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1. Geschichten aus der Geschichte - S. 6

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 6 — Sohn zur Welt bringen, bcr feinen Großvater vom Throne stürzen und über ganz Asien herrschen würde. Der König erschrak und gab Manbane nicht einem Meber, fonbcrn einem Perser zur Frau, benn bic Meber waren das herrfchenbe Volk, die Perser aber ein unterworfenes, und er meinte, die Meber würden sich dem Sohn eines Persers nie unterwerfen. Doch als nun Manbane einen Sohn bekam, wollte er noch sicherer gehn und den Enkel töten lassen. Er hatte einen Vertrauten, der mit dem Königsgcfchlccht verwanbt und ihm ganz ergeben war, er hieß Harpagos. Diesem trug er auf, den Knaben in der Wilbnis auszusetzen und, wenn er tot wäre, ihn zu begraben. Er bürste nicht wiberfprechen, benn der König verlangte stets den strengsten Gehorsam. Harpagos nahm das Kind, das königlich geschmückt in einem Korbe lag, mit sich, boch auf dem Wege nach Haufe vergoß er bittere Thränen. Als er feiner Frau den Befehl des Königs mitteilte, fragte sie: „Was wirst bu thun?" Er erwiberte: „Ich werbe das Kind nicht umbringen; cs ist mit mir verwanbt, und der König ist alt, und wenn er stirbt, wirb Manbane zur Regierung kommen und für den Morb ihres Sohnes an mir Rache nehmen." Er schickte nach einem Hirten des Königs, der in der Wilbnis Rinber hütete und sprach zu dem: „Der König befiehlt bir, bies Kind zu töten; wenn bu es nicht thust, haft bu die grausamste Strafe zu erwarten. Ich werbe nach einigen Tagen nachfehn lassen, ob bu den Befehl des Königs vollzogen haft." Am Hofe des Astyages hieß es, das Kind fei von einer Sklavin geboren, aber der Hirte erfuhr, es fei das bcr Manbane, und er war sehr bekümmert. In feiner Hütte angelangt, klagte er bcr Frau fein Leid und zeigte ihr das Kind. Als sie den kräftigen und schönen Knaben sah, warf sic sich dem Mann zu Füßen und beschwor ihn, das Kind nicht auszusetzen. Nun traf es sich, daß Tags vorher auch in der Hütte des Hirten ein Knäblein geboren war, aber ein totes. Und die Frau sagte: „Ziehe unserem Kind die königlichen Kleiber an und fetze es aus, den Knaben bcr Manbane aber geben wir für unsern Sohn aus." Dies geschah benn auch, und als einige Diener des Harpagos kamen und den Leichnam sahen, würde das Kind des Hirten begraben und das bcr Manbane war gerettet. Es erhielt den Namen Kyros. So wuchs der Knabe aus Königsgefchlecht unter der mütterlichen Pflege der Hirtin in einer Hütte auf. Als er zehn Jahre alt war, spielte er einmal mit feinen Genoffen, den Dorfkinbern, König und

2. Geschichten aus der Geschichte - S. 8

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 8 — sende deinen Sohn her, daß er meinem Enkel Gesellschaft leiste. Zu Mittag sollst du dann wiederkommen, denn ich will ein Freudenmahl halten, weil Kyros wiedergefunden ist." Harpagos war sehr froh, so gelinde abgekommen zu sein. Er schickte seinen Sohn, es war sein einziger, in den Palast und kam später in Festkleidern zum Mahle. Jeder Gast saß an einem besonderen Tischchen, den Übrigen wurde Lammfleisch vorgesetzt, dem Harpagos andere Speise. Als das Mahl beendet war, fragte ihn der König: „Wie hat dir das Mahl geschmeckt?" Er erwiderte: „O vortrefflich." Da gab jener einen Wink und ein Diener brachte Harpagos einen verdeckten Korb und ließ ihn die Hülle abnehmen. Da erblickte er darin den abgeschnittenen Kopf und die Hände und Füße seines Sohnes. Zur Strafe für seinen Ungehorsam hatte der grimmige König den Knaben schlachten, sein Fleisch braten und es dem Vater als Speise vorsetzen lassen. Höhnisch fragte er Harpagos: ,.Was für Fleisch meinst du gespeist zu haben?" Jener aber bezwang sich und sagte: „Ich erkenne es; was der König thut, ist wohlgethan." Die Überreste seines Sohnes legte er in ein Tuch und bestattete sie. Kyros wurde von dem Großvater mit Gesolge zu seinen Eltern nach Persien gesandt, wo er mit großer Freude empfangen wurde; auch er freute sich, doch behielt er die Frau des Hirten, die ihn so liebevoll gepflegt, in treuem Gedächtnis. Als er in Persien zum Mann herangewachsen, war er der tapferste unter allen Altersgenossen und wurde von allen geliebt. Harpagos hatte unterdessen durch seinen Eifer um das Wohl des Königs und feinen unbedingten Gehorsam das vollevertrauen desselben wiedergewonnen, und es schien, als ob er der Greuelthat an seinem Sohn nicht mehr gedächte. Allein es war nicht so, er erwartete nur die Zeit, wo er an dem König die bitterste Vergeltung üben könnte. Astyages hatte sich durch seine Strenge und Grausamkeit den Haß der Großen im ganzen Reiche zugezogen, daher konnte Harpagos einen nach dem andern überreden, sich mit ihm zu verbinden, den König vom Throne zu stoßen und die Herrschaft auf Kyros zu übertragen. Darauf schlitzte er deu Leib eines Hasen ans, und nachdem er einen Brief, hineingelegt, nähte er die Öffnung sorgfältig zu. Dann sandte er einen treuen Sklaven mit dem Hasen zu Kyros und ließ ihm sagen, er solle den Leib des Tieres ganz im Geheimen öffnen. Der Sklave hatte, um allem Verdacht zu entgehen, einen Jägerspieß in der Hand getragen und wurde so für

3. Geschichten aus der Geschichte - S. 9

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 9 — einen Mann gehalten, der den Hasen erlegt hatte. Als er an- gekommen, nahm Kyros den Brief heraus und fand darin die Aufforderung des Harpagos, den Astyages, der ihn habe töten wollen, mit Krieg zu überziehen und selbst König zu werden; die medischen Großen seien schon fast alle für ihn gewonnen. Nun versammelte Kyros die Perser, las einen Brief vor, als wenn er vom König wäre, worin er zum Obersten der Perser ernannt wurde, und befahl, sie sollten sich am folgenden Tage mit Sicheln versehn auf ein großes Feld begeben, das von Disteln starrte, und es bis zum Abeud ganz rein machen. Es war eine gewaltige Arbeit und kostete vielen Schweiß. Abends kam dann Kyros und forderte sie auf, am nächsten Tage sich wieder einzufinden, aber in ihren besten Kleidern, er würde ihnen ein Mahl ausrichten. Das klang schon anders als der erste Befehl. Freudig erschienen sie zum Mahle und es wurden ihnen leckere Speisen und Wein in Fülle gereicht. Das Fest währte bis Sonnenuntergang, dann versammelte sie Kyros um sich und fragte: „Welcher Tag hat euch besser gefallen, der gestrige oder der heutige?" Sie erwiderten: „Wie kauust du nur fragen? Der gestrige war nichts als Arbeit und Mühsal, der heutige voll Lust und Freude." Da sagte Kyros: „Nun, ihr Perser, so schwere Tage wie gestern habt ihr immer, so lange ihr unter der Herrschaft der Meder steht: wollt ihr mir aber folgen und mir helfen den König Astyages vom Throne zu stoßen, so werdet ihr immer solche Tage haben wie heute." Die Perser hatten schon lange die Herrschaft der Meder unwillig ertragen und folgten also gern der Aufforderung und rüsteten sich zum Kriege. Als Astyages es erfuhr, schickte er einen Boten an seinen Enkel mit dem Befehl, sofort zu ihm zu kommen. Kyros antwortete, er würde früher kommen, als es ihm lieb fein möchte. Da zog Astyages ein Heer von Medern zusammen und ohne zu bedenken, welch schweres Herzeleid er Harpagos angethan, stellte er diesen an die Spitze des Heeres. Wie nun die Perser gegen die Meder kämpften, gingen fast alle Vornehmen mit ihren Scharen zu Kyros über und die andern flohen. In seinem Grimm über die Niederlage ließ Astyages die Traumdeuter hinrichten, weil sie ihm geraten hatten, seinen Enkel am Leben zu lassen. Dann sammelte er ein zweites Heer von denen, welche, weil sie zu jung oder zu alt waren, zu Hause geblieben waren; er selbst führte sie. Diesmal wurde der Sieg den Persern noch leichter und Astyages wurde gefangen. Da trat Harpagos zu ihm heran, und wie der

4. Geschichten aus der Geschichte - S. 50

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 50 — Frieden zu unterhandeln. Es wurden Gesandte an ihn geschickt, er wies sie aber ab. Die Priester zogen mit ihren Ehrenzeichen aus, doch auch ihre Bitten waren vergebens. Nun wandte man sich an seine Mutter und beschwor sie ihren Sohn um Frieden anzugehn, denn es war bekannt, daß er für sie die höchste Ehrfurcht, fast wie vor einer Göttin hegte. Die Mutter, Veturia hieß sie, machte sich mit der Frau und den Kindern Coriolans und anderen vornehmen Frauen, alle in Trauerkleidern, nach dem Lager der Volsker auf. Als er hörte, daß Frauen zu ihm kämen, wollte er sie abweisen lassen, doch da ihm von einem Vertrauten gesagt wurde, in dem Zuge seien seine Mutter, Frau und Kinder, ging er ihnen entgegen und begrüßte sie. Die greise Mutter sprach zu ihm: „Mein ©olfri, du siehst an unseren Kleidern, in welcher Trauer wir zu dir kommen. Alle andern Frauen können sich im Gebet von den Göttern Trost holen, aber wie soll ich beten? Bete ich für das Heil der Vaterstadt, so wünsche ich dir damit Verderben, und bete ich für dein Heil, fo muß die Vaterstadt leiden. Aber glaube mir, ich werde den Tag deines Triumphes nicht erleben, über meine Leiche mußt du als Sieger in Rom einziehn." Diesen und ähnlichen Worten der verehrten Mutter konnte der Sohn nicht widerstehn, mit Thränen in den Augen umarmte er sie und rief: „O Mutter, Mutter! Rom hast du gerettet, aber ich bin verloren." Und er schloß Frieden zwischen beiden Völkern, doch einen für die Volsker nicht so günstigen, als sie gehofft hatten. Einige erzählen, er sei nach seiner Rückkehr dem Zorne der Volsker zum Opfer gefallen; andere, daß er noch als Greis unter ihnen gelebt und oft gesagt habe, für einen Greis sei die Verbannung erst recht jammervoll. Rom sah er nie wieder. Der Krieg mit den Galliern. Es war ein großes, sehr tapferes Volk, die Gallier genannt, das seine alten Wohnsitze aufgegeben hatte, um sich in fruchtbareren Gegenden niederzulassen. Unterwegs teilten sie sich in mehrere Schwärme, der eine Schwarm fiel in dieses Land, der andere in jenes. Da kam einer derselben auch an die Alpen, welche die Nordgrenze von Italien bilden, und als die Gallier das schöne sonnige Italien zu sehn bekamen, beschlossen sie da Wohnsitz zu nehmen. So rückten sie denn in die Landschaft Etrurien ein. Die Etrnrier konnten sich ihrer nicht erwehren und baten die Römer ihnen zu

5. Geschichten aus der Geschichte - S. 55

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 55 — die Mauern ihrer Stadt niederreißen und ihre Schiffe ausliefern. Als das römische Heer im Triumph in Rom einzog, bekamen die Römer zum ersten Mal Elefanten zu sehn. Aus den punischen Kriegen. Rom und Karthago. Die Sage von der Gründung Karthagos lautet, wie folgt: In der phönikischen Stadt Tyros herrschte ein König, der einen Sohn, Pygmalion, und eine Tochter, Dido, hatte. Ms der Vater gestorben war, kam der sehr habgierige Sohn zur Regierung. Nun war der Gemahl der Dido, Sychäus, an Schätzen reich, und um sich dieser zu bemächtigen, tötete ihn Pygmalion und gab vor, Sychäus sei übers Meer gefahren und werde wiederkommen. Doch der Tote erschien seiner Gemahlin im Traum und entdeckte ihr das Verbrechen. Da begab sich Dido, um dem tückischen Bruder zu entrinnen, mit ihrem Gefolge in ein Schiff und landete weit von Tyros an der Küste von Afrika. Der König des Landes nahm sie freundlich auf, und weil er Mitleid mit ihrem Geschick hatte, gestattete er ihr eine Bitte. Sie bat nur um ein Stück Land, nicht größer, als daß eine Rindshaut es umspanne. Ihr Wunsch erschien 'sehr gering aber Dido zerschnitt die Haut zu einem äußerst schmalen, aber auch unendlich langen Faden, mit dem sie Raums genug umzog, um darauf eine Stadt anzulegen, die sie Karthago nannte. — Die Karthager werden auch Punier genannt. Sie betrieben einen über das ganze Mittelmeer ausgebreiteten Handel und wurden das reichste von allen Völkern, die an diesem Meere wohnten. Mit den Römern gerieten sie in Feindschaft, weil sowohl diese als die Karthager die große, schöne und überaus fruchtbare Insel Sicilien unter ihre Herrschaft bringen wollten. Die Stärke der Punier beruhte auf ihren zahllosen Handels- und Kriegsschiffen, die der Römer auf ihrer Tüchtigkeit im Kampf auf dem Lande. Die schwache Seite der Punier lag darin, daß sie zwar tüchtige Feldherren hatten, ihre Heere aber aus gemieteten fremden Soldaten bestanden, weil die Bürger lieber Handel betreiben und Reichtum erwerben, als sich in der Schlacht dem Tode aussetzen wollten. Wieder die Römer hatten zwar sowohl Handels- als Kriegsschiffe, aber in viel geringerer Zahl, waren auch im Schiffsbau und in der geschickten Führung der Fahrzeuge bei weitem nicht so erfahren als ihre Gegner. r

6. Geschichten aus der Geschichte - S. 154

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 154 — folgenden Tage zu der vorbereiteten Festoper im Theater zu erscheinen, aber Friedrich Wilhelm sagte: „Mein erster Gang ist in die Kirche." Am nächsten Sonntag wohnte er mit seiner Gemahlin der Dankfeier im Dome bei, auch in allen andern Kirchen fand eine Dankfeier statt. Seit Jahren hatte Luise gewünscht, ihren Vater in Strelitz zu besuchen. Seitdem sie Preußen angehörte, hatte sie nur einmal „unter dem väterlichen Dache" geschlafen. Jetzt unternahm sie die Reise; sie wollte dort acht Tage bleiben und der König versprach ihr nach wenigen Tagen dahin zu folgen. Als er eintraf, äußerte Luise, wie glücklich sie sich fühle, ihren Mann im Hause des Vaters als Tochter vom Hause zu empfangen. Und zum Vater sagte sie: „Ich bin heute sehr glücklich als Ihre Tochter und als die Frau des besten der Männer." Doch am folgenden Tage fühlte sie sich unwohl, ließ es sich aber nicht merken. Nach der Abreise des Königs nahm die Krankheit zu, Ärzte wurden zu Rate gezogen und gaben Hoffnung auf baldige Genesung. Doch nicht lange, so erklärten sie ihren Zustand für hoffnungslos. Der König beeilte sich nach Strelitz zurückzukehren. Mit ihm kamen der Kronprinz und Prinz Wilhelm. Als sie an ihrem Lager standen, sagte sie erfreut: „Ach, lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ihr da?" Doch bald darauf hörte man, wie sie mit matter Stimme sprach: „Ach, mir hilft nichts als der Tod." Und bald hauchte sie ihre edele Seele aus. Der König hatte ihre rechte Hand mit der feinigen umfaßt und die Schwester kniete auf der anderen Seite und hielt die linke. Er fiel vor Schmerz zusammen, dann drückte er der Heißgeliebten unter Thränen und Küssen die Augen zu. Die Söhne waren aus dem Sterbezimmer hinausgeschickt, jetzt fand er sie weinend auf der Schloßtreppe stehn und rief ihnen zu: „Es ist zu Ende. Kommt herein!" Es war der härteste Schlag, der ihn treffen konnte, und das ganze Volk trauerte mit ihm um die Königin, die stets im vollsten Sinne eine Landesmutter gewesen. — Sie starb am 19. Juli 1810, erst 34 Jahre alt. Einen Trost wenigstens nahm die verklärte Königin in das Jenseits mit. Sie hatte noch erlebt, daß das niedergeschmetterte Preußen wieder frischen Mut faßte und sich bemühte zu der Höhe der Macht und des Ansehns zu gelangen, von der es herabgestürzt war. Viele Einrichtungen, welche für die Zeit Friedrichs des Großen gepaßt hatten, eigneten sich nicht mehr für die neue Zeit,

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 11

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 11 — „Und wer folgt auf biefen ?" Solon sagte: „Zwei Jünglinge in Argos, Kleobis und Biton. Sie lebten ohne Sorge, waren von blühenber Gefunbheit und so stark und geschickt, daß sie oft in bcn Wettkämpfen bcn Preis errangen. Ihre Mutter war Priesterin der Göttin Hera. Als nun einmal ein Fest der Göttin gefeiert würde, wollte sie dazu hinfahren, bcnn bcr Tempel lag eine Meile von ihrem Wohnort; aber die Rinbcr, welche den Wagen ziehen sollten, kamen nicht zur Zeit, ba spannten sich bic Söhne vor bcn Wagen und zogen ihn bis zum Tempel. Die Argiver bewunberten sic und die Frauen priesen die Mutter glücklich, die solche gute und starke Söhne hatte. Die Priesterin aber, gerührt von dem Liebesbicnste ihrer Kinbcr, betete zur Göttin, sie möchte ihnen das Beste gewähren, was Menschen zu teil werben könne. Da schliefen sie ein und wachten nicht wieber auf, sic waren des sanftesten Tobes gestorben. Die Argiver stellten im belphifchcn Tempel Bilbsäulen von ihnen auf als Muster für anbete Jünglinge." Nun würde Krösos unwillig und sprach: „Hältst bu bcnn mein Glück für nichts?" Solon emiberte: „Bebcnkc, daß bu noch viele Tage beines Lebens vor bir hast und keiner dem andern gleich ist; wer heute glücklich ist, kann morgen unglücklich sein. Damm bars man keinen Menschen glücklich preisen, bevor er gestorben ist und sich seines Lebens bis zum Ende gefreut hat." Der König hielt Solon für einen Thoren, weil er das Glück bcr Menschen nur Preisen wollte, wenn sie nicht mehr lebten. Krösos hatte zwei Söhne, der eine war zum Leibwcscn des Vaters taubstumm, der anbere aber, Atys, seine Frcubc; an Körperkraft, Mut und Klugheit übertraf er alle feine Altersgenossen. Doch 6alb nach Solons Abreise hatte bcr König einen Traum, der ihm verkünbetc, Atys werbe von einer Lanze burchbohrt sterben. Erschreckt wachte er auf und beschloß alles zu thun, um bics entsetzliche Schicksal von sich abzuwenben. Die Lanzen und Wurfspieße würden aus dem Männersaale weggeräumt; wenn Krösos in bcn Krieg zog, ließ er bcn tapfern Sohn zu Haufe bleiben, und um ihn an ein weichliches, gefahrloses Leben zu gewöhnen, führte er ihm eine liebenswürbige Gattin zu. Einmal fanb sich im Walbe auf dem Berge Olympos ein gewaltiger Eber ein, welcher die gelber der Nachbarn verwüstete; biefc versuchten ihn zu erlegen, aber es gelang ihnen nicht. Da begaben sie sich zum König und baten, seinen Sohn und anbere ausgezeichnete Jünglinge, auch

8. Geschichten aus der Geschichte - S. 31

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 31 — Als er auf dem Sterbebett lag, beschieb er seine Söhne zu sich und gab ihnen ein Bünbel Pfeile mit Der Aufsorberung, es zu zerbrechen. Aber sie versuchten sich vergebens baran, keinem gelang es. Darauf gab er jebem einen Pfeil und nun konnten sie die Pfeile ohne Mühe knicken. Da sprach der König: „Laßt euch bieg Gleichnis zur Lehre bienen; so lange ihr einig feib, werbet ihr niemand zu fürchten haben; entzweit ihr euch aber, so wirb einer nach dem artbern bezwungen werben." — Dieses letztere Schicksal bereiteten sich die Hellenen durch ihre langen und bitteren Kriege um die Oberherrschaft in Hellas. Ein Nachbarlanb von Hellas war Makebonien, teils von Barbaren, teils von Hellenen bewohnt. Die Könige Makeboniens leiteten ihr Geschlecht von dem Halbgott Herakles her. Als nun der schlaue König Philippos auf dem Throne war, gelang es ihm, bert Hellenen das Netz über bert Kopf zu werfen und sie sich unter-thänig zu machen. Mit ihrer Hilfe gebachte er alsbalb gegen das Perserreich zu ziehen und sich der unermeßlichen Reichtümer zu bemächtigen, welche bieses in sich barg. Er hatte schon die Vorbereitungen zum Kriege getroffen, wollte aber noch vor feinem Aufbruch die Hochzeit seiner Tochter mit dem König von Epeiros feiern. Viele vornehme Gäste versammelten sich um ihn, die hellenischen Staaten brachten ihm golbene Kronen bar, Wettkämpfe würden angestellt, und als die Silber der zwölf großen Götter in feierlichem Aufzuge einhergetragen würden, schloß sich biesen als das breizehnte das Bilb des Königs an, ebenso glänzend geschmückt. Er schien einer der glücklichsten Sterblichen zu sein. Doch als er in prnnkenbem Gewanbe im Theater saß, traf ihn der Stahl eines Mörbers. Einer von seinen vornehmen Leibwächtern glaubte sich von einem artbern schwer beleibigt und sorbcrte bert König aus, ihm Genugthuung basür zu verschaffen, und weil sie ihm nach seiner Meinung nicht hinreichertb gewährt würde, erstach er den König inmitten seiner glänzenben Umgebung. Der Thron kam nun an den zwanzigjährigen Alexanber, Sohn des Philippos und seiner Gattin Olympias. Ihm hat man mit Recht den Beinamen des Großen gegeben. In der Nacht, als Alexanber geboren würde, zünbete ein Narr den prächtigen Tempel der Artemis in Ephesos an und zerstörte so eines der Wunberwerke der alten Baukunst. Er verübte den Frevel, um seinen Namen, wenn auch durch ein

9. Geschichten aus der Geschichte - S. 131

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 131 — sprechen darf." Auch der Fürst von Dessau, der beim König viel galt, verwandte sich dringend für den Prinzen. Da versank der König in Nachdenken und gab dann eine mildere Gesinnung zu erkennen. Dem Kronprinzen stand indessen eine schwere Stunde bevor. Katte war zum Tode verurteilt und der König ließ sich durch die inständigsten Bitten seines Vaters und Großvaters nicht zur Begnadigung bewegen. Er verfügte, daß Katte gleichfalls nach Küstrin gebracht und dort vor den Augen des Kronprinzen hingerichtet werden sollte. Ganz buchstäblich wurde der Befehl freilich nicht ausgeführt, doch kam der traurige Zug an dem Gefängnis vorbei. Weinend rief Friedrich dem Freunde zu: „Mein lieber Katte, vergeben Sie mir, daß ich Sie in dieses Unglück gestürzt habe." Katte antwortete: „Dessen bedarfs nicht, gnädiger Herr, wenn ich zehn Leben zu verlieren hätte, so wollte ich sie willig für Sie hingeben." Am Sandhügel angekommen, erlitt er furchtlos den Tod. An diesem grausigen Vormittag fiel der Kronprinz mehrmals in tiefe Ohnmacht. Der Feldprediger, welcher Katte auf dem Wege zum '-Lode begleitet hatte, kam nach der Hinrichtung zu Friedrich, überbrachte ihm die letzten Aufträge seines Freundes und ermalmte ihn mit freundlichen Worten, sich seiner großen Schuld gegen den Vater bewußt zu werden. Der Besuch wurde mehrmals wiederholt, und endlich ging der Prinz in sich und bereute, was er gethan. Als der König dies erfuhr, sprach er seine Begnadigung aus, doch bestimmte er, daß er noch einige Jahre in Küstrin bleiben, in einem Privathaus wohnen, in Civilkleidern gehn, innerhalb der Thore bleiben und zu seiner Übung bei der dortigen Verwaltung als Kriegsrat arbeiten sollte. Der Prinz betrieb das letztere mit dem größten Eifer. In das folgende Jahr fiel das Vermählnngs-seft feiner Schwester Wilhelmine; da wagte man dem König vorzustellen, daß die Freude seiner Gemahlin an diesem frohen Tage ohne die Gegenwart ihres Lieblings nur unvollkommen sein würde. Weil er nun bei ungewöhnlich guter Laune war, ließ er den Sohn aus Küstrin kommen, versteckte ihn aber bis gegen das Ende der Tafel, dann trat er mit ihm in den Saal und führte ihn zur Königin mit den Worten: „Sehet Ihr, Madame, da ist nun der Fritz wieder." Er hätte der Mutter, dem Sohn und der Schwester keine größere Freude bereiten können. In diesen Tagen erschienen auch, vom Fürsten von Dessau geführt, alle Generale und Obersten Berlins vor dem König und baten, den Kronprinzen wieder in den Militär- 9*

10. Geschichten aus der Geschichte - S. 5

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 5 — vollen Schlauch Preis, und als dieser geleert war, noch einen. Darüber brach die Nacht ein, den Wächtern war der Wein in den Kopf gestiegen und sie schliefen ein. Da nahm jener den Leichnam herab und verhöhnte noch die Wächter, indem er ihnen den Bart auf einer Seite abschor, auf der andern stehn ließ. Wie dieser Vorgang dem König berichtet wurde, war er noch mehr als vorher begierig, den dreisten Missethäter in seine Gewalt zu bringen. Ausrufer wurden durch die Straßen geschickt, welche ansagten, wer da wolle, könne zu des Königs Tochter kommen und ihr seine schlaueste und seine schändlichste That nennen. Die Prinzessin saß in einem dunkeln Saal und sollte, wenn sich der Schuldige verriete, ihn festhalten und nach der Wache rufen. Es kamen manche andere zur Prinzessin und endlich auch der Sohn der Witwe. Er sagte: „Meine schlauste That ist, daß ich die Wächter überlistet und den Leichnam geraubt habe, die schändlichste, daß ich meinem Bruder den Kopf abschnitt." Da faßte die Prinzessin nach seiner Hand und rief zugleich nach der Wache. Doch als diese kam, sah man, daß sie nur eine Hand ergriffen hatte und der Mann entkommen war. Er hatte nämlich eine Hand des Brnders abgeschnitten und diese ihr hingehalten. Da bewunderte Rhampsinit die Kühnheit und Erfindsamkeit des Unbekannten und sandle Boten in alle Städte und sicherte ihm Straflosigkeit zu, wenn er zu ihm käme. Dieser traute dem König und kam, und der König gab ihm seine Tochter zur Frau. „Denn," sagte er, „die Ägypter sind klüger als alle andern Völker und mein Schwiegersohn klüger als alle andern Ägypter, also ist er der klügste unter allen Menschen." Die Meder und Perser. König Ryros. Vor mehr als zweitausend Jahren lebte in Asien, im Reiche Medien, ein König mit Namen Astyages. Das Reich war groß und von verschiedenen Völkern bewohnt. Der König hatte eine Tochter, Mandane, aber keinen Sohn. Als die Tochter erwachsen war, träumte er einmal, daß aus dem Leibe der Mandane ein Weinstock aufwachse, fo hoch und breit, daß er ganz Asien überschatte. Astyages ließ feine Traumdeuter rufen und fragte, was der Traum bedeute. Sie sagten, Mandane werde dereinst einen
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