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Nürnbergs Kunstleben gegen Ausgang des Mittelalters. 215
Blütezeit, und neben diesen Jüngern war der alte Wohlgemnth an der Spitze einer großen Werkstatt noch immer unermüdlich mit Malen und Bildschnitzen beschäftigt. Zu den frühesten Arbeiten, die Veit Stoß in Nürnberg hervorgebracht, gehört das Flachrelief der Krönung Mariä durch Gottvater und Christus, das jetzt in der Burgkapelle aufbewahrt wird und dessen Ausführung von meisterlicher Vollendung ist. Ein Geist liebenswürdiger Reinheit und Milde waltet in der Scene, die eher etwas still Gemütliches als etwas Feierliches hat. Die Mctdomta ist ein echter Typus der lieblichen und feinen Frauenköpfe des Meisters. In dem prächtigen Kopse Gottvaters liegt, wenn auch nicht gewaltige Kraft, fo doch milde, väterliche Würde.
Hauptwerke des Meisters sind der Englische Gruß in der Lorenzkirche, von dem Patrizier Anton Tuch er 1518 gestiftet, und ein Altar in Krakau.
Nicht minder bedeutend als Veit Stoß in der Holzskulptur zeigt sich Adam Krasst als Steinbildner. Das erste nachweisbare Skulpturwerk Kraffts sind die sieben Stationen, Reliefs von ergreifender Wirkung. Die Figuren erscheinen keineswegs ideal, vielmehr kurz und derb, meistens in die damalige Nürnberger Tracht gekleidet; nur die Gestalt Christi zeigt schlichten Adel. Je weniger die „sieben Fälle" Christi auf dem Gange nach Golgatha dem Bildhauer dankbare Motive zur Entfaltung darzubieten scheinen, desto größer ist die Kunst des Meisters in Schattierung und dramatischer Steigerung der Scenen. Wie kummervoll niedergebeugt sehen wir den „Mann der Schmerzen" ans dem ersten Bilde, wo ihm seine Mutter begegnet! Wie tief ist dort das Seelenleid der gramgebeugten Mutter ausgedrückt! Die folgende Station, wo der unter der Last Zusammengebrochene von dem Schergen emporgerissen wird, giebt mehr äußerlich einen Moment empörender Gewaltthat. Aber zu den schönsten dieser Darstellungen gehört die dritte, wo Christus zu den ihn beklagenden Frauen das warnende Wort ausspricht: „Ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über mich, sondern über Euch und Eure Kinder." Hier ist alles voll innerer Seelenbewegung, voll dramatischen Ausdrucks. Auch die vierte Station, Christi Begegnung mit Veronika, gehört zu den tief empfundenen. Die fünfte zeigt wieder das rohe Treiben und Drängen der Peiniger; auf der sechsten ist der Erbarmenswerte unter der Last des Kreuzes hingestürzt. Die letzte und zugleich die schönste, ergreifendste zeigt den Leichnam Christi im Schoße der Mutter, die noch einmal einen Knß auf die verstummten Lippen drückt, während Maria Jacobi sanft die herabgefunkene Hand des Toten ergreift und Magdalena bitterlich weinend sich über den Leichnam beugt.
Krafft ist vielleicht der treuste Spiegel deutschen Wesens. Der Kreis feiner Darstellungen ist nicht weit. Er beschränkt sich fast ohne Ausnahme auf die Verherrlichung der Maria und die Leidensgeschichte ihres Sohnes. Aber in diese Gegenstände hat er sich mit ganzem Gemüte versenkt und schildert sie mit einer Herzlichkeit, welche um so beweglicher wirkt, als der Meister mit zarter Scheu alles Pathetische vermeidet. Heftiger, leideufchaft-
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Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Lorenzkirche Krakau Christi Christi Golgatha Jerusalem Christi Maria
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288 Die ältesten deutschen Zeitungen.
waren, abgesehen davon, daß Truck und Papier zumeist schlechter geworden waren.
Im Jahre 1728 erschien z. B. ohne Angabe des Druckortes auf zwei Quartblätteru: „Ausführliche und gründliche Nachricht wegen des durch Gift geschehenen vielen und grausamen Kinder-Mordes, welcher von der gewesenen Postcommissarien Namens Susannen Hoyerin in Wittenberg verrichtet worden. Sie ist Anno 1684 zu Waldkirchen gebohren. Ihr Vater Caspar Hoyer war daselbst Müller und hatte seine eigene Mühle. Diese Susanna Hoyerin empfing in Wittenberg den 26. Octr. 1728 mit dem Rade ihren verdienten Lohn zwischen 10 und 11 Uhr auf den öffentlichen Markt bei Zuschauuug vieler Tausend Menschen."
Wir haben diesen langen Titel absichtlich unverkürzt mitgetheilt, um zu zeigen, was im 18. Jahrhunderte ein Titel alles enthalten konnte.
Ähnliche Zeitungen giebt es vom Jahre 1737 über die Entdeckung und Verurteilung einer Diebsbande bei Berlin, vom Jahre 1725 über das „lasterhafte Leben und schändliche Ende des berüchtigten Spitzbuben John Schep-pards" it. s. w. Eine Zeitung über den Diebstahl der berühmten goldenen Altartafel in der Michaeliskirche zu Lüneburg ist nicht nur mit einer Abbildung dieser Tafel und den Porträts sämtlicher zwölf Spitzbuben, fon-dern auch mit einer Abbildung der Richtstätte ausgestattet. Das letztere Blatt ist ein geradezu schauderhaftes. Mau sieht gepfählte Köpfe, am Galgen hängende, anss Rad geflochtene Körper 2c. Ein Leichnam hängt verkehrt am Galgen, neben ihm ein Hund. Sogar der Pfahl ist abgebildet, „woran Mosel ist verbraudt worden".
Verfolgungen waren die Zeitungen schon in alter Zeit ausgesetzt. Als im Jahre 1493 der Plan des Herzogs Albrecht von Sachsen, seinem Sohne die einträgliche Stelle eines Koadjutors zu Würzburg zu verschaffen, an dem Widerstande des dortigen Domkapitels scheiterte, erschien im Frühjahre 1494, aus Bamberg kommend, ein Mädchen zu Würzburg, welches ein fliegendes Blatt mit einem Gedichte auf diese Begebenheit feilhielt. Der Bischof ließ zwar fogleich die Verkäuferin greifen und die bei ihr noch vorgefundenen Exemplare verbrennen, ersuchte auch den Bischof Veit von Bamberg um Bestrafung des schuldigen Bamberger Druckers. Aber die Kränkung kam dem Herzoge von Sachsen dennoch zu Ohren. Er trat daher am 27. Mai 1494 vor Kaiser Maximilian öffentlich mit einer Klage gegen Bischof und Kapitel auf. Mau habe nicht nur den König*), wie das Haus Sachsen durch die verächtlich ablehnende Antwort in betreff der Koadjutorstelle beschimpft, sondern auch einen schmählichen Spruch öffentlich verkauft und im ganzen Reiche verbreitet. Die Dichter würden unter den Kapitelherren zu finden sein; er ersuche Se. Majestät, dieselben an einen Ort zu bringen, darin sie recht dichten lernten. Der König ließ den Bischof zur
*) Der König hatte sich nämlich selbst bei dem Kapitel für Albrechts Sohn verwendet.
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Fahrende Schüler. 115
es seinen Eltern anzuzeigen. Auf bereit Befehl erzählte ich ihnen abenbs bei der Nachhausekunft alles vollständig, worauf sie gar großes Mitleib mit mir hatten. Sie befahlen mir, mich nun im Hause zu halten, und wollten sehen, was kommen würde. Der Schüler aber, der sowohl aus den Klagen seiner Mitschüler, beiten er mich gleichsam verkauft hatte, als auch aus meiner Abwesenheit zu seinem großen Verbruß die Sachlage erkannte, kam folgenbeit Morgens unter Begleitung einer nicht geringen Zahl von Schützen und Schülern vor unser Haus gezogen. Als sie aber jetzt in das Haus hineinstürmten, die Stiege hinauf nach dem oberen Estrich, wo wir uns aufhielten, ba tritt ihnen der Vater entgegen mit Waffen, haut blinblings auf sie ein, jagt sie erschreckt aus Haus und Hof hinaus und ruft ihnen brohenb zu, sie sollten sich bessen ja nicht wieber erkühnen. Aber, ich Ärmster! ich wußte nicht, was ich nach biesem Vorfall anfangen sollte; ich würde fortan es nicht mehr gewagt haben, Weber in die Schule noch auch zur Ausrichtung eines Auftrages vor die Thüre zu gehen. Meine Schüler hatten mir nämlich sagen lassen, sie würden mich völlig in Stücke reißen, wenn sie mich irgenbwo träfen. Ans Furcht vor ihnen sagte ich also ihnen sowie der Schule ab, floh heimlich aus der Stadt und eilte wieber zu dem Babeorte (Karlsbab)."
Damit sagte Johannes Butzbach, wenigstens für jetzt, dem Lernen überhaupt Lebewohl. Hatte er boch auf seiner Wanberschaft, wie er selbst sagt, eher das in Miltenberg Gelernte vergessen, als etwas Neues gelernt Er versichert, von seinem Bacchanten nie ein lateinisches Wort gehört zu haben. Über das spatere Schicksal besselben weiß er nichts zu berichten.
Der nunmehr zwölfjährige Butzbach ging nun in den Dienst einer vornehmen böhmischen Familie. Wie ein Höriger würde er von einem Herrn an den andern verkauft, vertauscht, verliehen; balb bebiente er im Stall ober auf der Weibe das Vieh, balb als Reitjunge ober Kämmerling in der Bnrg ober am Hoflager die Herrschaft. Mit Hilfe gutherziger Menfchen gelangte Butzbach eitblich wieber in feine Heimat, und der letzte Abschnitt seiner Selbstbiographie berichtet, wie er baselbst das Schneiber-hanbwerk erlernt, dann als Laienbruber im Kloster St. Johannisberg für die Geistlichen, Laienbrüber und Dienstleute des Klosters schneibert, enblich aber in der berühmten Schule des Hegius zu Deveuter Aufnahme sinbet, unter den größten Mühen und Entbehrungen seine Stubien vollenbet, dann in das Kloster Laach eintritt und ba zuerst Lehrer der Novizen, später Prior wirb.
Was Johannes Butzbach als sahrenber Schüler erlebte, war so wenig etwas Außergewöhnliches, entsprach vielmehr so sehr dem ganzen Wesen und Treiben der fahrenben Schüler, daß wir es in Thomas Plätters Biographie meist in ganz ähnlicher Weise erzählt sinben. Auch er, ein armer Hirtenknabe aus dem Visperthale in Wallis, warb einem Verwanbten, der als Bacchant einmal nach feiner Heimat kam, Stubien halber mitgegeben, als dieser sich wieber auf die Reife machte. Auch er hatte bei seinem
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zu Hülfe, und erst als Hephästos mit feinem Feuer die Bäume am Gestade anzündete, die Fische, von der Gluth erschreckt, angstvoll nach frischem Wasser schnappten, der Strom endlich selbst in lichten Flammen wogte, flehete er die Göttermutter Juno um Mitleid an, und aus deren Befehl löschte Hephästos die Gluth, der Skamander aber rollte in feine Ufer zurück.
7. Hektor und Andromache.
Als die Feldfchlacht vor Troja's Mauern so furchtbar tobte, eilte Hektor in die Stadt zurück, um feine Mutter Hekuba zu mahnen, sie möchte doch durch feierliche Gelübde die erzürnte Pallas Athene (Minerva) versöhnen, daß Achilles nicht mit übermenschlicher Kraft zum Siege gelange. Der treffliche Mann benutzte die Gelegenheit, nach Weib, Kind und Gesinde zu schauen, bevor er wieder in die tobende Feldschlacht eilte. Die Gattin aber war nicht zu Hause. „Als sie hörte" — sprach die Schaffnerin — „daß die Trojaner Noth leiden und der Sieg sich zu den Griechen neige, verließ sie angstvoll das Haus, um einen der Thürme zu besteigen. Die Wärterin mußte ihr aber das Kind nachtragen."
Schnell legte Hektor den Weg durch die Straßen Troja’s jetzt wieder zurück. Als er das Sküische Thor erreicht hatte, kam seine Gemahlin Andromache eilenden Laufes gegen ihn her; die Dienerin, ihr folgend, trug das unmündige Knäblein Astyanax, schön wie ein Stern, an der Brust. Mit stillem Lächeln betrachtete der Vater den lieblichen Knaben, Andromache aber trat weinend an feine Seite, drückte ihm zärtlich die Hand und sprach: „Entsetzlicher Manul Gewiß tödtet dich noch dein Muth, und du erbarmst dich weder deines stammelnden Kindes noch deines unglückseligen Weibes, das bald eine Wittwe fein wird. Sollte ich dich verlieren, so wäre es das Beste, ich sänke auch zur Unterwelt hinab. Den Vater hat mir Achilles getödtet, meine Mutter hat mir der Bogen Diana's erlegt, meine sieben Brüder hat auch der Pelide umgebracht. Ohne dich habe ich keinen Trost, mein Hektor, du bist mir Vater und Mutter und Bruder. Darum erbarme dich, bleibe hier auf dem Thurme; mache dein Kind nicht zur Waise, dein Weib nicht zur Wittwe! Stelle das Heer dort an den Feigenhügel, dort ist die Mauer zum Angriffe frei und am leichtesten zu ersteigen, dorthin haben die tapfersten Krieger, die Ajax beide, die Atriden (Menelaus und Agamemnon), Jdo-ineneus und Diomedes schon dreimal den Sturm gelenkt — fei es, daß ein Seher es ihnen offenbarte oder daß das eigene Herz sie trieb."
Liebreich antwortete Hektor feiner Gemahlin: „Auch mich härmt alles dieses, Geliebteste! Aber ich müßte mich ja vor Troja's Männern und Frauen schämen, wenn ich hier aus der Ferne feig und erschlafft dem Kampfe zuschauen wollte. Auch treibt mich mein Muth, in den vordersten Reihen zu kämpfen. Wohl sagt es mir eine Stimme im Herzen: Einst wird kommen der Tag, wo das heilige Ilion hinsinkt, und Priamus und all fein Volk: aber das Leid meiner Brüder und meines Volkes ist nicht so bitter, als wenn das Weib Hektors, fortgeführt in die Gefangenschaft,
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Alexander selbst auf den Rückzug dachte. Noch einen letzten Versuch wollte er wagen; er umschloß mit seiner Flotte die ganze Stadt und ließ sie von allen Seiten bestürmen. Indeß hätte er vielleicht auch jetzt noch nicht die Stadt erobert, wenn nicht ein thörichter Aberglaube der Tyrier ihm zu Hülfe gekommen wäre. Sie meinten, einer ihrer Götter habe Tyrus verlassen, und verloren nun den Muth. So drang Alexander endlich in die Stadt, die er 7 Monate lang belagert hatte. Er war so erbittert über den hartnäckigen Widerstand, daß er die Stadt verbrannte, 2000 Gefangene kreuzigen ließ und 30,000 als Sklaven verkaufte. Zwar ward später Tyrus wieder aufgebaut, aber seine Kraft und sein Ruhm war dahin, und der Welthandel zog sich nach Alexandrien, der von Alexander neugegründeten Stadt an der westlichen Mündung des Nil.
Grube, Geschichtsbilder. I.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Muth Alexander Alexander Alexander Alexander
Vierter Abschnitt.
Charakterbilder aus der Geschichte der Perser. Cyrus, Kambyses, Darms.
I. Cyrus*).
1.
Eon der Geburt und Erziehung berühmter Männer erzählt die Sage gewöhnlich immer Wunderbares und Auffallendes, als hätte die Vorsehung schon dadurch die Menschen aus die wichtige Bestimmung derselben aufmerksam machen wollen.
Astyages, der letzte König von Medien, hatte einen Traum, in welchem er aus dem Schooße seiner Tochter Mandane einen Baum hervor -wachsen sah, dessen Schatten ganz Asien und ihn selber überdeckte. Er ließ die Traumdeuter an seinen Hof kommen und legte ihnen seinen sonderbaren Traum vor. Diese deuteten ihn auf einen Sohn, den Mandane gebären und der einst Herr über ganz Asien und ihm selbst gefährlich werden würde. Hierüber erschrak der König. Damit der Traum nicht in Erfüllung gehen möchte, entfernte er seine Tochter vom Hofe und schickte sie nach der kleinen Landschaft Persis. Dort gab er sie einem Perser, mit Namen Kambyses, zur Frau, von dem er nichts fürchtete, weil er ohne Macht und Ansehen und friedliebender Natur war. Nach Jahresfrist bekam Mandane einen Sohn, welcher den Namen Kores oder Cyrus, d. i. Sonne, erhielt. Der König, welcher wiederholt von der künftigen Macht seines Enkels geträumt hatte, wurde immer ängstlicher. Er ließ das Kind holen und gab es dem Harpagus, einem seiner Hofleute, mit dem Befehle, dasselbe im wildesten Gebirge dem Verhungern auszusetzen. Harpagus nahm das Kind, ging fort und weinte. Er konnte es nicht über's Herz bringen, das unschuldige Kind selbst zu tödten. Doch fürchtete er den Zorn seines Königs und gab es einem Hirten zum Aussetzen. Dem guten Hirten wollte das auch nicht
*) Nach Th. Weiter.
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Mandane Kambyses Cyrus Cyrus Harpagus
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in den Sinn. Er nahm das schöne Knäblein mit sich nach Hause und gab es seiner Frau, deren Kind eben gestorben war. Und sie schmückten ihr todtes Kind mit den schönen Kleidern des Cyrus und setzten es statt seiner aus. Drei Tage nachher ging der Hirt in die Stadt und sprach zum Harpagus: „Jetzt kann ick dir des Knaben Leiche zeigen!" Da schickte Harpagus seine getreuesten Lanzenträger, ließ Mischen und diese begruben — des Hirten Sohn.
Cyrus aber wuchs in voller Schönheit heran, denn das einfache Leben bei den Rinderhirten bekam ihm gut. Fröhlich wie das Lämmchen auf der Weide, hüpfte er umher und spielte mit den andern Kindern. Gewiß ahnte Keiner, daß das muntere Knäblein in feinem Schäferröckchen einst noch der mächtigste König von Asien werden würde. Die Kinder hatten ihn alle so lieb, weil er so munter und verständig war. Bei ihren Spielen mußte er immer König sein. Einst spielte auch der Sohn eines vornehmen Meders mit ihnen. Cyrus war wieder zum König erwählt worden und wies jedem seinen Posten an. Das vornehme Söhn-chett aber wollte sich von dem Hirtenknaben nicht befehlen lassen und zeigte sich sehr widerspenstig. Doch der kleine König machte wenig Umstände mit ihm, er ließ ihn von den andern Knaben greifen und spielte seinem Rucken mit Peitschenhieben übel mit. Der also bestrafte Knabe lief eilends zu fernem Vater und klagte ihm weinend, was Cyrus ihm gethan habe. Er sagte aber nicht „Cyrus" (denn diesen Namen hatte jener noch nicht), sondern „der Knabe vom Rinderhirten des Astyages." Der Vater ging in feinem Zorn vor Astyages, nahm auch gleich den Knaben mit und erklärte, daß ihm Schimpf angethan worden fei, indem er sagte: „Mein König, von deines Knechtes, des Rinderhirten Sohn, werden wir so gemißhandelt." Und dabei zeigte er den Rücken des Knaben.
Astyages, um der Ehre des vornehmen Mannes willen, versprach, den übermüthigen Knaben strafen zu lassen. Er ließ sogleich den Hirten sammt feinem Sohne kommen. „Wie hast du dich unterstehen können" — so fuhr er den Cyrus an — „so schmählich den Sohn eines Mannes zu behandeln, der bei mir in großen Ehren steht?" „O Herr," — antwortete der kleine Cyrus freimüthig, — „dem ist bloß fein Recht geschehen. Die Knaben des Ortes, unter welchen auch dieser war, hatten mich zu ihrem Könige ernannt. Die andern alle thaten, was ihnen geboten war; der aber war ungehorsam und achtete mich nicht. Dafür hat er feine Strafe bekommen. Habe ich damit etwas Schlimmes gethan, wohlan, da hast du mich J"
Als der Knabe so sprach, schöpfte Astyages sogleich Verdacht; denn nicht nur schienen ihm die Gesichtszüge wie die seiner Tochter, sondern auch das Benehmen des Knaben war so fürstlich und nicht wie das eines Sklaven: auch die Zeit der Aussetzung schien ihm mit dem Alter des Knaben zusammenzutreffen. „Wie!" — sprach Astyages bei sich selbst — „sollte das der Sohn meiner Tochter sein? Wer hat dir den Knaben
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Harpagus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
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Da ging Kanibyses auf die Stadt los und nahm sie mit stürmender Hand. Psammenit und seine ganze Familie nebst den vornehmsten Aegyptern wurden zu Gefangenen gemacht. Der aufgebrachte Sieger suchte dem Psammenit sein Schicksal recht fühlbar zu machen. Der Unglückliche saß in einem Hause der Vorstadt, von persischen Trabanten bewacht. Zuerst wurde seine Tochter nebst den vornehmsten Jungfrauen in ärmlicher Sklaventracht aus dem Lager in die Vorstadt geschickt, um Wasser zu holen. Es weinten die Jungfrauen, es weinten ihre Väter; nur Psammenit saß schweigend und thränenlos da, die Augen auf die Erde gerichtet. Darauf schickte Kambyses den einzigen Sohn des Psammenit, an der Spitze von 2000 vornehmen Jünglingen, mit Stricken um den Hals und mit Zäumen im Munde, den Augen ihrer Väter vorüber zum Richtplatz. Und noch einmal stoffen die Thränen, noch einmal erhob sich das Jammergeschrei; nur aus Psammenit's Auge kam keine Thräne, aus seinem Munde kein Laut. Als der Zug der zum Tode verurtheilteu Jünglinge vorüber war, kam ein Greis, einst ein reicher Mann und des ägyptischen Königs Freund und Tischgenoß, jetzt hilflos und gebeugt unter dem Druck der Jahre und der Armuth, und der ging beim Kriegsvolk bettelnd umher. Als Psammenit diesen Freund sah, weinte er bitterlich und rief ein wie das andere Mal laut dessen Namen. Da wunderte sich Kambyses, daß er beim Anblick des alten Mannes weine, während er doch beim Anblick der Tochter und des Sohnes ungerührt geblieben war, und fragte nach der Ursacbe. Psammenit aber sprach: „Für das Unglück des Freundes, der zum Bettler geworden ist, hatten meine Augen noch Thränen; aber mein eigenes Unglück ist zu groß, als daß ich darüber wemen könnte." Den Kambyses rührten diese Worte. Er befahl, den Sohn des Psammenit am Leben zu lassen; doch es war zu spät, denn dieser war unter den Sserurtheilten zuerst hingerichtet worden. Den gefangenen Vater aber behielt der König bei sich und behandelte ihn gütig. Als er aber in der Folge merkte, daß er die Aegypter heimlich zum Aufstande gegen die Perser reizte, ließ er auch ihn hinrichten.
So ward durch Kambyses im Jahre 525 v. Chr. der Thron der Pharaonen über den Haufen geworfen und Aegypten eine persische Provinz.
Nach der Eroberung Aegyptens beschloß Kambyses, das südlich gelegene Aethiopien, von dessen Reichthum man Wunderdinge erzählte, sich zu unterwerfen. Er schickte vorerst Boten ab, um das Land zu erkunden und mit dem Auftrag, den König der Aethiopier zu fragen, ob er nicht des Kambyses Freund werden wolle? Der äthiopische König aber merkte die List und gab den persischen Abgesandten einen Bogen mit den Worten: „Wenn die Perser einen solchen Bogen eben so leicht als wir spannen können, dann mögen sie kommen; wenn nicht, mögen sie es den Göttern danken, daß es den Aethiopiern nicht in den Sinn gekommen ist, gegen die Perser zu ziehen."
Kambyses geriet!) über diese Antwort in Zorn, und ohne sein Heer mit Lebensrnitteln zu versehen, brach er auf. Als er nach Theben ge-
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und Hals das Schlüsselbein verbindet, erschien die Kehle, die gefährlichste Stelle für des Leibes Leben, ein wenig entblößt. Dorthin lenkte Achilles schnell besonnen seinen Stoß und durchstach ihm den Hals so mächtig, daß die Lanzenspitze zum Genick hinaus drang. Heften: sank nieder, aber der Speer hatte nicht ihm die Kehle durchschnitten, und schwer athmend flehete der Gefallene: „Ich beschwöre dich, Achilles, bei deinen Knieen, bei deinen Eltern, laß meinen Körper nicht schmachvoll bei den Schiffen der Danaer liegen, entsende ihn nach Troja zu den Meinen!"
Aber Achilles schüttelte sein fürchterliches Haupt und sprach: „Beschwöre. mich nicht bei meinen Knieen und bei meinen Eltern, du Mörder meines Freundes! Niemand soll dir die Hunde verscheuchen von deinem Haupt und wenn auch Priamus dich aufwiegen wollte mit Gold!" — „Ich kenne dich" — stammelte der sterbende Hektor — „dein Herz ist eisern! Aber denk' an mich, wenn die Geschosse Apolls am Skäischen Thore dich treffen." Mit dieser Weissagung verließ Hektors Seele ihren Leib und floh zum Hades hinunter. Der grausame Achilles aber rief der fliehenden Seele nach: „Stirb du, mein Loos empfang' ich vom Jupiter, wenn die Götter wollen. Jetzt aber will ich meinem Freunde Patroklus das Sühnopfer bringen." Und nun zog er die Rüstung ab von dem Leibe des Gemordeten, durchbohrte ihm an beiden Füßen die Sehnen zwischen Knöchel und Fersen, durchzog sie mit Riemen und band diese am Wagensitze fest. Dann schwang er sich in den Wagen und trieb seine Rosse mit der Geißel den Schiffen zu, den Leichnam nachschleppend. Staubgewölk umwallte den Geschleiften, sein jüngst noch so liebliches Haupt zog mit zerrüttetem Haar eine breite Furche durch den Sand. Von der Mauer herab erblickte seine Mutter Hekuba das grauenvolle Schauspiel, warf den Schleier ihres Hauptes weit von sich und sah jammernd ihrem Sohne nach. Auch der König Priamus weinte und jammerte und das Geheul der Trojaner hallte durch die ganze Stadt. Der alte Vater wollte dem Mörder seines Sohnes nach und mit ihm um die Beute kämpfen. Er warf sich auf den Boden und rief: „Hektor, Hektor! Alle anderen Söhne, die mir der Feind erschlug, vergesse ich über dich! O wärest du doch in meinen Armen gestorben!"
Ruhig saß in einem der Gemächer des Palastes Andromache, denn sie hatte von dem Unglück noch nichts vernommen. Sie durchwirkte eben ein schönes Purpurgewand mit bunter Stickerei und rief einer der Dienerinnen einen großen Dreifuß an's Feuer zu stellen, um ihrem Gemahl ein wärmendes Bad vorzubereiten, wenn er aus der Feldschlacht heimkehrte. Da vernahm sie vom Thurme her Geheul und Jammergeschrei. Finstre Ahnung im Herzen rief sie: „Weh' mir, ihr Mägde, ich fürchte, Achilles habe meinen mächtigen Gatten von der Stadt abgeschnitten!" Mit pochendem Herzen durchstürmte sie den Palast, eilte auf den Thurm und sah herab über die Mauer, wie die Rosse des Pelidett den Leichnam ihres Gemahls durch das Blachfeld schleppten. Da sank Andromache rückwärts in die Arme ihrer Schwäger und Schwägerinnen in tiefe Ohn-
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