Leben und Treiben in einem ostafrikanischen Dorfe. 41
trennlichen Gefährten, der Tabakspfeife. Späterhin wird der aus
Binsen geflochtene Thürvorhang weggenommen, und man geht hin-
aus, um sich von den erwärmenden Strahlen bescheinen zu lasfen.
Die Dörfer sind stark bevölkert, die Häuser stehen dicht neben ein-
ander, und die Bewohner derselben können in aller Bequemlichkeit
miteinander schwatzen. Etwa um sieben Uhr ist der Thau vom
Grase verschwunden, und nun treiben die Knaben das Vieh auf die
Weide hinaus, um erst gegen Sonnenuntergang mit demselben zurück-
zukehren. Abends um acht Uhr genießt man einen Brei, der aus
Durra bereitet wird; man nennt ihn Ugali; wer sich Pombe, Bier,
verschaffen kann, trinkt davon von früh bis spät.
Der Mann hat nach seinem Frühimbiß die Pfeife genommen
und ist zur Jwanza gegangen, einer großen Hütte, welche als Ver-
sammlungs- und Gesellschaftsort dient und wohin die Frauen nicht
kommen dürfen. Dort verweilt er den größten Teil des Tages
über müßig, fchwatzt, lacht, fchläft und fchmaucht Tabak. Nicht selten
vertreibt er sich die Zeit durch Spiel, denn das ist seine Leidenschaft.
Sehr beliebt ist „Kops oder Rücken", das er mit einem flachen
Steine, einem runden Stück Zinn oder mit dem Boden eines zer-
brochenen Topfes spielt; einige verstehen auch das Bao, welches
an der Küste häufig vorkommt; es ist eine Art von Roulette, das
man mit starken Marken spielt, auf Tafeln, in welchem tasten-
förmige Vertiefungen angebracht sind. Unter den Wanyamwezi
haben sich manche durch das Spiel so sehr zu Grunde gerichtet, daß
sie sich als Sklaven verkaufen mußten; andere haben ihre Mutter
gegen eine Kuh oder zwei Ziegen beim Spiel eingesetzt. An Streitig-
keiten und Schlägereien ist natürlich bei solchen Belustigungen kein
Mangel, sie pflegen indessen unter Bewohnern ein und desselben
Dorfes unblutig abzulaufen. Zu anderweitigem Zeitvertreib schnitzelt
man an einem Stück Holz, bohrt Pfeifenröhre und umflicht dieselben
mit Draht, schert einem Nachbar den Kopf, zieht sich auch wohl die
Haare aus Bart, Brauen und Augenlidern, oder putzt an den Waffen
herum.
So kommt die Mittagszeit heran und der Afrikaner schlendert
nach Hause, um gegen ein Uhr seine Hauptmahlzeit einzunehmen, welche
die Frau für ihn bereit hält. Jndeffen liebt er es doch fehr, mit
anderen beisammen zu sein und läßt auch wohl die Speisen nach
der Jwanza bringen, wo sich dann auch seine Knaben und einige
männliche Verwandte einfinden, um an der Mahlzeit teil zu nehmen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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48
Deutsch-Ostafrika.
entgegen, dort kann er anmaßend und heftig sein, aber in anderen
Gegenden darf er sich fo nicht gebärden. Die Araber sagen: „In
ihrer Heimat sind die Schwarzen wie Löwen, bei uns wie Hunde."
Die Weiber sind wie Furien und im höchsten Grade wider-
spenstig; es ist unmöglich, sie zum Schweigen zu bringen, und beim
Zanke der Männer schelten sie tapfer mit und hetzen weidlich; sie
weinen nur selten. So redselig und geschwätzig sind die Schwarzen,
daß sie selbst den redseligsten Araber ermüden. „Lange Worte!"
Maneno marefu, hört man alle Augenblick als Vorwurf aussprechen.
Im Rausche ist der Ostasrikaner sehr reizbar; er stellt dann die
Beine weit auseinander, schreit, fährt mit den Armen umher, oder
schwingt Speer, Bogen und Pfeil wütend in der Luft, doch kommt
es nicht gar oft zum Blutvergießen.
. Beim ganzen Negerstamme, und auch bei diesen Schwarzen, ist
der Zerstörungssinn sehr scharf ausgeprägt; ein Sklave, der etwas
zerbricht, wird dabei unwillkürlich ein Gelächter der Schadenfreude
erheben. Das eigene Leben gilt dem Schwarzen sehr viel, aber das
eines andern, und wäre dieser auch ein naher Verwandter, achtet er
nicht höher als das einer Ziege. Man hat bei Feuersbrünsten in
Zanzibar gesehen, daß die Schwarzen noch Holz in die Glut warfen
und vor wilder Wonne tanzten und sangen. Bei dergleichen Ge-
legenheiten werden sie dann von den Arabern wie Hunde tot-
geschossen.
Die Ehe ist ein Handelsgeschäft. Der Mann muß eine Frau
nehmen, weil er eine solche braucht, um sich behaglich zu fühlen,
und deshalb kauft er die Ware. Der Vater verlangt von dem Be-
Werber fo viele Kühe, Stücke Zeug oder Arm- und Fußreifen von
Messingdraht, als dieser ablassen kann; nachher gehört die Tochter
dem Käufer, bei welchem sie mit dem Vieh in gleicher Linie steht.
Der Mann kann seine Frau verkaufen; ein anderer Mann, welcher
sie ihm etwa wegnimmt, muß für sie so viel zahlen als sie auf dem
Sklavenmarkte wert wäre. Mitgift kennt man nicht, Feierlichkeiten
beim Abschluß einer Ehe eben so wenig; der Vielweiberei ist keine
Schranke gezogen, und die Häuptlinge rühmen sich der Anzahl ihrer
Frauen.
Diese Schwarzen sind gierig und gefräßig, und lieben häufige
und kleine Mahlzeiten, um sich den Genuß des Essens recht oft zu
verschaffen. Selbst die civilisirteren Kisawaheli haben keine Aus-
drücke für Frühstück, Mittagsmahl und Abendessen. Auch die oft-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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88 Die Gallaländer.
auch nur ähnliche schnitzen zu können, da ihre Messer hierzu in keiner
Weise ausreichen. Auch die Somal behaupten, ihr Hinterland sei
sehr reich an Elsenbein und Häuten. Beide Produkte gelangen viel-
fach durch die Somal über Kißmayu, Magdischu und in Zukunft
gewiß auch über Obia in großen Quantitäten in den Handel.
Myrrhen, Straußenfedern, Elfenbein, Häute, Honig und Sammeli
(gekochte Butter, welche von allen südlichen Völkern sehr geschätzt
wird), sollen die Gallas in reichem Maße für etwas Zeug (Sack-
leinwand), Draht und andere Artikel in die Nähe der Küste bringen.
Es kann der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft jetzt, wo sie in Obia
einen schönen Hafen an einer verkehrsreichen Karawanenstraße besitzt,
nicht schwer fallen, sich in den Gallaländern ein reiches Handelsgebiet
zu erschließen.
Das hiesige Klima mit seiner tropischen Hitze und seiner vielfach
sehr feuchten, geradezu dicken Luft verlangt vom Europäer, besonders
aber von Neuangekommenen, einige sanitäre Vorsichtsmaßregeln, da-
mit er nicht erkranke. Geschützte windstille Thäler soll der Europäer
besonders in der ersten Zeit vermeiden, weil in diesen vielfach Fieber-
miasmen sind, die in dem vielleicht angegriffenen oder prädisponirten
Körper dann leicht die Oberhand gewinnen und das afrikanische
Fieber, welches der Malaria sehr ähnelt, erzeugen. Chinin, weniger
wirksam Salicyl, ist ein vorzügliches Mittel gegen dasselbe- Wer
keinen Kranken-Thermometer besitzt, nimmt am besten morgens,
abends und am Tage oder bei Nacht, wenn er sich recht unwohl
fühlt, je eine starke Dosis. Abends starkes Massieren des ganzen
Körpers mit darauf folgendem warmen Fußbad ist ein vorzügliches
Mittel, um die Glieder- und Rückenschmerzen zu entfernen. Der
Deutsche soll in Afrika alle Spirituosen und fette Speisen auf das
gewissenhafteste vermeiden und sich mit kräftiger Pflanzennahrung
und magerem Fleisch begnügen, um seine Gesundheit wohl zu er-
halten.
Viel Bewegung ist mit ein Haupterfordernis, um den Magen,
welcher durch übermäßiges Trinken so leicht geschwächt wird, in
guter Thätigkeit zu erhalten. — Das beste Getränk ist gekochtes,
filtrirtes Wasser mit Eitronensaft, dann leichter Wein oder Bier,
Tabakrauchen wird von allen Ärzten empfohlen, ebenso der Genuß
der kleinen roten Pfefferschoten (Zanzibar-Pseffer), der die Speisen
besser würzt und gesunder ist, als Mixed pikles, die durch Transport
so leicht verderben.
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Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. 291
Gebrauch schön rot. Die Last Kolanüsse wird mit 6—20 Schilling
bezahlt, je nach der Jahreszeit.
Zur Zeit der Aschantiherrschaft war Salaga Centrum des
Sklavenhandels, der zwar auch jetzt noch in hoher Blüte steht.
Traurig lauten die Schilderungen Opokns über die Leiden der armen
Opfer, die meistens Kriegsgefangene sind. Für wenige Schilling, ja
für ein Stück Tuch kann man die halbverhungerten Geschöpfe fchon
erstehen. Die Bevölkerung von Salaga besteht aus Eingewanderten
aller obengenannten Stämme und aus den Eingeborenen, welche
einen allerdings stark gemischten Kyerepong-Dialekt sprechen. Die
Salagas leben besser als alle ihre Stammesgenossen und sind des-
halb auch fchöuer und besser gebaut. Jeder ordentliche Mann be-
sitzt ein gut gebautes Haus mit gemauertem Brunnen, Hos- und
Nebengebäuden für die Dienstleute und Gäste. Das Wasser dieser
Brunnen schmeckt leicht falzig. Fast holländische Reinlichkeit herrscht
überall, darf man doch nicht einmal auf dem Hofe ausspucken, dafür
stehen überall mit Sand gefüllte Kalebassen. In der streng moham-
medanifchen Stadt finden sich viele Bethäuser, private und öffentliche
Schulen, die sich Schulgelder zahlen lassen. Deshalb kann auch
fast jeder Salagamann arabisch schreiben und lesen. Neben dem
aus Guineakorn gebrauten Bier trinkt man dann und wann auch
einen starken, aus Honig bereiteten Branntwein, in welchem Stück
es mithin mit dem Koran nicht gerade sehr genau genommen wird.
Die Salagas beschästigen sich ausschließlich mit Kommissions-
geschästen. Die fremden Händler übergeben ihrem Hausherrn ihre
sämtlichen Waren und bestimmen den Preis derselben. Der Verkauf
wird dann von dem Hausherrn besorgt, der auch alle Zahlungen
für den Fremden in Empfang nimmt. Auch die Einkäufe besorgt
der Hausherr auf Rechnung des Händlers und erhält auch davon
seine Prozente. Es ist deshalb begreiflich, daß die Salagas Muster
von Zuvorkommenheit und Höflichkeit sind und daß man sich den
Aufenthalt in jener Stadt sehr angenehm machen kann. Neben
diesen Börsengeschäften blüht aber in Salaga eine weit ausgebreitete
Industrie. Kupfer-, Silber- und Eifenschmiede haben stets vollauf
zu thun, und zwar sind deren Erzeugnisse, z. B. Rasiermesser, ge-
schmiedete Kessel !c., den europäischen nicht untergeordnet. Selbst
Blinde suchen sich durch Korbflechterei und andere leichtere Thätig-
keiten ihren Lebensunterhalt zu verdienen, eine in Afrika gewiß un-
erhörte Thatsache.
19 *
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Salaga
Extrahierte Ortsnamen: Goldküste Niger Guineakorn Salaga Afrika
450
Deutsch-Südwestafrika.
Pequena), b. h. 4—6mal im Jahre, wozu sich auf Aus seiner hohen
Lage wegen noch sehr häufige nächtliche Niederschläge gesellen, so ist
doch diese Menge der Feuchtigkeit bei der hier stets herrschenden
trockenen Luft durchaus nicht hinreichend für eine rationelle Be-
bauung des Landes. Wie auf dieser von mir geschilderten Strecke,
so steht auch im allgemeinen das ganze übrige Land aus, wie mir
von Händlern und anderen Leuten, welche das Land genau kennen,
berichtet worden ist. Mir selbst war es nicht möglich, mich hiervon
durch den Augenschein zu überzeugen; doch habe ich noch einige
Streifzüge nach Norden und Süden unternommen und gefunden,
daß in den von mir berührten Gegenden (zwischen dem 25° 55'
südlicher Breite und 27° südlicher Breite) das Land dieselbe Phy-
siognomie trägt, wie sie soeben beschrieben worden ist. So findet
man auf Khuias (25° 55') eine gute Quelle, aber der Graswuchs
fehlt, so hat man auf Tiras (26° 5—10') ausgezeichnete Grasweide,
aber es fehlt an Wasser; ein gleiches gilt von Kleen Fontein (26° 43')
und von Kuck Aus (26° 56'), wo ebenfalls gute Weide, Wasser da-
gegen nur in sehr beschränktem Maße zu finden ist. Eines wird
dem Leser gewiß schon aufgefallen sein, daß nämlich überall, wo
gute Weide ist, das Wasser fehlt, und umgekehrt; es scheint dieser
Umstand charakteristisch für das Land zu sein; ich spreche natürlich
nur von dem Teile, den ich selbst gesehen habe. Doch steht zu er-
warten, daß man an den meisten Stellen diesem Mangel durch
Bohren von Brunnen wird abhelfen können, namentlich aber an den
tiefer gelegenen Teilen des Landes. Aus dem hier Gesagten wird
sich nun wohl jeder leicht ein Bild des Landes konstruieren können;
mit kurzen Worten: eine langsam ansteigende Hochfläche, aus der
sich ziemlich häufig isolierte, nach allen Seiten steil abfallende Berg-
gruppen von 100 bis 700 Fuß Höhe erheben. Der fast durchweg
vulkanische Boden trägt aus Mangel an hinreichenden Nieder-
schlügen nur an vereinzelten Stellen reiche Grasweiden. Hin und
wieder tritt eine mäßig stark fließende Quelle zu Tage, aber nur
für sehr kurze Zeit, dann wird ihr Lauf wieder unterirdisch; dem-
gemäß enthalten die zahlreichen, auf den Karten verzeichneten Fluß-
bette auch nur bei starkem Regen Wasser, zu anderer Zeit scheinen
sie völlig trocken zu sein. Aus alledem geht hervor, daß das Land
in agrikultureller Beziehung wenig Einladendes hat; was ihm in
den Augen der Europäer Wert verleiht, das sind seine Mineral-
schätze.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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452
Deutsch-Südwestafrika.
sie teils Heiden, teils Christen, letztere sind wohl die zahlreicheren
und vornehmeren, namentlich aber bekennen sich alle Häuptlinge zur
christlichen Religion. Man würde aber fehlgehen in der Annahme,
letztere habe besonders veredelnd auf ihren Charakter gewirkt; aus
Überzeugung sind wohl nur die Wenigsten Christen, und ich glaube
wohl kaum, daß einer von ihnen, mit Ausnahme vielleicht des
Schullehrers und Kanzlers Christian Goliath, zum Märtyrer feines
Glaubens werden würde. Wie schon vorhin gesagt, nähren sie sich
gewöhnlich von Viehzucht, und hier ist es vor allen Dingen das
Rindvieh, welches ihren Reichtum ausmacht; früher folleu sie be-
deutend reicher an Vieh gewesen sein, aber seit sie sich an europäische
Bedürfnisse gewöhnt haben, verarmen sie mehr und mehr. Hat doch
vor kurzem erst ein Hottentotte an einem Tage 60 Schafe vertrunken,
natürlich unter getreulichem Beistande guter Freunde und Nachbarn!
— Das Vieh läuft auf den ausgedehnten Weideplätzen fast ohne
jede Aufsicht frei umher; geschlachtet wird selten ein Stück, dagegen
viel verhandelt an die im Lande umherziehenden Trader. Doch ist
es z. B. allgemeine Sitte, daß der Mann am Tage der Hochzeit ein
Rind schlachtet. Sonst besteht ihr Hauptnahrungsmittel aus Milch;
dazu schlachten sie alljährlich vielleicht 4—6 Schafe oder Ziegen.
Was das staatliche Leben anbelangt, so zerfällt Groß-Nama-
Land in 8 oder 9 Bezirke, von denen jeder unter einem besonderen
Kapitän steht. Jedem derselben steht feit Einrichtung der Missions-
stationen ein Rat von 12 der angesehensten Männer zur Seite,
welcher über alle wichtigen Dinge entscheidet. Drei dieser Kapitäne
sind von der Kapkolonie hierher gekommen und haben das Land von
den früheren Bewohnern, ebenfalls Hottentotten, von den Holländern
rois nazi, rote Nation, benannt, gekauft, zu ihnen gehört auch der
Kapitän von Bethanien, Josef Frederiks. Sie waren es auch, welche
nach den Erzählungen der Hottentotten, die ersten Kleider und auch
Pserde in das Land brachten.
Die Buschleute stehen auf einer viel niedrigeren Kulturstufe;
meist besitzen sie keine Kraale, sondern leben, wie es schon der Name
besagt, im Buschwerk, das sie kreisförmig einige Fuß hoch aufhäufen.
Sie leben von den Erträgen ihrer Jagd, die sie teils, wenngleich
jetzt schon sehr selten, mit Bogen und Pfeilen (meist vergifteten —
Schlangengift), teils mit Feuerwaffen ausführen; bei den Nomaden
findet man dagegen nur Feuerwaffen vor. Gelingt es ihnen nicht,
genügend Wild zu erlegen, so nähren sie sich wohl auch vom Harze
s
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Die Ovambos in Deutsch-Südafrika. 467
Fremden möchten für ihn Elefanten schießen, deren es in nicht weiter
Ferne viele gebe und die oft viel Verwüstungen in den Feldern an-
richteten. Die Schützen zogen es jedoch vor, diesen Antrag abzu-
lehnen, da sie besorgten, der Gestrenge möchte das Elfenbein, dessen
Wert er recht gut kannte, für sich allein behalten und sie vielleicht
nicht eher wieder fortlassen, bis es nichts mehr zu schießen gäbe.
Der Alte vergaß ihnen dies nicht. Übrigens wurden sie allerwärts
freundlich und gastfrei empfangen. Der König bewirtete sie zuweilen
mit Bier, und allabendlich war Hofball, wo die jungen Leute nach
dem Tamtam und einer Art Guitarre tanzten.
Das Hauptnahrungsmittel der Ovambos ist ein grober Mehl-
brei, der stets heiß mit Butter oder saurer Milch aufgetragen wird.
Obwohl sie auch die Fleischkost sehr lieben und ihr Viehstand sehr
groß ist, sind sie doch mit dem Schlachten sehr sparsam und scheinen
das Vieh fast zum Vergnügen zu halten. Die Einrichtung der Ge-
höfte im Innern ihrer Palifsadenzäune ist eine ziemlich verwickelte;
man trifft da Wohnhäuser für Herren und Knechte, offene Plätze
für Erholung und Besprechung, Scheuern, Schweineställe, Vieh-
stände, Geflügelschläge u. s. w. Die Häuser und Hütten sind rund,
zeltförmig und kaum über Manneshöhe, lediglich zum Kriechen und
Schlafen geeignet. Die Getreidespeicher sind große, aus Thon ge-
arbeitete Körbe, die eine ähnliche Binsenbedachung haben, wie die
Häuser. Außer Rindvieh und Schweinen besteht der Haustierstand
aus einigen Schafen, Ziegen, Hühnern und Hunden. Viele Bufch-
mäuner haben sich als Hintersassen zwischen den Ovambos angesiedelt.
Ein guter Zug dieser wirklich auf einer gewissen Stufe der Ge-
sittung stehenden Völkerschaft ist es, daß sie nicht stehlen, vielmehr
den Diebstahl für ein todeswürdiges Verbrechen halten. Während
die Reisenden bei den Damaras und Namaquas sich vor Diebereien
nicht genug schützen konnten, dursten sie hier ihre Habseligkeiten getrost
ohne Aussicht umherliegen lassen. Der König hat alle Strafgewalt,
und es fiud hier und da im Lande Personen angestellt, welche alle
vorkommenden Vergehen zur Anzeige zu bringen haben. Die svrg-
fällige Pflege, welche sie Gebrechlichen und Altersschwachen ange-
deihen lassen, ist ebenfalls ein schöner Zug der Ovambos; ihre
Nachbarn, die Damaras, überlasten Erwerbsunfähige entweder ihrem
Schicksale, oder treiben sie in Wald und Wüste, wo sie die Beute
wilder Tiere werden, oder fertigen sie ohne weiteres mit ein paar
Keulenschlägen ab.
30*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Kulturwert von Deutsch-Südwestafrika.
431
Iii.
Kulturwert von Deutsch-Südwestafrika.
Ergebnis der Untersuchungen der Forscher, Ingenieure und Missionare. —
Ovamboland, Kakooseld, Nama- und Hereroland. — Fisch- und Mehreichtum.
In Deutsch - Südwestafrika giebt es außer der dürren, kahlen
Küste und einigen feuchten, heißen und daher ungesunden Niederungen
auf den Hochebenen des Innern weite Länderstrecken, deren Klima
den Europäern zufagt und deren Boden zur Viehzucht und oft selbst
zum Ackerbau durchaus geeignet ist. Es ist eine unverzeihliche Ver-
kennung der Wahrheit und der thatsächlichen Verhältnisse, den Wert
des ganzen Landes (20 000 lum.) nur nach dem 750 lüm. um-
fassenden Angra Pequena-Gebiet und des durchschnittlich 15—20
Meilen breiten Küstenstriches zu beurteilen, wie es noch immer von
Gegnern der Kolonialbestrebnngen geschieht. Nach den zuverlässigen
Untersuchungen der oben angeführten Forscher, Ingenieure und Mis-
sionare hat sich unzweifelhaft herausgestellt, daß in Ovamboland,
einem reichen Kornlande, auch ausgedehnte Viehzucht betrieben wer-
den kaun und von den Eingeborenen zum teil fchon betrieben wird,
ebenso im ganzen Kakooseld, weiter nach Süden; — im Piet Heibibsch-
Gebiete, in Omaheke, im Nama- und Hererolande findet sich nicht
bloß vortreffliches Weideland, sondern selbst manche zum Ackerbau
geeignete Landstrecke. Alfred Kirchhoff berichtet aus dem letzteren
Lande, daß in günstigen Jahren die Weizenernte so reichlich gewesen
sei, daß z. B. in Otyimbingue von 1 Psund Aussaat 55 Pfund
Weizen geerntet wurden, daß die Speicher der Missionsstationen mit
Tausenden von Scheffeln des besten Weizens gefüllt waren, deren
jeder an Ort und Stelle einen Wert von 25 bis 30 Mark = 1 Ochse
oder 2 bis 3 Hammel hatte.
Dr. Goering, der Kaiserliche Reichskommissar, hebt in seiner
Denkschrift befonders den unerschöpflichen Grasreichtum des Damara-
landes hervor, wo einzelne Herero 30- bis 40 000 Rinder besitzen
und ausgedehnte Gegenden vor dem Kriege von 1880 von den sogen.
Bastards mit großem Erfolge zur Schafzucht benutzt worden waren.
Weizenbau ist mit ausgezeichnetem Erfolg von den Missionaren be-
trieben worden. Mit Ausnahme der nach dem Kuenefluß abfallenden
Ebenen eignen sich beide Länder ihres gesunden Klimas wegen zu
europäischer Niederlassung. Dr. Goering zählt eine Reihe von Stellen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Ein Urwald im Dschagga-Lande. 15
bis das Auge an dem üppigen Wachstnme und der tollen Ver-
schwendung ganz irre wird.
Affen, Hornvögel, Eichhörnchen und das liebliche Geplätscher
der Wässer des schneegesättigten Lumi, der den herrlichen Wald von
Taweta ernährt und ihm fruchtbare Feuchtigkeit das ganze Jahr
hindurch zuführt, beleben das herrliche Bild.
Von Taweta aus genießt man aber auch schon den Anblick des
durch seine Silberkrone als König der Berge ausgezeichneten 5800 m
hohen Kilima-Ndjaro."
Das Land zeichnet sich aus durch seinen Rindviehreichtum,
namentlich sind die Kühe schöne fette Tiere, die übrigens nie heraus-
kommen, sondern mit geschnittenem Futter ernährt werden. An
Lebensmitteln ist kein Mangel: Fische, Geflügel, Eier, Hammel- und
Ziegenfleisch, Tomaten, süße Kartoffeln, Aams, Maniok, Mais, Zucker-
rohr, goldige Bananen und Gemüse verschiedener Art füllen den
Tisch der Reisenden mit angenehmer Abwechselung und üppiger Fülle.
Nirgends findet man so angenehme Eingeborene, von friedlichen Ge-
wohnheiten, guten Sitten, überraschender Ehrlichkeit.
Kurt Weiß (Meine Reise nach dem Kilima-Ndjaro. B. 1886)
schildert die Bewohner des Dschagga-Landes folgendermaßen:
Die Bewohner des Dschagga-Landes machen auf den Reisenden
einen ganz andern Eindruck als die verweichlichten, gutmütigen
Suahelis. Man sieht hier unter den Männern schöne, kräftige Ge-
stalten und selbst unter den Frauen und Mädchen bemerkte ich
einige, welche sogar nach europäischem Geschmack angenehme Gesichts-
züge hatten. Die Bekleidung der Männer besteht gewöhnlich in
einem Stück Gamti, welches mit roter Erde gefärbt ist und einfach
über die Schulter gehängt wird, von wo es etwa bis an die Ober-
schenkel reicht. Die Bewaffnung besteht hauptsächlich in dem
Dschagga-Speer, dessen V/2 m langer Schaft mit einem breitlanzett-
förmigen, an den Rändern scharf geschliffenen, eisernen Blatt ver-
sehen ist; zuweilen tritt als zweite Waffe hierzu noch Pfeil und
Bogen. Ein großer Wert wird auf Zierrat und Schmuck gelegt.
Bei Männern und Frauen werden die Ohrläppchen geschlitzt und
im Laufe der Jahre durch immer größere hineingesteckte cylinder-
förmige Holzstückchen schließlich bis auf die Schultern herabgezogen.
In den auf diese Weise verschönerten Ohrläppchen werden dann noch
namentlich von den Frauen große scheibenartige Messing- oder Eisen-
drahtspirale getragen. Um den Hals tragen die Frauen entweder
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Deutsch-Ostafrika.
Dem Wilden und dem Barbaren ist das Essen die Hauptsache, sein
Eins und Alles; am Tage denkt er unablässig daran und nachts
träumt er davon. Der Magen ist sein Gebieter, und mit Mißgunst
blickt er auf jeden, der mehr und bessere Speisen hat als er selber.
Seine Hanptnahrnngsmittel sind Fisch und Fleisch, Getreide
und Gemüse; daneben genießt er Milch, Butter, Honig und einige
Früchte, zum Beispiel Bananen und die Früchte der Guinnapalme;
zur Berauschung trinkt er Pombe, das heißt Hirsebier, Palm-
wein und Mawa, das ist Pisangwein.
Der arme Mann genießt täglich Getreide, entweder Durra,
Mais oder Badschri (Panicnm); Weizenbrot haben nur die Araber,
Reis wird nicht allgemein gebaut.
Nach der Mahlzeit streckt der Ostafrikaner sich aus, hält einen
langen Schlaf, wie am Morgen, und dann raucht er, schwatzt und
spielt. Gegen Abend ist alles draußen, um die Kühle zu genießen;
die Männer sitzen vor der Jwanza, der Versammlungshalle; die
Frauen und Mädchen holen Wasser, setzen sich dann auf kleine
Stühle, schmauchen Tabak und unterhalten sich miteinander. Später-
hin melkt man die Kühe, macht die Thür zu und geht schlafen;
doch sitzen die Männer oft bis in die Nacht hinein um ein Feuer
in der Jwanza. Diese Menschen sind noch nicht einmal fo weit,
daß sie einen Docht kennen oder Fett zum Brennen in ein Gefäß
thun; statt der Lampen oder Kerzen bedienen sie sich eines Steckens
von dem ölhaltigen Mtata- oder Msasabaume; er ist gelb und hart,
hat dichtes Korn, biegsames Holz mit wenig Knoten, und wird auch
zu Speeren, Bogen und Gehstöcken benützt. Solch ein Stecken
brennt etwa eine Viertelstunde laug mit heller Flamme. Um Mitter-
nacht liegen alle in tiefem Schlafe und'schnarchen bis Tagesanbruch.
Zur Glückseligkeit gehört ein Rausch bei Tage und Bewußtlosigkeit
während der Nacht; man steht morgens früh auf, um schon nach
einigen Stunden die Wonne des Schlafes wieder haben zu können.
Bei einem solchen Leben und Treiben würde ein Europäer bald
zu Grunde gehen, aber jene Barbaren halten dasselbe aus. Sie
haben keinen Branntwein und leiden deshalb nicht an Säuferwahn-
sinn, und ihr Gehirn strengen sie höchstens bei ihren Glücksspielen
ein klein wenig an. Abspannung oder Anspannung der Nerven
kommt bei ihnen nicht vor. Die Sommerzeit wird in vollständiger
Trägheit verlebt, aber wenn der Winterregen kommt, muß man sich
allerdings etwas um das tägliche Brot bemühen. Dann verläßt der
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]