Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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andern verlangt, muh sich auch gegen denselben gefäl-
lig erzeigen. Wer haben will, daß ihn andere lieben
sollen, der darf andere nicht beleidigen; denn wenn
wir jemand lieben sollen, so müssen wir überzeugt seyn,
daß es derselbe gut mit uns meme.
Witz ohne Scharfsinn.
^wei Knaben, ein dummer und ein kluger, sandsn
einst Ntße. Gieb mir das Aeussere und behalt das
Innere für dich sagte der Thörichte zu dem Klugen,
welcher sich dieses gefallen ließ. Als sie bald darauf
Pflaumen fanden, so sagte er wieder, heute abergeht
es nicht wie neulich; heute mußt du mir den Kern ge-
den und die Schaale für dich bebakten, und er sahe
sich zum zw^tenmale betrogen. Wie er dieses seinem
Vater klagte, so sagte dieser: Du thörigteö Kind,
weißt du denn noch nicht, daß Pflaumen und Nüße
sehr verschieden sind? Du sahest blos darauf, daß bei-
de eine Schaale haben, welche einen Kern nmgiebt,
und glaubtest, daß auch bei der Pflaume der Kern
das Beßere seyn müße, weil er es bei der Nuß gewe-
sen war. Ziehe daraus für die Zukunft die Lehre,
daß, wenn man unter Dingen klug wählen will, man
nicht blos ihre Aehnlichkeit, sondern auch ihren Unter-
schied kennen muß.
Ursache und Wirkung.
ir nennen baö eine Ursache, woraus etwas ent-
steht; dasjenige aber was ans der Ursache entsteht,
nennen wir eine Wirkung. Wenn einer unmäßig ist,
so wird er krank; die Unmäßigkeit ist also die Ursache
der Krankheit, und die Krankheit ist Wirkung der Un-
mäßigkeit. Was ist in folgenden Sähen Ursache und
Wjrkung?
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
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Mittel und Endzweck.
Silbers wollte gern bald lesen lernen; er gab aber in
der Schule nicht fleissig Achtung, und lernte also nicht
lesen. Waö wir wollen oder wünschen, das ist unser
Endzweck. Albere hatte also den Endzweck lesen zu
lernen.
Wodurch wir unsern Endzweck erreichen, das nennt
man Mittel. Wenn Albert fleissig Acht gegeben hätte,
sv hätte er seinen Endzweck erreicht; denn das Acht-
geben war das Mittel dazu. Wer aber die Mittel
nicht anwendet, erreicht auch seinen Endzweck nicht.
August war krank, und wolte gern wieder gesund
werden; er nabm aber die Arznei nicht ein, die ihm
der Arzt verschrieben hatte; und also starb er an der
Krankheit.
Der Endzweck, den August hatte, war, wieder ge-
sund zu werden. Das Mittel dazu war das Einneh-
men der Arznei.
Alle gute Eltern wünschen, daß ihre Kinder verstän-
dig werden mögen, darum schicken sie dieselben in die
Schule.
Der Endzweck oder die Absicht der Eltern ist also,
daß die Kinder verständig werden; der Unterricht in
der Schule ist das Mittel dazu. ,
Jeder Lehrer will, daß unartige Kinder artig wer-
den sollen; darum ermahnt und straft er sie.
Mas ist die Absicht des Lehrers? und welches das
Mittel?
Ein gutes Kind will von den Eltern und Lehrern
geliebt seyn; darum ist es gehorsam und fleissig.
Was ist der Zweck des Kindes? welches ist das
Mittel?
Ein Gärtner wünscht, daß seine Bäume gute Fruchi
te bringen; darum wartet er sie fleissig ab.
Was ist die Absicht des Gärtners? welches das
Mittel? /
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
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verzerrte. Die abergläubischen Eltern glaubten steif
und fest, ibr K-ilid sey behext, und begnügten sich dar
her, eö zu bekreuzen und zu segnen, ohne einen Arzt
herbei zu rufen, und Arzneimittel zu gebrauchen. Es
mußte elend sterben. — -Heinemanns Kinder hatten beim
Spielen im Garten den giftigen Stechapfel gegesien:
sie kamen schreiend, unter heftigen schmerzen, nach
Hause, und klagten den Eltern ihre Noth. Bald be-
kamen sie schreckliche Verzuckungen. Die Eltern, wel-
che ihre Kinder noch kurz zuvor so munter und froh
gesehen hatten, konnten diese plötzliche Veränderung
nicht begreifen, und ohne erst nach der Ursache zu for-
schen, waren sie gleich darin einig, daß die. armen
Kinder behext seyn müßten. Sie schickten daher eiligst
nach dem Kuhhirten in einem benachbarten Dorfe, der
in dieser Gegend als ein Wundermann berühmt war.
Dieser kam, gab den Kindern einen Trant ein, wobei
er mancherlei närrische Gebehrden machte, um die ver-
meinte Hexerei zu bannen. Allein schon in der folgen-
aen Nacht starben Zwei von den Kindern auf die kläg-
lichste Art, weil sie nicht zu rechter Zeit Hülfe bekom-
men hatten: auch das dritte mußte sterben, weit die
Hülfe des Arzteö zu spät kam. Dieser öffnete nun die
todten Körper, um die Ursache beö Todes zu erfor-
schen, und so fand es sich denn bald, daß der giftige
Saamen sie gelobtet batte. Jetzt machten sich die aber-
gläubischen Leute bittere Vorwürfe, daß sie so thöricht
gehandelt, und vorn Aberglauben verführt, die ordent-
liche Hülfe eines geschickten Arzteö versäumt hatten.
Sie konnten sich nie hierüber zufrieden geben.
Wenn der Arzt die Krankheit eines' Menschen hei-
len soll, so muß er die Beschaffenheit und die Ursache
der Krankheit wiffcn. Man muß daher dem Arzt alle
Zufälle, Zeichen und Umstände deö Kranken, und sein
ganzes Befinden vom Anfange der Krankheit an genau
und richtig erzählen, ihm die Leibesbeschaffenheit und
die Lebensart des Kranken anzeigen, und ihm alle die
Umstände sagen, welche die Ursache der Krankheit senn
könnten. Es ist daher gut, daß der Arzt den Kranken
sehe und spreche, und selbst die Natur und Ursache der
D 2 Krank-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
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Sammlung: Realienbuecher vor 1871
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wird, so wird dieses Jahr aus dem Schlittschuhsah- !
ren nichts. — Kannst du mir auch erklären, was man
rauh oder glatt nennt, fragte der Vater? -r-$. O ja,
der Lehrer hat cs uns neulich in der schule erklärt,
als wir entgegengesetzte Wörter aufsuchen mußten.
Raub nennen wir einen Körper, wenn dessen Oberfläche
aus kleinen, bald scharfen, bald stumpfen Erhöhungen
'besteht ; glatt aber ist ein Körper, wenn er keine sol-
che Erhöhungen hat. — G"t geantwortet, sagte der
Vater. Weißt du aber auch, was scharf und stumpf
ist? Nach einigem Besinnen antwortete Karl: Schärf
ist ein Körper, wenn er so schmale Oberflächen hat, daß
er leicht in ändere Körper eindringt; ist dieses aber
dev Fall nicht, so nennen wir ihn stumpf. Der Vater
freute sich sehr über die Aufmerksamkeit seines Sohnes,
und schenkte ihm zur Belohnung Wilmsenö deutschen
Kinderfreund, welchem Buche Karl in der Folge sehr
viele Belehrungen und angenehme Stunden verdankte.
Hart, weich.
Was ist bare und weich, fragte einst Fritz seinen äl-
tern Bruder Karl?— K. Wenn du mit deinem Finger
recht stark auf ein Eisen, oder ein Stück Eichenholz
drückst, kannst du wol eine Vertiefung hineindrücken? —
F. Nein, und we n ich noch so sehr drückte. — K.
Würde wol auch Butter oder Wachs deinem Drncke
widerstehen? —- F. Nein, die geben sehr leicht nach,
znmal, wenn sie etwas warm sind. — K. Die Butter
und das Wachs nennen wir weich; das Eisen aber und
das Eichenholz hart; kannst du mir nun selbst sagen,
was das heißt?-— F. O ja; hart ist ein Körper, wel-
cher Eindrücken widersteht; weich, welcher denselben
nachgiebt.
Vermehren, verringern.
L. Wenn ich zu einem Haufen Waitzen andern Wai-
tzon binzuschütte, vermehre oder vermindere ich den
Waktzenhaufen?
S. Sie vergrößern ibn.
L. Wenn ich in ein Faß Bier Wasser schütte, wird
dadurch auch das Bier vermehrt? S.
;; . . 'v.________________________________________j
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Fritz Karl
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
25 I
Pucfie cinniak zu fassenden
Hauptwort cm einige ^fcsiicjuicfic
e&enwciricr : zfrüfdinp-— Pom*
Tiier— Sdcrsst— typinler—¿Kind
— Kpucfi — Kpu/ck —- Jlc&er —
Kßimne —gsier —Kßaum —-Pflkaus
—- Kfccifoc — tydogch—- ¿Pier —-
$cnnc —- Pikond •— Khbnmeß—
Kfkil/ie — Skranaacit — ^
H.
Daö Naüpenncst.
Annette machte eines Abends mit ihrer Mutter eineu
Spaziergang übers Feld. Sie war von ihr dazu ge-
wohnt, alles mit Aufmerksamkeit zu betrachten, was
um sie her war. Dieß that sie auch jetzt. Auf einmal
blieb sie stehen, und rief: Mutter! Muter! komm ge-
schwind her, und sieh, was da ist! Die Mutter kam,
und sieh! da war ein Nesselbusch, der ganz mit Rau-
pen bedeckt war: lauter häßliche schwarze Thiere mit
stachlichren Rucken, und grünen Streifen, zwischen den
Stacheln.— Soll ich die Raupen todt treten? fragte
Henriette. — Nein, sagte die, Mutter; denü wie du
siehst, so nähren sie sich von Nesseln, und sind also
nicht schädlich. Wenn sie aber an einem Kirschbaume,
oder aus einer andern nützlichen Pflanze säßen, dann
dürf-
♦) Der Lehrer muß selbst Wörter aufgeben, und diese nützliche Ne.
billig fortsetzen. Er kan» auch umgekehrt 411 Beiwörtern schickliche
Hauptwörter suchen lassen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
79
r^-2-r^ss
geschieht dieses sehr oft von vielen.kindern; deswegen
weiß aber auch der Lehrer schon im- vorausdaß diese
“ Kinder nicht glücklich seyn werden., Mit denjenigen
Kindern, welche- sich gut aufführen und fleißig sind, ist
der Lehrer wohl ^frieden, und er lobt alsdann, wenn
er zu ihren Aeltern kommt, ihr gutes Betragen und ih-
ren Fleiß, welches chr.en Aftern auch Freude macht.
Ueber diejenigen Kinder aber, -welche sich schlecht auf-
führen und faul sind, ist der Lehrer mißvergnügt, und
er klagt bey ihren Aeltern, wenn er zu ihnen kommt,
über-ihre schlechte Aufführung und über ihre Faulheit,
welches diesen Aeltern Verdruß verursacht.— Die Ael-
tern schicken ihre Kinder nicht deswegen in die Schule
um sich dieselben auf diese Art vom Halse zu schaffen,
sondern deswegen, weil sie zu Hause keine Gelegenheit
haben, sich so-viele nützliche Kenntnisse zu erwerben, als
sie sich in der Schule erwerben können — Die Aeltern
' hoffen, daß aus ihren Kindern einst rechtschaffene brauch-
bare Menschen werden; da man aber dieses nicht wer-
den kann, wenn man nichts gelernt hat, so betrüben
sie sich, wenn sie sehen/i daß ihre Kinder nichts lernen
wollen. — Die Aeltern schicken die Kinder nicht immer
in die Schule, sondern nur so. lange, biö sie sich dieje-
nigen Kenntnisse erworben haben, welche ihnen nöthig
find; alsdann bleiben etliche bei den. Studieren,, ande-
re lernen Künste und Handwerker. Sie übergeben sie
deswegen Männern, welche ihnen zeigen, wie sie es
anfangen müssen, um dereinst geschickte Leute zu wer-
den. — Wenn die Kinder alsdann wieder nach Hause
kommen, so können sie entweder ihren Aeltern helfen,
oder sie können, wenn ihre Aeltern ihrer Hülse nicht
bedürfen, eine eigene Haushaltung anfangen.
D. ; Nachbarn.
Äusser unfern Aeltern, Geschwistern, Verwandten,
Dienstbothen, gehen uns diejenigen,- welche bei uns in
der Nähe wohnen, (unsere Nachbarn) näher als andere
Menschen an. Wir haben alle die gegenseitige Hülfe
an-
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4o
Das arbeitsame Kind.
orche» liebte die Arbeit, und gewöhnte sich sehr
früh dazu. Ueberall ging sie der Mutter zur Hand,
wo sie nur konnte, und wenn sie die Mutter arbeiten
sah, fragte sie immer: kann ich nicht auch helfen, lie-
be Mutter?
Wenn- sie weiter nichts Besonderes zu thun hatte,
so las sie die Späne im Holzstalle und auf dem Hofe
zusammen, und trug sie in die Küche; oder sie jätete
das Unkraut von den bepflanzten Beeten im Garten
auö; oder sie brachte im Hause, in der Stube, in der
Küche, dies und jenes in Ordnung, und sahe nach ih-
ren kleinern Geschwistern; oder sie suchte die Eier zu-
sammen, welche die Hühner bisweilen aus den Boden,
oder unter einen Strauch im Garten gelegt harten.
Kurz, sie that immer etwaö Nützliches, unterdeß daß
andere Kinder oft den ganzen Lag mit Spielen zu-
brachten.
Von ihrem fünften Jahre an trug sie keine andere
Strümpfe, als die sie selbst gestrickt hatte. Eben so
fleißig war sie im Spinnen, so daß sie in der Folge
alle Jahr so viel zusammen spann, als sie zu einigen
Hemden brauchte. Ihre liebste Beschäftigung war daö
Näben. Alö sie es erst recht gelernt natte, nähere
sie sich nicht nur alle Sachen selbst, die sie brauchte,
sondern sie machte sich ein Vergnügen daraus, auch
für die Mutter und ihre Geschwister zu nähen.
Das alles that sie ungezwungen. Ihre Eltern hat-
ten auch wohl so viel Vermögen, daß sie alles, was
Dorcben that, hätten für Geld durch andere Leute
können thun lassen; aber Dorche» hatte die Arbeitsam-
keit von ihrer Mutter gelernt. Sie sahe bic Mutter
den ganzen Tag nicht einen Augenblick müssig, hörte
sie me über zu viel Arbeit klagen, und da ahmte sie
der Mutter nach, ehe sie noch wüste, daß Arbeit besser
wäre, als Müssggang.
Was aber auch in diesem Hause für Vorrath an
Leinen, Betten und andern Sachen war! Alle Kisten
und
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Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
schlafen. Dadurch wurde sie furchtsam. . Sie war schon
zehn Jahr «Ir» als es sich traf, dass alle ihre Geschwister
krank wurden, und da ihr Vater grade verreist war, so
musste es sich Wilhelmine zum erstenmal gefallen lassen,
allein zu schlafen. Darüber gerietst sie nun in grosse Angst,
besonders da die Mutter keine Lampe in ihrer Kammer woll-
te brennen lassen, sondern meinte: das grosse Müdesten
könnte auch wohl einmal im Finstern zu Bette gehen. Gar
zu gern hätte sie in der Krankenstube geschlafen, aber dieft
wollte die Mutter nicht zugeben, weil sie dadurch leicht
hätte angesteckt werden können. Weinend ging Wilheltnine
in ihre Kammer, zog sich hastig aus, und steckte aus
Furcht den Kopf unter das Deckbette. ; Von Zeit zu Zeit
zog sie ihn selten hervor, um Luft zu schöpfen, und sich
ängstlich in der Kammer umzusehen. Auf einmal glaubte
sie an der Kammerthüre eine lauge weifte Gestalt zu erbli-
cken. Voller Schrecken zog sie sich das Deckbette über
den Kopf, und der Angstschweiß lief ihr von der Stirn.
Fange konnte sie es in dieser Lage nicht aushalten; sie wagte
es endlich auf einen Augenblick den Kopf hervorzuziehen,
und siehe da, die schreckliche weiße Gestalt stand nicht
nur immer noch an der Kammerthür, sondern bewegte sich
auch. Jetzt fing Wilheltnine laut an zu schreien, und in
dem Augenblick trat ihre Mutter in die Kammer. Aber
Kind, was ist dir denn! rief sie ihr zu; träumest du, oder
wachst du? Ach Mutter! Mutter! die weifte Gestalt! ich
glaube gar, du siehst Gespenster, erwiederte die Mutter;
ei-muntre dich, und fasse Muth. Was ängstigt dich denn?
Ks kam nun heraus, dass Wilhelmine ein weiises Hand-
tuch, welches an der Kammerthür hing, und worauf der
Mond schien, für eine weifte Gestalt gehalten harte. Die
Mutter hatte an der Kammerthür gehorcht, ob Wilhelmine
schlief, und indem sie die Thür öffnete, hatte sich das
Handtuch bewegt. Wilhelmine schämte sich ihrer kindli-
chen Furchtsamkeit, und sahe seit dieser Zeit nicht wieder
Gespenster,
Das
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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gbssttscaa
i'»«^ rni'ii i wiwif^
vb sie angeleimt gewesen wären. Geschwind lief Hen-
riette zur Mutter, und zeigte ihr di< ausgehängten
Raupen. Besorglich fragte sie: Aber was fehlt ihnen
denn ? liebe Mutter, ich habe sie doch alle Tage so reich-
lich gefüttert, und nun werden sie mir doch sterben !
Sei ruhig, antwortete die Mutter, sie werden nicht
sterben, sondern dir noch viel Freude nicrchbn. Laß sie
nur ungestört hängen. Das that Henriette, und machte
ganz behutsam das Glaö wieder zu. Kaum avar sie am
folgenden Morgen aus dem Bette, so lief sie nach dem
Glase, und sieh, da gab es schon wieder etwas Neues.
-Die Raupen waren verschwunden, und nun hingen lau-
ter langlicht runde Püppchen da, mit einer kleinen
Krone auf dem Kopfe. Sie lebten und bewegten sich
chin und her. Henriette machte große Augen, schlug
die Hände zusammen, und wußte nicht, was sie dazu
sagen sollte. Endlich rief sie , Mutter! Mutter ! komm
geschwind her, und sieh, was aus meinen Raupen ge-
worden ist.
Hab' ich es dir nicht gesagt, antwortete die Mutter,
Vaß' dir die Raupen noch viele Freude machen würden?
Betrachte sie nun. recht genau; sie haben ihre Häute
abgestreift, die du hier hängen siehst, und haben sich
verwandelt in Dinge, die man Puppen nennt. Laß sie
rurr alle ruhig hängen, und sieh alle Tage nach dem
Glase. Vielleicht erblickst du bald einmal wiedet et-
was, was dir große Freude macht.
Es traf richtig ein; nur währte es der ungeduldigen
Henriette zu lange, und schon hatte sie fast alle Hoff-
nung aufgegeben. Aber nun waren fast einige Wochen
vergangen, als Henriette einmal wieder nach ihrem
Glase sahe. Und was erblickte sie? da war alles voll
schöner bunter Schmetterlinge in dem Glase. Ach sieh
-och, liebste Mutter, rief sie, was in meinem Glase
»st! Lächelnd kam die Mutter, und als sie nun beide ge-
nauer zusahen, erblickten sie ein neues Wunder. Ein
Schmetterling, der in einer Puppe steckte, drückte mit
seinen zarten Füßchen die Puppe von einander, und
kroch heraus. Seine Flügel waren ganz klein und zu-
sammengerollt, wie ein Stück Papier. Er liefgeschwmd
am
j
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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keinen Arzt bezahlen kann! Wenn ich zu Hans« geblie--
den wäre, sv, hätte ich vielleicht letzt citi gutes Weib
und liebevolle Kinder, die mir das Leben angenehm
machen,- und meine Stütze im Alter seyn wür^
den, und jetzt siehe ich allein und von allen verlassen
da!— Endlich kam er nach Bremen, wo er einem
musikalischen Instrumentmacher seinen Lebenslauf er-
zählte und seine Dienste anbot. Dieser nahm ihn auö
Mitleid in sein Hans und unterrichtete ihn in seiner
Kunst. Nun gab er sich alle mögliche Mühe, um durch
seinen Fleiß sich seinem Wohlthäter dankbar zu bezei-
gen, und Noch ein nützlicher Mensch zu werden. Wirk-
lich brachte er es auch noch durch große Anstrengung
dahin, daß er durch seine Kunst sein Brod verdienen
kannte; aber oft sagte er: ich habe mein Glück in der
Ferne und auf Umwegen gesucht, das mir in der Nähe
lag, und über diesem Suchen die Hälfte meines Le-
bens verlohren. > :• ». 'j
Der Mensch betrachtet in Abficht auf
andere Menschen.
A. Aeltern und Kinder.
Äle Menschen haben viel ähnliches mit einander; ei-
ner ist deswegen eben so gut ein Mensch wie. der an-
dere. — Viele Menschen sind größer und stärker als
andere; nichts desto weniger ist der kleinere und schwä-
chere auch ein Mensch wie der andere. — Größere und
stärkere Menschen können anderen in vielen Stücken
leichter helfen. Deswegen rufen wir auch, wenn wir
in Noth gerathen, dieselben zu Hülfe, und erwarten
ganz gewiß, daß sie uns helfen. — Es wäre uns also
nicht aut, wenn wir allein wären, und keine andere
Menschen zugegen wären, welche wir, wenn wir des
Beistandes anderer bedürfen, zu Hülfe rufen könnten.
— Wenn uns gleich nichts fehlt, so müssen wir doch,
wenn wir nicht hungern und frieren sollen, Nahrung,
Kleidung und Wohnung haben; diese Bedürfnisse kvn-
• " * ‘ neu
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]