93
Stadt war ein alter, mntloser Mann, der schon bei der ersten Beschieung die Stadt bergeben wollte. Da schrieb.nettelbeck an den König: Wenn Ew. Majestt nns nicht bald einen neuen und braven Kommandanten zuschicken, so sind wir unglcklich und verloren." Dieser Hilferuf fand Gehr. Bald darauf traf der kluge und tapfere Major von Gneisenau als Kommandant von Kolberg ein. Beide Männer leiteten von nun ab, untersttzt von dem Leutnant Schill, die Verteidigung der Stadt gegen eine vierfache bermacht. Am 2. Juli 1807 war die Beschieung besonders heftig. Das Fuvolk rckte zum Sturm vor, aber die Kolberger Soldaten wichen nicht. Pltzlich verstummten die feindlichen Geschtze. Im franzsischen Lager war ein Offizier erschienen und hatten den Til-fiter Waffenstillstand gemeldet. Kolberg war also gerettet.
Edelmut einer deutschen Jungfrau.
Als Preußen im Frhjahr 1813 zum Kriege gegen Napoleon rstete, kamen eines Tages drei Edelsrauen von ihrem Landgut nach Breslau. In ihrer Gesellschaft war auch das Frulein v. Schmettau. In dem Gasthaufe, wo sie abstiegen, lag aus der Wirtstafel eine gedruckte Bitte um milde Gaben fr die Verteidiger des Vaterlandes, sogleich zogen die Frauen ihre Geldbeutel und leerten sie auf einen Teller. Und als die eine noch die Ringe von ihren Fingern und eine Weite ihre Ohrringe dazu legte, da traten dem Frulein von Schmettau die Trnen in die Augen. Sie war arm, sehr arm, und hatte weder Geld noch Schmucksachen. Noch nie hat mich meine Armut so gedrckt wie jetzt," sagte sie, da ich so gern etwas fr mein Vaterland geben mochte." Pltzlich aber leuchteten ihre Augen auf. Ich habe doch < noch etwas," rief sie hoch erfreut aus. Sogleich lie sie einen Pe-rtfernnacher rufen und ihr schnes, blondes Haar abscheren. Der Mann bezahlte 5 Gulden dafr, und mit stiller Freude legte die Jungfrau den Erls auf den Teller. Aus dem schnen Haar wurden allerlei Ziemten verfertigt, und dadurch kam eine Summe von 1200 Taler ein, die fr die Verteidiger des Vaterlandes Verwendung fand.
Marschall Ney.
O t; der berhmteste General Napoleons I., war im
^ahrc 1769 zu Saarlouis geboren. Eine Inschrift bezeichnet noch heute das Geburtshaus. Sein Vater war Kfermeister, und er selbst kam nach semer Entlassung aus der Schule auf das Httenwerk Dil-lmgen. Da et aber mehr Lust am Soldatenleben hatte, so trat er mit jn bei den Hufaren ein, wo er bald zum Offizier be-fordert wurde, ^n den nun folgenden Kriegen der franzsischen Repu-bltk ftteg er wegen feiner unerschrockenen Tapferkeit in kurzer Reit bis zunt General empor und wurde mit 35 Jahren Marschall von Frankreich Marfchall Ney hat an allen groen Feldzgen und Schlachten Napoleons hervorragenden Anteil genommen. Nach den Schlachten bei gm und Friedland erhielt er den Titel: Der Tapferste der Tapfern." Be: dem Feldzuge nach Rußland entschied er in der mrderischen Schlacht
ls383388s88s88e808g0gb868888888e8esee88888se;8[j
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Major_von_Gneisenau Schill Napoleon Napoleons_I. Napoleons_I. Napoleons
62
19. Juli 1810, betrauert und beweint von ihrem Gatten, ihren Kindern und dem ganzen Volke. In der Totengruft zu. Charlottenburg fand sie ihre letzte Ruhesttte.
B. Die Wiedererhebung Preuens.
1. Opferwilligkeit. Der unglckliche Krieg hatte Preußen an den Rand des Unterganges gebracht. Aber in der Zeit des Unglcks sollte ߧ sich zeigen, was ein Staat zu leisten imstande ist, wenn Fürst und Volk sich in Liebe und Treue die Hand reichen. Der König und die Knigin gingen mit ihrem Beispiele voran. Sie opferten fast ihr ganzes Vermgen sowie alle Kostbarkeiten, um die Schuldenlast zu tilgen. Die Bedrfnisse des kniglichen Haushaltes wurden auf das Notwendigste eingeschrnkt. So kam es, da auch das Volk die hohen Abgaben willig auf sich nahm, die zur Zahlung der Kriegsschuld auserlegt wurden.
2. Neugestaltung des Staates. Der König hatte erkannt, da durch den Krieg der alte Staat zusammengebrochen war, und da eine neue Staatseinrichtung geschaffen werden msse, um das Volk von der Fremd-Herrschaft zu befreien. Drei Männer waren es, denen der König die Neuordnung in Heer und Staatsverwaltung bertrug: der General Scharnhorst und die Staatsminister von Stein und von Hardenberg. Im Jahre 1808 wurde nach dem Plane des Generals Scharnhorst die allgemeine Wehrpflicht eingefhrt. Jeder waffenfhige Jngling mute von nun an Soldat werden. Nach seiner Entlassung gehrte er der Landwehr an. In demselben Jahre erlie der König die von dem Minister von Stein vorgeschlagene Stdteordnung; danach durften fort-an die Brger ihre Angelegenheiten selbst verwalten. Sodann hob der König im Jahre 1810 die Erbuntertnigkeit aus dem Lande auf, wodurch sich nunmehr ein freier Bauernstand entwickeln konnte. Es war dem Minister von Stein nicht gegnnt, seine Plne in der Verwaltung durchzufhren, da Napoleon seine Entlassung verlangte und sogar seine Gefangennahme befahl. Stein mute das Land verlassen, aber sein Nachfolger, der Minister von Hardenberg, setzte das begonnene Werk fort.
3. Erstarkung des Volkes. Durch die Ttigkeit dieser drei Männer wurde fr Preußen in kurzer Zeit ein groes, schlagfertiges Heer ge-schassen, Brger und Bauern mit freudiger Schaffenskraft und vater-lndischem Geiste erfllt. Die Frchte der neuen Einrichtungen zeigten sich bald. Gelehrte und vaterlandsliebende Männer machten es sich zur Lebensaufgabe, die deutsche Jugend zu opferwilliger Hingabe an das Vaterland zu ermahnen. Um die Jugend durch krperliche bungen zum Kampfe tchtig zu machen, richtete der Gymnasiallehrer Jahn in Berlin die ersten Turnpltze ein. Bald bildeten sich auch schon aus
[Kg8838@8s883@8888888@0yese8e88ee8eessssesee9]l]
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Hardenberg Napoleon von_Hardenberg Jahn
— 75 —
sich damit zu werfen. So liefen sie lustig hinunter, warfen einander und streuten
dabei die Flachsknoten auf dem Wege aus. Als die Knaben nach Kelbra zurück-
kamen, war es fchon Abend. Der ärmste unter ihnen fand gerade seine Eltern beim
Tischgebet. Er nahm seinen Hut ab, und da fiel klingend etwas Glänzendes ans die
Erde und bald noch ein Stück und noch sieben andere. Die Mutter lief hinzu, und
siehe, es wareu goldene Flachsknoten, womit die Prinzessin dem armen Manne ein
Geschenk machte, der seinen Sohn nun dafür ein Handwerk lernen ließ. Dies
wunderbare Ereignis wurde noch denselben Abend in ganz Kelbra knnd. Die Nach-
barinnen liefen herzu, die seltsamen Flachsknoten zu sehen, und den folgenden Tag
zog jung und alt auf den Kyffhäuser. Alle suchten, aber keiner fand die roten und
blauen Fenstericheiben, keiner die Spinnstnbe der Prinzessin, noch die angehäuften
Flachsknoten, und alle schlichen verdrießlich wieder heim.
Auf dem Kyffhäuser haben die deutschen Kriegervereine Kaiser
Wilhelm I., dem Einiger Deutschlands, in dem Barbarossa seine Auf-
erstehung gefeiert hat, ein 81 ra hohes Denkmal errichtet, das am
15. Juni 1896 von Kaiser Wilhelm Ii. feierlich eingeweiht wurde.
Thüringen dacht sich nach der Mitte zu allmählich ab. Hier
entsteht daher ein breites Becken, das von der Unstrut durchströmt
wird. Ein zweites, die „Goldene Aue", findet sich zu beiden Seiten
der Helme. Diese Becken haben sehr fruchtbaren Boden, denn sie sind
mit Schwemmland bedeckt. Dieses wurde zur Zeit, als die Becken
noch einen weiten See bildeten, von den Flüssen mitgebracht und auf
den Grund des Sees abgelagert. Hohe Ränder schließen die Tal-
ebenen ein und schützen sie vor rauhen Winden. Das Klima ist
daher sehr mild und ermöglicht nebst der großen Fruchtbarkeit einen
ausgedehnten Anbau von Getreide, Gemüse, Obst und Wein. Das
Unstrutbecken ist Thüringens Gemüse- und Blumengarten. Der Mittel-
punkt seines Gartenbaues ist die an der Gera gelegene Stadt Erfurt;
die Erzeugniffe desselben werden nach allen Weltteilen versandt. Die
Goldene Aue ist Thüringens Kornkammer. In ihr dehnen sich wogende
Getreidefelder aus, auf denen Roggen, Weizen und Gerste in vor-
trefflicher Weise gedeihen. Auch Weinberge, Obsthaine und Zucker-
rübenfelder gibt es in den fruchtbaren Ebenen und deren Rändern in
Menge. Freilich sagt man von dem Thüringer Wein:
In Jena preßt man Traubeu aus
Und denkt, es werde Wein daraus.
Bekannt sind auch die Verse von Matthias Claudius:
Thüringens Berge, zum Exempel, bringen
Gewächs, sieht aus wie Wein,
Ist's aber nicht, man kann dabei nicht singen,
Dabei nicht fröhlich fein.
Infolge des Reichtums an Getreide gibt es in Thüringen viele
Branntweinbrennereien, namentlich in der am Westende der
Goldenen Aue gelegenen Stadt Nordhausen („einen Nordhäuser trinken"),
die auch durch ihren Handel mit Getreide bekannt ist.
_ Thüringen hat große Braunkohlenlager, die von Zeitz über
Weißenfels und Merseburg bis Eisleben reichen und in mehr als 300
Gruben abgebaut werden. Durch sie sind auch viele Fabriken, so z. B.
Brikettfabriken, ins Lebeu gerufen worden.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Barbarossa Wilhelm Matthias_Claudius:
Thüringens
Die Goldene Aue.
Du schöne Gold'ne Aue
Mit üpp'gem Ährenkranz,
Mit frischem Morgentaue
Im hellen Sonnenglanz.
Ich grüße dich, Nordhausen,
Du liebe, heit're Stadt,
Die nianches Krieges Sausen,
Manch Leid bestanden hat.
Ich grüße deine Wälder,
Der Eichen dunkles Grün
Und auf den Höh'n der Felder
Die Burgen stolz und kühn.
Ich grüße deine Sagen
Vom alten Merowich,
Von Kaiser Heinrichs Tagen,
Vom Grafen Roderich.
Ich grüße den Kysfhäuser
Mit seinem Sagenkranz,
Wo noch der große Kaiser
Erscheint mit Pracht und Glanz.
O treue Stadt, geliebte,
Noch einmal dich zu seh'u,
Wie würde, was mich trübte,
In frohster Lust vergeh'n!
Ich grüße deiue Städte
Aus grauem Altertum,
Die mancher Sturm durchwehte
Und mancher hohe Nuhm.
Ja, schöne Gold'ne Aue
Mit deiner Städte Kranz,
Wie glücklich, wenn ich schaue,
Noch einmal deinen Glanz!
K. F. H. Straß.
Südöstlich von Heiligenstadt liegt Mühlhausen (34500 Einw.,
an der Unstrnt). Es war früher auch eine freie Reichsstadt und
erreichte im Mittelalter, wo es als Hansastadt sehr beträchtlichen
Leder- und Tuchhandel nach Lübeck und anderen Seestädten trieb, den
Gipfel seiner Größe. Blutige Zwiste zwischen Rat und Bürgerschaft,
der dreißigjährige und siebenjährige Krieg zerrütteten den Wohlstand
der Stadt, der sich jedoch bei dem regen Gewerbfleiß seiner Bewohner
seit Jahren wieder mehr und mehr hebt. Eine schwere Zeit brach im
Bauernkriege (1525) durch die Thomas Münzerschen Unruhen über
die Stadt herein. Sie ist eine nennenswerte Fabrikstadt, welche Woll-
waren, Leim, Farben, Maschinen u. a. erzeugt.
Der gebirgige Teil Sachsens wird von der Saale und ihren
Nebenflüssen durchströmt. (S>. 72.)
Oberhalb Naumburg tritt die Saale in die Provinz Sachsen ein.
In der Zeit, da die Kirschen reif sind, wird in Naumburg ein eigentümliches
Fest gefeiert, das als „Kirschfest" weit und breit bekannt ist und aus uah und fern
eine Menge Fremder herbeilockt. Da ist die vor der Stadt gelegene Vogelwiese von
Zelten rings umschlossen, und in der Mittagszeit kann man die Schulkinder, von
ihren Lehrern geführt, mit Fahnen und Musik auf diesen freien Platz ziehen und
den Nachmittag mit Spiel sich belustigen sehen, nachdem sie mit Kirschen und Kuchen
beschenkt worden sind. Das Fest wird gefeiert, so lange sich die ältesten Leute zu
besinnen wissen, und man erzählt, daß es zur Erinnerung an die Belagerung der
Stadt durch die Hussiteu im Jahre 1432 begangen werde. Der gefürchtete Anführer
der Hussiten, Prokopius, lag mit einem Heere vor der geängstigten Stadt. Er
drohte, sie zu verwüsten, weil er glaubte, daß der kürzlich verstorbene Bischof von
Naumburg die Verbrennung von Huß mit verschuldet habe. Vergebens stellten ihm die
Bürger vor, daß sie dafür nichts könnten; der Feldherr blieb unerbittlich. Endlich
sei ein kluger Bürger auf den Einfall gekommen, sämtliche Kinder der Stadt, 288
Knaben und 321 Mädchen, in weiße Sterbegewänder gekleidet, mit grünen Zweigen
in der linken Hand, in das feindliche Lager hinauszuschicken, um knieeud den furcht-
baren Feldherrn um Gnade für die Eltern und die Stadt anzuflehen, Dieser sei
auch dadurch so gerührt worden, daß er nicht nur die Bitte der Kinder erfüllte,
sondern letztere sogar noch mit Kirschen und Wein bewirtete, unter Musik seiner
Hussiten im Lager tanzen ließ und sie erst gegeu Abend den angstvollen Eltern mit
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
47 —
folgenden Feind auf den russischen Schneefeldern ums Leben. Napoleon entfloh in Eile nach Paris. „Jetzt oder nie können wir das Vaterland befreien!" erscholl es dnrch ganz Preußen. König Friedrich Wilhelm Iii. begab sich zu Anfang des
Jahres 1813 nach Breslau und schloß ein Bündnis mit Rußland. Am 20. März stiftete er den Orden des „eisernen
Kreuzes", erklärte am 16. März an Frankreich den Krieg und erließ am folgenden Tage den denkwürdigen Aufruf: „An Mein Volk." Die Begeisterung im Lande war eine unbeschreibliche. Es bildeten sich freiwillige Jägerkorps. Jünglinge, Männer und Greise eilten zu den Waffen. Seit dieser Zeit gibt es auch
eine Landwehr. Die Dichter Körner, Arndt, Schenkendors,
Rückert u. n. schrieben b«geisterte Vflterlcmdslieder.
Kriegslied der freiwilligen Jäger.
„Frisch auf zum fröhlichen Jcigen, Es ist nun an der Zeit;
Es sangt nun an zu jagen,
Der Kamps ist nicht mehr weit! Auf! laßt die Faulen liegen,
Laßt sie in ihrer Ruh!
Wir rücken mit Vergnügen Dem lieben König zu.
Schlaft ruhig nun, ihr Lieben Am väterlichen Herd,
Derweil mit Feindeshieben Wir ringen, keck bewehrt.
O Wonne, die zu schützen, die uns die liebsten sind.
Hei! laßt Kanonen blitzen!
Ein frommer Mut gewinnt.
Der König hat gesprochen:
„Wo sind meine Jäger nun'"
Da sind wir ausgebrochen,
Ein wackres Werk zu thun.
Wir wollen ein Heil erbauen Für all das deutsche Land,
| Im frohen Gottvertrauen ! Mit rüstig starker Hand.
Die mehrsten ziehn einst wieder Zurück in Siegerreih'n;
Dann tönen Jubellieder,
Das wird 'ne Freude sein!
Wie glühn dann die Herzen So froh und stark und weich!
Wer fällt, der kanns verschmerzen, Der hat das Himmelreich.
Ins Feld, ins Feld gezogen Zu Roß und auch zu Fuß!
Gott ist uns wohl gewogen,
Schickt manchen hohen Gruß.
Ihr Jäger all zusammen,
Dringt lustig in den Feind,
Die Freudenfeuer stammen,
Die Lebenssonne scheint.
Fouque.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm Arndt Kamps
42
bezahlen und bis znr Zahlung der Summe französische Truppen in verschiedenen Festungen unterhalten.
Königin Luise. An der Seite Friedrich Wilhelms m. wirkte dessen treffliche Gemahlin Luise. Sie war eine Prinzessin von Mecklenbnrg-Strelitz und am 10. März 1776 geboren. Ihre Jugend verlebte sie nach dem frühen Tode ihrer Mutter in Herreuhauseu bei Hannover und in Darmstadt. Die Neigung, andern wohlzuthun, schien ihr Bedürfnis zu sein; sie wanderte schon an der Hand ihrer Erzieherin in die
Hütten der Armen und Leidenden, um zu lindern, zu helfen und Trost zu spenden. Ein frommer Sinn, ein treffender Verstand, ein ernstes Streben nach Erkenntnis des Guteu mtd Schönen zeichneten Luise aus. Am Ende des Jahres 1793 fand ihre Vermählung mit dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm statt. Aus dem Landgute Paretz verlebte das kronprinzliche Paar glückliche Tage. Luise gewann durch ihre Leutseligkeit die Herzen aller Landbewohner in der Umgebung des Schlosses.
Königin Luise.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Königin_Luise Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Luise Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise Königin_Luise
Asien als Ganzes. — Kultureigentümlichkeiten und Volksleben. 217
bereitung oder die Seltenheit der Fleischnahrung, die den Tschischlik
zum Genuß macht?
Selbst unter- solchem Steppenvolke vermag der Reisende an-
genehme, glückliche Stunden zu verleben, so daß ihm der Augen-
blick des Abschieds schwer iällt. Auf einer Anhöhe stehen noch
lange die Kirgisen, Männer und Frauen, oftmals sich verbeugend,
und schauen dem scheidenden Fremden nach, der ihnen ein Freund
gewesen ist. Dieser aber ist eine große Erfahrung reicher geworden.
Auch in der Steppe, in der nach der gewöhnlichen Vorstellung der
Mensch schließlich zum Tier herabsinken müsse, hat er gute und
verständige Menschen mit Sitte und Anstand gefunden, Menschen
naiv und harmlos wie die Kinder.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
227
8. Doch hat er, so geübt, so vollgehaltig,
Dies brettecne Gerüste nicht verschmäht;
Hier schildert' er das Schicksal, das gewaltig
Von Tag zu Nacht die Erdenachse dreht;
Und manches tiefe Werk hat reichgestaltig
Den Wert der Kunst, des Künstlers Wert erhöht.
Er wendete die Blüte höchsten Strebens,
Das Leben selbst, an dieses Bild des Lebens.
9. Ihr kanntet ihn, wie er mit Riesenschritte
Den Kreis des Wollens, des Vollbringens maß,
Durch Zeit und Land der Völker Sinn und Sitte.
Das dunkle Buch mit heiterm Blicke las;
Doch wie er atemlos in unsrer Mitte
In Leiden bangte, kümmerlich genas,
Das haben wir in traurig schönen Jahren,
Denn er war unser, leidend miterfahren.
10. Ihn, wenn er vom zerrüttenden Gewüble
Des bittern Schmerzes wieder aufgeblickt
Ihn haben wir dem lästigen Gefühle
Der Gegenwart, der stockenden, entrückt,
Mit guter Kunst und ausgesuchtem Spiele
Den neubelebten, edlen Sinn erquickt
Und noch am Abend vor den letzten Sonnen
Ein holdes Lächeln glücklich abgewonnen.
11. Er hatte früh das strenge Wort gelesen,
Dem Leiden war er, war dem Tod vertraut.
So schied er nun, wie er so oft genesen;
Nun schreckt uns das, wofür uns längst gegraut.
Doch schon erblicket sein verklärtes Wesen
Sich hier verklärt, wenn es herniederschaut.
Was Mitwelt sonst an ihm beklagt, getadelt,
Es hat's der Tod, es hat's die Zeit geadelt.
12. Auch manche Geister, die mit ihm gerungen,
Sein groß Verdienst unwillig anerkannt,
Sie fühlen sich von seiner Kraft durchdrungen,
In seinem Kreise willig festgebannt.
Zum Höchsten hat er sich emporgeschwungen,
Mit allem, was wir schätzen, engverwandt.
So feiert ihn! Denn was dem Mann das Leben
Nur halb erteilt, soll ganz die Nachwelt geben.
13. So bleibt er uns, der vor so manchen Jahren —
Schon zehne sind's — von uns sich weggekehrt.
Wir haben alle segenreich erfahren,
Die Welt verdank' ihm, was er sie gelehrt.
Schon längst verbreitet sich's in ganze Scharen,
Das Eigenste, was ihm allein gehört.
Er glänzt uns vor, wie ein Komet entschwindend,
Unendlich Licht mit seinem Licht verbindend.
15*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
333
Lanzen und Schwerterschein,
Felsen und Mauren,
Wären sie noch so dicht,
Sprenget der Höllenwicht.
Bau' diamantne Burg,
Er dringet doch hindurch."
3. Was soll das Eine sein?
Sprich, Vater Rhein!
„Herz muß das Eine sein",
Spricht Vater Rhein;
„Das wird es treffen,
Herz. das kein Lügenschein
Nimmer kann äffen.
Auch ohne Schanz' und Wall
Brauset mein Wogenschwall
Fröhlich in Freiheit hin,
Wenn ich des mächtig bin."
4. Soll das das Eine sein?
„Ja, das allein!
Treues und deutsches Herz,
Tapfer in Eenst und Scherz,
Das ist die Mauer;
Treues und deutsches Herz
Bleibt auf die Dauer;
Brechet die Schwerter klein,
Reißet die Wälle ein,
Schleifet die Felsenburg —
Mit diesem fecht' ich's durch."
5. Wohl dir des Hüters dein!
Dies soll es sein!
Wohl dir! Ein deutsches Herz,
Tapfres und treues Herz,
Köstliche Gabe,
Senken wir hier in Schmerz
Nieder zum Grabe.
Das sei dir Schild und Hort,
Brausende Landespfort'!
Das soll ein Zeichen sein
Ewig am freien Rhein!
6. Wohl dir des Hüters dein!
Er hat vom Rhein,
Er hat vom deutschen Land,
Er hat vom welschen Tand
Mächtig geklungen,
Daß Ehre auferstand,
Wo er gesungen.
Bei dir, wonach er rang,
Sang er den Schwanensang.
Hier sollt' er Zeichen sein,
Hier sollt' er Hüter sein.
7. Wohl dir des Hüters dein!
Jaucbze nun, Rhein!
Brause in Wonne fort,
Heilige Landespfort'!
Klinge in Freuden,
Klinge des Sängers Wort
Künftigen Zeiten!
Und in dem grünen Glanz
Liege sein Grab als Schanz'!
Liege als Ehrenwall
Vor deiner Wogen Schwall!
Theodor Körner.
Karl Theodor Körner, geboren am 23. September 1791 zu Dresden
als Sohn des Oberappellationsgerichtsrates Christian Gottfried Körner, des
Freundes Schillers, genoß eine treffliche Erziehung und verriet früh dichterisches
Talent und Begabung für Musik. Siebzehn Jahre alt, bezog er die Berg-
akademie zu Freiberg, dann, 1810, die Universität Leipzig und ging im
folgenden Jahre auf eine kurze Zeit nach Berlin. Im Herbst 1811 finden
wir ihn dann in Wien, wo er sich ganz der Dichtkunst hingab und mit einer
Reihe von Dramen großen Beifall fand; den meisten Erfolg erzielte sein
Schauspiel „Zriny" 1812. Er wurde als Hoftheaterdichter angestellt und
befand sich im Vollgenuß seines Glückes, als ihn im Frühjahr 1813 aus
Preußen der Ruf zu den Waffen erreichte. Er trat zu Breslau in die
Lützowsche Freischar, wurde bei Kitzen (Kreis Merseburg) schwer verwundet,
genas aber und kehrte zu seinen Kameraden zurück, die an der untern Elbe
standen. Hier traf ihn am 26. August 1813 eine Kugel in einem Gefecht
»
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Theodor_Körner Karl_Theodor_Körner Karl Christian_Gottfried_Körner Schillers August
Extrahierte Ortsnamen: Vater_Rhein Vater_Rhein Eenst Rhein Rhein Rhein Heilige Dresden Freiberg Leipzig Berlin Wien Breslau Merseburg
406
4. Und sie neigen sich herab und
fragen:
„Lebst du noch?" in lauten Donner-
klagen,
Und sie weinen aus ihr banges Weh.
Zitternd leuchten sie mit scheuem Grauen
Auf das stille Bett herab und schauen,
Ob die alte Mutter tot, die See.
12. Die drc
A. a. £>.,
1. Drei Zigeuner fand ich einmal
Liegen an einer Weide,
Als mein Fuhrwerk mit müder Qual
Schlich durch sandige Haide.
2. Hielt der eine für sich allein
In den Händen die Fiedel,
Spielte, umglüht vom Abendschein,
Sich ein feuriges Liedel.
3. Hielt der zweite die Pfeif' im Mund,
Blickte nach seinem Rauche,
Froh, als ob er vom Erdenrund
Nichts zum Glücke mehr brauche.
4. Und der dritte behaglich schlief,
Und sein Zimbal am Baum hing, 13
13. Her
A. a.
1. Trübe Wolken, Herbstesluft,
Einsam wandl' ich meine Straßen,
Welkes Laub, kein Vogel ruft —
Ach, wie stille! wie verlassen.
2. Todeskühl der Winter naht;
Wo sind, Wälder, eure Wonnen?
Fluren, eurer vollen Saat
Goldne Wellen sind verronnen!
3. Es ist worden kühl und spät,
Nebel auf der Wiese weidet,
Durch die öden Haine weht
Heimweh; — alles flieht und scheidet.
4. Herz, vernimmst du diesen Klang
Bon den felsentstürzten Bächen?
5. Nein, sie lebt! sie lebt! Der Töchter
Kummer
Hat sie aufgestört aus ihrem Schlummer,
Und sie springt vom Lager hoch empor:
Mutter — Kinder — brausend sich
umschlingen,
Und sie tanzen freudenwild und singen
Ihrer Lieb' ein Lied im Sturmeschor.
i Zigeuner.
S. 187.
Über die Saiten der Windhauch lief,
Über sein Herz ein Traum ging.
5. An den Kleidern trugen die Drei
Löcher und bunte Flicken,
Aber sie boten trotzig frei
Spott den Erdengeschicken.
6. Dreifach haben sie mir gezeigt,
Wenn das Leben uns nacbtet,
Wie man's verraucht, verschläft, vergeigt
Und es dreimal verachtet.
7. Nach denzigeunern lang' noch schaun
Mußt' ich im Weiterfahren,
Nach den Gesichtern dunkelbraun,
Den schwarzlockigen Haaren.
e n t s ch l u ß.
O., S. 41.
Zeit gewesen wär' es lang',
Daß wir ernsthaft uns besprächen!
5. Herz, du hast dir selber oft
Wehgetan und hast es andern,
Weil du hast geliebt, gehofft;
Nun ist's ans. wir müssen wandern;
6. Auf die Reise will ich fest
Ein dich schließen und verwahren,
Draußen mag ein linder West
Oder Sturm vorüberfahren;
7. Daß wir unsern letzten Gang
Schweigsam wandeln und alleine,
Daß auf unsern Grabeshang
Niemand als der Regen weine!
Annette Ireiin von Droste-Hülshoff.
Annette Freiin von Droste-Hülshoff, geboren am 10. Januar 1797 auf
Haus Hülshoff bei Münster, lebte studierend, dichtend und forschend auf dem
Landgute Rü'chhaus in der Nähe von Münster, dann wegen zunehmender
Kränklichkeit auf Schloß Meersburg am Bodensee, wo sie am 24. Mai 1848 starb.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]