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1. Teil 2 - S. 18

1916 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
18 Vierzehnter Abschnitt. Der muß auch am Schreibtisch hinter den Büchern sitzen, lernen und arbeiten, damit er weiß, wie es früher die großen Feldherren angestellt haben, zu siegen, und wie man das heute anstellen muß. And auch das hat Mackensen fleißig getrieben. Da kam er denn bald in den Großen Generalstab. Dann ist er wieder eine Zeit lang bei seinen lieben schwarzen Äusaren gewesen. Weil er aber so ganz besonders tüchtig war, ist er unserem Kaiser aufgefallen. Der hat gesagt: So einen Mann kann ich gut brauchen. And hat ihn zum Flügeladjutanten gemacht. Der Flügeladjutant ist der Offizier, der immer beim Kaiser sein muß, ihm immer helfen muß, wenn er arbeitet. Damals machte der Kaiser eine Reise nach Jerusalem ins heilige Land. Da hat Mackensen ihn begleiten dürfen. Endlich ist Mackensen auch General geworden. And weil der Kaiser ihn persönlich so gern hatte und wußte, was er für ein großartiger Soldat war, hat er ihn geadelt, da hieß er und seine Kinder nun weiter nicht mehr Mackensen, sondern von Mackensen. Den Adel hat er sich selber verdient. So ist Äerr August v. Mackensen schon in Friedenszeiten ein gewaltiger Lerr geworden. Dabei aber ist eins besonders schön gewesen, wie er, als er schon ein berühmter General war, noch immer seine alte Mutter verehrt hat und ihr ein gehorsamer Sohn blieb. Wenn auch noch so viel zu tun war, er hat ihr alle Woche einen langen Brief geschrieben. And selbst jetzt im Weltkrieg, wenn alles drunter und drüber ging, an seine Mutter hat er immer gedacht und geschrieben. And als ihn der Kaiser zum Feldmarschall machte, da war die erste, der er es mit einem Telegramm mitteilte, seine geliebte, verehrte, alte Mutter. Davon aber, wie der Äerr v. Mackensen sich den Feldmarschallstab verdient hat, wollen wir nun hören. Den Russen war es ja im Norden wie im Süden schlecht genug ergangen, besonders aber die Schläge, die ihnen wieder Äinden-burg an den masurischen Seen ausgeteilt hatte, schmerzten sie arg. Gleich nachdem die große Njemen-Armee vernichtet war, hatte der Zar in aller Eile eine Menge neue Truppen in diese Gegend geschickt. Denn dort im Norden ging ja der Weg nach seiner Hauptstadt Petersburg. And da mußte er sich ja gewaltig vorsehen, daß der Äindenburg mit seiner ihm nun zum dritten Mal bewiesenen Fixigkeit nicht gar mitten hineingeriet. Es wurden also von den anderen Teilen der langen Leereslinie so viel, wie irgend entbehrlich,

2. Teil 2 - S. 16

1916 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
16 Vierzehnter Abschnitt. bürg, wißt ihr noch, war aus einem alten Adelsgeschlecht. Unser Adel hat uns viele große Männer gegeben — nennt welche! Sch.: Bismarck, Molmke, Stein. Nun seht ihr, daß unser Bürgertum aber auch große Männer zählt. Feldmarschall Mackensen ist erst als Offizier vom Kaiser geadelt worden, geboren ist er als Bürgerlicher. Sein Vater war Landwirt, er hatte kein eigenes Gut, sondern hat erst anderer Leute Güter verwaltet, später hat er sich selbst ein Gut gepachtet. Aber er war ein tüchtiger, fleißiger Mann und hat es darum zu was gebracht. Unser Feldmarschall August Mackensen — in der Provinz Sachsen ist er geboren — hat erst mal die Schule besuchen müssen wie alle Kinder. Damals als Kind war er nur schwächlich, das Lernen fiel ihm erst recht schwer, nachher ist er gesunder gewesen und hat, weil er immer fleißig war, gute Zeugnisse bekommen. Aber wie er eingesegnet wurde — damals war er älter als ihr dann seid, er war schon siebzehn Jahr geworden — da war er noch immer so schwächlich, daß er bei der Einsegnung in der Kirche ohnmächtig wurde. Da mögen die Leute wohl gedacht haben: Na, mit dem kleinen Mackensen ist es auch nicht weit her; der wird wohl zeitlebens ein Schwächling bleiben. Aber die haben sich gründlich geirrt — was? Wollen wir mal die Russen fragen, was sie von Mackensens Schwächlichkeit halten? Da seht ihr, keiner braucht darum den Mut verlieren, wenn's ihm in der Schule schwer fällt, und wenn er kein großer, langer Schlagetot ist. Man muß abwarten, was nachher wird, und man muß immer tun, was August Mackensen zeit seines Lebens getan hat: alle Kräfte zusammenreißen, arbeiten, sich anstrengen, stark werden wollen! Als August Mackensen größer wurde, wäre er für sein Leben gern Offizier geworden und zwar Lusarenoffizier. 3n Danzig gibt es zwei Äusarenregimenter mit ganz gleichen Uniformen, schwarzen Schnüren und schwarzen Pelzmützen und auf den Mützen mit einem kleinen silbernen Totenkopf und darunter zwei gekreuzten Totenknochen. Sch.: Das sind die Totenkopfhusaren, die Leibhusaren. Za die Leibhusaren, das sind nun ganz besonders berühmte Regimenter, noch vom alten Fritz her, der sie immer besonders gelobt hat. Bei denen wäre der junge Mackensen nun gar zu gern

3. Teil 1 - S. 75

1915 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Lindenburg und Tannenberg. 75 kein Lindenburg mehr als Offizier im Kriege gewesen. And er meinte, das gehöre sich doch so für einen rechten Adligen. Darum schrieb er damals an seine Eltern: „Es ist die höchste Zeit, daß die Linden-burge mal wieder Pulver riechen." Na, ihr wißt schon, wo man Pulver ordentlich zu riechen bekommt? Sch.: Zn der Schlacht. Nun, natürlich. Und der junge Paul v. Lindenburg war auch -nicht schlecht aufs Pulverriechen aus. Gleich in der Schlacht von Königgrätz gegen die Österreicher hat er mit seinen Leuten eine Batterie österreichische Kanonen erobert. Das war ein ganz gefährlicher Sturm, und er hat auch einen Streifschuß am Kopf dabei bekommen, daß er erst ohnmächtig umfiel. Aber gleich hat er sich zusammengerissen, ist wieder aufgesprungen und seinen Leuten voran, und sie haben die Kanonen genommen. Dafür hat er seinen ersten Orden gekriegt. And jetzt hat er gerade mit den Österreichern zusammen die Russen besiegt — da mag er noch manchmal daran gedacht haben, wie er als junger Leutnant gegen sie gefochten hat. Dann ist er auch 1870 gegen die Franzosen mit gewesen und hat sich damals schon das Eiserne Kreuz verdient. Aber er war nicht bloß tapfer, sondern auch ein kluger Mann. Darum ist er später im Frieden in den Generalstab gekommen, von dem ihr ja schon wißt, daß er alles für den Krieg schön vorbereiten und berechnen muß. And als er dann älter wurde, wurde er auch General und kommandierte ein Armeekorps. Da mußte aber alles fein ordentlich zugehen; denn Anordnung und Nachlässigkeit, die konnte der General v. Lindenburg gar nicht vertragen. Wenn er so etwas traf, da hat er bloß sehr ernst sich das verbeten; da hat sich denn der, der nachlässig gewesen war, gleich immer sehr geschämt und es künftig besser gemacht. Schimpfen hat er nie erst brauchen, tat er auch nicht. Denn Lindenburg ist ein sehr ruhiger Mann, der regt sich nicht auf, der sagt bestimmt, was er will, und dann haben alle Leute schon solche Achtung, daß sie gleich gehorchen. So ist der General v. Lindenburg ein alter Mann geworden. Als er 64 Jahr alt war, hat er sich zur Ruhe gesetzt, wie man sagt, sich pensionieren lassen, bei Generälen heißt das zur Disposition stellen. Er hatte immer gehofft, er würde noch mal in einem Kriege ein Leer führen; aber weil nun kein Krieg kam, so hat er gemeint, die jüngeren Offiziere wollten auch einmal General werden und ist abgegangen.

4. Teil 1 - S. 64

1915 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
64 Sechster Abschnitt. Seht ihr wohl, so geht es, wenn die Kinder verwöhnt sind. Aber das schadet nichts. Großmutter kann schon gut den Kindern mal einen Spaß machen. Q3ater wird schon sorgen, daß sie hinterher wieder artig werden. Aber, wißt ihr, manchmal sind die großen Leute auch wie die Kinder. Wenns ihnen zu gut gegangen ist, maulen sie hinterher, wenn s wieder anders wird. Q)a brauchen sic denn auch einen strengen Vater. And der — ? Sch.: Das ist der liebe Gott. Jawohl. So ist das auch im September 1914 gewesen. Die lieben Deutschen waren verwöhnt. Sie hatten zu viel Zuckerbrot gegessen und die zu Lause hatten es zu leicht gehabt. Alle Tage Siegesnachrichten, alle Tage Äüeldung von einer oder ein paar neuen eroberten Festungen, alle Tage Kunde von zwanzig, dreißig Kilometern Weiter-Vormarsch aus Paris. Da haben sie immer bloß in Berlin und in Köln und in Kötzschenbroda auf dem Markt gestanden und Lurra geschrien. Das war ihre ganze Arbeit. And da haben sie gemeint, das könnten sie auch vom lieben Gott verlangen, daß das so weiter ginge. Da hat aber der liebe Gott auf einmal „Lalt" gerufen. And da ist es anders gekommen. Da hat der General Ioffre seine Truppen alle beisammen gehabt, da waren die Feinde viel mehr als die Deutschen, da mußten sie ein Stück zurück, und da hörten die Siege mit einem 2)?al auf. (Erst da hieß es bloß, man hätte den Flügel des deutschen Leeres ein Stück zurückbiegen müssen. „Na", haben da die Leute gesagt, „er wird auch schon wieder vorwärts gehen". Dann hieß es: „Eine neue Schlacht ist im Gange." Dann: „Die Schlacht ist noch unentschieden." Dann auch einmal: v,D>ie Franzosen fangen an zu wanken." Dann aber wieder: „Die Entscheidung ist noch nicht gefallen." So ging es 8 Tage, 14 Tage und immer länger und immer länger. And schließlich merkten die Leute in Deutschland zu Lause, daß das nicht eine Schlacht war, wie man sie früher gewöhnt war, wo die Leere im freien Felde auf einander losgingen, eine Weile lang schossen, dann mit dem Seitengewehr angriffen und endlich doch siegten oder unterlagen, sondern daß das eine ganz neue Art Schlacht war, die nicht Tage, nickt Wochen, nicht Monate, die ein ganzes Zahr und noch länger dauern konnte. Ach was sind doch die Deutschen zuhause damals erst ungeduldig geworden! „Immer noch nichts Neues?" Manche haben

5. Teil 1 - S. 1

1915 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Erster Abschnitt: England. Wir wollen heut noch einmal von dem großen Kriege ganz von Anfang an reden. 3ch weiß schon, ihr Iungens findet den Krieg eigentlich wunderschön — nicht? Sch: Za. Wenn Sieg ist, fällt die Schule aus. Am Nachmittag spielen wir Krieg. Wir kennen uns schon, Freundchen! Weniger Unterricht habt ihr auch. Sch: And neulich waren Soldaten hier. Eine ganze Kompagnie. Die haben auf der Viehweide abgekocht. Wir haben helfen Lolz schleppen. Nun gewiß, Krieg ist schon eine rechte Iungsfreude. And unser großen Jungs, die sind auch mit Heller Freude hinausgezogen. Äabt ihr's gemerkt? Sch: Die Stadtmusik haben sie vorneweg gehabt. Die hat immer aufgespielt. And an den Äüten haben sie Eichensträuße gehabt. And Blumen am Rock. And denn haben sie gesungen. And Äurra geschrieen. Warum haben die sich wohl gefreut? Sch: Daß es gegen die Engländer ging. And? Sch: Gegen die Franzosen! And die Russen! And die Belgier! And die Zapse! And die Serben! And die Italiener! Also, da hat es ja genug zum Freuen gegeben. Aber ob sich alle nur gefreut haben? Sch: Die Mutter hat geweint. And die Mädchen. Unser Vater auch. 3a seht ihr. Die jungen Burschen, die hinausziehen, die denken nur, wie sie es den Feinden, der niederträchtigen Bande, eintränken Rauh: Der Weltkrieg in der Volksschule. 1

6. Teil 1 - S. 2

1915 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
2 Erster Abschnitt. wollen. And je mehr es sind, um so mehr freuen sie sich, daß es ordentlich lohnt. Aber schon unsere Väter, die haben auch zu sorgen, wenn es in den Krieg geht. Um wen sorgen sie sich? Sch: Um die Kinder. Und um die Mutter. Ja, ja. Denen daheim geht es ja manchmal schlimm genug; das habt ihr auch schon gemerkt. Das Brot ist knapp, und das Fleisch ist teuer, und Gemüse gibt es fast gar nicht. Die Kartoffeln sind ja wieder reichlicher; aber auch noch teuer genug. Da gibt es in gar vielen Lausern Not. Aber es gibt noch schlimmere Sorgen daheim. Die Sorgen um die draußen. Wenn Tage lang und gar Wochen lang vom Vater oder vom Bruder kein Brief kommt. Wenn es heißt, er ist verwundet oder ist gefangen. Oder gar — er ist tot. Ach, da ist wohl viel geweint worden in unserem lieben Vaterlande. Da seht ihr, der Krieg ist auch gar schwer. Und ich weiß Gegenden im deutschen Vaterland, wo es noch viel schlimmer hergegangen ist. Sch: Ostpreußen. Da sind die Russen eingefallen. Wie ist’5 denn da ergangen? Sch: Da haben sie die Dörfer verbrannt. Und alle Leute tot gemacht. Ja, wenigstens an manchen Stellen haben die Russen dort geraubt und gemordet, nicht wie anständige Soldaten, sondern wie Banditen. Aber auch wenn sie gar nichts besonders Böses getan haben, bloß ordentlich Krieg geführt, da ist es dem Lande schon schlimm ergangen. Wieso wohl? Sch: Die Kanonen schießen die Häuser kaputt. Und die Soldaten nehmen alles Essen weg. Wozu denn? Sch: Damit sie selber welches haben. Also da seht ihr schon, wenn auch die Zungs und die jungen Männer sich auf den Kampf und über die Siege von Kerzen gefreut haben, Krieg ist doch ein schlimmes Ding. Viele hunderttausend auch von uns Deutschen sind schon gefallen. Soviel, nein mehr, Männer gefallen, wie vielleicht Leute in unserer Provinz-hauptstadt wohnen. Männer, Frauen, Kinder und Greise zusammen. Denkt mal, wenn all unsere Tapferen, die draußen geblieben sind, auf einem großen Kirchhof beerdigt wären, wie groß der wohl sein

7. Geschichtliches Lesebuch - S. 33

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Iii. v. Treitschke, Burschenschaft und Wartburgfest. 33 Iii. Die deutsche Burschenschaft und das wartburgfest. (o. Treitschke, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Band Ii. 5. Aufl. Leipzig, Hirzel 1897. Ii. Buch. 7. Abschnitt. (Gekürzt.)) Zu allen Zeiten hat die Jugend radikaler gedacht als das Alter, weil sie mehr in der Zukunft als in der Gegenwart lebt und die Mächte des Beharrens in der historischen Welt noch wenig zu würdigen weiß. Es bleibt aber immer ein Zeichen krankhafter Zustände, wenn die Kluft zwischen den Gedanken der Alten und der Jungen sich allzu sehr erweitert und die schwärmende Begeisterung der Jünglinge mit der nüchternen Thätigkeit der Männer gar nichts mehr gemein hat. Ein solcher innerer Zwiespalt begann sich nach dem Frieden in Norddeutschland zu zeigen. Die jungen Männer, die im Wassenschmucke den Anbruch ihres eigenen bewußten Lebens und den Anbruch ihres Vaterlandes zugleich genossen, oder auf der Schulbank klopfenden Herzens die Kunde von den Wundern des heiligen Krieges vernommen hatten, waren noch trunken von den Erinnerungen jener einzigen Tage; sie führten den Kampf gegen das Wälschtnm und die Zwingherrschaft im Geiste weiter und fühlten sich wie verraten und verkauft, da nun die Prosa der stillen Friedensarbeit von neuem begann. Wie sollten sie verstehen, welche quälenden wirtschaftlichen Sorgen den Älteren die Seele belasteten? In alten Zeiten — so etwa lautete die summarische Geschichtsphilosophie des jungen Volks — in den Tagen der Völkerwanderung und des Kaisertums war Deutschland das Herrenland der Erde gewesen; dann waren die langen Jahrhunderte der Ohnmacht und der Knechtschaft, der Verbildung und Verwischung hereingebrochen, bis endlich Lützows wilde verwegene Jagd durch die germanischen Wälder brauste und die heiligen Scharen der streitbaren Jugend das deutsche Volk sich selber zurückgaben. Und was war der Dank? Statt der Einheit des Vaterlandes entstand „das deutsche Bunt", wie Vater Jahn zu sagen pflegte; die Alten aber, denen der Heldenmnt der Jungen das fremde Joch vom Nacken genommen, versanken wieder in das Philistertum, saßen am Schreibtisch und in der Werkstatt, als sei nichts geschehen. Müller, Geschichtliches Lesebuch. 3

8. Geschichtliches Lesebuch - S. 38

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
38 Iii. v. Treitschke, Burschenschaft und Wartburgfest. beständige Krieg gegen die akademischen Gesetze, worin die Landsmannschaften ihren Ruhm gesucht hatten, jetzt Plötzlich aufhörte; und wie viel edler ward der ganze Ton des akademischen Lebens, seit die Gesänge Arndts und Schenkendorfs auf den Kommersen erklangen und eine ganze Schar junger Poeten, der Holsteiner Binzer voran, immer neue kräftige Burschenlieder aufbrachte. Fast alle die ernsten Lieder, welche der deutsche Student heute zu singen pflegt, sind erst damals aufgekommen; auch das Weihelied der Studenten, der Landesvater, erhielt erst jetzt durch eine glückliche Umarbeitung seinen schönen vaterländischen Sinn. Die christliche Frömmigkeit, die sich allerdings oft prahlerisch zur Schau stellte, war bei beit meisten echt und innig; mancher der jungen Träumer erschien wie verklärt durch die fromme Freude über alle die Wunder, welche Gott an diesem Volke gethan........... Bereits im Sommer 1814 hatte sich in Jena eine Wehrschaft gebildet, die ihre Leute durch ritterliche Übungen für den vaterländischen Waffendienst vorbereitete. Im folgenden Frühjahr traten dann die Mitglieder von zwei Landsmannschaften, die des schalen alten Treibens müde waren, mit einigen Wildert zusammen, und am 12. Juni 1815 ward die neue Burschenschaft, nach altem Jenenser Branch, durch einen feierlichen Aufzug über den Marktplatz eröffnet. An der -Spitze standen zwei Theologen aus Mecklenburg, Horn und Riemauu, und ein begeisterter Schüler von Fries, Scheidler ans Gotha, durchweg stattliche, brave junge Männer, die sich im Kriege tapfer geschlagen hatten. Der erste Sprecher, Karl Horn, der späterhin als Lehrer Fritz Reuters weitereu Kreisen bekannt wurde, blieb bis ins hohe Alter dem Enthusiasmus seiner Jugend treu und starb in dem frommen Glaubeu, daß er mit der Stiftung der Burschenschaft „ein Werk des Herrn" gethan habe. Die neue Verbindung brach sofort mit allen Unsitten des Pennalismus und wurde nach rein demokratischen Grundsätzen durch einen freigewählten Ausschuß und Vorstand regiert; ihr Ehrengericht brachte die Duelle auf eine bescheidene Zahl herab und wachte streng über ehrenhafte Sitte. Schon ein Jahr nach der Stiftung hatten sich alle anderen Verbindungen in Jena aufgelöst, und die Burschenschaft erschien nunmehr wirklich, wie sie es wollte, als ein Bund der gesamten christlichdeutschen Studentenschaft. In diesen ersten Tagen herrschte noch durchaus der gute Ton einer warmen vaterländischen Begeisterung. Welch ein Abstand gegen die Roheit früherer Tage, wenn die

9. Geschichtliches Lesebuch - S. 43

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Iii. v. Treitschke, Burschenschaft und Wartburgfest. 43 Burschen Paar an Paar, viele schöne germanische Reckengestalten darunter, mancher im Vollbart, was bei ängstlichen Gemütern schon als ein Zeichen hochverräterischer Gesinnung galt. Allen lachte die Freude aus den Angen, jene glückliche Selbstvergessenheit der Jugend, die noch ganz im Genusse des Augenblicks aufzugehen vermag; ihnen war, als ob thuen heute zum ersten Male die Herrlichkeit ihres Vaterlandes leibhaftig entgegenträte. Droben im Rittersaale der Wartburg, den der Großherzog gastfreundlich geöffnet hatte, wurde zuerst unter Pauken- und Trommelschall „Eine feste Burg ist unser Gott" gesungen. Darauf hielt der Lützower Riemann aus der Fülle feines ehrlichen Herzens heraus eine Festrede, die in hochpathetischen überschwänglichen Sätzen von den Thaten Luthers und Blüchers sprach und dann bei den Geistern der erschlagenen Helden die Burscheu mahnte zum „Streben nach jeglicher menschlichen und vaterländischen Tugend". Einige der landläufigen Schlagwörter von den vereitelten Hoffnungen des deutschen Volks und dem einen Fürsten, der sein Wort gelöst, liefen zwar mit unter; das Ganze war ein jugendlich unklarer, durchaus harmloser Gefühlserguß, ebenso vieldeutig und unbestimmt, wie die neue Losung Volunto! welche die Burschen gern im Munde führten. Auch was nachher noch von Professoren und Studenten geredet ward, ging nicht über dies Maß hinaus, selbst Oken sprach mit ungewohnter Selbstbeherrschung und warnte die jungen Leute vor einer verfrühten politischen Thätigkeit. Nach dem Mittagsmahle gingen die Burschen zur Stadt hinab in die Kirche, wo auch der Eisenacher Landsturm dem Gottesdienste beiwohnte; dann gaben noch die Kämpen des Berliner und des Jenenser Turnplatzes den staunenden Landstürmern ihre Künste zum besten. Als die Dämmerung hereinbrach, zog man mit Fackeln wieder hinaus uach dem Wartenberge, der Wartbnrg gegenüber, wo mehrere große Siegesfeuer brannten, die mit patriotischen Reden und Liedern begrüßt wurden. Bis dahin war das Fest in glücklicher Eintracht verlaufen; hier aber ward zum ersten Male offenkundig, daß sich bereits eine kleine extreme Partei innerhalb der Burschenschaft gebildet hatte: jene fanatischen Urtentonen aus Jahns Schule, die man die Altdeutschen nannte. Diese köstliche Gelegenheit für eine fratzenhafte Eulenspiegelei konnte sich der Turumeister doch nicht entgehen lassen. Er regte zuerst den Gedanken an, dies Lutherfest durch eine Nachäffung der kühnsten That des Reformators zu krönen und, wie einst

10. Geschichtliches Lesebuch - S. V

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Vorwort. V ständnis durchaus notwendig erschien; die Schnlorthographie ist überall durchgeführt und die Interpunktion thuulichst in Übereinstimmung gebracht worden. Für gütige Unterstützung bei der Korrektur bin ich namentlich meinem verehrten Kollegen, Herrn Professor Bartsch, zu herzlichem Dauke verpflichtet, den ich auch au dieser Stelle auszusprechen nicht unterlassen möchte. Möge denn das Buch eine freundliche Aufnahme finden und es ihm vergönnt sein, an seinem bescheidenen Teile etwas mit zur Weckuug und Belebung des historischen Sinnes und des Verständnisses der Gegenwart bei unseren heranwachsenden Generationen beizutragen. Stade, im Mai 1898. Dr. Richard Müller.
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