiten und Einrichtun- gen, worunter die durch die sogenannte llo^eu86 entree verbriefte Verfassung Brabants am berühmtesten war. Ein Statthalter und ein Minister repra- sentirten den Kaiser und leiteten die Verwaltung; aber die Stande der einzelnen Provinzen mußten bei allen wichtigen Fragen, besonders in Betreff der Abgaben, zu Rathe gezogen werden und die Regierung des Landes befand sich gänzlich in den Händen eingeborner Beamten. Die meisten Landschaften hatten eigene, un- abhängige Obergerichte, unter denen besonders der große Rath vonbra- bant in hohem Ansehen stand. Von größter Bedeutung war die reiche und mäch- tige Geistlichkeit, in deren Händen sich aller Unterricht befand und die auf das Volk einen unbegrenzten Einfluß übte. Diese seit Jahrhunderten bestehenden Zustände wagte Joseph gleichfalls umzugestalten. Er theilte das Land in neun Kreise mit eben so vielen Intendanten, errichtete einen obersten Regierungs- rath, und vereinigte alle Gerichte zu einem einzigen höchsten Justizhofe in Brüssel. Dann tastete er die kirchlichen Einrichtungen an, indem er, wie in Oest- reich, Toleranz gewährte, mehrere Klöster einzog, die Werkheiligkeit beschränkte und eine durchgreifende Schulreform, besonders der Universität L ö w en, vor- nahm. Dieß erregte zuerst einen Aufstand bei den ganz unter geistlichem Einfluß stehenden Studenten der Hochschule. Kaum war dieser gedämpft, so gab sich der Unwille gegen die neue Verwaltungsart und Rechtspflege durch eine allgemeine vom Klerus und Adel geleitete und von rohen Pöbelexcessen begleitete Empörung kund. Die Stände von Brabant verweigerten die Steuern, bis die Neuerungen 178?. abgestellt wären; die Städte errichteten eine bewaffnete Bürgermacht, um die Herstellung des alten Zustandes zu erzwingen. Da der Kaiser als Bundesgenosse von Rußland gerade in einen Krieg mit den Türken verwickelt war, so versprach die bestürzte Landesregierung in ihrer Rathlosigkeit die Wiederherstellung der alten Ordnung, um die Empörung niederzuschlagen. Allein Joseph versagte seine Ein-

2. Bd. 1 - S. 592

1854 - Leipzig : Engelmann
592 Das Mittelalter. Sturz ihres Pferdes auf der Falkenjagd. (Kühne Jagd war auch Maximi- lians Leidenschaft!) Jetzt erneuerte der französische König sein falsches Ränkespiel, um die niederländischen Städte (deren Macht seit den blutigen Niederlagen der burgundischen Ritterschaft gestiegen) gegen Maximilian, der zum Vormund seines unmündigen Sohnes Philipp bestellt war, aufzu- 1488. stiften. Gent siel von ihm ab; die Zünfte von Brügge hielten ihn eine Zeitlang gefangen, Brabant schwankte; aber dennoch brachte Maximilian durch seine Haltung und Tapferkeit die sämmtlichen Niederlande zur An- erkennung seiner vormundschaftlichen Rechte. Philipps Sohn Karl, den ihm die spanische Johanna gab (§. 396.) und der im Anfang des Iahr- i5oo. Hunderts zu Gent geboren ward, erbte alle Länder seiner Eltern und Groß- eltern. Doch hing sein Herz an den burgundischen Erbstaaten und besonders an den reichen, gebildeten und regsamen Niederlanden, die er zuerst durch Beifügung von Friesland, Gröningen, Ober-Pssel und Utrecht und durch Eroberung des empörten Geldern zu einem Ganzen vereinigte. Allein diese Vereinigung war nur eine äußerliche; sie standen unter einem Oberhaupte, hatten aber alle ihre besondern Rechte und Ver- fassungen, waren an Sitten, Cultur, Lebensweise und Anlagen verschieden und durch Nachbarhaß und Provinzialeifersucht getrennt. Nur die Liebe zur Freiheit und die Anhänglichkeit an die herkömmlichen Einrichtungen und Institute war bei Allen gleich. Darum schonte Karl ihre Nationalrechte, so sehr er auch Gleichförmigkeit in der Verfassung und im Gerichtswesen und Erhöhung der Fürstenmacht anstrebte, eine Gleichförmigkeit, die er auch bei Vereinigung sämmtlicher Niederlande zu einem Kreise des deutschen Reichs bezweckt zu haben scheint. Die rücksichtslosen Neuerungen seines Sohnes Philipp Ii. führten den Abfall herbei. 5. Skandinavien. §. 400. Einführung des Christenthums und deren Fol- gen. Nachdem die verwegenen Seefahrten und Wanderungen der Nor- mannen und Dänen (§§. 277, 284 ff.) in die Ferne aufgehört hatten, gelang es einzelnen unternehmenden Fürsten, sich über die andern Stamm- häupter (Fy lkenkönige) zu erheben und durch Vereinigung der verschie- denen Völkerschaften (Fylken) ein Königthum zu gründen. In Nor- 875. wegen geschah dies durch Harald Schönhaar (Haarfagr), in Däne - «.Wo. mark durch Gorm den Lilien und in Schweden durch die Pnglinger. Aber nur mit großem Widerstreben beugten sich die streitbaren Normannen- häupter unter die Herrschaft eines Oberkönigs, der bisher als Gleicher neben ihnen gestanden, und viele Unzufriedene erneuerten die Wanderzüge zur See und suchten in der Fremde eine neue Heimath. So Rollo (Rolf, Ganga-Rolf, nach der Taufe R o b ert), der sich mit seinen kühnen Schaaren

3. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 407

1847 - Leipzig : Engelmann
407 Das Zeitalter Philipps Ii. und Elisabeths. Blutbefehle vollstreckte. Habsucht, Blutgier und Fanatismus suchten um die Wette ihre Opfer. An allen Orten wurden Galgen und Rad errichtet; Scheiterhaufen loderten für die Protest. Geistlichen und die hartnäckigen Bekenner des Evangeliums; an die Balken niedergerissener Kapellen knüpfte man sowohl bilderstürmende Neuerer als friedfertige Calvinisten und Lutheraner auf. ,,Alles in den Niederlanden sonst so einheimische fröhliche Leben verschwand, das Entsetzen eines großen all- gemeinen Grabes füllte alle Gemüther." Die Bürgerschaft von Ant- werpen mußte das Geld zu dem Baue der Citadelle hergeben, durch die Alba Stadt und Land in Fesseln schlagen wollte. §. 493. Bedrohte der grausame Blutrath Leben und Freiheit, so gefährdeten Alba's Steuerpläne den Wohlstand und Handel. Un- zufrieden mit der gesetzlichen Bestimmung, daß alle Steuern von den Ständen jeder Landschaft auf kurze Frist bewilligt und von ihnen selbst nach eigenem Ermessen erhoben werden sollten, verlangte Alba eine ständige Steuer zu hohem Belauf und vertheilte sie auf eine dem Handel und Verkehr höchst nachtheilige Art*). Wie sehr auch die Stände protestirten, Alba bestand auf seiner Forderung; aber durch diesen willkürlichen Eingriff in die Landesgesetze, der den Kaufmann wie den Gutsbesitzer, den Katholiken wie den Protestanten mit gleichem Ruin bedrohte, weckte er den eingeschüchterten Oppositionsgeist und näherte die durch Confessionsunterschied Getrennten wieder einander. Als Alba mit Gewalt den Kaufac cis eintreiben lassen wollte, schlossen die Brüsseler Kaufleute ihre Magazine, die Krämer, Bäcker u. s. w. ihre Laden und verweigerten die Zahlung. Schon drohte der tyrannische Herzog, die Widerspenstigen vor ihren Häusern aufhängen zu lassen — als die Nachricht, daß eine Schaar Ausgewanderter, die sich zur Sec herumtrieben, und darum Meergeusen genannt wurden, die Hafen- stadt Briel erobert hätten und mehre Städte in Holland und See- land zu ihnen abgefallen wären, die Gebeugten ermuthigte und die Spanier betroffen machte. Bald nachher gelang es dem zurückgekehrten Wilh. von Oranien die nördlichen Provinzen zu vereinigen. Er wurde als Statthalter von Holland, Seeland, Utrecht und Friesland anerkannt und mit Geld und Kriegsmannschaft ausgerüstet. Jetzt ge- wann der Widerstand eine ernstere Gestalt. Die Gräuel, welche die span. Truppen auf Alba's Befehl in einigen der widerspenstigen Städte, wie Haarlem, Narden u. a. begingen, wo sie ohne Unterschied des Geschlechts und Alters die Einwohner niederhieben, die Wohnungen plünderten und, nachdem sie sich an Mord, Raub und viehischer Wol- lust gesättigt, die Brandfackeln in die öden Häuser und Kirchen warfen, 1572.

4. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 731

1847 - Leipzig : Engelmann
Das französische Kaiserreich. 731 fcm°cs) eine bewaffnete Seemacht bic holländische Küste bewachen und ver- band Seeland, Nordbrabant und das Südufer der Waal mit dem franz. Kaiserreich. Diese Mißhandlung eines Volks, das bisher Gut und Blut dem mächtigen Nachbarn geopfert, empörte den wohlmeinenden Ludwig. Unwillig entsagte er zu Gunsten seines Sohnes einem Thron, den er nicht länger mit Ehren bekleiden konnte, gab aber dadurch nur dem Kaiser Gelegenheit, ohne Rücksicht auf seines Bruders Verfügungen das König- g reich Holland mit Frankreich zu vereinigen. isio.1 Dies hatte auch den Verlust der noch übrigen Pflanzungen der Holländer in Ost- und Westindien zur Folge. Der König von Holland, unter dem die jähr- lichen Ausgaben bis zu 90 Millionen gesteigert worden, zog sich in den Privat- stand zurück und lebte fortan als Graf von St. Leu theils in Oestreich theils in Italien (i 1846). — Holland (das nur aus Anschwemmungen franz. Flüsse, des Rheins, der Maas und der Schelde, entstanden sei und somit rechtlich an Frankreich gehöre) wurde nebst dem seit 1807 damit verbundenen Fürstcnthum Ostsries land und der Herrschaft Jever in 7 Departemente getheilt und dem Kaiserreiche cin- verkörpert. Amsterdam wurde zur dritten Stadt erklärt, aber Volkszahl und Wohlstand waren bedeutend gesunken. Nach der Einverkörperuug von Holland verband Napoleon die Hanse-H^burg städte Hamburg, Bremen, Lübeck, das dem Rheinbund zugehörige isio. Herzogthum Oldenburg n. a. zwischen Rhein und Elbe gelegene Ländcr- gebicte (besonders das knrz zuvor an das Königreich Wcstphalcn abgetre- tene Hannover) mit Frankreich, das somit die Ufer der Nord- und Ostsee beherrschte und 130 Departemente zählte. Hamburg wurde zur Hauptstadt des neuen Regierungsbezirks (Gouvernement) erhoben und der harte Davon st als Befehlshaber, und franz. Verwaltungsbeamte als Vollstrecker der kaiscrl. Dekrete eingesetzt. Ein ähnliches Schicksal erfuhr auch der Kanton Wallis in der Schweiz. 6) Der Krieg gegen Rußland. §. 732. Veranlassung. Die Erweiterung des franz. Reichs bis zur Küste der Ostsee, wobei der Herzog von Oldenburg, ein naher Ver- wandter des russischen Kaiserhauses, seines Landes beraubt ward, gab der Freundschaft Alexanders zu Napoleon (die schon seit der Vergrößerung des Herzcgthums Warschau im Wiener Frieden erkaltet war) einen mächtigen Stoß. Die Spannung der beiden Höfe machte sich bald kund in der gereizten Sprache der Diplomaten, in kränkenden Verfügungen, in den verdeckten und offenen Angriffen der Zeitungen. Die Forderung Napoleons, daß Rußland auch die Einfuhr des Zuckers und Kaffees, der einzigen überseeischen Handelsartikel, deren Zugang unter neutraler Flagge gestattet war, verbieten solle, beantwortete Alexander mit einem neuen Zolltarif, der die Einführung franz. Waaren erschwerte, während er die engl, be- günstigte. Da entbrannte der Zorn des stolzen Kaisers und bei seiner Natur war ein neuer Krieg vorauszusehen. Alexander, der den Kampf nicht scheute, gab das Signal durch die trotzige Forderung, daß die franz.

5. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 510

1847 - Leipzig : Engelmann
510 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts. waren mehr auf Hebung der Seemacht als auf Erhaltung und Meh- rung der Landheere bedacht gewesen, und wenn gleich der große Kurf, von Brandenburg, der Oheim des jungen Wilhelm von Oranien, aus Besorgniß für seine clevischen Länder sich der bedrängten Holländer annahm mit richtigem Blick die Gefahr ermessend, die von Frankreichs Uebergewicht dem zerrissenen Deutschland drohte, so waren doch weder seine noch die holländischen Truppen vermögend, die über- legene Streitmacht der Feinde aufzuhalten. Lüttich, Utrecht und Ober-Pssel kamen in die Gewalt der Feinde; französische Dragoner streiften bereits in der Provinz Holland und näherten sich der Haupt- stadt auf 2 Meilen; — die erschreckten Republikaner baten um Frie- den, wurden aber nicht erhört. Hätte der König Conde's Vorschlag, sogleich auf Amsterdam loszugehen, angenommen, so wäre Holland verloren gewesen; Louvoi's Rath, zuvor die Festungen einzunehmen und durch Besatzungen zu sichern, schwächte die stanz. Streitmacht und gab den Holländern Zeit sich zu fassen. Ludwig Xiv., der nur nach dem Ruhm und Gewinn, nicht nach den Beschwerden eines Feldzugs Verlangen trug, eilte bald zu seinen Hoffesten, Schmeichlern und Buhlerinnen zurück, während in Holland die oranische Partei, nachdem sie auf blutigem Wege zur Herrschaft gelangt, mit Energie zur Rettung des Vaterlandes schritt. Die Anhänger des Prinzen schoben die ganze Schuld des Unglücks auf die Republikaner, klagten den Großpensionär de Witt des Einver- ständnisses mit Frankreich an und erzeugten eine solche Aufregung unter dem Volk, daß dieses nicht nur mit Drohen die Aufhebung des ewigen Edikts und die Wiedereinsetzung deö Prinzen von Oranien in die Statt- haltcrwürde von Holland und Seeland forderte und erlangte, sondern daß auch in einem Pöbelaufstand der hochherzige Johann de Witt und sein gleichgesinnter Bruder Cornelius in den Straßen des Haags er- mordet und ihre Leichname von der wüthenden Rotte gehöhnt und be- schimpft wurden. So schmachvoll diese That für Hollaud und den Prinzen war, sie gab dem Staate Einheit und Kraft. Wilhelm Iii. von Oranien, auf den sowohl die kluge Besonnen- heit und Charakterstärke als das Feldherrntalent seiner Vorfahren über- gegangen war, weckte kriegerischen Sinn und patriotische Begeisterung in den Streitern. Die Holländer durchstachen die Dämme und machten ihr überschwemmtes Land den Franzosen unnahbar; die Mauern Gro- ningens hielten die Feinde lange auf; Stürme zerschlugen die englisch- franz. Flotte, die am Texel Anker geworfen, und Luxemburgs kühner Marsch gegen Amsterdam auf den gefrornen Gewässern wurde durch plötzlich eintretendes Thauwetter vereitelt. Zugleich brachte der große

6. Bd. 1 - S. 838

1883 - Leipzig : Engelmann
838 Das Mittelalter. §. 462. Feinde für einen Müller burschen ausgaben, gestritten worden, und noch ist die Geschichte nicht im Stand, ein sicheres Urtheil zu fällen. Für die Bayern sümpfend, drang damals der Dänenkönig bis an die Mauern Berlins. Fünfzig unglückselige Jahre blieb Brandenburg bei dem bayerischen Haufe, dann kam es imj. 1373 in Folge verschiedener Verträge an das luxemburgisch-böhmische Haus, bis es Kaiser Sigmund an Friedrich von Zollern abtrat. Die guten Zeiten, die das Land unter Kaiser Karl Iv. erlebte, welcher aus allen Kräften bemüht war, Ordnung, Frieden und einen gesicherten Rechtszustand zu schaffen, die Städte zu heben und dem Raubadel zu wehren, gingen unter seinen Söhnen bald wieder zu Ende. Landestheilungen und häufiger Regentenwechsel brachten großes Unheil über die Marken. Es folgte Verpfändung auf Verpfändung, förmliche Anarchie riß ein; „von Tag zu Tag," sagt eine alte Urkunde, „wachsen und mehren sich die Fehden und Rau&zücje, die Dörfer liegen niedergebrannt, die Felder verwüstet, nackt und hülflos verlassen die Menschen ihre Wohnungen; auf heimlichen Wegen müssen die Geistlichen ihrem Beruf nachgehen." Als ein „halbverlornes" Land ward es endlich den Hohen-zollern überwiesen. Holland. 3. Holland. Unter den schwachen Nachfolgern Karls des Großen erhob sich in dem Lande an der Zuyderfee und Nordsee ein Grafengeschlecht, das die Verwirrung des Dikt- Frankenreiches zu feiner eigenen Vergrößerung und Machtstellung benutzte und durch Kriege m. mit dem Bauernvolk der Friesen (§. 389, 5) feine Besitzungen ausdehnte. Dietrich Iii. t l003‘ war der erste aus diesem kriegerischen Grafengeschlechte, welcher die Ansprüche des Bischofs von Utrecht auf die Flußmündungen jenes Küstenlandes vernichtete, indem er auf der Merve, da wo später Dort)recht erstand, einen Zoll erhob und damit den Grund zur Selbständigkeit Hollands legte. Seine Nachfolger schritten auf feiner Bahn fort, indem sie diese Selbständigkeit mannhaft gegen das Utrechter Bisthum und dessen Beschützer und Gönner, 1076. die fränkischen Kaiser, vertheidigten. Selbst die Gefahr, die der Freiheit des Landes durch Gottfried den Höckerigen, den mächtigen Verbündeten Kaiser Heinrichs Iv., drohte, ging durch dessen Ermordung vorüber (§. 361). Petronella von Sachsen, die Schwester des Kaisers Lothar und Wittwe des Grasen Floris Ii., suchte durch eine enge Verbindung mit Flandern die holländischen Provinzen zu stärken und vom Reiche zu lösen; ihr Versuch mißlang und ihr Sohn 8t°u90?‘ Floris Iii. hatte alle Mühe, die Selbständigkeit der Grafschaft gegen die Flamänder zu schützen, die, mächtiger als die Holländer, die zollfreie Schifffahrt auf den Gewässern der Maas, Schelde und Waal zu erringen suchten und mit Neid auf die Seemacht des Nachbarvolks blickten. Di«t. Floris Iii. starb auf dem dritten Kreuzzug in Antiochien. Nach dem Tode feines Sohnes m vii. Dietrich Vii. drohte der Selbständigkeit des Landes eine neue Gefahr, indem feine Wittwe f 1203‘ Adelheid von Kleve die Herrschaft ihrem Schwiegersöhne, dem Grafen von Löß, einem Lehns-1 12231' manne des Bischofs von Utrecht, zu verschaffen suchte; aber Dietrichs Bruder Wilhelm erlangte durch die Gunst des Volks die Herrschaft, die er durch fein gutes Schwert in den Kriegen der Engländer und Franzosen zu behaupten wußte. Weder die Schlacht von Bouvines (§. 394), wo er in französische Gefangenschaft gerieth, noch der Bannfluch des Papstes waren vermögend, ihn aus feinem Erbe zu drängen. Sein Enkel war jener Graf Wilhelm Ii., den die päpstliche Partei als Gegenkaifer Friedrichsii. aufstellte (§.408). Er führte gegen Margaretha von Flandern, der er den Lehnseid für den westlich der Schelde gelegenen Theil von Seeland verweigerte, einen glücklichen Krieg, wurde aber noch vor feiner Krönung in einem Waffengange gegen die West-Friesen (in dem heutigen Nordholland) von den friesischen Bauern auf einem gefronten Sumpfe erschlagen. Die lange Regierung ?°i29l feines Sohnes Floris V. war für Holland Vortheilhaft. Nicht nur, daß dieser Fürst ganz Seeland von der Lehnspflicht gegen Flandern löste, die Utrechter Bürgerschaft gegen den übermüthigen Herrenstand unterstützte und die West-Friesen, die alten Feinde seines Hauses, in zwei Schlachten überwand, er hob auch, nach dem Beispiele seines Verwandten Eduard I. von England, das Städtewesen durch Verleihung einer freien Gemeindeordnung und suchte den Adel zu schwächen und in Abhängigkeit zu bringen. Dieses letztere Bestreben führte feinen Tod herbei. Als er im Bunde mit dem Grafen von Flandern sich in dem englisch - französischen Krieg an Frankreich anschloß, bildeten die Edelleute, von England angestiftet, eine Verschwörung, der Floris zum Opfer fiel. Mit feinem Sohn Johann I., der zwei Jahre später in einem Volksaufstande erlag, erlosch der Mannstamm der alten Grafen von Hol-

7. Bd. 1 - S. 578

1883 - Leipzig : Engelmann
etsbtt* uxftn. Aachen. Äarie Tharakler U. Lebcns-wris«. 578 Das Mittelalter. §. 322. alten Bildung floß seine Vorliebe für Rom und Italien. Durch italienische Künstler ließ er Paläste und Kirchen in römisch-byzantinischem Stil errichten und in Hansgeräthe, Schmuckwerk, Musik u. dgl. suchte er den italienischen Geschmack zur allgemeinen Geltung zu bringen. — Durch die Einführung des canonischen Rechts und der hierarchischen Rangordnung unter der Geistlichkeit wurde die fränkische Kirche der römischen näher gebracht , ohne daß sie jedoch ihre unabhängige Stellung ganz eingebüßt hätte. Durch die Gunst und Freigebigkeit des Kaisers für den Klerus erlangten die Bischöfe großes Ansehen und hohe Macht. „Sie standen den Grafen zur Seite, waren reiche Gutsbesitzer wie die weltlichen Großen, führten ihre Dienstleute oft selbst in den Krieg und vertauschten nicht selten den Krummstab mit dem Schwerte." War die Geistlichkeit früher fast durchgängig romanischer Abkunft, so widmeten sich jetzt auch viele deutsche Männer dem geistlichen Stande. Bald zeichnete sich der fränkische Klerus durch Gelehrsamkeit aus und die bischöflichen Schulen blühten in Kurzem erfreulich auf. — Auch für die Gründung und Entwickelung des Städtewesens war Karls Regierung von hoher Bedeutung. Die von ihm in Sachsen und andern Ländern gelegten Keime entfalteten sich durch die Pflege der Kirche bald zu schönster Blüthe, und die königlichen Pfalzen, die im ganzen Reich zerstreut lagen, waren die natürlichen Stützpunkte für die Anlegung von Städten. Am liebsten weilte er in der schönen Pfalz zu Ingelheim am lieblichen User des Rheinstromes, und in Aachen, wo seine Leiche im Steingewölbe der von ihm neu erbauten Domkirche beigesetzt ward. Auch in Würzburg, Regensburg, Schlettstadt, Königshof, Frankfurt, Tribur, Worms, Nymwegen, Heristal (Lüttich) u. a. O. befanden sich kaiserliche Pfalzen oder Hoflager. Diese waren in Allem Vorbild edler Zucht und höfischer Sitte. In seiner Umgebung sah man die gewandtesten Geschäfsleute, die würdigsten Diener des Evangeliums, die ersten Gelehrten der Zeit und jene tapfern Ritter, die als „Paladine" den folgenden Geschlechtern vorleuchteten. Diese vereinten Eigenschaften und Großthaten erwarben dein Kaiser bei seinen Zeitgenossen solche Verehrung, daß sogar der Khalise Harun Arraschid(tz. 309) ihm aus dem fernen Oriente kostbare Geschenke (darunter eine metallene, von Wasser getriebene Schlaguhr) zuschickte. Karl war auch auf Hebung des Verkehrs und Begründung neuer Handelswege durch Schiffbarmachung von Flüffen, Anlegung von Brücken % B. in Mainz) u. dgl. m. bedacht und suchte auf alle Weise zu einer ausgedehnten Erwerbsthätigkeit anzuregen. Der Plan, durch die Anlegung eines Donau-Mainkanals die Nordsee mit dem schwarzen Meer in Verbindung zu setzen, kam nicht zu Stande und wurde erst in unsern Tagen ausgeführt. — Seit Karl dem Großen besaß die Stadt Aachen den Vorzug vor allen deutschen Städten, so daß sie die gewöhnliche Krönungsstadt der deutschen Könige war, bis Frankfurt am Main ihr den Rang ablief. Sie blieb lange der Sitz der angesehensten rheinisch-fränkische» Pfalzgrafen (Z. 326) und besaß große Rechte und Freiheiten. Ihre Bürger waren im ganzen Reich frei von Hand- und Kriegsdiensten, Gefängniß und allen Abgaben. „Aachener Luft machte Jeden, selbst den Reichsgeächteten, frei." — „ Von frühe an", schildert ein neuerer Schriftsteller (Wilh. Giefebrecht) den ersten deutsch - römischen Kaiser, „erkannte man in ihm jene eiserne Willenskraft, jene rastlose Thätigkeit, jenen dem Höchsten zustrebenden Sinn und jene Bildsamkeit des Geistes, die ihn den ersten Fürsten aller Zeiten an die Seite setzen. Die Natur hatte Alles für ihn gethan. Ein stattlicher Körper bei dem schönsten Ebenmaß der Glieder, helle, klare Augen, gewinnende Gesichtszüge, Wohllaut der Stimme, ein durch und durch männliches Auftreten fesselten die Aufmerksamkeit und die Neigung der Menschen beim ersten Blick an ihn. Me hemmte der Leib die Thätigkeit seines Geistes, mehr als dreißig Jahre seiner Regierung hat ihn keine Krankheit befallen, obwohl er niemals sich schonte. Unausgesetzt war er mit den Angelegenheiten seines Reiches beschäftigt; oft stand er des Nachts vier bis fünf Mal von seinem Lager auf und wandte sich seinen Arbeiten zu; selbst beim Ankleiden verhandelte er von Geschäften mit seinen Räthen oder ließ Parteien vor, die seinen Richterspruch suchten; beim Mahle ließ er sich geschichtliche oder theologische Schriften vorlesen; keine Stunde verstrich ungenutzt. Dabei war er stets klaren und heiteren Sinnes, nie hat er im Uninuth eine Ungerechtigkeit begangen. Im engen Kreise der Seinen war er glücklich, mit der ge-

8. Bd. 1 - S. 585

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 326. Das Zeitalter der Karolinger. 585 §. 326. Um die Mitte des 9. Jahrhunderts wurde Europa von drei Seiten durch Raubzüge schwer heimgesucht, Italien von den Saracenen (§§.308.311), Ostdeutschland von den Wenden in Mähren und andern slavischen Völkern (§. 299), und die Küsten der Nordsee von den Normannen aus Scandinavien und den dänischen Inseln der Ostsee. Von Jugend auf gewöhnt an das wilde Meer mit seinen Stürmen und Gefahren, führten die Normannen ein keckes Freibeuterleben, durchzogen raubend die Küstenländer der Nordsee, segelten mit ihren kleinen Schiffen die Mündungen der Flüsse hinan und kehrten dann beutebeladen in die Heimath zurück. Während die Nachfolger Karls des Großen sich über Vererbung des Reichs entzweiten, die Völker wieder aus einander traten, der gewaltige Heerbann sich trennte, die mächtigen Männer des Reiches verschiedene Parteien ergriffen, und ein Kampf entbrannte, der alle Aufmerksamkeit und Kraft beschäftigte, ergossen sich die seebeherrschenden Germanen des Nordens, in denen das zurückgedrängte Heidenthum noch einmal seine ganze Energie gesammelt hatte, über alle Küstenländer, vom Ausfluß der Elbe bis zur Mündung der Garonne. Sie legten die von Karl dem Großen gegründete und nach der umliegenden Hamme (Waldung) benannte Stadt Hamburg in Asche und trieben die Einwohner sammt ihrem frommen m’ Bischof Anskar ins Elend; sie durchzogen die Niederlande von einem Ende zum andern, beraubten die reichen Handelsstädte Utrecht, Durstadt, Nym-wegen, Antwerpen, Mastricht und gründeten auf Walcheren und im Kennemer-lande (Nordholland) mit Erlaubniß der Frankenkönige einen eigenen Lehnstaat; sie ließen die Städte Köln, Bonn, Trier und Koblenz in Flammen aufgehen, plünderten und zerstörten Nantes, Orleans, Bordeaux und Toulouse und bedrohten sogar Paris mit ihren Raubzügen. An den Mündungen der Flüsse legten sie Befestigungen an, wo sie ihre Beute bargen und die Wintertage verbrachten. Selbst das ferne Spanien fühlte die Geißel der heidnischen Piraten; Sevilla fiel nach einem heißen Kampfe mit den Arabern in ihre Gewalt und die Balearen und Sicilien litten unter ihren Schlägen. In der Kirchenlitanei sangen die zagenden Gemeinden: „Vor dem Grimme der Normannen schütz' uns, lieber Hem Gott!" Um ihren Einfällen zu begegnen, mußten, bei dem Mangel aller Seemacht, die karolingischen Könige den Markgrafen und kriegerischen Edelleuten hohe erbliche Gewalt einräumen und geschehen lassen, daß in einzelnen abgeschlossenen Stämmen die Würde der Volksherzoge wieder auslebte, welche Karl d. Gr. so energisch unterdrückt hatte. So geschah es, daß bei der Schwäche und Beschränktheit der meisten Karolinger bald alle Macht in die Hände der Großen kam. Gegen den Trotz dieser mächtigen Vasallen, die ihren Unternehmungen häufig noch durch Waffenverbrüderungen Nachdruck verliehen, bildete die zur Leitung der obersten Justiz und zur Verwaltung der 877. königlichen Einkünfte errichtete Pfalzgraf enw ürde ein schwaches Gegengewicht. Sjmi« Als Karl der Kahle durch einen schnellen Tod hingerafft wurde, erkannten die |ub®2 neustrischeu Großen seinen Sohn Ludwig den Stammler erst als König an, nachdem er öffentlich bekannt hatte, daß er der Volkswahl seine Krone verdanke. Auch er und seine beiden Söhne (Ludwig Iii. und Karlmann) starben frühe dahin. Alle geistige und körperliche Kraft schien aus dem karolingischen Geschlechte gewichen, wodurch nothwendig die Gewalt an die mächtigen Edelleute kommen und das Erbköuigthum in ein Wahlreich übergehen mußte. — Dies

9. Bd. 2 - S. 536

1883 - Leipzig : Engelmann
536 Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft. §. 932. tung seines Handels mit dem Festlande überwinden zu können, so wurde die (kontinental« sperre zur Verzweiflung des Handels- und Gewerbstandes immer strenger. Alle festländischen Staaten wurden allmählich dahin gebracht, sich den kaiserlichen Sperrgesetzen zu fügen, und ein Heer von Zollwächtern beaufsichtigte die Grenzen und Landungsorte, ohne voch den großartigen Schleichhandel. der von Helgoland, ©teilten und Malta aus schwungvoll betrieben wurde, verhindern zu können. Nur gegen besondere bezahlte Erlaubnißscheine (Licenzen) durften Schiffe fremde Erzeugnisse, deren man für die inländische Industrie bedurfte, wie Indigo, Cochenille, Felle u. A., in französische Häfen einführen, eine Verfügung, die den Schmuggel', beförderte und den rechtlichen Kaufmann zu Grunde richtete, während der Unredliche durch Bestechung leicht die Licenz zur Übertretung des Continentalsystems erlangen konnte. Der Zolltarif vom Schloß Trianon belegte alle Colonialwaaren mit einem Einfuhrzoll von 50 Procent; und das Decret von Fontainebleau bestimmte, daß im Bereich der von den französischen Truppen besetzten Orte alle aus englischen Fabriken stammenden Waaren mit Beschlag belegt und verbrannt werden sollten. Das Verhehlen englischer Fabrikate wurde mit barbarischer Härte gezüchtigt. Diese Maßregeln drohten das Königreich Holland, dessen Wohlstand unter der Fremdherrschaft schon so sehr gelitten und dessen Staatshaushalt zerrüttet war. vollends ins Verderben zu stürzen. König Ludwig, dem die Leiden seines Volks zu Herzen gingen, machte seinem Bruder Vorstellungen und suchte ihn zu einer Milderung der Handelssperre zu vermögen, erhielt aber von demselben die merkwürdige Antwort, daß er zuerst das Interesse des Kaisers, dann den Vortheil Frankreichs im Auge haben müsse und daß die Pflichten gegen sein Volk erst nach diesen kämen. Als beffen ungeachtet Ludwig die Umgehung der Handelssperre mit Milbe und Nachsicht strafte, ließ Napoleon durch Schaaren kaiserlicher Mauthbeamlen und durch eine bewaffnete Seemacht die hollänbischen Küsten bewachen und verbanb Seelanb, Norbbrabartt und das Sübufer der Waal mit dem französischen Kaiserreich. Diese Mißhanblung eines Volks, das bisher Gut und Blut dem mächtigen Nachbar geopfert, empörte den wohlmeinenden Ludwig. Unwillig entsagte er zu Gunsten seines Sohnes einem Throne, den er nicht länger mit Ehren einnehmen konnte, gab aber dadurch nur dem Kaiser Gelegenheit, ohne Rücksicht auf seines Bruders Verfügungen das Königreich Holland mit Frankreich zu vereinigen. Dies hatte auch den Verlust der noch übrigen Pflanzungen der Holländer in Ost- und West-indien zur Folge. Der König von Holland, unter dem die jährlichen Ausgaben bis zu 90 Millionen gestiegen waren, zog sich in den Privatstand zurück und lebte fortan als Gras von St. Leu theils in Oesterreich, theils in Italien (+ 1846). — Holland, von dem man geltend machte, daß es nur aus Anschwemmungen französischer Flüsse, des Rheins, der Maas und der Schelde, entstanden sei und somit rechtlich an Frankreich gehöre, wurde nebst dem seit 1807 damit verbundenen Fürstenthum Ostfriesland und der Herrschaft Jever in sieben Departements getheilt und dem Kaiserreiche einverleibt. Amsterdam wurde zur dritten Stadt erklärt, aber Volkszahl und Wohlstand waren bedeutend gesunken. Nach der Einverleibung von Holland verband Napoleon die Hansestädte Hamburg, Bremen, Lübeck, das dem Rheinbünde zugehörige Herzogthum Oldenburg und andere zwischen Rhein und Elbe gelegene Ländergebiete (besonders das kurz vorher an das Königreich Westfalen abgetretene Hannover) mit Frankreich, das somit die Ufer der Nord- und Ostsee beherrschte und 130 Departemente zählte. Hamburg würde zur Hauptstabt des neuen Regierungsbezirks (Gouvernement) erhoben und der harte, ungerechte Davoust, „Norbbeutschlanbs Wächter und Quäler", als Befehlshaber, und französische Verwaltungsbeamte, als Vollstrecker der kaiserlichen Decrete eingesetzt. Nn> genbs ist bte Geißel der Frembherrschast mit ihren entsittlichenben Wirkungen bitterer gefühlt werben als in biefer Stadt. Auch der Kanton Wallis in der Schweiz mit der ©im* plonstraße würde dem neuen Weltreiche Beigefügt, „bamit die Anarchie daselbst ein Ende nehme" (12. November). Die große Mißstimmung über das rechtlose Regiment der

10. Bd. 2 - S. 107

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 643. Das Zeitalter Philipps Ii. und Elisabeths. 107 Utrecht und Friesland anerkannt und mit Geld und Kriegsmannschaft ausgerüstet. Jetzt gewann der Widerstand eine ernstere Gestalt. Die Gräuel, welche die spanischen Truppen auf Alba's Befehl in einigen der widerspenstigen Städte, wie Haarlem, Naarden u. a. begingen, wo sie ohne Unterschied des Geschlechts und Alters die Einwohner niederhieben, die Wohnungen plünderten und, nachdem sie sich an Mord, Raub und viehischer Wollust gesättigt, die Brandfackeln in die öden Häuser und Kirchen warfen, verbreiteten Wuth und Entsetzen über das ganze Land und bewogen den Madrider Hof, Alba's Abberufung zu beschließen.5dec6t-157it-*) Alba forderte außer einer hohen Vermögenssteuer (des hunbertsten Pfennigs) bett Zwanzigsten von bett unbeweglichen und bett Zehnten von bett beweglichen Gütern, so oft sie verkauft würden. §. 643. Oranien und Don Juan von Austria. Alba's Nachfolger, Ludwig von Zuniga und Requesens, beurkundete zwar durch die Aufhebung des „Raths der Unruhen" einen mildern Sinn; da er aber weder Gewissensfreiheit gewähren, noch der Brutalität der Truppen, denen er den Sold schuldete, Einhalt thun, noch die drückende Besteuerung aufheben konnte, so vermochten weder seine beschränkte Amnestie, noch die wiederholten Vermittelungs-versuche des wohlgesinnten Kaisers Maximilian Ii. das verlorene Zutrauen herzustellen und die empörten Provinzen zur Niederlegung der Waffen zu bewegen. Zwar gewann der Statthalter die Schlacht aus der Mookerheide (bei Nym- 1574- wegen), wo zwei Brüder Oraniens den Heldentod starben; aber an dem Frei-heitssinn und der Hochherzigkeit der Bürgerschaft von Leyden scheiterte sein Glück. Als die von Hunger, Pest und Feindeswuth heimgesuchte Stadt sich nicht mehr halten konnte, durchstachen die Bürger die Dämme und führten die Fluchen der Nordsee, die ihren Wohlstand auf lange zerstörten, in die Nähe der Stadt, so daß ein großer Theil der Feinde in den Wellen den Tod fand und Kähne mit Lebensmitteln an die Mauern treiben konnten, den Hungernden Erlösung bringend. Eine protestantische Universität war der Lohn für diese 1575. Aufopferung. Denn in demselben Jahre hatten die nördlichen Provinzen auf einer Synode in Dordrecht den Heidelberger Katechismus angenommen, den Calvinismus zur Landesreligion erhoben und mit den eingezogenen Kirchengütern ihre Streitkräfte vermehrt. Dieser religiöse Gegensatz erweiterte die Kluft zwischen den Niederländern und Spaniern, daher auch der unter Vermittelung des deutschen Kaisers Maximilian Ii. eingeleitete Friedenscongreß 1575-zu Breda keinen Erfolg hatte. Bald nachher starb Zuniga, und bis zur An- 1576- kunft des neuen Statthalters leitete der Staatsrath die Verwaltung und Militärmacht. Da derselbe aber außer Stande war, den Uebermuth der verwilderten, unbezahlten Truppen zu bändigen, und diese die reichen Städte Maest-richt und Antwerpen mit Raub, Mord und grausenhaster Verwüstung heimsuchten, so gelang es dem in den nördlichen Provinzen mit hoher Macht bekleideten Oranien, sämmtliche Landschaften in dem Genter Vertrag (Pacification) 1576-zu dem Beschluß zu vereinigen, sich gegenseitig mit Gut und Blut zur Vertreibung der spanischen Heere beizustehen und bis zur Regulirung der kirchlichen Angelegenheiten durch einen allgemeinen Reichstag die Strafbefehle wegen der Religion unvollstreckt zu lassen. Diese Punkte bildeten auch die Grundlage des zwischen dem neuen spanischen Statthalter Don Juan und den Landschaften
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