Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
19
S. Nein, nicht das Bier, sondern blos die Flüßig-
keit wird vermehrt.
L. Was müßte ich hinzugießen, wenn das Bier ver-
mehrt werden sollte?
S. Da müßten Sie Bier hinzugießen.
L. Wodurch vermehre ich also eine Sache?
S. Wenn Sie Dinge derselben Art hinzusetzen.
L. Was muß ich also zu Gold hinzusetzen, um das
Gold zu vermehren?
S. Gold.
L. Und wodurch vermindere ich eine Sache?
S. Wenn Sie Theile davon wegnehmen.
L. Wenn jemand jährlich mehr verzehren wollte, als
er einzunehmen hat, was würde mit seinem Vermögen
gescheyen? .
S. Er würde es vermindern, und nach und nach
arm werden.
L. Recht. Er würde endlich kaum so viel haben,
um sich die nöthigsten Nahrungsmittel und Kleider zu
kaufen, und würde zur Barmherzigkeit guter Menschen
seine Zuflucht nehmen müßen.—
Ist wol Armuth Schande?
S. O ja.
L. So müßten auch die Armen verächtliche Menschen
seyn. Laß sehen, ob dieses wahr ist. Der Kaufmann
Früge war sonstein sehr reicher Mann; aber ihm ver-
brannte sein Haus mit allen Waaren, und er verlor
durch dieses Unglück sein ganzes Vermögen.. ^ Dieser
Mann trügt sein Unglück sehr gelassen, und nährt sich
bei seiner Armuth durch seinen Fleiß recht redlich. Neu-
lich noch nahm er'ein kleines Kind auf, dem die Ael-
tern gestorben sind, welches er wie das Seinige erzie-
hen laßt. Noch mehr , in dem vergangenen Monate
zog er den Mann aus dem Wasser, welcher an dem
Brande seines Dauses schuld ist. Der König schickte
ihm wegen dieser edeln Handlung zweihundert Thaler
und schrieb an ihn, er wünschte, daß er mehr so bra-
, ve Unterthanen in seinen Staaten hatte. Kommt
dir dieser Mann wol verächtlich vor?
K. D nein. Wer sollte einen Mann, wie Herr
Br ''Früge
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Zwei Knaben kamen auf einem Spatziergange an
eine Stelle, wo viel Bilsenkraut stand. Siehe, sagte
der Eine, hier finde ich Mvhnsaamen, da will ich mir
etwas zu gute thun. Du irrst, sagte der andere,
dieses ist kein Mohn, denn die Saamenkapsel siebt ja
fast wie die Kapsel einer Haselnuß aus. Ich glaube
vielmehr, es ist eine Giftpflanze; riech nur, wie die
Blatter stinken. Mein Vater hat mich oft gewarnt,
von keiner unbekannten Pflanze und Frucht zu essen.
— Der tbörigte Knabe wollte nicht hören, sondern er
aß den Saamen von dieser giftigen Pflanze. Kaum
aber hatte er denselben genossen, so bekam er heftige
Kopfschmerzen, und wurde so müde, daß er nicht mehr
gehen konnte. Endlich fiel er nieder und gab noch un-
terwegs unter den größten Schmerzen seinen Geist
auf»
Einige Kinder spielten an einem Sumpfe, und fan-
den Wasserschierling. Seht,' waö ich da für schöne
Pastinakwurzeln gefunden habe! die sollen uns herr-
lich schmecken, rief ein- von ihnen. Kaum hatten sie
davon gegessen, so mußten sie sich erbrechen. und be-
kamen heftige Schmerzen im Leibe, Und konnten
kaum nach Hause kommen-. Drei starben, und ruck
eins konnte der Arzt retten, welches wenig von dieser
Giftpflanze genossen hatte; aber es behielt immer ei-
nen kranken Körper, und mußte sein ganzes Lebeu
für diese Unvorsichtigkeit büßen.
Eben so schädlich ist die Wolfskirsche, welche tnan
ihrer Schädlichkeit wegen, auch Teufelöbeer, Lollkir-
scheu, Wuthbeer nennt. Die Beere haben/ wenn sie
■ ' A ir reif
, »»» à».Wichst'» ... .. »1101 »»» >> " Iimmbii
es sollte in iefcer Lchul« eitu Èàmmum.q von bch gewzbnltchsten
Ciiftpitanscn seyn » Damit Sie Kinder bald mi» denselben bekannt ge-
mache werden kannte,.. Alle rrjähluogen/ welche vorgelesen rvvr.
den find / muß sich ^ Lehrek nacher.öhlen lassen, »amir die Kin-
der im (sprechen geübt werden
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
schlafen. Dadurch wurde sie furchtsam. . Sie war schon
zehn Jahr «Ir» als es sich traf, dass alle ihre Geschwister
krank wurden, und da ihr Vater grade verreist war, so
musste es sich Wilhelmine zum erstenmal gefallen lassen,
allein zu schlafen. Darüber gerietst sie nun in grosse Angst,
besonders da die Mutter keine Lampe in ihrer Kammer woll-
te brennen lassen, sondern meinte: das grosse Müdesten
könnte auch wohl einmal im Finstern zu Bette gehen. Gar
zu gern hätte sie in der Krankenstube geschlafen, aber dieft
wollte die Mutter nicht zugeben, weil sie dadurch leicht
hätte angesteckt werden können. Weinend ging Wilheltnine
in ihre Kammer, zog sich hastig aus, und steckte aus
Furcht den Kopf unter das Deckbette. ; Von Zeit zu Zeit
zog sie ihn selten hervor, um Luft zu schöpfen, und sich
ängstlich in der Kammer umzusehen. Auf einmal glaubte
sie an der Kammerthüre eine lauge weifte Gestalt zu erbli-
cken. Voller Schrecken zog sie sich das Deckbette über
den Kopf, und der Angstschweiß lief ihr von der Stirn.
Fange konnte sie es in dieser Lage nicht aushalten; sie wagte
es endlich auf einen Augenblick den Kopf hervorzuziehen,
und siehe da, die schreckliche weiße Gestalt stand nicht
nur immer noch an der Kammerthür, sondern bewegte sich
auch. Jetzt fing Wilheltnine laut an zu schreien, und in
dem Augenblick trat ihre Mutter in die Kammer. Aber
Kind, was ist dir denn! rief sie ihr zu; träumest du, oder
wachst du? Ach Mutter! Mutter! die weifte Gestalt! ich
glaube gar, du siehst Gespenster, erwiederte die Mutter;
ei-muntre dich, und fasse Muth. Was ängstigt dich denn?
Ks kam nun heraus, dass Wilhelmine ein weiises Hand-
tuch, welches an der Kammerthür hing, und worauf der
Mond schien, für eine weifte Gestalt gehalten harte. Die
Mutter hatte an der Kammerthür gehorcht, ob Wilhelmine
schlief, und indem sie die Thür öffnete, hatte sich das
Handtuch bewegt. Wilhelmine schämte sich ihrer kindli-
chen Furchtsamkeit, und sahe seit dieser Zeit nicht wieder
Gespenster,
Das
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
7?
nrifc selbst verschaffen .können, so muffen Menschen
daseyn- welche sich unser besonders annahmen,.sind
für uuß sorgen, wenn n-ns> etwas fehlt. Dieses thun
unsere Aeltrrn. — Diese nußere-Aeltern, welche deswe-
gen so heissen, weil sie älter sind als wir und vor uns *
gelebt Haben- gehen uns fthr nähern, denn ohne sie
würd'em wlv gar nicht leben. ' Sie verschaffen unsspà
se, Kleiber/ 'und alles',, was. wir sonst bedürfest. —^
Die Aeltern sind blos ans-Liebeso besorgt^ür ihre Kin-
der- und die Kinder müssen, da niemand ihn^n grössere
Möhlchaten erzeigt, als sthre saeltern, auch diese Uwe
Aeltern vor allen andern^Menscheir lieben. — Alte und
erfahrne Manschen können heiser wissen, was uns nütz-
lich vder schsidlich ist- als junge und unerfahrne Men-
schen.-- .Dm nun unsere -Aeltern schon länger gelebt' ha-
den, und länger mir denndingen umgegangen sind als
wir, so wissen sie auch -Hessin- als wir/wasigins nütz-
lich oder schädlich ist., — Wir können auch? das Zutrauen
zu unsern Aeltern haben- da st sie uns stets.' nur das
rathen rmd stigen werden >' waö uns am nützlichsten isw
Auch unsere eigene (Erfahrung lehrt uns, daß es uns
allemal wohl bekommt, wenn wir glaube»r.u>rid. thun,
was sie und rqthen und sagen'. -!- Wenn unsere Aeltern
Uns gebieten oder verwehren, so? müssen wirs^D glau-
den, daß es.zu unserem Nutzen gereichen werden wenn
wir es thun oder lassen. — Unsere Aeltern uàrsagen
uns freilich öfters Dinge, welche'uns unserer Meinung
nach Freude machen;.si>der sie whrden uns dieselben
nicht verwehren, wenn sie glaubten .^-.daßgwir ño ohne
(Gefahr.genießen könnten. — Manche Ksiwer sind bis-
weilen mißvergnügt und nnzufrieden, w.enn sie thun
sollen', was jhnen'ihre Aesiern sagen. A. B. viele Kin-
der lernen..y'ichf gern , weil , sie das Lernen für eine
Plage halten, Mer aber nichts lernt, bleibt unwissend,
und wer Unwissend bleibt, wird Unglücklich. Die Aeltern
wollen also bloß deswegen,,' daß.ihre Kmde.r lernen sollen,
damit sie glücklich werden. Aus eben der Ursache wolö
len sie auch f daß ihre Kinder -wohl .gesittet werben sol-
len.— Wer willig und gern thut, was ein anderer sagt,
daß man khun solle,' den nennen wir gehorsam. Wkr
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
rifa Verdruß zu machen suchen."-^. Kinder müssenmchl
nur ihren Aeltern, so viel in ihren Kräften steht, mw
lieh-zu'werden suchen, sondern sie -nn'rffenauch 'ihren
Gösch wissern', worinn sie können , gern helfen.-— Auch
dann, wenn die Kinder groß geworden-sind,-' müssen
sie Noch einander helfen, weil sie alsdann einander
noch »Whr helfen können- als jetzt, "da -sie noch klein
und schwach sind:'-'- Unsere Aeltern' haben, auch Brü-
idek" und Schwestern, welche wir Vettern und Lasen
saberme und rniulsmen) nennen, und auch diese geben
ams naher an, als andere Leute.— Unsere Aeltern ha-
J'fn* auch Aeltern wie wir-- welche wir- ünsere Großäsi
tefn' nennen. 'Don diesen harten unsere Aeltern , da sie
iioch kleine Kinder waren, alles eben so', wie wir es
jetzt von ihneii haben ; und da sie die Kinder unserer
Großältern sind, jo wie wir die Kinder unserer Aelr
tern sind, so sehen k^e Großältern deswegen ihre Qtv?
kel fub ihre Kinder an-. — Es ist zms.gut, daß wir
Geschwister^ Bettern, Basen haben^ weil sich diese
rn vielen Fallen unser an unserer Aeltern iktatc 'An*
men und für uns sorgen. ^''ch'
- '0. Die.haushaltung. ' "k
Ost)
♦vlamt und Frau vertheilen gewöhnlich die Geschäfte
der Haushaltung so unter sich, daß die Frau vorzügr-
lich das Hauswesen besorgt, der Manü aber das, was
zur Bestreitung der Haushaltung erforderlich ist, her-
beischafft..— Mann und Frau sorgen nicht bloß für sich
selbst^ sondern sie fokgen, wenn sie Kinder haben, eben
so wohl für diese, vsit noch mehr, als für sich selbst,
indem sie ihnen Essen, Trinken, Kleidung- und' was
sie fönst nöthig haben, -verschaffen. — Es- wäre zwar
den Aeltern leichter, dieses alles nur für sich selbst an-
zuschaffen; weil es ihnen aber nicht wohl dabei seyn
würde-, wenn sie ihren Kindern nichts zu essen geben,
keine.kleider herschaffen könnten, so thun sie es gern.
— Es giebt freilich Aeltern, welche das nicht, oder
fast nicht vermögen ; doch brechen sie cher sich selbst ad.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Eitelkeit. Stolz.
Die kleine Louise, Karls Schwester, pflegte sich im-
mer sehr gern zu putzen. Es war ihr nicht,genug, daß
sie reinlich und ordentlich angezogen war, sondern sie
wollte überall noch einen kleinen Schmuck haben. —
Ein Band um den Leib, oder" durchs Haar gezogen,
einen schönen Blumenstraus an den Busen gesteckt, ein
gesticktes Schuhblatt, und dergl., machten ihr unge-
mein viel Freude. Sie hörte es gern, wenn man sie
deswegen lobte, und, wenn sie auf diese Weise ange-
zogen war, so glaubte sie mehr und besser zu seyn als
sonst.-— Mädchen, sagte der Vater, du bist ein eitles
Ding. Wie kannst du'dir auf solche Kleinigkeiten, wel-
che doch so wenig bedeuten, etwas zu Gute thun, und
dich mit denselben brüsten. Wer in Putz lind Klei-
dungsstücken, und in solchen unbedeutenden Dingen sei-
ne Ebre sucht, und deswegen gern gelobt seyn will,
der ist eitel. ' . 7,
Ist benn Stolz und Eitelkeit einerlei., fragte Karl eiz
nige Zeit nachher. Denke einmal, sagte der Vater,
an den kleinen Friedrich. War das nicht ein sehr klu-
ges Kind? Wüßte er nicht viel mehr, als ihr übrigen
alle zusammen ?— Karl erinnerte sich dessen sehr gut.—
Nun, fuhr der Vater fort, wenn man nun recht klug
und geschickt ist, rst das nicht ein viel größerer Vor-
zug,' als wenn man ein hübsches Kleid hat? — Nun
sieb, dieser Fritz that aber sehr groß mit seinen Kennt-
nissen, und was ihr andern wußtet, war ihm alles ver-
ächtlich und gering. — Ihr wolltet auch alle gar nicht
gern lange mit ihm zusammen seyn. — Siehst du wobl,
der war stolz. Es ist allerdings etwas sehr Schätzens-
wertbes, viel Kenntnisse zu haben, aber es ist Stolz,
sich zu viel darauf einzubilden, und andere zu verach-
ten. — Eben so rühmte sich Frieder.icd damit, daß er
einem armen Knaben wöchentlich etwas von seinem Ta-
schengelde gäbe. Sieh, die Sache ist sehr gut, aber
worin liegt eigentlich der Stolz? —
We^n Friedrich sich rutt der schönen Uhr, die ihm
sein Vater zu Weihnachten gekauft hatte, hätte brüsten
wol-
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Friedrich Friedrich Karl Karl Fritz Friedrich Friedrich
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
'Z4
was jenem Freude brachte. Du hast eine häßliche Ge-
müthsart, sagte fein Lehrer, es macht dich mißver-
gnügt, wenns andern wohl geht, und wenn sie froh
sind; du bist neidisch. — Worin bestand der Neid? —.
(Der neidisch^ Hund).
Schadenfreude.
Christian hatte noch einen andern häßlichen Fehler.
Denn einer seiner Mitschüler einen Verweis bekam
oder gestraft wurde, wenn er sein Kleid beschädigte,
wenn er etwas verloren hatte, oder wenn demselben
sonst etwas Unangenehmes begegnete, so gefiel ihm das;
er hatte heimlich seine Freude darüber.'— Christian,
sagte der Lehrer, das ist noch ärger, du bist schaden-
froh.— Worin bestand denn nun die Schadenfreude.
Grausamkeit.
Zuweilen war der kleine Christian auch grausam.
Ersuchte andern Schmerzen zu machen, und hatte seine
Lust daran. Da er wohl wußte, daß er das bei sei-
nen Mitschülern nicht thun durfte, weil diese es seinen
Aeltern oder Lehrer würden gesagt haben, so quälte
er Thiere. Eins seiner größesteu Vergnügen war,
wenn er einen jungen Hund kneipen und schlagen, odel
bei den Obren herumzerren konnte, und das arme
Thier dann schrie. — Christian war grausam.
Anmerkung. Ist der Mann grausam, der dir einen
schmerzenden Zahn auszieht?
Angenehm.
Vater, sagte Karl, wirst du heute nicht ein Bischen
mit mir ausgehen, es ist so angenehmes Wetter. V.
Woher weißt du das? K. Ich sehe es ja; ich bin auch
schon draussen im Garten gewesen. V. Du hast es al-
so wohl mit deinem Gesicht und mit deinem Gefühl
empfunden, und da gefiel dir das Wetter? K. Ja
wohl.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Christian Christian Christian Christian Karl Karl
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
158
i Das unvorsichtige Kind.
Jeim Lomschen näbete, oder sich anzog, so hatte
sie die schlimme Gewohnheit-, daß sie die Nah - und
Stecknadeln in den Mund nahm. Ihre Mutter ver-
wies ihr dieses sehr oft. Louischen kehrte sich aber
nicht daraü. Einmal hielt sie auch eine Nahnadel im
Munde, als ihr muthwilliger Bruder in das Zimmer
trat, der sein Gesicht geschwärzet, und eine Perücke
von Werg aufgesetzet hatte.
Sie fing darüber so heftig an zu lachen, daß sie die
Nahnadel vergaß und hinunter schluckte.
Nun kam sie weinend zur Mutter, und klagte ihr
Unglück: „liebe Mutter! liebe Mutter! schrie sie, Hel-
sen, helfen Sie mir!"
Die erschrockene Mutter lief so gleich zu einem Arzte.
Dieser gab sich alle Mühe, Louiscben zu retten. Es
war aber unmöglich. Die Nähnadel batte sich in die
Därme fest eingestochen,' und das arme Louischen mußte
den vierzehnten Tag, unter, den größten Schmerzen,
sterben.
Der bestrafte Ungehorsam.
^bkltppmcken batte eine recht gute und vernünftige
Muttex. Sie bekam alle Tage von ihr die beßten Leh-
ren. : Unter andern ward ihr beständig gesagt: ein
Kind dürfe seinen Aeltern nie ungehorsam seyn. Denn,
wenn auch Aeltern seinen Ungehorsam nicht sehen und
bestrafen können, so sieht ihn doch Gott, und bestraft
ihn.,-. . ■ 4 • r.:-4 .. r: -
Weil Philippinchen ausser der Schulzeit fleißig na-
hen rmb stricken mußte, so glaubte ihre Mutter, haß es
nöthig sey, ihr auch Geschaffte aufzutragen, hei denen
sie einige Bewegung hatte. Sie mußte daher die Blu-
menbeete güten und begießen, und das Holz in die Kü-
che tragen. Sie besam aber dabei die Erinnerung:
„Du darfst ja nicht alle Tage die Gießkanne und das
Holz mit emerleihand tragen. Den Montag trägst du
mit
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
i6o
Liebe für die Aeltern.
Csm liebenswürdiger Knabe beklagte in Ausdrücken des
aufrichtigen Scbmerzenö den Tod seines höchst gelieb-
ten Vaters. Sein Gefährte bemühte sich ihn durch den
Gedanken zu'trösten, daß er sich gegen den Verstorbe-
nen allezeit gehorsam, zärtlich und ehrerbietig betragen
^ habe. „So dacht' ich auch," versetzte der Knabe, „als
' mein Vater noch lebte; aber jetzt erinnere ich mich, mit
Kummer, mancher Versehen des Ungehorsams und der
Vernachlässigung, die ich nun, leider! nicht mehr gut
* machen kann."
Gedichte und Lieder.
Der Vorsah.
38eil ich jung bin, soll mein Fleiß
Eifrig sich bestreben.
Daß id) einst mvg' als ein Greiö,
Recht zufrieden leben.
Zwar will ich mich jugendlich
Meiner Tage freuen;
Doch nicht also, daß es mich
Darf im Alter reuen.
Der Pfau.
^'ieh jenen Pfau! wie stolz ist er
In seinem Schweif, von bunten Rädern!
Gebrüstet tritt er da einher ;
Doch worauf ist er stolz? — Auf Federn!
Und sollt' ich stolz auf Kleider seyn,
Auf solcher eitlen Ehre Zeichen,
Alts Farben, Band und Edelstein!
So würd ich stolzen Pfauen gleichen!
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
146
Das Kind, von diesem traurigen Anblicke gerührt,
fragte ihn, wem er angehörte? Der Knabe antworte-
te:„Niemanden; denn meine Aeltern sind schon seit
langer Zeit todt." '
Das Kind fragte weiter: wo er denn feinen Unter-
halt hernähme? Der Knabe sagte: „Bloß von Gott;
dieser sorgt für mich, indem er gutthätige Herzen er-
weckt, die mir Allmosen geben."
Diese Worte, nebst der elenden Gestalt des armen
Knaben, rührten daö Herz deö Kindes so sehr, daß eö
ihm nicht nur alles gab, waö es bei sich.hatte; sonder»
ihn auch mit nach Hause nahm, wo es seine Mutter
bat, ihm wöchentlich ein gewisses Allmosen zu geben.
Dem armen Knaben preßte die ungewöhnliche Wohl-
thätigkeit eines Kindes Thränen aus, lind jeder frenete
sich darüber, wer es nur hörte.
Wie erfreulich mußte es erst seiner Mutter seyn! Sie
zog daraus die gute Vorbedeutung, daß eö einst Gott
zu Ehren und seinem Nächsten zum Meßten leben würde,
Sie betrog sich auch nicht. Seine Wohlthätigkeit er-
warb ihm viele Freunde. Es ward glücklich, kam zu
hohen Ehren, und jedermann gönnte ihm sein Glück.
Das gebietende Mädchen.
Ein junges Mädchen begegnete den Mägden im Haufe
so sehr unbescheiden. Was eö von ihnen forderte, ge-
schah in einem gebieterischen Tone. Da hieß es: „Gebt
mir das, gebt mir jenes; thut Mir dieß, holt mir das;
daö will ich nicht, und so weiter."
Sie beschwerten sich endlich darüber bei ihrer Mutter.
Diese befahl ihnen also', nichts von alle dem zu thun ,
wa/Z ihr Löchterchen haben wollte, wofern eö nicht bitt-
weise geschähe.
Mkin kleines Mädchen erwachte den nächsten Mor-
gen. Sie rief: „man sollte heraus nehmen." Kein
Mensch aber'that eö. Sie schimpfte, sie schrie, sie
peinte: desto wenigex geschah es. Endlich bat sie;
„Meine liebe Christine, ich bitte ft, nehme sie mich
, . • ‘ ‘ *.... ’ her-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]