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die kostbaren Gemälde und Bildsäulen — alles das wirkt er-
greifend auf den Fremden und macht auf sein Gemüth einen über-
wältigenden Eindruck.
Ls Her Ansbrncli des Vesuv i. J. 5t9.
Der grosse und gewaltige Ausbruch des Vesuv am 24. August
i. J. 79 n. Chr. G. ist ein so merkwürdiges Ereigniss, dass ich
es euch etwas ausführlicher darstellen will. An dem ebenerwähnten
Tage erhob sich plötzlich, nachdem der Vesuv seit Menschenge-
denken nicht mehr La Vst ausgeworfen hatte, eine ungeheure Rauch-
wolke aus dem Berge; bald schossen Feuerstrahlen daraus hervor,
glühende Steine flogen umher, und glühende Asche fiel dicht und
immer dichter mehrere Stunden weit nieder. Die Sonne verlor ihren
Schein, bis endlich dunkle Finsterniss über der ganzen Gegend lag.
Die Erde erbebte, und unter den Tritten der Fliehenden schwankte
der Boden, so dass sie niederstürzten; unterirdischer Donner rollte
dumpf, und in jedem Augenblicke fürchteten die Bewohner den
Einsturz ihrer Städte. Alles floh. Um sich gegen die unerträgliche
Hitze der glühenden Asche zu sichern, band man Kissen auf den
Kopf. Nichts war zu erkennen. Das Rufen, das Geschrei und Ge-
jammer der Armen, die auf dem Felde herumtappend sich nirgends
zurecht zu finden wussten und die Hingen vergebens suchten, war
herzzerreissend. Endlich, als der lauge und schwere Aschenregen
nachliess und am andern Tage die Sonne, wiewohl mit bleichem
Scheine, wieder hervortrat, bot die ganze Gegend den traurigsten
Anblick dar. Alles war mit Asche bedeckt. Von den zwei Städten
aber, Hcrculdiqqdl und Pompeji, fand sich keine Spur mehr. Nie-
mand wusste, wo sie geblieben; man glaubte, die Erde habe sie
verschlungen. Ein schauerliches Schweigen ruhte über ihrem Grabe.
Da geschah es, dass vor etwa anderthalbhundert Jahren (1720), ein
Bauer in jener Gegend einen Brunnen graben wollte; und siehe, er
grub drei schöne weibliche Statuen (Bildsäulen) heraus. Später
forschte (man weiter, und wer malt das Erstaunen! — man grub
ein Theater, eine Strasse mit ihren Häusern heraus; kurz man
überzeugte sich, dass man in dem einst durch Asche und glühende
Lava verschütteten Herculanum sich befinde. Später grub man
auch nach dem alten Pompeji, und auch dies wurde gefunden;
und wohl der vierte Theil desselben ist schon ans Licht gebracht.
Das ist nun höchst merkwürdig: in einer unterirdischen Stadt kann
man da umhergehen. Alles liegt noch so da, wie es vor beinahe
1800 Jahren gewesen; und eine recht anschauliche Vorstellung von
dem Leben der alten heidnischen Römer lässt sich hier gewinnen.
Da sieht man noch Stühle und Tische, Lampen, Messer, Flaschen,
Ringe, Schlüssel u. dgl. umherliegen. Die höchst geschmackvolle
Malerei an den Zimmerwänden ist noch frisch, als wenn der Maler
eben erst davon gegangen wäre. Im Theater und auf einer Villa
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¡Der Länge nach von dem großen Nilflufse durchströmt, welcher sich in
mehreren Armen in das mittelländische Meer ergießt. Durch diesen
Fluß wird das Thal, welches er durchströmt, regelmäßig jeden Sommer
überschwemmt und dadurch vermittels des zurückbleibenden Schlammes
überaus fruchtbar gemacht, so daß bei der heißen Beschaffenheit des
Klimas in einem Jahre mehrfache Ernten stattfinden, und ein großer
Überfluß, besondes an verschiedenen Getreidearten erzeugt wird. Nicht
selten aber hat dieser faulende Nilschlamm auch die Pest verursacht, welche
sich von Ägypten her schon öfter verheerend verbreitet hat. Die aus-
nehmende Fruchtbarkeit des Nilthals erklärt uns den frühern Anbau
desselben, und dieser, so wie die eigenthümliche Beschaffenheit des Landes
selbst, die frühere Ausbildung mehrerer Gewerbe, Künste und Kenntnisse
in Ägypten, z.b. des Ackerbaues, des Kanalbaues, der Baukunst,
Meßkunst u. s. w. Als Jakob mit den Seinigen dahin wanderte, war
Ägypten schon ein geordneter Staat und zum Theil stark bevölkert. Schon
vor länger als 3000 Jahren baute man Wohnungen aus gebrannten
Ziegelsteinen oder gehauenen Felsstücken. Von der Beharrlichkeit und
Kunst in Aufführung großer Bauwerke in einer Zeit, die über alle
unsere Nachrichten hinausgeht, zeugen noch heute die Obelisken oder
16 bis 56™ hohe, spitz zulaufende Säulen, oft aus einem einzigen
Steine, deren einige später, als die Römer Herren von Ägypten waren,
nach Rom gebracht und daselbst aufgerichtet worden sind. Noch be-
wundernswürdiger sind die Pyramiden, große viereckige, spitz zulaufende
Gebäude, 62 bis 250™ hoch, mit innern Gemächern ohne Thüren
und Fenster. Sie dienten wahrscheinlich zu Grabmälern für die Könige;
wenigstens hat man in ihnen viele einbalsamirte Leichname oder Mumien
gefunden, deren anan mehrere auch nach Europa gebracht hat.
Auch die Schreibkunst war in Ägypten schon frühe bekannt. In
den ältesten Zeiten aber schrieben die Menschen auf Stein und Holz.
Später schrieben die Ägypter auf Blätter der Papierstaude. Indessen
eine Buchstabenschrift kannten sie noch nicht, sondern zeichneten ganze
Figuren zum Äusdruck des Gedankens. So z. B. bedeutete eine
Schlange, die sich in den Schwanz biß, die Zeit oder den Kreislauf
des Jahres; ein Auge die Vorsicht u. s. w. Diese Bilder- und
Zeichenschrift nannte man Hieroglyphen. Die weit vollkommenere
und leichter verständliche Buchstabenschrift ist eine Erfindung der Phö-
nizier, eines handeltreibenden Volkes, welches in Asien, nördlich von
Canaan am mittelländischen Meere wohnte.
Die bedeutendsten Städte Ägyptens sind Alerandrien und Kairo.
36. Der treue Löwe.
Ein gewaltiger Löwe ruhte im Wald,
Da stürzte aus nächtlichem Hinterhalt
Auf ihn eine riesige Schlange.
Mit grimmiger Eile umschlinget sic ihn,
Sie windet sich um ihn und stürzt ihn dahin,
Es wehret der Löwe sich lange.
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
F. Birls Aealiendià N". ih.
Abriß
der alten Geschichte
von H. -Sieber.
8 1. Ägypter.
1. Das Land der Ägypter, Ägypten, liegt im Nordosten von Afrika.
Es ist nur wenige Meilen breit, von Felsengebirgen und Wüsten eingeschlossen
und wird seiner ganzen Länge nach vom Nil durchströmt, dem das Land seine
Fruchtbarkeit verdankt. Im September überflutet der Nil seine User, so daß
Dörfer und Städte wie Inseln aus der Flut hervorragen. Nach seinem
Zurücktritt hinterläßt er einen äußerst fruchtbaren Schlamm, in welchem das
Getreide hundertfältigen Ertrag bot, so daß Ägypten die Kornkammer der alten
Welt genannt wurde.
2. Das Volk der Ägypter hielt sich von aller Welt abgeschlossen, war
ernst und streng und teilte sich in mehrere Stände oder Kasten, die nicht
allzustreng voneinander geschieden waren, aber doch so, daß der Sohn meist
dem Berufe des Vaters folgte. Es gab eine Priester-, eine Krieger-, eine
Ackerbauer-, eine Handwerker- und eine Hirtenkaste. An der Spitze des Staates
stand ein König, der den Titel Pharao, d. h. Sohn des Sonnengottes Ra,
führte und unumschränkt regierte. Neben dem Ra oder Ammon verehrten
die Ägypter noch viele andere Götter, deren Eigenschaften sie in vielen Tieren
wiederzufinden meinten; daher wurden z. B. Krokodile, Katzen, Ibisse und
andere Tiere göttlich verehrt, am meisten der Stier Apis, welcher dem guten
Gotteosiris geheiligt war. Dieser Gott wurde von dem bösen Gotte Typhon,
der verheerenden Sommerglut, getötet und von seiner Gemahlin Isis, d. i.
die Erdgöttin, solange gesucht, bis Horus, d. i. das wiedererstehende Jahr,
den Typhon besiegte. — Die Ägypter glaubten an eine Fortdauer der Seele
nach dem Tode. Sie meinten, diese wandere zu ihrer Läuterung in Tierleiber
und kehre erst nach einigen 1000 Jahren in den Leib zurück. Darum sorgte
man für lange Dauer der Leichen, indem man sie mit kostbaren Harzen ein-
balsamierte und so unverweslich machte (Mumien).
3. Die Bauwerke der Ägypter sind noch heute bewundernswert. Die
Pyramiden sind ungeheure Steinbauten, die nur schmale Gänge und enge
Grabkammern enthalten zur Aufnahme der Mumien von Königen. Die größte
Pyramide ist höher als der Cölner Dom; an ihr haben 100000 Menschen
40 Jahre lang gearbeitet. — Jede ägyptische Stadt besaß in Felsen gehauene
Grabkammern (Katakomben) zur Aufnahme der Mumien. Großartige
Tempelruinen sind in der Nähe des alten Theben (Luksor). Die zu den Tempeln
führenden Wege waren mit Obelisken besetzt, das sind bis 30 m hohe. aus
einem Stück gearbeitete und polierte Spitzsäulen. Diese, sowie die Wände der
Grabkammern sind bedeckt mit einer Bilderschrift (Hieroglyphen), die nur
den Priestern bekannt war. — Wie in der Baukunst leisteten die Ägypter
Hervorragendes in der Sternkunde, der Medizin, der Mathematik, auch fertigten
sie aus Byssus und Baumwolle kostbare Gewebe und aus den Blättern der
Papyrusstaude Papier. —
.. 4. Geschichte. Die älteste Hauptstadt war Memphis, vom König Me nés ge-
gründet um 4000 v. Chr. Die Nachfolger desselben erbauten die größten Pyramiden
und legten den See Möris an, der die Bewässerung des Landes regelte. Um 2000
wurde Ägypten durch ein asiatisches Hirtenvolk, die Hyksos, unterworfen, die 600 Jahre
herrschten, ohne aber das Leben der Ägypter zu ändern. In diese Zeit fällt die Ein-
F. Hirts Realienbuch. Nr. 10. 8. Auflage. N. R. 1
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Extrahierte Personennamen: Birls_Aealiendià H. Ammon
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 6. Geschichte der Griechen.
7
3. Perserkriege. Die Tüchtigkeit der Griechen zeigte sich besonders in
den Perserkriegen (500—449). Die Unterstützung, welche die Athener den in
Kleinasien wohnenden Griechen, die sich vom Perserjoche (s. § 4, 3) befreien
wollten, geleistet hatten, war die Veranlassung zu denselben. Der erste Zug
des Perserkönigs Darius gegen die Griechen mißglückte gänzlich. Ein zweites
Heer landete zwar in Attika, wurde aber von den Athenern unter der Führung
des Miltiades, trotz zehnfacher Übermacht der Perser bei Marathon ge-
schlagen (490). Des Darius Sohn, Xerxes, rüstete aufs neue und führte
ein so gewaltiges Heer und eine so große Flotte gegen das kleine Griechen-
volk, wie es die Welt noch nie gesehen hatte. Die ersten über den Hellespont
geschlagenen Brücken zerstörte ein Sturm. Da ließ Lerxes das Meer peitschen
und dann neue Brücken bauen. 7 Tage und 7 Nächte dauerte der Zug über
den Meeresarm. Bis zum Engpaß von Thermopylä fanden die Perser
keinen Widerstand; aber hier stellten sich ihnen 3oo Spartaner unter ihrem
Könige Leonidas entgegen und hielten die Perser auf. Terxes ließ den
Griechen die Waffen abfordern. „Komm und hole sie!" war die Antwort. Als
einer der Streiter besorgt ausrief: „Wir werden die Sonne vor der Menge
ihrer Pfeile nicht sehen!" sprach ein anderer: „Desto besser, so werden wir im
Schatten kämpfen!" Die kleine Schar hielt stand, bis ein elender Verräter,
Ephialtes, den Persern einen Fußsteig über das Gebirge wies. Die Spar-
taner, nun von vorn und im Rücken angegriffen, wurden bis auf den letzten
Mann erschlagen. Ihr Andenken wurde später geehrt, indem man einen ehernen
Löwen an dieser Stelle als Denkmal errichtete. — Das unermeßliche Perser-
heer ergoß sich jetzt nach Hellas. Alle Städte und Flecken wurden zerstört,
besonders Athen. Die Athener hatten sich, einem Orakelsprnch folgend, hinter
„hölzerne Mauern" (Schiffe) geflüchtet. Ihr Führer, Themistokles, verstand
es, Lerxes durch scheinbar verräterische Botschaft zu einer Seeschlacht zu be-
wegen, in der die Perserflotte die große Zahl ihrer Schiffe nicht entfalten
konnte. Sie wurde (480) bei Salamis völlig geschlagen. Im folgenden
Jahre siegten die Griechen über das Landheer der Perser bei Platää.
4. Im weiteren Verlauf befreiten die Griechen ihre Landsleute auf den Inseln und
in Kleinasien vom persischen Joche. — Die Athener hatten durch ihre Klugheit und Tapfer-
keit in den Perserkriegen die erste Stelle im Bunde der griechischen Staaten errungen.
Durch ihren blühenden Handel erlangten sie die Mittel, die großartigen Kunstwerke zu
errichten, die noch der späten Nachwelt als Muster dienten. — Der Hauptförderer der
schönen Künste in Athen war Perikles, der nicht nur seine Vaterstadt auf den Gipfel
äußerer Macht hob, sondern Athen auch zum Mittelpunkte griechischer Kunst und Wissen-
schaft machte. Er ließ, beraten durch Phidias, in Athen herrliche Bauwerke aufführen,
besonders die Burg von Athen, die Akropolis (f. Abbild.) durch Bauwerke und Stand-
bilder schmücken. Eine prächtige Marmortreppe, die in der Mitte durch einen Fahrweg
unterbrochen war, führte zu einem herrlichen Säulentor, den Propyläen. (Eine
Nachbildung ist das Brandenburger Tor in Berlin (Abbild. 26, Real.-B. 5s). Hinter
demselben erhob sich das hoch emporragende, eherne Standbild der Pallas Athene, von
Phidias geschaffen, deren glänzender Helm dem Schiffer aus großer Ferne entgegen
winkte. — Zur Rechten erblickte man den Tempel der Athene, das Parthenon. Auf
vielen. 12m hohen, schlanken Säulen lag ein Steinbalken, auf welchem das Dach ruhte.
Die Giebel waren mit Werken der Bildhauerkunst geschmückt. — Im Jnnenraume des
Tempels, der Cella, stand des Phidias Meisterwerk, das Standbild der Göttin, deren
sichtbare Körperteile aus Elfenbein und deren Gewand aus lauterem Golde gebildet
waren.^ — (Ähnlichen Bau wie das Parthenon zeigten alle griechischen Tempel). —
Dem Parthenon gegenüber stand noch ein anderer, aus älterer Zeit stammender Tempel
(Erechtheion). Eine Halle desselben wurde von 6 Säulen getragen (Karvatidenü —
..Sparta, früher der mächtigste Staat Griechenlands, war auf das mächtige Athen
eifersüchtig, und so brach um geringer Veranlassung willen der peloponnesische Krieg
aus, der 30 Jahre dauerte, Athen an den Rand des Verderbens brachte, aber auch die
Blüte ganz Griechenlands dahinraffte.
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius Darius Xerxes Leonidas Cella
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 6. Geschichte der Griechen.
7
3. Perserkriege. Die Tüchtigkeit der Griechen zeigte sich besonders in
den Perserkriegen (500—449). Die Unterstützung, welche die Athener den in
Kleinasien wohnenden Griechen, die sich vom Perserjoche (s. § 4, 3) befreien
wollten, geleistet hatten, war die Veranlassung zu denselben. Der erste Zug
des Perserkönigs Darius gegen die Griechen mißglückte gänzlich. Ein zweites
Heer landete zwar in Attika, wurde aber von den Athenern unter der Führung
des Miltiades, trotz zehnfacher Übermacht der Perser bei Marathon ge-
schlagen (490). Des Darius Sohn, Xerxes, rüstete aufs neue und siihrte
ein so gewaltiges Heer und eine so große Flotte gegen das kleine Griechen-
volk, wie es die Welt noch nie gesehen hatte. Die ersten über den Hellespont
geschlagenen Brücken zerstörte ein Sturm. Da ließ Terxes das Meer peitschen
und dann neue Brücken bauen. 7 Tage und 7 Nächte dauerte der Zug über
den Meeresarm. Bis zum Engpaß von Thermopylä fanden die Perser
seinen Widerstand; aber hier stellten sich ihnen 300 Spartaner unter ihrem
Könige Leonidas entgegen und hielten die Perser auf. Xerxes ließ den
Griechen die Waffen abfordern. „Komm und hole sie!" war die Antwort. Als
einer der Streiter besorgt ausrief: „Wir werden die Sonne vor der Menge
ihrer Pfeile nicht sehen!" sprach ein anderer: „Desto besser, so werden wir im
Schatten kämpfen!" Die kleine Schar hielt stand, bis ein elender Verräter,
Ephialtes, den Persern einen Fußsteig über das Gebirge wies. Die Spar-
taner, nun von vorn und im Rücken angegriffen, wurden bis ans den letzten
Mann erschlagen. Ihr Andenken wurde später geehrt, indem man einen ehernen
Löwen an dieser Stelle als Denkmal errichtete. — Das unermeßliche Perser-
heer ergoß sich jetzt nach Hellas. Alle Städte und Flecken wurden zerstört,
besonders Athen. Die Athener hatten sich, einem Orakelsprnch folgend, hinter
„hölzerne Mauern" (Schiffe) geflüchtet. Ihr Führer, Themistokles, verstand
es, Xerxes durch scheinbar verräterische Botschaft zu einer Seeschlacht zu be-
wegen, in der die Perserflotte die große Zahl ihrer Schiffe nicht entfalten
konnte. Sie wurde (480) bei Salamis völlig geschlagen. Im folgenden
Jahre siegten die Griechen über das Landheer der Perser bei Platää.
4. Im weiteren Verlauf befreiten die Griechen ihre Landsleute auf den Inseln und
in Kleinasien vom persischen Joche. — Die Athener hatten durch ihre Klugheit und Tapfer-
keit in den Perserkriegen die erste Stelle im Bunde der griechischen Staaten errungen.
Durch ihren blühenden Handel erlangten sie die Mittel, die großartigen Kunstwerke zu
errichten, die noch der späten Nachwelt als Muster dienten. — Der Hauptsörderer der
sclwnen Künste in Athen war Perikles, der nicht nur seine Vaterstadt auf den Gipfel
äußerer Macht hob, sondern Athen auch zum Mittelpunkte griechischer Kunst und Wissen-
schaft machte. Er ließ, beraten durch Phidias, in Athen herrliche Bauwerke aufführen,
besonders die Burg von Athen, die Akropolis (f. Abbild.) durch Bauwerke und Stand-
bilder schmücken. Eine prächtige Marmortreppe, die in der Müle durch einen Fahrweg
unterbrochen war, führte zu einem herrlichen Säulentor, den Propyläen. (Eine
Nachbildung ist das Brandenburger Tor in Berlin (Abbild. 26, Neal.-B. 5]). Hinter
demselben erhob sich das hoch emporragende, eherne Standbild der Pallas Athene, von
Phidias geschaffen, deren glänzender Helm dem Schiffer aus großer Ferne entgegen
winkte. — Zur Rechten erblickte man den Tempel der Athene, das Parthenon. Auf
vielen, 12m hohen, schlanken Säulen lag ein Steinbalken, auf welchem das Dach ruhte.
Die Giebel waren mit Werken der Bildhauerkunst geschmückt. — Im Jnnenraume des
Tempels, der Cella, stand des Phidias Meisterwerk, das Standbild der Göttin, deren
sichtbare Körperteile aus Elfenbein und deren Gewand aus lauterem Golde gebildet
waren.^ — (Ähnlichen Bau wie das Parthenon zeigten alle griechischen Tempel). —
Dem Parthenon gegenüber stand noch ein anderer, aus älterer Zeit stammender Tempel
(Erechtheion). Eine Halle desselben wurde von 6 Säulen getragen (Karvatidero. —
Sparta, früher der mächtigste Staat Griechenlands, war auf das mächtige Althen
eifersüchtig, und so brach um geringer Veranlassung willen der pe l opo nnesisiche Krieg
aus, der 30 Jahre dauerte, Athen an den Rand des Verderbens brachte, aber auch die
Blüte ganz Griechenlands dahinraffte.
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius Darius_Sohn Darius Xerxes Leonidas Xerxes Xerxes Cella Karvatidero
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
L. tzirts Reauenduä). fl>. 10.
Abriß
der alten Geschichte
von H. Sieber.
§ 1. Ägypter.
1. Das Land der Ägypter, Ägypten, liegt im Nordosten von Afrika.
Es ist nur wenige Meilen breit, von Felsengebirgen und Wüsten eingeschlossen
und wird seiner ganzen Länge nach vom Nil durchströmt, dem das Land seine
Fruchtbarkeit verdankt. Im September überflutet der Nil seine Ufer, so daß
Dörfer und Städte wie Inseln aus der Flut hervorragen. Nach seinem
Zurücktritt hinterläßt er einen äußerst fruchtbaren Schlamm, in welchem das
Getreide hundertfältigen Ertrag bot, so daß Ägypten die Kornkammer der alten
Welt genannt wurde.
2. Das Volk der Ägypter hielt sich von aller Welt abgeschlossen, war
ernst und streng und teilte sich in mehrere Stände oder Kasten, die nicht
allzustreng voneinander geschieden waren, aber doch so, daß der Sohn meist
dem Berufe des Vaters folgte. Es gab eine Priester-, eine Krieger-, eine
Ackerbauer-, eine Handwerker- und eine Hirtenkaste. An der Spitze des Staates
stand ein König, der den Titel Pharao, d. h. Sohn des Sonnengottes Ra,
führte und unumschränkt regierte. Neben dem Ra oder Ammon verehrten
die Ägypter noch viele andere Götter, deren Eigenschaften sie in vielen Tieren
wiederzufinden meinten; daher wurden z, B. Krokodile, Katzen, Ibisse und
andere Tiere göttlich verehrt, am meisten der Stier Apis, welcher dem guten
Gotte Osiris geheiligt war. Dieser Gott wurde von dem bösen Gotte Typhon,
der verheerenden Sommerglut, getötet und von seiner Gemahlin Isis, d. i.
die Erdgöttin, solange gesucht, bis Horus, d. i. das wiedererstehende Jahr,
den Typhon besiegte. — Die Ägypter glaubten an eine Fortdauer der Seele
nach dem Tode. Sie meinten, diese wandere zu ihrer Läuterung in Tierleiber
und kehre erst nach einigen 1000 Jahren in den Leib zurück. Darum sorgte
man für lange Dauer der Leichen, indem man sie mit kostbaren Harzen ein-
balsamierte und so unverweslich machte (Mumien).
3. Die Bauwerke der Ägypter sind noch heute bewundernswert. Die
Pyramiden sind ungeheure Steinbauten, die nur schmale Gänge und enge
Grabkammern enthalten zur Aufnahme der Mumien von Königen. Die größte
Pyramide ist höher als der Cölner Dom; an ihr haben 100000 Menschen
40 Jahre lang gearbeitet. — Jede ägyptische Stadt besaß in Felsen gehauene
Grabkammcrn (Katakomben) zur Äufnahme der Mumien. Großartige
Tempelruinen sind in der Nähe des alten Theben (Luksor). Die zu den Tempeln
führenden Wege waren mit Obelisken besetzt, das sind bis 30 m hohe, aus
einem Stück gearbeitete und polierte Spitzsäulen. Diese, sowie die Wände der
Grabkammern sind bedeckt mit einer Bilderschrift (Hieroglyphen), die nur
den Priestern bekannt war. — Wie in der Baukunst leisteten die Ägypter
Hervorragendes in der Sternkunde, der Medizin, der Mathematik, auch fertigten
sie aus Byssus und Baumwolle kostbare Gewebe und aus den Blättern der
Papyrusstaude Papier. —
.. 4- Geschichte. Die älteste Hauptstadt war Memphis, vom König Menes ge-
gründet um 4000 v. Chr. Die Nachfolger desselben erbauten die größten Pyramiden
und legten den See Möris an, der die Bewässerung des Landes regelte. Um 2000
wurde Ägypten durch ein asiatisches Hirtenvolk, die Hyksos, unterworfen, die 500 Jahre
herrichten, ohne aber das Leben der Ägypter zu ändern. In diese Zeit fällt die Ein-
F. Hirts Realienbuch. Nr. 10. 8. Auflage. N. N. 1
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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