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1. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 93

1912 - Trier : Disteldorf
93 Stadt war ein alter, mntloser Mann, der schon bei der ersten Beschieung die Stadt bergeben wollte. Da schrieb.nettelbeck an den König: Wenn Ew. Majestt nns nicht bald einen neuen und braven Kommandanten zuschicken, so sind wir unglcklich und verloren." Dieser Hilferuf fand Gehr. Bald darauf traf der kluge und tapfere Major von Gneisenau als Kommandant von Kolberg ein. Beide Männer leiteten von nun ab, untersttzt von dem Leutnant Schill, die Verteidigung der Stadt gegen eine vierfache bermacht. Am 2. Juli 1807 war die Beschieung besonders heftig. Das Fuvolk rckte zum Sturm vor, aber die Kolberger Soldaten wichen nicht. Pltzlich verstummten die feindlichen Geschtze. Im franzsischen Lager war ein Offizier erschienen und hatten den Til-fiter Waffenstillstand gemeldet. Kolberg war also gerettet. Edelmut einer deutschen Jungfrau. Als Preußen im Frhjahr 1813 zum Kriege gegen Napoleon rstete, kamen eines Tages drei Edelsrauen von ihrem Landgut nach Breslau. In ihrer Gesellschaft war auch das Frulein v. Schmettau. In dem Gasthaufe, wo sie abstiegen, lag aus der Wirtstafel eine gedruckte Bitte um milde Gaben fr die Verteidiger des Vaterlandes, sogleich zogen die Frauen ihre Geldbeutel und leerten sie auf einen Teller. Und als die eine noch die Ringe von ihren Fingern und eine Weite ihre Ohrringe dazu legte, da traten dem Frulein von Schmettau die Trnen in die Augen. Sie war arm, sehr arm, und hatte weder Geld noch Schmucksachen. Noch nie hat mich meine Armut so gedrckt wie jetzt," sagte sie, da ich so gern etwas fr mein Vaterland geben mochte." Pltzlich aber leuchteten ihre Augen auf. Ich habe doch < noch etwas," rief sie hoch erfreut aus. Sogleich lie sie einen Pe-rtfernnacher rufen und ihr schnes, blondes Haar abscheren. Der Mann bezahlte 5 Gulden dafr, und mit stiller Freude legte die Jungfrau den Erls auf den Teller. Aus dem schnen Haar wurden allerlei Ziemten verfertigt, und dadurch kam eine Summe von 1200 Taler ein, die fr die Verteidiger des Vaterlandes Verwendung fand. Marschall Ney. O t; der berhmteste General Napoleons I., war im ^ahrc 1769 zu Saarlouis geboren. Eine Inschrift bezeichnet noch heute das Geburtshaus. Sein Vater war Kfermeister, und er selbst kam nach semer Entlassung aus der Schule auf das Httenwerk Dil-lmgen. Da et aber mehr Lust am Soldatenleben hatte, so trat er mit jn bei den Hufaren ein, wo er bald zum Offizier be-fordert wurde, ^n den nun folgenden Kriegen der franzsischen Repu-bltk ftteg er wegen feiner unerschrockenen Tapferkeit in kurzer Reit bis zunt General empor und wurde mit 35 Jahren Marschall von Frankreich Marfchall Ney hat an allen groen Feldzgen und Schlachten Napoleons hervorragenden Anteil genommen. Nach den Schlachten bei gm und Friedland erhielt er den Titel: Der Tapferste der Tapfern." Be: dem Feldzuge nach Rußland entschied er in der mrderischen Schlacht ls383388s88s88e808g0gb868888888e8esee88888se;8[j

2. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 62

1912 - Trier : Disteldorf
62 19. Juli 1810, betrauert und beweint von ihrem Gatten, ihren Kindern und dem ganzen Volke. In der Totengruft zu. Charlottenburg fand sie ihre letzte Ruhesttte. B. Die Wiedererhebung Preuens. 1. Opferwilligkeit. Der unglckliche Krieg hatte Preußen an den Rand des Unterganges gebracht. Aber in der Zeit des Unglcks sollte ߧ sich zeigen, was ein Staat zu leisten imstande ist, wenn Fürst und Volk sich in Liebe und Treue die Hand reichen. Der König und die Knigin gingen mit ihrem Beispiele voran. Sie opferten fast ihr ganzes Vermgen sowie alle Kostbarkeiten, um die Schuldenlast zu tilgen. Die Bedrfnisse des kniglichen Haushaltes wurden auf das Notwendigste eingeschrnkt. So kam es, da auch das Volk die hohen Abgaben willig auf sich nahm, die zur Zahlung der Kriegsschuld auserlegt wurden. 2. Neugestaltung des Staates. Der König hatte erkannt, da durch den Krieg der alte Staat zusammengebrochen war, und da eine neue Staatseinrichtung geschaffen werden msse, um das Volk von der Fremd-Herrschaft zu befreien. Drei Männer waren es, denen der König die Neuordnung in Heer und Staatsverwaltung bertrug: der General Scharnhorst und die Staatsminister von Stein und von Hardenberg. Im Jahre 1808 wurde nach dem Plane des Generals Scharnhorst die allgemeine Wehrpflicht eingefhrt. Jeder waffenfhige Jngling mute von nun an Soldat werden. Nach seiner Entlassung gehrte er der Landwehr an. In demselben Jahre erlie der König die von dem Minister von Stein vorgeschlagene Stdteordnung; danach durften fort-an die Brger ihre Angelegenheiten selbst verwalten. Sodann hob der König im Jahre 1810 die Erbuntertnigkeit aus dem Lande auf, wodurch sich nunmehr ein freier Bauernstand entwickeln konnte. Es war dem Minister von Stein nicht gegnnt, seine Plne in der Verwaltung durchzufhren, da Napoleon seine Entlassung verlangte und sogar seine Gefangennahme befahl. Stein mute das Land verlassen, aber sein Nachfolger, der Minister von Hardenberg, setzte das begonnene Werk fort. 3. Erstarkung des Volkes. Durch die Ttigkeit dieser drei Männer wurde fr Preußen in kurzer Zeit ein groes, schlagfertiges Heer ge-schassen, Brger und Bauern mit freudiger Schaffenskraft und vater-lndischem Geiste erfllt. Die Frchte der neuen Einrichtungen zeigten sich bald. Gelehrte und vaterlandsliebende Männer machten es sich zur Lebensaufgabe, die deutsche Jugend zu opferwilliger Hingabe an das Vaterland zu ermahnen. Um die Jugend durch krperliche bungen zum Kampfe tchtig zu machen, richtete der Gymnasiallehrer Jahn in Berlin die ersten Turnpltze ein. Bald bildeten sich auch schon aus [Kg8838@8s883@8888888@0yese8e88ee8eessssesee9]l]

3. Das Deutsche Reich - S. 75

1907 - Trier : Stephanus
— 75 — sich damit zu werfen. So liefen sie lustig hinunter, warfen einander und streuten dabei die Flachsknoten auf dem Wege aus. Als die Knaben nach Kelbra zurück- kamen, war es fchon Abend. Der ärmste unter ihnen fand gerade seine Eltern beim Tischgebet. Er nahm seinen Hut ab, und da fiel klingend etwas Glänzendes ans die Erde und bald noch ein Stück und noch sieben andere. Die Mutter lief hinzu, und siehe, es wareu goldene Flachsknoten, womit die Prinzessin dem armen Manne ein Geschenk machte, der seinen Sohn nun dafür ein Handwerk lernen ließ. Dies wunderbare Ereignis wurde noch denselben Abend in ganz Kelbra knnd. Die Nach- barinnen liefen herzu, die seltsamen Flachsknoten zu sehen, und den folgenden Tag zog jung und alt auf den Kyffhäuser. Alle suchten, aber keiner fand die roten und blauen Fenstericheiben, keiner die Spinnstnbe der Prinzessin, noch die angehäuften Flachsknoten, und alle schlichen verdrießlich wieder heim. Auf dem Kyffhäuser haben die deutschen Kriegervereine Kaiser Wilhelm I., dem Einiger Deutschlands, in dem Barbarossa seine Auf- erstehung gefeiert hat, ein 81 ra hohes Denkmal errichtet, das am 15. Juni 1896 von Kaiser Wilhelm Ii. feierlich eingeweiht wurde. Thüringen dacht sich nach der Mitte zu allmählich ab. Hier entsteht daher ein breites Becken, das von der Unstrut durchströmt wird. Ein zweites, die „Goldene Aue", findet sich zu beiden Seiten der Helme. Diese Becken haben sehr fruchtbaren Boden, denn sie sind mit Schwemmland bedeckt. Dieses wurde zur Zeit, als die Becken noch einen weiten See bildeten, von den Flüssen mitgebracht und auf den Grund des Sees abgelagert. Hohe Ränder schließen die Tal- ebenen ein und schützen sie vor rauhen Winden. Das Klima ist daher sehr mild und ermöglicht nebst der großen Fruchtbarkeit einen ausgedehnten Anbau von Getreide, Gemüse, Obst und Wein. Das Unstrutbecken ist Thüringens Gemüse- und Blumengarten. Der Mittel- punkt seines Gartenbaues ist die an der Gera gelegene Stadt Erfurt; die Erzeugniffe desselben werden nach allen Weltteilen versandt. Die Goldene Aue ist Thüringens Kornkammer. In ihr dehnen sich wogende Getreidefelder aus, auf denen Roggen, Weizen und Gerste in vor- trefflicher Weise gedeihen. Auch Weinberge, Obsthaine und Zucker- rübenfelder gibt es in den fruchtbaren Ebenen und deren Rändern in Menge. Freilich sagt man von dem Thüringer Wein: In Jena preßt man Traubeu aus Und denkt, es werde Wein daraus. Bekannt sind auch die Verse von Matthias Claudius: Thüringens Berge, zum Exempel, bringen Gewächs, sieht aus wie Wein, Ist's aber nicht, man kann dabei nicht singen, Dabei nicht fröhlich fein. Infolge des Reichtums an Getreide gibt es in Thüringen viele Branntweinbrennereien, namentlich in der am Westende der Goldenen Aue gelegenen Stadt Nordhausen („einen Nordhäuser trinken"), die auch durch ihren Handel mit Getreide bekannt ist. _ Thüringen hat große Braunkohlenlager, die von Zeitz über Weißenfels und Merseburg bis Eisleben reichen und in mehr als 300 Gruben abgebaut werden. Durch sie sind auch viele Fabriken, so z. B. Brikettfabriken, ins Lebeu gerufen worden.

4. Das Deutsche Reich - S. 175

1907 - Trier : Stephanus
Die Goldene Aue. Du schöne Gold'ne Aue Mit üpp'gem Ährenkranz, Mit frischem Morgentaue Im hellen Sonnenglanz. Ich grüße dich, Nordhausen, Du liebe, heit're Stadt, Die nianches Krieges Sausen, Manch Leid bestanden hat. Ich grüße deine Wälder, Der Eichen dunkles Grün Und auf den Höh'n der Felder Die Burgen stolz und kühn. Ich grüße deine Sagen Vom alten Merowich, Von Kaiser Heinrichs Tagen, Vom Grafen Roderich. Ich grüße den Kysfhäuser Mit seinem Sagenkranz, Wo noch der große Kaiser Erscheint mit Pracht und Glanz. O treue Stadt, geliebte, Noch einmal dich zu seh'u, Wie würde, was mich trübte, In frohster Lust vergeh'n! Ich grüße deiue Städte Aus grauem Altertum, Die mancher Sturm durchwehte Und mancher hohe Nuhm. Ja, schöne Gold'ne Aue Mit deiner Städte Kranz, Wie glücklich, wenn ich schaue, Noch einmal deinen Glanz! K. F. H. Straß. Südöstlich von Heiligenstadt liegt Mühlhausen (34500 Einw., an der Unstrnt). Es war früher auch eine freie Reichsstadt und erreichte im Mittelalter, wo es als Hansastadt sehr beträchtlichen Leder- und Tuchhandel nach Lübeck und anderen Seestädten trieb, den Gipfel seiner Größe. Blutige Zwiste zwischen Rat und Bürgerschaft, der dreißigjährige und siebenjährige Krieg zerrütteten den Wohlstand der Stadt, der sich jedoch bei dem regen Gewerbfleiß seiner Bewohner seit Jahren wieder mehr und mehr hebt. Eine schwere Zeit brach im Bauernkriege (1525) durch die Thomas Münzerschen Unruhen über die Stadt herein. Sie ist eine nennenswerte Fabrikstadt, welche Woll- waren, Leim, Farben, Maschinen u. a. erzeugt. Der gebirgige Teil Sachsens wird von der Saale und ihren Nebenflüssen durchströmt. (S>. 72.) Oberhalb Naumburg tritt die Saale in die Provinz Sachsen ein. In der Zeit, da die Kirschen reif sind, wird in Naumburg ein eigentümliches Fest gefeiert, das als „Kirschfest" weit und breit bekannt ist und aus uah und fern eine Menge Fremder herbeilockt. Da ist die vor der Stadt gelegene Vogelwiese von Zelten rings umschlossen, und in der Mittagszeit kann man die Schulkinder, von ihren Lehrern geführt, mit Fahnen und Musik auf diesen freien Platz ziehen und den Nachmittag mit Spiel sich belustigen sehen, nachdem sie mit Kirschen und Kuchen beschenkt worden sind. Das Fest wird gefeiert, so lange sich die ältesten Leute zu besinnen wissen, und man erzählt, daß es zur Erinnerung an die Belagerung der Stadt durch die Hussiteu im Jahre 1432 begangen werde. Der gefürchtete Anführer der Hussiten, Prokopius, lag mit einem Heere vor der geängstigten Stadt. Er drohte, sie zu verwüsten, weil er glaubte, daß der kürzlich verstorbene Bischof von Naumburg die Verbrennung von Huß mit verschuldet habe. Vergebens stellten ihm die Bürger vor, daß sie dafür nichts könnten; der Feldherr blieb unerbittlich. Endlich sei ein kluger Bürger auf den Einfall gekommen, sämtliche Kinder der Stadt, 288 Knaben und 321 Mädchen, in weiße Sterbegewänder gekleidet, mit grünen Zweigen in der linken Hand, in das feindliche Lager hinauszuschicken, um knieeud den furcht- baren Feldherrn um Gnade für die Eltern und die Stadt anzuflehen, Dieser sei auch dadurch so gerührt worden, daß er nicht nur die Bitte der Kinder erfüllte, sondern letztere sogar noch mit Kirschen und Wein bewirtete, unter Musik seiner Hussiten im Lager tanzen ließ und sie erst gegeu Abend den angstvollen Eltern mit

5. Hohenzollern-Buch - S. 47

1893 - Trier : Stephanus
47 — folgenden Feind auf den russischen Schneefeldern ums Leben. Napoleon entfloh in Eile nach Paris. „Jetzt oder nie können wir das Vaterland befreien!" erscholl es dnrch ganz Preußen. König Friedrich Wilhelm Iii. begab sich zu Anfang des Jahres 1813 nach Breslau und schloß ein Bündnis mit Rußland. Am 20. März stiftete er den Orden des „eisernen Kreuzes", erklärte am 16. März an Frankreich den Krieg und erließ am folgenden Tage den denkwürdigen Aufruf: „An Mein Volk." Die Begeisterung im Lande war eine unbeschreibliche. Es bildeten sich freiwillige Jägerkorps. Jünglinge, Männer und Greise eilten zu den Waffen. Seit dieser Zeit gibt es auch eine Landwehr. Die Dichter Körner, Arndt, Schenkendors, Rückert u. n. schrieben b«geisterte Vflterlcmdslieder. Kriegslied der freiwilligen Jäger. „Frisch auf zum fröhlichen Jcigen, Es ist nun an der Zeit; Es sangt nun an zu jagen, Der Kamps ist nicht mehr weit! Auf! laßt die Faulen liegen, Laßt sie in ihrer Ruh! Wir rücken mit Vergnügen Dem lieben König zu. Schlaft ruhig nun, ihr Lieben Am väterlichen Herd, Derweil mit Feindeshieben Wir ringen, keck bewehrt. O Wonne, die zu schützen, die uns die liebsten sind. Hei! laßt Kanonen blitzen! Ein frommer Mut gewinnt. Der König hat gesprochen: „Wo sind meine Jäger nun'" Da sind wir ausgebrochen, Ein wackres Werk zu thun. Wir wollen ein Heil erbauen Für all das deutsche Land, | Im frohen Gottvertrauen ! Mit rüstig starker Hand. Die mehrsten ziehn einst wieder Zurück in Siegerreih'n; Dann tönen Jubellieder, Das wird 'ne Freude sein! Wie glühn dann die Herzen So froh und stark und weich! Wer fällt, der kanns verschmerzen, Der hat das Himmelreich. Ins Feld, ins Feld gezogen Zu Roß und auch zu Fuß! Gott ist uns wohl gewogen, Schickt manchen hohen Gruß. Ihr Jäger all zusammen, Dringt lustig in den Feind, Die Freudenfeuer stammen, Die Lebenssonne scheint. Fouque.

6. Hohenzollern-Buch - S. 42

1893 - Trier : Stephanus
42 bezahlen und bis znr Zahlung der Summe französische Truppen in verschiedenen Festungen unterhalten. Königin Luise. An der Seite Friedrich Wilhelms m. wirkte dessen treffliche Gemahlin Luise. Sie war eine Prinzessin von Mecklenbnrg-Strelitz und am 10. März 1776 geboren. Ihre Jugend verlebte sie nach dem frühen Tode ihrer Mutter in Herreuhauseu bei Hannover und in Darmstadt. Die Neigung, andern wohlzuthun, schien ihr Bedürfnis zu sein; sie wanderte schon an der Hand ihrer Erzieherin in die Hütten der Armen und Leidenden, um zu lindern, zu helfen und Trost zu spenden. Ein frommer Sinn, ein treffender Verstand, ein ernstes Streben nach Erkenntnis des Guteu mtd Schönen zeichneten Luise aus. Am Ende des Jahres 1793 fand ihre Vermählung mit dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm statt. Aus dem Landgute Paretz verlebte das kronprinzliche Paar glückliche Tage. Luise gewann durch ihre Leutseligkeit die Herzen aller Landbewohner in der Umgebung des Schlosses. Königin Luise.

7. Die außereuropäischen Erdteile nebst den deutschen Kolonien - S. 217

1904 - Trier : Lintz
Asien als Ganzes. — Kultureigentümlichkeiten und Volksleben. 217 bereitung oder die Seltenheit der Fleischnahrung, die den Tschischlik zum Genuß macht? Selbst unter- solchem Steppenvolke vermag der Reisende an- genehme, glückliche Stunden zu verleben, so daß ihm der Augen- blick des Abschieds schwer iällt. Auf einer Anhöhe stehen noch lange die Kirgisen, Männer und Frauen, oftmals sich verbeugend, und schauen dem scheidenden Fremden nach, der ihnen ein Freund gewesen ist. Dieser aber ist eine große Erfahrung reicher geworden. Auch in der Steppe, in der nach der gewöhnlichen Vorstellung der Mensch schließlich zum Tier herabsinken müsse, hat er gute und verständige Menschen mit Sitte und Anstand gefunden, Menschen naiv und harmlos wie die Kinder.

8. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 227

1916 - Trier : Lintz
227 8. Doch hat er, so geübt, so vollgehaltig, Dies brettecne Gerüste nicht verschmäht; Hier schildert' er das Schicksal, das gewaltig Von Tag zu Nacht die Erdenachse dreht; Und manches tiefe Werk hat reichgestaltig Den Wert der Kunst, des Künstlers Wert erhöht. Er wendete die Blüte höchsten Strebens, Das Leben selbst, an dieses Bild des Lebens. 9. Ihr kanntet ihn, wie er mit Riesenschritte Den Kreis des Wollens, des Vollbringens maß, Durch Zeit und Land der Völker Sinn und Sitte. Das dunkle Buch mit heiterm Blicke las; Doch wie er atemlos in unsrer Mitte In Leiden bangte, kümmerlich genas, Das haben wir in traurig schönen Jahren, Denn er war unser, leidend miterfahren. 10. Ihn, wenn er vom zerrüttenden Gewüble Des bittern Schmerzes wieder aufgeblickt Ihn haben wir dem lästigen Gefühle Der Gegenwart, der stockenden, entrückt, Mit guter Kunst und ausgesuchtem Spiele Den neubelebten, edlen Sinn erquickt Und noch am Abend vor den letzten Sonnen Ein holdes Lächeln glücklich abgewonnen. 11. Er hatte früh das strenge Wort gelesen, Dem Leiden war er, war dem Tod vertraut. So schied er nun, wie er so oft genesen; Nun schreckt uns das, wofür uns längst gegraut. Doch schon erblicket sein verklärtes Wesen Sich hier verklärt, wenn es herniederschaut. Was Mitwelt sonst an ihm beklagt, getadelt, Es hat's der Tod, es hat's die Zeit geadelt. 12. Auch manche Geister, die mit ihm gerungen, Sein groß Verdienst unwillig anerkannt, Sie fühlen sich von seiner Kraft durchdrungen, In seinem Kreise willig festgebannt. Zum Höchsten hat er sich emporgeschwungen, Mit allem, was wir schätzen, engverwandt. So feiert ihn! Denn was dem Mann das Leben Nur halb erteilt, soll ganz die Nachwelt geben. 13. So bleibt er uns, der vor so manchen Jahren — Schon zehne sind's — von uns sich weggekehrt. Wir haben alle segenreich erfahren, Die Welt verdank' ihm, was er sie gelehrt. Schon längst verbreitet sich's in ganze Scharen, Das Eigenste, was ihm allein gehört. Er glänzt uns vor, wie ein Komet entschwindend, Unendlich Licht mit seinem Licht verbindend. 15*

9. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 333

1916 - Trier : Lintz
333 Lanzen und Schwerterschein, Felsen und Mauren, Wären sie noch so dicht, Sprenget der Höllenwicht. Bau' diamantne Burg, Er dringet doch hindurch." 3. Was soll das Eine sein? Sprich, Vater Rhein! „Herz muß das Eine sein", Spricht Vater Rhein; „Das wird es treffen, Herz. das kein Lügenschein Nimmer kann äffen. Auch ohne Schanz' und Wall Brauset mein Wogenschwall Fröhlich in Freiheit hin, Wenn ich des mächtig bin." 4. Soll das das Eine sein? „Ja, das allein! Treues und deutsches Herz, Tapfer in Eenst und Scherz, Das ist die Mauer; Treues und deutsches Herz Bleibt auf die Dauer; Brechet die Schwerter klein, Reißet die Wälle ein, Schleifet die Felsenburg — Mit diesem fecht' ich's durch." 5. Wohl dir des Hüters dein! Dies soll es sein! Wohl dir! Ein deutsches Herz, Tapfres und treues Herz, Köstliche Gabe, Senken wir hier in Schmerz Nieder zum Grabe. Das sei dir Schild und Hort, Brausende Landespfort'! Das soll ein Zeichen sein Ewig am freien Rhein! 6. Wohl dir des Hüters dein! Er hat vom Rhein, Er hat vom deutschen Land, Er hat vom welschen Tand Mächtig geklungen, Daß Ehre auferstand, Wo er gesungen. Bei dir, wonach er rang, Sang er den Schwanensang. Hier sollt' er Zeichen sein, Hier sollt' er Hüter sein. 7. Wohl dir des Hüters dein! Jaucbze nun, Rhein! Brause in Wonne fort, Heilige Landespfort'! Klinge in Freuden, Klinge des Sängers Wort Künftigen Zeiten! Und in dem grünen Glanz Liege sein Grab als Schanz'! Liege als Ehrenwall Vor deiner Wogen Schwall! Theodor Körner. Karl Theodor Körner, geboren am 23. September 1791 zu Dresden als Sohn des Oberappellationsgerichtsrates Christian Gottfried Körner, des Freundes Schillers, genoß eine treffliche Erziehung und verriet früh dichterisches Talent und Begabung für Musik. Siebzehn Jahre alt, bezog er die Berg- akademie zu Freiberg, dann, 1810, die Universität Leipzig und ging im folgenden Jahre auf eine kurze Zeit nach Berlin. Im Herbst 1811 finden wir ihn dann in Wien, wo er sich ganz der Dichtkunst hingab und mit einer Reihe von Dramen großen Beifall fand; den meisten Erfolg erzielte sein Schauspiel „Zriny" 1812. Er wurde als Hoftheaterdichter angestellt und befand sich im Vollgenuß seines Glückes, als ihn im Frühjahr 1813 aus Preußen der Ruf zu den Waffen erreichte. Er trat zu Breslau in die Lützowsche Freischar, wurde bei Kitzen (Kreis Merseburg) schwer verwundet, genas aber und kehrte zu seinen Kameraden zurück, die an der untern Elbe standen. Hier traf ihn am 26. August 1813 eine Kugel in einem Gefecht »

10. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 406

1916 - Trier : Lintz
406 4. Und sie neigen sich herab und fragen: „Lebst du noch?" in lauten Donner- klagen, Und sie weinen aus ihr banges Weh. Zitternd leuchten sie mit scheuem Grauen Auf das stille Bett herab und schauen, Ob die alte Mutter tot, die See. 12. Die drc A. a. £>., 1. Drei Zigeuner fand ich einmal Liegen an einer Weide, Als mein Fuhrwerk mit müder Qual Schlich durch sandige Haide. 2. Hielt der eine für sich allein In den Händen die Fiedel, Spielte, umglüht vom Abendschein, Sich ein feuriges Liedel. 3. Hielt der zweite die Pfeif' im Mund, Blickte nach seinem Rauche, Froh, als ob er vom Erdenrund Nichts zum Glücke mehr brauche. 4. Und der dritte behaglich schlief, Und sein Zimbal am Baum hing, 13 13. Her A. a. 1. Trübe Wolken, Herbstesluft, Einsam wandl' ich meine Straßen, Welkes Laub, kein Vogel ruft — Ach, wie stille! wie verlassen. 2. Todeskühl der Winter naht; Wo sind, Wälder, eure Wonnen? Fluren, eurer vollen Saat Goldne Wellen sind verronnen! 3. Es ist worden kühl und spät, Nebel auf der Wiese weidet, Durch die öden Haine weht Heimweh; — alles flieht und scheidet. 4. Herz, vernimmst du diesen Klang Bon den felsentstürzten Bächen? 5. Nein, sie lebt! sie lebt! Der Töchter Kummer Hat sie aufgestört aus ihrem Schlummer, Und sie springt vom Lager hoch empor: Mutter — Kinder — brausend sich umschlingen, Und sie tanzen freudenwild und singen Ihrer Lieb' ein Lied im Sturmeschor. i Zigeuner. S. 187. Über die Saiten der Windhauch lief, Über sein Herz ein Traum ging. 5. An den Kleidern trugen die Drei Löcher und bunte Flicken, Aber sie boten trotzig frei Spott den Erdengeschicken. 6. Dreifach haben sie mir gezeigt, Wenn das Leben uns nacbtet, Wie man's verraucht, verschläft, vergeigt Und es dreimal verachtet. 7. Nach denzigeunern lang' noch schaun Mußt' ich im Weiterfahren, Nach den Gesichtern dunkelbraun, Den schwarzlockigen Haaren. e n t s ch l u ß. O., S. 41. Zeit gewesen wär' es lang', Daß wir ernsthaft uns besprächen! 5. Herz, du hast dir selber oft Wehgetan und hast es andern, Weil du hast geliebt, gehofft; Nun ist's ans. wir müssen wandern; 6. Auf die Reise will ich fest Ein dich schließen und verwahren, Draußen mag ein linder West Oder Sturm vorüberfahren; 7. Daß wir unsern letzten Gang Schweigsam wandeln und alleine, Daß auf unsern Grabeshang Niemand als der Regen weine! Annette Ireiin von Droste-Hülshoff. Annette Freiin von Droste-Hülshoff, geboren am 10. Januar 1797 auf Haus Hülshoff bei Münster, lebte studierend, dichtend und forschend auf dem Landgute Rü'chhaus in der Nähe von Münster, dann wegen zunehmender Kränklichkeit auf Schloß Meersburg am Bodensee, wo sie am 24. Mai 1848 starb.
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