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1. Geschichte des Altertums - S. 40

1889 - Wiesbaden : Kunze
40 Erster Abschnitt. Geschlecht unter diesen waren die Achämen iden, die dem Volke seine Könige gaben. Die Perser standen lange unter medischer Herrschaft. Als aber die kriegerische Kraft der Meder erschlaffte, rief sie Cyrus, der Sohn des persischen Unterkönigs Kampfes, zum Befreiungskämpfe gegen die Meder auf und wurde der Gründer des Perserreiches, das unter seiner kühnen und kraftvollen Regierung sich zur ersten Weltmacht in Vorderasien emporschwang. Die Thaten dieses größten aller Könige des Orients sind von der Sage reich umwoben; mehrere derselben verknüpfen sogar seine Herkunft mit dem Mederkönig Astyages und machen ihn nach Herodots Erzählung zum Enkel desselben. Astyagcs hatte nach dieser Erzählung eine Tochter Namens Män-d ane. Einst träumte dem König, seine Tochter verschütte soviel Wasser, daß ganz Asien davon überschwemmt werde. Die Traumdeuter meinten daraufhin, Mandane werde einen Sohn bekommen, der über ganz Asien herrschen und seinen Großvater verdrängen werde. Darum vermählte Astyages seine Tochter keinem ebenbürtigen Meder sondern einem Manne aus den unterjochten Persern, Kambyses mit Namen. Nach einem Jahre träumte Astyages abermals, aus dem Schoße der Mandane wachse ein Weinstock, der ganz Asien überschatte, und die Magier deuteten den zweiten Traum wie den ersten. Nun ließ Astyages seine Tochter mit ihrem Sohne Cyrus aus Persien zu sich entbieten und den Knaben durch seinen Ratgeber Harpagus aussetzen. Dieser aber gab das Knäblein einem Hirten; derselbe brachte es seiner Frau, und statt es auszusetzen, beschloß er, es aufzuziehen, da er eben den eigenen Sohn durch den Tod verloren hatte. Dem toten Kinde legte man die Kleider des Cyrus an und setzte es aus. Nachdem die Diener des Königs wirklich die Leiche eines Kindes im Gebirge gefunden hatten, glaubte Astyages, sein Enkel sei tot. Cyrus wuchs unter den Hirten kräftig auf. Als Knabe spielte er einmal mit seinen Kameraden das Königsspiel, und er selbst wurde zum König erwählt. Alle gehorchten ihm; nur ein vornehmer Knabe war ungehorsam im Spiele, und Cyrus ließ ihn deshalb züchtigen. Als darauf der Kleine weinend zu seinem Vater lief und ihm seine Not klagte, ging derselbe zu Astyages und erzählte, der Hirtenjunge habe einen freien Medersohn bestrafen lassen. Astyages ließ deshalb den Cyrus und dessen Pflegevater vor sich kommen und forderte Rechenschaft. Doch Cyrus antwortete offen und frei: „Herr, jenem Knaben ist Recht geschehen; ich bin König gewesen und habe ihn für seinen Angehorsam gezüchtigt. Habe ich darum Strafe verdient, wohlan! hier bin ich!" Die kecke Antwort, die ähnlichen Gesichtszüge und das übereinstimmende Alter brachten mit dem Geständnisse des Hirten die wirkliche Herkunft Les Cyrus an den Tag. Da die Magier aber erklärten, der Traum des Königs sei in Erfüllung gegangen, weil Cyrus im Spiele König gewesen sei, so gab sich Astyages zufrieden und nahm seinen Enkel in Gnaden wieder an. Den Harpagus jedoch strafte er grausam, weil er den Befehl des Königs so schlecht

2. Geschichte des Altertums - S. 62

1889 - Wiesbaden : Kunze
62 Erster Abschnitt. und Waisen durfte kein Unrecht geschehen; ihre Kleidung durfte nicht zum Pfande genommen werden, und die Nachlese bei der Getreide-, Wein- und Olivenernte sollte ihnen gehören. In der Regel stand dem israelitischen Hauswesen nur eine Frau vor, und darin liegt der Hauptunterschied zwischen Israeliten und anderen Orientalen. Sie besorgte die Geschäfte des Hauses und war durch einen Schleier vor den Mädchen und Töchtern kenntlich. Meist mieden die Hausfrauen den Anblick der Fremden und bewohnten abgesonderte Zimmer des Hofes, um ihrer Arbeit und der Erziehung der Kinder zu leben. Die Sprüche Salomos <Kap. 31) verkünden das Lob der israelitischen Frauen. Dort heißt es: „Ein tugendsam Weib ist köstlicher als die köstlichsten Perlen; sie gehet mit Wolle und Flachs um und arbeitet gerne mit ihren Händen. Sie stehet des Nachts auf und giebt Futter ihrem Hause und Essen ihren Dirnen. Sie denket nach einem Acker und kauft ihn und pflanzet einen Weinberg von den Früchten ihrer Hände; sie merket, wie ihr Handel nützet; ihre Leuchte verlöscht des Nachts nicht. Sie strecket die Hand nach dem Spinnrocken, und ihre Finger fassen die Spindel. Sie breitet ihre Hände aus zu den Armen und reicht ihre Hand dem Dürftigen. Sie thut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist holdselige Lehre. Sie schauet, wie es in ihrem Hause zugehet, und isset ihr Brot nicht mit Faulheit. Ihre Söhne kommen auf und preisen sie selig, und ihr Mann lobet sie. Viele Töchter bringen Reichtum. Lieblich und schön sein ist nichts; ein Weib, das den Herrn fürchtet, soll man loben. Sie wird gerühmt werden von den Früchten ihrer Hände, und ihre Werke werden sie loben in den Thoren." Die Bücher des alten Testamentes erwähnen neben der Stammmutter des ganzen Menschengeschlechts eine große Zahl von Frauen. Zuerst die schöne und kluge Sarah, Abrahams Weib, um deren Gunst sogar ein ägyptischer König warb; sodann Reb ecka, die Frau Isaaks, welche aus Liebe zu ihrem Sohne Jakob den alten Vater zu täuschen wußte; ferner die blöde Lea und die schöne Ra Hel, Labans Töchter. Rahels Sohn Joseph kam durch die Ränke von Poüphars Weib, der Kämmerer des ägyptischen Königs war, ins Gefängnis, gelangte später zu hohen Ehren und ließ seine Brüder ins Land kommen. Als auf Befehl eines ägyptischen Königs alle neugeborenen israelitischen Knaben ertränkt werden sollten, erhielt die treue Mutter des Moses ihr Kind, und Pharaos Tochter wurde die Retterin desselben. Als Moses das Volk Israel aus Ägypten führte, folgte unter den israelitischen

3. Geschichte des Altertums - S. 64

1889 - Wiesbaden : Kunze
64 Zweiter Abschnitt. Einleitung. das mosaische Gesetz zu übertreten und Schweinefleisch zu essen. Als alle sich dessen weigerten, wurden sie eingekerkert, gegeißelt und zum Tode geführt. Die Mutter litt alles mit großer Geduld, tröstete ihre Kinder und folgte ihnen in den Tod. Solche Mütter waren die Vorfahren der heiligen Frauen, welche in dem Leben des Welterlösers glänzen. Wir nennen vor allem Maria, die Mutter Jesu, und die büßende, reuige Maria Magdalena (aus Magdala); ferner Elisabeth, die Mutter Johannis des Täufers, dessen Kopf einer eitlen Herodias und ihrer tanzlustigen Tochter zum Opfer fiel; die ungleichen Schwestern Martha und Maria und das kana-näische Weib, das durch seinen festen Glauben an Jesus bewunderungswürdig bleibt. Zweiter Abschnitt. Geschichte der Griechen. Einleitung. Z. 11. ^ u ,tlöecjidif. (Enteisung itec ©eftfutftte. Griechenland ist die südöstlichste Halbinsel Europas und wird im Norden durch die keraunische und kambunische Bergkette von Jllyrien und Macedonien geschieden. Im Osten wird es durch das inselreiche ägäische Meer, den Archipelagus, im Süden durch das Mittelmeer und im Westen durch das jonische und adriatische Meer begrenzt. Seine Küsten sind, besonders im Westen, überaus reich gegliedert. Die wichtigsten Meerbusen sind: der akarnanische und korinthische im Westen, der messe-nifche und lakonische im Süden, der orgotische, saronische und malische Meerbusen im Osten, mit welchem sich die Euripvs-straße zwischen Euböa und dem Festlande verbindet. Meer und Gebirge scheiden Griechenland in drei Teile: Nordgriechenland, Mittelgriechenland oder Hellas, und Südgriechenland oder Peloponnes. Das Innere der Halbinsel erhält eine reiche Mannigfaltigkeit durch Gebirge und Flüsse. An der Grenze von Thessalien und Macedonien erhebt sich der 1875 m hohe Olymp, südlich davon der Ossa. Zwischen Olymp und Ossa strömt aus Thessalien der Fluß Peneus und bildet das von den Dichtern gepriesene Thal Tempe, welches für die erhabenste paradiesische Stätte galt, welche je von den Göttern sterblichen Menschen zum Wohnplatz angewiesen war. Zwischen Thessalien und Epirus zieht ^

4. Geschichte des Altertums - S. 68

1889 - Wiesbaden : Kunze
68 Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum. Ein Sohn des Prometheus war Deuklliori, der nach Thessalien aus-gewandert und dort König geworden war. Zu dessen Zeit beschloß Zeus, das frevelhaste Menschengeschlecht zu vertilgen, und sandte über Hellas eine gewaltige Flut. Aus dieser retteten sich nur der fromme Deukalion und seine Gemahlin Pyrrha in einem Schiff, das auf dem Gipfel des Par-nassus anhielt. Nachdem die Wasser sich verlaufen hatten, warfen die Geretteten nach einem erhaltenen Orakelspruche Steine hinter sich, woraus todesmutige Menschen entstanden, welche die Erde aufs neue bevölkerten. Von Deukalions wirklichem Sohne Hellen stammten die Hellenen; denn dessen Söhne Dorus und Äolns, sowie seine Enkel Jon und Achäns wurden die Stammväter der Dorer, Äolcr, Ionier und Achäer. Einwanderungen. Zu dieser einheimischen Bevölkerung sollen, wie die Sage ebenfalls berichtet, zu verschiedenen Zeiten fremde Kolonisten gekommen sein und die Bildung des griechischen Volkes gefördert haben. Die berühmtesten dieser Einwanderer waren Kekrops aus Unterägypten, Kadmos aus Phönizien, Dänaos aus Ägypten und Pelops aus Phrygien; es sind jedoch schwerlich geschichtliche Personen gewesen. Kekrops aus Ägypten fand bei dem Könige von Attika Aufnahme und erhielt die Hand seiner Tochter. Er traf die Einwohner noch in gänzlicher Wildheit, lehrte sie den Ackerbau und führte die Ehe bei ihnen ein. Ebenso verteilte er die Einwohner in 12 Ortschaften und baute die Burg Kekropia, die Grundlage Athens. Kadmos aus Phönizien (§. 14, 3) soll die Burg Kadmea in Böotien und somit Theben gegründet haben. Er brachte die phö-nizische Buchstabenschrift nach Griechenland und lehrte die Bewohner die Kunst, Erze aufzusuchen, zu schmelzen und zu benutzen. Von seiner Tochter Semele stammte der Sage nach der Weingott Dionysos ab. Danaos floh vor seinem Bruder Ägyptos und gelangte mit seinen 50 Töchtern nach Argos, wo der letzte Nachkomme des um 1800 v. Chr. aus Ägypten dahin gewanderten Jnachos ihm die Regierung überlassen mußte. Bald darauf erschienen die 50 Söhne des Ägyptos, welche ihren Oheim um die Hand der Töchter baten. Danaos erfüllte ihren Wunsch, gab aber insgeheim, um sich an seinem Bruder zu rächen, seinen Töchtern Dolche und bewog sie, ihre Männer zu töten. Nur die Hyperrnnestra verschonte ihren Gemahl, den Lynkeus, und dieser soll dann den Danaos getötet haben. Zur Strafe ihres Frevels mußten die Danaiden in der Unterwelt Wasser in ein durchlöchertes Faß schöpfen. Pelops war ans Kleinasien nach Südgriechenland gekommen.

5. Geschichte des Altertums - S. 193

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 30. Die griechischen Frauen. 193 persönlich kennen lernten. Sollte eine Ehe eingegangen werden, so fand erst die Verlobung von Seiten des Vaters und dann die Mitnahme der Jungfrau durch den Bräutigam statt, natürlich mit Zustimmung der Eltern und Verwandten. Ausländerinnen wurden von keinem Spartaner geehelicht. Die spartanische Frau, welche im Hause als Gebieterin waltete und von ihrem Manne mit dem Namen Herrin geehrt wurde, erschien öffentlich nur verschleiert. Ihnen war weit weniger Freiheit gestattet, als den Mädchen, welche öffentlich mit unverhülltem Antlitz erscheinen und sogar an den Spaziergängen und Übungen der Jünglinge teil nehmen durften. Bei dieser Lebensweise ist es erklärlich, daß die Spartanerinnen nicht im mindesten scheu und schüchtern auftraten; im Gegenteil werden sie uns als keck und kühn geschildert. Manche Äußerungen spartanischer Frauen, deren uns eine große Zahl überliefert sind, zeugen zwar von großer Vaterlandsliebe, aber von wenig Weiblichkeit. Wir wollen einige dieser Äußerungen mitteilen. Eine Spartanerin empfing ihren Sohn, welcher der Schlacht entronnen war, mit den Worten: „Es wäre besser, du wärest tot geblieben." — Als die Schlacht bei Leuktra verloren war, trugen die Gattinnen und Mütter der Erschlagenen ein freudiges Antlitz zur Schau, die der Lebenden verbargen ihr schamvolles, trauerndes Auge. — Eine Mutter tötete ihren Sohn, der in der Schlacht nicht stand gehalten hatte, mit den Worten: „Das war nicht mein Sohn!" — Eine andere, welche von ihrem Sohne vernommen hatte, er habe sich durch die Flucht gerettet, schrieb ihm: „Ein übles Gerücht hat sich über dich verbreitet; mache ihm ein Ende oder höre auf zu leben!" — Ein Sohn erzählte seiner Mutter den rühmlichen Tod seines Bruders. „Schämst du dich denn nicht," rief sie aus, „eine solche Reisegesellschaft unbenutzt gelassen zu haben?" — Eine Mutter, welche ihre fünf Söhne in den Krieg geschickt hatte, wartete an den Thoren der Stadt auf Nachricht von dem Ausgange der Schlacht. Als nun jemand kam und auf ihre Frage erzählte, daß alle ihre Söhne umgekommen seien, entgegnete sie ihm: „Darnach frage ich nicht, du feiger Sklave, sondern wie es mit dem Vaterlande steht." Als aber dieser versicherte, es habe gesiegt, rief sie aus: „Gut, nun vernehme ich gern den Tod meiner Söhne." — Ein Bruder erzählte seiner Schwester den rühmlichen Tod ihres Sohnes. „So sehr ich mich darüber freue," entgegnete sie, „eben so sehr betrübt es mich um dich, daß du an der ehrenvollen Reisegesellschaft keinen Anteil genommen hast." Diese Handlungen und Äußerungen sind unnatürlich und un- Casfians Weltgeschichte I. 6. Aufl. t>. Ph. Beck. 13

6. Geschichte des Altertums - S. 259

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 45. Cajus Marius rettet Roms Ehre und Freiheit. 259 Cornelia lebte fortan einsam auf ihrem Landgute. Ihr Ansehen war aber selbst im Auslande so bedeutend, daß fremde Gesandten sie aufsuchten und ihr Geschenke überreichten. Ohne Thränen sprach sie von dem Streben und dem Tode ihrer Söhne, wie man von Helden der Vorwelt erzählt, und rühmte laut, daß das in Erfüllung gegangen sei, was sie einst gewünscht. So oft sich Cornelia öffentlich zeigte, scharte sich das Volk ehrerbietig um die würdige Matrone, und einer sagte dem andern: „Siehe, das ist die Mutter der Gracchen!" §• 45. Eajiis Marius rettet Horns iuce ums jpreifteit. Der Krieg gegen Jugurtha 112 — 106 v. Chr. Ein erschreckendes Bild der unter den Optimalen herrschenden Verdorbenheit und Bestechlichkeit giebt der jugurthinische Krieg. Masinissas Sohn Micipfa, König von Numidien, hatte zwei Söhne, den Hiempsal und Adherbal, und einen Neffen und Adoptivsohn, Iu-gurtha, ein Enkel des Masinissa von mütterlicher Seite. Dieser, ein frecher und boshafter Jüngling, hatte mit seinen Vettern das Reich Micipsas geteilt, aber, unzufrieden mit seinem Lose, beide 112 v. Chr. ermordet und sich in den Besitz von ganz Numidien gesetzt. Seine Gesandten wußten durch reichliche Goldspenden den Zorn und Unwillen der römischen Senatoren über seine Frevelthaten zu beschwichtigen; allein die Volkstribunen rügten laut, wie die Bestechlichkeit des Senates die Ehre des römischen Volkes beschimpfe, und setzten eine Kriegserklärung gegen den Thronräuber und Verwandtenmörder durch. Doch der römische Konsul Calpurnius Piso ließ sich abermals erkaufen: Jugurtha ergab sich zum Schein und erhielt Verzeihung. Nun enthüllten aber die Volkstribunen den schändlichen Hergang und setzten den Beschluß durch, daß Jugurtha zur Verantwortung nach Rom gefordert werden sollte. Er erschien und hatte die unerhörte Frechheit, sogar in der Stadt Rom unter den Augen des römischen Volkes seinen letzten Anverwandten zu ermorden. Das war zu arg. Sofort mußte der Mörder Rom verlassen und nach Afrika zurückkehren. Der Krieg begann; aber die früheren Bestechungen wiederholten sich. Der römische Konsul Albinus unterließ jede feindliche Unternehmung, bis er mit seinem Heere eingeschlossen, durch das Joch geschickt und zu einem schmählichen Frieden gezwungen wurde. Dieser Schimpf erzürnte die Römer aufs äußerste. Jetzt wurde Cäcilius Metellus an die Spitze des römischen Heeres gestellt. Er besiegte den Jugurtha 109, sodaß dieser bei seinem Schwiegervater, dem König Boechus von Mauretanien im Westen

7. Geschichte des Altertums - S. 89

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 14, 3. Der thebanische Sagenkreis. 89 Aufnahme am Hofe des Königs Adrästos von Argos, heiratete dessen Tochter Argia und veranlaßte seinen Schwiegervater zu einem bewaffneten Zuge gegen Theben. Dem Könige hatte das Orakel geboten, seine Töchter an einen Löwen und an einen Eber zu vermählen. Als einst Polyneikes als Flüchtling bei Adrast in später Abendstunde anlangte, erschien noch ein zweiter Flüchtling mit Namen Tydeus. Dieser geriet mit Polyneikes noch an demselben Abend in heftigen Wortwechsel und Streit; Adrast eilte herbei, ihn zu schlichten, und gewahrte zu seinem Erstaunen, daß Polyneikes einen Löwen, Tydeus einen Eber im Wappen führe. Jetzt sah er, daß der Orakelspruch in Erfüllung gehen solle, und machte beide Flüchtlinge zu seinen Schwiegersöhnen. Da aber Theben 'sieben Thore hatte, welche gestürmt werden mußten, so wählten Adrast und seine beiden Schwiegersöhne Polyneikes und Tydeus noch mehrere andere Helden, namentlich den P a rth e-nopäos, einen Sohn der Jägerin Atalante, den Kapaneos und Hippo-medon, Männer von fürstlicher Abkunft, und zuletzt den Seher Amphia-räos zu Mitstreitern. Letzterer versagte anfangs aus zweifachem Grunde seine Teilnahme, obwohl auch er ein Schwiegersohn des Adrastos war. Einmal sah er den unglücklichen Ausgang dieses Krieges voraus, und dann wußte er, daß er sein eigenes Leben dabei verlieren würde. Darum versteckte er sich vor den Abgesandten, welche ihn zur Teilnahme an dem Zuge der Sieben gegen Theben einladen sollten. Allein seine Gemahlin Eriph/le, die Tochter des Adrastos, war eine eitle, putzsüchtige Frau und ließ sich von ihrem Schwager Polyneikes mit einem goldenen Halsband bestechen, den Schlupfwinkel ihres Mannes zu verraten. Jetzt mußte Amphiaraos dem verhängnisvollen Zuge sich anschließen, da man seinen Prophezeiungen keinen Glauben schenkte. Adrastos stellte sich an die Spitze des Unternehmens, welches unter dem Namen Zug der Sieben gegen Theben berühmt geworden ist. Die Scharen der verbündeten Sieben zogen jubelnd aus Argos gen Theben vor, und da friedliche Unterhandlungen zu keinem Ziele führten, so wurden die sieben Thore der Stadt streng belagert. Bald hatte es den Anschein, als ob die Thebaner ihren Gegnern unterliegen müßten. Da fragten sie, hart bedrängt, den Seher Tiresias um Rat, und dieser weissagte der Stadt den Untergang, wenn sich nicht jemand fände, der sein Leben freiwillig für dieselbe opfere. Unverzüglich stürzte sich ein Sohn Kreons, ungeachtet der Bitten und Thränen des jammernden Vaters, im Angesicht von Freund und Feind von der Stadtmauer herab. Dies edle Beispiel entflammte den Mut der Belagerten aufs neue; sie deckten die angegriffenen Thore und schlugen die Argiver zurück. Alle sieben Anführer mit Ausnahme des Adrastos kamen um; den Amphiaraos verschlang die Erde; Eteokles und Polyneikes töteten sich gegenseitig im Zweikampfe, wie es der Fluch des Vaters vorausgesagt hatte; den Kapaneos traf der Blitz; die andern Führer erlagen den Streichen ihrer tapferen Feinde. Antigone. Aber noch war das Schicksal des thebanischen Königshauses nicht erfüllt. Neue Unglücksfälle sollten es ganz vernichten. Von den Verwandten des Ödipus lebten noch seine beiden Töchter Antigone und Js-mäne, sein Schwager Kreon und dessen Gemahlin Eur^oike, sowie deren Sohn Hämon, der Bräutigam Antigones.

8. Geschichte des Altertums - S. 337

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 62, 4. Anteil der röm. Frauen an der Ausbreit, d. Christentums. 337 seine Lehre zusehends. In den Christengemeinden, welche durch die Bemühungen der Apostel allenthalben entstanden, sehen wir die Frauen überaus thätig. Ihr Wandel war tadellos; Arbeit, Fasten und Gebet, Armen- und Krankenpflege, Fürsorge für die Bedürfnisse der Gemeinde beschäftigte sie ausschließlich. Darum gedieh auch das Werk des Herrn rasch im Kreise der Familie. Bald aber brachen die heftigsten Verfolgungen über die Bekenner der neuen Lehre herein, und sie weisen unzählige Beispiele von weiblicher Glaubensstärke, Heldensinn und Aufopferungsfähigkeit auf. Die Heiligengeschichte und die Legenden der christlichen Kirche wissen nicht genug zu rühmen, mit welcher Standhaftigkeit und Entschlossenheit die Frauen dem schmachvollsten Tode entgegengingen, um die Wahrheit der christlichen Lehre mit ihrem Herzblute zu besiegeln. Schon oben ist der heldenmütigen Sklavin Blandina gedacht worden. In den ersten Jahren des dritten Jahrhunderts, unter dem Kaiser Septimius Severus, wütete eine furchtbare Christenverfolgung in Nordafrika. Zu Karthago wurde Vivia Perpetua, 22 Jahre alt und aus edlem Geschlechte entsprossen, einen Säugling in dem Arm, den heidnischen Vater jammernd zu ihren Füßen, in ihrem treuen, Welt überwindenden Glauben die willige Beute einer wilden Kuh und eines Gladiatorendolches. Ihre Glaubens- und Leidensgefährtin, die Sklavin Felicitas, im Kerker Mutter geworden, entgegnete dem Hohne der Heiden: „Jetzt leide ich; dann aber wird ein anderer mit mir sein und für mich leiden, weil ich um seinetwillen leide." Potamiäna zu Alexandrien, eine edle, durch Geistes- und Leibesschönheit gleich ausgezeichnete Jungfrau, wurde, bis an ihr Ende standhaft, von den Sohlen bis zum Scheitel langsam in siedendes Pech versenkt. Umgekehrt verstand auch ein heidnisches Weib aus derselben Stadt, die philosophisch und mathematisch hochgebildete Hypatia, für'ihre Überzeugung zu sterben. Sie fiel als ein Opfer der Hetzereien eines orthodoxen Bischofs und der Wut eines fanatisierten Pöbels 415. Die Kaiserin Helena. Endlich wurde es Licht in den Herzen der römischen Kaiser und sie erhoben die christliche Lehre zur Staatsreligion. Daß die Frauen an dieser Umwandlung großen Anteil hatten, zeigt die Vorliebe römischer Kaiserinnen für die christliche Religion. Helena, deren Vaterland und Herkunft nicht feststeht, wurde die Gemahlin des Constantius Chlorus, welcher den Oberbefehl über das römische Heer in Britannien führte und später den kaiserlichen Thron bestieg. Sein Sohn war Konstantin, der ihm auch tn der Kaiserwürde nachfolgte. Schon oben (§. 59) ist erzäblt Eaffians Weltgeschichte I. 6. Aufl. v. Ph. Beck. 22

9. Geschichte des Altertums - S. 91

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 14, 4. Der Argonautcnzug. 91 in dem Manerwerk und vernahm Klagetöne im Innern. Hämon hatte insgeheim den Versuch gemacht, seine Braut zu retten; allein das unglückliche Mädchen hatte sich aus Verzweiflung mit Hilfe ihres Schleiers erhängt. Hämon folgte ihrem Beispiel und durchbohrte sich beim Herannahen des Vaters mit dem Schwerte. Kreon erbebte bei dem fürchterlichen Anblicke und fühlte die ganze Bedeutung des Verlustes, den sein Starrsinn ihm verursacht hatte. In seinem Schmerze lud er die teure Leiche seines Sohnes auf seinen Rücken und trug sie nach seinem Palaste. Aber ein neuer, unerwarteter Schlag wartete seiner. Eurydike, seine Gemahlin, hatte Antigones und Hämons Ende erfahren und sich auf diese doppelte Schreckensbotschaft hin entleibt. Jammernd über seine Thorheit und die unersetzlichen Verluste, zog Kreon sich in seinen Palast zurück, wo er nur noch die trauernde Jsmene sand. Doch zeigte er sich männlich stark. Er wagte nicht Hand an das eigene Leben zu legen, sondern glaubte dem Willen der Götter zu entsprechen, wenn er mit Ergebung in die göttliche Fügung sein Schicksal ertrüge, bis der Tod ihn seiner Leiden entledigte. Zehn Jahre später unternahmen die Nachkommen (Epigonen) der Sieben einen neuen Zug gegen Theben. Diesmal unterlagen die Thebaner. Sie flüchteten aus der Stadt, und die Mauern derselben wurden von den Feinden zerstört. Die Herrschaft über Theben aber erhielt Thersändros, der Sohn des Polyneikes. 4. Der Argonautenzug. Phrixos und Helle. In Böotien herrschte einst ein König mit Namen Xthantqs, der hatte zwei Kinder, den Phrixos und die Helle, welche frühzeitig ihre Mutter verloren. Als ihre Stiefmutter ihnen nach dem Leben trachtete, flohen die Kleinen auf einem goldwolligen Widder über das Meer. Doch in der Meerenge, welche Europa von Asien scheidet, fiel Helle von dem Widder herab ins Meer, das nach ihr den Namen H ellespont, d. h. Meer der Helle, erhielt. Phrixos ritt allein weiter und gelangte wohlbehalten an die Ostküste des schwarzen Meeres, nach Kolchis Daselbst opferte er den goldwolligen Widder und hing das goldene Vließ (Fell) im Haine des Kriegsgottes auf. Bald verbreitete sich das Gerücht von diesem seltenen Schatze in ganz Griechenland, und gern hätte ihn jeder besessen; endlich unternahm es Jason mit vielen tapferen Helden, ihn zu holen. Jason. Jason war ein Verwandter des Phrixos und eigentlich rechtmäßiger Erbe der königlichen Würde in der thematischen Stadt Jolkos. Allein sein Oheim P6lias hatte sie dem Vater des Jason, der Äson hieß, mit Gewalt genommen; Äson war darnach mit feinem Sohne Jason anss Land gezogen und in Ruhe und Frieden alt geworden. Einst gab König Pelias dem Meeresgotte Poseidon ein glänzendes Fest und lud zu demselben viele edle Helden ein; unter ihnen war auch Jason. Als dieser aber auf dem Wege zur Königsburg an einen stark angeschwollenen Bach kam, traf er daselbst ein altes Mütterchen; dieses weinte und konnte nicht hinüber, denn die Fluten hatten den Steg hinweggerissen. Jason empfand Mitleid mit dem Mütterchen, nahm es auf seinen Arm und trug es glücklich hinüber. Es begegnete aber dem Helden, daß er einen Schuh einbüßte, der im Schlamme stecken blieb; jetzt getraute

10. Geschichte des Altertums - S. 339

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 62, 4. Anteil der röm. Frauen an der Ausbreit, d. Christentums. 339 angesehenen Bürger von Ta gaste (im heutigen Algier), der aber noch dem Heidentum anhing. Mit christlicher Sanftmut ertrug sie die häufigen Zornausbrüche ihres leidenschaftlichen Gatten, ja es gelang ihren unablässigen Bemühungen, ihn ein Jahr vor seinem Tode noch zum Christentum zu bekehren; ebenso gewann sie auch ihre Schwiegermutter für die Religion Jesu. Zu ihren Hauptpflichten zählte sie die Unterstützung der Armen, wobei ihr Sinn stets aus den Himmel gerichtet war, um ihren Geist immer mehr in Gott zu befestigen und einst der Glückseligkeit würdig befunden zu werden-Die Erziehung ihrer Kinder lag ihr sehr am Herzen. Tiefen Schmerz bereitete der frommen Mutter lange Zeit ihr Sohn Augustinus. Obgleich er schon in seiner ersten Kindheit unter die Täuflinge aufgenommen war, trug man doch Bedenken, ihn das Sakrament empfangen zu lassen, aus Furcht, er möchte dessen Heiligkeit verletzen; denn seine jugendliche Heftigkeit hatte die früheren Eindrücke der Jugend erstickt, und wie fein Herz von maßloser Ruhmsucht erfüllt war, so war auch sein Wandel ungebunden und unordentlich, ja er ergab sich sogar einer Glaubensrichtung, die von der Kirche verdammt war. Darüber vergoß die rechtgläubige Monika bittere Thränen, aber sie ließ nicht nach, für ihren Sohn zu Gott zu beten, und ein Traum beruhigte sie: ein glanzumstrahlter Jüngling sprach zu ihr die Worte: „Wo Du bist, da ist auch Dein Sohn!" Doch dauerte es noch längere Zeit, bis Augustinus feinem Irrglauben entsagte. Endlich wurde das heiße Gebet der frommen Mutter erhört. Zu Mailand, wohin er sich 384, um daselbst die Redekunst zu lehren, von Rom aus begeben hatte, erkannte er seine verkehrte Richtung und bekehrte sich später vollständig zu den Lehren der Kirche. Damit waren alle Wünsche erfüllt, welche Monika noch an diese Welt feffelten; ihr Geist richtete sich nun immer mehr auf das Jenseits, und in ihrem fünfundfünfzigsten Jahre wurde ihr Sehnen gestillt. Im Begriff, nach Afrika überzuschiffen, erkrankte sie zu Ostia an einem Fieber, das ihre himmelwärts strebende Seele bald von den Banden des irdischen Leibes befreite. 22*
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