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1. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 24

1852 - Osnabrück : Rackhorst
24 ist um so culturfähiger, je ausgebildeter sein Wohn- land ist. — Einfluß der Küstenentwickelung. — Abgeschlossene große Hochebenen mit mangelhaften Flüssen, Gebirgsländer ohne große Thäler, dürre Tiefländer, gleichförmige Witterung, natür- licher Überfluß hemmen die Cultnr. — Am förderlichsten sind Tiefländer, die mit lohnendem Boden und genügenden Flüssen versehen sind u. mit einem ausgebildeten (thalreichen, bequem gang- baren) Berglande und mit dem Ocean in vielfacher Verbindung stehen; — daher sie die Sitze der Hauptculturvölker (Han- del, Industrie, Künste, Wissenschaften). Das oceanische Europa. §. 73. Staatseinrichtungen. — Staatsformen: 1. die Monarchie, entweder a. als absolute oder b. als constitu- tionelle mit landständischer Verfassung; — 2. die Re- publik. — Gesetzgebende u. vollziehende Gewalt. Steuerbewilli- gung. Verantwortliche Minister. — Gerichtswesen: Civil- u. Criminalgerichte; Schwurgerichte; Appellation. Förderungsmittel der Cultnr. — 1. Handel u. Ver- kehr. — Verschiedenartigkeit der Erzeugnisse veranlaßt den Han- del; Ausfuhr u. Einfuhr. — Geographische Entdeckungen; Kolo- nien. — Austausch der Bildung. — Binnenhandel, auswärtiger; Land- und Seehandel, Welthandel. Tausch mittel: Rohproducte, Fabricate, Metall- und Papiergeld. — Beförderungsmittel des Verkehrs: Fluß- und Seeschifffahrt, Canäle, Chausseen, Eisenbahnen; Dampfkraft; — Posten; — Zeitungen; — optische und electro - magnetische Telegraphen (submarine T.). 2. Schulwesen: Volksschule, Bürgerschule, Gymnasium, Uni- versität. Fach - und Gewerbeschulen. — Einfluß der alten Kultur- völker, Griechen und Römer, auf die heutige Bildung. Geschichte. Geographie. Naturwissenschaften. 3. Buchdruckerkunst. — 4. Das religiöse Bekenntniß (Monothei- sten, Polytheisten). — 5. Die Staatsform. §. 74. Bevölkerungsverhältnisse. — Ureinwohner, Ein- wanderer. — Reine u. aus verschiedenen Volksstämmen (Elementen) gemischte Bevölkerung; Mischvolk. (Die europ.völkerwanderung). — Bewegung des germanischen Volksstammes. — Absolute Volks- zahl ; — Volksdichtigkeit, am größten in Handels- und Fabrik- gegenden. — Die gesammte Bevölkerung der Erde wird angenommen zu 900— 1000 Mill. Menschen; es sollen nämlich wohnen in: Europa 245 Mill. Afrika 150 Mill. Australien 2 Mlll. Asien 454 „ Amerika 50 „ Dem religiösen Bekenntnisse nach finden sich:

2. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 30

1858 - Osnabrück : Rackhorst
30 von Panama, wie A. v. Humboldt bemerkt, das Bollwerk, welches die Selbständigkeit des chinesischen und japanischen Rei- ches gegen die Europäer — für jetzt noch — schützt. So ist diese, sowie die Landenge von Suez, von dem entschiedensten Einflüsse auf den Gang des Welthandels. Bon Natur — d. i. abgesehen von der Macht des Men- schen über die Außenwelt — ist das Meer die schärfste Grenz- scheide zwischen den Wohnplätzen der Menschen, die stärkste Schutz- wehr, welche ein Volk gegen die Angriffe anderer Völker haben kann, das sicherste Mittel, ein Volk bei seinen Eigenthümlichkeiten zu erhalten. Daher wählten auch die Schriftsteller, welche das Ideal eines Staates zu entwerfen versuchten, säst ohne Ausnahme eine Insel zum Wohnplatze für das Volk, das dieses Ideal ver- wirklichen sollte; z. B. Thomas Morus, Franz Bacon, Harrington, der Geschichtschreiber der Insel Felsenburg. Schon von schiffbaren Flüssen und von Strömen kann man behaupten, daß sie an sich die Menschen und ihre Wohnplätze von einander scheiden und sondern, wenn sie auch andererseits der Geselligkeit insofern befreundet sind, als sie zu Ansiedelungen an ihren Usern einladen, Völkern aus ihren Wanderzügen zu Wegweisern dienen. Nun hat zwar die Erfindung, schwimmende Inseln, d. i. Schiffe zu bauen und zu steuern, dieses Verhältniß der Gewässer und insbesondere das des Meeres zur Menschenwelt nicht gänz- lich aufgehoben oder umgeändert, wie z. B. die Geschichte Groß- britanniens beurkundet; doch ist es den Menschen durch die Er- findung und die allmähliche Vervollkommnung der Schifffahrt gelungen, einen Verkehr mit einander zu eröffnen, welchen sie sonst beziehungsweise überall nicht oder nicht ebenso leicht und vortheilhast mit einander zu unterhalten im Stande sein würden. Es ist ihnen gelungen, die Ströme in Heerstraßen, die Flüsse in Gemeinde- oder Nachbarwege, das Meer in eine Weltstraße zu verwandeln. So steht aber die gesammte Geschichte der Mensch- heit, die Geschichte der Nationen und der Völker mit der Zahl und Beschaffenheit, mit der Vertheilung und Richtung der Ströme und schiffbaren Flüsse, und ebenso mit der Gestalt unserer Insel- welt, mit dem Verhältnisse, in welchem die Wohnsitze der Na- tionen und der Völker dem Weltmeere näher oder ferner liegen, in welchem also die Nationen und Völker von dieser Weltstraße leichter oder schwerer Gebrauch machen können, in dem genaue- sten und mannichsaltigsten Zusammenhänge. Denn die Grund- ursachen aller Cultur und Civilisation sind einerseits die Gesel- ligkeit und andererseits die Unsriedsertigkeit der Menschen. Die

3. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 34

1858 - Osnabrück : Rackhorst
34 so ist doch der Flächenraum, über welchen das Menschengeschlecht verbreitet ist, im Verhältniß zu der Beweglichkeit der Menschen noch immer so groß, daß schon deswegen der Gedanke, als könnte das Menschengeschlecht dereinst eine einzige große Gesell- schaft bilden, welche durch eine allgemein verbreitete, wahrhaft menschliche Cultur und Civilisution der Idee der Menschheit ent- spräche, zu den leeren Träumen oder zu den frommen Wünschen zu gehören scheint, so gewiß auch dieser Gedanke zu den erha- bensten gehört, welche der Mensch zu fassen im Stande ist. Aber gerade in dieser Beziehung vermag der Mensch seine Macht über die Außenwelt zu beurkunden; er vermag selbst über Raum und Zeit zu gebieten. Gerade in dieser Beziehung hat die europäische Menschheit in den neuesten Zeiten — durch die Anwendung des Dampfes als einer Schiffe und Wagen bewegenden Kraft, durch die Erfindung der Eisenbahnen und Telegraphen — Fort- schritte gemacht, welche, von der Vorwelt nicht geahnt, der Nach- welt die Aussicht auf noch größere Fortschritte eröffnen. Diese Erleichterung des Verkehrs unter den Menschen, ob sie wohl nur auf das Interesse des Handels und das des geselligen Um- ganges berechnet zu sein scheint, ist dennoch zugleich den höchsten Zwecken der Menschheit förderlich. Nur darf man in der Ge- schichte der Menschheit nicht nach Jahrzehnten, ja nicht einmal nach Jahrhunderten zählen. Nachzachariä. 3. Die Vulcane. Die Zunahme der Wärme gegen das Innere der Erde hin, läßt uns zu dem Schluffe kommen, daß dieses Innere sich bei sehr hoher Temperatur im feurigen Flusse befinden müsse. Don außen eindringendes Wasser und vielleicht noch andere Ur- sachen geben nun die Veranlassung zur Bildung von Wasser- dämpfen und zur Entstehung verschiedener anderer chemischer Processe, unter denen (für uns wenigstens) wieder diejenigen eine Hauptrolle spielen, bei denen eine Entwickelung von Gasen statt- findet. Die auf solche Weise entstandenen Dämpfe und Gase wer- den nun zu entweichen suchen, und dabei einen Druck aus die anstehenden Wände ausüben, etwa so wie der Dampf in der Dampfmaschine auf die Kolben drückt, sie werden das über ihnen lastende Gewölbe auseinander zu sprengen suchen, und dieses in manchen Fällen auch wirklich thun. Das Durchbrechen wird da

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 143

1858 - Osnabrück : Rackhorst
143 Regenmenge in dem westlichen Theile des Tieflandes etwas größer als in dem östlichen. In Flachländern, wie die norddeutsche Niederung, ist der Verkehr nicht durch die Gestaltuug des Bodens geregelt, die ihn beinahe in keiner Richtung verhindert, sondern durch die Verthei- lung der schiffbaren Flüsse, der Häsen, des vorzugsweise frucht- baren Landes und benachbarter Industriedistricte. Die größern Flüsse durchschneiden die norddeutsche Tiefebene in der Richtung aus O.-S.-O. nach W.-N.-W. Die großen Hauptstädte haben sich aber nicht überall an sie angelehnt und, da sie gerade die mäch- tigsten Anziehungspunkte des Verkehrs geworden sind, so hat sich ein sehr compliciertes Netz von Hauptstraßen entwickelt, wel- ches sich'nur schwierig aus einfachen Grundursachen ableiten läßt. Indessen sind einige Hauptwege denn doch deutlich durch die Gestalt, Lage und Umgebung der Niederung geboten. Wir finden sie am leichtesten, wenn wir ihre naturgemäßen Eintritts- oder Ausgangspunkte aufsuchen. Die Hauptlandverbindung mit Rußland stellt nur eine Haupt- straße her, parallel der Küste der Ostsee. Das Warthethal und das Oderthal öffnen den Haupteingang aus Polen, Galizien und Mähren, das Elbthal den aus Böhmen und Sachsen, das Thü- ringer Becken die natürliche Verbindung mit dem Rheinland, während das centrale Süddeutschland nur auf dem etwas künst- lichen Wege über Hof durch die Bucht von Leipzig mit dem Tieflande in Verbindung getreten ist. Zum Niederrhein hat man einen Weg durch die Weserkette gefunden. Nun folgen an der Küste die Häfen: Bremen, Hamburg, Kiel, Lübeck, Stralsund, Stettin, Danzig, Königsberg. Diese Eingangsthore sind mit den innern Centralpunkten Berlin, Frankfurt a. d. O., Leipzig, Mag- deburg, Braunschweig, Hannover u. s. w. zu verbinden, um die Hauptfaden und Knoten des Verkehrsnetzes zu erhalten. Lage, Bodenform, innerer Bau und geringes Gefälle der Flüsse sind im allgemeinen dem Verkehr, dem Handel und dem Landbau günstiger als der Industrie. Allgemein fehlt es an treibender Wasserkraft und ehe der Mensch die Dampfkrast in seinen Dienst nahm, mußte er in diesen Ländern wie auf offenem Meere vorzugsweise den Wind und das organische Leben als bewegende Kraft anwenden. Das Vorherrschen der Windmühlen über die Wassermühlen ist darum etwas charakteristisches für diesen Theil von Deutschland im Gegensatz zu dem Mittel- und Hochland. Wie gering oft das Gefäll der Flüsse ist, dafür ist der Spreewald der Niederlausitz ein gutes Beispiel, in welchem die

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 151

1858 - Osnabrück : Rackhorst
151 hat für England eine nicht geringe maritime Bedeutung, indem es von hier aus die Mündungen der Elbe und Weser beherrscht. Man hat es oft als eine Schmach beklagt, daß die Flagge Eng- lands so dicht vor Deutschlands Thoren, vor den Mündungen seiner Ströme weht. Die Farbe des Nordseewassers, das eine mittlere Wärme von -j- 70 R. hat, ist Heller und weniger salzreich am User, als aus hoher See; drei Pfund Wasser enthalten etwa 740 Gran Salz, etwa noch einmal so viel, als das Wasser der Ostsee. Ebbe und Flut sind hier sehr beträchtlich, und zwar stärker im Osten beim Ausfluß der Elbe, als westlich. Die Flut steigt an der Grenze Ostfrieslands 5% bis 71/2 Fuß, vor der Jade (Iahde) 8 */2 F., in der Wesermündung 9 F. und bei Cuxhafen 91/10 Fuß. Die Flut hat eine doppelte Richtung, vom Canal und von Norden her; bei Westnordwestwind ist die Flut am gefährlichsten; sie wirkt tief in die Mündungen der größern Flüsse ein und währt über sechs Stunden. Die nach Norden gerichteten Meer- busen an der deutschen Küste sind: der Dollart, in welchen sich unterhalb Emden außer mehrern kleinern Flüssen die Ems ergießt, und der durch Einbrüche des Meeres gebildet wurde, das Leisand zwischen Greetsyhl und Norden, der Jade- (Iahde-) Meerbusen, ebenfalls durch Meereseinbrüche gebildet, die Weser- münd ung und die Elb Mündung. Ein anderer Meerbusen liegt westlich von Dithmarschen zwischen Büsum und den Außen- deichen. Preußen erwarb 1853 durch einen Staatsvertrag mit Oldenburg den Jade-Meerbusen behufs der Errichtung eines Kriegshafens. Die Mündungen der Weser und Elbe können vom Iadebusen aus beherrscht werden. Es gab eure Zeit, wo die Ostsee von höherer Bedeutung war, als die Nordsee, wo Lübeck über Hamburg stand, und wo die kleine Trave sich mit Rhein und Donau messen konnte. Das ist in Folge der Entdeckung Amerika's und des Seeweges nach Ostindien anders geworden. Heutzutage ist von allen Meeren, welche Deutschland berühren, für dasselbe keines so wichtig, als die Nordsee. Obgleich sie zu den abgeschlossensten Meerestheilen gehört, so öffnet sich doch von ihr aus noch am freiesten die weite Wasserstraße über den Ocean und zu den großen Welt- märkten. Die Mehrzahl unserer großen Ströme mündet in die Nordsee, und an ihr liegen unsere bedeutendsten Handelsstädte, z. B. Hamburg und Bremen. In diese Welthäfen ziehen die Schiffe der entferntesten Zonen mitten durch die Irrgänge der Wattenwelt auf tiefen, von den Flutenwellen ausgeschaufelten

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 170

1858 - Osnabrück : Rackhorst
170 einzigen Ausnahme alle Secten vertreten und in der Gesammt- summe auch am zahlreichsten sind. Am wenigsten Sectirer gibt es in Westfalen, und zwar nur Baptisten, Freigemeindler (Deutsch- katholische) und einzelne Menzelianer; nächstdem am wenigsten in der Rheinprovinz. Die Preußen haben ein Recht, mit freudigem Stolze auf den kargen Boden zu blicken, dem sie reiche Ernten, auf die dürftige Natur, der sie Wohlstand abgetrotzt, auf die geistige Tüchtigkeit ihres streitbaren Volkes, auf den schnellen Aufschwung und die höhere Bedeutung der geistigen Bildung in ihrem Vater- lande, auf eine Reihe weiser Herrscher und ruhmwürdiger Thaten, durch welche in verhältnißmäßig kurzer Zeit der Staat aus einem unscheinbaren, fast zertretenen Keim zu weltgeschichtlicher Macht Und Größe emporgewachsen ist. Vom Herausgeber. 8. Berlin und das Mausoleum in Charlottenburg. Berlin liegt mitten in der Geestfläche nur 115 Fuß über dem Meere an der für kleine Fahrzeuge schiffbaren Spree und steht dadurch mit der Elbe und Oder in fahrbarer Verbindung. Dazu kommen die Eisenbahnen nach Hamburg, Stettin und Leipzig, wodurch es der Nord- und Ostsee, sowie dem Innern von Deutschland nahe gerückt ist. Bei seiner Größe, 450,000 Einwohner auf 2l/2 lumeile, und wie es seine Wichtigkeit als Hauptstadt eines großen Landes schon mit sich bringt, herrscht in der Stadt ein lebhafter Verkehr. Das Aussehen derselben ist ein durchgehends neumodisches und ganz verschieden von dem alter Haupt- besonders Handelsstädte, wie denn auch der auswärtige Handel nicht gerade die stärkste Seite Berlins ist. Nur wenige seiner 300 Straßen sind eng und krumm, manche bestehen aus lauter großartigen Häusern, und fast überall ziehen sich schöne Trottoirs zu beiden Seiten der Straßen für die Fußgänger hin. Die herrlichste aller Straßen ist die »unter den Linden"; sie ist 72 Schritt breit und 1600 Schritt lang. In schnurgra.der Linie und abgemessenen Zwischenräumen stehen in zwei langen Reihen Linden- und Kastanienbäume, und bilden einen grünen Wald inmitten der glänzendsten Straße der Residenz. Der Raum zwischen beiden Baumreihen ist ungepflastert und besonders für Spaziergänger bestimmt, und zu beiden Seiten liegen breite gepflasterte Straßen. An einer Stelle wird diese Straße von der über eine Viertelstunde langen schnurgraden Friedrichsstraße

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 240

1858 - Osnabrück : Rackhorst
240 und sehr heilkräftiges, am Fuße des Teutoburger Waldes (Osning) anmuthig gelegenes Soolbad besitzt, liegen im preußischen West- falen von der Weser bei Rehme in südlicher Richtung die Saline Salzuffeln, Salzkotten; dann wendet sich die Linie derselben — Soest, Werl, Unna u. s. w. ganz westlich dem Rhein zu. Von Rehme weiter in südwestlicher Richtung bleiben wir in demselben hügelreichen und wohlangebauten Landstrich. Die nächste Station dev Eisenbahn ist Löhne, wo der Schienenweg abzweigt nach Osnabrück und von hier nach Rheine zur Verbin- dung mit der Eisenstraße von Münster zur Nordsee nach Emden. Diese ganze Linie (hannoversche Westbahn und westfälische Staatsbahn) ist im Juni 1856 eröffnet worden. Dann erreichen wir Herford — einst das heilige (Herfordia sacra) genannt, wegen der großen Anzahl ihrer Kirchen. Die türmereiche Stadt macht einen freundlichen Eindruck mit ihrer hübschen von der kleinen Werre durchflossenen wiesenreichen Umgebung, welche auch noch von der Aa bewässert wird, die sich hier in die vom Teuto- burgerwalde aus der Gegend der Extersteine kommende, an Detmold vorbeifließende Werre (nicht zu verwechseln mit der schiffbaren Werra) ergießt. Die Stadt war ehemals Hansa- und freie Reichs- stadt. Ihre Bedeutung als Handelsstadt konnte jedoch nicht groß sein, weil sie durch ihre Lage keine weitern Dortheile hatte, als auf der Straße aus den Niederlanden nach dem deutschen Osten einen Etappenort zu bilden. Die ehemalige Abtei — denn Herford besaß eine alte reichsunmittelbare Frauenabtei — liegt im Umkreise des ältesten Stadttheils nahe bei dem Münster ad St. Pusinnam, einem merkwürdigen Gebäude, dessen Größe von der Macht und dein Reichthum der alten Stiftung zeugt. Das Abteigebäude, jetzt eine Fabrik, beherbergte einst eine Reihe von hochgeborenen Frauen, unter welchen Töchter der erlauchtesten deutschen Fürsten- häuser Vorkommen. Schon 911 war Mathilde die Großmutter der Gemahlin Heinrichs I. zu Herford Abtissin. Aus dem 17. Jahrhunderte ist besonders die Äbtissin Elisabeth Luise von der Pfalz zu erwähnen, eine der gelehrtesten und geistreichsten Frauen ihrer Zeit. Geboren 1618 war sie, die Tochter des böhmischen Winterkönigs, frühe schon mit solchem Eifer wissenschaftlichen Studien ergeben, daß sie alle Bewerbungen um ihre Hand, selbst die des Polenkönigs Wladislavs Iv. zurückwies, um sich ihren theuern Büchern nicht zu entziehen. Sie starb 1680 in Herford.

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 209

1858 - Osnabrück : Rackhorst
209 und Werth so bedeutenden Waren von Fürth und der ganzen Umgebung größtentheils über Nürnberg in den Handel kommen. Wie einst vor Zeiten die große Heerstraße des Welthandels vom Mittelmeer und der Adria nach dem Norden über Nürnberg ging, so wird jetzt dessen Handel gefördert einerseits durch die Wasser- straße des Ludwig-Donau-Main-Kanals, andrerseits aber und hauptsächlich durch die große Eisenstraße, welche die verschie- denen Endpunkte unsers Erdballs zu vereinigen bestimmt ist. Schon ist Nürnberg nach Süden mit München und dem Boden- see und bald, durch die schweizerischen und piemontesischen Bah- nen, auch mit dem Mittelmeer verbunden, nach Westen mit Frankfurt und dem Rhein, nach Norden mit Leipzig und den dort stch concentrierenden Schienenwegen. Andere Eisenbahnen, die demnächst in Angriff genommen werden sollen, werden theils Nürnbergs Verbindungen vervollständigen, wie die nach Osten über Pilsen nach Prag zu führende Linie, theils den Weg nach den Nordseehäfen verkürzen. Nach Vollendung dieser Bahnlinien wird noch mehr, als es schon jetzt der Fall ist, mit Windeseile das schnaubende Dampfroß von allen Seiten die Früchte mo- dernster Cultur, die Riesenfortschritte unsers industriellen und spe- culativen Jahrhunderts in Nürnbergs altersgraue Mauern tragen. Vom Herausgeber. 17. Wiläbad im würtlembergischcn Schwarzwnld. Wildbad, ein Städtchen von wenig mehr als 2000 Ein- wohnern und kaum über 200 Hausnummern, liegt in einer en- gen, schattigen, von S.-W nach N.-O. streichenden Waldschlucht der alten Silva Hercynia (d. i. hier im engern Sinne der Schwarzwald), und mitten durch das romantisch gewundene, ober- halb mit Nadelwald, unten mit Laubholz und saphirgrünen Kräuterwiesen schwellig eingerahmte, beinahe sohlenlose Thal rauscht schlängelnd und mit Gemurmel die durchsichtige, silber- helle Enz. Das Bett des Waldbaches ist zwar steinig und hat raschen Fall; die Wellenströmung ist aber dennoch voll,- berg- frisch, forellenreich, innerhalb des Städtchens und der nahen Baumallee mit röthlichem Quaderstein schön eingeufert, und trägt in Form schmaler Holzstöße durch tief eingerissene, waldeinsame Schluchten den Reichthum des Landes zuerst in den Neckar, und dann massig angeschwollen auf dem gewaltigen Rheinstrom in das an Gold reiche, aber an Bauholz arme Niederland hinab. Das größte Kleinod aber und der geheimnißvolle Talisman, 14

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 224

1858 - Osnabrück : Rackhorst
224 sehr überladen ist, waren die Zugänge von dichten Menschen- massen umlagert, des Erscheinens der Bischöfe gewärtig, die dann zurückzogen nach dem reich decorierten bichöflichen Palast. Nur mit Mühe vermochten wir uns durchzudrängen nach dem abgelegenen Theile des Ufers, an welchem endlich das lang er- wartete Dampfschiff anlegte. Die Billets, die wir in Ludwigshafen gelöst, wiesen uns an die Schiffe der Cölnischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft, die sich, nicht eben zum Vortheil des reisenden Publicums, mit der Düsseldorfer Gesellschaft vereinigt hat; glücklicher Weise gibt es jedoch noch eine Concurrenz, die Schiffe der niederländischen Dampfschifffahrt, die sich schon dadurch empfehlen, daß ihr Ver- deck einen Glas-Pavillon enthält, welcher dem Reisenden gestat- tet, auch bei dem ungünstigsten Wetter die dumpfe Luft der Cajüten zu fliehen und die entzückende Schönheit des Stromes und der Ufer in vollen Zügen zu trinken. Zweimal brauste auf der Strecke von Mainz bis Cöln ein Niederländer Dampfer, der erst lange nach uns Mainz verlassen hatte, an uns vorüber. Die langsamere Bewegung der Kölner Schiffe ist aber hauptsächlich dadurch bedingt, daß sie fast an jeder Ortschaft, welche der Rhein bespült, anlegen. Großartig ist übrigens der Verkehr auf dem herrlichen Strom, der gegenwärtig, wenn wir die Schleppschiffe und die kleinen Local - Dampfboote mit einschließen, von mehr als 150 Dampfern durchfurcht wird. Gleichwohl baut man an beiden Ufern noch an Eisenbahnen, selbst auf der durch Natur- schönheiten ausgezeichneten Strecke von Bonn bis Mainz, wo doch die Dampfsahrt auf dem Strome, unstreitig die ange- nehmste Art des Reifens, von Touristen stets vorgezogen werden wird. Die Eisenbahn von Bonn bis Rolandseck (Nonnenwerth und dem Drachenfels gegenüber) und Remagen eine Fortsetzung der Cöln Bonner Linie, ist bereits vollendet. Die Physiognomie eines Rheindampfschiffes trägt stets einen kosmopolitischen Charakter. Ein ungenannter deutscher Schrift- steller schildert die Reisegesellschaft, die stets so ziemlich dieselbe ist, treffend also: „Hier, das unumgängliche Stamm-Contingent der Salons, eine englische Familie; er, irgend eine unterwegs erstandene Nummer der Times (der größten englischen Zeitung, die sich den „Mund Europas" nennt) verschlingend, oder mit gekreuzten Beinen starr ins Weite schauend; sie, das rothge- bundene Reisehandbuch (Handbook for travellers on the conti- nent) controlierend, und vollständig befriedigt, wenn alles „stimmt;" die Töchter — denn alle in Deutschland reisenden

10. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 261

1858 - Osnabrück : Rackhorst
261 Der Binnenhandel wird durch Kanäle und Eisenbahnen sehr gefördert, der Seehandel durch vortheilhaste Handelsverträge. Die künstlichen Communicationsmittel, Kanäle und Eisenbahnen, sind in diesem kleinen Lande erstaunlich vervielfältigt. Kanalan- lagen verbinden Brüssel und Löwen mit der Rüpel, welche aus der Vereinigung der Senne, Dyle (spr. Deile) und Nethe entsteht und in die Schelde fließt, ferner Brüssel mit Charleroi an der Sambre, welche bei Namur in die Maaß fällt, Mons mit Conde (im französischen Flandern), Ostende mit Brügge und Gent. Die belgischen Eisenbahnen verdienen besondere Auf- merksamkeit, theils wegen der Großartigkeit der Anlagen selbst, theils weil sie zu den am frühesten gebauten in Europa gehören und schon 1834 nach einem über das ganze Land ausgedehnten System begonnen wurden. Den Mittelpunkt bildet Mecheln, von hier läuft eine Linie östlich über Löwen, Lüttich und Verviers an die preußische Grenze (nach Aachen), westlich über Gent und Brügge nach Ostende (zur Verbindung mit England), nördlich nach Antwerpen, von wo dann wieder eine Eisenstraße nach Gent führt, südlich über Brüssel und Mons an die französische Grenze (zum Anschluß an die französische Nordbahn nach Paris). Später traten noch hinzu der Schienenweg von Gent nach Kortryk (Courtray), der sich dann südlich einerseits nach Lille (Frankreich), andrerseits nach Doornik (Tournay) abzweigt und von hier nach Iurbise wieder zur südlichen Hauptlinie geht, ferner die von der Südlinie bei Brame le Comte nach Charleroi und von hier nach Namur und Lüttich laufende Bahn. Durch die im September 1855 eröffnete Bahn von Charleroi nach St. Quentin (Frankreich) ist die Strecke von Paris nach Cöln um 14 deutsche Meilen abgekürzt und man fährt jetzt mit dem Schnellzuge (express train) von Cöln nach Paris über Aachen, Lüttich, Namur, Charleroi, St. Quentin in 12 Stunden. Schon und bei einer Anzahl von 17,943 Arbeitern. Im ganzen wird in der Provinz Lüttich das Gesammterzeugniß der an den Bergbau und die Eisengewerke sich knüpfenden Industrie für 1856 auf 99,728,000 Fr. geschätzt. Die weltberühmte Anstalt zu Seraing, die größte Maschinen- fabrik auf dem Coutinent, lieferte 35 Locomotiven, 20 fixe Maschinen, 8 Maschinen für Dampfschiffe, 41 Dampfkessel. Durch das einzige Etablissement der „Vieille Montagne“ wurden 19% Million Kilo- gramme rohes Zink gezogen; die zwei andern Etablissements der Provinz, welche Zink producieren, Nouvelle Montagne und Corphalie, lieferten 33% Million Kilogramme im Werth von ungefähr 23% Million Franken.
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