Vaterlands * Geschichte.^
Unter den Karolingern wurde Bojoarien
ein Königreich. !
Karl des Großen Sohn, Ludwig, theilte
sein Kaiserreich im Jahre 825 unter seine drey
Söhne, und sein Sohn Ludwig erhielt Bo-
joarien als Königreich. Er bezog als König
Ludwig I. Regenöburg zur Residenz.
Ihm war wenig Friede geworden.
Mit äußern Feinden kämpfend, hatte er
auch 14jährigen Hader mit Vater und Brüdern.
Sein Vater, Ludwig der Kaiser, hatte sich
noch als Wittwer vermählt, bekam einen Sohn,
und ihn reuete nun die frühere Theilung
des Landes. Als Vater der Könige und Herr
des gesammten Reiches theilte er das Land
wieder, und darum entstand Krieg zwischen
Söhnen und Vater, und nach des Vaters
Tode zwischen den Brüdern.
Im Kampfe wegen Ländertheilung siegte
Ludwig über seine Brüder, und es wurde der
Antrag gemacht, daß das teutsche Land zu allen
Zeiten ein unabhängiges mit eigenen Königen
seyn soll, und er wurde König in Teutschland.
Daher heißt er auch Ludwig der Teutsche.
Wie Ludwig der Teutsche gegen Vater
und Brüder seinen Söhnen das Beyspiel gab,
thaten auch diese gegen ihn. Sie verlangten
Theilung und begannen Krieg gegen den Va-
ter. Er erfüllte ihren Willen, und zeigte je-
dem sein künftiges Erbtheil aus.
Der Söhne Zwietracht erfüllte Ludwig
des Teutschen Alter mit Schmerz. Er war
ohne Ruhe und Lust.
Aber auch sein Vater sagte, als er ver-
blich, zu den Umstehenden: »Sagt meinem Soh-
»ne Ludwig, daß ich ihm "verzeihe, aber er
»habe mir das Leben entrissen." Und wirklich
mußte diesen Schmerz auch der König der
Teutschen noch fühlen.
179
27.
Wie und wann
wurde Bojoarien
ein Königreich?
2 L.
Hatte Ludwig!.
König Bojoari-
ens friedliche Re-
gierung ?
29.
Wanun heißt der
König der Bojo-
aren Ludwig I.,
auch der Teut-
sche?
20.
Trat das Bey--
spiel eines Vat.
u. Vznid.-Kriegs,
wie Ludwig d.t.
mit Vat. und V.
hatte,wieder ein?
21.
Wie wirkten auf
Ludwig den Kai-
ser und Ludwig
den Teutschen die
Vater- und Bru-
derkriege?
121
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des Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig! Ludwig Ludwig_I. Ludwig_I. Ludwig_d.t Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
74
Vaterlands; Geschichte.
Jeder Kreis hat ein eigenes Appcllations-
gerkcht, rmd solches befindet sich in Landshut,
Straubing, Amberg, Neuburg an der Donau,
Ansbach, Bamberg, Würzburg und Zweybrü-
cken. In München ist das Öberappellarious-
gericht.
29.
In welchen
Städten sind
Appellationsge-
richte?
Vater l an ds-Ge schichte.
§. 1.
Urgeschichte.
Das Volk der Bayern har ein ehrwür-
diges Daseyn. Es kam ursprünglich aus Asien
nach Gallien, in das heutige Frankreich, mit
Völkern, die man Gallier oder Celten nannte *).
Vor mehr als 2000 Jahren wohnte in
Gallien ein König von großer Macht; sein
Name ist Ambigat.
Ihm wuchs des Volkes soviel, daß es
sein Reich nicht fassen konnte. Da gebot er
den Söhnen seiner Schwester, mit Leuten aus-
zuziehen, und es zogen Bellowes und Sigo-
wes mit streitbaren Männern. Sie zogen nach
entgegengesetzten Richtungen.
Bellowes lagerte sich nach vielen Käm-
pfen an der Donau, Sigowes in Böhmen.
Sie waren 5 bis 600 Jahre getrennt. —
Sigowes Nachfolger wurden endlich von an-
dern heranziehenden Völkerstammen aus Böh-
rncn vertrieben, sie wandten sich zur Donau,
1.
Welche ist die
älteste Geschichte
Bayerns?
*) Ist die Landkarte damit zu verbinden.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Ortsnamen: Landshut Straubing Amberg Neuburg Donau Ansbach Bamberg Würzburg München Asien Gallien Frankreich Gallien Donau Bayerns
Vaterlands - Geschichte. 205
Da lauerte im Gebüsche ein tyrolischer Ja-
ger auf den Fürsten. Die Gefahr merkte noch
zur rechten Zeit der edle Graf Ferdinand von
Arko. Der Churfürst mar einfach, wie ein
Dragoner, gekleidet, Arko aber ritt im goldge-
stickten Rocke auf der Linken desselben.
Dringend bat der Graf jetzt zur rechten
Seite reiten zu dürfen, und sehr wohl gefiel
die Bitte dem fürstlichen Herzen. Kaum ge-
schah die Gewährung, so knallte der Schuß,
und leblos stürzte Arko vom Pferde.
Wohl dem Fürsten, der solche Männer
seine Unterthanen heißt!
Bey hergestelltem Frieden kam aber auch
Arko's Mörder nach München in der Meinung,
daß ihn dort Niemand kennen würde. Indeß
erfuhr der Churfürst bald seine Gegenwart.
Mar ließ ihm bedeuten, er sollte sich in aller
Stille ans der Stadt ziehen, weil er ihm für
sein Leben nicht gut stehen konnte, wenn sein
Aufenthalt den Bürgern bekannt würde, und
legte zu dieser geheimen Warnung 12 bayeri-
sche Thaler für Handel, so hieß der Tyroler,
bey. Solche Beyspiele stellen Fürsten zur Be-
lehrung ihrer Unterthanen auf.
Im spanischen Kriege wurde die churfürst-
liche Familie ganz von einander getrennt. Die
Churfürstin lebte in Venedig, die vier ältern
Prinzen wurden in Oesterreich in Gefangen-
schaft gehalten, und die jüngern fürstlichen
Kinder in München verwahrt, welche Trennung
und Behandlung den guten Eltern besonders
schmerzhaft^ fiel. Als nach hergestelltem Frie-
den die fürstliche Familie wieder zusammen
kam, erkannten kaum die Kinder ihre Eltern,
und die Eltern ihre Kinder mehr.
Die Freundschaftsbande, die zwischen Oester-
reich und Bayern erneuert wurden, zerriß bald
ein zweyter Erbfolgekrieg, der österreichische.
108.
Was trug sichmit
dem Mörder des
Grafen Ferdi-
nand von Arko
zu?
109.
Welches Loos
traf im spani-
schen Kriege die
churfnrstliche
Familie?
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von
Arko Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich München Oester- Bayern
208 Vaterlands? Geschichte.
Troß lm Hofe auf, und schrankte seine Be-
dürfnisse ein.
Dem verschuldeten Vaterlande aufzuhel-
fen, faßte er sogar den heldenmüthkgen Ent-
schluß in fernes Land und fremden Dienst zu
ziehen, um einen Hofstaat zu ersparen. Seine
Mutter, Verwandte und Rathe hinderten ihn
aber durch Bitten an der Ausführung.
Er führte bürgerlich stilles Leben, und er-
schien vor dem Volke, wie der Vater vor sei-
nen Kindern. Der gemeine Mann hieß ihn
nur den guten Mar. Seine Tagesordnung hieß:
»Fange Alles an mit Gott." Er unterzeichnete
mit Schmerz die vielen Todesurtheile, und
lebte allzeit einen traurigen Tag nach Hand-
habung der schrecklichsten seiner Fürstenpflichten.
Er legte den ersten Grund zur bessern
Bildung, welcher sich jetzt das bayerische Volk
zu rühmen hat, und das Land erfreute sich
unter ihm seines Aufblühens. Alles Streben
ging dahin, die Jünglinge zu brauchbaren
Staatsgliedern in jedem Verhältnisse zu ma-
chen. Sein Geist der Duldung ist merk-
würdig, so wie auch die Erhabenheit seines
Geistes. Er gestattete zuerst den Protestanten
in München den Gebrauch ihres Gottesdien-
stes, und warf einst eine Liste, in welcher meh-
rere Personen als gefährliche Freygeister zur
Bestrafung und Landesverweisung aufgezeich-
net waren, mit dem Ausdruck in's Feuer: »ge-
»rade die beßten Köpfe meines Landes."
Mit Churfürst Mar Joseph Iii. starb die
bayerische Linie aus. Er starb an den Kinds-
pocken, die der Arzt nicht erkannte.
Selbst Fremdlinge weinten um den gu-
ten Mar, welchen Reiche und Arme ihren ein-
zigen Freund hießen. So allgemein ist vielleicht
noch kein Fürst der Erde betrauert worden.
Bayern kam in den Besitz des damaligen
115.
Wie entstand
der bayerische
Erbfolgekrieg
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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40
Feuerzange, welche sie gerade in der Hand hielt, hastig von sich
und streifte eilig mit beiden Händen den Funken weg, daß das
schöne Kleid unbeschädigt blieb. Da sagte mit Unwillen Lieschen,
ihre jüngere Schwester, die über das unvermuthete Geschrei er-
schrocken war: "Wie du aber auch einer Kleinigkeit wegen einen
solchen Lärm machen kannst, als wenn schon das ganze Haus
im Feuer stände." — Darauf nahm die Mutter das Wort und
sprach zu Lieschen: "Thörichtes Kind! Deine Schwester verdient
keinen Vorwurf; denn sie hat recht und nicht unverständig ge-
handelt. Das Geschrei, welches sie erhob, war nur der Aus-
druck ihrer emsigen Sorgfalt für die Erhaltung des Kleides.
Hätte sie das glühende Köhlchen nicht alsogleich und auf der
Stelle abgestreift, so wäre jetzt das schöne Kleid beschädigt und
verdorben." ■— In diesem Vorfalle, liebe Kinder, liegt für euch
' eine wichtige und heilsame Lehre; nämlich diese: "Jeder böse
Gedanke, welcher in eurem Gemüthe sich regt, ist gleich einem
glühenden Funken. Werdet ihr jedesmal gleich Anfangs und
ohne Verzug dagegen kämpfen, und ihn mit Abscheu tapfer zer-
treten, so werdet ihr euere Seele stets rein und schuldlos be-
wahren. Wer aber das unrechte Verlangen nicht ungesäumt
und schnell unterdrückt, bei dem wird der Funke zur Flamme,
und die unreine Gluth nimmt überhand. Sein Herz wird mit
Sünde und Schande befleckt und er steht dann in Gefahr, in
namenloses Elend zu stürzen.
51. Der Mönch und seine Arbeit.
In einem Kloster lebte ein Mönch, der des Abends immer
eine große Mattigkeit und Abspanung verrieth. Der Abt fragte
ihn einst nach der Ursache derselben. "Ach," antwortete der
Mönch, "ich habe jeden Tag so vieles zu thun, daß meine Kräfte
nicht hinreichen würden, wenn die Gnade Gottes mich nicht
stärkte. Ich habe zwei Falken zu zähmen, zwei Hasen aufzu-
halten, zwei Sperber abzurichten, einen Lindwurm zu bezwingen,
einen Löwen zu bändigen, und einen Kranken zu pflegen." —
"Ei," sagte der Abt, "das sind thörichte Klagen; solche Geschäfte
werden keinem Menschen zu gleicher Zeit aufgegeben, und in
meinem Kloster habe ich nie etwas von solchen Pflichten der
Brüder gehört." — "Und doch, ehrwürdiger Herr," versetzte der
Mönch, "habe ich keine Unwahrheit geredet. Die zwei Falken
sind meine Augen; die muß ich mit großer Sorgfalt bewahren,
damit ihnen nicht etwas gefalle, was meiner Seele schaden
könnte. Die zwei Hasen sind meine Füße; die muß ich bestän-
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42
„So bleibt sich der Leichtsinn doch überall gleich, was er
thut, allemal leichtsinnig und oberflächlich gethan, sprach der
Vater, ergriff dann selbst den Hammer, und schlug den Nagel
mit vielen starken Streichen in die Mauer hinein. „Wozu doch,
Vater!" fragte Leopold, so viel gewaltige Schläge?" „Damit
der Nagel fest und sicher halte in dem Gemäuer," versetzte der
Vater. „Hätte er vorher fester und tiefer gesteckt, so würdest
du ihn nicht so leicht losgemacht haben, und hätten deine Vor-
sätze fester und tiefer im Herzen gehaftet, du hättest ihrer nicht
so schnell wieder vergessen. Denn was der wiederholte Ham-
merschlag dem Nagel ist, das ist die Erneuerung edler Ent-
schlüsse dem Herzen. Dünkte dir gleich nach ein Paar Schlägen
der Nagel schon fest, so wird er doch mit jedem Hammerstreiche
noch tiefer in die Mauer getrieben. Alsdann mag man sich
auf seine Festigkeit verlassen, und er kann, ohne los zu werden,
auch schwerere Körper tragen. Merke dir dieses, Kind! und er-
neuere ohne Unterlaß deine guten Vorsätze, und präge sie immer
tiefer in dein Gemüth, dann wirst du sie nicht so leicht wieder
brechen. —
53. Selbstbeherrschung.
Ein ehrwürdiger Greis blieb in seiner Zelle, die von einer
düstern Lampe sparsam beleuchtet war, gewöhnlich bis Mitter-
nacht auf, und einer seiner Jünger mußte ihm aus der heiligen
Schrift vorlesen.
Einmal nun schlief der gute Alte während einer einzigen
Vorlesung siebenmal ein. Der Jünger hatte beinahe die Geduld
verloren, und es war ihm, als sagte ihm ein feindseliger Geist
in das Ohr: "Laß den alten Kahlkops sitzen und geh!--
Allein er überwand jedesmal die Versuchung; er blieb und
las, sobald der schwache, gebrechliche Greis wieder erwachte, mit
der größten Gelassenheit weiter, ohne den alten Mann wegen
seiner Schläfrigkeit zu tadeln, oder ihm nur ein einziges unfreund-
liches Wörtchen zu sagen.
Hierauf ward der Jünger selbst vom Schlafe überwältigt
— und sah im Traume einen Engel, der ihm auf einem Purpur-
kiffen sieben goldene Kronen darbot, und freudig zu ihm sprach:
--Jeder Selbstüberwindung eine Krone.--
54. Selbstprüfung.
Ein frommer Vater hatte einen ungerathenen Sohn, der,
alle Ermahnungen verschmähend, in der Gesellschaft böser Buben
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26
Simon wandte sein Gesicht von ihm weg. „Vater," ries Ust-
hazan, „warum siehst du mich nicht an?" — „Christ," erwie-
derte Simon, „warum hast du die Sonne angebetet, warum dei-
nen Gott und Erlöser verläugnet?" — Diese Worte schlugen
Usthazan nieder. Unter vielen Thränen riß er das prächtige
Kleid, welches ihn zierte, von sich, zog ein schlechtes, schwarzes
Gewand an, und setzte sich vor das Thor des Palastes, laut sei-
nen unseligen Abfall bejammernd. Sapor hörte von seinen
Klagen, ließ ihn rufen und sprach: „Was für ein Unglück hat
dich in meinem Hause betroffen, daß du draußen sitzest und
jammerst?" — Usthazan bekannte die Ursache seines Grames
und schwur bei dem Schöpfer Himmels und der Erde, von nun
an ihm, dem dreieinigen Gott, dienen zu wollen. Sapor unter-
drückte voll Mitleid seinen Zorn über diese Rede, und suchte
seinen greisen Lehrer mit allen möglichen Überredungskünsten
von seinem Entschlüsse abzubringen. Aber alle seine Mühe war
vergeblich. Da befahl er, ihn zu enthaupten. Mit Freuden
vernahm Usthazan dieses Urtheil und sprach: „Du weißt, mit
welcher Treue ich deinem Vater und dir gedient habe. Mein
einziger Lohn dafür sei, daß diejenigen, die mich hinrichten sehen,
nicht etwa meinen, das sei die Strafe einer Untreue gegen dein
Reich oder sonst eines Verbrechens. Gebiete also, daß ein
Herold öffentlich ausrufe: „Usthazan wird enthauptet, nicht we-
gen eines Verrathes, sondern weil er bekannte, daß er ein Christ
sei!" — Gerne bewilligte der Tharnn diese Bitte, denn er
hoffte, durch dieses strenge Urtheil die übrigen Christen einzu-
schüchtern; allein er bewirkte damit nur das Gegentheile Ust-
hazan's heldenmüthiges Beispiel entflammte sie zu gleicher
Standhaftigkeit.
31. Fürchte dich nicht vor denen, die den Leib todten.
Als die griechische Kaiserin Eudoxia dem Bischof Chrhso-
stomus, um seines Glaubens willen, nach dem Leben trachtete,
bezeugte dieser seine Standhaftigkeit, in der Liebe zu Gott zu
beharren, mit den Worten: »Will mich die Kaiserin sägen las-
sen, so säge sie mich, dasselbe ist dem Propheten Isaias wider-
fahren. Will sie mich in das Meer werfen, so denke ich an
Jonas. Will sie mich in den Feuerofen stürzen, so leide ich
mit den drei Männern Gottes. Will sie mich den wilden
Thieren vorwerfen, so werde ich an Daniel in der Löwengrube
denken. Will sie mir den Kopf nehmen, so habe ich doch
Johannes zu meinem Genossen. Will sie mich steinigen lassen,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Simon Simon Eudoxia Isaias Jonas Daniel Johannes
59
Noth zu mildern, doch gehörten Jahre dazu, um den Berlust
einigermassen zu verschmerzen.
"Wie war 'denn aber nun das Unglück entstanden," fragte
das kleine Lottchen, "das so viele Leute verderbte?" "Man
weiß es nicht gewiß", antwortete Vater Bernhard, der diese
Geschichte seinen Kindern erzählt hatte. "Manche meinen, das
Feuer sei von boshaften Menschen angelegt worden; wir
wollen aber lieber glauben, daß es durch Unvorsichtigkeit ent-
standen sei. Es ist eine zu große Bosheit, wenn Jemand ans
Neid, Rachsucht oder Schadenfreude das Haus seines Mitbürgers
anzündet, und Habe und Leben in Gefahr setzt, als daß man
glauben sollte, daß viele Menschen derselben fähig wären. Es
wird auch ein solch unmenschliches Verbrechen von der Obrigkeit
an Leib und Leben hart bestraft. Größtenteils entstehen die
Feuersbrünste durch Unvorsichtigkeit, oft so, daß der Mensch, der
sie veranlaßt hat, es selbst nicht weiß. Darum muß jeder Mensch
in Absicht auf das Feuer alle mögliche Vorsicht anwenden, wozu
auch die Kinder in den Schulen schon ernstlich angewiesen wer-
den. Nur eine Art der Entstehung der Feuersbrunst ist unver-
meidlich, nämlich wenn der Blitz die Gebäude entzündet. Dieser
Fall ist aber der seltenere, und auch dann kann die Vorsicht
und gute Anstalten die Gefahr sehr mindern, besonders durch
Blitzableiter, welche die neuere Zeit sehr verbreitet hat und die
überall an hohen Gebäuden angebracht werden sollten." —
74. Behalte kein unrechtes Gut in deinen Händen!
Ein reicher Mann befahl auf seinem Sterbebette seinen drei
Söhnen, eine Summe Geldes, um die er arme Waisen betrogen
hatte, denselben wieder zu erstatten.
Die Söhne versprachen es; sobald aber der Vater verschie-
den war, verabredeten sie sich mit einander, das Geld zu behal-
ten, indem Niemand um den begangenen Betrug wisse.
Während sie noch in der Sterbekammer beisammen waren,
trat ein alter, ehrwürdiger Einsiedler mit kahler Stirne und
langem weißem Barte, herein. Sie erschrocken; indeß baten sie
ihn, sich-zu setzen, und fragten ihn: "Nun, frommer Altvater,
was kannst du uns gutes Neues aus der Wüste erzählen?"
"Nichts Gutes," sagte der ernste, alte Mann. "Indem ich
durch die einsame Wüste so dahin wanderte, war es mir, als
vernähme ich aus der schauerlichen Tiefe einer dunklen Felsen-
kluft eine Stimme, die heulend rief: "O weh mir! die Seele
eines reichen Wnchdrers, die ich schon Jahre lang in der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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70
88. Mutterliebe der Gräfin von Spadara.
Das schauerliche Erdbeben, welches im Jahre 1783 zu
Messina in Sizilien ausbrach, veranlaßte ein sehr rührendes
Beispiel mütterlicher Liebe. In dem traurigen Augenblicke, als
diese Stadt einen von den schrecklichen Stößen erlitt, welche sie
beinahe in einen Steinhausen verwandelten, nahm ein großer
Theil der unglücklichen Einwohner seine Zuflucht nach dem
Hafen, und unter diesen befand sich auch der Graf von Spadara.
Kaum hatte das Erdbeben sich spüren lassen, so trug er seine
vor Schrecken in Ohnmacht gefallene Gattin in seinen Armen
fort, erreichte ein kleines Schiff, und sah sich mit ihr in
Sicherheit. Hier schlug sie ihre Augen wieder auf, und ihr
erster Gedanke war ihr Sohn. "Wo ist mein Sohn? Er ist
ja nicht bei uns!" rief sie jammernd aus. Ihr Gemahl ver-
sicherte sie, daß es unmöglich gewesen sei, auch ihn zu retten;
er bat sie, sich zu beruhigen und Gott zu danken, daß wenigstens
sie beide gerettet seien. Aber vergebens waren seine beweglich-
sten Vorstellungen. Fest entschlossen, selbst ihren Sohn zu ret-
ten, koste es auch, was es wolle, eilt sie nach ihrem Hause
zurück, das noch mitten unter dem Schutte benachbarter Ge-
bäude unversehrt da stand, und dessen feste Bauart sie vielleicht
gehofft haben ließ, daß sie mit ihrem Kinde noch unbeschädigt
wieder herauskommen könnte. Sie eilt hinein, stürzt sich auf
die Wiege ihres schlafenden Kindes, und will mit diesem kost-
baren Gute davon fliehen. Aber kaum ist sie an die Treppe
zurückgekommen, so fällt diese ein, und nun läuft die Mutter,
das Kind in den Armen haltend, von einem Zimmer in das
andere, während hinter ihr Alles zusammenstürzt. Flammen-
ströme vereinigten sich jetzt mit dem Erdbeben, sie steigen und
ergreifen die unglückliche Mutter; sie sucht endlich auf einem
Erker ihre letzte Zuflucht, ruft kläglich um Hilfe, und zeigt ihr
weinendes Kind vom Erker herab. Allein leider vergebens.
"Ach!" ruft sie, ihr Kind fest in ihre Arme drückend, "ach, mein
Sohn! mein Sohn!" — und die fürchterliche Flamme verschlingt
beide vor den Angen des untröstlichen Gatten und Vaters."
89. Kindesliebe.
Aber dieser Missethäter ist mein Vater!
Zu Wien ereignete sich im Jahre 1787 folgender
rührende Vorfall. Als die Züchtlinge auf dem Graben
daselbst das Pflaster kehrten, eilte ein w old gekleidet er
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Spadara Spadara
Extrahierte Ortsnamen: Messina Sizilien Steinhausen Wien
72
reits auch keine Zähne mehr. Wenn er nun bei Tische saß und
den Löffel kaum halten konnte, schüttete er die Suppe auf das
Tischtuch, und zuweilen floß ihm sogar etwas wieder aus dem
Munde. Sein Sohn und dessen Frau eckelten sich davor, und
deßhalb mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen
setzen, und sie gaben ihm Essen in ein irdenes Schüsselchen und
noch dazu sehr wenig, so daß er sich nicht satt essen konnte.
Da sah er traurig nach dem Tische, und die Augen wurden
ihm naß. Einmal auch konnten seine zitternden Hände das
Schüsselchen nicht fest halten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die
junge Frau schalt heftig; der Großvater aber seufzte nur: „Ach,
lieber Gott!" Jetzt kauften sie ihm ein hölzernes Schüsselchen
für ein paar Pfennige, daraus mußte er essen.
Als sie eines Tages bei Tische fassen, trug der kleine Enkel
von vier Jahren aus der Erde einige kleine Bretterstücke zusam-
men. "Was willst du denn damit machen?" fragte ihn sein
Vater. "Ei", antwortete das Kind, ich will ein Träglein ma-
chen, und daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich krank
bin." Da sahen sich Vater und Mutter eine Weile stumm an,
und Thränen traten ihnen in die Augen; sie holten sofort den
Großvater an den Tisch, und ließen ihn von nun an immer
mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.
92. Geschwisterliebe.
Mein Bruder ist den Eltern nützlicher als ich.
Ein Transport portugiesischer Truppen, die nach Indien
schifften, litt unterwegs Schiffbruch. Ein Theil der Geretteten
trat auf der Küste der Koffern an's Land, und der Rest stach
auf einem aus den Trümmern des Schiffes erbauten Boote in
die See. Als sie eine ziemliche Strecke weit gesteuert hatten,
nahm der Steuermann wahr, daß das Fahrzeug überladen sei,
und bemerkte dem Anführer, daß es in Kurzem untersinken müsse,
wenn man nicht ein Dutzend Schlachtopfer in's Meer würfe.
Das Loos fiel unter andern auf einen Soldaten, dessen Name
die Geschichte nicht aufbehalten hat. Sein jüngerer Bruder fällt
dem Commandanten des Schiffes, Eduard von Mello, zu Füssen,
und bittet flehentlich, die Stelle seines ältern Bruders vertreten
zu dürfen. "Mein Bruder", sagte er, "ist geschickter als ich;
er ernährt meinen Vater, meine Mutter, meine Schwestern;
wenn sie ihn verlieren, so müssen sie alle im Elende verderben.
Erhalten Sie ihr Leben, indem sie das seinige erhalten, und
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Extrahierte Personennamen: Eduard_von_Mello Eduard