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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 3

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Am ersten Mobilmachungstage 1914 in Königsberg. 3 der Polizei schwer fiel, den Weg für die Wagen frei zu halten. Unausgesetzt wurden patriotische Lieder gesungen und Hochrufe auf den deutschen und österreichischen Kaiser ausgebracht. Jeder Soldat, der sich zeigte, wurde stürmisch begrüßt. Alt und jung beteiligten sich in gleicher Weise an diesen Kundgebungen. Die Verteidiger des Vaterlandes, die vielleicht schon am nächsten Tage in das Feld hinausziehen mußten, konnten aus der großen Begeisterung erkennen: Diejenigen, die nicht in der Lage sind, auch zu den Waffen zu greifen, begleiten uns mit den besten Segenswünschen. * * * Am Sonntag den 2. August, dem ersten Mobilmachungstage, glich die Innenstadt einem kochenden See. Soldaten, Soldaten und nochmals Soldaten! Vielfach versah neben der Polizei Militär den Ordnungsdienst. Tausende und Abertausende von Menschen wogten in den Hauptstraßen auf und nieder. Es herrschte eine solche Begeisterung, wie sie wohl noch nie, auch nicht im Jahre 1870, Königsberg erlebt hat. Wo sich Truppen zeigten, wurden sie entblößten Hauptes von allen, die am Wege standen, mit Hurra begrüßt. 1 ! , E>, Man rief sich im Vorübergehen Begrüßungen und freundschaftlichen Trost zu, und das Band einer großen Verbrüderung, in der jeglicher Unterschied des Standes und des Besitzes schwinden, umschlang alle. Man sah zur Fahne Einberufene bald hier, bald da Halt machen, um Freunden und Bekannten zum Abschiede, vielleicht für immer, die Hand zu drücken. Andere zogen in langen Abteilungen, von wenigen Soldaten geleitet, durch die Straßen. Viele von ihnen trugen zur Hälfte noch bürgerliche Kleidung, zur Hälfte schon militärische Ausrüstung. Sie waren auf dem Wege zur nächsten Kaserne, um dort ihre Einkleidung zu vollenden. Eine große Zahl wurde in Wagen befördert; auch Privatfuhrwerke, Automobile, Pferde waren massenweise im Dienste des Heeres verwendet. Ungewohnt war es, so manchen, den man sonst nur in Amt und Würden, im Privatberuf und Bürgerkleid gesehen hatte, nun mit einem Male als Angehörigen der bewaffneten Macht zu erblicken. Während die Reservisten zu den Fahnen eilten, sah man die Linientruppen, mit Blumen geschmückt, unter dem Jubel der Bevölkerung mit klingendem Spiel nach den Bahnhöfen marschieren, um schnell an die Grenze befördert zu werden. „Die farbenfrohe Uniform*) der Friedenszeit hatte sich in die feldgraue Kleidung des Krieges verwandelt. Jetzt gab es keine rote Husaren und gelbe Dragoner und grüne Jäger mehr. Die leuchtenden Aufschläge, die blinkenden Knöpfe und silbernen Säbelkoppeln, die funkelnden Helmspitzen und die strahlenden Säbelscheiden — weg damit! Jetzt nur keine Aufsehen erregen! *) Aus: „Kriegsbuch für die Jugend und das Volk." Franckh'sche Verlagshandlung. Stuttgart.

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 13

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Brief einer ostpreußischen Mutter an ihre Tochter. Ist gar schwer gewesen. 13 begraben. Franz Gröll steht im Felde, den Knecht haben die Russen in Friedland gefangen genommen. Da waren nur Otto und Vater bei den fünf Pferden. Großvater war zu Fuß gegangen, wir trafen ihn in Wehlau. In Eylau fuhren Vater und Großvater mit einem Pferd nach Grünfutter. Da smd vier Russen gekommen und haben Vater und Fuhrwerk mitgenommen. Großvater schickten sie nach Hause. Du kannst Dir den Schreck vorstellen, wie Großvater kommt und sagt: „Euer Vater ist weg!" Ich schrie und nahm von den Kindern Abschied und sagte: „Wo mein Vater bleibt, da bleibe ich auch!" Da kannst Du Dir denken, was für ein Geschrei es gab; die Kinder kamen alle nachgelaufen. Aber auf einmal kommt Vater durch den Garten und sagt, ich soll nicht weinen, er habe sich vorläufig gerettet. Da haben die Russen ihn drei Tage lang gesucht, aber nicht gefunden. Also Vater lebt auch noch. Aber nun, meine liebe Tochter, noch das traurigste. Die Russen haben unser schönes Dorf abgebrannt. Von dem großen Dorf steht nur jioch die Kirche, das Pfarrhaus und das kleine Stallchen von der Post. Sonst ist alles heruntergebrannt. Auch unser schönes großes Haus ist weg, es ist ein Jammer. Nun, meine liebe Tochter, möchte ich Dich um etwas bitten. Vielleicht könntest Du für uns einige Kleider schicken. Bitte doch Deine Herrschaft, sie möchte uns mit einer Kleinigkeit helfen, etwa abgetragene Kleider geben, die die Herrschaften nicht mehr brauchen. Es ist ein Jammer, den ich keinem klagen kann. Die Kinder haben jeder das eine Hemdchen, was sie an hatten. Wir stehen nun da wie die ärmsten Bettler. Wir haben nicht einmal eine Handvoll Stroh, worauf wir uns legen könnten. Das ist eine furchtbare Schickung für uns alle. Wir wohnen jetzt im Postgebäude im Keller. Aber da meinen alle, die Mauern von oben werden bald einstürzen, und wir müssen wieder eine andere Unter-kunft suchen. Viktor v. Stranh. „Im Kamps gegen die Nüssen 1914/15." *) 12. Ist gar schwer gewesen. 1. Bahnhof Osnabrück! Im Gedränge, Geschiebe, Priesterinnen werktätiger Liebe, mindernd, lindernd die Fülle des Leids, edle Frauen vom Roten Kreuz! 2. Führte die eine am stützenden Arm ein geflüchtet Weib, versunken in Harm, drei Kinderlein zur Seite ihr. Doch sie wimmert leise: „Ich hatte noch vier! *) Vaterländische Verlagsanstalt Wilhelm Köhler. Minden i. W. Preis 90 Pf.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 20

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
20 Russische Greuel in Ostpreußen. Doch noch ein großer Schreck stand uns bevor. Von den Jegodner und Niedzwedzer Frauen erfuhren wir, daß in beiden Dörfern auch die Russen gewesen waren und von dort Kinder, Männer und Greise mitgeschleppt hatten, sogar ein Mädchen von neun Jahren, 72 jährige Greise, die schwach und krank waren. Ja, selbst die Frauen sollten mit, doch auf die Fürbitten der Männer wurden sie zurückgelassen. Aus beiden Dörfern, die zusammen 300 Einwohner zählen, waren 53 Entführte. Ach, der Jammer und der Schmerz der Zurückgebliebenen war herzzerreißend. Händeringend standen die Ärmsten da. Nach dein „Berliner Tageblatt". 15. Russische Greuel in Ostpreußen. Als die Russen im August 1914 über unsere Grenzen kamen, hatten sie in ihren Ranzen leicht entzündbare Feuerkörper, meistens braune, durchsichtige Streifen, die z. B. an der Zigarette in Brand gesteckt wurden. Diese warfen sie in die Wohnungen, besonders unter die Betten, in das Stroh des Daches, in die vollen Scheunen oder ins trockene Holz. Schnell gingen die Wohnhäuser, Ställe, Scheunen und Getreideschober in Flammen auf. Ein Feuermeer und schwarzer Rauch bezeichneten den Weg, den die Russen nahmen, die so viel Not und Elend über die friedliche Bevölkerung brachten. An manchen Orten wurden bis über 30 gleichzeitige Brände gezählt. Am schwersten haben durch den Russeneinfall die Gegenden gelitten, die in der Nähe der russischen Grenze liegen. Überall dasselbe Bild der Zerstörung: ausgebrannte Häuser, Ringmauern und hochragende Schornsteine, umgeben von verkohlten Bäumen, die in Friedenszeiten mit ihren Blüten und Früchten das Wohnhaus traulich umstanden. Bei ihrem Eindringen in Teile von Ostpreußen haben sich die Russen auch zahllose Grausamkeiten zuschulden kommen lassen. Förster der Romintener Heide wurden ohne Grund niedergeschossen Gendarme getötet, verwundet oder verschleppt. Der Gendarm aus Bilder-weitschen wurde, auf einem Kanonenwagen gefesselt, durch Eydtkuhnen gebracht. Seine Leiche hat man später auf dem Marktplatz in Kibarty gefunden. Die beiden Pfarrer in Schareyken im Kreise Oletzko und Szittkehmen im Kreise Goldap gaben den Russen nicht an, wo unsere Truppen stehen. Sie wurden deshalb in den Mund geschossen. Der eine starb sofort, der andere wurde in hoffnungslosem Zustand in das Krankenhaus nach Goldap gebracht. In einem Dorfe im Kreise Pillkallen wurden die Frauen und Kinder auf ein Gehöft getrieben. Darauf schloß man die Hoftore und steckte das Gehöft in Brand. Erst als die Eingeschlossenen in die höchste Not geraten waren, wurden die Tore geöffnet und die gequälten Leute herausgelassen. Ähnlich erging es auch den zurückgebliebenen Frauen, Kindern und schwachen Greisen in dem Städtchen Domnau. Man brachte sie in einen Mühlenvorbau und zündete diesen und auch die Mühle an. Dann verschwanden die Russen. Schon knisterten in den Sparren die todbringenden Flammen, als das herzbrechende Hilfegeschrei das Herz eines nicht beteiligten Feindes

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 90

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
90 Die Tilsiter Nüssen tage. Nun zogen in langen Reihen die übrigen deutschen Regimenter in die zurückeroberte Stadt ein. Wir alle waren natürlich längst in der Königsberger Straße, durch die der Einmarsch stattfand. Die Königsberger Straße heißt jetzt Clausiusstraße nach dem General, der Tilsit befreit hat. Das Gefühl zu schildern, das uns bewegte, ist unmöglich; das muß man miterlebt haben. Der Jubel der Bevölkerung stieg ins Endlose. Im Nu flatterten überall die deutschen Fahnen, von allen Türmen läuteten die Glocken. -Wie anders erklangen sie nun als vor sechs Wochen! Viktor v. Strantz, „Im Kampf gegen die Nuffen 19h 15."*) 2. Wie die Berliner Landwehrleute als Befreier Tilsits begeistert empfangen werden. Ein paar kleine Mädchen kommen freudestrahlend atemlos angelaufen mit Gesichtern, wie wir sie in diesem Glanze und mit so verklärten Augen noch nie im Leben gesehen haben. Sie rufen: „Die Österreicher sind da!" Und richtig, zu beiden Seiten der Straße tauchen Helme auf. Es sind nicht die Österreicher, die wir auch freudig begrüßt hätten, sondern preußische Landwehrinfanteristen, alles Berliner und Märker. Fast atemlos vor Staunen lassen wir die ersten Preußen an uns vorüberziehen, um uns zu überzeugen, ob es denn nun auch wirklich wahr ist, was sich vor unsern Augen abspielt. Dann aber, als die Scharen der einrückenden Verfolger immer dichter werden, fängt ein Jubeln, ein Jauchzen an, das mit Worten zu schildern fast unmöglich ist. Junge Mädchen, alte Frauen, Kinder, gereifte Männer, alles, alles läuft den Befreiern vom russischen Joch entgegen. Jeder möchte die Hand der ersten erfassen, sie drücken und schütteln und bedenkt in all der Freude gar nicht, daß die Truppen ja auf der Verfolgung begriffen sind und keine Zeit zu verlieren haben. Ein heiliger Zorn erfüllt sie, die fliehenden Russen zu erreichen, der sich einfach nicht schildern läßt. Blumen in ungezählten Mengen fliegen unsern braven Vaterlandsverteidigern zu. Man kann nicht genug staunen, woher so schnell all diese riesigen Mengen von Blumen kommen. Aus allen Häusern eilen Frauen, Männer und Kinder heraus, um den anrückenden Preußen -Wasser, Bier, andere Getränke, Wurst, Brötchen und Schokolade zu reichen. Es geschieht das in einer solchen Menge, daß die über diesen beispiellosen begeisterten Empfang gerührten Soldaten lachend und manche vielleicht auch mit einer Freudenträne im Auge schließlich dankend ablehnen. „Tilsit. Ztg." 3. Wem hat Tilsit die Erhaltung der Stadt zu danken? Die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung und die Erhaltung der Stadt ist vor allem das Verdienst des Oberbürgermeisters Pohl, sowie des Bürgermeisters Robde und der anderen Äagistratsmitglieder, besonders auch des Stadtrats Teschner. Sie alle haben treu auf ihren Posten ausgeharrt uno nach Kräften das -Wohl der Stadt gefördert. *) Vaterländische Verlagsanstalt Wilhelm Köhler. Minden i. W. Preis 90 Pf.

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 81

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Unsere Jugend im Weltkrieg. 81 vor dem russischen Geschieße und den in seiner Nähe platzenden Granaten. Er konnte auch leicht auf dem Boden kriechen, so daß ihn die Kugeln nicht trafen. Doch eines Tages ereilte ihn das Schicksal aller Tapferen. Die Russen hatten ihn wohl bemerkt und richteten auf ihn ihr Gewehrfeuer. Von vier Kugeln getroffen, stürzte Gustav nieder. Der Verwundete wurde in das Krankenhaus nach Marggrabowa gebracht, und als dies im November geräumt werden mußte, in ein Lazarett nach Königsberg. Die Kugeln hatten ihm den rechten Arm zweimal gestreift, die linke Wade und den linken Fußknöchel durchbohrt. Schon ist er in der Genesung begriffen. — Was ein Häkchen werden will, krümmt sich beizeiten. Ostpreußische Kriegserlebnisse von Superintendent Braun.*) 3. Großer Sieg^ „Hurra — großer Sieg!" rief da einer zur Tür hinein. „Heini, Junge, komm schnell — 30 000 Russen gefangen. Komm schnell mit," rief sein Freund Adolf. Und dann sprangen sie auch schon die Treppe hinunter. Und da hörten sie schon das Läuten der Kirchenglocken. Das klang so laut und voll. Und sie sahen die Jungen mit den Extrablättern: Der Sieg über die Russen. Neueste Depeschen — nur fünf Pfennig. Und wer so ein Blatt hatte, der blieb stehen, mitten auf der Straße, und dachte nicht an die Elektrischen und die Autos: er las. Und die andern Leute guckten ihm über die Schulter und lasen alle mit. Das hat der Hindenburg aber wieder mal gut gemacht. Und als Heini und Adolf nun vor einem Kaffeehaus hergingen, da hörten sie, wie drinnen die Wacht am Rhein gespielt wurde und alle Leute dazu sangen. Und es dauerte nicht lange, da steckten die Leute eine Fahne heraus, eine schwarz-weiß-rote mit schwarz-gelben flatternden Bändern, hier und da, bis sie schließlich aus jedem Fenster wehten. Und die Straßen waren voller Leute, als wenn's ein Sonntagnachmittag wäre. Und alle machten auch ein Sonntagsgesicht. Und fast jeder trug eine deutsche Schleife am Rock. „Du, Adolf, ob wir morgen wohl Schule haben?" fragte Heini. Natürlich mußten sie in die Schule. Aber schon aus der Ferne sah Heini, wie oben aus dem Giebel des Schulhauses die Fahne flatterte. Da wußte er gleich: heute wird gefeiert. Und so war's denn auch. Fräulein erzählte ihnen von den Russen. Die wären in Ostpreußen einmarschiert, viele, viele Tausende. Und die Leute, die dort wohnten, wären so bange gewesen. Aber die Russen wären ganz artig gewesen und hätten sie nicht geschlagen, hätten auch alles Essen bezahlt. Doch als es dann hieß: die Preußen kommen! da waren sie frech geworden und hatten wohl gedacht: wir kommen doch nicht wieder hierher. Mit ihren großen Stiefeln hätten sie in der Küche alle Teller und Tassen entzwei getreten, hätten alle Fenster eingeschlagen, die Beine von den Möbeln abgebrochen, hätten viele Einwohner totgeschossen und ihre Häuser niedergebrannt oder zerschossen. *) Zum Besten des Kinderkrüppelheims. Druck und Verlag Krüppellehranstalt Angerburg i. Cftpr.

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 12

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
12 Brief einer ostpreußischen Mutter an ihre Tochter über ihre Flucht. Pferde, zu großen Herden von unserem Landsturm zusammengetrieben, vor dem Feinde in Sicherheit zu bringen. Oft gerieten die Flüchtlinge zwischen russische Soldaten und wurden von diesen beschossen. Alte und kranke Leute starben am Wege. Not und Elend war rings umher. Standesunterschiede gab es nicht mehr. Ein Graf war auf der Flucht mit einem Platz im Eisenbahnviehwagen ebenso zufrieden wie sein Jnstmann. Aus Gumbinnen flüchtete eine über hundert Jahre alte Witwe nach Berlin. Tausende von Frauen waren mit ihren Kindern auf der Flucht auf sich allein angewiesen, da ihre Männer fürs Vaterland kämpften. Das war eine traurige Völkerwanderung, die jeden mit tiefem Weh erfüllen muß! Nach M. Brügmann, „Aus Ostpreußens Russennot". Verlag des Evangel. Bundes. Berlin W 35. 11. Brief einer ostpreußischen Mutter an ihre Tochter über ihre Flucht. Mit Tränen in den Augen teile ich Dir mit, daß wir noch alle hier am Leben sind. Wir haben bloß unser nacktes Leben gerettet. Am 17. August 1914, nachts um zwölf Uhr, mußten wir unsere Wohnungen verlassen; denn die Kosaken kamen durch den Wald und haben unsere Landwehrleute, die in der Umgegend waren, beschossen. Als die Landwehrleute abends um elf Uhr von Beltkehmen durch die Brücke kamen, da hieß es: „Rette sich, wer kann!" Wir waren noch auf, und kannst Du Dir denken, wie es da herging. Ich riß die Kinder aus dem Schlaf, und Vater lief, die Pferde an die Wagen zu spannen. Ich zog die Kinder an, und Emma packte noch etwas zu essen und Bettzeug ein. Da mußten wir auch schon losfahren. In Walter-kehmen bei Gumbinnen blieben wir über Nacht. Am Nachmittag des 18. August fuhr Otto mit einem Rad nach Hause, um die Schweine zu füttern und die Ställe aufzumachen. Als er damit fertig war und losfahren wollte, kamen schon wieder Kosaken. Sie haben auch nach ihm geschossen. Aber Otto kann sehr schnell fahren, so daß ihn keine Kugel getroffen hat. Als er dann wieder in Walterkehmen anlangte, wurden die Walter-kehmer alle gefangen genommen und mußten ihr Vieh nach Rußland treiben. Otto aber ging schnell durch den Fluß. Wir waren schon vorher weiter gefahren und ebenfalls auf der anderen Seite des Flusses. So sind wir alle davongekommen. Dann fuhren wir bis Friedland. Da trafen wir wieder Russen. Aber diese taten uns nichts, nur das Brot nahmen sie uns weg. Ich kann Dir sagen, mein liebes Kind, wie es uns da ergangen ist! Überall, wohin wir kamen, gab es nichts mehr zu kaufen; da mußten wir hungern. Wir fuhren weiter bis Preußisch-Eylau, wo wir auch Brot kaufen konnten, und blieben dort 14 Tage lang, aber immer zwischen den Russen. Der alte Gröll war uns unterwegs gestorben, den mußten wir in Wehlau

7. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 14

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Ist gar schwer gewesen. Wie die Muffen in Neidenburg hausten. 3. Ich hatte noch vier!" Ihre Stimme bricht. Wo die vier geblieben, — das weiß sie nicht. Irgendwo in einer fremden Stadt man die Kleinen in Pflege genommen hat. 4. Die Führerin schaut ihr mild ins Gesicht. „Wer nahm sie an sich?" — Auch das weiß sie nicht. „Irgendwo!" — und „Irgendwer!" Und „Ich hatte noch vier!" Und sonst nichts mehr. — 5. Sie ist nicht irre, sie ist nicht krank, — nur daß sie den Trank des Kummers trank, daß der Schlaf sie in wandernden Nächten floh! „Irgendwer!" — und „Irgendwo!" — 6. „Und hatte noch vier!" So schläft sie ein, und dreimal verblüht der Sonne Schein, dreimal tröstet die linde Nacht, — da ist sie erwacht. 7. Und ihr Erstes: „Gebt zu schreiben mir! Muß grüßen meine Kindlein vier. Sind mit mir bis Berlin gekommen! Eine edle Frau hat sie an sich genommen. 8. Baronin von Krafft!" •— Geschwunden der Kummer! Wußte nun Straße und Stockwerk und Nummer! Hat bankbar der Pflegerin Hand gesucht. — Äst gar schwer gewesen, der Ostpreußen Flucht! Frieda Jung, „Aus Ostpreußens Leidenstagen". Verlag Ernst Buchheim. Cöthen. 13- Wie die Russen in Neidenburg hausten. Nach A. Kuhn, „Die Schreckenstage von Neidenburg in Ostpreußen." Kriegserinnerungen aus dem Jahre 1914.*) 1. Btlb. Am 22. August 1914 kam eine Kosakenpatrouille von etwa 15 Mann in bte Stadt Neidenburg. Die ganze beutsche Besatzung bestanb nur noch aus zwei Jägern und einem Kürassier, die wahrscheinlich ihre Truppen verloren hatten und beshalb in der Stadt zurückgeblieben waren. Binnen zehn Minuten hatten diese brei Martn bte 15 Kosaken vertrieben. Später kamen 80 Kosaken mit großem Geschrei und geschwungenen Lanzen in die Stadt gesprengt und machten auf dem Marktplatz halt. Im Nu waren sämtliche größeren Schaufenster mit Lanzen und Flintenkolben eingeschlagen ober durch Schüsse zertrümmert und mancherlei Wertsachen und Eßwaren geraubt. Darauf machten sich bte Kosaken daran, die Schienen *) Vaterländische Verlagsanstalt Wilhelm Köhler. Minden i. W. Preis 15 Pf.

8. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 83

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Unsere Jugend im Weltkrieg. 4. Briefe kleiner Mädchen an Hindenburg. Sehr geehrter Herr Hindenburg! Sie sind nun schon sehr alt und fangen doch noch so viel Russen. Zch freue mich sehr, wenn Russen gefangen sind. Ich bete täglich, daß wir nicht verlieren. Wenn uns Gott nur immer so große Siege schenkt, werden wir sicher nicht verlieren. Als damals die 40 000 Russen gefangen wurden, hatten wir keine Schule. Ich habe dieses Ihnen und unseren tüchtigen Soldaten zu verdanken. Auch jetzt bei dem großen Siege war keine Schule. Fangen Sie bitte recht bald wieder Russen und lassen Sie sich bitte nicht von den dummen Russen totschießen. Ich grüße Sie auch vielmals. Käte S. Hindenburg, wir sind Dir alle sehr dankbar, denn Du haft die Feinde aus Ostpreußen vertrieben. Es lebe durch des Höchsten Gnade der General von Hindenburg. Haue nur die alten Russen und Engländer tüchtig durch, damit sie nicht bald wieder einen Krieg anfangen. Ich wünsche Dir ein fröhliches Weihnachtsfest und ein gutes Abendbrot. F. K. Nach „Berl. Tageblatt." * * * Lieber, guter Feldmarschall! Was hast Du uns doch für große Freude gemacht. Solche Prügel hat den Russen aber gut getan, und mir ist auch gar nicht bange, wenn ich auch klein bin. Du hilfst uns ja. Ich will auch fleißig stricken und zupfen für Dich und Deine Soldaten und zum Christkindchen beten, damit es Dir etwas Schönes bringt. Du bekommst gewiß recht viel, weil Du so gut und lieb bist. Kriegst Du auch einen Weihnachtsbaum? Christkindchen soll einen ganz großen schicken, den alle Soldaten sehen können. ... Und dann, lieber Feldmarschall, geh' doch einmal nach England, nur einmal. Aber sei vorsichtig. Zieh' nicht Deine Uniform an. Ganz, ganz leise. Sieh Dir alles an und dann komm schnell wieder und erzähle alles unserem guten Kaiser. Vater sagt immer, man könnte Dich küssen vor Freude. Das geht aber nicht. Du bist ja so weit weg, im kalten Rußland. Zieh' aber immer Deinen dicken Uberzieher an. Herzlichen Gruß Toni Sch. „Köln. Zeitnng." 5. Was schreibe ich an Hindenburg? 1. Klein-Annchen hat aus ihrem Schranke das Schreibzeug auf den Tisch gesetzt. Es fragt ihr sinnender Gedanke: „Was schreib' ich an den Marschall jetzt? Soll ich dem großen Feldherrn schreiben, daß ich mit ihm zufrieden bin? Ach nein, das laß ich lieber bleiben, das denkt er sich schon ohnehin.

9. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 87

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Eine tapfere Krankenschwester des Noten Kreuzes in Insterburg. 87 der Soldaten, die ihrer Dankbarkeit oft in rührender Weise Ausdruck gaben. Herzerfreuend wirkt es, wenn oftmals unbemittelte Frauen und Mädchen von ihrem Wenigen den Verwundeten spenden; sie bringen Butterbrote, Fladen, Milch, Saft, Obft und anderes mehr. Es fehlt auch das Scherflein der armen Witwe nicht, Kinder öffnen ihre Sparbüchsen. Wer seine Gabe dem Roten Kreuz noch nicht gebracht hat, der möge es nachholen! Stark besuchte Verkaufsstände, auch ein Zeitungsverkauf, werden von Königsberger Kaufleuten auf dem Produktenbahnhof unterhalten, was um so notwendiger ist, als ganze Züge mit Hunderten von Flüchtlingen, z. B. aus Lyck, dort mitunter wochenlang völlig verpflegt wurden. Vom 28. Oktober 1914 bis Anfang Januar 1915 sind 50 Verwundetentransporte mit etwa 22 000 Personen dort bespeist worden. Da dieser Außenbahnhof keinen Personenverkehr hat, werden die Verwundetenzüge auf „tote Geleise" geschoben, wo sie stundenlang unbehindert stehen und in aller Ruhe abgefertigt werden können. Ein ebenso umfassendes wie verantwortliches Liebeswerk ist es, das hier von vaterlandsfreundlichen Frauen und Mädchen mit Selbstverleugnung geleistet wird. Großen Dank schulden wir auch den Leitern und Helfern. Sie alle tragen in unermüdlicher, aufopferungsvoller Liebe mit dazu bei, daß die Wunden geheilt werden, die der blutigste aller Kriege geschlagen hat. „Kbg. Woche." 57. Eine tapfere Krankenschwester des Roten Kreuzes in Insterburg. Frau K. blieb krank in Insterburg zurück, als unsere Truppen mit ihren Lazaretten die Stadt verließen. Noch nicht ganz genesen, stellte sie ihre Kräfte in den Dienst der Barmherzigkeit. Was sie den kranken Frauen und Kindern unserer Stadt gewesen ist, das geht aus den dankerfüllten Worten hervor, mit denen jene bei ihrem Besuch sie.begrüßten: ihr rettender Engel! Als die Russen in unsere Stadt einzogen, da stand sie mutig auf ihrem Posten, ganz allein, aber mit unerschütterlichem Gottvertrauen. Auf die Frage des greisen Russengenerals Makosoff, ob sie ihm bei der Pflege der verwundeten Krieger helfen wollte, antwortete sie, ihrer Pflicht bewußt, mit einem aus dem Herzen kommenden Ja. Aber furchtlos stellte sie als deutsche Schwester vom „Roten Kreuz" die Bedingung, daß dann auch die heruntergerissene deutsche Flagge wieder gehißt werden müsse. Diese Bedingung wurde erfüllt, und die mutige Schwester pflegte die Verwundeten unter ihrer geliebten deutschen Flagge, der einzigen, die noch in Insterburg wehen durfte. Von den Feinden geehrt, pflegte sie Freunde und Feinde, und als die Russen Insterburg verlassen mußten, da vergaß trotz der großen Eile der greise Russengeneral es nicht, ihr als ein Zeichen russischer Dankbarkeit einen prächtigen Rosenstrauß zu übersenden. Nicht nur vor uns, auch vor dem Feinde steht Frau K. als mutige Schwester mit echt deutscher Gesinnung da. „Ostb. Volks-Ztg."

10. Bilder aus dem Weltkrieg - S. uncounted

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
„&bg. Wocke." Phot. Krauskopf, Kbg. Abb. 30. Das zerstörte Ottelsburg. Das Kriegerdenkmal ist auch hier, ebenso wie in Neidenburg völlig unversehrt geblieben. Zu Nr. 67. „Kbg. Woche." ^ ^ Phot. Willy Hack, Rastcnburg. Abb. 29. Das zerschossene Neidenburg. Der vollkommen zerstörte Marktplatz, auf dessen Mitte das Kriegerdenkmal völlig unversehrt blieb. Zu Nr. 67. „Kbg. Woche." Abb. 31. Die Bahnhofstraße in Pillkallen. Zu Nr. 67.
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