Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 41

1887 - Berlin : Dümmler
Leben und Treiben in einem ostafrikanischen Dorfe. 41 trennlichen Gefährten, der Tabakspfeife. Späterhin wird der aus Binsen geflochtene Thürvorhang weggenommen, und man geht hin- aus, um sich von den erwärmenden Strahlen bescheinen zu lasfen. Die Dörfer sind stark bevölkert, die Häuser stehen dicht neben ein- ander, und die Bewohner derselben können in aller Bequemlichkeit miteinander schwatzen. Etwa um sieben Uhr ist der Thau vom Grase verschwunden, und nun treiben die Knaben das Vieh auf die Weide hinaus, um erst gegen Sonnenuntergang mit demselben zurück- zukehren. Abends um acht Uhr genießt man einen Brei, der aus Durra bereitet wird; man nennt ihn Ugali; wer sich Pombe, Bier, verschaffen kann, trinkt davon von früh bis spät. Der Mann hat nach seinem Frühimbiß die Pfeife genommen und ist zur Jwanza gegangen, einer großen Hütte, welche als Ver- sammlungs- und Gesellschaftsort dient und wohin die Frauen nicht kommen dürfen. Dort verweilt er den größten Teil des Tages über müßig, fchwatzt, lacht, fchläft und fchmaucht Tabak. Nicht selten vertreibt er sich die Zeit durch Spiel, denn das ist seine Leidenschaft. Sehr beliebt ist „Kops oder Rücken", das er mit einem flachen Steine, einem runden Stück Zinn oder mit dem Boden eines zer- brochenen Topfes spielt; einige verstehen auch das Bao, welches an der Küste häufig vorkommt; es ist eine Art von Roulette, das man mit starken Marken spielt, auf Tafeln, in welchem tasten- förmige Vertiefungen angebracht sind. Unter den Wanyamwezi haben sich manche durch das Spiel so sehr zu Grunde gerichtet, daß sie sich als Sklaven verkaufen mußten; andere haben ihre Mutter gegen eine Kuh oder zwei Ziegen beim Spiel eingesetzt. An Streitig- keiten und Schlägereien ist natürlich bei solchen Belustigungen kein Mangel, sie pflegen indessen unter Bewohnern ein und desselben Dorfes unblutig abzulaufen. Zu anderweitigem Zeitvertreib schnitzelt man an einem Stück Holz, bohrt Pfeifenröhre und umflicht dieselben mit Draht, schert einem Nachbar den Kopf, zieht sich auch wohl die Haare aus Bart, Brauen und Augenlidern, oder putzt an den Waffen herum. So kommt die Mittagszeit heran und der Afrikaner schlendert nach Hause, um gegen ein Uhr seine Hauptmahlzeit einzunehmen, welche die Frau für ihn bereit hält. Jndeffen liebt er es doch fehr, mit anderen beisammen zu sein und läßt auch wohl die Speisen nach der Jwanza bringen, wo sich dann auch seine Knaben und einige männliche Verwandte einfinden, um an der Mahlzeit teil zu nehmen.

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 48

1887 - Berlin : Dümmler
48 Deutsch-Ostafrika. entgegen, dort kann er anmaßend und heftig sein, aber in anderen Gegenden darf er sich fo nicht gebärden. Die Araber sagen: „In ihrer Heimat sind die Schwarzen wie Löwen, bei uns wie Hunde." Die Weiber sind wie Furien und im höchsten Grade wider- spenstig; es ist unmöglich, sie zum Schweigen zu bringen, und beim Zanke der Männer schelten sie tapfer mit und hetzen weidlich; sie weinen nur selten. So redselig und geschwätzig sind die Schwarzen, daß sie selbst den redseligsten Araber ermüden. „Lange Worte!" Maneno marefu, hört man alle Augenblick als Vorwurf aussprechen. Im Rausche ist der Ostasrikaner sehr reizbar; er stellt dann die Beine weit auseinander, schreit, fährt mit den Armen umher, oder schwingt Speer, Bogen und Pfeil wütend in der Luft, doch kommt es nicht gar oft zum Blutvergießen. . Beim ganzen Negerstamme, und auch bei diesen Schwarzen, ist der Zerstörungssinn sehr scharf ausgeprägt; ein Sklave, der etwas zerbricht, wird dabei unwillkürlich ein Gelächter der Schadenfreude erheben. Das eigene Leben gilt dem Schwarzen sehr viel, aber das eines andern, und wäre dieser auch ein naher Verwandter, achtet er nicht höher als das einer Ziege. Man hat bei Feuersbrünsten in Zanzibar gesehen, daß die Schwarzen noch Holz in die Glut warfen und vor wilder Wonne tanzten und sangen. Bei dergleichen Ge- legenheiten werden sie dann von den Arabern wie Hunde tot- geschossen. Die Ehe ist ein Handelsgeschäft. Der Mann muß eine Frau nehmen, weil er eine solche braucht, um sich behaglich zu fühlen, und deshalb kauft er die Ware. Der Vater verlangt von dem Be- Werber fo viele Kühe, Stücke Zeug oder Arm- und Fußreifen von Messingdraht, als dieser ablassen kann; nachher gehört die Tochter dem Käufer, bei welchem sie mit dem Vieh in gleicher Linie steht. Der Mann kann seine Frau verkaufen; ein anderer Mann, welcher sie ihm etwa wegnimmt, muß für sie so viel zahlen als sie auf dem Sklavenmarkte wert wäre. Mitgift kennt man nicht, Feierlichkeiten beim Abschluß einer Ehe eben so wenig; der Vielweiberei ist keine Schranke gezogen, und die Häuptlinge rühmen sich der Anzahl ihrer Frauen. Diese Schwarzen sind gierig und gefräßig, und lieben häufige und kleine Mahlzeiten, um sich den Genuß des Essens recht oft zu verschaffen. Selbst die civilisirteren Kisawaheli haben keine Aus- drücke für Frühstück, Mittagsmahl und Abendessen. Auch die oft-

3. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 88

1887 - Berlin : Dümmler
88 Die Gallaländer. auch nur ähnliche schnitzen zu können, da ihre Messer hierzu in keiner Weise ausreichen. Auch die Somal behaupten, ihr Hinterland sei sehr reich an Elsenbein und Häuten. Beide Produkte gelangen viel- fach durch die Somal über Kißmayu, Magdischu und in Zukunft gewiß auch über Obia in großen Quantitäten in den Handel. Myrrhen, Straußenfedern, Elfenbein, Häute, Honig und Sammeli (gekochte Butter, welche von allen südlichen Völkern sehr geschätzt wird), sollen die Gallas in reichem Maße für etwas Zeug (Sack- leinwand), Draht und andere Artikel in die Nähe der Küste bringen. Es kann der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft jetzt, wo sie in Obia einen schönen Hafen an einer verkehrsreichen Karawanenstraße besitzt, nicht schwer fallen, sich in den Gallaländern ein reiches Handelsgebiet zu erschließen. Das hiesige Klima mit seiner tropischen Hitze und seiner vielfach sehr feuchten, geradezu dicken Luft verlangt vom Europäer, besonders aber von Neuangekommenen, einige sanitäre Vorsichtsmaßregeln, da- mit er nicht erkranke. Geschützte windstille Thäler soll der Europäer besonders in der ersten Zeit vermeiden, weil in diesen vielfach Fieber- miasmen sind, die in dem vielleicht angegriffenen oder prädisponirten Körper dann leicht die Oberhand gewinnen und das afrikanische Fieber, welches der Malaria sehr ähnelt, erzeugen. Chinin, weniger wirksam Salicyl, ist ein vorzügliches Mittel gegen dasselbe- Wer keinen Kranken-Thermometer besitzt, nimmt am besten morgens, abends und am Tage oder bei Nacht, wenn er sich recht unwohl fühlt, je eine starke Dosis. Abends starkes Massieren des ganzen Körpers mit darauf folgendem warmen Fußbad ist ein vorzügliches Mittel, um die Glieder- und Rückenschmerzen zu entfernen. Der Deutsche soll in Afrika alle Spirituosen und fette Speisen auf das gewissenhafteste vermeiden und sich mit kräftiger Pflanzennahrung und magerem Fleisch begnügen, um seine Gesundheit wohl zu er- halten. Viel Bewegung ist mit ein Haupterfordernis, um den Magen, welcher durch übermäßiges Trinken so leicht geschwächt wird, in guter Thätigkeit zu erhalten. — Das beste Getränk ist gekochtes, filtrirtes Wasser mit Eitronensaft, dann leichter Wein oder Bier, Tabakrauchen wird von allen Ärzten empfohlen, ebenso der Genuß der kleinen roten Pfefferschoten (Zanzibar-Pseffer), der die Speisen besser würzt und gesunder ist, als Mixed pikles, die durch Transport so leicht verderben.

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 291

1887 - Berlin : Dümmler
Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. 291 Gebrauch schön rot. Die Last Kolanüsse wird mit 6—20 Schilling bezahlt, je nach der Jahreszeit. Zur Zeit der Aschantiherrschaft war Salaga Centrum des Sklavenhandels, der zwar auch jetzt noch in hoher Blüte steht. Traurig lauten die Schilderungen Opokns über die Leiden der armen Opfer, die meistens Kriegsgefangene sind. Für wenige Schilling, ja für ein Stück Tuch kann man die halbverhungerten Geschöpfe fchon erstehen. Die Bevölkerung von Salaga besteht aus Eingewanderten aller obengenannten Stämme und aus den Eingeborenen, welche einen allerdings stark gemischten Kyerepong-Dialekt sprechen. Die Salagas leben besser als alle ihre Stammesgenossen und sind des- halb auch fchöuer und besser gebaut. Jeder ordentliche Mann be- sitzt ein gut gebautes Haus mit gemauertem Brunnen, Hos- und Nebengebäuden für die Dienstleute und Gäste. Das Wasser dieser Brunnen schmeckt leicht falzig. Fast holländische Reinlichkeit herrscht überall, darf man doch nicht einmal auf dem Hofe ausspucken, dafür stehen überall mit Sand gefüllte Kalebassen. In der streng moham- medanifchen Stadt finden sich viele Bethäuser, private und öffentliche Schulen, die sich Schulgelder zahlen lassen. Deshalb kann auch fast jeder Salagamann arabisch schreiben und lesen. Neben dem aus Guineakorn gebrauten Bier trinkt man dann und wann auch einen starken, aus Honig bereiteten Branntwein, in welchem Stück es mithin mit dem Koran nicht gerade sehr genau genommen wird. Die Salagas beschästigen sich ausschließlich mit Kommissions- geschästen. Die fremden Händler übergeben ihrem Hausherrn ihre sämtlichen Waren und bestimmen den Preis derselben. Der Verkauf wird dann von dem Hausherrn besorgt, der auch alle Zahlungen für den Fremden in Empfang nimmt. Auch die Einkäufe besorgt der Hausherr auf Rechnung des Händlers und erhält auch davon seine Prozente. Es ist deshalb begreiflich, daß die Salagas Muster von Zuvorkommenheit und Höflichkeit sind und daß man sich den Aufenthalt in jener Stadt sehr angenehm machen kann. Neben diesen Börsengeschäften blüht aber in Salaga eine weit ausgebreitete Industrie. Kupfer-, Silber- und Eifenschmiede haben stets vollauf zu thun, und zwar sind deren Erzeugnisse, z. B. Rasiermesser, ge- schmiedete Kessel !c., den europäischen nicht untergeordnet. Selbst Blinde suchen sich durch Korbflechterei und andere leichtere Thätig- keiten ihren Lebensunterhalt zu verdienen, eine in Afrika gewiß un- erhörte Thatsache. 19 *

5. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 450

1887 - Berlin : Dümmler
450 Deutsch-Südwestafrika. Pequena), b. h. 4—6mal im Jahre, wozu sich auf Aus seiner hohen Lage wegen noch sehr häufige nächtliche Niederschläge gesellen, so ist doch diese Menge der Feuchtigkeit bei der hier stets herrschenden trockenen Luft durchaus nicht hinreichend für eine rationelle Be- bauung des Landes. Wie auf dieser von mir geschilderten Strecke, so steht auch im allgemeinen das ganze übrige Land aus, wie mir von Händlern und anderen Leuten, welche das Land genau kennen, berichtet worden ist. Mir selbst war es nicht möglich, mich hiervon durch den Augenschein zu überzeugen; doch habe ich noch einige Streifzüge nach Norden und Süden unternommen und gefunden, daß in den von mir berührten Gegenden (zwischen dem 25° 55' südlicher Breite und 27° südlicher Breite) das Land dieselbe Phy- siognomie trägt, wie sie soeben beschrieben worden ist. So findet man auf Khuias (25° 55') eine gute Quelle, aber der Graswuchs fehlt, so hat man auf Tiras (26° 5—10') ausgezeichnete Grasweide, aber es fehlt an Wasser; ein gleiches gilt von Kleen Fontein (26° 43') und von Kuck Aus (26° 56'), wo ebenfalls gute Weide, Wasser da- gegen nur in sehr beschränktem Maße zu finden ist. Eines wird dem Leser gewiß schon aufgefallen sein, daß nämlich überall, wo gute Weide ist, das Wasser fehlt, und umgekehrt; es scheint dieser Umstand charakteristisch für das Land zu sein; ich spreche natürlich nur von dem Teile, den ich selbst gesehen habe. Doch steht zu er- warten, daß man an den meisten Stellen diesem Mangel durch Bohren von Brunnen wird abhelfen können, namentlich aber an den tiefer gelegenen Teilen des Landes. Aus dem hier Gesagten wird sich nun wohl jeder leicht ein Bild des Landes konstruieren können; mit kurzen Worten: eine langsam ansteigende Hochfläche, aus der sich ziemlich häufig isolierte, nach allen Seiten steil abfallende Berg- gruppen von 100 bis 700 Fuß Höhe erheben. Der fast durchweg vulkanische Boden trägt aus Mangel an hinreichenden Nieder- schlügen nur an vereinzelten Stellen reiche Grasweiden. Hin und wieder tritt eine mäßig stark fließende Quelle zu Tage, aber nur für sehr kurze Zeit, dann wird ihr Lauf wieder unterirdisch; dem- gemäß enthalten die zahlreichen, auf den Karten verzeichneten Fluß- bette auch nur bei starkem Regen Wasser, zu anderer Zeit scheinen sie völlig trocken zu sein. Aus alledem geht hervor, daß das Land in agrikultureller Beziehung wenig Einladendes hat; was ihm in den Augen der Europäer Wert verleiht, das sind seine Mineral- schätze.

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 452

1887 - Berlin : Dümmler
452 Deutsch-Südwestafrika. sie teils Heiden, teils Christen, letztere sind wohl die zahlreicheren und vornehmeren, namentlich aber bekennen sich alle Häuptlinge zur christlichen Religion. Man würde aber fehlgehen in der Annahme, letztere habe besonders veredelnd auf ihren Charakter gewirkt; aus Überzeugung sind wohl nur die Wenigsten Christen, und ich glaube wohl kaum, daß einer von ihnen, mit Ausnahme vielleicht des Schullehrers und Kanzlers Christian Goliath, zum Märtyrer feines Glaubens werden würde. Wie schon vorhin gesagt, nähren sie sich gewöhnlich von Viehzucht, und hier ist es vor allen Dingen das Rindvieh, welches ihren Reichtum ausmacht; früher folleu sie be- deutend reicher an Vieh gewesen sein, aber seit sie sich an europäische Bedürfnisse gewöhnt haben, verarmen sie mehr und mehr. Hat doch vor kurzem erst ein Hottentotte an einem Tage 60 Schafe vertrunken, natürlich unter getreulichem Beistande guter Freunde und Nachbarn! — Das Vieh läuft auf den ausgedehnten Weideplätzen fast ohne jede Aufsicht frei umher; geschlachtet wird selten ein Stück, dagegen viel verhandelt an die im Lande umherziehenden Trader. Doch ist es z. B. allgemeine Sitte, daß der Mann am Tage der Hochzeit ein Rind schlachtet. Sonst besteht ihr Hauptnahrungsmittel aus Milch; dazu schlachten sie alljährlich vielleicht 4—6 Schafe oder Ziegen. Was das staatliche Leben anbelangt, so zerfällt Groß-Nama- Land in 8 oder 9 Bezirke, von denen jeder unter einem besonderen Kapitän steht. Jedem derselben steht feit Einrichtung der Missions- stationen ein Rat von 12 der angesehensten Männer zur Seite, welcher über alle wichtigen Dinge entscheidet. Drei dieser Kapitäne sind von der Kapkolonie hierher gekommen und haben das Land von den früheren Bewohnern, ebenfalls Hottentotten, von den Holländern rois nazi, rote Nation, benannt, gekauft, zu ihnen gehört auch der Kapitän von Bethanien, Josef Frederiks. Sie waren es auch, welche nach den Erzählungen der Hottentotten, die ersten Kleider und auch Pserde in das Land brachten. Die Buschleute stehen auf einer viel niedrigeren Kulturstufe; meist besitzen sie keine Kraale, sondern leben, wie es schon der Name besagt, im Buschwerk, das sie kreisförmig einige Fuß hoch aufhäufen. Sie leben von den Erträgen ihrer Jagd, die sie teils, wenngleich jetzt schon sehr selten, mit Bogen und Pfeilen (meist vergifteten — Schlangengift), teils mit Feuerwaffen ausführen; bei den Nomaden findet man dagegen nur Feuerwaffen vor. Gelingt es ihnen nicht, genügend Wild zu erlegen, so nähren sie sich wohl auch vom Harze s

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 467

1887 - Berlin : Dümmler
Die Ovambos in Deutsch-Südafrika. 467 Fremden möchten für ihn Elefanten schießen, deren es in nicht weiter Ferne viele gebe und die oft viel Verwüstungen in den Feldern an- richteten. Die Schützen zogen es jedoch vor, diesen Antrag abzu- lehnen, da sie besorgten, der Gestrenge möchte das Elfenbein, dessen Wert er recht gut kannte, für sich allein behalten und sie vielleicht nicht eher wieder fortlassen, bis es nichts mehr zu schießen gäbe. Der Alte vergaß ihnen dies nicht. Übrigens wurden sie allerwärts freundlich und gastfrei empfangen. Der König bewirtete sie zuweilen mit Bier, und allabendlich war Hofball, wo die jungen Leute nach dem Tamtam und einer Art Guitarre tanzten. Das Hauptnahrungsmittel der Ovambos ist ein grober Mehl- brei, der stets heiß mit Butter oder saurer Milch aufgetragen wird. Obwohl sie auch die Fleischkost sehr lieben und ihr Viehstand sehr groß ist, sind sie doch mit dem Schlachten sehr sparsam und scheinen das Vieh fast zum Vergnügen zu halten. Die Einrichtung der Ge- höfte im Innern ihrer Palifsadenzäune ist eine ziemlich verwickelte; man trifft da Wohnhäuser für Herren und Knechte, offene Plätze für Erholung und Besprechung, Scheuern, Schweineställe, Vieh- stände, Geflügelschläge u. s. w. Die Häuser und Hütten sind rund, zeltförmig und kaum über Manneshöhe, lediglich zum Kriechen und Schlafen geeignet. Die Getreidespeicher sind große, aus Thon ge- arbeitete Körbe, die eine ähnliche Binsenbedachung haben, wie die Häuser. Außer Rindvieh und Schweinen besteht der Haustierstand aus einigen Schafen, Ziegen, Hühnern und Hunden. Viele Bufch- mäuner haben sich als Hintersassen zwischen den Ovambos angesiedelt. Ein guter Zug dieser wirklich auf einer gewissen Stufe der Ge- sittung stehenden Völkerschaft ist es, daß sie nicht stehlen, vielmehr den Diebstahl für ein todeswürdiges Verbrechen halten. Während die Reisenden bei den Damaras und Namaquas sich vor Diebereien nicht genug schützen konnten, dursten sie hier ihre Habseligkeiten getrost ohne Aussicht umherliegen lassen. Der König hat alle Strafgewalt, und es fiud hier und da im Lande Personen angestellt, welche alle vorkommenden Vergehen zur Anzeige zu bringen haben. Die svrg- fällige Pflege, welche sie Gebrechlichen und Altersschwachen ange- deihen lassen, ist ebenfalls ein schöner Zug der Ovambos; ihre Nachbarn, die Damaras, überlasten Erwerbsunfähige entweder ihrem Schicksale, oder treiben sie in Wald und Wüste, wo sie die Beute wilder Tiere werden, oder fertigen sie ohne weiteres mit ein paar Keulenschlägen ab. 30*

8. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 431

1887 - Berlin : Dümmler
Kulturwert von Deutsch-Südwestafrika. 431 Iii. Kulturwert von Deutsch-Südwestafrika. Ergebnis der Untersuchungen der Forscher, Ingenieure und Missionare. — Ovamboland, Kakooseld, Nama- und Hereroland. — Fisch- und Mehreichtum. In Deutsch - Südwestafrika giebt es außer der dürren, kahlen Küste und einigen feuchten, heißen und daher ungesunden Niederungen auf den Hochebenen des Innern weite Länderstrecken, deren Klima den Europäern zufagt und deren Boden zur Viehzucht und oft selbst zum Ackerbau durchaus geeignet ist. Es ist eine unverzeihliche Ver- kennung der Wahrheit und der thatsächlichen Verhältnisse, den Wert des ganzen Landes (20 000 lum.) nur nach dem 750 lüm. um- fassenden Angra Pequena-Gebiet und des durchschnittlich 15—20 Meilen breiten Küstenstriches zu beurteilen, wie es noch immer von Gegnern der Kolonialbestrebnngen geschieht. Nach den zuverlässigen Untersuchungen der oben angeführten Forscher, Ingenieure und Mis- sionare hat sich unzweifelhaft herausgestellt, daß in Ovamboland, einem reichen Kornlande, auch ausgedehnte Viehzucht betrieben wer- den kaun und von den Eingeborenen zum teil fchon betrieben wird, ebenso im ganzen Kakooseld, weiter nach Süden; — im Piet Heibibsch- Gebiete, in Omaheke, im Nama- und Hererolande findet sich nicht bloß vortreffliches Weideland, sondern selbst manche zum Ackerbau geeignete Landstrecke. Alfred Kirchhoff berichtet aus dem letzteren Lande, daß in günstigen Jahren die Weizenernte so reichlich gewesen sei, daß z. B. in Otyimbingue von 1 Psund Aussaat 55 Pfund Weizen geerntet wurden, daß die Speicher der Missionsstationen mit Tausenden von Scheffeln des besten Weizens gefüllt waren, deren jeder an Ort und Stelle einen Wert von 25 bis 30 Mark = 1 Ochse oder 2 bis 3 Hammel hatte. Dr. Goering, der Kaiserliche Reichskommissar, hebt in seiner Denkschrift befonders den unerschöpflichen Grasreichtum des Damara- landes hervor, wo einzelne Herero 30- bis 40 000 Rinder besitzen und ausgedehnte Gegenden vor dem Kriege von 1880 von den sogen. Bastards mit großem Erfolge zur Schafzucht benutzt worden waren. Weizenbau ist mit ausgezeichnetem Erfolg von den Missionaren be- trieben worden. Mit Ausnahme der nach dem Kuenefluß abfallenden Ebenen eignen sich beide Länder ihres gesunden Klimas wegen zu europäischer Niederlassung. Dr. Goering zählt eine Reihe von Stellen

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 15

1887 - Berlin : Dümmler
Ein Urwald im Dschagga-Lande. 15 bis das Auge an dem üppigen Wachstnme und der tollen Ver- schwendung ganz irre wird. Affen, Hornvögel, Eichhörnchen und das liebliche Geplätscher der Wässer des schneegesättigten Lumi, der den herrlichen Wald von Taweta ernährt und ihm fruchtbare Feuchtigkeit das ganze Jahr hindurch zuführt, beleben das herrliche Bild. Von Taweta aus genießt man aber auch schon den Anblick des durch seine Silberkrone als König der Berge ausgezeichneten 5800 m hohen Kilima-Ndjaro." Das Land zeichnet sich aus durch seinen Rindviehreichtum, namentlich sind die Kühe schöne fette Tiere, die übrigens nie heraus- kommen, sondern mit geschnittenem Futter ernährt werden. An Lebensmitteln ist kein Mangel: Fische, Geflügel, Eier, Hammel- und Ziegenfleisch, Tomaten, süße Kartoffeln, Aams, Maniok, Mais, Zucker- rohr, goldige Bananen und Gemüse verschiedener Art füllen den Tisch der Reisenden mit angenehmer Abwechselung und üppiger Fülle. Nirgends findet man so angenehme Eingeborene, von friedlichen Ge- wohnheiten, guten Sitten, überraschender Ehrlichkeit. Kurt Weiß (Meine Reise nach dem Kilima-Ndjaro. B. 1886) schildert die Bewohner des Dschagga-Landes folgendermaßen: Die Bewohner des Dschagga-Landes machen auf den Reisenden einen ganz andern Eindruck als die verweichlichten, gutmütigen Suahelis. Man sieht hier unter den Männern schöne, kräftige Ge- stalten und selbst unter den Frauen und Mädchen bemerkte ich einige, welche sogar nach europäischem Geschmack angenehme Gesichts- züge hatten. Die Bekleidung der Männer besteht gewöhnlich in einem Stück Gamti, welches mit roter Erde gefärbt ist und einfach über die Schulter gehängt wird, von wo es etwa bis an die Ober- schenkel reicht. Die Bewaffnung besteht hauptsächlich in dem Dschagga-Speer, dessen V/2 m langer Schaft mit einem breitlanzett- förmigen, an den Rändern scharf geschliffenen, eisernen Blatt ver- sehen ist; zuweilen tritt als zweite Waffe hierzu noch Pfeil und Bogen. Ein großer Wert wird auf Zierrat und Schmuck gelegt. Bei Männern und Frauen werden die Ohrläppchen geschlitzt und im Laufe der Jahre durch immer größere hineingesteckte cylinder- förmige Holzstückchen schließlich bis auf die Schultern herabgezogen. In den auf diese Weise verschönerten Ohrläppchen werden dann noch namentlich von den Frauen große scheibenartige Messing- oder Eisen- drahtspirale getragen. Um den Hals tragen die Frauen entweder

10. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 42

1887 - Berlin : Dümmler
42 Deutsch-Ostafrika. Dem Wilden und dem Barbaren ist das Essen die Hauptsache, sein Eins und Alles; am Tage denkt er unablässig daran und nachts träumt er davon. Der Magen ist sein Gebieter, und mit Mißgunst blickt er auf jeden, der mehr und bessere Speisen hat als er selber. Seine Hanptnahrnngsmittel sind Fisch und Fleisch, Getreide und Gemüse; daneben genießt er Milch, Butter, Honig und einige Früchte, zum Beispiel Bananen und die Früchte der Guinnapalme; zur Berauschung trinkt er Pombe, das heißt Hirsebier, Palm- wein und Mawa, das ist Pisangwein. Der arme Mann genießt täglich Getreide, entweder Durra, Mais oder Badschri (Panicnm); Weizenbrot haben nur die Araber, Reis wird nicht allgemein gebaut. Nach der Mahlzeit streckt der Ostafrikaner sich aus, hält einen langen Schlaf, wie am Morgen, und dann raucht er, schwatzt und spielt. Gegen Abend ist alles draußen, um die Kühle zu genießen; die Männer sitzen vor der Jwanza, der Versammlungshalle; die Frauen und Mädchen holen Wasser, setzen sich dann auf kleine Stühle, schmauchen Tabak und unterhalten sich miteinander. Später- hin melkt man die Kühe, macht die Thür zu und geht schlafen; doch sitzen die Männer oft bis in die Nacht hinein um ein Feuer in der Jwanza. Diese Menschen sind noch nicht einmal fo weit, daß sie einen Docht kennen oder Fett zum Brennen in ein Gefäß thun; statt der Lampen oder Kerzen bedienen sie sich eines Steckens von dem ölhaltigen Mtata- oder Msasabaume; er ist gelb und hart, hat dichtes Korn, biegsames Holz mit wenig Knoten, und wird auch zu Speeren, Bogen und Gehstöcken benützt. Solch ein Stecken brennt etwa eine Viertelstunde laug mit heller Flamme. Um Mitter- nacht liegen alle in tiefem Schlafe und'schnarchen bis Tagesanbruch. Zur Glückseligkeit gehört ein Rausch bei Tage und Bewußtlosigkeit während der Nacht; man steht morgens früh auf, um schon nach einigen Stunden die Wonne des Schlafes wieder haben zu können. Bei einem solchen Leben und Treiben würde ein Europäer bald zu Grunde gehen, aber jene Barbaren halten dasselbe aus. Sie haben keinen Branntwein und leiden deshalb nicht an Säuferwahn- sinn, und ihr Gehirn strengen sie höchstens bei ihren Glücksspielen ein klein wenig an. Abspannung oder Anspannung der Nerven kommt bei ihnen nicht vor. Die Sommerzeit wird in vollständiger Trägheit verlebt, aber wenn der Winterregen kommt, muß man sich allerdings etwas um das tägliche Brot bemühen. Dann verläßt der
   bis 10 von 72 weiter»  »»
72 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 72 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 4
1 0
2 0
3 0
4 1
5 27
6 0
7 1
8 0
9 0
10 6
11 0
12 0
13 0
14 0
15 26
16 10
17 0
18 0
19 15
20 0
21 0
22 7
23 0
24 2
25 0
26 0
27 0
28 0
29 7
30 15
31 0
32 0
33 3
34 0
35 0
36 2
37 14
38 6
39 23
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 10
46 0
47 1
48 0
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 0
3 6
4 9
5 0
6 2
7 0
8 0
9 0
10 0
11 11
12 4
13 0
14 0
15 0
16 5
17 14
18 0
19 0
20 0
21 4
22 0
23 1
24 8
25 0
26 2
27 1
28 3
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 19
37 1
38 0
39 4
40 3
41 1
42 21
43 2
44 0
45 12
46 0
47 2
48 0
49 0
50 1
51 0
52 1
53 0
54 13
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 3
62 1
63 0
64 0
65 0
66 1
67 0
68 2
69 0
70 6
71 4
72 6
73 0
74 0
75 3
76 0
77 6
78 0
79 33
80 1
81 0
82 2
83 0
84 13
85 0
86 0
87 11
88 0
89 0
90 0
91 2
92 21
93 0
94 40
95 10
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 25
1 17
2 20
3 23
4 1
5 38
6 48
7 30
8 2
9 87
10 3
11 14
12 59
13 25
14 3
15 1
16 25
17 24
18 17
19 20
20 1
21 52
22 2
23 0
24 53
25 12
26 8
27 5
28 32
29 17
30 5
31 16
32 30
33 167
34 23
35 11
36 6
37 0
38 10
39 198
40 17
41 0
42 18
43 129
44 69
45 3
46 39
47 29
48 62
49 16
50 84
51 58
52 182
53 5
54 21
55 37
56 2
57 9
58 9
59 168
60 18
61 21
62 26
63 3
64 13
65 20
66 6
67 41
68 2
69 0
70 3
71 34
72 5
73 14
74 6
75 37
76 5
77 4
78 30
79 18
80 31
81 155
82 13
83 35
84 20
85 9
86 59
87 8
88 27
89 24
90 0
91 13
92 7
93 14
94 2
95 5
96 3
97 14
98 18
99 12
100 121
101 24
102 46
103 58
104 165
105 0
106 7
107 22
108 2
109 20
110 33
111 77
112 13
113 25
114 72
115 2
116 33
117 8
118 3
119 18
120 3
121 38
122 10
123 76
124 63
125 53
126 11
127 73
128 5
129 33
130 23
131 124
132 8
133 47
134 2
135 7
136 158
137 29
138 1
139 4
140 55
141 6
142 18
143 24
144 22
145 18
146 3
147 2
148 5
149 0
150 39
151 11
152 153
153 3
154 49
155 45
156 32
157 36
158 9
159 86
160 3
161 2
162 1
163 3
164 13
165 14
166 67
167 5
168 53
169 10
170 33
171 8
172 4
173 85
174 16
175 295
176 67
177 156
178 1
179 90
180 3
181 5
182 109
183 331
184 20
185 23
186 7
187 28
188 33
189 13
190 0
191 44
192 8
193 5
194 15
195 36
196 128
197 10
198 59
199 12