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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 262

1877 - Oldenburg : Stalling
262 Albert, der selbst kein Heerfhrer war, bertrug den Ober-befehl der seine Truppen dem Polen Chrzanowski, der sich bei der letzten Erhebung gegen Rußland, jedoch nur als Di-Visionsgeneral, ausgezeichnet hatte; auch der Abenteurer Ro-Marino, der frher unter Napoleon, dann 1831 unter den Polen gedient hatte, erhielt ein Commando.*) Der greise Radetzky zog mit jugendlichem Feuer in den Krieg und schlug die Sardinier zuerst bei Mortara (21. Mrz, dann in der Schlacht bei Novara (23. Mrz) so entschieden aufs Haupt, da Karl Albert, berwltigt von der Schmach, die ihm eine zweimal miglckte Erhebung gegen Oestreich zugezogen hatte, noch in der Nacht nach dem Treffen die Krone zu Gunsten seines Sohnes Victor Emanuel Ii. niederlegte. Er hatte auf dem Schlachtfelde vergebens den Tod gesucht, sagte nun schrist-lich seiner Gemahlin ein ewiges Lebewohl und begab sich nach Portugal, wo er in Oporto an wiederholten Schlaganfllen starb (26. Juli 1849) Am 24. Mrz hatte der neue König mit dem siegreichen Radetzky eine Zusammenkunft, in der ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde. Die Friedensunterhand-lungen wurden in Mailand gefhrt und waren mit groen Schwierigkeiten verbunden, bis Oestreich aus Rcksicht fr Frankreich und England seine hohen Forderungen migte und sich mit eiuer Kriegscontribution von 75 Millionen Franken begngte. Die falsche Nachricht von einem Siege der Sardinier bei Novara hatte die Bewohner von Brescia, die schon lange von Wuth gegen die Fremdherrschaft entbrannt waren, veranlat, der die streichische Besatzung herzufallen. Da kam General Haynau mit 4000 Mann und zahlreicher Artillerie herbei, bombardirte die Stadt, konnte sie aber erst nach einem furcht-baren Straenkampf, an dem selbst Frauen theilnahmen, ber-wltigen (1. April). Die Gefangenen wurden von Haynau mit einer Grausamkeit behandelt, die seinen Namen befleckt hat. Nach den Siegen Radetzky's in Oberitalien kehrte der Groherzog Leopold Ii. in seine Staaten zurck (29. Juli), *) Romarmo wurde nach der Schlacht bei Novara als Verrther erschossen.

2. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 24

1873 - Oldenburg : Stalling
24 Füßen einhergeht?" Das Orakel hatte aber geweissagt, daß Theben erst dann von dieser Geißel befreit werden würde, wenn jemand das Räthsel gelöst hätte. Schon Viele hatten ihr Leben gewagt und noch immer hatte sich der rechte Mann nicht gefunden. Da erklärte die Königin Jokaste, sie wolle Hand und Krone dem geben, der das Räthsel lösen würde. Auch Oedipus hatte von der Noth des Landes gehört. Muthig begab er sich an den Berg, wo sich die Sphinx gerade aufhielt, hörte das Räthsel und sein Scharfsinn fand sogleich die Lösung. „Das Räthsel," sagte er, „ist ein Mensch: am Morgen des Lebens kriecht er auf vier Füßen, Mittags steht er auf zweien und am Abend nimmt er als dritten Fuß den Stab zu Hülfe." Da stürzte sich die Sphinx überwunden in den Abgrund und lag zerschmettert am Boden. Der Sieger zog in Theben ein und empfing Jokastes Hand und den Königsthron. Das Orakel war nun vollständig erfüllt, ohne daß Oedipus eine Ahnung davon hatte. Zwanzig Jahre führte er über Theben eine milde Herrschaft, als eine furchtbare Pest ausbrach und viele Tausende hinraffte. Da kein Mittel helfen wollte, fragte man das Orakel um Rath und erhielt den Spruch, die Pest sei eine Strafe der Götter, weil des Lotos / 2wd unbestraft geblieben sei, und werde nicht eher aufhören, bis der Mörder aufgefunden und bestraft sei. Oedipus stellte nun Nachforschungen an, und diese führten allmählig zur Entdeckung ' «' des ganzen Geheimnisses: er erfuhr seine Herkunft, seine Aus- ■ , setzung, und die ganze unheilvolle Verkettung der Umstände lag offen vor seinem Geiste da. Jokaste erhenkte sich aus Verzweif- lung, Oedipus stach sich mit eigener Hand die Augen aus. Erhalte zwei Söhne, Eteokles und Polpnikes, und zwei Töchter, Antigone und Jsmene. Die beiden Söhne sprachen über den unglücklichen Vater die Verbannung aus, und so irrte der tiefgebeugte Greis, von Allen verlassen, nur geführt von der Hand seiner treuen Tochter Antigone, von Ort zu Ort. Endlich gelangte er zu dem Flecken Kolonos bei Athen, und ließ sich in einem Haine der Eumeniden (Furien) nieder, den kein menschlicher Fuß betreten durfte. Der athe- nische König Theseus gewährte ihm hier eine sichere Zufluchts- stätte. Der vielgeprüfte Dulder war indessen durch seine Leiden mit den Göttern ausgesöhnt und das Orakel hatte

3. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 25

1873 - Oldenburg : Stalling
25 geweissagt, daß das Land herrlich aufblühen werde, das die Gebeine des greisen Oedipus in seinem Schoße bergen würde. Da schickten des Oedipus Söhne und ließen den arg geschmähten Vater zur Rückkehr nach Theben einladen: der aber sprach den Fluch über die herzlosen Söhne aus und blieb an der Stätte, ite ihn gastlich aufgenommen, und wo er bald zur ewigen Ruhe eingehen sollte. Ein Donnerschlag erdröhnte, die Erde öffnete sich und nahm den Lebensmüden in ihre stille Behausung aus. Seine Ruhestätte blieb ein Geheimniß, s- An Oedipus Söhnen ging des Vaters Fluch nur zu bald in Erfüllung. Sie hatten einen Vertrag geschlossen, wonach sie ein Jahr ums andere abwechselnd die Herrschaft führen wollten. Der ältere, Eteokles, weigerte sich jedoch nach Ablauf des ersten Jahres den Thron abzutreten und vertrieb den jüngeren, Polynikes, aus dem Lande. Er ging nach Argos, wo König Adrastos herrschte, heirathete dessen Tochter und bewog ihn zu einem Rachezug gegen seine Vaterstadt. Dies ist der berühmte Zug der Sieben gegen Theben, der so genannt ¡y/,.,, wird, weil außer Adrastos und Polynikes noch fünf andere Hel-^ den daran Theil nahmen. Unter diesen hebt die Sage besonders den Ampchiaraos hervor. Er wünschte sich dem Zuge zu entziehen, weil ihm seine Sehergabe den unglücklichen Erfolg und seinen eigenen Untergang voraus verkündigte, aber seines ? Gemahlin Criphy le ließ sich von Polynikes durch ein denes Halsband bestechen und verrieth seinen Schlupfwinkel. Nun konnte er nicht umhin, sich dem Zuge anzuschließen, in dem sich seine Weissagung erfüllte. Die Thebaner geriethen zwar anfangs in schwere Bedrängniß, aber der freiwillige Opfertod eines Sohnes des Kreon, des Menökeus, der sich von der Stadtmauer herabstürzte, beseelte sie mit neuem Muthe, so daß sie die sieben argivischen Helden, von denen jeder eines der sieben Thore Thebens bestürmte, zurückschlugen. Alle, mit Ausnahme des Adrastos, verloren das Leben: den Amphiaraos verschlang sammt seinem Streitwagen die Erde; Eteokles und Polynikes fielen beide im gräßlichen Brudermorde*). Nach diesem blutigen Ausgang übernahm Kreon, des *) Zehn Jahre später belagerten die Söhne der gefallenen Helden (die Epigonen, d. h. Nachkommen), um ihre Väter zu rächen, Theben von neuem, und eroberten es für Thersander, des Polynikes Sohn.

4. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 26

1873 - Oldenburg : Stalling
26 Oedipus Schwager, die Negierung von Theben. Aber der Fluch der Götter ruhte noch nicht im thebanischen Königshause. Kreon ließ den Leichnam des Eteokles bestatten, befahl aber bei Todesstrafe, den Leichnam des Polynikes unbeerdigt liegen zu lassen, den Hunden und Vögeln zum Fraß. Nun gebot eine fromme Sitte den Griechen, keinen Todten unbestattet zu lassen, weil er sonst nach ihrer Vorstellung in der Unterwelt nicht zur Ruhe gelangen konnte. Antigone fühlte sich in ihrem Herzen verpflichtet, die Satzungen der Götter höher zu achten, als die Befehle eines irdischen Königs. Sie bestattete heimlich den Leichnam ihres Bruders, ward aber alsbald auf der That ertappt und vor den König geführt. Furchtlos bekannte sie ihre That und ihren Grundsatz. Der strenge Herrscher verurtheilte sie und ließ sie abführen, um lebendig eingemauert zu werden. Da erschien der blinde Seher Tiresias und änderte t / durch seine unheilvollen Prophezeiungen des Königs harten st, / Sinn. Kreon eilte jetzt, Antigone zu befreien. Allein zu spät! I ^ In ihrer Verzweiflung hatte sich die Jungfrau bereits mit Hülfe ihres Schleiers erhenkt, und ihr Bräutigam Hämon, Kreons Sohn, durchbohrte sich bei dem Anblick des herannahenden grausamen Vaters mit dem Schwerte. Vom tiefsten Schmerze überwältigt über den herben Verlust, den ihm sein Starrsinn bereitet, ging er nach Hause, wo neuer Jammer seiner harrte: seine Gattin Eurydice, von Antigonens und Hämons Ende schon benachrichtigt, hatte sich selbst den Tod gegeben und lag in ihrem Blute da. Zu spät erkannte Kreon, daß der Starrsinn, mit dem er seinen Willen den ewigen Satzungen der Götter entgegengestellt, den Untergang seines Hauses herbeigeführt hatte. Es blieb ihm nichts übrig, als mit Ergebung zu er- tragen, was ihm das Schicksal auferlegte. Der Trojanische Krieg. /t (1194—1184 v. Chr.) 1. Oie Hochzeit des peleus und der Thetis. Als Peleus, König von Pythia in Thessalien seine Vermählung nrit der Meergöttin Thetis feierte, waren alle Götter und Göttinnen zum Feste eingeladen, außer Eris,

5. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 31

1873 - Oldenburg : Stalling
31 den und verwüstete drei und zwanzig Städte. Leider aber brach im zehnten Jahre des Krieges zwischen ihm und dem Völkerfürsten Agamemnon, der ihm seinen Antheil an der Beute, die schöne Sclavin Briseis^ entriß, ein verderblicher Zwist aus, der damit endigte, daß sich Achilles mit den Schaa- ren seiner Myrmidonen, die er aus dem Phthierlande gegen Troja geführt hatte, von den übrigen Griechen gänzlich trennte, und von allen Kämpfen gänzlich fern hielt. So lag er denn thatenlos im Zelte, mit den Klängen der Cither sich die Zeit vertreibend, sah ruhig dem Kampfe zu, der schon in der Nähe des Griechischen Lagers tobte, ihn rührte nicht die Noth seiner Landsleute, und vergebens waren die Worte des beredten Odysseus, der mit anderen Helden von Agamemnon gesandt, durch Bitten und Verheißungen den grollenden Göttersohn zu versöhnen suchte. Schon hatte er beschlossen, in weniger Tage Frist zum heimathlichen Phthierlande zurückzusegeln, als ihn der Tod des geliebten Freundes Patroklos aus seiner trägen Ruhe riß. Patroklos war in Achilles Rüstung gegen die Troer zum Streite gezogen, diese glaubten den Achilles selbst zu schauen, flohen nach der Stadt, und viele sanken unter den Händen des verfolgenden Helden. Doch zu weit ließ er sich von seiner Kampflust fortreißen: der gewaltige Hektar selbst stellte sich ihm entgegen, und Patroklos erlag ihm im Streit. Als Achilles die Leiche des theueren Gefährten sah, ward es Nacht vor seinen Augen, mit beiden Händen griff er nach dem schwarzen Staube und bestreute Haupt, Antlitz und Ge- wand. Dann warf er sich, so riesig er war, zu Boden und raufte sich das Haupthaar aus, und sein Jammergeheul schallte so fürchterlich in die Lüste hinaus, daß seine Mutter die Stimme des Weinenden vernahm und aus dem Meer auf- tauchend zu ihrem Sohne eilte. Hier hörte sie sein Leid und seinen Entschluß, den gefallenen Freund zu rächen. Da aber seine Rüstung in Hektors Hände gerathen war, begab sich die Meergöttin selbst in die Wohnung des Hephästos, des Schmiedegottes, der auf ihre Bitten dem Achilles eine neue prächtige Rüstung verfertigte. Am bewundernswürdigsten war der Schild: auf der Wölbung desselben bildete er die Erde, das wogende Meer, den Himmel, mit Sonne, Mond

6. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 35

1873 - Oldenburg : Stalling
35 gen. Dann ließ Achilles fern und ungesehen vom Vater, den Leichnam waschen, salben und bekleiden. Er selbst legte ihn auf ein unterbreitetes Lager, rief, während die Freunde den Todten auf den mit Maulthieren bespannten Wagen hoben, den Namen seines Freundes an und sprach: „Zürne und eifere mir nicht, Patroklos, wenn du etwa in der Nacht der Unterwelt vernimmst, daß ich Hektars Leiche seinem Vater zurückgebe! Er hat kein unwürdiges Lösegeld gebracht, und auch dir soll dein Antheil werden." Nun kehrte er zurück ins Zelt, setzte sich dem König wieder gegenüber und sprach: „Siehe, dein Sohn ist jetzt ge- löst, o Greis, wie du es gewünscht hast; er liegt in ehrbare Gewänder eingehüllt. Sobald der Morgen sich röthet, magst du ihn schauen und davon führen. Jetzt aber laß uns der Nachtkost gedenken, du hast noch Zeit genug, deinen lieben Sohn zu beweinen, wenn du ihn zur Stadt gebracht hast, denn wohl verdient er viele Thränen." Darauf ließ Achilles ein Mahl bereiten, und bewirthete seinen Gast. Während des Mahles staunte Priamos über Wuchs und Gestalt des Helden, und dieser bewunderte seinerseits das würdevolle Antlitz und die weise Rede des Greises. Darauf ward ihm ein Lager in der Halle bereitet, und nachdem ihm Achilles eine Waffenruhe von eilf Tagen zur Bestattung des edlen Hektor verhießen hatte, legten sich beide schlafen. Vor An- bruch des Tages aber weckte Hermes den Greis, und mahnte ihn zur Rückfahrt nach Troja, die er unter dem Schutze des Gottes glücklich vollendete und darauf die nöthigen Anstalten zur Bestattung seines Sohnes traf. Bald entbrannte der Kampf von neuem; Achilles erschlug viele Feinde und verfolgte die Trojaner bis vor die Stadt. Hier schickte er sich an, die Thorflügel aus den Angeln zu heben, als Apollo, den Troern günstig gesinnt, vom Olymp herabstieg und dem Helden zurief, vom Kampfe abzulassen. Doch Achilles verachtete die Warnung des Gottes; da ver- hüllte sich der zürnende Apollo in ein schwarzes Gewölk, legte einen Pfeil aus seinen Bogen und schoß aus dem Nebel dem Peliden in die verwundbare Ferse, daß er wie ein Thurm zu Boden stürzte. Er zog den Pfeil aus der Wunde, das schwarze Blut quoll heraus; dennoch erhob er sich mit einem 3 *

7. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 54

1873 - Oldenburg : Stalling
54 wird ein Kind blühender Eltern es vom Schmause verstoßen und sagen: trolle dich, dein Vater ist ja nicht beim Gastmahl! Dann flüchtet es sich weinend zu der Mutter, die keinen Gatten mehr hat. Der aber wird die Hunde sättigen und die Würmer werden den Ueberrest verzehren! Was helfen mir nun die schmucken, zierlichen Gewände in den Kästen? Der Flamme will ich sie alle übergeben: was frommen sie mir? Hektor wird nicht mehr auf ihnen ruhen, nicht mehr in ihnen prangen!" So sprach sie weinend und wehklagend, und rings umher seufzten die Trojanerinnen. ^1' - \ 8. Die Eroberung von Troja. Nachdem die Griechen zehn Jahre lang erfolglos vor Troja gekämpft hatten, nahmen sie endlich ihre Zuflucht zur List. Auf den Rath des Odysseus fällten sie auf dem wald- reichen Jdagebirge hochstämmige Tannen, und nun zimmerte der kunstreiche Held Epeos ein mächtiges Roß, zuerst die Füße des Pferdes, dann den Bauch, über diesen fügte er den gewölbten Rücken, hinten die Weichen, vorn den Hals; über ihm formte er zierlich die Mähne, die sich flatternd zu bewegen schien: Kopf und Schweif wurden reichlich mit Haaren versehen, aufgerichtete Ohren an den Pserdekopf gesetzt und gläserne leuchtende Augen unter der Stirn angebracht: kurz es fehlte nichts, was an einem lebendigen Pferde sich regt und bewegt. So vollendete er mit Athene's Hülfe das Werk in drei Tagen, zur Verwunderung des ganzen Heeres. Nun stiegen die tapfersten Helden, Neoptolemos, der Sohn des Achilles, Menelaos, Diomedes, Odysseus, Philok- tetes, Ajax und andre, zuletzt Epeos, der das Roß verfertigt, in den geräumigen Bauch des hölzernen Pferdes: die übrigen Griechen aber steckten Zelte und Lagergeräth in Brand und segelten dann nach der nahe gelegenen Insel Tenedos, wo sie ans Land stiegen. Als die Trojaner den Rauch des Lagers in die Luft steigen sahen und auch die Schiffe verschwunden waren, stürmten sie voll Freuden aus der Stadt nach dem Griechischen Lager zu und erblickten hier das gewaltige hölzerne Roß. Während sie unter einander stritten, ob man das Wunder-

8. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 71

1873 - Oldenburg : Stalling
71 herirrend hierher, und hast du noch nicht Jthaka erreicht, noch nicht deine Gemahlin im Palaste wiedergesehen?" „Die Noth", antwortete Odysseus, „führte mich in die Wohnungen des Unterreichs hinab, um die Seele des The- banischen Greises Tiresias zu fragen. Noch nie habe ich seit meiner Abfahrt von Troja das Land der Griechen erreicht, noch nie betrat ich meine Heimath, sondern irrte von einem Elend zum andern. Doch sage mir, was für ein Geschick hat dich hinweggerafft, auszehrende Seuche, oder ein sanfter plötzlicher Tod? Erzähle mir auch von Vater und Sohn, führen sie noch mein Herrscheramt, oder hat es schon ein an- derer Mann empfangen, da man an meine Rückkehr nicht mehr glaubte? Sage mir auch von der Gattin, ob sie bei dem Sohne geblieben ist, den Wohlstand des Hauses erhal- tend, oder ob sie sich schon einem Edelen der Griechen ver- mählt hat?" „Noch weilt deine Gemahlin Penelope", antwortete die Mutter, „in deinem Palaste, voll Jammer trauert sie um dich, Tag und Nacht Thränen vergießend; noch übt Tele- machos das Herrscheramt; der Vater wohnt auf dem Lande und kommt nicht mehr zur Stadt, nicht schläft er mehr in Betten, sondern im Winter bei den Knechten im Zimmer neben dem Feuer, wo er, in schlechte Gewänder gehüllt, sich in den Staub legt; aber sobald der Sommer erscheint, be- reitet er sich aus dem Felde aus Sprossen ein Lager, und dein Geschick beklagend, verbringt er gramvoll die Tage. Ich aber starb weder an zehrender Seuche noch plötzlichen Todes, nur das Verlangen und die Angst um dich hat mir das Leben geraubt!" Von Sehnsucht durchdrungen, wollte jetzt Odysseus seine Mutter umarmen, dreimal streckte er die Arme nach ihr aus, und dreimal schwand der Schatten ihm aus den Händen. Voll Wehmuth rief er: „Mutter, warum bleibst du nicht, da ich mich sehne, dich zu umfangen, damit wir einander das Herz von Gram erleichtern?" Doch die Mutter ant- wortete: „Wenn einmal die Sterblichen verblüht, wenn Fleisch und Gebein von der Flamme des Feuers verzehrt sind, dann schwindet die Seele dahin, wie ein luftiges Traumbild. Du

9. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 151

1873 - Oldenburg : Stalling
151 F'erxes und befahl, dem Hellespont dreihundert Geißelhiebe zu geben und ein paar Ketten in die tiefe See zu versenken. Den Geißelern aber trug er auf, die rasenden Worte zum Hellespont zu sprechen: „D du bitteres Wasser, der Herr legt dir diese Strafe auf, weil du ihn beleidigt hast, da er dir doch nichts zu Leide gethan hat. Und der König Ferres wird doch über dich gehen, du magst wollen oder nicht. Von Rechts wegen aber opfert dir kein Mensch, weil du ein trügerischer und salziger Strom bist." Die Baumeister an der Brücke aber ließ Ferxes enthaupten. Die Brücken wurden nun von andern Ballmeistern vollendet, und als alle Arbeiten fertig waren, zog das Heer von Sardes, wo es überwintert hatte, nach Abydos. Da nahte sich Pythios dem König und bat ihn um die Gewährung einer Bitte. Der König ver- sprach sie und Pythios sagte: ,,Herr, ich habe fünf Söhne und sie müssen mit dir in den Krieg ziehen. Habe nun Er- barmen, o König, mit mir altern Manne, und befreie meinen Sohn, den ältesten, vom Kriegsdienste, die vier andern mögen mit dir ziehen." Ferxes aber ergrimmte und antwortete: ,,O du schlechter Mensch, du wagst es, da ich doch selbst in den Streit ziehe, mit meinen Söhnen und -Brüdern, mit meinen Verwandten und Freunden, deines Sohnes zu ge- denken, da du doch mein Knecht bist, der mich eigentlich niit seinem ganzen Hause und dem Weibe dazu begleiten müßte? Du sollst deine Strafe empfangen, doch weniger als du ver- dienst. Denn dich und deine vier Söhne rettet die Gast- freundschaft, doch der eine, an dem dir am meisten liegt, soll dir zur Strafe das Leben verlieren." Daraus befahl Ferxes, den ältesten Sohn des Pythios mitten durchzuhauen und die beiden Hälften, die eine zur Rechten, die andere zur Linken des Weges hinzulegen, damit das Heer da hindurch gehen sollte. > / Der Zug des Heeres war auf folgende Weise geordnet: Voran gingen die Lastthiere und das Zugvieh, nach diesen das ganze Heer von allerlei Volk ohne Unterschied bunt durcheinander: nach der ersten Hälfte war aber ein Zwischen- raum gelassen, daß sie nicht mit dem Könige zusammentrafen. Run zogen voran 1000 auserlesene Persische Reiter, hinter diesen 1000 Lanzenträger, sodann die zehn Risäischen Rosse,

10. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 23

1873 - Oldenburg : Stalling
23 Unter den Königen, die aus seinem Geschlechte in Theben regierten, ist besonders Lotos durch sein furchtbares Geschick berühmt geworden. Ein Orakel hatte ihm verkündet, der Sohn seiner Gemahlin Jokaste werde ihm das Leben rauben. Lotos zitterte vor dem Sohne, der ihm bald darauf geboren ward, und übergab ihn einem Diener, um ihn auszusetzen, nachdem er ihm die Knöcheln mit Nadeln durchbohrt hatte. Der Diener setzte ihn auf dem Berge Kithäron aus. Da fanden die Hirten des korinthischen Königs Polybos den schrei- enden Knaben und brachten ihn ihrer Königin Periböa, die keine Kinder hatte. Das königliche Paar nahm den Findling auf und erzog ihn an Sohnes statt. Da seine Füße in den ersten Tagen noch geschwollen waren, nannte man ihn Oedi- pus oder Schwellfuß. In Korinth wuchs er fröhlich auf und glaubte im Hause seiner Eltern zu sein, bis ihm einer seiner Altersgenossen einst im Zanke vorwarf, daß er ja nur ein an- genommenes Kind sei. Diese Mittheilung traf ihn hart; er wollte Gewißheit haben und fragte das Orakel zu Delphi über seine Herkunft. Dies gab ihm die Weisung, die Heimath zu meiden, sonst werde er seinen Vater tobten und seine Mutter zur Frau erhalten. Da Oedipus gewöhnt war, Ko- rinth als seine Heimath anzusehen, so kehrte er nicht wieder dahin zurück, und wanderte von Delphi aus nach Theben zu. Unterwegs kam er durch einen Hohlweg und begegnete hier einem Wagen, in dem ein Herr mit seinem Herold fuhr. Da"^' ^ er nicht ausweichen konnte, tödtete der Herold eins von feinen . Pferden; Oedipus griff zur Wehr und erschlug den Herrn sammt den Diener. Er setzte darauf seinen Weg fort und gelangte nach Theben, wo sich die Nachricht, daß König Lotos von Räuberhand gefallen sei, schon verbreitet hatte. So war denn Oedipus, ohne es zu ahnen, der Mörder seines Vaters geworden. Damals ward Theben von einem schrecklichen Ungeheuer heimgesucht; es war die Sphinx, die oben wie eine schöne Jungfrau, unten wie eine Löwin anzusehen war und an den Schultern Flügel hatte. Dies Ungethüm durchzog das Land und gab den Leuten ein Räthsel auf, das hieß also: „Was ist das für ein Geschöpf, das eine Stimme hat, am Morgen auf vier Füßen, Mittags auf zweien und Abends auf drei \ J/i \ io\ 4, f ri" 'j '
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