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wohnen die von allem Naturschmuck entblößte Insel und liesern den
Beweis, wie sehr der Mensch an der Scholle hängt, aus der er geboren
wurde. Ein Teil der Bewohner übt den Lotsenberuf aus, der beider
Lage der Insel vor den Mündungen der Elbe und der Weser von
besonderer Bedeutung ist. Helgoland ist ein wichtiger Stützpunkt und
Kohlenplatz für die deutsche Kriegsflotte und deckt wichtige Flußeingänge.
Von 1815— 1890 war es im Besitze der Engländer und konnte von
einer uns feindlichen Flotte benutzt werden, die deutschen Häfen zu
sperren. 1890 gelang es uuserm Kaiser, die zwar kleine, aber
wichtige Insel durch Eintausch gegen afrikanisches Gebiet wieder
zu gewinnen. Ihre Bedeutung für Deutschland sprach er in folgenden
Worten aus: „Die Insel ist eine Schutzwehr für Meine Marine, ein
Stützpunkt für die deutsche Seefischerei und ein Hort für Meine Flotte
gegen jeden Feind, der es wagen sollte, in die Nordfee einzudringen,
die jetzt mit Recht den Namen Deutsches Meer führt." Auf dieser
damals noch nicht deutscheu Insel hat im Jahre 1843 der echt deutsche
Volksdichter Hoffmann von Fallersleben das viel gesungene Lied:
„Deutschland, Deutschland über alles", gedichtet.
Die wild empörten Meereswogen haben nicht nur die Düneninseln
in ihrem Bestände ernstlich bedroht und viele von ihnen verschlungen,
sondern auch von dem Festlande weite Strecken abgerissen und nebst
blühenden Ortschaften weggeschwemmt, so daß das Sprichwort der
Küstenbewohner: „Die Nordsee ist eine Mordsee!" wohl berechtigt ist.
So wütet die Nordsee nun schon seit 2000 Jahren, wenn nicht noch
länger. Die älteste bekannte Zerstörung ist die vom Jahre 113 v. Chr.,
als eine Sturmflut die Cimbern und Teutonen zur Auswanderung
zwang. 1421 wurden in Nordfriesland 72 Dörfer zerstört. Die
Allerheiligenflut von 1570 verwüstete Brabant, Zeeland, Holland,
Friesland, Groningen und von der Ems und Weser bis zur Eider
alles auf eine unerhörte Weise. Alle Marschländer zwischen Belgien
und Jütland wurden uberflutet, und im ganzen verloren 100000
Menschen das Leben. Die Weihnachtsflut 1717 begrub gegen 11000
Menschen und mehr als 90000 Stück Vieh in den Wellen. Im Jahre
1634 kamen in einer Nacht in Schleswig-Holstein 15 000 Nordsriesen
um, und seit dieser Zeit haben schon wieder 24 Sturmfluten (im
vorigen Jahrhundert die von 1825, 1849, 1861 und 1872) mehr
oder minder große Verwüstungen angerichtet. Durch die Zerstörungs-
wut der Nordsee sind mehrere Meerbusen entstanden, so der Dollart
(1277, wobei ein etwa 400 qkm großer Landstrich an der Ems mit
54 Ortschaften — darunter die Stadt Thorum — überschwemmt und
von der Flut verschlungen wurde) und der Jadebusen. Zwei
weitere Busen der Nordseeküste sind die schlauchartigen Mündungen
der Weser und der Elbe.
Das Land ist durch hohe Deiche gegen die Fluten der Nordsee
geschützt. Es sind künstlich aufgeworfene Wälle von außerordentlicher
Festigkeit, welche einem Eisenbahndamm gleichen und nach der Land-
seite steil, nach der Seeseite aber sanft abfallen. Die Abhänge sind
mit dichtem Gras bewachsen. Die Höhe der Deiche beträgt durch-
Schiffcls, Gcographic I. ?. Auflage. 7
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Extrahierte Ortsnamen: Helgoland Deutschland Deutschland Nordsee Nordsee Nordfriesland Brabant Zeeland Holland Friesland Groningen Belgien Schleswig-Holstein Nordsee
— 102 -
zeichnet sich durchweg durch große Fruchtbarkeit aus. Sie nimmt im
allgemeinen von Norden nach Süden zu und erreicht in der Nähe des
Gebirgsrandes (südlich von der Lippe) in dem Hellweg mit der
Soester Börde den höchsten Grad. Das Münsterland weist wogende
Getreidefelder, grüne Wiesen und herrliche Eichenwälder auf. Der
fruchtbare Boden wird sorgfältig und fleißig angebaut. Daher sind
Ackerbau und Viehzucht die wichtigsten Erwerbsquellen der Bewohner,
deren Hauptbestandteil der Bauer ausmacht; selbst die Bewohner der
Städte leben zum Teil von der Landwirtschaft. Aus dem Roggen
versteht man ein kräftiges Schwarzbrot zu backen, das unter dem Namen
Pumpernickel weit über die Grenzen der Provinz bekannt ist.
Über die Entstehung des Namens „Pumpernickel" erzählt man
folgendes: Einst reiste ein Franzose durch Westfalen; ihm wollte das
dort übliche schwarze Brot nicht munden. Er reichte es seinem Pferde
mit den Worten: „Bon pour Nickel," d. h. gut für Nickel. Nickel aber
war der Name des Pferdes. So soll das westfälische Brot seinen Namen
bekommen haben. Andere sagen, es habe denselben von dem Bäcker Nickel
Pumper, der es im 16. Jahrhundert in Osnabrück zuerst gebacken habe.
Eine große Ausdehnung hat die Schweinezucht Die Eichen-
wälder liefern viel Eicheln, welche ein vorzügliches Mastfutter für die
Schweine sind. Die westfälischen Schinken, welche sich durch Wohl-
geschmack auszeichnen, sind berühmt und werden weithin versandt.
Das Münsterland wird von der Ems und der Lippe bewässert,
welche nicht weit voneinander entspringen und ihre Quelle am Teuto-
burger Walde haben. Als echte Tieflandsströme haben sie einen
ruhigen Lauf und ein breites Bett mit flachen Ufern. Ein künstlicher
Wasserweg der Landschaft ist der Dortmund-Ems-Kanal, welcher
unter einem Kostenaufwande von 80 Millionen Mark in den Jahren
1889— 1899 erbaut wurde und das Ruhrgebiet mit der Nordsee
verbindet. Er hat eine Gesamtlänge von 282,5 km und wurde am
11. August 1899 in Gegenwart des Deutschen Kaisers eröffnet. Der
Kanal beginnt bei Dortmund, führt nach Norden über Münster, benutzt
streckenweise das Bett der Ems und erreicht bei Emden den Dollart.
Diese Hafenstadt hat infolge des Kanals einen bedeutenden Aufschwung
genommen.
Die Zahl der Städte und der geschlossenen Dörfer ist im Mün-
sterlande gering. Von jenen sind außer der Bischofsstadt Münster
Hamm, Soest und Paderborn zu nennen. Die Bewohner lieben es,
nach altgermanifcher Art in Einzelgehöften zu leben, die meist noch
deutliche Spuren von der uralten Einrichtung aufweifen. Auf dem
Hofe steht ein langes und breites, aber sehr niedriges Wohnhaus mit
einem Strohdach. An der Giebelseite befindet sich ein mächtiges Tor.
Es ist so breit und hoch, daß ein beladener Erntewagen bequem
hindurchfahren kann. Dieses Tor führt zunächst in einen großen
leeren Raum, die Tenne oder Diele, deren Fußboden aus festgestampftem
Lehm besteht. Über diesem Räume ist Korn und Heu aufgespeichert.
Zu beiden Seiten der Tenne steht das Vieh in langen Ställen, auf
der einen Seite das Rindvieh (oft 39 und 40, ja 50 Stück), auf der
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— 123 —
Bezüglich der Bodengestaltung und der Fruchtbarkeit Schleswig-
Holsteins gelten folgende Sprüche: „Schleswig-Holstein ist ein Pfann-
kuchen, bei dem der Rand das beste ist"; „Holstein ist ein wollener
Mantel, dessen beide Seiten mit Sammet verbrämt sind".
Die Flüsse von Schleswig-Holstein, das im Süden bis an die
Elbe reicht, haben wegen der geringen Breite des Landes nur einen
kurzen Lauf und wenig Wasser. Es kommt hier nur die Ei der in-
betracht. Sie mündet bei Tönning in die Nordsee. An ihr liegt
Rendsburg. Aus dem Fluß führt der Eiderkanal in den Kieler
Bufen. So sind die Nord- und Ostsee in Verbindung gesetzt.
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal. ^Geschichtliches. Das Bedürfnis
der Herstellung einer möglichst kurzen Verbindung zwischen Nord- und Ost-
see durch einen Kanal ist im Laufe der Zeit immer mehr hervorgetreten.
Von jeher mußten die Schiffe, welche aus der Nordsee in die Ostsee ge-
langen wollten, einen weiten Umweg um die Nordspitze der Halbinsel
Jütland herum machen, eine Fahrt, die außer einem erheblichen Zeit-
verlust große Gefahren mit sich brachte. Die Westküste Jütlands wird
wegen ihrer Gefährlichkeit von den Seefahrern „die eiserne Küste" oder
„der Kirchhof der See" genannt. Auf diesem gefährlichen Seewege
sind längs der dänischen und schwedischen Küste innerhalb der Jahre
1858—1885 nicht weniger als 6500, darunter 92 deutsche Schiffe
gestrandet. Es lag deshalb nahe, daß eine Kanalverbindung zwischen
den genannten Meeren wiederholt ins Auge gefaßt wurde, zumal das
inbetracht kommende Gelände der Ausführung eines solchen Planes
keine allzugroßen Schwierigkeiten entgegensetzte; auch liegt die Oberfläche
der beiden Meere fast in gleicher Höhe. Bereits gegen Ende des
14. Jahrhunderts wurde der Strecknitz-Kanal gebaut, der Lübeck
mit der Elbe verband, aber nur für kleine Fahrzeuge geeignet und
daher für den Seeverkehr ohne Bedeutung war. An dessen Stelle ist
der 67 km lange und 2 m tiefe Elbe-Trave-Kanal getreten, der
am 16. Juni 1900 eröffnet wurde. Wichtiger als der Strecknitz-Kanal
war der von der dänischen Regierung in den Jahren 1777 — 1784
erbaute Eiderkanal, der den Kieler Hasen mit der Nordsee verbindet
und lange eine sehr belebte Wasserstraße war; aber für die großen
Handels- und die gewaltigen Kriegsschiffe genügte er nicht. Deshalb
tauchte das Projekt eines größern Kanals auf, das bereits in der
Thronrede vom 1. Januar 1866 erwähnt wurde, dessen Ausführung
aber dem geeinten Deutschen Reiche vorbehalten blieb. 1886 bewilligte
der Reichstag die auf 156 Millionen Mark veranschlagten Gesamt-
Herstellungskosten, von denen Preußen allein 50 Millionen Mark auf-
zubringen hatte. Am 3. Juni 1887 wurde in Gegenwart des Kaifers
Wilhelm I. der Grundstein zu dem gewaltigen Bauwerke gelegt. Bei
den drei Hammerfchlägen, welche der greise Monarch auf den Grund-
stein tat, sagte er:
Zu Ehren des geeinigten Deutschlands!
Zu seinem fortschreitenden Wohle!
Zum Zeichen feiner Macht und Stärke!
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— 125 —
während die bei Brunsbüttel wegen des Wechsels von Ebbe und Flut
meistens geschlossen ist. Damit auch nachts der Verkehr auf dem Kanal
nicht unterbrochen zu werden braucht, wird die ganze Strecke durch
mehr als 1000 Bogenlampen beleuchtet.
d) Die Bedeutung des Kanals. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal
ist sür den Schiffsverkehr und für die Landesverteidigung von großer
Bedeutung. Da Dampfer die Fahrt durch denselben in 10—12 Stunden
vollenden, wird der Weg zwischen den Hafenstädten der Nord- und
Ostsee durchschnittlich um 30 Stunden gekürzt; Segelschiffe erreichen
ihr Ziel etwa 3 Tage früher. Das bedeutet eine erhebliche Ersparnis
an Zeit und Kohlenverbrauch, wodurch auch die Fracht für die Waren
billiger wird. Zudem entgehen die Schiffe den Gefahren, welche ihnen
an der Küste Jütlands drohen. Der Kanal verbindet die beiden
Kriegshäfen Kiel und Wilhelmshaven auf dem kürzesten Wege mit-
einander und macht es möglich, daß im Kriegsfalle die in der Nord-
und Ostsee stationierten Flotten in kurzer Zeit (13 — 14 Stunden) und
ungehindert, je nachdem es nötig wird, in einem der genannten Meere
sich vereinigen können.
14. Die staatlichen Verhältnisse des deutschen Tieflandes. Das
Tiefland gehört größtenteils zum Königreiche Preußen, deffen sämtliche
Provinzen außer Hessen-Nassau und Schlesien daran beteiligt sind;
manche gehören ihm ganz an. Außerdem liegen Oldenburg, die beiden
Mecklenburg und die drei Freien Städte darin.
Iii. Welche Stufen weist Deutschland seiner Bodengestaltung nach auf?
Woraus ersieht man, daß es sich nach Norden abdacht? Die Grenzen des deutschen
Tieflandes. Wo liegt die Nordsee? Warum ist ihr Wasser salzig? Wie ist ihre
Küste beschaffen? Die Bedeutung der Flachküsten sür die Schiffahrt. Die Küste
zur Zeit der Flut, zur Zeit der Ebbe. Welche Veränderungen hat die Nordseeküste
im Laufe der Zeit erfahren? Zeugen der Zerstörungen der Nordsee. Die Halligen.
Inwiefern ist die Nordsee eine Mordsee? Die Bedeutung Helgolands. Helgoland
aus der Vogelschau. Womit beschäftigen sich die Bewohner Helgolands? Wie er-
klärt sich das? Welches Lied erinnert an diese Insel? Geschichtliches über Helgo-
land. Bekannte Meerbusen der Ostsee. Wie sind sie entstanden? Wodurch ist die
Küste gegen die Fluten der Nordsee geschützt? Wie sind die Deiche eingerichtet?
Warum haben sich die Bewohner nicht unmittelbar an der Küste angesiedelt? Wie
erklärt sich die Bedeutung von Bremen und Hamburg? Was für Bodeu enthält
das westelbische Tiefland? (Marsch, Moor, Sand.) Wo findet sich Marschland?
Wie erklärt sich das? Wie sieht es in Marschgegenden aus? Warum fehlt es da
an Steinen und Bäumen? Womit beschäftigen sich die Marschbewohner? Worin
ist das begründet? Wie sieht es in einem 'Moore ans? Wodurch werden wir an
die Moore erinnert? (Höhenrauch.) Auf welche Weise sucht man Moorgegenden
anbaufähig zu machen? Welche Stadt bietet ein Beispiel dafür, mit welchem Erfolge
das geschehen kann? Wie sieht es im Münsterlande aus? Womit beschäftigen sich
die Bewohner daselbst? Wie kommt das? Wie ist es mit der Ansiedelung der
Bewohner dort bestellt? (Einzelgehöfte.) Wie erklärt sich das? Beschreibe das
westfälische Bauernhaus! Welche Bedeutung hat der Dortmuud-Ems-Kaual? Die
Natur der Lünebnrger Heide. Erzeugnisse derselben. Inwiefern bedingen sie die
Beschäftigung der Bewohner? Die Flüsse des westelbischen Tieflandes. Der Unter-
lauf der Elbe. Wie unterscheiden sich Marsch, Moor und Heide? Wie ist das oft-
elbifche Tiefland im allgemeinen gestaltet? Eine Eigentümlichkeit des Baltischen
Landrückens (Seen). Auf welche Weise steht die Ostsee mit der Nordsee in Ver-
bindung? Wie sieht die Küste der Ostsee aus? Wie sind die Dünen entstanden?
Welche Nachteile und Gefahren können sie bringen? Wie sucht man diesen zu
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm-Kanal Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Taunus Westerwald Westfalen Schlesiens Westen Ostsee Rhein Ostsee Kaiser-Wilhelm-Kanal Hannover Schleswig-Holstein Brandenburg Pommern
— 230 —
Die Mittellage Deutschlands hat manche Vorteile im Gefolge.
Vermöge dieser Lage war und ist eine Wechselwirkung zwischen dem
Herzen Europas und seinen äußeren Teilen unausbleiblich. Wie
einerseits fremde Volksstämme benachbarter Staaten sich leicht mit
der germanischen Bevölkerung vermischen und fremder Einfluß, fremde
Sitte und Sprache leicht in Deutschland eindringen konnten, so hat
andererseits unser Vaterland Teile seiner Bevölkerung an die benach-
barten Länder abgegeben. Es empfing die christliche Bildung von
den älteren Kulturvölkern im Süden und Westen und teilte sie dem
Norden und Osten mit. Die angedeutete Lage ist besonders wichtig
für den Handel und Verkehr, wodurch nach allen Seiten hin Ver-
bindungen angeknüpft und sowohl geistige als materielle Güter (Bil-
dung, Natur- und Kunsterzeugnisse) zwischen den einzelnen Völkern
ausgetauscht werden können. Auf diese Weise lernt ein Volt vom
andern und macht sich dessen Fortschritte und Errungenschaften auf
den verschiedensten Gebieten menschlicher Kultur zunutze. Vielfach
nimmt der Handel zwischen Deutschlands Nachbarländern seinen Weg
durch jenes Land und bringt ihm so manchen materiellen Vorteil,
indem es sich der deutschen Verkehrsmittel bedienen muß. Im Mittel-
alter war Deutschland der Mittelpunkt des europäischen Handels, der
seinen Weg vom Mittelländischen Meere nach der Ostsee nahm.
Manche deutsche Stadt (wie Danzig, Breslau, Leipzig u. a.) verdankt
diesem Umstände zum Teil ihre Blüte.
Die Handelsbeziehungen und Verkehrsverbindungen Deutschlands
beschränken sich aber nicht auf seine unmittelbaren und seine mittel-
baren Nachbarländer, sondern sie erstrecken sich über die ganze Erde.
Das Deutsche Reich hat einen hervorragenden Anteil an dem Welt-
Handel und dem Weltverkehr. Den Zugang dazu eröffnet das Welt-
meer, das nicht mehr wie einst eine unüberwindliche Schranke zwischen
den einzelnen Völkern, sondern zur völkerverbindenden Brücke geworden
ist. Wenn Deutschland auch nicht (wie die Länder Westeuropas) un-
mittelbar an den Atlantischen Ozean, das für den Weltverkehr wich-
tigste Meer, grenzt, so kann es doch durch die Nordsee jenes Meer
leicht erreichen und die Türe zum Welthandel offen halten. Freilich
ist die feichte Küste der stürmischen Nordsee der Schiffahrt nicht be-
sonders günstig; aber gewaltige Flußmündungen nehmen auch die
größten Handelsschiffe auf und halten die Verbindung mit dem Welt-
meere aufrecht. Jene Flüsse erschließen nebst zahlreichen Kanälen
und Eisenbahnen das Hinterland der Nordsee und führen in die be-
völkertsten und industriereichsten Gegenden Deutschlands hin, deren
Erzeugnisse leicht zum Meere und auf deu Weltmarkt gebracht werden
können. Die Ostfee ist mehr ein Binnenmeer mit weniger ergiebigem
Hinterland. Durch den Kaiser Wilhelm-Kanal aber ist auch sie mehr
in den Welthandel hineingezogen worden. Trotz der Schwierigkeiten,
welche die Küstenverhältnisse der Entwicklung des Seehandels bereiten,
hat sich Deutschland zur zweiten Seehandelsmacht aufgeschwungen.
Die Lage Deutschlands inmitten zahlreicher Nachbarn birgt aber
auch Gefahren in sich, insofern leicht Streitigkeiten entstehen und
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Europas Deutschland Deutschlands Deutschland Ostsee Danzig Breslau Leipzig Deutschlands Deutschland Westeuropas Nordsee Deutschlands Deutschland Deutschlands
— 236 —
die viele Seen aufweisen, eines im Süden und eines im Norden.
Mitteldeutschland hat nur wenige und unbedeutende Seen. Die südliche
Seengruppe liegt auf der süddeutschen Hochebene (S. 7) und am
Fuße der Alpen (S. 2—4). Da sie ursprünglich Talkessel waren,
die vom Gebirgswasser ausgefüllt wurden, haben sie eine beträcht-
liche Tiefe. Die meisten sind durch Naturschönheit ausgezeichnet.
Man zählt solcher Seen im südlichen Bayern gegen 70. Der
größte aller deutschen Landseen ist der Bodensee (S. 4). Die
nördliche Seengruppe umkränzt die ganze Ostseeküste. Diese Seen
liegen größtenteils auf dem uralisch-baltischen Landrücken; ihre
Lage ist daher meistens bedeutend höher als die der benachbarten
Stromtäler. Die größten sind der Spirding- und der Mauersee
(S. 113).
Die größten deutschen L?een sind folgende:
1. Bodensee 539 qkm 6. Schweriner See 64 qk
2. Müritzsee 132 „ 7. Starnberger See 57 ..
3. Spirdingsee 118 „ 8. Ammersee 47
4. Mauersee 108 „ 9. Walchensee 16
5. Chiemsee 84 „ 10. Kochelsee 6,5
11. Königssee 5 qkm.
b) Fließende Gewässer.
Unter den 150 Flüssen Deutschlands, von denen 60 schiffbar sind,
befinden sich sieben Ströme: Die Memel (S. Iii), die Weichsel
(S. 113 und 115), die Oder (S. 89 und 116), die Elbe (S. 77
und 100), die Weser (S. 52 und 106), der Rhein (S. 19, 32, 44
und 48) und die Donau (S. 7 und 214), von denen die drei
ersten zur Ostsee, die drei folgenden zur Nordsee und der letzte zum
Schwarzen Meere fließen. Die Weser allein gehört ganz zu Deutsch-
land. Memel, Weichsel, Oder und Elbe haben ihren Ursprung
außerhalb, der Rhein hat Quelle und Mündung im Auslande; die
Donau dagegen gehört nur mit ihrem Oberlaufe Deutschland an.
Wichtige Küstenflüffe sind der Pregel und die Trave zur Ostsee, die
Eider zur Nordsee.*)
Die fchiffbaren Flüsse sind wichtige Handels- und Verkehrsstraßen.
Eine günstige Wasserstraße ist der Rhein; viel lebhafter aber ist der
Verkehr auf der Elbe, welche nicht nur durch die Mitte Deutschlands
fließt und in diesem Lande mündet, sondern auch für Österreich der
Wasserweg zum Weltmeere ist. Rhein und Elbe, die für den Verkehr
geeignetsten Flüsse, ergießen sich in die Nordsee und verbinden so den
größten Teil Deutschlands mit dem Atlantischen Ozean.
*) Von den genannten Flüssen sind die Quelle, die Mündung, die wechselnde
Richtung des Laufes, die Nebenflüsse und die daran liegenden bekannten Städte
anzugeben.
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— 238 —
Im Land der Schwaben auferzogen,
Eilt rasch und leicht der Neckar hin,
Wenn auch nicht mit gewölbten Bogen
Gewalt'ge Brücken d'rüber zieh'n;
Doch spiegeln, gleich den schönsten Kränzen,
Sich Dörfer in der klaren Flut,
Und dunkelblau mit sanftem Glänzen
Der Himmel, der darüber ruht.
Gestiegen aus verborg'nen Quellen,
Im grünen, lustigen Gewand,
Um welches tausend Falten schwellen,
Strömt weit die Donau durch das Land.
Die Städte, die sich d'rin erblicken,
Erzählen von vergang'ner Zeit
Und fragen dann mit stillem Nicken:
Wann wird die alte Pracht erneu't?
Durch alle Gau'n der freien Sachsen
Erhebt sich stolz das Riesenkind,
Es sieht, wie sonst, die Eichen wachsen,
Doch sucht es seinen Wittekind;
Und denkt es der gesunk'nen Helden,
Dann zögert es im raschen Lauf
Und wünscht, was alte Sagen melden,
Herauf, aus seiner Flut herauf.
So nah' dem hochbeglückten Lande,
Wo Zwingherrnblnt die Erde trank
Und nach gelöstem Sklavenbande
Das Römerreich zu Boden sank;
Vernimm, o Weser, uns're Grüße,
Sie sollen jubelnd zu dir zieh'n,
Voll Ernst und stiller Würde fließe
Du Freiheitsstrom zum Weltmeer hin!
Es sei der Oder jetzt gesungen
Der letzte schallende Gesang,
Einst hat ja laut um sie geklungen
Das deutsche Volk im Waffenklang.
Als es sich still und stark erhoben
In seiner ganzen Riesenmacht,
Da half der Helfer ihm von oben,
Geschlagen ward die Völkerschlacht.
So rauscht, ihr Ströme, denn zusammen
In ein gewaltig Heldenlied;
Zum Himmel schlagt ihr hellen Flammen,
Die ihr im tiefsten Herzen glüht:
Eins wollen wir uns treu bewahren,
Doch eins erwerben auch zugleich:
Du, Herr, beschütz' es vor Gefahren,
Und zu uns komm' dein freies Reich!
Mar von Schenkendorf.
Die Flüsse stehen vielfach durch Kanäle miteinander in Ver-
bindung, wodurch bequeme und vielbenutzte, weil billige Verkehrswege
geschaffen wurden. Sie dienen auch dazu, die Eisenbahnen, auf denen
der Verkehr einen Ungeheuern Umfang angenommen hat, zu entlasten.
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— 239 —
Die deutschen Kanäle sind insgesamt 2500 km lang. Ein weiterer
Ausbau des Kanalnetzes ist geplant. Von ältern Kanälen seien genannt:
der Ludwigskanal (S. 216), der Rhein-Rhone- und der Rhein-Marne-
Kanal (S. 228), der Friedrich-Wilhelms-Kanal (S. 128), der Bromberger
Kanal (S. 116) und der Elbing-Oberländische Kanal (S. 113); in neuerer
Zeit kamen der Kaiser Wilhelm-Kanal (S. 123), der Dortmund-Ems-
Kanal (S. 102) und der Elbe-Trave-Kanal (S. 123) hinzu.
c. Mineralquellen
sind in Deutschland reichlich vorhanden; viele von ihnen gehören zu
den heilkräftigsten Europas. Die an Mineralquellen reichsten Gegen-
den Deutschlands sind der Schwarzwald, das niederrheinische Schiefer-
gebirge, das Wesergebirge und die Sudeten. Wiesbaden, Schlangen-
bad, Ems, Bertrich, die Quellen im Ahrtal, die Schwefelquellen von
Aachen und Burtscheid gehören zu den besuchtesten des Reiches. Tausende
von Menschen strömen alljährlich in den Bädern zusammen, um Heilung
zu suchen. Wem Mangel an Zeit oder Geld es nicht gestattet, ein
Bad zu besuchen, dem ist trotzdem der Genuß und Gebrauch der heil-
kräftigen Wasser nicht versagt, da diese, in Flaschen und Krügen ver-
wahrt, weit und breit versandt werden. Unter den Seebädern sind
Borkum, Norderney, Wangeroog, Wyck aus Fohr und Westerland auf
Sylt (in der Nordsee), Kiel, Travemünde, Warnemünde, Putbus,
Heringsdorf, Swinemünde, Misdroy, Kolberg, Zoppot und Pillau die
wichtigsten.
5. Das Klima.
Deutschland hat im allgemeinen gemäßigtes Klima, das von der
sengenden Hitze des Südens und der erstarrenden Kälte des Nordens
gleich weit entfernt ist. Über Deutschlands Gaue lacht zwar kein stets
blauer Himmel, keine ewig glühende Sonne, wie in Spanien und
Italien, aber sie sind auch nicht verschleiert von dem nebeligen Grau
des ozeanischen Westens, gegen dessen dicke Nebel die deutschen wie
zartgewebte Schleier aussehen, und nicht ausgetrocknet vom schneidenden
Luftzuge des festländischen Charakter tragenden ebenen Ostens. Im
ganzen ist der Unterschied der Wärme in Nord- und Süddeutschland
viel geringer, als man nach der Ausdehnung des Landes erwarten
sollte; denn einmal hat Süddeutschland eine viel höhere Lage als das
deutsche Tiefland, und außerdem ist es durch die Alpen von dem
warmen Südeuropa abgesperrt. Ein größerer Temparaturunterschied
besteht zwischen dem Westen und Osten Deutschlands. Der Westen
steht unter dem Einfluß des ozeanischen Klimas, im Osten aber macht
sich das festländische Klima Osteuropas geltend, weshalb wir eine
Abnahme der durchschnittlichen Jahrestemperatur von Südwesten nach
Nordosten, in manchen Landstrichen sogar direkt von Westen nach
Osten sinden. Am wärmsten ist es in den Ebenen am Oberrhein, im
Neckar- und Maintale, am kältesten in Ostpreußen.
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Extrahierte Personennamen: Burtscheid
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Rhone- Rhein-Marne- Dortmund-Ems- Deutschland Europas Deutschlands Schwarzwald Wiesbaden Aachen Borkum Norderney Nordsee Kiel Putbus Heringsdorf Misdroy Kolberg Zoppot Pillau Deutschland Deutschlands Spanien Italien Deutschlands Osteuropas Maintale Ostpreußen
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Als weitere deutsche Antwort darauf entstand zu gleicher Zeit
„Die Wacht am Rhein" (von M. Schneckenburger), in welcher All-
Deutschland zur Beschützung des Rheines aufgefordert wird:
Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?
Tröstend antwortet der Dichter dem geängstigten deutschen Volke:
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Und die Deutschen schwuren:
So lang ein Tropfen Blut noch glüht,
Noch eine Fanst den Degen zieht,
Und noch ein Arm die Büchse spannt,
Betritt kein Welscher deinen Strand,
Der Deutsche kann mit Recht auf seinen Rheinstrom stolz sein.
Seine Fluten wogen mächtig und friedlich dahin durch lachende Fluren,
an stattlichen Schlössern, hohen Domen, kunstreichen, belebten Städten
vorbei, denen sie reiche Lasten zuführen. Hohe Waldgebirge winken
lange aus blauer Ferne und spiegeln sich dann in dem herrlichen
Strome, bis dieser die schrankenlose Ebene betritt. An seinen Quellen
erklingen die Gesänge armer, aber freier und froher Hirten, und in
seinem Mündungsgebiete lebt und schafft ein kunstsinniges, gewerbe-
fleißiges und unternehmendes Volk. Andere Flüsse haben wohl eine
größere Wasserfülle und Breite als der Rhein; aber dieser hat klare,
sich fast gleich bleibende Fluten, und seine Breite, die nicht die beiden
Ufer gänzlich trennt, reicht völlig aus für Floß und Schiff und jeden
Verkehr. Der Rhein nimmt seinen Weg durch lauter fruchtbare Ge-
biete, und aus seiner Ebene führen Wasserstraßen zu reichen, herrlichen
Landschaften tief nach Deutschland und Frankreich hinein. Der Rhein-
ström selber aber und seine Ufer sind die große Handels- und Reise-
straße zwischen dem Süden und Norden, zwischen Holland und der
Schweiz, England und Italien.
Der Rheinländer hängt mit allen Fasern seines Herzens an
seiner Heimat und stimmt gerne in den Gruß des Dichters ein:
Mein Heimatland, o du herrlicher Rhein,
Du Perle des Westens, grüngoldige Flut,
Deine Männer sind stark, deine Fraueu sind gut;
Es ist eine Lust, dein Kind zu sein!
Wie blauet dein Himmel so tief und so klar I
Wie wallt in goldenen Ähren das Land!
Auf den Hügeln, zu Tal, an der Ebene Rand,
Wie schwilleft von Segen du wunderbar!
Von deinen Bergen, wie sieht es sich weit!
Wie atmet die Seele so kühn dort und frei!
In der Tiefe ziehen die Schiffe vorbei
Nur zögernd hinweg aus der Herrlichkeit.
(Metzerath.)
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