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Albert, der selbst kein Heerfhrer war, bertrug den Ober-befehl der seine Truppen dem Polen Chrzanowski, der sich bei der letzten Erhebung gegen Rußland, jedoch nur als Di-Visionsgeneral, ausgezeichnet hatte; auch der Abenteurer Ro-Marino, der frher unter Napoleon, dann 1831 unter den Polen gedient hatte, erhielt ein Commando.*) Der greise Radetzky zog mit jugendlichem Feuer in den Krieg und schlug die Sardinier zuerst bei Mortara (21. Mrz, dann in der Schlacht bei Novara (23. Mrz) so entschieden aufs Haupt, da Karl Albert, berwltigt von der Schmach, die ihm eine zweimal miglckte Erhebung gegen Oestreich zugezogen hatte, noch in der Nacht nach dem Treffen die Krone zu Gunsten seines Sohnes Victor Emanuel Ii. niederlegte. Er hatte auf dem Schlachtfelde vergebens den Tod gesucht, sagte nun schrist-lich seiner Gemahlin ein ewiges Lebewohl und begab sich nach Portugal, wo er in Oporto an wiederholten Schlaganfllen starb (26. Juli 1849) Am 24. Mrz hatte der neue König mit dem siegreichen Radetzky eine Zusammenkunft, in der ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde. Die Friedensunterhand-lungen wurden in Mailand gefhrt und waren mit groen Schwierigkeiten verbunden, bis Oestreich aus Rcksicht fr Frankreich und England seine hohen Forderungen migte und sich mit eiuer Kriegscontribution von 75 Millionen Franken begngte.
Die falsche Nachricht von einem Siege der Sardinier bei Novara hatte die Bewohner von Brescia, die schon lange von Wuth gegen die Fremdherrschaft entbrannt waren, veranlat, der die streichische Besatzung herzufallen. Da kam General Haynau mit 4000 Mann und zahlreicher Artillerie herbei, bombardirte die Stadt, konnte sie aber erst nach einem furcht-baren Straenkampf, an dem selbst Frauen theilnahmen, ber-wltigen (1. April). Die Gefangenen wurden von Haynau mit einer Grausamkeit behandelt, die seinen Namen befleckt hat.
Nach den Siegen Radetzky's in Oberitalien kehrte der Groherzog Leopold Ii. in seine Staaten zurck (29. Juli),
*) Romarmo wurde nach der Schlacht bei Novara als Verrther erschossen.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Radetzky Mortara Karl_Albert Karl Victor_Emanuel_Ii Radetzky Oestreich Leopold_Ii Leopold Novara
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Oporto Mailand Frankreich England Brescia Siegen Oberitalien
24
Füßen einhergeht?" Das Orakel hatte aber geweissagt, daß
Theben erst dann von dieser Geißel befreit werden würde,
wenn jemand das Räthsel gelöst hätte. Schon Viele hatten
ihr Leben gewagt und noch immer hatte sich der rechte Mann
nicht gefunden. Da erklärte die Königin Jokaste, sie wolle
Hand und Krone dem geben, der das Räthsel lösen würde.
Auch Oedipus hatte von der Noth des Landes gehört.
Muthig begab er sich an den Berg, wo sich die Sphinx gerade
aufhielt, hörte das Räthsel und sein Scharfsinn fand sogleich
die Lösung. „Das Räthsel," sagte er, „ist ein Mensch: am
Morgen des Lebens kriecht er auf vier Füßen, Mittags steht er
auf zweien und am Abend nimmt er als dritten Fuß den Stab
zu Hülfe." Da stürzte sich die Sphinx überwunden in den
Abgrund und lag zerschmettert am Boden.
Der Sieger zog in Theben ein und empfing Jokastes Hand
und den Königsthron. Das Orakel war nun vollständig erfüllt,
ohne daß Oedipus eine Ahnung davon hatte. Zwanzig Jahre
führte er über Theben eine milde Herrschaft, als eine furchtbare
Pest ausbrach und viele Tausende hinraffte. Da kein Mittel
helfen wollte, fragte man das Orakel um Rath und erhielt den
Spruch, die Pest sei eine Strafe der Götter, weil des Lotos
/ 2wd unbestraft geblieben sei, und werde nicht eher aufhören, bis
der Mörder aufgefunden und bestraft sei. Oedipus stellte nun
Nachforschungen an, und diese führten allmählig zur Entdeckung
' «' des ganzen Geheimnisses: er erfuhr seine Herkunft, seine Aus-
■ , setzung, und die ganze unheilvolle Verkettung der Umstände lag
offen vor seinem Geiste da. Jokaste erhenkte sich aus Verzweif-
lung, Oedipus stach sich mit eigener Hand die Augen aus.
Erhalte zwei Söhne, Eteokles und Polpnikes, und
zwei Töchter, Antigone und Jsmene. Die beiden Söhne
sprachen über den unglücklichen Vater die Verbannung aus,
und so irrte der tiefgebeugte Greis, von Allen verlassen, nur
geführt von der Hand seiner treuen Tochter Antigone, von
Ort zu Ort. Endlich gelangte er zu dem Flecken Kolonos
bei Athen, und ließ sich in einem Haine der Eumeniden (Furien)
nieder, den kein menschlicher Fuß betreten durfte. Der athe-
nische König Theseus gewährte ihm hier eine sichere Zufluchts-
stätte. Der vielgeprüfte Dulder war indessen durch seine
Leiden mit den Göttern ausgesöhnt und das Orakel hatte
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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geweissagt, daß das Land herrlich aufblühen werde, das die
Gebeine des greisen Oedipus in seinem Schoße bergen würde.
Da schickten des Oedipus Söhne und ließen den arg geschmähten
Vater zur Rückkehr nach Theben einladen: der aber sprach
den Fluch über die herzlosen Söhne aus und blieb an der
Stätte, ite ihn gastlich aufgenommen, und wo er bald zur
ewigen Ruhe eingehen sollte. Ein Donnerschlag erdröhnte,
die Erde öffnete sich und nahm den Lebensmüden in ihre stille
Behausung aus. Seine Ruhestätte blieb ein Geheimniß, s-
An Oedipus Söhnen ging des Vaters Fluch nur zu bald
in Erfüllung. Sie hatten einen Vertrag geschlossen, wonach
sie ein Jahr ums andere abwechselnd die Herrschaft führen
wollten. Der ältere, Eteokles, weigerte sich jedoch nach Ablauf
des ersten Jahres den Thron abzutreten und vertrieb den
jüngeren, Polynikes, aus dem Lande. Er ging nach Argos,
wo König Adrastos herrschte, heirathete dessen Tochter und
bewog ihn zu einem Rachezug gegen seine Vaterstadt. Dies
ist der berühmte Zug der Sieben gegen Theben, der so genannt ¡y/,.,,
wird, weil außer Adrastos und Polynikes noch fünf andere Hel-^
den daran Theil nahmen. Unter diesen hebt die Sage besonders
den Ampchiaraos hervor. Er wünschte sich dem Zuge zu
entziehen, weil ihm seine Sehergabe den unglücklichen Erfolg
und seinen eigenen Untergang voraus verkündigte, aber seines ?
Gemahlin Criphy le ließ sich von Polynikes durch ein
denes Halsband bestechen und verrieth seinen Schlupfwinkel.
Nun konnte er nicht umhin, sich dem Zuge anzuschließen, in
dem sich seine Weissagung erfüllte. Die Thebaner geriethen
zwar anfangs in schwere Bedrängniß, aber der freiwillige
Opfertod eines Sohnes des Kreon, des Menökeus, der
sich von der Stadtmauer herabstürzte, beseelte sie mit neuem
Muthe, so daß sie die sieben argivischen Helden, von denen
jeder eines der sieben Thore Thebens bestürmte, zurückschlugen.
Alle, mit Ausnahme des Adrastos, verloren das Leben: den
Amphiaraos verschlang sammt seinem Streitwagen die Erde;
Eteokles und Polynikes fielen beide im gräßlichen Brudermorde*).
Nach diesem blutigen Ausgang übernahm Kreon, des
*) Zehn Jahre später belagerten die Söhne der gefallenen Helden
(die Epigonen, d. h. Nachkommen), um ihre Väter zu rächen, Theben
von neuem, und eroberten es für Thersander, des Polynikes Sohn.
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26
Oedipus Schwager, die Negierung von Theben. Aber der
Fluch der Götter ruhte noch nicht im thebanischen Königshause.
Kreon ließ den Leichnam des Eteokles bestatten, befahl aber
bei Todesstrafe, den Leichnam des Polynikes unbeerdigt liegen
zu lassen, den Hunden und Vögeln zum Fraß. Nun gebot
eine fromme Sitte den Griechen, keinen Todten unbestattet zu
lassen, weil er sonst nach ihrer Vorstellung in der Unterwelt
nicht zur Ruhe gelangen konnte. Antigone fühlte sich in ihrem
Herzen verpflichtet, die Satzungen der Götter höher zu achten,
als die Befehle eines irdischen Königs. Sie bestattete heimlich
den Leichnam ihres Bruders, ward aber alsbald auf der
That ertappt und vor den König geführt. Furchtlos bekannte
sie ihre That und ihren Grundsatz. Der strenge Herrscher
verurtheilte sie und ließ sie abführen, um lebendig eingemauert
zu werden. Da erschien der blinde Seher Tiresias und änderte
t / durch seine unheilvollen Prophezeiungen des Königs harten
st, / Sinn. Kreon eilte jetzt, Antigone zu befreien. Allein zu spät!
I ^ In ihrer Verzweiflung hatte sich die Jungfrau bereits mit Hülfe
ihres Schleiers erhenkt, und ihr Bräutigam Hämon, Kreons
Sohn, durchbohrte sich bei dem Anblick des herannahenden
grausamen Vaters mit dem Schwerte. Vom tiefsten Schmerze
überwältigt über den herben Verlust, den ihm sein Starrsinn
bereitet, ging er nach Hause, wo neuer Jammer seiner harrte:
seine Gattin Eurydice, von Antigonens und Hämons Ende
schon benachrichtigt, hatte sich selbst den Tod gegeben und lag in
ihrem Blute da. Zu spät erkannte Kreon, daß der Starrsinn,
mit dem er seinen Willen den ewigen Satzungen der Götter
entgegengestellt, den Untergang seines Hauses herbeigeführt
hatte. Es blieb ihm nichts übrig, als mit Ergebung zu er-
tragen, was ihm das Schicksal auferlegte.
Der Trojanische Krieg. /t
(1194—1184 v. Chr.)
1. Oie Hochzeit des peleus und der Thetis.
Als Peleus, König von Pythia in Thessalien seine
Vermählung nrit der Meergöttin Thetis feierte, waren alle
Götter und Göttinnen zum Feste eingeladen, außer Eris,
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31
den und verwüstete drei und zwanzig Städte. Leider aber
brach im zehnten Jahre des Krieges zwischen ihm und dem
Völkerfürsten Agamemnon, der ihm seinen Antheil an der
Beute, die schöne Sclavin Briseis^ entriß, ein verderblicher
Zwist aus, der damit endigte, daß sich Achilles mit den Schaa-
ren seiner Myrmidonen, die er aus dem Phthierlande gegen
Troja geführt hatte, von den übrigen Griechen gänzlich trennte,
und von allen Kämpfen gänzlich fern hielt. So lag er denn
thatenlos im Zelte, mit den Klängen der Cither sich die Zeit
vertreibend, sah ruhig dem Kampfe zu, der schon in der Nähe
des Griechischen Lagers tobte, ihn rührte nicht die Noth seiner
Landsleute, und vergebens waren die Worte des beredten
Odysseus, der mit anderen Helden von Agamemnon gesandt,
durch Bitten und Verheißungen den grollenden Göttersohn zu
versöhnen suchte. Schon hatte er beschlossen, in weniger
Tage Frist zum heimathlichen Phthierlande zurückzusegeln, als
ihn der Tod des geliebten Freundes Patroklos aus seiner
trägen Ruhe riß. Patroklos war in Achilles Rüstung gegen
die Troer zum Streite gezogen, diese glaubten den Achilles
selbst zu schauen, flohen nach der Stadt, und viele sanken
unter den Händen des verfolgenden Helden. Doch zu weit
ließ er sich von seiner Kampflust fortreißen: der gewaltige
Hektar selbst stellte sich ihm entgegen, und Patroklos erlag
ihm im Streit.
Als Achilles die Leiche des theueren Gefährten sah, ward
es Nacht vor seinen Augen, mit beiden Händen griff er nach
dem schwarzen Staube und bestreute Haupt, Antlitz und Ge-
wand. Dann warf er sich, so riesig er war, zu Boden und
raufte sich das Haupthaar aus, und sein Jammergeheul schallte
so fürchterlich in die Lüste hinaus, daß seine Mutter die
Stimme des Weinenden vernahm und aus dem Meer auf-
tauchend zu ihrem Sohne eilte. Hier hörte sie sein Leid und
seinen Entschluß, den gefallenen Freund zu rächen. Da aber
seine Rüstung in Hektors Hände gerathen war, begab sich
die Meergöttin selbst in die Wohnung des Hephästos, des
Schmiedegottes, der auf ihre Bitten dem Achilles eine neue
prächtige Rüstung verfertigte. Am bewundernswürdigsten
war der Schild: auf der Wölbung desselben bildete er die
Erde, das wogende Meer, den Himmel, mit Sonne, Mond
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gen. Dann ließ Achilles fern und ungesehen vom Vater,
den Leichnam waschen, salben und bekleiden. Er selbst legte
ihn auf ein unterbreitetes Lager, rief, während die Freunde
den Todten auf den mit Maulthieren bespannten Wagen
hoben, den Namen seines Freundes an und sprach: „Zürne
und eifere mir nicht, Patroklos, wenn du etwa in der Nacht
der Unterwelt vernimmst, daß ich Hektars Leiche seinem Vater
zurückgebe! Er hat kein unwürdiges Lösegeld gebracht, und
auch dir soll dein Antheil werden."
Nun kehrte er zurück ins Zelt, setzte sich dem König
wieder gegenüber und sprach: „Siehe, dein Sohn ist jetzt ge-
löst, o Greis, wie du es gewünscht hast; er liegt in ehrbare
Gewänder eingehüllt. Sobald der Morgen sich röthet, magst
du ihn schauen und davon führen. Jetzt aber laß uns der
Nachtkost gedenken, du hast noch Zeit genug, deinen lieben
Sohn zu beweinen, wenn du ihn zur Stadt gebracht hast,
denn wohl verdient er viele Thränen." Darauf ließ Achilles
ein Mahl bereiten, und bewirthete seinen Gast. Während
des Mahles staunte Priamos über Wuchs und Gestalt des
Helden, und dieser bewunderte seinerseits das würdevolle
Antlitz und die weise Rede des Greises. Darauf ward ihm
ein Lager in der Halle bereitet, und nachdem ihm Achilles
eine Waffenruhe von eilf Tagen zur Bestattung des edlen
Hektor verhießen hatte, legten sich beide schlafen. Vor An-
bruch des Tages aber weckte Hermes den Greis, und mahnte
ihn zur Rückfahrt nach Troja, die er unter dem Schutze des
Gottes glücklich vollendete und darauf die nöthigen Anstalten
zur Bestattung seines Sohnes traf.
Bald entbrannte der Kampf von neuem; Achilles erschlug
viele Feinde und verfolgte die Trojaner bis vor die Stadt.
Hier schickte er sich an, die Thorflügel aus den Angeln zu
heben, als Apollo, den Troern günstig gesinnt, vom Olymp
herabstieg und dem Helden zurief, vom Kampfe abzulassen.
Doch Achilles verachtete die Warnung des Gottes; da ver-
hüllte sich der zürnende Apollo in ein schwarzes Gewölk,
legte einen Pfeil aus seinen Bogen und schoß aus dem Nebel
dem Peliden in die verwundbare Ferse, daß er wie ein Thurm
zu Boden stürzte. Er zog den Pfeil aus der Wunde, das
schwarze Blut quoll heraus; dennoch erhob er sich mit einem
3 *
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Extrahierte Personennamen: Achilles Achilles Achilles Achilles Apollo Achilles
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wird ein Kind blühender Eltern es vom Schmause verstoßen
und sagen: trolle dich, dein Vater ist ja nicht beim Gastmahl!
Dann flüchtet es sich weinend zu der Mutter, die keinen
Gatten mehr hat. Der aber wird die Hunde sättigen und
die Würmer werden den Ueberrest verzehren! Was helfen
mir nun die schmucken, zierlichen Gewände in den Kästen?
Der Flamme will ich sie alle übergeben: was frommen sie
mir? Hektor wird nicht mehr auf ihnen ruhen, nicht mehr
in ihnen prangen!" So sprach sie weinend und wehklagend,
und rings umher seufzten die Trojanerinnen.
^1' - \
8. Die Eroberung von Troja.
Nachdem die Griechen zehn Jahre lang erfolglos vor
Troja gekämpft hatten, nahmen sie endlich ihre Zuflucht zur
List. Auf den Rath des Odysseus fällten sie auf dem wald-
reichen Jdagebirge hochstämmige Tannen, und nun zimmerte
der kunstreiche Held Epeos ein mächtiges Roß, zuerst die
Füße des Pferdes, dann den Bauch, über diesen fügte er
den gewölbten Rücken, hinten die Weichen, vorn den Hals;
über ihm formte er zierlich die Mähne, die sich flatternd zu
bewegen schien: Kopf und Schweif wurden reichlich mit Haaren
versehen, aufgerichtete Ohren an den Pserdekopf gesetzt und
gläserne leuchtende Augen unter der Stirn angebracht: kurz
es fehlte nichts, was an einem lebendigen Pferde sich regt
und bewegt. So vollendete er mit Athene's Hülfe das Werk
in drei Tagen, zur Verwunderung des ganzen Heeres.
Nun stiegen die tapfersten Helden, Neoptolemos, der
Sohn des Achilles, Menelaos, Diomedes, Odysseus, Philok-
tetes, Ajax und andre, zuletzt Epeos, der das Roß verfertigt,
in den geräumigen Bauch des hölzernen Pferdes: die übrigen
Griechen aber steckten Zelte und Lagergeräth in Brand und
segelten dann nach der nahe gelegenen Insel Tenedos, wo
sie ans Land stiegen.
Als die Trojaner den Rauch des Lagers in die Luft
steigen sahen und auch die Schiffe verschwunden waren,
stürmten sie voll Freuden aus der Stadt nach dem Griechischen
Lager zu und erblickten hier das gewaltige hölzerne Roß.
Während sie unter einander stritten, ob man das Wunder-
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71
herirrend hierher, und hast du noch nicht Jthaka erreicht, noch
nicht deine Gemahlin im Palaste wiedergesehen?"
„Die Noth", antwortete Odysseus, „führte mich in die
Wohnungen des Unterreichs hinab, um die Seele des The-
banischen Greises Tiresias zu fragen. Noch nie habe ich
seit meiner Abfahrt von Troja das Land der Griechen erreicht,
noch nie betrat ich meine Heimath, sondern irrte von einem
Elend zum andern. Doch sage mir, was für ein Geschick
hat dich hinweggerafft, auszehrende Seuche, oder ein sanfter
plötzlicher Tod? Erzähle mir auch von Vater und Sohn,
führen sie noch mein Herrscheramt, oder hat es schon ein an-
derer Mann empfangen, da man an meine Rückkehr nicht
mehr glaubte? Sage mir auch von der Gattin, ob sie bei dem
Sohne geblieben ist, den Wohlstand des Hauses erhal-
tend, oder ob sie sich schon einem Edelen der Griechen ver-
mählt hat?"
„Noch weilt deine Gemahlin Penelope", antwortete
die Mutter, „in deinem Palaste, voll Jammer trauert sie um
dich, Tag und Nacht Thränen vergießend; noch übt Tele-
machos das Herrscheramt; der Vater wohnt auf dem Lande
und kommt nicht mehr zur Stadt, nicht schläft er mehr in
Betten, sondern im Winter bei den Knechten im Zimmer
neben dem Feuer, wo er, in schlechte Gewänder gehüllt, sich
in den Staub legt; aber sobald der Sommer erscheint, be-
reitet er sich aus dem Felde aus Sprossen ein Lager, und
dein Geschick beklagend, verbringt er gramvoll die Tage. Ich
aber starb weder an zehrender Seuche noch plötzlichen Todes,
nur das Verlangen und die Angst um dich hat mir das
Leben geraubt!"
Von Sehnsucht durchdrungen, wollte jetzt Odysseus seine
Mutter umarmen, dreimal streckte er die Arme nach ihr aus,
und dreimal schwand der Schatten ihm aus den Händen.
Voll Wehmuth rief er: „Mutter, warum bleibst du nicht,
da ich mich sehne, dich zu umfangen, damit wir einander
das Herz von Gram erleichtern?" Doch die Mutter ant-
wortete: „Wenn einmal die Sterblichen verblüht, wenn Fleisch
und Gebein von der Flamme des Feuers verzehrt sind, dann
schwindet die Seele dahin, wie ein luftiges Traumbild. Du
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151
F'erxes und befahl, dem Hellespont dreihundert Geißelhiebe
zu geben und ein paar Ketten in die tiefe See zu versenken.
Den Geißelern aber trug er auf, die rasenden Worte zum
Hellespont zu sprechen: „D du bitteres Wasser, der Herr
legt dir diese Strafe auf, weil du ihn beleidigt hast, da er
dir doch nichts zu Leide gethan hat. Und der König Ferres
wird doch über dich gehen, du magst wollen oder nicht.
Von Rechts wegen aber opfert dir kein Mensch, weil du ein
trügerischer und salziger Strom bist." Die Baumeister an
der Brücke aber ließ Ferxes enthaupten. Die Brücken wurden
nun von andern Ballmeistern vollendet, und als alle Arbeiten
fertig waren, zog das Heer von Sardes, wo es überwintert
hatte, nach Abydos. Da nahte sich Pythios dem König und
bat ihn um die Gewährung einer Bitte. Der König ver-
sprach sie und Pythios sagte: ,,Herr, ich habe fünf Söhne
und sie müssen mit dir in den Krieg ziehen. Habe nun Er-
barmen, o König, mit mir altern Manne, und befreie meinen
Sohn, den ältesten, vom Kriegsdienste, die vier andern mögen
mit dir ziehen." Ferxes aber ergrimmte und antwortete:
,,O du schlechter Mensch, du wagst es, da ich doch selbst in
den Streit ziehe, mit meinen Söhnen und -Brüdern, mit
meinen Verwandten und Freunden, deines Sohnes zu ge-
denken, da du doch mein Knecht bist, der mich eigentlich niit
seinem ganzen Hause und dem Weibe dazu begleiten müßte?
Du sollst deine Strafe empfangen, doch weniger als du ver-
dienst. Denn dich und deine vier Söhne rettet die Gast-
freundschaft, doch der eine, an dem dir am meisten liegt,
soll dir zur Strafe das Leben verlieren." Daraus befahl
Ferxes, den ältesten Sohn des Pythios mitten durchzuhauen
und die beiden Hälften, die eine zur Rechten, die andere zur
Linken des Weges hinzulegen, damit das Heer da hindurch
gehen sollte. > /
Der Zug des Heeres war auf folgende Weise geordnet:
Voran gingen die Lastthiere und das Zugvieh, nach diesen
das ganze Heer von allerlei Volk ohne Unterschied bunt
durcheinander: nach der ersten Hälfte war aber ein Zwischen-
raum gelassen, daß sie nicht mit dem Könige zusammentrafen.
Run zogen voran 1000 auserlesene Persische Reiter, hinter
diesen 1000 Lanzenträger, sodann die zehn Risäischen Rosse,
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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23
Unter den Königen, die aus seinem Geschlechte in Theben
regierten, ist besonders Lotos durch sein furchtbares Geschick
berühmt geworden. Ein Orakel hatte ihm verkündet, der Sohn
seiner Gemahlin Jokaste werde ihm das Leben rauben.
Lotos zitterte vor dem Sohne, der ihm bald darauf geboren
ward, und übergab ihn einem Diener, um ihn auszusetzen,
nachdem er ihm die Knöcheln mit Nadeln durchbohrt hatte.
Der Diener setzte ihn auf dem Berge Kithäron aus. Da
fanden die Hirten des korinthischen Königs Polybos den schrei-
enden Knaben und brachten ihn ihrer Königin Periböa, die
keine Kinder hatte. Das königliche Paar nahm den Findling
auf und erzog ihn an Sohnes statt. Da seine Füße in den
ersten Tagen noch geschwollen waren, nannte man ihn Oedi-
pus oder Schwellfuß. In Korinth wuchs er fröhlich auf und
glaubte im Hause seiner Eltern zu sein, bis ihm einer seiner
Altersgenossen einst im Zanke vorwarf, daß er ja nur ein an-
genommenes Kind sei. Diese Mittheilung traf ihn hart; er
wollte Gewißheit haben und fragte das Orakel zu Delphi
über seine Herkunft. Dies gab ihm die Weisung, die Heimath
zu meiden, sonst werde er seinen Vater tobten und seine
Mutter zur Frau erhalten. Da Oedipus gewöhnt war, Ko-
rinth als seine Heimath anzusehen, so kehrte er nicht wieder
dahin zurück, und wanderte von Delphi aus nach Theben zu.
Unterwegs kam er durch einen Hohlweg und begegnete hier
einem Wagen, in dem ein Herr mit seinem Herold fuhr. Da"^' ^
er nicht ausweichen konnte, tödtete der Herold eins von feinen .
Pferden; Oedipus griff zur Wehr und erschlug den Herrn
sammt den Diener. Er setzte darauf seinen Weg fort und
gelangte nach Theben, wo sich die Nachricht, daß König Lotos
von Räuberhand gefallen sei, schon verbreitet hatte. So
war denn Oedipus, ohne es zu ahnen, der Mörder seines
Vaters geworden.
Damals ward Theben von einem schrecklichen Ungeheuer
heimgesucht; es war die Sphinx, die oben wie eine schöne
Jungfrau, unten wie eine Löwin anzusehen war und an den
Schultern Flügel hatte. Dies Ungethüm durchzog das Land
und gab den Leuten ein Räthsel auf, das hieß also: „Was
ist das für ein Geschöpf, das eine Stimme hat, am Morgen
auf vier Füßen, Mittags auf zweien und Abends auf drei
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