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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 18

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
18 3. Solon war nicht reich, aber froh und heiter, weise, tapfer im .Kriege und dem Volke aufrichtig zugethan; er strebte eifrig darnach, fein Vaterland groß und berühmt zu machen. Deshalb war er allgemein beliebt. Auf Wunsch seiner Mitbürger gab er ihnen neue Gesetze. Die Reichen mußten den Armen einen Theil ihrer Schulden erlassen; auch durfte kein Armer seiner Schulden wegen wieder unbarmherzig bestraft werden. Hatte ein Mensch ein Verbrechen begangen, so wurde er auf den Hügel des Kriegsgottes Ares (Mars) vor den Areopag geladen. Dieser Gerichtshof hatte seine Sitzungen zur Nachtzeit unter freiem Himmel. Licht wurde nicht angezündet, damit die Richter durch den kläglichen Anblick des Verklagten nicht zum Mitleid bewegt würden. Ihre Urtheilssprüche schrieben Ne auf Täfelchen und warfen dieselben schweigend in die Urnen, von denen die eine „Urne des Todes", die andere „Urne der Erbarmung" hieß. Waren die Stimmen auf beiden Seiten gleich, so wurde noch ein Täfelchen in die Urne der Erbarmung geworfen und der Beschuldigte frei gesprochen. Einst wurde auf diese Weise ein Knabe zum Tode verurtheilt, der Wachteln die Augen ausgestochen hatte, weil ein solcher Mensch, wenn er herangewachsen sei, seinen Mitbürgern zum Verderben sein würde. 4. Ueberhaupt sollten die Kinder gut und streng erzogen werden. Die Knaben mußten, wenn sie sieben Jahre alt waren, zur Schule, wo sie körperlich und geistig tüchtig ausgebildet wurden. Dort sollten sie sich nicht nur üben im Ringen, Laufen, Werfen, Springen und Schwimmen, wie die Kinder der Spartaner, sondern sie wurden auch angehalten zum Lesen und Schreiben, Lieder zu singen und Denksprüche weiser Männer zu lernen. Die Mädchen hatten ihrer Mutter im Hause zu helfen. Gegen alte Leute mußten die Kinder bescheiden sein, besonders die Eltern lieben und sie unterstützen, wenn sie alt und schwach wurden. Arme Knaben mußten ein Handwerk lernen; die reichern wurden Maler, Bildhauer, Dichter u. dergl. Denn nur fleißige, arbeitsame Leute sollten in Athen leben; wer kein Gewerbe oder keine Kunst verstand, galt für ehrlos. Im zwanzigsten Jahre wurden die Jünglinge in Gegenwart der Eltern und Verwandten feierlich als Krieger eingeweiht. Sie schwuren, dem Vaterlande in aller Noth treu zu sein, ihren Nebenmann im Treffen nie zu verlassen. Alsdann waren sie verpflichtet, fürs Vaterland zu kämpfen. Diese und andere Gesetze faßte Solon in schöne Verse und ließ sie auf mannshohe Holzpfeiler schreiben, welche auf dem Markt aufgestellt wurden, so daß sie jeder lesen konnte. Als alles fertig war, ließ er sich von den Athenern versprechen, daß sie 10 Jahre diesen Gesetzen treu bleiben wollten. Darauf reiste er weg und besuchte viele fremde Länder und Städte. 5. Auf dieser Reise kam er auch nach Klei nasien, wo in der Stadt Sardes in Lydien der König Krösus wohnte. Dieser war unermeßlich reich und hielt sich daher für den glücklichsten Mann von der Welt. Als Solon zu ihm kam, zeigte ihm der König alle seine Schätze und fragte ihn: „Solon, wen hältst du für den Glücklichsten unter den Sterblichen?" Solon antwortete: „Tellus, einen Bürger von Athen. Seine Kinder

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 102

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
aber brav und rechtschaffen, und seine Mutter eine fromme, ehrsame Frau. Beide erzogen ihren Sohn zur Furcht Gottes und hielten ihn zu allem Guten mit großer Strenge an. Später zogen sie nach Mansfeld, wo sie zwei Schmelzöfen erwarben. Hier schickte der Vater den kleinen Martin in die lateinische Schule und trug ihn, wenn das Wetter schlecht war, wohl selbst auf den Armen hin. Der Knabe zeigte so gute Anlagen und einen so großen Fleiß, daß der Vater beschloß, ihn studieren zu lassen. Deshalb kam er in seinem vierzehnten Jahre auf die berühmte Schule zu Magdeburg und ein Jahr später nach Eisenach. Hier mußte er sich, wie es damals bei den Schülern Sitte war, sein Brot vor den Thüren der Bürger ersingen. Weil er vor allen andern Knaben herzlich und andächtig sang, nahm ihn die fromme Frau Cotta an ihren Tisch. In der Schule übertraf er seine Mitschüler durch seinen Fleiß, und schon in seinem 18. Jahre konnte er die Universität Erfurt beziehen, wo er mit großem Ernste weiter studierte. Jeden Morgen sieng er feine Arbeit mit andächtigem Gebete an, denn sein Sprichwort war: „Fleißig gebetet ist halb studieret." Eines Tages suchte er in der Bibliothek unter den Büchern umher. Zufällig fiel ihm eine Bibel in die Hände, die er vorher noch nie gesehen hatte, und als er darin zu lesen anfieng, bemerkte er zu seiner großen Verwunderung, daß viel mehr Lehren und Geschichten darin standen, als die Priester in den Kirchen auszulegen pflegten. Da wünschte er von Grund seines Herzens, Gott wolle ihm auch einst ein solches Buch bescheren; denn damals war eine Bibel noch sehrtheuer. Nicht lange darauf verfiel er in eine fchwere Krankheit, fo daß er glaubte, er müsse sterben. Da besuchte ihn ein alter Priester und tröstete ihn mit den prophetischen Worten: „Seid getrost, mein Lieber, ihr werdet dieses Lagers nicht sterben \ unser Gott wird noch einen großen Mann aus euch machen, der wieder viele Leute trösten wird/' Auf den Wunsch seines Vaters sieng Luther an, die Rechte zu studieren. Als er aber eines Morgens seinen Freund im Bette erstochen fand, und er selbst an einem anderen Tage bei einem schweren Gewitter durch einen Donnerschlag betäubt zu Boden sank, dachte er: „Wie, wenn du so von einem Blitze erschlagen wärest und nun vor deinem ewigen Richter ständest?" Und er beschloß in seiner Herzensangst, in ein Kloster zu gehen und Mönch zu werden, weil er glaubte, der Weg durch ein Kloster führe gewiß in den Himmel. Noch einmal ergötzte er sich mit seinen Freunden bei heiterem Gesang, Saitenspiel und Wein und gierig dann in das Augustiner-Kloster zu Erfurt. 2. Sein Vater war durch diese Nachricht tief gebeugt, schrieb ihm aber doch zuletzt: „Gott gebe nur, daß es gut gerathe." Im Kloster mußte er die niedrigsten Dienste verrichten, die Kirche und die Zellen auskehren und mit dem Sacke auf dem Rücken für das Kloster betteln gehen. Daneben fastete und betete er fleißig und bemühte sich auf alle Weise, ein unsträfliches Leben zu führen. „Wahr ist es," erzählte er selber, „ein frommer Mönch bin ich gewesen und habe so streng meine Ordensregel gehalten, daß ich sagen kann: „Ist je ein Mönch in den Himmel

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 138

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
138 er die Königin: „Wie konnten Sie aber auch nur einen Krieg mit mir anfangen?" Luise erwiderte mit edler Würde: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen." Preußen verlor die Hälfte seiner Länder und mußte außerdem noch eine große Kriegssteuer zahlen. Aus braunschweigischem, hessischem und hannoverschem Gebiet und den preußischen Provinzen am linken Elbufer wurde das Königreich Westfalen gebildet, über welches Jerome, ein Bruder Napoleons, herrschte. Die Hauptstadt des neuen Reiches wurde Kassel. 2. Zum Glück kam Preußen nach diesen Niederlagen zur Erkenntniß seiner Fehler. Die Königin Luise schrieb an ihren Vater: „Es wird mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Weltzustände ein, und es soll eine neue Ordnung der Dinge werden, da die alte sich überlebt hat und in sich selbst als abgestorben zusammenstürzt. Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, wir sind mit der von ihm geschaffenen neuen Zeit nicht fortgeschritten, deshalb überflügelte sie uns." Friedrich Wilhelms erste Sorge war es nun auch, das gestimmte Staats- und Heerwesen neu zu gestalten und zu ordnen, und ausgezeichnete Männer, die das redliche Streben hatten, das Vaterland wieder zu heben, standen ihm treulich zur Seite. Vor allem war es der redliche Freiherr von Stein, der durch eine bessere Staatsverwaltung die Kräfte des Volkes hob und Gememsinn und echte Vaterlandsliebe in den Herzen weckte. Zwar mußte er auf Befehl Napoleons fein Amt niederlegen und Deutschland verlassen; aber sein Nachfolger Hardenberg wirkte in seinem Sinne fort. Ebenso suchte Scharnhorst durch Umgestaltung des ganzen Kriegswesens das Heer mit Liebe zum Könige und zum Vaterlande zu erfüllen. Der Waffendienst wurde als eine Ehrenpflicht dem ganzen Volke auferlegt. Im Frieden von Tilsit hatte sich Preußen freilich verpflichten müssen, nur eine Armee von 42,000 Mann zu halten; indem aber Scharnhorst einen Theil des Heeres entließ, dafür Rekruten einzog und, wenn diese einexerziert waren, von neuem wechselte, brachte er, des Feindes Wachsamkeit täuschend, die Zahl der schlagfertigen Krieger auf das Dreifache. Außer den Räthen des Königs suchten auch Männer aus dem Volke, voll von glühender Vaterlandsliebe, das heranwachsende Geschlecht zu bilden. Ernst Moritz Arndt weckte durch seine Lieder das schlummernde • Nationalgefühl; Friedrich Ludwig Jahn strebte durch das Turnen alle Stände wehrhaft zu machen und sie mit Muth und Kampfeslust zu erfüllen. Johann Gottlieb Fichte wagte es, in Berlin, während die Trommeln der französischen Besatzung durch die Straßen wirbelten, seine berühmten Reden „an die deutsche Nation" zu halten, die wie ein Aufruf gegen die verhaßte Fremdherrschaft erklangen. 3. Im Jahre 1809, als Napoleon mit Spanien in einen hartnäckigen Kampf verwickelt war, erhob Oesterreich sich von neuem, um dic

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 143

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
ich weiß, welche Seligkeit in diesem Leben reifen kann, jetzt, da alle Sterne meines Glücks in schöner Milde auf mich niederleuchten; jetzt ist es, bei Gott, ein würdiges Gefühl, das mich treibt; jetzt ist es die mächtige Ueberzeugung, daß kein Opfer zu groß sei für das höchste menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. — Eine große Zeit will große Herzen, und fühl ich die Kraft in mir, eine Klippe zu fein in dieser Völkerbrandung — ich muß hinaus und dem Wogensturm die muthige Brust entgegendrücken. Soll ich in feiger Begeisterung meinen siegenden Brüdern meinen Jubel nachleiern? — Ich weiß, du wirst manche Unruhe erleiden müssen, die Mutter wird weinen — Gott tröste sie! Ich kanns Euch nicht ersparen. Daß ich mein Leben wage, das gilt nicht viel, daß aber dies Leben mit allen Blütenkränzen der Liebe, der Freundschaft und der Freude geschmückt ist, und daß ich es doch wage, daß ich die süße Empfindung hinwerfe, die mir in der Ueberzeugung lebt, Euch keine Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein solcher Preis entgegengestellt werden darf." Körner wurde bald der Liebling aller feiner Kriegskameraden, sowohl wegen seines tapferen Muthes, als auch seiner Aeder wegen, die er ihnen unterwegs zum Singen dichtete. Bei einem verräterischen Ueberfall bei Leipzig wurde er schwer verwundet. Nach seiner Wiederherstellung trat er wieder in die Rechen seiner Mitkämpfer ein. Am 26. August kam es auf der Straße von Gadebnsch nach Schwerin zum ernsten Gefecht. Der zahlreiche Feind wurde alsbald gezwungen, sich in einen Wald zurückzuziehen. Mit allzustürmischem Muthe folgte Körner und empfieng hier den tödtlichen Schuß. Seine trauernden Freunde begruben ihn unter emer Eiche bei dem Dorfe Wöbbelin unweit Ludwigslust. 5. Napoleon versuchte indes vergebens, die Verbündeten zurückzudrängen. Sie erfochten noch manchen Sieg. So wurde sein erprobter Feldherr Ney von dem General Bülow bei Dennewitz so kräftig aufs Haupt geschlagen, daß die ganze Armee in wilder Flucht auseinander -gieng. Napoleon mußte fürchten, von Frankreich abgeschnitten zu werden, und zog sich deshalb auf Leipzig zurück. Die Verbündeten folgten, und es begann am 16.Oktober die mehrtägige Völkerschlacht bei Leipzig. 300,000 Bundesgenossen standen gegen 200,000 Franzosen, und über 1000 Kanonen donnerten gegen einander, daß die Erde erbebte und viele Fenster in Leipzig zersprangen. Mit unerhörter Anstrengung wurde von beiden Theilen gekämpft. Am Nachmittage des ersten Tages hatten die Franzosen an der einen Seite von Leipzig bereits solche Vortheile erreicht, daß Napoleon in Leipzig die Glocken als Siegeszeichen läuten ließ. Er hatte jedoch zu früh gejauchzt; seine Truppen mußten das Gewonnene wieder zurückgeben. Auf einer andern Seite von Leipzig hatte der alte Blücher löwenkühn gestritten und die Feinde bis Leipzig zurückgeworfen. Um 17. Oktober — einem Sonntage — machte Napoleon dem Kaiser von Oesterreich große Versprechungen, um ihn für sich zu gewinnen; aber umsonst. Am 18. entbrannte der Kampf von neuem. Napoleon stand auf emer Anhöhe unweit einer alten zerfallenen Windmühle und leitete

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 5

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
3. Der Argonautenzug. 1. In Thessalien lag die Stadt Jolkos. Als ihr erster König starb, hätte sein Sohn A eson sein Nachfolger werden müssen, aber Pelias, ein Anverwandter des königlichen Hauses, entriß ihm die Herrschaft. Betrübtes Herzens wanderte Aeson mit seinem kleinen Sohne Jason anfs einsame Land, wo er in Ruhe und Frieden seine Tage verlebte. Als Jason zum Manne herangewachsen war, hörte er einst, daß Pelias ein prächtiges Fest feiern wollte, zu dem viele Gäste eingeladen waren. Jason beschloß, dem Feste beizuwohnen. Auf seiner Reise kam er an einen kleinen Fluß, der von Regengüssen angeschwollen war. Am Ufer saß ein altes Mütterchen, das traurig über den wilden Strom blickte. Als Jason hörte, daß die alte Frau gern hinüber wollte, nahm er sie auf seinen Arm und trug sie wohlbehalten durch den Fluß. Am Ufer bemerkte er, daß er einen Schuh in dem reißenden Strom verloren hatte. Der Verlust berührte ihn recht schmerzlich, denn mit einem Schuh glaubte er die Reise nicht fortsetzen zu können. Aber das Mütterchen suchte ihn zu beruhigen und rieth ihm, ohne den Schuh getrost weiter zu reisen. Plötzlich war das Mütterchen verschwunden, und Jason erkannte, daß es eine Göttin gewesen war, und gieng unbesorgt weiter. , ... Als Pelias ihn sah, erschrak er heftig, denn es war ihm gewemgt, er mochte sich vor dem Manne mit einem Schuh hüten. Um nun den Jüngling aus dem Wege zu schaffen, erfann er eine List. Freundlich nahte er sich Jason und sprach: „Ich werde dir, Jason^ mein Scepter abtreten und dir die Herrschaft geben, wenn du ausziehst und mir das goldene Vließ bringst." 2. Das goldene Vließ aber hieng in Kolchis am fchwarzen Meere in einem dunklen Haine, der mit einer hohen Mauer umgeben war und von einem feuerfchuaubenden Drachen bewacht wurde. Auf wundervolle Art war es dorthin gekommen. Zwei Kinder, Phrixus und_ Helle, waren nämlich aus dem elterlichen Haufe geflohen, weil ihre böse Stiefmutter ihnen nach dem Leben trachtete. Sie hatten sich auf einen ^gold-wolligen Widder gefetzt, der sie durch die Lüfte entführte. Auf ihrer Flucht über das weite Meer war Helle ängstlich geworden und ins Meer gestürzt. Las von ihr den Namen Hell es Pont erhielt. Phrixus aber halte nach glücklicher Fahrt den Widder den Göttern geopfert und das Fell im finstern Haine aufgehängt. 3. Jason erklärte sich bereit, das gefahrvolle Unternehmen zu wagen. Nachdem die berühmtesten Helden Griechenlands ihre Theilnahme am Zuge zugesagt und sich zur Ausfahrt eingefunden hatten, segelte er auf einem Schiffe, Argo genannt, in das weite unbekannte Meer. Am Eingänge des schwarzen Meeres standen zwei Felsen, welche fortwährend zusammenschlugen, und jedes Schiff, das die Einfahrt wagte, zerschmetterten. Auf den Rath eines Wahrsagers ließen die Argoschisfer eine Taube durchstiegen; die Felsen schlugen zusammen und rissen der Taube

6. Alte Geschichte - S. 38

1888 - Leipzig : Fues (Reisland)
— 38 - stahl, Bestechung rc. aus Sparta verbannt, aber auch Künste und Handel wurden gänzlich gelähmt. Nur die unentbehrlichsten Gerätschaften waren gestattet. Der Schwelgerei suchte Lykurg durch Einführung gemeinschaftlicher öffentlicher Mahlzeiten entgegenzuarbeiten, zu denen jeder Tischgenoß einen monatlichen Beitrag von Getreide, Feigen, Käse und Wein liefern mußte. Jede Tischgesellschaft bestand aus 14 Personen. Das Hauptgericht der Mahlzeit war die kräftige schwarze Suppe, bestehend aus Schweinefleischbrühe, Blut, Essig und Salz. Ein fremder König ließ sich, um sie zu versuchen, einen spartanischen Koch kommen. Aber die Suppe wollte ihm nicht schmecken. Durch diese Einrichtungen zog sich Lykurg den Haß der Reichen dermaßen zu, daß es einst zu einem Aufstande kam und Lykurg vor den Steinwürfen seiner Gegner vom Marktplatze in einen Tempel fliehen mußte. Ein leidenschaftlicher Jüngling, Alkander, verfolgte ihn und schlug ihm, als er sich umwendete, mit dem Stock ein Auge aus. Lykurg blieb stehen und zeigte dem Volke sein blutiges Gesicht. Da ergriff die Bürger Scham und Reue, und sie lieferten ihm den Alkander aus. Lykurg nahm ihn mit in sein Haus, und ohne ihm ein hartes Wort zu sagen, befahl er ihm nur, ihn zu bedienen. Im täglichen Umgänge lernte der Jüngling die Sanftmut und Gelassenheit, die strenge Lebensart und rastlose Thätigkeit Lykurgs kennen, so daß er dessen Lob verkündete und aus einem erbitterten Gegner ein Freund Lykurgs wurde. Besondere Sorgfalt wendete Lykurg der Erziehung der Kinder zu. Jedes neugeborene Kind wurde öffentlich besichtigt; war es schwach und gebrechlich, so wurde es am Taygetus zum Verhungern ausgesetzt. Lykurg betrachtete alle Kinder als Eigentum des Staates und wollte nur kräftige Bürger erziehen. Bis in sefn siebentes Jahr blieb der Knabe bei den Eltern, dann übernahm der Staat die Erziehung desselben, und die Strenge in der Behandlung nahm immer mehr zu, je älter er wurde. Hauptzweck der Erziehung war: Gehorsam gegen die Gesetze, Ehrfurcht vor Greisen, kurze, bündige Rede, Ausdauer in Schmerz und Beschwerden und Sieg im Kampfe. Die Knaben gingen faft nackt und barfuß; das Schilf zu ihrem Lager mußten sie selbst zusammentragen und am Flusse Eurotas mit den Händen abbrechen. So lernten sie Hunger und Durst, Hitze und Kälte ertragen. Ihre Kost war sehr kärglich; dagegen war es erlaubt zu

7. Mittlere Geschichte - S. 92

1892 - Leipzig : Reisland
— 92 — der Herr segnete die Arbeit, so daß er zu Wohlstand gelangte und Ratsherr wurde. Der Vater schickte sein Söhnlein früh in die Schule, und bei schlechtem Wetter trug er es wohl gar auf den Armen hin. Vater und Lehrer behandelten aber den Knaben sehr streng, so daß er ein schüchternes Wesen annahm. Fünfzehnmal bekam er einmal an einem Vormittage die Rute. So wuchs er unter strenger Zucht und Gebet heran und lernte fleißig. Im vierzehnten Jahre sandte ihn der Vater nach Magdeburg auf die lateinische Schule (1497). Dort hatte der Knabe eine schwere Lehrzeit. Dabei mußte er durch Singen vor den Thüren der Reichen sich das Brot verdienen. Da es ihm in dieser Stadt gar zu kümmerlich erging, so brachte ihn der Vater im folgenden Jahre nach Eisenach auf die Schule, wo er einige Unterstützung von Verwandten mütterlicherseits zu erhalten hoffte. Aber auch hier ging's unserm Luther ansangs nicht besser. Wie in Magdeburg, so mußte er auch hier fein Brot mit Singen vor den Häusern verdienen. Da half Gott. Die fromme Frau des Konrad Cotta hatte schon in der Kirche sich an der sanften Stimme des Knaben erbaut. Als er nun eines Tages vor dem Hause Cottas sang, hieß sie ihn in ihr Haus kommen und gab ihm Wohnung und Unterhalt, und hielt ihn wie ihr Kind. Hier blieb Luther bis zu seinem achtzehnten Jahre. Im I. 1501 bezog er die Universität Erfurt, um dort nach dem Willen seines Vaters die Rechte zu studieren. Mit großem Eifer warf er sich auf die Philosophie des Mittelalters und die Werke der alten Schriftsteller. Allein diese Wissenschaft gewährte ihm geringe Befriedigung. Besonders gern besuchte er die Universitätsbibliothek, und hier fand der zwanzigjährige Jüngling zum erstenmal eine vollständige lateinische Bibel. Bisher hatte er nur die gewöhnlichen Sonntags-evangelien und Episteln gekannt, wie sie in den Kirchen vorgelesen wurden. Samuels Jugendgeschichte fiel ihm zuerst in die Augen und fesselte ihn so, daß er von dem köstlichen Buche nicht wieder loskommen konnte. Tag für Tag las er in demselben, und dies brachte ihn zu einem andern Entschluß: er wendete sich der Theologie zu. Dennoch arbeitete er fleißig fort, so daß ihm sein rastloser Eifer eine schwere Krankheit zuzog. Ein alter Priester besuchte den Todkranken und ermutigte ihn mit den Worten: „Mein lieber Bruder, seid getrost, Ihr werdet dieses Lagers nicht sterben; unser Gott

8. Teil 3 - S. 149

1895 - Leipzig : Wunderlich
Deutsche Sagen, die im Anschluß an vorstehende Präparationen dargeboten werden können. 1. Wie die Insel Hiddensee entstand.^) An der Westseite der Insel Rügen liegt die schmale Insel Hidden- see. Sie sollen beide früher miteinander verbunden gewesen, aber der Sage nach durch folgende Begebenheit getrennt worden sein. An einem Novemberabend war es, als der Sturm über die Felder und durch die entlaubten Eichenwälder der Insel Rügen sauste. Namentlich litt unter der Wut des Sturmes ein kleines Fischerdörfchen auf der nordwestlichen Spitze der Insel; gewiß wären die Strohhütten fortgeführt worden, hätte man nicht die Dächer mit schweren Steinen beschwert. Nur eine der Hütten war in etwas besserem Zustande; sie gehörte einer Witwe, Mutter Hidden, die, abgeschlossen von den Nach- barn, mit ihrer Kuh allein lebte. Mutter Hidden war nicht arm, denn ihr verstorbener Mann hatte ihr Geld und Sachen hinterlassen, aber sie gab niemandem etwas davon, ja sie verstieß sogar ihren einzigen Sohn, weil dieser ein armes Mädchen zur Frau genommen hatte. Während draußen noch der Sturm wütete, saß Frau Hidden vor einem düsterm Torffeuer auf der Ofenbank. Da klopfte es an die Thür. Anfänglich stellte sich die Alte als höre sie nichts; da aber das Klopfen nicht nachließ, öffnete sie die Thür; sie erblickte einen alten Mann in grauer Kutte, der sie befcheideutlich um ein Nachtlager und um etwas Abeudbrot bat. Da kam er aber recht an. Frau Hidden schlug ihm die Thür vor der Nase zu und rief hinaus, sie habe selber nichts und könne das Wenige nicht noch mit Bettlern teilen. Trotz Sturm und Wetter wanderte der Alte weiter, gelangte an das Ende des Dorfes und pochte an die Thür des letzten Hauses. Gleich kam eine junge Frau heraus, der er seine Bitte um Abendbrot und Nachtlager ebenfalls vortrug. *) Zu Pommern S. 16.

9. Teil 3 - S. 150

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 150 — Die Frau — es war die Schwiegertochter der Mutter Hidden — ließ den Bettler in die Stube eintreten, in welcher nur noch wenige Kohlen glimmten, während in einer Ecke des Zimmers zwei halbnackte Kinder aus eiuem Haufeu alter Lumpen schliefen. Sie brachte dem er- müdeten Greise eine warme Suppe, die sich dieser wohlschmecken ließ, dann bereitete sie ihm ein Lager von Binsen und Schilf auf der Erde. Er legte sich nieder und schlief bald ein. Die Frau blieb uoch auf und wartete ängstlich auf ihren Mann, der ans den Fischfang ausgefahren war, um etwas für Frau und Kinder zu verdienen. Als derselbe am andern Morgen noch nicht zu Hause war, sprach der Fremde der be- kümmerten Frau Mut du; er meinte, ihr Mann werde wegen des Un- Wetters irgendwo ein Unterkommen gesucht und gefunden haben. Der Gast entfernte sich wieder; ehe er aber fortging, sagte er: „Gebt Acht, gute Frau, die Arbeit, die ihr heute zuerst beginnt, wird ench den ganzen Tag gelingen!" Nachdem der Mann sort war, holte die Fran ein Stückchen Lein- wand aus der Lade, um soviel abzuschneiden, als sie zu einem Hemdchen für ihr jüngstes Kind bedurfte. Sie nahm die Elle, nin ansznmesfen, wieviel sie noch übrig behalten werde, aber je länger sie maß, desto mehr behielt sie noch zu messen übrig; schließlich hatte sie in der Stube gar keinen Raum mehr und so maß sie denn bis zum Hause hinaus, und als ihr Mann zurückkehrte, hatte sie soviel Leinwand gemessen, daß der Haufen bis zum Dache 'der Hütte reichte. Nun konnte sie die Elle nicht mehr halten, sie hörte auf, und da war auch das Stück zu Ende. Sobald die Nachbarn erfuhren, welchen Segen der alte fremde Mann in das Haus gebracht hatte, kamen sie von allen Seiten herbei, um die schöne weiße Leinwand zu kaufen. Und da sich die Leute im Preise überboten, waren die Armen schnell aus alker Not. Die Kuude von dem Glücke der armen Fischerfamilie gelangte anch zur Schwiegermutter, zur Frau Hidden. Natürlich machte sie sich nun Vorwürfe darüber, daß sie den Bettler von der Thür gewiesen hatte. Der Gedanke, daß sie ebenso glücklich wie die junge Frau sein könnte, ließ ihr keine Ruhe; sie wanderte umher und suchte den alten Mann, und nachdem sie ihn gefunden, lud sie ihn ein, indem sie hinzufügte, sie sei an jenem Abende in einer gereizten Stimmung gewesen. Der Alte erschien am Abende. Als er am andern Morgen fortging, verabschiedete er sich mit demselben Versprechen, mit dem er sich einige Tage zuvor von der Schwiegertochter getrennt hatte. Frau Hidden war nun voller Freude, endlich am Ziel ihrer Wünsche zu sein; sie beschloß, die Arbeit zuerst zu beginnen, von der sie sich den meisten Vorteil ver- sprach: Geld zählen. Schon hatte sie ans dem Kasten 'einen alten, ledernen Beutel geholt und wollte ihn eben ausschütten, um zu zählen, da hörte sie ein klägliches Brüllen aus dem Stalle und nun besann sie sich erst, daß sie am gestrigen Tage vergessen hatte, die Kuh zu tränken.

10. Teil 3 - S. 163

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 163 — Stadtwappen, und mt dem Unterteile seines Rückens sieht man ein lachendes Narrenbild oder, wie die Leute sagen, den Eulenspiegel. Von diesem Roland gehen mancherlei artige Sagen im Munde des Volkes. Einst kam des Abends spät ein Bürger der Stadt Stendal aus einem Weinhanse zurück und wollte sich in seine Wohnung verfügen. Sein Weg führte ihn über den Markt. Er hatte des Guten ziemlich viel gethan, sodaß er zwar nicht betrunken war, aber doch, wie man zu sagen Pflegt, einen Spitz hatte. Er war deshalb auch in einer recht fröhlichen Laune, und als er beim Rolande augekommen war, stieg ihm auf einmal der Uebermut. Er stellte sich vor ihn hin und höhnte ihn und sprach: „He, du alter trockener Mann da! Du steinerner Narr! Du tränkest wohl auch gern ein Gläschen Wein auf deinem kalten hohen Gerüste!" Also sprach er viel, und dabei machte er Bockssprünge und schnitt dem Roland Gesichter zu, in seiner Weinlaune bei sich denkend: „Der Alte ist ja von Stein, der sieht das nicht; und wenn er auch überhaupt sehen könnte, so ist es doch jetzt stockduukle Nacht." Der alte Roland hatte diese Narrheiten lange mit seinem ernsten, strengen Gesichte angesehen. Aber auf einmal drehte der steinerne Riese sich auf seinem Gerüste rund herum, dem Narren den Rücken zu, als wenn er die Thorheiten nun nicht mehr ansehen könne. Da wurde der arme Bürgersmann vor Schreck urplötzlich uüchtern, und es überkam ihn eine solche Angst, daß er nicht von der Stelle weichen konnte. Er rief laut um Hilfe: „He deit mi wat! he deit ini wat!" und man mußte ihn fast krank nach Hause trageu. Der Rolaud stand am andern Morgen wieder wie früher, sein großes steinernes Gesicht überschaute wieder den Marktplatz, als weuu nichts passiert wäre. Der Mann aber betrank sich in seinein Leben nicht mehr, und es besteht seitdem in Stendal ein Sprichwort, womit niau vor dem Übermut des Trunkes warnt: „He deit mi wat, he deit mi wat! Js doch, als hätt' ich dat Drinken satt!" Temme. 15 Das Lügenfeld. Nicht weit vou dem Städtchen Thann (bei Colmar) liegt das Lügen- feld. Da sprießen keine Saaten, da erklingt kein Vogellied, nur Farren- kräuter wuchern aus schwarzem Ried hervor, und wenn der Bauersmann diese Stätte betreten muß, so bekreuzt er sich und eilt schnell vorüber. Hier in dieser öden Wüstenei wurde eilist der fromme, gutmütige Kaiser Ludwig von seinen Söhnen gefangen genommen. Es wird erzählt, daß sich einstmals ein müder Wanderer zur Nacht- zeit auf diesem Totenfeld verirrt habe. Als die Glocke vom nahen Städtchen die Mitternachtsstunde anschlug, da hörte er plötzlich rings um sich her ein Rauschen, ein Rasseln wie von Waffen und ein Getümmel 11*
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